Weiter geht's in der Serie über Wintersport. Heute ist der Schlitten an der Reihe!
War das immer schön für uns Kinder, wenn es frisch geschneit hatte und noch nicht gestreut war: Schnell warm anziehen und ordentlich einpacken, Schlitten holen und los ging die wilde Fahrt! Wir brausten die ganze Straße bis ans Ende hinunter — etwa 900 Meter, zogen den Schlitten wieder rauf, und machten noch ein paar Abfahrten. Damals war noch sehr wenig Verkehr, und wie man lenkt, wussten wir. Wenn wir dann schon richtig müden waren oder den Schneepflug und Streuwagen hörten, mussten wir aufhören.
Geschichtliches zum Schlitten
Natürlich war der Schlitten früher ein Arbeitsgerät und Transportmittel, aber dass das Schlittenfahren auch Vergnügen bereitet, war schnell klar. Ein Schlitten, auch als Rodel bekannt, ist seinem Namen nach ein "Gleiter". (vom althochdeutschen "slito" für 'Gleiter').
Schlitten werden seit Jahrtausenden als Transportmittel genutzt. In Europa wurden erste Schlitten wohl seit der Frühzeit als winterliches Transportmittel verwendet, beispielsweise in Skandinavien, im Alpenraum oder im Erzgebirge als Ziehschlitten für den Heu- und Holztransport. Kleineren Formen wurden auch für den Personentransport eingesetzt.
Bereits vor der Erfindung des Rades wurde der Schlitten als Transportmittel genutzt. Schlittenmotive finden sich in Höhlenzeichnungen, die bis 10.000 vor Christus zurückreichen. Ein finnischer Moorfund aus dem 8./7. Jahrhundert vor Christus gilt derzeit als ältester Nachweis menschlichen Schlittengebrauchs in Europa. Die Nutzung von Schlitten nahm während des Mittelalters kontinuierlich zu und erreichte im 17. Jahrhundert ihren Höhepunkt – es entwickelte sich regelrecht ein Schlittenkult. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war die Verwendung eines Schlittens in jedem Haushalt der Alpenländer selbstverständlich.
In den nördlichen Regionen Schwedens tauchen auf Felsbildern Schlitten auf, die vermutlich in diesen nach wie vor schneereichen Gebieten damals als wichtiges Transportmittel dienten. Im Gegensatz dazu kam in den südlichen Teilen Schwedens, wo während der vergleichsweise milden Bronzezeit eine geschlossene Schneedecke seltener vorkam, als Transportmittel eher die Verwendung von Booten in Betracht.
Die Felszeichnungen in Jörlov und Massleberg, Strömstad, Norra Bohuslän, stammen aus der Bronzezeit, etwa 1.800 bis 500 v. Chr. Bohuslän weist die größte Konzentration an Felszeichnungen in Skandinavien auf. In Norra Bohuslän gibt es über 1.500 Orte, an denen Petroglyphen gefunden wurden. Die Gesamtzahl der Figuren und Zeichen beläuft sich auf mehr als 40.000.
Die glatten Felsen von Tanum in Schweden tragen Ritzungen von rund 10.000 Booten aus der Bronzezeit, vereinzelt sind auch Darstellungen von Schlitten zu finden. In dieser Region haben Archäologen etwa zwanzig verschiedene Arten von Figuren und Motiven entdeckt. Die häufigsten Zeichen sind Kreise, Räder, Schiffe, Schlitten, Tiere, Vögel, Pflüge, Waffen und Menschen. Weitere häufige Anzeichen sind Fußsohlen, Füße und Hände.
Das wesentlichste Bestandteil des Schlittens sind wohl die Kufen.
