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Wetterleuchten – Abwehrhandlungen gegen Unwettergefahr



Das Wetterleuchten ist eine unheimliche und mysteriöse Erscheinung und wurde von den Menschen seit jeher als Bedrohung wahrgenommen. Beim Wetterleuchten nimmt man den Widerschein von Blitzen wahr, auch wenn man die Blitze selbst nicht sehen kann. Es schafft eine düstere und gespenstische Atmosphäre, da der Himmel flackert und die Wolken tief hängen, aber kein Donner zu hören ist. Schon bei Wetterleuchten wurden einst Vorsorgemaßnahmen gegen drohende Unwetter ergriffen...


Das diffuse Flackern und Leuchten in der Ferne erzeugt bei vielen eine bedrückende Stimmung, die oft als unheimlich und bedrohlich empfunden wird.




Wie entsteht Wetterleuchten?

Wetterleuchten tritt auf, wenn Gewitter weiter entfernt sind oder wenn Blitze innerhalb von Wolken entladen werden. Der dazugehörige Donner ist aufgrund der großen Distanzen meistens nicht oder nur schwach zu hören. Bei typischen mitteleuropäischen Gewittern beträgt die Hörweite des Donners etwa 5 bis 20 km, abhängig von verschiedenen Faktoren wie Windrichtung, Umgebungsgeräuschen, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Gelände- und Oberflächenbeschaffenheit, Bebauung und Bewaldung. Die Zeitspanne zwischen Blitz und Donner kann dabei etwa 15 bis 60 Sekunden betragen.


Wetterleuchten in der Dämmerung ist ein unheimliches Naturschauspiel, aber in der dunklen, wolkenverhangenen Nacht wirkt es noch bedrohlicher. (Bild: Christian Arntzen)



Auch innerhalb der Wolken selbst entstehen Lichtreflexionen durch die elektrischen Entladungen, die von Wassertröpfchen und Eiskristallen gestreut werden. Dieses diffuse Flackern in der Atmosphäre ist ein Phänomen des Blitzlichts, das sichtbar wird, obwohl der Donner aufgrund der Entfernung nicht mehr hörbar ist. Wenn ein Gewitter mehr als 25 Kilometer entfernt ist, ist der Donner in der Regel nicht mehr wahrnehmbar, aber das Wetterleuchten kann dennoch beobachtet werden.




Geschichtliches

Die Bedrohung des Wetterleuchtens liegt in dem Wissen, dass ein Gewitter in der Nähe ist, auch wenn der Donner nicht mehr zu hören ist. In solchen Fällen besteht die Gefahr, dass das Gewitter sich weiter auf den Standort zubewegt und möglicherweise bald heftige Blitzentladungen, Hagel, Sturm und Regen bringt. Daher wird Wetterleuchten auch heute noch als Warnsignal für mögliche Unwetter betrachtet, obgleich die meisten Gebäude mit einem Blitzableiter ausgestattet sind.


Ebenso beklemmend wirkt das Donnergrollen, das Donnern aus der Ferne: Früher glaubten die Menschen, dass der Donnergott Thor mit einem von Ziegenböcken gezogenen Wagen über den Himmel rollte. Wenn der Blitz einschlug, dachten sie, dass er seine metallisch glänzende Waffe von oben herabgeschleudert hatte. Da er aber ein freundlicher Gott war – er war auch der Bauerngott – tragen noch heute viele Männer in Norwegen seinen Namen.


Germanischer Gott Thor über den Gewitterwolken mit seinen beiden Ziegenböcken Tanngnióstr (Zähneknirscher) und Tanngrisnir (Zähneblecker) – Gemälde von Max Koch, etwa 1905



Den durch Hagelunwetter verursachten Schaden suchten die Menschen seit dem Altertum durch magische Handlungen abzuwehren. Bereits Seneca beschreibt in seinen Naturales quaestiones fest angestellte „Hagelwächter“ in der Stadt Kleonai, die vor anstehendem Hagel warnten und die Bevölkerung zu Tier- und Blutopfern bewegten, um das Unwetter aufzuhalten. Plinius der Ältere, ein römischer Gelehrter, beschrieb schon kurz nach Christi Geburt eine große Anzahl von Maßnahmen zur Abwehr von Gewitterdämonen.


Die christliche Kirche schrieb in ihrer Frühzeit hagelträchtige Gewitter dem Wirken von Dämonen und Geistern zu, die durch Gebete, die Heilige Messe oder geweihtes Wasser zu bekämpfen seien. Als Beschwörungsritus wurden ab dem 9. Jahrhundert Kruzifix, Kreuzzeichen und Befehlsformeln eingesetzt, um die dämonischen Unwetter in die Wildnis zu bannen. Das Pergament der Seckauer Hagelbeschwörung stammt aus dem 12. Jahrhundert. Mehr dazu weiter unten.


Viele lokale Bräuche waren ursprünglich heidnischen Ursprungs und wurden von der Kirche nur zeitweise geduldet oder kirchlich umgedeutet, wie etwa der Opferbrauch der „Hagelrinder“, die von Dorfgemeinschaften an Klöster verschenkt wurden, um deren Beistand gegen Hagelunwetter zu erbitten. Auch Hagelprozessionen und Palmstangen waren verbreitete christliche Formen der Hagelabwehr. Eine beliebte Methode zur Gewitterabwehr war die Lärmerzeugung, indem man Horn blies, Böller und Gewehre abschoss und vor allem Glocken läutete, um Dorf und Flur vor der Vernichtung zu bewahren. Oft versuchte man, durch das Wetterschießen oder das ältere Wetterläuten die im Unwetter daherstürmenden bösen Geister zu vertreiben. Neben dem alten Dämonenglauben spielte die Weihe der Glocken eine wichtige Rolle im Glauben an die Wirksamkeit des Wetterläutens. In Europa ist seit mindestens dem 15. Jahrhundert die Tradition des Wetterläutens dokumentiert, das später auch durch das „Wetterschießen“ ergänzt wurde, um den Hagel mit Lärm zu vertreiben. Maria Theresia verbot diesen Brauch im 18. Jahrhundert, da „das gewölck […] endlichen dem Nachbarn mit noch größerer Gewalt auf den Hals getrieben wird“, auch in anderen Gebieten wurden im Zuge der Aufklärung solche Bräuche eingeschränkt oder verboten.


Man versuchte auch, durch Bittprozessionen und Schauerämter Unwettern vorzubeugen. Außerdem verehrte man bestimmte Heilige, von denen man sich besonderen Schutz vor dem Wetter erhoffte, wie beispielsweise Donatus, Florian und Leonhard. Die Verehrung von Wetterheiligen wurde bis ins 19. und 20. Jahrhundert vielfach praktiziert. Viele nachmittelalterliche Wallfahrtsorte entstanden aufgrund von schrecklichen Missernten, die auch durch Unwetterschäden verursacht wurden.


Die Schwere der Unwetter veranlasste unsere Vorfahren, auch über andere Möglichkeiten der Abwehr nachzudenken, was sich in zahlreichen Bräuchen und Glaubensvorstellungen um den Palmbuschen zeigt. Weniger bekannt ist das im Wechselgebiet nachweislich bis in die 50er-Jahre des vorigen Jahrhunderts praktizierte "Windelschmeißen". Während des Unwetters wurden weiße Windeln vor die Eingangstür geworfen. An Wegen aufgestellte Hagelkreuze sind seit dem 13. Jahrhundert bekannt. In einigen Gegenden der Steiermark, besonders im Joglland, stellte man sogenannte Wetterkreuze auf, die mit den Leidenswerkzeugen Christi versehen wurden, und noch heute wird bei diesen Wetterkreuzen um Verschonung von Hagelschlägen gebetet. Im Allgemeinen werden diese Bräuche, die Haus und Flur schützen sollen, von meist älteren Menschen im Vertrauen auf ihre Wirksamkeit bewahrt.


Heute ist es nur schwer vorstellbar, welche Ängste unsere Vorfahren ausstehen mussten und welchen willkürlichen, höheren Mächten sie ausgesetzt waren, wenn der Himmel sich plötzlich verfinsterte, schwarz färbte und von der Ferne das dumpfe Grollen oder auch allein das Wetterleuchten wahrnehmbar war. Viele Höfe und Wirtschaftsgebäude sind in der Vergangenheit Opfer von Unwettern geworden – dies war dann besonders verheerend, wenn die Tenne schon für den kommenden Winter mit Heu, Stroh und Getreide gefüllt war. Dann hieß es zusammenhalten und teilen: Es war nämlich üblich, dass die Nachbarn den geschädigten Bauern nicht nur mit ihrer gesamten "Manpower" aushalfen, sondern auch bis zur nächsten Ernte mit Naturalien.


In uns ist dieses Wissen um diese Bedrohung im Unterbewusstsein immer noch vorhanden, dieses gerät nicht in wenigen Generationen in Vergessenheit, sondern kann jederzeit reaktiviert werden. Nicht umsonst stellen sich bei manchen bei einem annähernden Gewitter die Nackenhaare auf oder sie bekommen ein flaues Gefühl in der Magengegend. Wir genießen heute den Luxus, uns diesbezüglich nicht sorgen zu müssen. Doch in der Landwirtschaft gibt es auch heutzutage nur begrenzte Möglichkeiten, sich gegen Unwetter zur Wehr zu setzen, denn Hagelnetze und Hagelabwehrflieger können das Ausmaß der Schäden vielleicht verringern, nicht aber gänzlich verhindern. Früher hatten unsere Vorfahren noch weniger Optionen.


