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Von Nixen und Wassermännern


Wer kennt sie nicht, die wundersam schönen Geschöpfe des Wassers – Wassernixen, Teichfräulein, Seejungfrau, Fischweib und Brunnennymphen. Ihrer betörenden Schönheit ist so manch Jüngling verfallen, und sie war sein Untergang. Ihr männliches Gegenstück ist der Wassermann: Sein Wesen ist heimtückisch und grausam, er lockt Menschen gerne auf gefährliche Stellen, damit er sie dann leichter in die Gewalt bekommen und zu sich hinab in die Tiefe der Gewässer ziehen kann. Besonders hat er es auf Kinder abgesehen.


Meeresfabelwesen, Animaux marins fabuleux. Monstrorum historia d'Ulisse Androvandi, S. 354, 1642, University of Oklahoma; von Jean-Baptiste Coriolan, Copyright: Courtesy History of Science Collections, University of Oklahoma Libraries.



In den Gewässern, in Bächen, Flüssen, Teichen, Mooren und Seen wohnen häufig Wassergeister, der Wassermann und die Wasserjungfrauen. Die schönen jungen Körper der Wassernixen sind nur in der oberen Hälfte menschlich, die untere Hälfte wird als mit Schuppen bedeckter Fischschwanz beschrieben. Auf den meisten Abbildungen ist die Schwanzflosse aber keine senkrechte Fischflosse, sondern eine waagerechte Fluke wie bei den Meeressäugern. Ihre Haare können grün schimmern oder ganz und gar grün sein, durchaus aber, je nach Darstellung, auch andere Farben aufweisen.


Als Wasserfrauen und Seejungfrauen wohnen sie in „ihren“ Gewässern, in tiefen Wassertümpeln, manchmal in Kristallpalästen. Sie sind menschliche oder halbmenschliche Gestalten von ausgezeichneter Schönheit. Gelegentlich steigen sie aus ihrem Element heraus, um sich auf blumigen Wiesen zu sonnen und wunderschön zu singen, wobei ihr Gesang nicht unbedingt etwas Gutes bedeutete.


Im Speiksee soll eine Nixen hausen.


Wassernixen, Teichfräulein und Brunnennymphen finden sich auch in Mooren, streng getrennt von ihren männlicher Gesellen, den Seemandln und den Wassermännern, die ebenfalls einzeln „ihre“ Gewässer bewohnten. Während sich Wassermänner auch in Angelegenheiten der Menschen einmischen, halten sich Nixen und Seemandln scheu zurück. Wie andere Dämonen sammelen und behüten die Wasserwesen Schätze, welche sie am Grund von Gewässern horten. Sie gelten auch als Hüter von Urquellen, aus welchen sie mitunter Heilwässer sprudeln lassen und damit Menschen gesund machen.


Manche Örtlichkeiten scheinen von elfenhaften Geschöpfen geschaffen und deshalb so lieblich zu sein, andere, düstere Orte, wähnt man von Dämonen oder den Seelen Verstorbener bewohnt. Darüber hinaus bewegen die Gestirne, die Sonne, besonders aber der Mond im Wandel über den Himmel und in seinen merkwürdigen Veränderungen die mythischen Vorstellungen.


Der Wassermann, auch Meermann, Nix oder Nöck genannt, ist dem Aussehen nach halb Mensch, halb Fisch. Er hat grüne Haare, die oft mit einem Kranze aus Schilfrohr bedeckt sind, langen, grauen Bart und grüne Zähne; sein Unterleib endigt in einem Fischschwanz. Wie bei den Meerjungfrauen ist die obere Hälfte ihrer Körper menschlich und die untere fischartig. Anders als im Vergleich zur weiblichen Form ist ihr Antlitz nicht ewig jugendlich. Ihr Körper bleibt jedoch bis ins hohe Alter kräftig und wohlgeformt. Wie die Meerjungfrauen auch sind sie in der Lage, ihren Unterkörper in einen menschlichen zu verwandeln, um an Land zu gehen.


Andrea Doria als Neptun, Agnolo Bronzino, ca. 1540–50; Darstellung des Meeresgotts Proteus, Eisenerzer Wassermann


Wassermänner sind wesentlich seltener als Meerjungfrauen, denn jeder Wassermann kann neben zahlreichen Töchtern nur Vater eines einzigen Sohns werden.