Die Kufe kann als Weiterentwicklung einer einfachen Schleppplattform, der Schleife, verstanden werden. Die Verwandtschaft des Wortes "Kufe" mit dem altnordischen "kjalki" (dänisch "kjelke", schwedisch "kälke") in der Bedeutung ‚Kiefer, Kinnbacken‘ weist zunächst auf einen Formbezug hin. Es ist auch möglich, dass Walkieferknochen für das Schleppen auf Schnee und Eis verwendet wurden, ähnlich den frühen Schlittschuhen aus Knochen. Auch auch aus den Unterkieferknochen von Pferdeschädeln wurden Schlittenkufen und Schlittschuhe gefertigt. Einige Schlitten wurden bis vor kurzem noch aus Knochen hergestellt. Im Engadin beispielsweise wurden auch im 19. Jahrhundert kleine Kinderschlitten verwendet, bei denen die Kufen aus Schienbeinen von Rindern oder Pferden gefertigt wurden. Diese Knochen wurden unter dem Holzgestell befestigt. Es gibt Berichte über die Verwendung von Rinderunterkiefern, die etwa 20 oder 30 Zentimeter lang waren. Auf diese Zähne montierte man dann ein Sitzbrett.
Beinschlitten: Die Nutzung von Tierknochen für die Herstellung von Kufen zählt zu den ältesten Methoden. Archäologische Entdeckungen bestätigen die Verwendung von Knochenschlitten bereits in der Bronzezeit. Dieser spezielle Schlitten hatte Kufen, die aus den Schienbeinen von Pferden oder Ochsen gefertigt waren. Das Sitzbrett bestand aus Arvenholz und war mit Kerbschnitzereien verziert. Es trug die Jahreszahl und die Initialen "WDP". An der Unterseite befanden sich zwei Griffkerben, die während der Fahrt als Haltegriffe dienten. Aufgrund der Beinkufen erhielt dieser Schlittentyp auch den Namen "Ossel" (Romanisch: oss = Knochen). In den Regionen Unterengadin und Münstertal blieb diese Art von Schlitten bis ins 19. Jahrhundert im Einsatz. Dieser Schlitten stammt aus Sent in der Schweiz, ist auf das Jahr 1765 und befindet sich in der Sammlung des Rätischen Museums in Chur ausgestellt (Bild: Rätisches Museum)
Die Konstruktionen historischer Schlitten zeigen, dass die Plattform der Schleife auf die Kufen aufgebockt wurde. Im Vergleich zur Schleife sorgt die Kufe für eine bessere Führung (Spur), macht das Transportmittel leichter kontrollierbar, verringert den Kraftaufwand und erlaubt auch eine schnellere Fortbewegung.
Einige wenige Kufen sind lenkbar, zum Beispiel bei historischen doppelgestelligen schweren Holzziehschlitten. Die Kufe ist vom ursprünglichen Konzept her ein längeres Holz (Brett oder Balken) mit aufwärts gekrümmtem vorderem Ende. Die Bezeichnung "Kufe" steht in Beziehung zur Gefäßbezeichnung "Kufe" und damit zur Küferei, der für die Fassbinderei charakteristischen Herstellung von gekrümmten Dauben.
Der Hornschlitten
Der Hornschlitten, so benannt aufgrund seiner nach oben verlängerten Kufen, die als Lenk- und Haltegriffe dienen, ermöglicht es, den Schlitten durch Druck und Zug auf diese Hörner zu steuern. Dies führt zu einer leichten Verformung des Rahmens und beeinflusst die Richtung der Kufen. Die langen, aufgebogenen Kufen ermöglichen es auch, in den Schnee zu stechen, d.h. sie ermöglichen das Spuren auch in tieferem Schnee.
Die Steuerung und das Bremsen erfolgen zusätzlich durch Fußbewegungen im Schnee. Einige Hornschlitten sind auch mit seitlichen Bremsen, den sogenannten Tatzen, ausgestattet – zwei Stangen mit eisernen Bremsbelägen. Diese Bremsen sind jedoch in weichem Schnee weniger effektiv. Zusätzlich ragen oft seitliche Stangen empor, die dazu dienen, die Ladung zu sichern, das Abrutschen zu verhindern und die Handhabung zu erleichtern.
Größere Schlitten müssen gezogen werden, etwa wie früher von Ochsen oder Pferden. Pferdeschlitten wurden früher bei ausreichender Schneelage insbesondere in der Landwirtschaft für den Holztransport genutzt. Gelegentlich kamen sie auch anstelle von Pferdewagen zum Einsatz, um Heu und Stroh von Feldstadeln zum Hof zu transportieren.