Aber nun sehen wir uns an, auf welche Weise der Bedrohung durch Unwetter einst entgegengetreten wurde.




Was bringt Abhilfe?

Wetterbannende Praktiken als unheilabwehrende Handlungen, etwa um Unwetter als Ausdrücke dämonischen Handelns fernzuhalten, sind in zahlreichen Kulturen bekannt. Verbreitete Formen im Christentum waren das Wetterläuten beim Heranziehen eines Gewitters, Bittprozessionen, Hagelfeiertage mit Hagelprozessionen, Wetterpredigten, das Aufstellen von geweihten Wetter- oder Schauerkerzen oder das Verbrennen von Palmzweigen. Die Grenzen zwischen mythischen oder magischen und religiösen Vorstellungen, zwischen Volksfrömmigkeit und Aberglaube waren fließend. Daher legte die Kirche seit dem Mittelalter Wert auf eine Unterscheidung und liturgische Reglementierung der Formen. Der Wettersegen im Frühjahr und Sommer wird heute als Ausdruck der Sorge um das tägliche Brot für alle Gemeinden in Stadt und Land empfohlen; häufiger Brauch war er vor allem in ländlichen Gegenden.


Blitzschlag im Lungau: Enem Fotografen gelang es, diesen massiven Blitzschlag in die Lechneralm aufzunehmen.



Magische Beschwörungen und Zaubersprüche

Das Mittelalter war stark von magischen Vorstellungen geprägt, die sich im Glauben an eine von Geistern beseelte Natur und die Nutzung okkulter Kräfte durch verschiedene Praktiken zeigten. Mit der Christianisierung wurden Teile der früheren heidnisch-kultischen Handlungen übernommen, umgewandelt und um neue Aspekte ergänzt. Die Idee der Magie durchzog alle gesellschaftlichen Schichten, obwohl sie seitens des Klerus und des Adels heftig bekämpft wurde, gleichwohl auch dort magische Handlungen häufig vorkamen.

Mit der Christianisierung im Frühmittelalter verurteilte der Klerus die Magie als dämonische Kunst und versuchte, sie zu unterbinden, da sie mit einem Pakt mit dem Teufel in Verbindung gebracht wurde.


Es gab Unterscheidungen zwischen weißer oder natürlicher Magie, die die Kräfte der Natur nutzen sollte, und schwarzer oder dämonischer Magie, die Schaden anrichten sollte. Die natürliche Magie umfasste auch die Kräutermedizin des einfachen Volkes, die jedoch oft mit magischen Elementen verknüpft war. Die schwarze Magie wurde als ketzerisch und verwerflich angesehen und konnte zu schweren Strafen führen.


Die Praktiken der Magie umfassten Zauber, Gebete, Segenssprüche und Beschwörungen. Gebete waren formale Bitten an göttliche oder heilige Wesen. Zauber- und Segenssprüche enthielten etwa Genesungswünsche für kranke oder verletzte Menschen und Tiere. Als Beispiel können die zwei Merseburger Zaubersprüche aus dem 8./9. Jahrhundert genannt werden, die einen Löse- und einen Heilzauber beeinhalten und eines der wenigen Dokumente darstellen, die in althochdeutscher Sprache überliefert sind. Beschwörungen wurden in Befehlsform ausgesprochen und richteten sich oft an Dämonen als vermeintliche Verursacher von Krankheiten. Beschwörungen wurden auch in anderen Kontexten eingesetzt, wie gegen feindliche Soldaten oder Diebe.


Als Beispiel für Wetterbeschwörungen kann die Seckauer Hagelbeschwörung – früher auch Grazer Wettersegen genannt – angeführt werden. Die Seckauer Hagelbeschwörung ist ein historisches Dokument aus dem 12. Jahrhundert und gilt als der älteste erhaltene Hagelspruch im deutschen Sprachraum. Der Beschwörungstext wurde auf einem Pergamentblatt gefunden, das als Einbandverstärkung für einen lateinischen Benediktions-Kodex des Seckauer Chorherrenstiftes diente.


Adalram von Waldeck stiftete 1140 in St. Marein bei Knittelfeld ein Kloster für Augustiner-Chorherren. Schon 1142 wurde die Gründung mit Gutheißung des Erzbischofs Konrad I. von Salzburg auf die Hochebene von Seckau verlegt. Bis 1491 bestand in Seckau ebenso ein Chorfrauenkloster. 1782 wurde das Chorherrenstift durch Kaiser Joseph II. aufgehoben und der Sitz der Diözese nach Graz verlegt.


Die Vorderseite des Pergaments enthält eine lateinische Beschwörung zur Entdeckung eines Diebstahls, während die Rückseite die schwer lesbare Hagelbeschwörung in deutscher Sprache enthält. Der Autor dieser Beschwörung ist nicht bekannt.


Digitalisat der Handschrift der Seckauer Hagelbeschwörung. Die Beschwörung soll zur Erstausstattung des Seckauer Chorherrenstiftes gehört haben und stammt aus dem 12. Jahrhundert.



Der lateinische Sammelcodex, zu dem die Hagelbeschwörung gehörte, umfasst insgesamt 148 Blätter und enthält Beschwörungen (Adjurationen) und Segnungen (Benediktionen) für den klösterlichen Gebrauch. Es wird angenommen, dass die Handschrift 784 zur Erstausstattung des Seckauer Chorherrenstiftes gehörte, da der Inhalt und die Handschriften der einzelnen Schreiber darauf hindeuten.


Die Struktur der Hagelbeschwörung enthält Elemente, die auch in anderen mittelalterlichen Zaubersprüchen zu finden sind. Sie beginnt mit einer dreimaligen Anrufung der drohenden Hagelwolken und einer dreimaligen Bitte, das Unwetter möge sich entfernen. Dies diente dazu, die Wolken anzusprechen und zu bannen. Die Beschreibung, wie die gefährlichen "weißen Steine" (Hagelkörner) durch Einwirkung eines wolkenartigen Gebildes, angeführt von Christus selbst, in Wasser aufgelöst werden sollen, zeigt den magischen Charakter der Beschwörung. Zum Schluss werden Opfergaben in Form von Gebetsleistungen erwähnt.

Die Struktur und die Verwendung bestimmter Formeln in der Beschwörung weisen auf die magische Praktik hin. Die Anrufung und Bannung sind typische Elemente magischer Rituale, um Macht über die Gefahr zu erlangen. Die Analogieerzählung dient dazu, sich selbst abzusichern und die heilige Macht zu erinnern, die wieder wirksam werden soll. Die Beschwörungsformel, meist im Imperativ gehalten, verstärkt die Bitte und erinnert an den Kern der Magie.


Obwohl der Gebrauch von Zaubersprüchen und Beschwörungen verbreitet war, bestand die Gefahr, auf den Pfad der Schwarzen Magie zu geraten. Solange die Hagelbeschwörungen dazu dienten, das Unwetter in ein entferntes und unbewohntes Gebiet zu verweisen, wurden sie als Weiße Magie betrachtet. Falls jedoch der Verdacht bestand, dass sie zu schadenden Zwecken genutzt wurden, wurde dies als Schwarze Magie angesehen.




Wetterkerzen

Die Wetterkerze oder auch Schauerkerze genannt, sind gesegnete Kerzen, die zum Gebet angezündet werden, um bei nahendem Unwetter Schäden und Blitzschlag abzuwenden. Das Brauchtum ist vorwiegend im Voralpen- und Alpengebiet verbreitet. Wie der Name bereits hinweist, wird bei schwerem und nahem Gewitter angezündet und soll Mensch, Tier, Haus und Hof vor Schaden durch das Unwetter – besonders Blitzschlag – bewahren. Es ist (in der Regel) immer eine schwarze Kerze, so ist sie unverwechselbar und nur für diesen Zweck bestimmt. Deshalb sind schwarze Kerzen auch keine Trauerkerzen, wie zum Teil angenommen (denn jene sind weiß mit Symbolen und Verzierungen in schwarz und silber). Trotzdem können Wetterkerzen auch weiß sein, je nach regionaler Gepflogenheit. Die Wetterkerze ist einfach und schlicht oder auch mit dem Bild eines Wallfahrtsortes verziert, von dem sie (als Andenken für sich selbst oder auch als Geschenk) mitgebracht wird. Dass die Kerze nach dem Kauf geweiht wird (meist am Wallfahrtsort), also den kirchlichen Segen erhält, ist natürlich selbstverständlich, d. h. der eigentliche Sinn und Zweck.


