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Walpurgisnacht und Maibräuche


Der Mai ist der "Wonnemond", wie der fünfte Monat des gregorianischen Kalenders in der Monatsliste Karl des Großen im 8. Jahrhundert hieß. An den zentralen Plätzen in fast jeder Gemeinde in Österreich wird am 1. Mai oder dem Abend davor der Maibaum, geschmückt mit grünen Kränzen und bunt wehenden Bändern als ein Symbol für Fruchtbarkeit und Lebensfreude aufgestellt. Die Nacht vor dem 1. Mai ist die Walpurgisnacht, benannt nach der Heiligen Walpurga, in der die Hexen auf ihren Besen in Richtung Brocken sausen!




Heilige Walpurga

Die Namensgeberin für die Walpurgisnacht, die Heilige Walpurga, war eine angelsächsische Adelige, die im 8. Jahrhundert (* um 710 in Devonshire in England, † 25. Februar 779 oder 780 in Heidenheim in Mittelfranken in Bayern) lebte. Sie kam als Missionarin mit ihrem Onkel, dem hl. Bonifatius, nach Süddeutschland, wo sie als Klostergründerin und Äbtissin am 25. Februar 779 starb. Am 1. Mai 870 wurden ihre Reliquien nach Eichstätt in Bayern übertragen und danach das Fest auf diesen Tag gelegt. Aus ihrem Steinsarg soll wundertätiges Öl fließen. Deshalb wird sie mit einem Ölfläschchen abgebildet. Drei Ähren in ihrer Hand verweisen auf die Legende, dass sie Kinder vor dem Hungertod bewahrte. In Wiener katholischen Kirchen befinden sich Darstellungen im Stephansdom, in der Peterskirche und Breitenseer Pfarrkirche.


Als Äbtissin des deutschen Doppelklosters Heidenheim war sie eine der bedeutendsten Frauen des christlichen Europa ihrer Zeit. Ihre Heiligsprechung erfolgte am 1. Mai (vermutlich 870 durch Papst Hadrian II.) anlässlich der Umbettung ihrer Gebeine nach Eichstätt, wo sich ein starker Reliquienkult entwickelte. Walpurgis ist die Patronin der Kranken, Wöchnerinnen und Bauern.

Walburgas Hochgrab in der Kirche des ehemaligen Klosters Heidenheim, 13. Jahrhundert.




Der Wonnemonat Mai

"Wunnimanot" stand für Wonne, wunnī* (ahd. = Wonne, Lust, Freude, Seligkeit, Nahrung; von *wunjō germ. =Wonne, w-Rune; von idg. *u̯en- (1), *u̯enə-, *u̯en = streben, wünschen, lieben, erreichen, gewinnen, siegen). Es war auch der erste Weidemonat. Nun wurde das Vieh ins Freie getrieben. Die schöne Jahreszeit war nach den "Eisheiligen" - Pankratius, Servatius, Pankratius - und der "nassen Sophie" in der Monatsmitte nicht mehr aufzuhalten.

Im katholischen Kirchenjahr ist der Mai besonders der Verehrung der Gottesmutter Maria gewidmet (Maiandachten), weshalb er in diesem Umfeld auch als Marienmond bezeichnet wird. Die Bezeichnung Blumenmond erhielt der Mai wegen der Hauptblütezeit vieler Blumen und Pflanzen. Der Mai ist seit alters her als Wonne-, Liebes- , Blumen- und Frühlingsmonat bekannt. Er ist aber auch Hochzeits- und meistens Pfingstmonat, in dem die Kirche "Geburtstag" hat. Die Bezeichnung Blumenmond erhielt der Mai wegen der Hauptblütezeit vieler Blumen und Pflanzen. Das Maiglöckchen wurde sogar nach dem Monat benannt. Dichter, Sänger und Liedermacher besangen und besingen den Mai als "Wonnemonat", in dem es endlich Frühling wird. Kein Wunder: Die Bäume sprießen, die Blumen blühen, die Vöglein zwitschern und die Menschen haben gute Laune und sind voller Tatendrang. Schon der große Johann Wolfgang von Goethe besang in seinem berühmten Mailied "Wie herrlich leuchtet mir die Natur"! Auch das bekannte Volkslied "Der Mai ist gekommen" beschreibt sehr schön die große Freude, das Sprießen und Frohlocken des Frühlings in freier Natur zu genießen. Das mittelalterliche Reigenlied "Mayenzeit one neidt" von Neidhart von Reuental (ca. 1180 – ca. 1240) greift ebenfalls das blühende Element und die Unbeschwertheit des Monats Mai auf. Es ist ein richtiger mittelalterlicher Ohrwurm!





Vor 80 Jahren schrieb der Heimatforscher Leopold Teufelsbauer (1886-1946) zum Mai:


"Wie nun draußen in der Natur alle Lebenskraft erwacht und sich oft stürmisch entfaltet, so scheint es auch im Menschenleben, das manchmal mit seinen Kräften nicht hauszuhalten weiß und sich austoben will … Wagen wurden zerlegt und mit Mist beladen auf die Hausdächer gestellt, Firmentafeln umgehängt, Arbeitsgeräte auf Bäume gezogen und anderes."


Die Walpurgisnacht ist eine klassische Störnacht oder auch Unruhnacht, Freinacht oder Bosheitsnacht genannt. Dies ist die Nacht vor einem Feiertag oder die Nacht zwischen zwei aufeinanderfolgenden Feiertagen. Dieser Brauch hat damit zu tun, dass an Feiertagen keine beweglichen Sachen herumstehen dürfen, weil die Ordnung streng gehalten werden musste. (Hier gibt es auch eine Verbindung zu Frau Percht oder Frau Holle, die zu Weihnachten in den Rauhnächten alles in Ordnung haben wollen.) Deshalb machen sich die Dorfburschen einen Spass daraus, ein wenig zu „helfen“ und herumliegende unordentliche Gegenstände „aufzuräumen“. Diese wurden zum Beispiel auf dem Dorfplatz aufgestapelt. Der Heuwagen wurde aufs Dach gestellt oder ein offenes Hoftor aufgehängt und auf dem Dorfplatz „aufbewahrt“. Außerdem werden in solchen Nächten heimliche Liebschaften aufgedeckt.