Beladen des Heuschlitten und Abtransport. Am Gelände im Hintergrund ist die Hochlage der Alm gut zu erkennen, somit war der Weg wahrscheinlich weit ins Tal. Heutransport mit Schlitten im Winter in Zürs, Vorarlberg, 1939 © Sammlung Risch-Lau, Vorarlberger Landesbibliothek
Der Hornschlitten wird insbesondere in den Alpen, Mittelgebirgen wie dem Schwarzwald oder den Vogesen in Frankreich verwendet wird. Er wird bis heute für den Transport von in höheren Lagen gemähtem Heu (Bergheu, Almmahd) zur Hofstelle sowie für den Abtransport von geschlagenem Lang- und Scheitholz eingesetzt. Auch Milchkannen wurden transportiert.
Heutransport mit Schlitten im Winter in Zürs, Vorarlberg, 1939 © Sammlung Risch-Lau (Collection Risch-Lau), Zuers-Heuzug-R Lau 207284-011264, CC BY-SA 4.0 Wenn im Winter kein Schnee lag, konnte der Schlitten nicht eingesetzt werden, was für Bauern und Bäuerinnen in früheren Zeiten durchaus problematisch werden konnte, da das Vieh im Stall auf das Heu von den Bergwiesen angewiesen war. Sobald es die Bedingungen erlaubten, also zumindest einige Zentimeter Schnee gefallen waren, musste das Heu geholt werden. Die besten Bedingungen waren dann gegeben, wenn viel Schnee in kurzer Zeit auf eine harte Unterlage fiel, denn in diesen Verhältnissen waren die schweren Schlitten am besten lenkbar, ohne zu stark zu bremsen und damit das Risiko des Liegenbleibens zu erhöhen. Allerdings bedeuteten diese Bedingungen auch eine erhöhte Lawinengefahr. Auf die Heuschlitten wurde so viel Heu geladen, wie nur möglich war. Die winterlichen Anstiege zu den Hochalmen waren mühsam, und man wollte diese auf die unbedingt notwendige Anzahl reduzieren. Ein voll beladener Heuschlitten wog schnell rund eine Tonne, mit Holz beladen sogar noch mehr.
Das Ziehen von Heu und Holz mit Schlitten war eine der gefährlichsten Tätigkeiten im traditionellen Bergbauernleben, mit einer hohen Rate an Unfällen und Todesfällen. Die Schlitten wurden aufgrund des mühsamen Winteraufstiegs mit schwerem Gerät so schwer wie möglich beladen und wogen mit Heu oft mehr als eine Tonne, mit Holz sogar noch mehr. Oft wurde hinten am Schlitten ein zweiter als Nachläufer (Schloapf, Gfa) angehängt, und es wurden manchmal ganze Konvois gebildet.
Einsatz von Hornschlitten für den Holztransport im Ammergau:
Hornschlitten wurden von Arbeitern den Berg hinauf gezogen oder getragen und oben mit kurzen Stammabschnitten oder Brennholz beladen. In Achenkirch stellte die Schlittenbringung per Hand im Winter Arbeit für die Waldarbeiter sicher. Dort wurde mit Hornschlitten bis zu 4,5 Meter langes Starkholz geliefert. Diese Schlitten hatten auch einen Bremshebel, einen Patenter. Die Schlitten fuhren mit etwa vier Metern Abstand. Der erste der Schlitten legte weniger Holz auf, damit er mehr Schwung hatte. Es wurde auch bei höherer Schneelage mit Schneeschuhen (Roafn) zu den Winterhütten gespurt. Dann musste der Weg freigeschaufelt werden, eine Arbeit, die fast aufwendiger war als das Holzziehen selbst. Die Schlitten wurden, wie auch die historischen Schi, vorzugsweise aus Eschenholz gefertigt, während die Kufen Beschläge und Verstärkungen aus Eisen aufwiesen. (Bilder v.r.n.l.: Hochziehen der Schlitten; Archiv Museum Sixenhof; Hornschlitten mit Brennholz bei der Talfahrt, Grafenaschau; Archiv Henk; Starkholz auf einem Hornschlitten bei Achenkirch 1935; Archiv Museum Sixenhof; alle von Karwendel.org)