Die Farbe schwarzer Schauerkerzen rührte ursprünglich davon her, dass man sie aus von den Küstern gesammeltem Tropfwachs und der Überreste von Wachsbildern herstellte; das Wachs war deshalb durch die Beimengung von Kerzenruß schwarz gefärbt. Während noch ein Landshuter Verwaltungsakt aus dem Jahre 1700 das Nachmachen von Wetterkerzen aus Wachs, das nicht aus der dortigen Gedenkkapelle stammte, untersagte, hatte sich 1785 die Herstellung der Altöttinger Wetterkerzen aus gekauftem schwarzem Wachs etabliert, da das Tropfwachs aus den Kirchen den Bedarf an Wetterkerzen nicht decken konnte.


Mariazeller Wetterkerze


Erste Erwähnungen der Schauerkerzen in kirchlichen Unterlagen lassen sich für das Jahr 1497 und nochmals 1512 finden. Neben diesen zumeist weißen ex voto gestiftete großen Kerzen etablierten sich zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert kleinere schwarze Wetterkerzen für den Hausgebrauch, wie sie z. B. in Mariazell, Walldürn, Andechs, Vierzehnheiligen oder Altötting erhältlich sind. Solche Wetter- bzw. Schauerkerzen werden in kirchlichen Unterlagen erstmals 1675 erwähnt. Bis heute werden Wetter- bzw. Schauerkerzen in manchen katholischen Haushalten im Herrgottswinkel oder neben dem Weihwasserbecken aufgestellt. Bei nahendem schwerem Gewitter, Hagelschlag, Sturm oder anderen drohenden Wetterunbilden wird die Kerze angezündet und ein Bittgebet gesprochen. Durch die Anrufung Gottes und der Heiligen sollten Mensch, Tier, Haus und Hof vor Schaden durch das Unwetter, besonders Blitzschlag, bewahrt bleiben.


In früheren Zeiten hat man von der Königskerze das Wetter abgelesen. Diese Wildpflanze faszinierte unsere Vorfahren sehr, ob als Wetterorakel, Heilpflanze oder als „Blitzableiter“, wohl wegen ihrer beachtlichen Größe und auch, weil sie kerzengerade in den Himmel ragt. Manchmal hat sie eine kleine Neigung und wächst schief. Man beobachtet im Sommer um Maria Himmelfahrt (15. August) insbesondere die Blütenspitze der kleinblütigen Königskerze (Verbascum thapsus), die auch Wetterkerze genannt wird. Neigt sich der Blütenstängel nach Westen kommt Regen. Zeigt er nach Osten, wird es ein sonniger Tag. Die Wetterkerze sagt auch langfristig das Wetter voraus. Im ersten Jahr bildet sie eine Blattrosette. Liegen die Blätter im unteren Teil sehr dicht beieinander, wird es wohl schon zeitig Schnee geben. Liegen die Blätter hingegen im oberen Teil dicht aneinander, kann man zum Jahresanfang mit Schnee rechnen. Weitere Bezeichnungen im Volksmund für die Königskerze sind Donner- und Blitzkerze, Himmelsbrand, Unholdskerze, Winterblom, Wollblume oder Wollkraut.



Die Gepflogenheit, Schauer- oder Wetterkerzen anzuzünden, entstand vermutlich im Zusammenhang mit der Spendung des Wettersegens. Dieser Segen wird besonders in ländlichen Gegenden üblicherweise zwischen dem Fest der Kreuzauffindung (3. Mai) und dem Fest Kreuzerhöhung (14. September) am Ende der Heiligen Messe erteilt, womit wir schon beim nächsten Punkt sind.




Wettersegen

Der Wettersegen ist ein Segensgebet um gedeihliches Wetter und Schutz vor Unwettern. Er wird am Ende einer Heiligen Messe gespendet, in der Regel an Sonntagen, früher mancherorts auch täglich. Der Zeitraum variiert nach örtlichen Gegebenheiten, traditionell zwischen dem früheren Festtermin der Kreuzauffindung am 3. Mai und dem Fest der Kreuzerhöhung am 14. September. Regional ist es üblich, den Wettersegen auch bereits ab dem Fest des heiligen Markus, dem 25. April, dem Tag, an dem früher die Markusprozession üblich war, erteilt, in einigen Regionen wird er auch nach dem Fest der Kreuzerhöhung noch gespendet. Form und Ablauf des Segens können nach örtlichem Brauch variieren.

Der ist Ausdruck der Sorge um die Natur und das tägliche Brot für die Menschen und wird zur Abwehr von drohenden Unwettern, Hagel, Stürmen oder anderen Wetterunbilden gesprochen. Der Wettersegen hat eine lange Geschichte und ist in vielen katholischen Gemeinden, insbesondere in ländlichen Gebieten, weiterhin ein verbreiteter Brauch.


In Bayern und mancherorts in Österreich wird dieser Wettersegen auch täglich nach der Messe vom Fest der früheren Fest der Kreuzauffindung (3. Mai) und dem Fest Kreuzerhöhung (14. September) bzw. von Fronleichnam bis zum Erntedankfest erteilt. An Wochentagen wird der Segen verkürzt, während er an Sonntagen in der gleichen Weise wie am Fronleichnamstag, also mit den vier Evangelien, allerdings nicht im Freien, sondern in der Kirche, gegeben wird. Der einfache oder verkürzte Wettersegen wird vielfach nur mit dem Ciborium oder mit einer Kreuzpartikel gegeben; der Wettersegen an Sonntagen jedoch wird mit der Monstranz gehalten, mit der nach je einer der vier Windrichtungen der Segen gegeben wird, wobei der Priester betet.

„Von Blitz und Ungewitter, von Pest, Hunger und Krieg vom plötzlichen, unvorhergesehenen und ewigen Tod .- von jeglichem Übel, erlöse uns o Herr“.

Beim vierten Evangelium gibt dann der Priester den Segen nach allen vier Windrichtungen und betet dabei die Anrufung:

„Mit dem himmlischen Segen seien geweiht, behütet und erhalten dieser Ort und alle, die darin wohnen, - die Felder und Früchte der Erde.“



Wetterläuten

Das Wetterläuten war eine alte Tradition im Alpenraum, um Unwetter abzuwehren. Auf dem Kirchturm gab es eine Wetterglocke, mit der im Ernstfall geläutet wurde. Man glaubte, dass das Läuten der geweihten Kirchturmglocken Blitzeinschläge verhindern und das Gewitter vertreiben könnte. Bei drohendem Unwetter läuteten der Messner oder der Pfarrer selbst die Glocken. Kam es dennoch zu einem Unwetter, musste der Geistliche mit der Monstranz vor die Kirche treten und in alle vier Himmelsrichtungen den „Wettersegen“ erteilen. Kam es gleichwohl zu Ernteschäden, so konnte sich dies negativ auf die Einkünfte („Neujahrsgeschenk“) des Messners auswirken oder ein Gegenzauber wurde vermutet und nach Zauberern oder Hexen gesucht, die den Schaden zu verantworten hatten.


Am wirksamsten galt das Wetterläuten gegen "Gemachte Wetter". Manche Glocken waren besonders kräftig, sie hießen "hochgeweihte" und sie vermochten das unheilvolle Wirken der Hexen aufzuheben. Bei einem drohenden Gewitter musste vom Pfarrer oder vom Mesner genau zum richtigen Zeitpunkt die Kirchenglocke geläutet werden, damit sich das Unwetter nicht über dem Ort entlud. Als Dank bekam er von den Bauern die sogenannten "Läutergarben", die aus verschiedenen Getreidegarben, wie Weizen und Hafer, bestanden. Am Bild die große Wetterglocke im Rauriser Kirchturm.



Im Alpenraum (Süddeutschland, Österreich und Südtirol) hat sich die Tradition des Wetterläutens bis heute erhalten und dient auch als akustisches Warnsignal für die Bevölkerung vor der drohenden Gefahr. Hierbei werden entweder sämtliche Glocken oder lediglich die größte Glocke einer Pfarrkirche vom Herbeiziehen bis zum Abzug des Unwetters mitunter bis zu 30 Minuten lang geläutet. Die gebirgige Landschaft verhindert teilweise die Sicht hinter den nächsten Berggipfel, und auch Warnrufe verhallen darin. Daher waren die Glocken eine wichtige Einrichtung, um auf drohendes Unheil aufmerksam zu machen.


Das Wetterläuten gibt es schon seit dem Frühmittelalter, obwohl es ab der frühen Neuzeit von der Obrigkeit als magische Praxis und finsterer Aberglaube bekämpft und verboten wurde. Dennoch übten viele Gemeinden weiterhin Druck aus, das Wetterläuten fortzusetzen, und manche Küster oder Pfarrer wurden dazu gezwungen. Ab dem 15. Jahrhundert erschienen Inschriften auf Glocken, die böse Geister vertreiben sollten. Im deutschsprachigen Raum findet man Glockeninschriften wie "Vivos voco. Mortuos plango. Fulgura frango", was bedeutet:


"Die Lebenden rufe ich. Die Toten beklage ich. Die Blitze breche ich."

Die Schillerglocke in Schaffhaufen mit der oben genannten Inschrift: vivos voco mortuos plango fulgura frango miserere domine populo quem redemisti sangvine tuo anno domini m ccc l xxxvi.



