Am Wochenende ist es wieder so weit: Von Samstag auf Sonntag, 25. auf 26. März, werden die Uhren wieder um eine Stunde vorgestellt. Die Stunde zwischen 2 und 3 Uhr nachts wird einfach übersprungen. Das bedeutet: eine Stunde weniger Schlaf. Danach ist es morgens noch länger dunkel, dafür auch abends länger hell.
"Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät...?" Das werden sich am Sonntagmorgen wahrscheinlich viele fragen. Das von Fred Strittmatter komponierte Lied beim Abspann jeder Folge kennt jeder, und auch der Spruch „Heute ist nicht alle Tage; ich komm wieder, keine Frage“ ist fast schon ein geflügeltes Wort geworden.
Geschichte der Zeitumstellung
Die Idee einer staatlich verordneten Sommerzeit kam Ende des 19. Jahrhunderts auf, wurde aber wieder verworfen. Die erstmalige Einführung der Sommerzeit fällt in den Ersten Weltkrieg: Die Zeitumstellung wurde erstmals am 30. April 1916 im Deutschen Reich sowie in Österreich-Ungarn eingeführt. Die Sommerzeit sollte die energieintensiven „Materialschlachten“ des Ersten Weltkriegs unterstützen: Dadurch versprach man sich Energieeinsparungen bei der künstlichen Beleuchtung an langen Sommerabenden. Als Reaktion darauf führten zahlreiche andere europäische Länder einschließlich der Kriegsgegner Großbritannien und Frankreich noch im selben Jahr die Sommerzeit ein. 1919 schaffte Deutschland in der Weimarer Republik die ungeliebte Kriegsmaßnahme wieder ab. Im Zweiten Weltkrieg führte Deutschland 1940 die Sommerzeit erneut in Erwartung einer Energieeinsparung ein.
Postkarte zur Einführung der Sommerzeit in Deutschland am 30. April 1916 (Deutsches Uhrenmuseum, Archiv, Inv. 100318)
Bei Kriegsende verständigte sich der Alliierte Kontrollrat in Deutschland auf eine einheitliche Uhrenumstellung während der warmen Jahreszeit.1947 wurde ab 11. Mai eine doppelte Sommerzeit, d. h. eine Abweichung von zwei Stunden, verordnet, um das Tageslicht maximal auszunutzen. Sieben Wochen später (am 29. Juni) kehrte man zur einfachen Sommerzeit zurück.
Die Ölpreiskrise 1973 traf Europa hart. Durch hohe Energiepreise fiel Europa in eine Rezession und musste sparen. 1976 wurde mit dem Zeitzählungsgesetz die Grundlage geschaffen, dass die Regierung per Verordnung wieder eine Sommerzeit einführen kann. Als Gründe für die Einführung können die Einsparung von Energie und die Abstimmung mit anderen Staaten gelten. Die Sommerzeit hat zwischen dem 1. März und dem 31. Oktober zu liegen und an einem Samstag oder Sonntag zu beginnen und zu enden. Damals wurde festgelegt, dass die Uhren bei Beginn von 0:00 auf 1:00 Uhr vor und bei Ende von 24:00 auf 23:00 Uhr zurückgestellt werden.
Die Uhren werden dieses kommende Wochenende um eine Stunde nach vor gestellt.
Im Jahr 1981 wurde diese genaue Festlegung aufgehoben und der Verordnung überlassen. 1980 wurde die Sommerzeit wie in Deutschland für die Zeit von März bis September wieder eingeführt. Seit 1995 wird die jeweilige EU-Richtlinie umgesetzt, und 1996 wurde die Sommerzeit wie in der gesamten EU bis Ende Oktober ausgedehnt.
Die Zeit vor der Erfindung der Uhr
Der natürliche Rhythmus
...mit den Hühnern aufstehen, mit den Hühnern schlafen gehen...
Wenn der Hahn krähte, hieß es früher: Raus aus den Federn!