Ein Mann lenkte den Schlitten, während möglicherweise ein zweiter hinten als Bremser fungierte, und zusätzliche Läufer beteiligt waren. Die Talfahrt war ein äußerst mühsames Unterfangen, das nur schwer zu kontrollieren war. Zusätzlich war ausreichend Schnee notwendig, und die beste Zeit für das Ziehen von Heu und Holz war genau die, für die heute die höchste Lawinenwarnstufe gilt. Dieser Schnee bot eine gute Führung, ohne den Schlitten zu stark zu bremsen, und verringerte das Risiko, stecken zu bleiben. Die Männer waren also erheblichen Gefahren ausgesetzt: Einerseits aufgrund des beträchtlichen Gewichts der Schlitten, das in steilem Gelände eine enorme Schubkraft entwickelte, und andererseits aufgrund des hohen Risikos, von einer Lawine erfasst und verschüttet zu werden. Aufgrund dieser Umstände war die Zahl der Lawinenopfer beim Schlittenziehen wahrscheinlich ähnlich hoch wie die derjenigen, die von Schlitten überrollt oder im Gelände abgestürzt sind. In Kirchenbüchern und Chroniken sind zahlreiche Einträge zu diesen tragischen Unfällen zu finden, und oft wurden an jenen Unglücksstellen Materl oder andere Flurdenkmäler errichtet.
Diese Arbeit war wahrscheinlich anstrengendste und gefährlichste Arbeit im bäuerlichen Jahreskreis: Im Jahr 1953 führte das Institut für forstliche Arbeitswissenschaft in Reinbek eine Erhebung über die Ernährung und den Energieverbrauch unter Tiroler Holzarbeitern durch, die in der Steiermark Aufträge annahmen, welche Einheimische zugunsten anderer Arbeitsmöglichkeiten vermieden. Die Tiroler Holzarbeiter zogen entweder 80 kg schwere Schlitten über eine Steigung von 15 % hinauf oder trugen 45 kg schwere Schlitten über eine Steigung von 30 % hoch. Die Last auf der Talfahrt mit 2,5 Festmetern nasser bzw. frischer, vier Meter langer Fichte oder Lärche wog bis zu 2 Tonnen. Die Strecke von 1,4 km wurde in einem Arbeitstag von etwa 9 Stunden drei bis viermal absolviert. Der errechnete Energieverbrauch betrug 6.500-7.000 kcal am Tag, was im Wesentlichen der Leistungsgrenze des menschlichen Organismus entspricht. Die Nahrungsaufnahme belief sich auf etwa 7.000 kcal und wurde hauptsächlich durch Fett gedeckt, aus Butter, Speck, Schmalz und Rauchfleisch. Mehl, Brot, Nudeln, Zucker und etwas Kartoffeln machten den geringeren Teil der Nahrungsmengen aus, die "durch Einseitigkeit und Vitaminlosigkeit besonders auffallen", wie die Autoren der Studie feststellten.
Die einzige Schiffs-Postlinie Österreichs für Sendungstransport, die bis etwa 1990 nur 1 km weit vom Bahnhof zum Ort Hallstatt (Oberösterreich) über den Hallstättersee führte, wurde im Winter bei tragendem Eis per Hornschlitten abgewickelt.
Zusätzlich wurde der Hornschlitten in historischen Zeiten für verschiedene Bräuche eingesetzt, darunter Umzüge, das Überführen des Brautguts (Aussteuer) sowie bei Leichenzügen, dazu unten mehr.
Ein Schlitten wird üblicherweise für den Transport auf Oberflächen mit geringer Reibung eingesetzt, wie beispielsweise auf Eis, Permafrostboden oder Schnee (als Schneefahrzeug). Darüber hinaus kann er auch auf nassen Wiesen, wie sie in der Tundra zu finden sind, verwendet werden.
Heute werden Pferdeschlittenfahrten als winterliches Vergnügen angeboten. In der Steiermark könnten etwa auf der Teichalm, in der Ramsau oder in St. Jakob im Walde Fahrten gebucht werden.