Walpurgisnachtbräuche

Spätestens seit Goethes „Faust“ ist die Walpurgisnacht als Hexennacht bekannt. 1777 bestieg der Dichter erstmals den „Blocksberg“ genannten Brocken im norddeutschen Harzgebirge und war so beeindruckt, dass er die Ballade „Die erste Walpurgisnacht“ schrieb. Um 1900 brachten der nationalromantische Mythos und der Tourismus großen Aufschwung: 1901 kamen hunderte Freiwillige zum Gipfel, 1932 übertrug die Wochenschau die 30. Walpurgisfeier auf dem Brocken. Derzeit feiern 20 Gemeinden in der Region die Harzer Walpurgisnächte.


Illustration des Blocksbergs (Brocken) von L. S. Bestehorn, 1732



Aber nicht Hexen waren schuld an der Unruhe, die in der Nacht vor dem 1. Mai in den Dörfern ausbrach, sondern Burschen, die Rügebräuche, das Phillippeln, ausführten. Missliebigen Frauen setzten sie dürre Äste mit Strohbändern als Schandmai vor das Fenster oder streuten ihnen Häcksel vor das Tor. Bauern fanden ihre Geräte auf Dächern und Bäumen. Der Termin könnte auf das Fränkische Recht zurückgehen, wobei vereidigte vertrauenswürdige Männer, die Pflicht hatten, Normverstöße gegen "Herkommen und Sitte" anzuzeigen und öffentlich zu rügen. Für die außergerichtliche Konfliktaustragung war die Nacht vor dem 1. Mai vorgesehen. Früher war der 1. Mai der Gedenktag der Apostel Philippus und Jacobus und wurde daher „Philippi Jacobi“ genannt. Johannes Coler schrieb 1603 in seinem Calendarium Perpetuum (S. 89):


„Den nehesten Tag vor Philippi Jacobi zu Abend pflegen Zeuberer viel Teuffeley zu üben / damit sie die Leute viel beleidigen“, aber in demselben Abschnitt auch: „Wenn's an S. Walpurgis Abend regnet / oder die selbe Nacht / so hofft der gemeine Mann auf ein gutes Jahr.“



Philippeln

Die Philippinacht bezeichnet einen Brauch in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai, der vor allem in Salzburg und im Landkreis Berchtesgadener Land gepflegt wird. Im Berchtesgadener Land als südlichem Teil des Landkreises findet dafür auch der Begriff Ducknacht (Duck = Tücke) bzw. Dugnacht Verwendung.


In Erinnerung an den für Treue und Ordnung zuständigen Apostel Philippus wird in dieser Nacht alles, was lose herumsteht und nicht ordentlich verwahrt ist, von den Jugendlichen des jeweiligen Ortes versteckt oder auf dem Dorf- bzw. Kirchplatz zusammengetragen, so dass die beschämten Besitzer es nach der Messe von dort wieder nach Hause tragen müssen. Im Flach- und Tennengau (Salzburg) geht etwa das "Philippeln" vor sich.


Der Termin könnte auf das Fränkische Recht zurückgehen, in dem für die außergerichtliche Konfliktaustrag die nach vor dem 1. Mai vorgesehen war.




Maistrich

Im Weinviertel (Niederöstereich) ist in den letzten Jahrzehnten der Maistrich wieder sehr beliebt. Zwischen den Häusern unverheirater Paare werden – oft kilometerlange – Kalkspuren gezogen, bei den Frauen Sprüche oder Herzen auf den Gehsteig gemalt. Ihnen bleibt die unangenehme Aufgabe, die Spuren möglichst schnell zu beseitigen. In jüngster Zeit wurde dies erschwert, weil die Burschen Öl in den Kalk mischen. Wenn die Häuser der Paare in weit entfernten Orten liegen, ziehen sich die Spuren, lange haltbar, kreuz und quer durch das Weinviertel.


Auch in der Rhön gibt es die Kalkspuren zur sogenannten Tücknacht, wo sie ebenfalls geheime Verhältnisse und wilde Liebschaften, die sonst dem ahnungslosen Betrachter verborgen bleiben anzeigen. Wer sich die Mühe macht und den Spuren folgt, findet an seinen jeweiligen Enden die Paare die Ihr Verhältnis schon länger im geheimen führen.

Das Ziehen einer Kalkspur, auch Maistrich, ist in weiten Teilen Deutschlands und Österreichs eine alte Tradition, um zwei liebende oder sich noch nicht liebende Personen zueinander zu führen oder um der Öffentlichkeit einen Wink auf das geheime Liebesleben der Beteiligten zu geben. Der Maistrich gehört zum Brauchtum im Mai, wohingegen die Kalkspur das ganze Jahr über gezogen werden kann. In Feldkrücken (Hessen) und im Kulmbacher Land (Oberfranken) wird die Kalkspur traditionell in der Nacht von Pfingstsamstag auf Pfingstsonntag oder auch zu Hochzeiten gestreut.


Wurde früher oft gehäckseltes Stroh oder Sägemehl zum Ziehen der Spur verwendet, so hat sich in der neueren Zeit Kalk zum Mittel der Wahl entwickelt. An den jeweiligen Enden der Kalkspur wird mit der Gießkanne ein Herz mit den Initialen der Beiden gezeichnet. In manchen Dörfern ist es Brauch, dass die Kalkspur über den Marktplatz oder einen anderen zentralen Punkt der Ortschaft führt.


Auch im Zusammenhang mit einer Hochzeit gibt es den Brauch, Spuren zu legen. So werden unmittelbar vor den Vermählungsfeiern manchmal so genannte „Häckselpättken“ aus gehäckseltem Holz oder aus Sägespänen ausgestreut, die zu den Verschmähten eines Brautpaares führen. Eine abwertende Sitte war hingegen das früher verbreitete Häckselstreuen.