Auf abgelegenen Bauernhöfen wurde auch die Essglocke als Wetterglocke verwendet. Diese hängt üblicherweise in einem hölzernen Glockenturm, der auf dem First des Bauernhausdaches außen aufgesetzt ist. Die Spitze des Glockenturms wird oft von einem Wetterhahn oder manchmal von einem Kreuz geziert. Durch einen herabhängenden Strick kann die Glocke geläutet werden. Die Bäuerin oder die Kuchldirn läuteten mit der Essglocke, um die am Feld arbeitenden Familienmitglieder und Dienstboten zum Essen zu rufen. Dieses Glockenzeichen wurde mit Freude vernommen, und die Menschen gingen "zuichi" (zügig) ins Haus.



„Hausglocke“, „Glockenturm“, „Dachreiter“ – das sind Bezeichnungen für eine Besonderheit auf den Dächern von alten Bauernhäusern, besonders in Westösterreich. Die Konstruktionen der Glockentürme auf den Dächern reichen dabei von überdachten Astgabeln, in deren Mitte die Glocke angebracht ist, bis zu reich verzierten, türmchenartigen Bauten mit kegel- oder pyramidenförmigen Schindeldächern. Gegen Wind und Sturm befinden sich an manchen Türmchen oft noch Holzverstrebungen, die als Tierfiguren gestaltet wurden. Im Salzburger Flachgau trifft man auch einfache, aus Eisen mit einem Blechdach versehene Glockentürme an. Stets passte sich der Glockenturm in Schmuck und Ausstattung dem Hause an, auf dem er seinen Platz hatte.

Jede der Hausglocken hatte ihren eigenen Klang, der den Hausbewohnern bestens bekannt war. Die Glocke rief die Hausbewohner von ihren Arbeiten auf den Feldern zum Essen. Wenn einmal die Glocke außer der gewohnten Zeit erklang, dann war dies ein Zeichen, welches auf Gefahren hinwies. So rief sie Hausleute und Nachbarn etwa bei einem Brand zu Hilfe. Auch bei neuen Hofbauten wird heute meist auf den Glockenturm mit der Hausglocke nicht verzichtet. Seine Funktion hat er zwar verloren, aber ein Schmuck für das Bauernhaus ist er allemal. Bild: Salzburger Freilichtmuseum.


War auf einem Hof keine Essglocke vorhanden, wurde mit einem Holzscheit auf einen umgekehrten Holzsöchta (kleines Holzschaff) geschlagen, um das Essen anzukündigen. Neben der Essglocke gab es noch andere Möglichkeiten, wie zum Beispiel das Anbringen eines Holzklöppels neben der Haustür. Dieser Klöppel konnte durch Ziehen am Strick aktiviert werden und schlug an die Bodenbretter des darüberliegenden Ganges. Diese traditionellen Praktiken waren fester Bestandteil des bäuerlichen Lebens und haben sich zum Teil bis heute in bestimmten Regionen erhalten.


V.l.n.r.: Glockenturm: Die charakteristischen Glockentürme sind vor allem im Tiroler Unterland (Brixental mit Seitentälern, Leukental, Alpbachtal, Zillertal) sowie in angrenzenden Teilen von Salzburg zu finden. Diese Türme hatten eine praktische Bedeutung: Sie wurden (und werden) geläutet, um die Hausleute vom Feld zum Essen zu rufen oder die Kinder vom Spielen nach Hause zu holen. Jede Glocke hat dabei ihren eigenen Ton, und je nach dem Naturell der Bäuerin wird sie mal flink, resolut, zaghaft oder langsam geläutet. Darüber hinaus wurde die Glocke auch als Alarmglocke bei Bränden, plötzlichen Krankheiten, Unglücken und anderen Notfällen verwendet. Man entwickelte ein feines Gespür dafür, wenn aufgeregt zur "Unzeit" geläutet wurde, was auf eine außergewöhnliche Situation hinwies. Zum Essen wurde hingegen immer in einer gleichmäßigen und ruhigen Art geläutet.(Bild: MDW Pictura); Mitte: Glockenturm aus Altholz (Bild: Hasenauer Holzart); rechts: Anstelle der Essglocke befindet sich beim Geigerhaus im Ortszentrum von Stuhlfelden diese "Hausglocke" neben der Haustür. Anstelle des Essglocke war neben der Haustür eine Art Holzklöppel montiert, der sich vor einigen Jahren noch dort befunden hat und noch funktionsfähig war. Auch hier verwendete man einen Strick, um die Mechanik in Bewegung zu setzen. Der Holzklöppel schlug beim Ziehen des Strickes von unten an die Bodenbretter des über der Haustür befindlichen Gang. (Bild: Salzburg Wiki)




Wettertürme

Mit Wettertürmen wurde einst vor herannahenden Unwettern gewarnt. Sie wurden vornehmlich auf Bergrücken errichtet, von wo aus Unwetter gerne heranziehen. Wettertürme aus Mauerwerk oder Holz sind die Spezialität der Oststeiermark. In ihnen hingen die geweihten „Wetterglocken", und ihr Läuten sollte gegen Unwetter helfen.

Auch die normalen Kirchenglocken erfüllten denselben Zweck, aber in den überdurchschnittlich großen oststeirischen Pfarren mit geringer Bevölkerungsdichte stehen die Kirchen oft so weit voneinander entfernt, dass man die Kirchenglocken längst nicht in allen Ortschaften hört. – So errichtete man eben eigene Glockentürme.


Vor allem in Ortschaften, in denen es keine Kirchen gab, wurden vereinzelt eigene Wettertürme aufgestellt, deren Glocken die herannahenden Unwetter vertreiben sollten. Einige dieser kulturhistorisch bedeutsamen Baudenkmäler sind auch heute noch in unserem Land zu sehen. Besonders das Gebiet um den Schöckl, wo sich oft schreckliche Gewitter zusammenbrauen, galt als Hexentanzplatz, und es dürfte sich daher kaum um einen Zufall handeln, dass gerade hier Wettertürme errichtet wurden.


Wenn sich ein Gewitter näherte, war es wie beim Wetterglockenläuten in der Kirche die Aufgabe eines Kirchendieners, die Glocken zu läuten, um das Unwetter abzuwenden. Es gab aber auch eigene Wetterläuter. Das Wetterläuten, bei dem Kirchenglocken geläutet wurden, war eine verbreitete Praxis. Die Kreuze und Glocken mussten von Zeit zu Zeit neu geweiht werden, damit sie ihre Kraft nicht verlören. Wenn dennoch Schäden auftraten, wurde der Pfarrer dafür verantwortlich gemacht und musste im Nachhinein einen bestimmten Segen in alle Himmelsrichtungen aussprechen, um das Unglück zu beseitigen und mögliche Einkommenseinbußen der Kirche zu verhindern.

Einige dieser vielumrätselten Wettertürme sind noch recht gut erhalten. Über ihr Alter gibt es zahlreiche Spekulationen. Einige glauben, dass sie gar aus der Zeitenwende stammen, andere sprechen von mittelalterlichen Wehr- oder von spätmittelalterlichen Wettertürmen.


Aus Mauerwerk gebaute kann man zum Beispiel in Niederschöckl bei Graz, in Rinnegg und aus Holz gezimmerte in Mariatrost am Schaftalberg (in der Nähe des „Alten Faßl") sowie in Rollsdorf sehen.


Auf einer flachen Kuppe südlich von Weinitzen steht der Niederschöckler Wetterturm. Seine ursprüngliche Funktion bestand darin, durch das Läuten von geweihten Glocken Hagelunwetter abzuwehren, die in der steirischen Alpenregion häufig auftraten. Damals glaubte man, dass der Schall der Glocken das Gebiet schützen könne und Blitzeinschläge sowie Hagel verhindern würde. Der Wetterturm wurde errichtet, um sozusagen einen permanenten Gegenzauber gegen vermeintliche Einflüsse von Hexen und Zauberern auf das Wetter zu schaffen.


Der Wetterturm von Weinitzen


Der Wetterturm in Weinitzen wurde im Jahr 1824 errichtet, wie die Jahreszahl auf dem Querbalken des Kreuzes auf dem Dach zeigt. Er steht als markanter Orientierungspunkt auf einer kleinen Anhöhe etwas außerhalb des Ortskerns. Der ca. 15 Meter hohe, viereckige, sandfarbene Turm gliedert sich von unten nach oben in drei Teile, die durch Mauervorsprünge getrennt werden. Diese Doppelgesimse sind weiß gefärbelt und betonen die Dreiteiligkeit. Der untere und breiteste, ca. 6 Meter hohe und aus Bruchsteinen errichtete Abschnitt hat oberhalb der Eingangstür und auf der gegenüberliegenden Wand in gleicher Höhe jeweils ein kleines Flachbogenfenster. An der Nordseite befindet sich ein angebauter Giebelbildstock, in dessen Nischen sich einmal Heiligenfiguren und Heiligenbilder befanden. Über dem Bruchstein wurde das Mauerwerk aus Ziegeln errichtet. Im mittleren und oberen Teil ermöglichen jeweils vier Rundbogenfenster einen guten Ausblick. Im Dachgeschoss hängt die bereits über 100 Jahre alte Wetterglocke. Die ursprüngliche Wetterglocke musste während des Ersten Weltkriegs für die Waffenproduktion eingeschmolzen werden, wurde jedoch um 1920 durch eine eiserne Glocke ersetzt. Die Restaurierung dieses historisch wertvollen Gebäudes wurde in Angriff genommen, um seine Geschichte und Bedeutung für die regionale Tradition zu bewahren. Bereits 1981 wurde der Wetterturm renoviert. Die Glocke war noch oft zu hören, etwa zu Gebetszeiten oder bei Sterbefällen. Seit der Renovierung des Wetterturms im Jahr 1981 wird sie ausschließlich bei freudigen Ereignissen, wie Geburten und Hochzeiten, geläutet. Der Turm wurde 2022 erneut renoviert und feierlich wieder eingeweiht.