Pferdeschlittenfahrt auf der Teichalm entlang des Mixnitzbachs. (Bild links: Bergmann von steiermark.com; rechts: eigener Fundus)
Im Norden gibt es auch Rentierschlitten und die bekannten Hundeschlitten. Daneben gibt es eine Vielzahl an weiteren Schlittenformen, wie den Eisschlitten, Stuhlschlitten, Segelschlitten, den Bob und viele mehr.
Goaßl und Bönl
In Salzburg gab es das Goaßelfahren (Goaß von Geiß). Im Pinzgau wird der Goaßl-Schlitten – auch als Goaßl bezeichnet – als ein vergleichsweise hoher und schmaler Hornschlitten betrachtet, der nicht als "Arbeitsschlitten" genutzt wird. Er wird von einem Pferd gezogen und bietet Platz für höchstens zwei Personen, die meist hintereinander (rittlings sitzend) Platz nehmen können.
Früher fanden im Januar oder zu Lichtmess traditionelle "Goaßl-Rennen" mit teils reisiggeschmückten Schlitten statt, auch auf dem Eis des Zeller Sees, bei denen verschiedene Pferderassen (meist Noriker, Haflinger) in unterschiedliche Klassen eingeteilt wurden. Mariä Lichtmess war auch ein wichtiger Tag für den Dienstbotenwechsel. Ähnlich wie bei einem Trabrennen wurde ein Pferd, das in Galopp verfiel, disqualifiziert. Goaßl-Schlitten waren häufig kunstvoll geschnitzt und/oder mit Schmiedeeisen verziert und bemalt. Sie kamen vor allem bei der sonntäglichen Fahrt der Bauern zur Kirche oder zum "auf Bsuachfåhrn" zum Einsatz.
Auch im Tennengau, insbesondere in Abtenau, spannte der Bauer früher seine Pferde an, wenn er mit der Bäuerin zur Kirche oder zu Festen fuhr. Zu dieser Zeit galten prachtvoll ausgestattete Schlitten als Symbol für Wohlstand. Die Pferde, vor allem Noriker im Lammertal, wurden sorgfältig gestriegelt und geputzt, um in vollem Glanz zu erstrahlen. Ein weiteres Zeichen von Wohlstand war das prächtige Pferdegeschirr, das nicht nur die Verbindung zwischen Schlitten und Pferd herstellte, sondern auch als Schmuckstück diente.
Goaßlfahrt im Schnee in Abtenau, ein prächtiger Haflinger ist vorgespannt. Foto: Kaswurm, meinbezirk.at
Das Goaßl repräsentiert die älteste Schlittenform im Pinzgau, benannt nach den kufenartigen Formen, die geißhornförmig gebogen sind. Es wurde als Fortbewegungsmittel genutzt und diente auch dem Transport leichterer Lasten. Das Böndl hingegen ist ein Holzschlitten, oft mit Bemalungen oder Korbgeflechten verziert. Während auf dem Goaßl Bauer und Bäuerin hintereinander saßen, saßen sie auf dem Böndl nebeneinander. Das schmale Goaßl war besonders auf schmalen Wegen von Bedeutung, die vor dem Bau von Güterwegen die einzige Verbindung zu vielen Bergbauernhöfen darstellten. Beide, Goaßl und Böndl, wurden nur von einem Pferd gezogen.
Böndl bei der Pferdeschlittengala in Abtenau, hier mit Noriker. Bild: Peter Galler, Christine Fröschl in Salzburgerland.com
Rennwolf
Der Rennwolf (Sparkstöttingen) wurde von allen sozialen Schichten genutzt. Foto aus Norrbotten, frühes 20. Jahrhundert. © Stadsarkivet Luleå
Ein Rennwolf, auch Kickschlitten, ist eine Art Tretschlitten, der aus vorn verbundenen Schlittenkufen mit einem Gerüst besteht, das dazu dient, sich beim Abstoßen mit dem Fuß festzuhalten. Er stammt ursprünglich aus Schweden. Der Rennwolf diente beispielsweise im Winter zum Transport von Milch, Holz, Wasser und anderen schweren Gütern und wurde im 19. Jahrhundert in Norrland in Schweden häufig genutzt, beispielsweise in den Sägewerken.