Ihre magischen Kräfte sind weitaus stärker als die der Meerjungfrauen. Sie sind in der Lage, gewaltige Seestürme zu erzeugen und so ganze Schiffsflotten untergehen zu lassen. Ein Wassermann zeigt sich zuweilen Fischern und anderen Leuten, die in die Nähe der Gewässer kommen, spricht sie sogar auch an, doch darf man seinen Worten nicht trauen.


Wenn Kinder dem Wasser zu nahe kommen, so zieht der Nix sie zu sich und verschwindet mit ihnen sodann in den Fluten. Er hält sich entweder in einer Höhle oder in einem auf dem Grunde der Seen und Flüsse stehenden gläsernen Palaste auf und hält hier die Ertrunkenen gefangen. Der Wassermann liebt den Wein und andere starke Getränke; wenn er sich eines Weinfasses bemächtigen kann, so hebt er dasselbe, und mag es noch so groß und schwer sein, mit Leichtigkeit auf und leert es in einem Zuge. In früheren Zeiten stellten ihm die Leute gerne nach und wandten alle mögliche List an, um ihn zu fangen und dann von ihm ein wichtiges Geheimnis zu erfragen. Der Wassermann hat einen hellen Verstand und weiß gar vieles, was andere gewöhnliche Menschenkinder nicht wissen; so zum Beispiel kennt er alle Erzgänge in den Gebirgen; er allein nur weiß Bescheid zu geben über die Bedeutung des Kreuzes in den Nüssen und über den Karfunkelstein; er weiß auch, wie man aus der sauren Milch Gold siedet und dergleichen mehr.


Wasserwesen lieben Gesang, Musik und Tanz, da alle drei Formen magische Kraft beinhalteten. Mythische Musik und Gesang dieser Art rufen als „sinnverwirrende Gewalten“ auch bei den Menschen Gefühlserregungen, Schauer und Entzücken hervor. Besonders der Gesang der Wassernixen wurde als betörend und zauberhaft empfunden, konnte aber Jünglingen zum Verhängnis werden, wenn sie durch diese Klänge verführt zu nahe an Gewässer gerieten und von dämonischen Kräften in die Tiefe gezogen wurden.




Wortherkunft Nixe

Das Wort Nixe stammt von *neigᵘ̯- (idg.) für waschen ab. Dieser Stamm ist in indischen, griechischen, italienischen, keltischen und germanischen Sprachen gleichermaßen enthalten. Später wird es zu germ. *nikwis, nikwisi =Nixe, Wassergeist und *nikwus = Nix, Wassergeist; auf Althochdeutsch nihhus , nichus = Nix, Flussungeheuer, Wassergeist, Krokodil; Mittelhochdeutsch nickes = Wassergeist, Nix, Krokodil.





Wasserwesen in der Steiermark

Die genannten Wesen bewohnen vielfach die Gewässer der Steiermark. Einige Sagen wissen von Wassermännern zu berichten:



In Altaussee gab einst ein Wassermann den Hinweis auf das Salzvorkommen, seither gibt es den Ausseer Salzabbau. Einst im Ausseer See gefangen, machte er Angaben zur Entdeckung des Salzberges.


Der ebenfalls gefangene Wassermann vom Grundlsee verriet die Salzquelle am Sandling. Er wies genau den Ort für die Aufstellung der Salzpfannen und Sudhäuser in Bad Aussee an.


Auch der Bergbau in Eisenerz wurde erst durch den Hinweis des gefangenen Nix möglich: Er bietet zur Freilassung drei Dinge an und macht damit auf den Erzberg aufmerksam.


In Salla, Maria Lankowitz, soll ebenfalls ein Wassermann sein Unwesen getrieben haben.


In dem Schloßteiche von Waasen bei Wildon hielt sich so ein Wassermann auf, der gern dem Weine in den Fässern des Schloßkellers zusprach.


Im Speiksee soll eine Nixe gelebt haben, die nicht nur sehr schön war, sondern auch schön sang. Wurde sie beunruhigt, verursachte sie aber schauriges Donnergrollen. Vorwitzige Männer, die Steine in den See warfen, um die Nixe herauszulocken, soll sie getötet haben. Seejungfrauen lebten auch in Seen auf der Heb- und der Freiländeralm, sie verschwanden, nachdem die Bauern das Wasser abgruben und die Seen zu Mooren wurden.


Im Grünsee auf der Pacheralpe bei Rottenmann hielt sich ebenfalls ein Wassermann auf. Zuweilen sahen ihn die Leute, welche in der Nähe das Vieh weideten, auf einem Felsblocke sitzen. Er war groß, grün gekleidet und hatte einen grünen Hut und einen Moosbart im Gesichte. Der Wassermann lauerte hier den schlechten Menschen auf und zog einst eine liederliche Schwaigerin mit sich in den See.