Maikönigin

Seit dem Mittelalter zählt die Maikönigin zum europäischen Maibrauchtum. Im deutschen Kulturraum war es verbreitet, das schönste Mädchen einer Gegend zur Maikönigin (regional auch Maibraut oder Maigräfin) zu küren und nach der Krönung auf dem Maifest zur Versteigerung feilzubieten. Danach wurde das Mädchen entweder an den Meistbietenden oder einen gewählten Maikönig übergeben. Das erzielte Versteigerungsgeld wurde den weniger begehrten Mädchen als Unterstützung zur Aussteuer gegeben. Vor der Versteigerung wurde außerdem eine Strohpuppe nach dem Ebenbild der Maikönigin des Vorjahres gefertigt und verbrannt (in Franken nannte man diese Versteigerung Mailien oder Mailehen, die Strohpuppen auch Mailiene).


Die Maikönigin (1867), Hubert Salentin (1822 – 1910) Öl auf Leinwand


In einigen Dörfern der niedersächsischen Samtgemeinde Brome und der angrenzenden Altmark wird ein ähnlicher Heischebrauch bis heute begangen. Eine Gruppe blumengeschmückter Mädchen mit der „Maibraut“ an der Spitze bittet am ersten Pfingsttag singend um Gaben. Nur noch selten ist dort am selben Tag eine Gruppe von Jungen um den mit grünen Zweigen geschmückten Fischemeier unterwegs, der ebenfalls Geschenke erbittet.

Im angelsächsischen Kulturraum nimmt die Maikönigin eher den Charakter einer Personifizierung des Frühlings an und führt die mit dem Fest verbundenen Umzüge an.


Weitere Bräuche

Viele Walpurgisbräuche leben in bäuerlichen Maibräuchen fort. Im Volksbrauchtum schützte man seinen Hof durch nächtliches Peitschenknallen, ausgelegte Besen und Maibüsche. Der Maibaum, früher meist eine Birke, heute meist eine Fichte oder Tanne, ist ein Fruchtbarkeitssymbol. Zu Walpurgis werden traditionell die Maibäume aus dem Wald in den Ort geholt, um sie der Liebsten vor das Haus oder auf dem Dorfplatz aufzustellen. Oft wird ein Tanzboden in der Dorfmitte aufgebaut oder um den Baum getanzt. Rituelle Liebesakte auf den Feldern sollten in vorchristlicher Zeit angeblich die menschliche Fruchtbarkeit auf den Ackerboden übertragen. Eine besondere Rolle spielen hierbei die Brautstein genannten Monolithen im Wendland (zum Beispiel in Woltersdorf und Trebel), die man als versteinerte Brautpaare ansah. Es soll Sitte gewesen sein, dass in der Walpurgisnacht Mädchen mit entblößten Genitalien über diese Steine rutschten, um sich dabei ihren Liebhaber zu wünschen. Oft ranken sich aber auch romantische Sagen um einen Brautstein, etwa jenen in der Kolborner Heide .


Dieser Brautstein ist ein etwa zwei Meter langer Felsblock mit Inschrift auf dem Vorfeld Rundweg unterhalb der Badener Höhe (Schwarzwald).


Viele der Bräuche bei Frühlingsfesten ranken sich um junge Paare, die symbolisch für die menschliche Gemeinschaft stehen. Der Gang zwischen zwei Walpurgisfeuern soll reinigen und Seuchen fernhalten. Walpurgis gilt als Schutzheilige gegen Pest, Husten und Tollwut. Die auch heute noch in weiten Teilen Deutschlands gefeierten Hexenfeuer gehen mutmaßlich auf diese Tradition zurück. Mit der sehr rigoros gehandhabten Christianisierung wurden diese alten Bräuche als heidnisch betrachtet.


Es gibt in Hessen den Brauch, den Mai mit einem Tanz am Berg Brocken zu begrüßen. In der Walpurgisnacht wurde damit der Winter vertrieben. Die Hexen tanzen in dieser Nacht in den Mai und .


In Tirol findet das Verbrennen der Hexen statt. Dazu werden an einem Donnerstag vor dem Ersten Mai Bündel aus harzigen Holzsplittern, Schierling, Wolfsmilch, Rosmarin und Schlehenzweigen zusammengebunden. Diese werden aufbewahrt und am 1. Mai von Männern verbrannt. Ende April werden alle Häuser gereinigt und mit Wacholderbeeren geräuchert. Am Ersten Mai beginnt abends die Zeremonie der "Ausbrennung der Hexen". Männer und Buben machen ein Getöse mit Peitschen, Töpfen und Pfannen. Die Frauen sind für den Weihrauch zuständig. Die Hunde werden losgelassen und laufen bellend umher. Die Reisigbündel und der Weihrauch werden angesteckt. Alle Glocken werden geläutet. Bei diesem allgemeinen Aufruhr schreien alle:

"Hexe, fliehe, fliehe, von hier, sonst schlecht ergeht es Dir!"

Dann laufen sie siebenmal um die Häuser und das Dorf. Dieser Brauch, die Hexen in der Walpurgisnacht zu vertreiben, fand am Anfang des 20. Jahrhunderts noch in Bayern und bei den Deutschen Böhmens statt. Dort knallen die jungen Leute mit Peitschen, um die Hexen zu vertreiben.


In der Steiermark macht das die Schöcklhex auf dem Grazer Hausberg. Für den Ort St.Radegund wurde jüngst wieder eine neue Schöcklhex gestaltet und wird als Maskottchen für die Tourismuswerbung verwendet.




Hexenritt auf dem Besen zum Treffen mit dem Teufel

Die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai ist die Walpurgisnacht, in der die Hexen auf ihren Besen zum Blocksberg – besser als höchster Harz-Berg Brocken bekannt – ritten, um dort am Feuer mit dem Teufel zu paaren. Die Walpurgis nacht ist eine der vier ursprünglichen mittelalterlichen Hexensabbate, zu denen

  1. das Maria-Lichtmeß-Fest (Vorabend zum 2. Februar)

  2. die Walpurgisnacht (Vorabend zum 1. Mai)

  3. der Lammas-Abend (vor dem 1. August; Petri Kettenfeier bzw. das Schnitterfest) und

  4. Halloween (der Vorabend zum Allerheiligenfest)

zählen. Diese Termine entsprechen im Wesentlichen den vier großen keltischen Mondfesten Imbolc (1. Februar), Beltane (1. Mai), Lughnasadh (1. August) und Samhain (1. November).