Weinitzer Wetterturm vor seiner Renovierung 2022.



In unmittelbarer Nähe zum Wetterturm in Weinitzen befinden sich zwei weitere Türme: nördlich außerhalb des Gemeindegebiets steht der gemauerte Wetterturm von Rinnegg, und südlich, knapp außerhalb der Gemeindegrenze, befindet sich der hölzerne Turm von Schaftalberg. Die drei Türme stehen fast in einer Linie zueinander und bilden ein interessantes Bild in der Landschaft.



Der Glockenturm von Schaftalberg war einst vom Verfall bedroht, ist heute renoviert. Dieser hölzerne Wetterturm hatte bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges eine Wetterglocke, die aber nicht mehr erneuert wurde. Eine Weisung an das Gubernium ermöglichte den Schaftalbergern im Jahr 1791 das Wetterläuten, und das Hofdekret von 1783, das das Wetterläuten verbot, wurde unter Kaiser Leopold II. aufgehoben. Der Wetterturm bei Mariatrost erhielt eine naturgetreue Nachbildung im Freilichtmuseum von Stübing.


Wetterturm Schaftalberg bei Graz, Steiermark (Bild links Nachbau aus dem 19. Jahrhundert im Freilichtmuseum Stübing) Bilder Mitte und rechts: Wetterturm Schaftalberg in situ: Der Turm ist aus langwüchsigen Fichtenstämmen errichtet worden und ist ein volkskundliches und bauhistorisches Denkmal. Seine Glocke wurde geläutet, wenn Gefahr durch Wetter oder Feuer gegeben war.




Der Wetterturm in Rinnegg in der Gemeinde Sankt Radegund bei Graz in der Steiermark hat eine Geschichte, die sich bis auf das Ende des 18. Jahrhunderts zurückverfolgen lässt. Auch er diente einst zum Wetterläuten, um aufziehende Unwetter zu vertreiben. Vermutlich läutete man seine Glocken auch, um böse Geister und die Schöcklhexen zu vertreiben. Die 1787 durchgeführte Josephinische Landesaufnahme gibt an, dass zu jener Zeit an dieser Stelle bereits ein Turm stand. Kaiser Joseph II. verbot im Jahr 1783 das Wetterläuten.



Obwohl Leopold II. das Verbot aufhob, begann der Turm zu verfallen und wurde vom wilden Wein überwuchert. Im Herbst 2006 wurde das Bauwerk vom Pflanzenbewuchs befreit und das Dach erneuert. Der Wetterturm unbekannten Erbauungsdatums ist in der Form eines romanischen Turms aus Natursteinmauerwerk erbaut. Er hat einen beinahe quadratischen Grundriss und ein mit Lärchenschindeln gedecktes Zeltdach. Über dem gemauerten, straßenseitigen Eingang ist ein Pultdach. Steinerne Gesimse unterteilen den Turm in drei Geschosse. Im obersten, dem Glockengeschoss, befinden sich auf jeder Seite zwei gekuppelte Rundbogenfenster (Schallöffnungen).



Nur einige Kilometer südöstlich von Niederschöckl stand bis 1950 ein hölzernes viereckiges "Glockenhäusl" in Burgstall, Gemeinde Arzberg. Dieses Glockenhäusl war vermutlich ein zwei Meter hoher hausförmiger Holzbau und wurde bereits vor dem Zweiten Weltkrieg ohne Glocke angetroffen. Vermutlich wurde hier bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs gegen Unwetter geläutet, und auch das Wetterschießen mittels Böller fand hier statt. Leider konnte keine Abbildung zu diesem Wetterturm gefunden werden.

In der Oststeiermark stehen auch zwei weitere Glockentürme, einer in Arnwiesen, Gemeinde Nitscha bei Gleisdorf und der andere in Magland-Unterlamm bei Fehring. Ob hier jemals gegen Unwetter geläutet wurde oder nicht, ist nicht mehr zu eruieren, aber auch keinesfalls auszuschließen. Nach den Angaben der Gewährsleute werden die Glocken auch heute noch zu bestimmten Tageszeiten und bei Beerdigungen geläutet.


Glockenturm in Nitscha bei Gleisdorf. Foto H. Bsteh 1981. Aus: Kämmerer, Erwin (1986): Wettertürme in der Steiermark, Blätter für Heimatkunde 60, S. 40 .



Ein besonderer Glockenturm, der heute funktionslos ist, steht vor dem Gasthaus Orthofer in der Gemeinde St. Jakob im Walde. Dieser steinerne Turm wurde 1898 von Erzherzog Karl Ludwig, dem Bruder von Kaiser Franz Joseph, errichtet. Die Turmglocke diente bis zum Brand im Jahr 1922 als Messe- und Mittagsglocke für die kaiserliche Jagdgesellschaft. Heute erinnert der Turm an diese hochherrschaftliche Vergangenheit.


Die zukünftige Gattin Zita von Bourbon-Parma des letzten Kaisers von Österreich-Ungarn Karl. I. bei der Sommerfrische in St. Jakob im Walde, im Hintergrund der beschriebene Glockenturm. (Bild Screenshot aus unten verlinktem Video).


In St. Jakob befand sich einst ein Sommersitz der kaiserlichen Familie, ein Jagdhaus, von dem heute nur noch wenige wissen. Im Allgemeinen ist das Salzkammergut als Sommerfrische der Habsburger sehr bekannt. St. Jakob war etwa der Ort, an dem Kaiser Karl seinen ersten Auerhahn erlegte. Im Jagdhaus in St. Jakob im Walde haben sich Kaiserin Zita und Kaiser Karl kennen und lieben gelernt, denn sie haben sich im Jahre 1911 in St. Jakob im Walde inoffiziell verlobt!


„Gott segne euch Trinken und Essen, dem armen Leut solltet ihr nicht vergessen, und gebt in z'essen.“

Dieser Spruch war auf dem Kaisertisch in St. Jakob im Walde eingraviert. Leider ist das kaiserliche Jagdhaus im Jahre 1922 zur Gänze abgebrannt – nur den Kaisertisch hat man retten können. (Foto: Fam. Orthofer, St. Jakob im Walde)


Wer mehr über das Jagdhaus und Anekdoten zum ehemaligen Kaiser Karl und seiner Gattin Zita lesen möchte, wird hier fündig: Das Jagdhaus der Habsburger


Wie Kaiserin Zita über ihre Aufenthalte in St. Jakob im Walde (ca. ab min 1:55) und ihr Leben erzählt, kann hier nachsehen werden: Interview mit Kaiserin Zita




Der Wetterturm von Rollsdorf bei Weiz und die letzte „Wetterläuterin" der Steiermark

Der Mesnerturm und das dazu gehörige Haus sind das Wahrzeichen von Rollsdorf. Der Turm ist um 1756 errichtet worden und die dazu gehörige Keusche ein Jahr später. Beide Gebäude wurden liebevoll renoviert und stehen heute unter Denkmalschutz.


Wetterturm und Mesnerkeusche in Rollsdorf


Damals gab es sieben Jahre hintereinander starke Unwetter und man dachte, wenn es einen Wetterturm gäbe, würden diese aufhören. Im 16. Jahrhundert hatten viele Orte keine Kirche, deshalb wurden viele Wetter- bzw. Mesnertürme gebaut. Diese werden deshalb Wettertürme genannt, weil sie nicht nur zum Gebet die Glocke läuteten, sondern vor allem auch bei Unwettern.



DER MESNERTURM Der Turm soll um 1756 – die dazugehörige Mesnerkeusche ein Jahr später – erbaut worden sein und zählte früher zu den typischen Wettertürmen. Über Jahrhunderte hinweg wurde zum Gebet geläutet, und dem ursprünglichen Grund der Errichtung dieses Glockenturms entsprechend, auch beim Herannahen eines Gewitters, ja sogar während eines Unwetters. Der Mesnerturm ist einer jener typischen Wettertürme, wie sie etwa seit 1600 in vielen Orten der Oststeiermark, die keine Kirche haben, errichtet wurden. Er ist einer der wenigen seiner Art, weil die meisten Türme von Kapellen ersetzt wurden. Der Turm ist 9,05 m hoch, mit Brettern verschlagen und hat vier gotische Schallfenster im oberen Bereich. Laut Erzählung älterer Gemeindebürger ist der Mesnerturm im August 1926 während eines schweren Unwettersturms umgestürzt. Daraufhin wurde er von einem Zimmermann wieder aufgestellt. 1932 riss ein gewaltiger Sturm den Glockenturm erneut um.