Mit dem Rennwolf konnten im Winter bei dichtem Schneefall Milchkännchen zum Milchtisch transportiert werden. © Sjöberg Bild
Der Rennwolf ist aus zwei bis zweieinhalb Meter langen, vorn verbundenen Schlittenkufen mit einem Gerüstaufbau zusammengesetzt. Der Läufer steht auf einem Fuß und hält sich am Gerüst fest, während er sich kontinuierlich mit dem anderen Fuß vom Eis abstößt. Auf einer guten Bahn ist es möglich, 20 km in einer Stunde zurückzulegen.
Auch für sportliche Wettbewerbe wurde der Rennwolf genutzt.
Bewerb in Långedrag in Göteborg, Januar 1928. © KREP/IBL
In der traditionellen Bauweise ist ein Tretschlitten für den Transport von zwei Personen konzipiert. Er besteht aus einem Stuhl, der auf zwei Holz- oder Metallkufen montiert ist. An der Lehne des Stuhls sind zwei Griffe als Lenker angebracht. Durch eine Verwindung der schmiedeeisernen Kufen kann der Schlitten auch mit Transportlast in größeren Radien (mehrere Meter) gelenkt werden. Eine Person nimmt auf dem Schlitten Platz und wird von einer zweiten Person angeschoben. Auf abschüssigen und gleitenden Strecken kann sich der Anschieber auf die Kufen stellen. Moderne Sporttretschlitten haben keinen Sitz, sondern bestehen nur aus Kufen und Lenker.
Schwedische Bauern mit dem "Rennwolf" (Laufschlitten) zur Arbeit fahrend. Ansicht im tief verschneiten Wald. Verlag: Holzstich nach Albert Richter, aus dem Jahr., 1894; weitere Rennwölfe
Der Rennwolf kann auf Eis und Schnee gleichermaßen betrieben werden, jedoch darf das Gelände nicht zu steil sein. In den Alpen hat er sich deshalb nicht durchsetzen können.
Rodel
Das Wort "Rodel" hat seinen Ursprung im Bairischen und gelangte in der Mitte des 16. Jahrhunderts ins Hochdeutsche. Die genaue Herkunft des Begriffs, der sich seit etwa 1900 mit der Ausdehnung des Sports auch über die bairisch-österreichische Region hinaus verbreitete, ist völlig unklar.
Rodelschlitten, hier geht's steil bergab! Bild von Eggerhof
Ein Rodelschlitten wird traditionell aus Eschen- oder Buchenholz mit eisenbeschlagenen Kufen hergestellt und bietet meist für ein bis zwei Personen auf einer Sitzfläche aus Holzlatten oder einer Stoffbespannung Platz. Er verfügt über eine Schnur, an der er bergauf und über flache Strecken gezogen werden kann.
Die erste Erwähnung des Rodelns findet sich möglicherweise bei Plutarch über die Kimbern, die nackt durch den Schnee auf den Berg gelaufen sein sollen und sich auf breiten, flachen Schilden sitzend abstießen und hinuntersausten. Die spätere Rodel entwickelte sich als Freizeitgerät aus alpenländischen Schlittenformen.
Umgangssprachlich werden die Begriffe "Schlitten" und "Rodel" oft als gleichbedeutend verwendet, aber es gibt ein paar technische Unterschiede zwischen diesen beiden Arten von Schneegleitern. Der wesentliche Unterschied liegt in der Konstruktion des Grundgerüsts: Ein herkömmlicher Holzschlitten hat ein starres Gerüst, während ein Rodel aufgrund gummigelagerter Verbindungen flexibel ist. Ein weiterer wichtiger Unterschied betrifft die Kufenneigungen: Ein Schlitten steht flach auf seinen Kufen, während ein Rodel schräg stehende Kufen hat. Auch die Form der Kufen unterscheidet sich, da klassische Schlitten vollkommen flache Kufen haben, während bei einem Rodel die Kufen leicht gebogen sein können. Nicht alle Rodel haben diese Eigenschaft, und es gibt auch Rodel mit flachen Kufen. Zusätzlich variiert die Sitzfläche, da ein Rodel keinen Lattensitz hat, sondern einen Stoff- bzw. Gurtsitz, um die Beweglichkeit des Grundgerüsts zu erhalten.