Das Wort Hexe kommt im Gotschen haljōrūna* vor (Hexe, Zauberweib, von germ. *haljō, = Hölle; germ. *rūnō = Raunen, Beratung, Geheimnis, Rune; vgl. idg. *k̑el- (4), V., bergen, verhüllen). Gotisch ist eine heute ausgestorbene Sprache, die beispielsweise durch die im 4. Jahrhundet von Bischolf Wulfila (auch Ulfilas, 311–382) ins Gotische übersetzte Bibel – die sogenannte Wulfilabibel – erhalten ist. Im Gotischen hat das Wort für Hexe "haljōrūna" noch die Bedeutung der geheimnisumwobenen Beraterin, die Macht ihrer Kräfte der Weissagung in die Zukunft blicken kann. Als Prophetinnen und Wahrsagerinnen sind Seherinnen bei den germanischen Völkern und Kulturen in der Zeit von der Antike bis zum Hochmittelalter bezeugt. Bereits in der Edda gibt es das Götterlied Völuspá, eine Weissagung der Seherin altnordischVölva‚ Stabträgerin‘, die in ihren Prophezeiungen von der Entstehung und dem Ende der Welt berichtet. Das Wort Völva bedeutet eigentlich ganz einfach „Frau mit Stab“. Den Stab nannte man auch völr. Er war ein Symbol der Macht; im Falle der Völva symbolisiert er die Macht über das Übernatürliche. In der Schilderung bereitet sich die Seherin, bei der Odin Rat sucht und die von seinem Untergang und Ragnarök berichtet, auf ihre Tätigkeit des Weissagens vor, indem sie ihren Stab mit Stechapfel präpariert. Danach reitet sie auf dem Stab und verfällt in Trance.


Die Völva Heiði auf einer Briefmarke des Postverk Føroya 2003 von Anker Eli Petersen.


Im Althochdeutschen hat das Wort für Hexe bereits eine etwas andere Konnotation:

hāzus, hāzissa*, hagzussa*, hāzussa, hagazussa, hāzessa* bedeutet Unholdin, Furie, Rachegöttin, Hexe, Nachtgespenst, Hure. Damit ist die alte Seherinnen-Komponente im Wort Hexe wahrscheinlich im Zuge der einsetztenden Christianisierung bereits verschwunden. Die in uraltem Volksglauben verwurzelten Vorstellungen von dämonischen Kräften und bösen Geistern wurden von christlichen Missionaren als primitiver Aberglauben bekämpft. Stattdessen hat das Wort Hexe eine dämonische Zuschreibung erhalten. Eng in Zusammenhang mit der Etymologie des Wortes Hexe steht das Flechtwerk (Zaunflechtwerk?), das bereits im Idg. *kagʰ-, *kogʰ- = fassen, Flechtwerk, Hürde bzw. *kagʰ-, *kogʰ- = Flechtwerk, fassen, beide als Grundform für das Wort Hexe betrachtet, enthalten ist. Als Flechtwerk bezeichnet man die uralte Technik zur Herstellung von Flächen aller Art, wie z.B. von Schirmen, Türen, Wänden, Zäunen, und ganzen Hütten aus gewebeartig durcheinander geflochtenen Zweigen. Insofern wäre die gängige Deutung der Hexe als Zaunsitzerin oder -reiterin hagazussa plausibel, aber dennoch unzureichend.


„Die Hexen“, Holzschnitt von Hans Baldung (1508). Auf diesem Bild werden Hexen noch mit Stäben und nicht Besen dargestellt. Eine Hexe sitzt verkehrt auf deinm Ziegenbock. Nach den zugeschriebenen Eigenschaften und Fähigkeiten der Hexen wurden auch die Begriffe Milchstehlerin, Bock­reiterin , Gabelreiterin, Zaunreiterin (túnriđur),Weissagerin, Zeichendeuterin, Mantelfahrerin, Kristallseherin oder allgemein Böse Leute (Malefikanten) verwendet.



Im Mittelhochdeutschen heißt es dann bereis hecse, hesse, hexe. Für eine Umdeutung des mächtigen Stabes zum Besen braucht es nicht viel Phantasie. zūnrīte als Zaunreiterin wurde ebenfalls verwendet. Einen Hinweis auf die Herkunft der Hexen könnte das isländische Wort für Hexe geben: Dort heißt die Hexe norn, unverkennbar mit den Nornen, den drei Schicksalsfrauen, Urd (das Gewordene, das war = Vergangenheit), Verdandi (das, was gerade wird = Gegenwart ) und Skuld (das, was sein soll = Zukunft) in Zusammenhang stehend. Die Nornen verfügen über die Fähigkeit und Gabe, die Zukunft vorhersagen zu können. Sie spinnen unentwegt die Schicksalsfäden der Menschen und Götter. Sind diejenigen, die das Schicksal bestimmen und vorhersagen. Sie weben das Schicksalsgeflecht, stellen als ein Flechtwerk her.


Verschiedene Darstellungen der drei Nornen Urd, Verdandi und Skuld, die am Urdbrunnen unter den Wurzeln des WeltenbaumsYggdrasil das Schicksal aller Menschen und Götter spinnen.