Der Wetterturm von Rollsdorf in unterschiedlichen Ansichten.



DIE GLOCKE Besonders ist auch die Glocke des Mesnerturms. Sie ist der Hl. Margarete geweiht und wurde 1756 von Martin Feltl, Hofgießerei Köste. Besonders ist vor allem auch die Glocke. Die große Glocke, die einen Durchmesser von 39 cm hat und samt der Köppel 40 kg wiegt, wurde von Martin Feltl in der Hofgieserei Köstenbauer am Säcktor im Jahr 1756 gegossen. Sie ist in ihrer Größe eine der ältesten Glocken Österreichs (Auskunft von Herrn KR Grassmayr, Glockengießerei Grassmayr, Innsbruck). Die Bronzeglocke ist reich verziert und der Heiligen Margarete geweiht. Nach fachmännischer Restaurierung der Glocke 1995/1996, läutet sie heute immer noch zur gewohnten Zeit um 7 Uhr, 12 Uhr und 19 Uhr.


Mit dieser Glocke wurden bis 1994 die Unwetter von Rollsdorf bei Weiz abgehalten.



DAS MESNERHAUS UND DIE LETZTE WETTERLÄUTERIN DER STEIERMARK Das Baujahr des Mesnerhauses wird in einem Akt des Finanzamtes Weiz mit 1757 angegeben. In diesem Haus war zwischen 1785 und 1800 die erste Schule in Rollsdorf, untergebracht. Die Mesnerkeusche hatte bis nach dem Krieg 1948 noch ein Strohdach. In der Zeit von 1948 bis 1952 wurde unter dem damaligen Bürgermeister Maximilian Glück das Wirtschaftsgebäude neu errichtet, das Strohdach der Keusche entfernt, der Dachstuhl erneuert und mit Eternit gedeckt. Die Zufahrt war nur über einen schlechten Hohlweg auf den Mesnerriegl möglich. In den 1990er Jahren wurde das Mesnerhaus wie der Mesnerturm von zahlreichen Freiwillgen renoviert.


Das Mesnerhaus mit dem Turm im Hintergrund.


Die letzte Mesnerin war Theresia Zeißmann, sie wohnte sehr bescheiden in der Keusche. Bis zu Ihrem Tod im Jahre 1994 läutete sie im Wetterturm von Rollsdorf bei herannahenden Gewittern die Glocke und wie üblich dreimal am Tag zum Gebet. Frau Zeißmann war damit die letzte „Wetterläuterin" der Steiermark. Die Gemeindebürger zahlten ihr zwischen 30,- und 100,- Schilling, je nach Besitzgröße für die „Wetterabwehr".


Die Wetterläuterin beobachtete die Gewitterstimmung ständig und musste an „gefährlichen" Tagen in ihrem kleinen Haus neben dem Wetterturm bleiben, um rechtzeitig mit dem Läuten zu beginnen. –

„Es hat bei uns in Rollsdorf schon ewig lange nicht mehr geschauert!"

konnte man von jedermann im Ort hören.


Auf der Glocke, sie ist im Turm über zwei Holzleitern zu erreichen, steht:

„Ave Maria plena gratia – 1756".

Und Frau Zeißmann sagte:

„Maria hilft, denn ich bete und läute während des gesamten Gewitters - und wenn es auch drei Stunden dauert!"

Im Gegensatz zur Meinung anderer Ortsbewohner waren nach festem Glauben der Wetterläuterin nicht so sehr die Schallwellen für die Hagelvermeidung maßgeblich, sondern vor allem das Gebet. Nach dem Tod von Theresia Zeißmann wurden die Mesnerkeusche und der Mesnerturm renoviert und stehen heute unter Denkmalschutz.



Das Wetterschießen mit Böllern wird heute noch gelegentlich praktiziert, wobei man den Schallwellen eine hagelabwehrende Wirkung zuschreibt. Moderner sind Hagelabwehrraketen, welche die Hagelwolken mit Silberjodid „beimpfen", noch besser scheinen diesbezüglich aber die mutigen „Hagelflieger" zu sein, welche direkt in die Gewitterwolken hineinfliegen und dort das Silberjodid ausstreuen.



Wetterschießen

Neben dem Wetterläuten ist auch das Wetterschießen als lärmerzeugendes Warnsignal bis heute in vielen Gebieten eine beliebte Tradition. Und wie das Wetterläuten wurde auch das Wetterschießen als unwetterabzuwehrender Brauch unter Androhung hoher Geldstrafen und sogar von Gefängnis verboten. Gegen diese Verbote formierte sich allerdings bald energischer Widerstand, sowohl von Seiten der Bauern als auch von Seiten der geistlichen und weltlichen Obrigkeiten. Ein Ansuchen um Aufhebung der Verordnungen beim Erzbischöflichen Hofrat in Salzburg wurde abgelehnt. Es gelang aber trotzdem nicht, diese lärmverursachenden Bräuche abzuschaffen. Man dachte sich, wenn der Schall von Glocken schon Wetterwolken vertreiben könnte, um wie viel wirksamer muss da der Schuss aus einer Waffe sein; gerade in Verbindung mit geweihtem Pulver oder Projektilen.


Schießen zur Vermeidung von Unwetter ist in vielen europäischen Regionen nachgewiesen, darunter Bayern, Steiermark, Kärnten, Tirol, Niederösterreich, Salzburg, Krain, Dalmatien, Venetien, Ungarn und Südfrankreich.


Als Wetterschießen bezeichnet man die Beeinflussung der Bildung von Niederschlägen durch Abbrennen von Explosivstoffen. Ziel der Maßnahmen ist entweder das Abwenden oder aber das Herbeiführen von Niederschlägen. Zunächst wurde das Schießen aus Aberglauben eingeführt, später aus dem Glauben an eine physikalische Wirkung. Die Wirkung konnte bei keiner der Methoden nachhaltig nachgewiesen werden.

Für das Schießen in den Himmel bildet die Vorstellung den Hintergrund, dass Hexen oder Dämonen für das Wetter verantwortlich wären. Herodot berichtet über die Thraker, dass diese ihren Gott bei Gewitter durch Pfeilschüsse in Richtung Himmel bedrohten. Ebenso verfuhren die Gallier und andere Völker.

Bogenschützen schießen auf Wolken, um böse Kräfte zu vertreiben, Holzschnitt.

Kirche und Volksglaube waren der Ansicht, dass Wetterhexen oder Wetterdämonen für Unwetter verantwortlich seien. In Sagen und Gedankenwelten manifestierten sich die wettermachenden Dämonen auch physisch. Die Menschen waren überzeugt, dass man sie durch gezielte Schüsse aus dem Himmel herunterholen könnte oder sie durch Geböller aus den Wolken geschleudert würden. Diese Geschichten hielten sich durch Berichte, nach denen beispielsweise ein beringter Finger aus den Wolken gefallen sei.

Die Menschen versuchten, auf den Geruch oder Gehörsinn der Wetterdämonen direkt einzuwirken und sie dadurch zu vertreiben. Waffen wie zum Beispiel Armbrüste und deren Pfeile oder später Büchsen wurden oft direkt vor dem Gebrauch vom Pfarrer gesegnet. Es kam auch vor, dass die Kirchenmänner selbst schossen. Geschossen wurde oft mit geweihtem Pulver und Munition, auch mit Wachskugeln, in die Kreuze geritzt waren oder selbst mit alten Hufnägeln. Manchmal wurden auch bei jedem Schuss Namen gerufen, und wenn dabei der Name einer Wetterhexe erraten wurde, fiel sie tot aus den Wolken, so hieß es.



Das Wetterschießen war auch in Oberösterreich, insbesondere in Schärding sehr stark ausgeprägt: In Schärding gab es Anfang des 20. Jahrhunderts 16 Wetterschießstationen. Bei herannahenden Gewittern wurde aus ihnen mit Böllern auf die Wolken geschossen, um die Hagelbildung zu verhindern. Foto: Weichenberger, meinbezirk.at

Das Schießen aus Aberglauben änderte sich allmählich im Laufe des 18. Jahrhunderts, im Zuge der Aufklärung. Doch auszumerzen war es schwer. Bis wann diese Praktiken schließlich noch andauerten, ist schwer nachzuweisen, vermutlich bis zur Mitte oder zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Nach dem Schießen aus Aberglauben kann das Schießen aus Glauben an eine physikalische Wirkung als zweite große Welle bezeichnet werden. Physische Objekte wurden auch als Ursache für Unwetter angesehen. So glaubte man, dass hohe Gebäude Gewitter anzögen. Darauf basierend gestattete die bayerische Regierung beispielsweise 1731, dass das Wetterschießen erlaubt bliebe, "weil die hohen Türme und Gebäude daselbst das Gewölk anzögen und das Schießen solches häufig zerteile." Flüsse galten auch als "Magnet für Gewitter", daher war das Schießen beispielsweise üblich an Isar und Inn.


Das Wetterschießen in Steiermark, Österreich, Zündung. Holzstich.