Begriffsherleitung "Schlitten"
Der Begriff "Schlitten" hat einen indoeuropäischen Ursprung "*sleidʰ-, leidʰ-", was gleiten oder schlüpfrig bedeutet. Dies entwickelte sich weiter zu "sleidan, slīdan" im Germanischen als starkes Verb für gleiten. Der Substantivgebrauch dieses Verbs führte zu "slidō-, slidōn, slida-, slidan", was Schlitten bedeutete. Entsprechende Begriffe in anderen germanischen Sprachen sind im Altnordischen "sleði" und Altsächsischen "slido", beide mit der Bedeutung Schlitten. Im Mittelhochdeutschen heiß es "slite" und wurde im Neuhochdeutschen als "Schlitten" übernommen.
Die Bezeichnung "Kufe" leitet sich vom indoeuropäischen "keu-", keu̯ə- für biegen und Biegung ab, welches über "kubila-, kubilaz" im Germanischen "Kübel" weiterführt und schließlich zu "kuofa", "kuopa", "kufa (?)" im Althochdeutschen mit der Bedeutung "Kufe" (F.), Gefäß, Weingefäß, Tonne (F.) (1), Fass, Bottich, größeres Gefäß, Pechkübel, Opfergefäß entwickelt wurde. Dies steht auch in Verbindung mit "slitokuohha", "slitokuocha*" im Althochdeutschen, was Schlittenkufe, Schlittenschnabel bedeutet. Der Begriff "Kufe" ist ebenso verwandt mit dem englischen "cup" für Becher, vergleichbar mit "koppr" im Althochdeutschen, was Tasse, Gefäß, Helmknauf bedeutet, und findet Entsprechungen in anderen germanischen Sprachen wie gotisch "*kop" oder angelsächsisch "copp".
Das liegt daran, dass das Biegen von Holz für Fässer und andere Holzgefäße derselbe Berufsstand bzw. dessen Vorläufer durchführte wie jener, der die Kufen und auch die Schier bog: der Radmacher bzw. Wagner. Als Radmacher war eine der ureigensten Tätigkeiten das Biegen von Holz für die Radherstellung. Ich kenne den Namen "Radlmacher" noch als Vulgonamen für einen Bauernhof.
Andere Bezeichnungen sind im Dialekt Rad(e)macher (niederdeutsch: Radmaker), Rädermacher, Achsenmacher oder Axmacher. Ursprünglich waren dies unterschiedliche Berufe: Der Stellmacher oder Wagner kümmerte sich um das Gestell des Wagens, während der Radmacher die Räder herstellte. Heutzutage bezeichnen diese Berufsbezeichnungen jedoch hauptsächlich dieselbe Tätigkeit.
Im Kontext des Kutschenbaus war der Wagner für die Karosserie verantwortlich, während der Radmacher sich auf die Herstellung der Räder konzentrierte. Letztere erforderte einen vergleichbaren Aufwand und Fachkenntnisse wie die Herstellung der Karosserien.
Peder Mönsted. Winterlandschaft mit Schlitten fahrenden Kindern (1918)
Aberglauben und Bräuche rund um den Schlitten
Im Ackerbau wurde dem Schlitten eine magische Wirkungen zugeschrieben. Wer guten Flachs haben will, muss nach masurischem Glauben zu Fastnacht Schlitten fahren. Dasselbe behaupten die Letten und Esten. Bei den Großrussen rodeln die Frauen in der Butterwoche und am ersten Montag der Fastenzeit im Schlitten von hohen Eisbergen herab, um hohen Flachs und Hanf zu erzielen; im Kreis Ruza fährt man dabei auf den Sitzbrettern der Spinnrocken. In ganz Litauen fährt man am Fastnachtstag spazieren. Tut es die Herrschaft nicht, so lässt sie es die Dienstboten tun, denn so bekommt man guten Flachs. Im Unterengadin fahren die Schulkinder am Silvesternachmittag Schlitten, um langen Hanf zu erzielen. Die ununterbrochen gleichmäßige Bewegung soll wohl die gewünschte Wirkung fördern.