Im ausgehenden Mittelalter (15./16. Jahrhundert) wird das Wort Hexe durch die Hexenverfolgung aktualisiert und vom christlichen Standpunkt her umgedeutet und nunmehr, dem religiösen Aberglauben folgend, auf eine Frau, die mit dem Teufel im Bunde steht und über magisch-schädigende Kräfte verfügt, bezogen. Diese Bedeutung ist seit dem 18. Jahrhundert bezeugt. Die frühere Bezeichnung einer Frau, von der man in abergläubischer Furcht annahm, sie zaubere den Menschen und Tieren Krankheiten an, verstehe sich auf Gifte und Wettermacherei und stehe mit dem Teufel im Bund, erfährt durch das Zeitalter der Aufklärung eine Bedeutungsverbesserung; die so bezeichnete Person war jetzt bloß noch eine alte Frau, deren Schädlichkeit sich vorwiegend in Unverträglichkeit erschöpfte. Die seit dem 18. Jahrhundert bezeugte Bedeutungübertragung fußt auf der Vorstellung, dass die so Bezeichnete den Mann bezaubert. Die seit dem 19. Jahrhundert bezeugte Bedeutungsübertragung fußt auch auf der Vorstellung, dass das so bezeichnete Mädchen die Erwachsenen für sich einnimmt wie eine Zauberin.




Maibaum

Ursprünglich wurde die Birke zum traditionellen Baum Anfang Mai erkoren, weil diese als erster Baum aus ihrer Winterstarre erwacht. Die Birke gilt außerdem als Symbol für Kraft und Anmut, Lebenswillen und Trost, Licht sowie Heiterkeit. Heutzutage wird auch gerne die Fichte verwendet. Sie treibt im Wonnemonat Mai aus und gilt als festliches Symbol für die Ankunft des Lichtes wie der Wärme.


Der Baum wird traditionell in der Walpurgisnacht oder etwas davor geschlagen. Er muss jedoch so fallen, dass die Spitze unbeschädigt bleibt. Unmittelbar nach dem Fällen wird der Baum geschäpst (entastet und entrindet) und glatt gehobelt, damit sich die Maibaumkraxler nicht verletzen. Ein ungeschriebenes Gesetz schreibt vor, dass das Aufstellen allein mit Muskelkraft und mit Hilfe von Stangen zu geschehen hat.


„Junge starke Männer errichten ein unübersehbares Symbol, um zu zeigen, wir haben den Winter überlebt“, so die Interpretation der Volkskundlerin Elisabeth Schiffkorn der ursprünglichen Bedeutung des Maibaumes vom Mittelalter an, die sich eins zu eins ins Heute holen lässt. Der Maibaum ist sinnbildlich für alles Werden und Fruchttragen und soll eine Lebensrute darstellen. Die Wurzeln liegen im vorchristlichen Zeitalter. Vorerst dürfte er Sinnbild für die Vertreibung böser Geister, für Lob und Tadel für Mädchen in den Dörfern oder Ehrenbekundung für Persönlichkeiten gewesen sein. In früheren Zeiten war er auch ein Rechtssymbol, das auf das Betretungsverbot der Felder und Wiesen zwischen 1. Mai und der Ernte aufmerksam machte.



Man begegnet dem Maibaum in fast ganz Europa, aber auch außerhalb.

Später entwickelte sich die Symbolik für Fruchtbarkeit. Auch ein Konnex zur Walpurgisnacht und zum Hexenglauben wird geknüpft. Ab dem Mittelalter musste der Baum geschält sein, damit sich Hexen nicht unter der Rinde festsetzen konnten. Solcher Aberglaube war auch der Hauptgrund, dass das Maibaumsetzen in der Aufklärung im 18. Jahrhunderts häufig verboten wurde. Oberhalb des geschälten und entasteten Stammes ist ein grüner Wipfel („Kratz'n“, „Gressing“, „Grotz“) angebracht und zwei oder drei Kränze aus Reisig, die mit bunten Bändern geschmückt sind, hängen an seiner Spitze.


Erste Belege dafür findet man am Babenbergerhof in Wien erstmals in Österreich im Jahr 1230, wo es die Aufgabe der weltlichen oberen Bürgerschicht war, einen Baum aufzustellen und zu schmücken. Erst später übernahmen Burschengruppen diesen Brauch, wobei schon damals das Stehlrecht galt!


Der Vorabend zum 1. Mai ist von besonderer Tätigkeit erfüllt. Die Burschen holen den Maibaum und haben diesen aufzustellen hatten. Es folgt eine Schilderung über den Ablauf aus Rieg in der Gottschee. Da sie sich weitgehend mit meiner eigenen Erfahrung aus meiner Jungend im Joglland deckt, ziehe ich sie exemplarisch heran:


„Den Maibaum hat man gewöhnlich (aus dem Wald) gestohlen. Der Baum wurde schon einige Tage vorher gefällt und mit Ausnahme des Wipfels abgeschält, damit er etwas austrocknet. Einmal haben sie einen 40 m hohen Baum gestohlen, da hat man zu tun gehabt, dass man ihn in die Höhe gebracht hat. Am 30. April nach dem Mittagessen sind sie in den Wald. Ein paar sind fort und haben ihn schnell umgeschnitten und abgeschält, einige sind mit den Rössern nachgekommen. Er wurde aufgeladen und wenn er auf der Straße war, dann war er schon unser. Am Dorfplatz haben sie ihn abgeladen. Die einen haben schon das Loch gegraben am Nachmittag. Zur Bekränzung haben sie eine Kranz, Schleifen, Bänder und Fahnen hinauf. Oft hängt auch eine Weinflasche am Baum, die von einem mutigen und geschickten Burschen erklettert werden kann. Das Aufstellen hat abends in der Dämmerung angefangen, und es hat eine Weile gedauert, bis er gestanden ist. Da war es manchesmal schon zwölfe. Bei so einem großen Baum haben sie 5—6 Stunden gebraucht. Beim Aufstellen haben immer ein paar Liter Wein da sein müssen und Musikanten auch, er ist immer mit Musik aufgestellt worden. Getanzt wurde und auch ein Mailied ist gesungen worden. Die ganze Ortschaft hat beim Aufstellen zugeschaut, alles hat geholfen, auch die Mädel, sie haben Zangen gemacht und Böcke. Die Schulerbuben haben dann probiert, hinaufzukrallen. Die Mädel wurden dazu eingeladen, es gab eine Unterhaltung und Tanz. "

Der "Tanz um den Maibaum" ist bereits im Mittelalter nachgewiesen. Als Besonderheit wird auch heute noch in manchen Orten der Bandltanz aufgeführt, ein Tanz, der rund um den Baum erfolgt. Bunte Bänder sind am Baum befestigt und werden von den Tänzern im Laufe ihrer Bewegungen kunstvoll gewickelt.