Hühner ziehen sich schon vor Einbruch der Dämmerung in den Stall zurück und sind dem entsprechend bei Sonnenaufgang ausgeschlafen und putzmunter. Diese Wendung beruht also auf einer Beobachtung in der Natur. Ähnlich lebten die Menschen vor Erfindung der Uhr. Viele Arbeiten konnten nur bei Tageslicht verrichtet werden, daher war der Sommer keine Urlaubszeit, sondern die Zeit der intensivsten und schwersten Arbeiten, die zu verrichten waren. Abgsehen davon sind Frühling, Sommer und Herbst die Jahreszeiten der Vegetationsperiode. Die Vegetationszeit ist derjenige Zeitraum des Jahres, in dem die Pflanzen photosynthetisch aktiv sind, d.h. wachsen, blühen und fruchten. Damit fallen und fielen sämtliche landwirtschaftlichen Tätigkeiten in diese Periode. Es war keine Seltenheit, dass die Männer um drei Uhr aufstanden, Sense und Kumpf nahmen
und mähen gingen. Das Wenden des Heus und das Auffassen auf den Wagen war oftmals Aufgabe der Frauen. Auf einem Bauernhof oder in einer Werkstatt wurde so lange gearbeitet, bis es zu dunkel (oder die Witterung zu feucht) dafür war.
Männer bei der Mahd (© LWL-Medienzentrum für Westfalen)
Neben der Sonnenuhr zeigte das Läuten der Kirchenglocken den Menschen die Tageszeit an. Ein wichtiger Fixpunkt in den katholischen Gebieten Europas war das Angelusläuten - der Englische Gruß: Morgens, mittags und abends wird durch Glockengeläut der Kirchenglocken zum Gebet aufgerufen. Zu diesem Zeitpunkt sollen die Gläubigen jeweils den Englischen Gruß beten. Der Name Englischer Gruß ist kommt von dem Wort Engel und hat nichts mit der englischen Sprache zu tun. In früheren Zeiten wurde beim Morgenläuten an die Geburt Jesus gedacht, beim Mittagläuten an seinen Leidensweg und beim Abendgeläut an seine Menschwerdung.
Kirchenglocken waren in der Vergangenheit ein wichtiges Mittel zur zeitlichen Orientierung. Sie gliederten den Tag und riefen zum Gebet auf.
Mit der Industrialisierung kommt die Pünktlichkeit
Der Bedarf nach einer synchronen Zeit für alle entstand erst ab dem 18. Jahrhundert, als Verkehr und Handel stark zunahmen. Zunächst war es die Post, die eine einheitliche Zeit brauchte, um „pünktlich“ sein zu können und sich nicht zu „verspäten“. Später, mit der Errichtung riesiger Fabriken und der Etablierung von Schichtarbeit, waren Zeitmässgeräte zur absoluten Notwendigkeit geworden. Damit begann auch die Verbreitung der persönlichen Uhren, zunächst Taschenuhren, später Armbanduhren.
Hallesche Maschinenfabrik und Eisengießerei A.G., 1903
Zeit wurde zum Wirtschaftsgut
Endgültig vom Rhythmus der Natur löste sich die Zeitrechnung dann in den Fabriken des beginnenden industriellen Zeitalters. Zeit wurde zum wirtschaftlichen Gut, das knapp, begrenzt und umkämpft war. Erst jetzt verbreiteten sich öffentliche Zeigeruhren mit Minuten- und Sekundenanzeige, mit denen sich die Zeit exakter unterteilen und berechnen ließ.
Eine verbindliche, im ganzen Land einheitliche Zeit gibt es in Deutschland erst seit 1893. In Österreich wurde ebenfalls 1893 erstmals eine einheitliche Uhrzeit eingeführt. Davor befolgte jeder Ort seine eigene Sonnenzeit.
Die Eisenbahn mit ihren minutengenauen Fahrplänen hatte diese Gleichtaktung des ganzen Reiches nötig gemacht – und damit den Weg für die heutige, vollständig synchron laufende Welt gelegt, in der sich Menschen auf verschiedenen Kontinenten auf die Sekunde genau zur Videokonferenz verabreden können.
Eröffnung der Eisenbahnstrecke Wien-Deutsch-Wagram am 6. Jänner 1838. Zeitgen. Lithographie.
© Ch. Brandstätter Verlag, Wien.
Das Gute daran...
Unter Betrachtung all dieser Punkte kommt die Umstellung auf die Sommerzeit dem natürlichen Rhthmus sehr entgegen, wir bekommen mehr Licht und können uns auf die warme und helle Jahrezeit einstellen. Genießen wir diese schöne Zeit!
Nun kommen die hellen und warmen Tage des Jahres auf uns zu!
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