Um die Wirkung des Schießens zu erklären, wurden viele Theorien entwickelt. Ein Peter Guden veröffentlichte 1774, dass das Schießen von Kugeln aus einer gewöhnlichen Flinte den Blitz aus der Wolke lockt und sich dadurch das Gewitter entladen kann. Das Abfeuern mehrerer Schüsse hintereinander könne einen Wind verursachen. P. P. Heinrich berechnete um 1788 aus der Pulvermenge und dem Geschütz das erzielte Gasvolumen, das im Himmel beeinflusst würde.

Das Rezept für eine physikalische Wirkung schien ganz einfach: Je stärker das Geschoss, desto stärker seine Wirkung. Armbrüste wurden durch Kanonen ersetzt. Nach der physikalischen Auffassung des Altertums hieß es, dass die "geschossene" Luft von unten nach oben trieb und so verhinderte, dass Gewitter in tiefere Regionen gelangen. Beim Entzünden entstand zum einen die Detonation, zum anderen ein Wirbelring, "ähnlich den Rauchringen der Raucher, der in sich rotiert und pfeifend wie ein Geschoss mit großer Geschwindigkeit dahinsaust." Es wurden wissenschaftliche Experimente durchgeführt, um die Stärke des entstandenen Luftdrucks sichtbar und messbar zu machen. Das Ziel war herauszufinden, ob Schall oder Luftwirbelring das Wirksame ist.


Böllerkanone mit Schalltrichter. Am häufigsten waren es Böller, die zu allen „heiligen Zeiten“ krachten. Traditionell trugen sie ein eingeschlagenes Kreuz und waren „geweicht“. Etwa ab 1880 verwendete man Böller mit einem trichterförmigen Aufsatz, der den Schall verstärkte. Auf dem Schöckl bei Graz sollen drei riesige Böller auf einem drehbaren Rondell montiert gewesen sein, mit dem man die Böller rasch gegen das anziehende Gewitter richten konnte.


Die Blütezeit dieser zweiten Welle war ungefähr im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts. Ein letzter Auslöser dafür war die Tätigkeit des Bürgermeisters von Windisch-Feistritz (heute Slovenska Bistrica), Albert Stiger. Dieser begann 1896 mit Versuchen mit aufgesetzten Schalltrichtern und konstruierte daraus die sogenannten "kombinierten" Böller. Als Schalltrichter nutzte er zunächst Lokomotivrauchfänger. 1898 gab er ein Büchlein dazu heraus. Seine prominente Position als Bürgermeister sorgte für viele Nachahmer, so dass zeitweise die Lokomotivrauchfänger ausverkauft waren. Die Firma Greinitz aus Graz fertigte spezielle Schalltrichter an. Um 1900 hatten die neuesten Schießapparate eine Geschwindigkeit von 750 m/s erreicht.


Der Erfolg blieb nicht aus und man glaubte fest daran, dass man mit der "Wunderwaffe" endlich das Wetter in den Griff bekomme, die Wissenschaft sprach jedoch von Einbildung. Der Schießwettbewerb wurde zur ernsten Sache. An manchen Orten waren die Schützen sogar im Besitz eines Schießprivilegs, bei dem sie Exklusivrechte besaßen, während das Schießen der anderen durch behördliche Anordnungen verboten war.


Der Geistlichkeit untersagte man das Weihen des Schießpulvers. Aber im Ennstal soll die schlaue Bauernschaft mit einem besonderen Trick die Verordnung umgangen haben: Bei der „Fleischweih“ zu Ostern hatten sie in ihren Körben unter den Speisen das Schießpulver versteckt.


Wetterschießen in der Obersteier (obwohl auf den Bildern Winter ist).


Erst um 1900 kehrte langsam die Ernüchterung ein, die keine Rücksicht auf die wissenschaftlichen Fakten nahm. Die Schießapparate wurden mehr und mehr "als teuflische Maschinen und Instrumente zum Abschuss des Hagels" empfunden, das Schießen selbst wurde als unsozial angesehen. Als in Südfrankreich 1901 das größte je dagewesene Hagelunwetter niederging, mussten alleine dort 500.000 Kilo Pulver verschossen worden sein, ohne dass das Unwetter dadurch beeinflusst wurde.


Am 20. Juni 1902 fand im Grazer Hotel „Elefant die „Internationale Expertenkonferenz für Wetterschießen“ statt, vom Statthalter Graf Clary persönlich eröffnet, an der Experten aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien, Russland, Serbien und Ungarn teilnahmen. Die Diskussion konzentrierte sich auf zwei Fragen: 1. Ist das Wetterschießen wirksam oder nicht? 2. Wenn darüber noch kein endgültiges Urteil abgegeben werden kann, was ist in Zukunft zu tun und wie vorzugehen? Leider konnten auch hier keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzielt werden. Die Kongresse zum Wetterschießen waren stark besucht, mit über 1.000 Teilnehmern.

In der Steiermark waren es zu Hochzeiten 12.000 Schützen und an manchen Orten kamen zu einem Schießen mehr als 200.000 Schaulustige. Das ganze Schießen endete im Wettrüsten, indem man versuchte, durch immer größere Schießapparate immer größere Schalltrichter mit immer mehr Gewicht nachzurüsten. Schließlich hatte man es mit Geschützen zu tun, die hunderte von Kilos wogen. Es ist bekannt, dass ein Kilogramm Schwarzpulver rund 280.000 Liter Rauchgas freisetzt. Es wurde ausprobiert, die Kugeln mit Chemikalien wie Chlorat oder Nitrat zu tränken. Manche Schützen gingen dazu über, ganze Explosionsstoffe zu verwenden.


Wetterkanone in Graz, 1906. Bild: Österreichische Nationalbibliothek.



1908 führte man in Bayern gesetzliche Regelungen ein und führte ein staatliches Wetterschießen ein. Bis zum Ersten Weltkrieg waren es 18.835 Schützen, die sich daran beteiligten. 1916 starb der letzte Schütze in Bayern, 1936 der letzte Schütze in Tirol, 1960 in Salzburg und 1961 in der Steiermark. In den 1950er Jahren gab es noch Schützen, die alleine den Bahnhof von Hartberg sprengen wollten, um die Gewitter aufzuhalten. In Birkfeld stürmte der Bürgermeister die Treppe zum Pfarrhof hinauf, um den Pfarrer von den Schüssen abzuhalten.


Böllerschiessen in Gasselsdorf, Gemeinde Judenburg, Steiermark (Foto: R. Pelzmann)



Heute gibt es noch eine Wetterkapelle auf dem Weizberg, und in Mixnitz (beide Steiermark) wird jährlich ein Hagelschießen durchgeführt. In Obdach, ebenfalls Steiermark, findet alle 25 Jahre ein Wetterschießen statt.



Wetterkreuze

Das Wetterkreuz, auch Hagelkreuz wird ebenfalls zum Schutz vor Unwettern aufgestellt. Zu demselben Zweck findet sich regional auch die Wettersäule.


Im Volksglauben ist das Aufstellen von Flurkreuzen, die vor den Unbilden des Wetters schützen sollen, nicht so weit verbreitet wie etwa die Verehrung der Wetterheiligen. Das Wetterkreuz wird als Schutz vor Naturkatastrophen (typischerweise etwa Gewitter mit Blitzschlag, Sturm oder Hagelschlag), wie auch plötzlichem Tod gedeutet.


Wetterkreuze sind besonders in den Alpenländern zu finden. Im Gebiet der Fischbacher Alpen und des Jogllandes wurden viele solcher Kreuze als Schutz gegen Unwetter errichtet. Für die Wahlfahrer (Stift Vorau nach Mariazell) und Wanderer dienten die Kreuze als Andachts- und Raststätte.


Das mittlere Kreuz mit den drei Querbalken erinnert heute an das orthodoxe Kreuz, soll hier aber die Heilige Dreifaltigkeit symbolisieren. Auf dem Krieglacher Sommerberg, einem von Peter Rosegger gern besuchten Aussichtspunkt, stehen noch heute Wetterkreuze. Ähnliches gilt für die Gegend von Wenigzell und Vorau. Diese Wetterkreuze sind Kreuze mit drei Querbalken, die meist auf Anhöhen stehen und keine gekreuzigte Christusfigur tragen. Stattdessen weisen sie meist einen Bittspruch gegen Blitz, Donner, Hagel und andere Wetterkatastrophen auf.


Wetterkreuze haben den Sinn, den Wetterpatron milde zu stimmen und sind im östlichen Alpenraum fast überall anzutreffen. Dabei weist die Vorauer Gegend jedoch eine besondere Eigenart auf. Diese Region hier hat nämlich einen eigenen Wetterpatron. Während in vielen Kirchen der heilige Donatus mit dem Blitzbündel in seiner Hand zeigt, dass er der Wetterherr ist, gilt hier vielfach Petrus Martyr mit seinem Gedenktag am 29. April als Schutzpatron gegen Unwettergefahren.


An diesem Tag werden mancherorts kleine Bündel von Weidenruten in der Kirche gesegnet, aus denen man Kreuze mit drei Querbalken anfertigt. Diese werden dann von den Bauern an die Ackerraine gesteckt, um auf ihren Fluren den Schutz des Wetterpatrons zu erhalten.