In der Darstellung des 1. Mai in Volksleben, Bräuche und Sagen der Deutschen (in der Steiermark ) von János Krainz (19. Jahrhundert), übersetzt von Albert Lehr, liest man Foldendes:


Tag der Freude ist der erste Mai . Das „Maibaumpflanzen“ ist in vielen Regionen noch üblich. Im oberen Teil der Provinz gehen viele Menschen an diesem Tag in den Wald und bewerfen sich gegenseitig mit Kiefernrinden; wer getroffen wird, bleibt das ganze Jahr gesund. „Maitau“ ist besonders effektiv. Mädchen waschen sich gerne am 1. Mai das Gesicht mit Tau von Weizen- oder Roggenfeldern, damit ihre Sommersprossen verschwinden. Wenn ein Kind mit Rachitis in ein mit Maitau getränktes Tuch gewickelt wird, richten sich seine krummen Beine auf und werden stark.

„Maibaumpflanzen“ heißt nichts anderes als Maibaumaufstellen. Es wird heute noch in Niedersachsen so genannt.


Vielerorts wird der Baum auch versteigert. Jeder kann den Baum ersteigern. In den meisten Orten muss dieser jedoch bis zum Erntedankfest im Herbst stehen bleiben.




Maibaumstehlen

Die Maibäume werden am Vorabend zum 1. Mai aufgestellt. Die Burschen des Dorfes machen es, und es gibt einen Maitanz und ein Maifeuer. Es besteht aber die Gefahr, dass dieser über Nacht (30. April bis 1. Mai) gestohlen wird (meistens von Männern und Burschen aus dem Nachbardorf). Diese Schande darf keinesfalls über die Dorfgemeinschaft kommen!


An den ersten und letzten drei Tagen darf der Maibaum gestohlen werden.

Beim Stehlen soll der Maibaum nicht umgesägt werden, sondern muss in seiner ganzen Länge entfernt werden.


Verladener und zum Abtransport bereiter entwendeter Maibaum



Der Brauch des Maibaumstehlens hatte wohl ursprünglich den Glaubenshintergrund, dass mit dem Wachstumssymbol eines anderen Dorfes auch dessen Segen und die Fruchtbarkeitskraft in das eigene Dorf geholt werden konnte. Man suchte sich auch dagegen zu schützen und der Baum wurde deshalb über die Nach bewacht. Notfalls hatte man einen Ersatzbaum vorbereitet. (Ganz entsprechend gibt es in Schweden ein Stehlen der im Freien zu Weihnachten aufgestellten Wintermaien. Bekannt ist der Julbock von Gävle, der üblicherweise 13 Meter hoch, 7 Meter lang ist und etwa 3,5 Tonnen wiegt. Dieser kann zwar nicht so leicht gestohlen werden, dafür wird er aber regelmäßig Opfer von Brandanschlägen und muss deshalb ebenfalls bewacht werden.)


Der Tradition nach wird der gestohlene Maibaum mit größeren Mengen an Bier ausgelöst.




Historische Aufzeichnungen zur Walpurgisnacht

WALPURGISNACHT*

Sie ist jene nacht des 1. mai, in der nach dem volksglauben die hexen ausreiten (nach einer in Norddeutschland verbreiteten annahme nach dem Blocksberge, andre hexenberge bei Grimm.

Im südlichen Hannover Wolpersnacht. auf dem berge versammeln sie sich und führen tänze auf: alle jahre hätten auf selbigem (stein) die truhten getanzt, und das thäten sie noch in der Walbersnacht d. h. Walburgsnacht am ersten mai. der brauch, die nacht durch angezündete feuer zu feiern, hat sich trotz polizeilicher verbote noch vielfach erhalten: es ist wahrzunehmen gewesen, dasz gewöhnlich in der Walpurgisnacht vom 30. april zum 1. mai ein polizeiwidriger und feuergefährlicher unfug getrieben werde, indem auf dem lande ... vorzüglich durch das gesinde ... feuer angezündet und mit brennenden besen herumgelaufen werde, dabei unnützer lärmen zur beunruhigung des publicum gemacht und von erwachsenen und kindern aus muthwillen excesse aller art begangen werden. altenburgische verordnung vom 16. febr. 1837. andre gebräuche beziehen sich auf das vertreiben der hexen, vgl. A. John sitte, brauch u. volksglaube im deutschen Westböhmen 70 f.

Bloks Bergs Verrichtung, Johannes Praetorius, 1668



WALPURGISABEND*

der vorabend, vortag vor Walpurgis, den 1. mai. im volk zu Walperabend. jetzt z. b. aus Nordböhmen angegeben. an dem tage war es erlaubt, aus dem walde sträucher zur ausschmückung der häuser (maien) zu holen: ein gemeindsman ist im gemein holtz mehr nicht erlaubt abzuhauen als ... ein mayen am Walpurgisabend. es ist (vgl. Walpurgisnacht) auch der abend, an dem die hexen ausreiten: es ist der Walpurgisabend gewesen und seine frau hat ihn gebeten, er möge diese nacht nur nicht in den wald gehen, denn es sey nicht geheuer und alle hexenmeister und wettermacherinnen seyen auf den beinen. Arndt mährchen 1, 302; es wird aber auch von allen hexen erzählt, dasz sie am Wolbersabend nach dem Blocksberge geritten seien.


WALPURGISFEUER*, maifeuer

das feuer, das in der Walpurgisnacht angezündet und durch das gesprungen wird; auch strohwische an langen stangen, mit denen herumgelaufen wird.


Maifeuer gibt es in vielen Ländern Europas, rechts ein Walpurgisfeuer in Sachsen, bei dem symbolisch Hexen verbrannt werden.



WALPURGISHURE*

hexe, die in der Walpurgisnacht mit dem teufel buhlt: Walpurgishure, venefica, saga, alias zauberhure, gabelreiterin.


