Wenn die lange, dunkle Zeit beginnt, haben wir Menschen das Bedürfnis, etwas Behaglichkeit und Leben in unseren Wohnraum zu bringen. Im Winter ist die Auswahl an blühenden Pflanzen von Natur aus beschränkt, daher wussten sich die Menschen, als es noch keine überfüllten Blumenläden gab, auch anders zu helfen.
Barbarazweige
Am 4. Dezember werden traditionell die Barbarazweige geschnitten. Dafür können verschiedenste Ästchen von Obstbäumen, wie zum Beispiel Kirsch-, Apfel-, Zwetschken- oder Birnbaum, verwendet werden, aber auch Birken-, Hasel- oder Hollerzweige. Am Heiligen Abend sollten die Zweige dann Blüten tragen – dies ist nicht nur zauberhaft anzusehen, es gilt auch als gutes Zeichen und soll im kommenden Jahr Glück bringen.
Im Gegensatz zu den heute üblichen Weihnachtsblühern haben diese Zweiglein mit ihren zierlichen Blüten einen besonderen Reiz. Sie sind natürlich, nicht von fern her importiert, und man steht oftmals in einer Beziehung zu dem Baum, von dem man sie geschnitten hat. Ich erinnere mich beim Schneiden gern an den Sommer zurück, an die vielen guten Äpfel, die der Baum getragen hat, und bin dankbar für das, was er uns gibt.
Strohblumen
Wie schon gesagt, stand nicht immer eine so reiche Auswahl an Winterblühern wie heute zur Verfügung. Etwas, was mir ganz besonders in Erinnerung geblieben ist, sind Strohblumen. Meine Großmutter pflanzte sie im Sommer, schnitt sie im Herbst und legte sie zum Trocknen auf den Dachboden. Als Kind war ihr Schatz am Dachboden für mich etwas ganz Besonderes – oft ging ich heimlich hinauf und knisterte mit den Blüten. Dabei sind wohl auch einige zerbröselt, und erwischen durfte man dabei nicht werden.
Im Spätherbst zierten diese Blüten den Herrgottswinkel, und zu Weihnachten waren sie im Tischgesteck zu finden, das immer rechtzeitig vor dem Heiligen Abend von meiner Mutter und ihr angefertigt wurde. Mit den Abfällen wurde wieder fleißig geknistert... bis sie zuletzt im Ofen zu Ende knisterten.
Christrose
Die Christrose gehört meiner Meinung nach in jeden Garten oder Kübel, sie sind eine Zierde für den Eingang oder die Terrasse. Sie entfaltet ihre Pracht und trotz Kälte und Schnee, wenn alle anderen Blüher eine Pause einlegen.
Da sie in der Natur immer seltener vorkommt, sollte die Schneerose oder der Eberwurz, wie sie auch genannt wird, keinesfalls einfach "mitgenommen" werden. Wenn sie im Frühjahr abgeblüht ist, entwickelt die Christrose eine Fruchtstand, aus dem Samen gewonnen werden können. Sie lässt sich an einem halbschattigen Standort gut übers Jahr bringen und kann bei guter Pflege bis zu 30 Jahre alt werden.
Hyazinthe
Die Hyazinthe hat für mich auch etwas besonders Weihnachtliches, obwohl sie gern auch im beginnenden Frühjahr verkauft wird. Früher haben die Frauen die Zwiebel so gesteckt, dass zu Weihnachten die Blüte aufging, und oft standen die Fensterbänke voll mit Hyazinthen, sodass der ganze Raum von ihrem Duft erfüllt war.
Auch heute erinnert sich so mancher an diese Tradition, pflanzt die Zwiebeln im November ein und stellt sie auf ein kühles Fensterbankerl – in der Hoffnung, dass diese genau zu Weihnachten zu blühen und duften beginnen.
Amaryllis
Wie die Hyazinthe muss auch die Blumenzwiebel der Amaryllis rechtzeitig gesteckt werden, damit sie zu Weihnachten blüht. Und auch sie braucht einen hellen, aber etwas kühleren Platz im Haus. Auch der Duft der Amaryllis ist betörend, und im vorigen Jahr hatte ich das Glück, dass meine Amaryllis bis in den Februar hinein blühte.
Als Schnittblume lassen sich mit ihr wunderschöne Festtagstischgestecke kreieren (das Wasserdepot nicht vergessen). Die Amaryllis hat eine anmutige Ausstrahlung und bringt wunderschöne Farben in den Raum.
Weihnachtsstern
Der Weihnachtsstern ist in der stillsten Zeit des Jahres für viele nicht wegzudenken. Auch er bringt einen herrlichen Farbtupfer ins Haus. Er stammt ursprünglich aus Südamerika und wurde im 19. Jahrhundert in die USA importiert. Von dort aus trat er seinen Siegeszug auch nach Europa an. Der Weihnachtsstern symbolisiert Wohlwollen, Liebe und Hoffnung und ist damit ein ausgesprochen schönes Geschenk.
Obwohl mir der Weihnachtsstern sehr gut gefällt, habe ich kein gutes Händchen dafür. Für Tipps wäre ich sehr dankbar.
Tannenzweige, Mistel, Stechpalme und Eibe
Am liebsten sind mir zum Dekorieren für drinnen und draußen aber heimische Gewächse, wie Tannenzweige, Mistel, Stechpalme und Eibe, wobei aber darauf hingewiesen sei, dass die Eibe und Stechpalme giftig sind. Nichtsdestotrotz können sie in sicherem Abstand von den Kindern als Schmuck verwendet werden.