Wo drei Besitzer aneinander grenzen, wird gelegentlich ein großes Kreuz errichtet, manchmal auch zusätzlich mit den Leidenswerkzeugen Christi versehen.


Wetterkreuz Wildwiesen, Fischbacher Alpen. Dieses Wetterkreuz stand ursprünglich in der Nähe der Kapelle auf der Wildwiese, wurde aber durch kirchlichen Entscheid aus Graz entfernt. 1984 wurde von den Miesenbachern dieses neue Wetterkreuz an einem anderen Ort, aber unweit der Wildwiese aufgestellt.



Viele Bauern der Region haben jedoch auch ein eigenes Wetterkreuz stehen. Wetterkreuze werden in der Regel aus Lärchenholz errichtet, wie auf dem Bild des neu errichteten Kreuzes zu erkennen ist. Mit der Zeit ergraut das Lärchenholz. Diese Holzart wird aufgrund ihrer Witterungsbeständigkeit gewählt.


Hauseigenes Wetterkreuz in St. Lorenzen am Wechsel, errichtet von Johann Berger. Alleine im Ortsgebiet von St. Lorenzen am Wechsel gibt es 6 Kapellen, 26 Kreuze gemauert, 35 Holzkreuze, 1 Kreuz aus Eisen, 1 Kreuz aus Eisen und Holz, 6 Marterl und 6 Wetterkreuze, also insgesamt 81 Objekte.


An Stellen, wo drei Gemeinden oder Pfarren aneinander grenzen – oder in der Nähe davon – stehen oft drei große Kreuze mit den dreifachen Balken.


Wetterkreuze im Joglland bzw. Fischbacher Alpen: Bild links: Wetterkreuze Fischbacher Alpen, 1994 (Rekonstruktion aus dem 19. Jahrhundert); Mitte: Drei Wetterkreuze Strallegg an der Gemeindegrenze zu Wenigzell, im Hintergrund ein 1984 errichtetes Kriegsdenkmal (Bild: Toni Fötsch); rechts: die drei Wetterkreuze in Mönichwald.


Auf der Sommeralm stehen ebenfalls drei Wetterkreuze:


Auch in anderen Gegenden wurden Wetterkreuze aufgestellt, etwa in Südtirol, Salzburg, aber auch in Bayern und Slowenien, jedoch stets in Alpennähe.


Bild links: Auch in Südtirol trifft man Wetterkreuze, oder auch Hagelkreuze oder Wettermarterlen genannt, auf Spaziergängen und Wanderungen immer wieder an. Bild Mitte: Wetterkreuz in Sterzing, Südtirol. Bild rechts: Wetterkreuz aus dem Lungau in Salzburg.




Wetterkreuzbeten

An den Wetterkreuzen werden auch, solange das Getreide auf den Halmen steht, gemeinsame Wetterandachten abgehalten. Das wird "Wetterkreuzbeten" genannt.


Wetterkreuzbeten in Mönichwald. Auch in Rossegg und St. Kathrein am Offenegg wird das Wetterkreuzbeten noch durchgeführt.


Das Wetterkreuzbeten findet oft am Pfingstsamstag statt. Bei der Prozession zu den Wetterkreuzen wird, wie schon der Name verrät, für schönes Wetter und gute Ernte ein Rosenkranz gebetet und danach der Wettersegen erteilt. Wetterkreuze waren also regionales Ziel von Bitt- und Bußprozessionen. Inwiefern das Brauchtum der unheilabwendenden Kreuze auf noch ältere, etwa germanische Thor/Donar-Verehrung zurückgeht, ist auch in der Fachliteratur umstritten. Zumindest im Ostösterreichischen wird in diesem Zusammenhang der Hl. Donatus, der Schutzpatron gegen Unwetter, Blitzschlag, Hagel und Feuersbrunst, verehrt.


Viele Wetterkreuze sind auffallende Landmarken. Da sie meist mitten im Felde stehen, sind viele der Kreuze den Flurbereinigungen zum Opfer gefallen. Neben der Funktion als Wetterkreuze wurden sie teils auch als Gedenkkreuze als Erinnerungsmale vor der Errettung vor Wettergefahren errichtet.





Weitere Maßnahmen

Der Stainzer Bezirksarzt Mathias Macher berichtete 1864, dass der Hexenglaube noch ziemlich lebendig sei. Bei drohenden Gewittern wurde „Dreikönigswasser“ gegen die Wolken gespritzt, als schärfere Waffe „Gluthäfen“ mit Saumist auf die Äcker gesetzt und altes Schmalz verbrannt, um die "wetterkochenden" Hexen aus den Wolken herabzuräuchern oder durch Gestank abzuwehren. Weiters steckte man Mistgabeln verkehrt in die Misthäufen, schoss gegen die Wetter und verbrannte die ersten Hagelkörner im Herdfeuer. Auch fand ein „Schauerfeiertag“ mit einem Kirchgang der Bauern zur Abwehr von Hagelschlag zu Beginn der Gewittertage statt. „Wetterkreuze“ bildeten eine weitere sakrale, „Wetterbäume“ eine natürliche Abwehr, wobei die Bäume schon bei der Hauserrichtung in Nähe der Objekte an passenden Orten gepflanzt wurden (Stichwort: Hoflinde). Im Wechselgebiet wurden früher immer am Rande der Herbstsaat Feuer angezündet, um später Hagel abzuwehren. Außerdem wurden bei der Kerzenlichtmahnwache bei Gewitter geweihte Kerzen angezündet, damit der Himmelsstein nicht das Haus trifft. Der Glaube war, dass das erste Gewitter aus der Richtung kommt , der sich Christus, als er in den Himmel aufstieg, zum letzten Mal zuwandte.


Interessanterweise wurde in der Zeit der Aufklärung unter Kaiser Joseph II. das Wetterläuten wegen der Blitzgefahr für die läutende Person verboten, die ja an einem oft nassen Seil zog, das mit der Glocke in Verbindung war. Auf den Bauernhöfen richtete man dafür Heugabeln, Sensen und Sicheln gegen den Himmel, damit sich die niederfallenden Wetterhexen daran aufspießen sollten. Ging dennoch ein „Schauer" nieder, so schlug man dann die Hagelkörner auseinander, und wenn sich Haare darin fanden, dann war es ein „Hexenwetter". Manche Frauenperson hat man dann auch immer wieder heimlich als Wetterhexe bezeichnet.


Keiner der modernen Landwirte hat aber etwas dagegen, wenn die Hausfrau beim Gewitter geweihte Palmzweige ins Herdfeuer steckt...


Bei Gewittern und Unwettern warf man früher außerdem einige Körner geweihtes Salz ins Feuer. Außerdem half es beim Abwehren eines Unwetters, wenn zwei Gegenstände übers Kreuz vor die Haustüre gelegt wurden. An manchen Orten nahm man am Karfreitag vier Eier und ging um den Zaun des Dorfes herum. In jeder Himmelsrichtung grub man ein Ei in Felder und Wiesen außerhalb des Zaunes ein gegen die Unwetter. Die von den Fronleichnamsbirken abgerissenen Äste wurden auf dem Dachboden aufgesteckt und dienten als Dauerschutz gegen Unwetter, außerdem verbrannte man etwas von ihnen im akuten Falle bei Gewittern. Bei Unwetter legte man an manchen Gegenden auch den Stubentisch abwehrend mit den Füßen nach oben ins Freie.


Meine Großmutter pflegte bei einem sich annähernden, schweren Unwetter und auch dann, wenn es bereits schwer niederging, ein besonderes Ritual: Sie nahm ein kleines Stück vom geweihtem Palmbesen und Weihwasser und "sprengte" unter einem unaufhörlichen, beschwörerischen Singsang das Weihwasser beim Haustor hinaus. Sie blieb dabei stets im schutzgewährenden Bereich unterhalb der Traufe stehen, aber holte beim Sprengen so weit aus, wie sie konnte, um einen möglichst weiten Bereich abzudecken. Ein Teil des Singsangs war ein Gebet, in dem sie Heilige anrief, leider weiß ich nicht mehr, welche. Ein anderer Teil mutete sehr archaisch an. Solange meine Großmutter nicht in alle vier Himmelsrichtungen mit dem Weihwassersprengen abgedeckt hatte, hörte auch der Banngesang nicht auf. War sie bei einem Tor fertig, ging sie zum Hintereingang und vollzog dort das gleiche Ritual. Ich meine auch, mich daran erinnern zu können, dass sie Hagelkörner ins Feuer warf. In erster Linie ging es dabei darum, den Hof vor Hagel und Blitzschlag zu schützen. Als Kinder wussten wir sofort, dass es ernst wurde, wenn unsere Großmutter diese Abwehrhandlung vollzog.









Quellen:



Senft, Hilde und Willi (2000): Steirischen Geheimnissen und Kuriositäten auf der Spur, MEDIA Marketing G.m.b.H.

Kämmerer, Erwin (1986): Wettertürme in der Steiermark, Blätter für Heimatkunde 60 .

Walter, Sepp (1997): Steirische Bräuche im Laufe des Jahres, Verlag: Verein Schloß Trautenfels


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