WALPURGISKRAUT*

name von pflanzen, die (ursprünglich wol weil in der Walpurgisnacht gepflückt) als besonders zauberkräftig galten, später dann auch als mittel gegen krankheiten und bezauberungen angewandt wurden. 1) die gemeine mondraute, botrychium lunaria Sw. (osmunda lunaria L.) 2) die hohlwurz, der gemeine lerchensporn, corydalis cava. vgl. Walperkorn und Walpurgiswurzel. die pflanze, die auch donnerflug heiszt, dient zu abergläubischen zwecken, 3) das farnkraut


WALPURGISMAI*

bezeichnung von sträuchern, mit denen man (als maien) um Walpurgis die häuser ausschmückte: haben sie zum öffteren (neben birken, wilden kirschen u. s. w.) besondere zweige, so man bey uns Wolburgs-mäy nennet, von einem baum oder staude ... eberesch-baum, vogelbeer. Prätorius Blockes-berges verrichtung 460. insbesondere heiszt jetzt so 1) die gemeine heckenkirsche, lonicera xylosteum L. Nemnich 3, 444 (Walpurgisstrauch, Walpurgismay, Wolpermay, Weelpermey, Wolbermay, Wolbertmay). 2) 'eine wilde rose mit mattgrünen wohlriechenden blättern.'


WALPURGISTAG*

der erste mai. häufig in urkunden erscheinend, auch als Walpertag, Walprechttag und dergleichen. Grotefend handb. der hist. chronologie 101ᵇ; so mag man hauwen von jarstag an bisz uff sant Walpurgen tag, das der gauch guchzet. weisth. 1, 524 (Schwanheim am Main 1421); soll ein jeder lehen seine löcke vor s. Walpertag zu machen. weisth. 2, 130 (Idarwald); vierhundert gutte rinsche guͤlden uff sente Walpert-tag ... bezalen. Schamel fernere supplem. zu den kloster-antiquitäten 52 (Roszleben 1473). jetzt z. b. im südlichen Hannover Wolperdag Schambach 303, in Pommern Wolbrecht Dähnert 556. der tag war im germanischen alterthum von groszer bedeutung (Grimm myth.⁴ 2, 878. Mannhardt feld- u. waldkulte 1, 312 ff. Rochholz, die gaugöttinnen Walburg, Verena und Gertrud): an ihm wurden lange zeit die ungebotenen gerichte gehalten, an ihm fanden feierliche aufzüge (maireiten) statt, die auf den beginn des sommers hindeuten (vgl. Walperzug), an dem tag wurden die heiligen feuer angezündet (vgl. Walpurgisfeuer). er galt darum als besonders bedeutungsvoll. an dem tage waren die geister los, darauf gründet sich der schon im 15. jahrh. nachzuweisende glaube, dasz die hexen sich versammeln und auf bergen tänze aufführen


WALPURGISTHAU*

ich werde von erfahrnen leuten bericht, das der meyentaw grindichten, scherbichten leuten gesund sein sol, wenn sie sich früe nacket drein weltzen oder sonst damit waschen und bestreichen ... die medici nennen diesen thaw rorem matutinum in vere S. Walpurgi thaw. Coler calender (1622) 46; eine bäuerin ging jedes jahr am tage Walburgis vor sonnenaufgang in ihre felder, ... schnitt drei grashalme ab und sprach: 'du guter Walbernthau, bringe mir so weit ich schau in jedem hälmlein gras ein tröpflein schmalz.' Panzer beitr. z. deutschen mythologie 2, 301 (aus der Oberpfalz).


WALPURGISZINS*

zins der am Walpurgistag entrichtet werden muszte. zinssbrief er Johanssen Folckmar über 5 gulden jerlichen Walpurgzinss.


Kupferstich von W. Jury nach Johann Heinrich Ramberg (1829) zu GoethesFaust I: „Ein bißchen Diebsgelüst, ein bißchen Rammelei. So spukt mir schon durch alle Glieder die herrliche Walpurgisnacht.“




Beltane

Beltane ist im irischen Kalender der Sommeranfang. Das Fest trägt auch den Namen Cétsamuin („der erste Sommerliche“, kymrisch Cyntefin), dieser Name bezog sich auf den Beginn der schönen Jahreszeit. Beltane wird beginnend am Vorabend in der Nacht zum und am 1. Mai gefeiert.


Beltane ist das keltische Fest der Liebe und Fruchtbarkeit. Zusammen mit Imbolc, Lughnasadh und Samhain ist Beltane eines der vier großen keltischen Jahresfeste. Der Name bedeutet wörtlich übersetzt „die Feuer des Bel“. Bel oder Belenus war ein Sonnengott der im Süden beheimateten Kelten, man kannte ihn aber auch auf den Britischen Inseln. Dieser, so erzählte man sich, verbrachte die Wintermonate im Land hinter dem Nordwind, um erst zum Sommerbeginn wieder zurückzukehren. Dementsprechend ist Beltane ein Fest des Neubeginns und zugleich ein Fest des Feuers. Das Fest trägt auch den walisischen Namen Cétsamuin („der erste Sommerliche“, walisisch Cyntefin), dieser Name bezog sich auf den Beginn der schönen Jahreszeit. Eine weitere walisische Bezeichnung ist nos Calan Mei oder nos Calan Haf. Bealtaine ist noch heute der Name des Monats Mai im Irischen.


Beltane gehört zu Feuerfesten: Große Holzstapel wurden aufgeschichtet und angezündet, nicht nur um im Schein der Flammen zu feiern, sondern auch, um die Herden hindurchzutreiben, damit sie rituell gereinigt wurden. In Irland war es das Vorrecht des Königs, die Feuer anzuzünden. Wer es vor ihm wagte, soll zum Tode verurteilt worden sein. Viel Brauchtum hat sich aus der Zeit der Kelten bis heute erhalten; der Schmuck der Häuser oder Ställe mit frischem Grün, der Maibaum, mancherorts die Maifeuer und vor allem der Tanz in den Mai erinnern daran. In der Wahl der Maikönigin ist ein letzter Hauch der heidnischen Verehrung einer Göttin zu spüren, die dem Land die Fruchtbarkeit schenkte.