Eibe
Die immergrüne Eibe war für die Kelten ein heiliger Baum und stand mit der Ewigkeit in Verbindung. Aus ihrem Holz wurden Zauberstäbe und Wünschelruten gefertigt. Eiben können sehr alt werden, auf den Britischen Inseln soll es Exemplare geben, die 2.000 Jahre alt sind. Die Eibe zeichnet sich durch eine äußerst gute Regenerationsfähigkeit und ein hervorragendes Wundheilungsvermögen aus, sie kann selbst aus einem Wurzelstock noch ausschlagen, was andere Nadelbäume nicht können. Im Vergleich zu heute hatte das Eibenholz aufgrund seiner Härte und gleichzeitigen Elastizität bereits seit der Jungstein- und Bronzezeit bis ins Mittelalter für den Bogen- und Speerbau eine große Bedeutung, auch der Englische Langbogen wurde aus Eibenholz gefertigt. Eibenbalken wurden als Schwellbalken (Hausschwellen) eingesetzt, da sie sehr witterungs- und feuchtigkeitsbeständig sind. Eibennadelabsud wurde von den Kelten benutzt, um die Pfeilspitzen zu vergiften. In einem geringen Maß wurde Eibenlaub dem Viehfutter beigemischt, um Krankheiten vorzubeugen.
Stechpalme
Die Stechpalme ist ein heimischer und alteingesessener Strauch. Ihre glänzenden Blätter sind eine Zierde, und das satte Dunkelgrün hebet sich von den anderen winterlichen Grüntönen unaufdringlich ab, was mir sehr gut gefällt. Das langsam wachsende Holz der Stechpalme war nur spärlich verfügbar und war früher bei Drechslern und Möbeltischlern für wertvolle Einlegearbeiten begehrt. Das harte Holz wurde für die Anfertigung von beispielsweise Spinn- und Zahnrädern, Hausrat (z.B. Löffel), weiße Schachfiguren, Peitschenstiele und Spazierstöcke verwendet. Kelten, Germanen und Römern bewunderten das immergrüne Laub aufgrund seiner Seltenheit. Es stand als Symbol für Tod, Wiedergeburt und Treue und galt als heilig. Zudem sollten die geweihten Zweige, mit oder ohne Früchten, Mensch und Vieh vor bösen Geistern, Zaubern und Blitzen schützen. Aus diesem Grund sieht man auch heute noch mancherorts die Zweige in Dachgiebel von Gebäuden hängen.
Mistel
Die Mistel fasziniert mich immer wieder. Natürlich ist sie ein Schädling für unsere alten Obstbäume, und ich sehe immer wieder mit Argwohn auf einen befallenen Baum. Diese Aufsitzerpflanze nutzt ihren Wirt für ihre Wasser- und Nährstoffversorgung, zerstört die Zellwände der befallenen Bäume und treibt einen Keil in das Wirtsgewebe, der bis zu einen halben Meter tief in den Baum hineinreichen kann. Wenn man den Befall aufhalten will, muss man die Äste 30 bis 50 cm ins Gesunde abschneiden.
Doch wo Schatten ist, ist auch Licht: Die Mist gilt seit jeher als Heilpflanze. Misteltee wirkt blutdruckregulierend, regt den Stoffwechsel und die körpereigenen Abwehrkräfte. Zudem wirkt er blutstillend, lindert Menstruationsbeschwerden, wirkt beruhigend und soll so gegen Ruhelosigkeit und auch Ohrensausen helfen.
Über kaum eine andere heimische Pflanze gibt es so viele Sagen und Mythen. So ernteten keltische Druiden Misteln für kultische Zwecke mit einer goldenen Sichel. Diese durften dabei nicht den Boden berühren und wurden bei der Ernte mit weißen Tüchern aufgefangen, damit sie ihre magische Wirkung bewahren. In der germanischen Mythologie wurde Odins Sohn Baldur durch einen Pfeil aus Mistelholz getötet. Daraufhin sollen die Tränen seiner trauernden Mutter Frigga in die weißen Beeren des Mistelzweiges gedrungen sein, wodurch die Göttin ihren Sohn von den Toten zurückholen konnte. Daher stehen die Zweige für den Sieg des Lebens über den Tod. Aus Freude darüber küsste Frigga jeden, der unter Misteln entlang ging und die Misteln versprachen ihr, dass sie niemandem mehr schaden, sondern verliebten Paaren die Liebe verschönern würden – woran bis heute in manchen Ländern zu Weihnachten mit einem Kuss unter einem Mistelzweig gedacht wird. Dann ist es doch naheliegend, dass die Mistel ist auch ein Fruchtbarkeitssymbol ist.
Tannenzweige
Sie sind für mich der Inbegriff für Weihnachten und wurden auch schon von meiner Großmutter zum Schmücken des Kreuzes im Herrgottswinkel und der Heiligenbilder benutzt. Sie sind vom Adventkranz angefangen über Witterungsschutz für Kübelpflanzen und Beete bis hin zur festlichen Dekoration im Winter nicht wegzudenken. Ihr Geruch erinnert mich an unsere alte Stube mit Kachelofen und Jogltisch und löst ein anheimelndes Gefühl aus. Mein Staubwedel aus Schaffell wird beim Weihnachtsputz unserer alten sandgestrahlten Holzdecke aus dem 17. Jahrhundert mit Tannenöl präpariert, sodass das ätherische Öl in das Holz einziehen kann und über die Feiertage den guten Tannengeruch des Christbaums noch verstärkt.
Aprops Christbaum... dazu wird es bald einen ausführlichen neuen Beitrag geben!
Ganz besonders schöne Blumen sind Eisblumen, die aufgrund der heutzutage sehr gut gedämmten Fenster nur noch einen Seltenheit sind.
Welche Blüten und Pflanzen des Winters sind dir am liebsten?
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