Auch zur Fastnacht muss (mit dem Schlitten) gefahren oder geschaukelt werden. Bei diesem "Haarlangfahren" (dass der "Haar [Flachs] lang" wird) musste in Niederösterreich der Lenker des Schlittens dafür sorgen, dass "umgekeit" (umgeworfen) wurde und sich die Insassen im Schnee wälzten. In Jahren, in denen es keine "Eißfarth" (Schlittenfahrt) gibt, gerät die Gerste nicht. Hierher gehört jedenfalls auch der Glaube, dass der Lein gut gedeihe, "wenn es im Winter eine gute Schlittenbahn gibt".
Kaiserlicher Schlitten zu Weihnachten in Wien
Auch für die Fruchtbarkeit spielte der Schlitten eine wichtige Rolle. Wenn ein Jahr lang kein Mädchen geheiratet hat, müssen alle Mädchen unter Führung eines als Narr verkleideten Burschen einen Baumstamm, auf dem ein riesiger Strohmann sitzt ("der Bräutigam der sitzengebliebenen Mädchen"), auf einem Schlitten durchs Dorf ziehen.
Als Hochzeitsbrauch war in der nordöstlichen Steiermark das "Wiegenholzführen" üblich. Dabei wurde am frühen Morgen nach dem Hochzeitstag ein Halbwagen oder ein Schlitten mit einem langen Seil bespannt, an welchem Querhölzer befestigt waren. An diesem zogen die jungen Hochzeitsgäste unter Jauchzen und Schießen, Musik und Gesang das Gefährt in den Wald, um das Wiegenholz zu suchen. War ein passender Baum gefunden, wurde er rasch gefällt und unter Jubel zum Hochzeitshaus geführt. Danach wurde die Braut unter derben Witzen überredet, das Wiegenholz anzusehen. Oft begleiteten den Zug auch Masken oder besonders vermummte Gäste.
Die Holzknechte brachten das Holz über sogenannte Riesen, das sind rutschbahnähnliche Rinnen, oder schwimmend mittels Trift ins Tal. Im Winter wurden dafür Schlitten verwendet. Um für die gefährliche Arbeit gewappnet zu sein, warf man dem Wind ein Stück des Jausenbrotes des Schlittenführers als "Opfer" zu - das sogenannte "Schieberbrotfüttern".
Pferdekutsche im Winter Schlitten Zeichnung koloriert um 1900 Russland Hein
Der Schlitten des wilden Jägers wird von Mägden gezogen, die sich jährlich mit Hufeisen beschlagen lassen. Der wilde Jäger reitet durch die Nebelschwaden und bei starkem Wirbelwind fliegt ein Pferd durch die Wolken.
In Norwegen spannt man das Pferd, das die Leiche zum Kirchhof gebracht hat, umgekehrt an den Schlitten, bis das Begräbnis vorüber ist. Oder die Pferde müssen ganz lose angeschirrt sein; auch darf kein trächtiges Pferd vor den Leichenwagen gespannt werden.
Winterszene mit Troika Winterschlittenfahrt von Konstantin von Alekseyevich Korovin (1861-1939, Russia)
In den Wegverhältnissen begründet scheint der Brauch, Leichen auch im Sommer auf Schlitten zu befördern (in Berggegenden). Dies wird dies auch aus Russland berichtet und so erklärt, dass der Schlitten als ältestes Fuhrwerk sich im Totenbrauch erhalten habe. Als Entehrung galt es, wenn man Verbrecherleichen auf Schlitten beförderte.
Quellen
Ferdinand Krauss: Die Nordöstliche Steiermark: Eine Wanderung Durch Vergessene Lände. 1888, Graz.
Hanns Bächtold-Stäubli, Eduard Hoffmann-Krayer: Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens. 1927–1942, Berlin: De Gruyter.
Comments