Es ist überliefert, dass sich die irischen Druiden an diesem Tag in Uisnech versammelten, wo sie über Verträge verhandelten und offene Streitfragen beilegten.

In dem irischen Schöpfungsmythos der Tuatha De Danann wird Beltane als der Tag angegeben, an dem die Schiffe der Kinder Danas an der Küste Mands landeten.


Beltane-Freudenfeuer auf Calton Hill im schottischen Edinburgh



Bel-Bélénos

Belenos (Belenus, Belinus, Bel, Beli Mawr) ist eine keltische Gottheit, deren zahlreiche Inschriften im cisalpinen Gallein, im transalpine Gallien, in Illyrien und in Noricum ausgegraben wurden. Er wird "der Leuchtende"genannt und ist eine der ältesten und am weitesten verbreiteten Gottheiten. Es wurde mit dem Pferd (wie die im Heiligtum von Bélénos de Sainte-Sabine in Burgund entdeckten Reiterfiguren aus Ton zeigen) und mit dem Rad in Verbindung gebracht. Es wurde angenommen, dass Belenos die Sonne mit einem von Pferden gezogenen Streitwagen über den Himmel kreuzen ließ. Er wird manchmal mit dem Theonym Maponos bezeichnet, das heißt der große Sohn, der an den walisischen Mabon erinnert und hat die gleichen Heilkräfte wie der irische Dian Cecht.


Darstellungen der keltischne Gottheit Bel/Belenos/Belenus: Links: Münze mit Abbildung des Belonosm; Mitte: Belenos in Aquae Sulis in Bath, Aquae Sulis war eine römische Stadt in der Provinz Britannia; rechts: Münzprägung mit Darstellung des Belenos


Seine kontinentale Gemahlin ist die Göttin Belisama, "die brillanteste oder sehr strahlende". Die Etymologie des Namens ist nicht vollständig bewiesen. Die gebräuchlichste Interpretation ist „einer, der strahlt“, von einer indogermanischen Wurzel *bhel „leuchten“. Der Name könnte jedoch von einem protokeltischen *Guelenos stammen , der eine Wurzel enthält, die „Quelle, Brunnen“ bedeutet, was ihn als eine Gottheit der Heilquellen identifizieren würde. Ein anderer Vorschlag (Schrijver 1999) legt eine Verbindung mit dem schwarzen Bilsenkraut nahe, das in der Antike belenuntia , bellinuncium , bellenium genannt wurde.


Mythologie

Eine Verbindung mit den Gottheiten Beli Mawr und Belenus, oder mit Bile, dem Vater Mileds, wird angenommen. An diesem Tag, wie auch an den anderen drei wichtigen Festen Imbolc, Lugnasad und Samhain sind die Bewohner der Elfenhügel (Sídhe) für die Menschen an der Oberwelt zu sehen. Beltaine war ursprünglich nicht nur das Sommerfest, sondern auch der Beginn des keltischen Jahres.


Gundestrup-Kessel, auf dem mehrere gallische Götter dargestellt sind: insbesondere Cernunnos, Teutatès, Taranis, Belenos, Loucetios, Lug und Rhiannon - 1. Jahrhundert v. Chr., Kopenhagen, Dänemark, Gold und Silber, 42 x 29 cm



Die Beltanefeierlichkeiten zum Sommerbeginn zeigen einige Analogien zu heutigen Traditionen wie dem „Tanz in den Mai“ oder dem Osterfeuer. Auch der traditionelle Maibaum hat hier vermutlich seinen Ursprung, denn die Kelten schmückten zu Beltane die Häuser und Ställe mit frischem Grün und feierten mit Maibaum, Mai-Lehen und Maikönigin. Das ist zum Beispiel bis in die neueste Zeit in Tralee zu sehen. Die noch heute praktizierte Wahl der Maikönigin ist eventuell eine letzte Erinnerung an die Verehrung einer Göttin, die dem Land Fruchtbarkeit schenkte. In der Artustradition wird diesen Feiern ebenfalls große Bedeutung beigemessen.


Überlieferungen

Zu Beltane wurden bis ins vorige Jahrhundert alle Herdfeuer gelöscht und dann mit Hilfe eines Feuersteines wieder neu entzündet (schottisch-gälisch tein eigin, „Notfeuer“). Das soll an die Landung der Túatha Dé Danann in Irland und das Verbrennen ihrer Schiffe erinnern. Ebenso sollen Partholon und später die Milesier am 1. Mai gelandet sein. Im Glossar Sanas Cormaic („Cormacs Flüstern“) des Bischofs Cormac wird um das Jahr 900 berichtet, dass zu Beltane das Vieh unter der Aufsicht von Druiden zwischen zwei Feuern durchgetrieben wurde, um damit Krankheiten zu verhindern. Das wichtigste Feuer wurde in der Mitte Irlands, beim Oenach-Fest in Uisnech entzündet und erinnert an Partholons erste Feuerstelle auf der Insel. Bis ins 19. Jahrhundert wurde das Viehtreiben zwischen zwei Feuern noch in Irland und in Teilen von Schottland praktiziert.




Sumer is icumen in

Sumer is icumen in (Der Sommer ist gekommen) ist der mittelenglische Titel eines Kanons, der von der Forschung allgemein als das älteste in der europäischen Musikgeschichte überlieferte Beispiel dieser mehrstimmigenKompositionstechnik anerkannt ist.



Es handelt sich um ein Lied, in dem im Wonnemonat Mai die Freude über die Ankunft des Sommers zum Ausdruck gebraucht wird. Der Kuckuck als Ankünder der Sommers stellt eine wesentliche Metapher dar. Das um die Mitte des 13. Jahrhunderts entstandene Stück wurde kurz vor 1300 erstmals schriftlich fixiert.


Darstellung des „Sommerkanon“ in einer frühen Form der Mensuralnotation von MS Harley 978 f.11v .







Quellen:



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