In den Fluten des Leopoldsteinersees haust ein Wassergeist, welcher schwarz von Farbe ist und einen Raubtierkopf, einen langen Hals und feurige Flügel hat. Derselbe soll ein durch einen Fluch für immer in die Wassertiefe dieses Sees gebannter Geist sein und sich gerne zur Zeit des Neumondes nächtlicherweile zeigt. Er lauert auf Kindern, und wenn er derer nicht habhaft werden kann, auch Erwachsenen, zieht sie mit Gewalt zu sich hinab in die Tiefe und verzehrt sie dann. Daher ist es nicht ratsam, bei Sturmwind dem See zu nahe zu kommen oder gar auf seinen Fluten eine Kahnfahrt zu unternehmen.


Leopoldsteiner See


Ein ebenso schreckliches Ungetüm wie dieser Wassermann ist das in den Seen des Salzkammergutes vorkommende Wasserweib. Es ist dies ein langer, grasgrüner Seewurm mit glänzenden Silberstreifen, welcher über den Seespiegel kriecht und sich um einzelnstehende Felsen herumlegt, worauf dann das Wasser zu steigen und zu rauschen beginnt, gerade als ob es sieden möchte.


Von diesen Wassergeistern ganz verschieden und auch anders als sie gestaltet sind die Wassernixen und die Wasserjungfrauen. Diese schönen, lieblichen Frauen- und Mädchengestalten werden in ihrem wunderbaren Gesange den Fischern und ganz besonders den Schiffern gefährlich, indem diese, ihren Stimmen lauschend, der ihnen drohenden Gefahren nicht achten und deshalb auch oft ihren Untergang finden.


Sie halten sich in Seen und in fließenden Gewässern auf, wie z. B. in der Mur und Enns, dann im Tiefernitzbach am Lahnackerkogel und in anderen Bächen. Man findet sie aber auch in Mooren und Sümpfen.


In Andritz lebte einst die Nixe vom Andritz-Ursprung. Dort befindet sich innerhalb eines halb verfallenen Gemäuers ein kleiner Weiher. In seiner kristallenen Flut spiegeln sich die überhängenden Geäste und Zweige der den Uferrand säumenden Bäume, und tiefe geheimnisvolle Stille herrscht ringsumher. Dort soll in früheren Zeiten eine Wasserjungfrau gewesen sein. Wenn ein später Wanderer des Nachts am Weiher vorüberging, so hörte er ihren lieblichen Gesang, und er konnte die Nixe belauschen, wie sie auf einem Felsen mitten im Schilf saß und ihr langes blondes Haar kämmte, das im Mondlicht wie Silber glänzte. Doch kaum hatte er die lichte Gestalt, die aus den Wasserfluten, die sich leise plätschernd teilten, emporstieg, erblickt, war sie auch schon wieder hinter wogenden Nebelschleiern, die aus dem Wasser stiegen, verschwunden.


In der Frauenlacke auf der Seetalalpe und in anderen Seen hausen die wunderschönen Wasserjungfrauen. Zuweilen steigen sie aus ihrem Kristallpalaste, der am Grunde des Sees liegt, empor zur Oberwelt und sitzen dann auf grüner, blumiger Wiese, in welche sich der Spiegel des Sees verwandelt. Sehen diese Geschöpfe einen Jüngling oder Knaben, so winken sie ihn freundlich zu sich heran, und kommt derselbe wirklich zur Stelle, so weicht plötzlich die Rasendecke und er sinkt dann, von den Armen der Jungfrauen umfangen, in die Tiefe des Sees.


Das Becken des Kammersees im steirischen Salzkammergut war früher die Badewanne der Wasserjungfrauen. Wohl nicht leicht sah solch eine das Auge eines Sterblichen. Als der kühne Menschengeist vordrang und vor ungefähr 400 Jahren den Kammersee mit dem Toplitzsee durch einen tiefen Felsenkanal verband und in den umliegenden Wäldern die Schläge der Holzaxt widerhallten, wurde das Becken entweiht. Die Wasserjungfrauen zogen sich für immer in die Felsenhöhlen zurück und das Glück schwand seitdem mehr und mehr aus der Gegend. Nur Begnadete können diese Wasserjungfrauen zuweilen am Geklüfte, dem der murmelnde Schleierfall entquillt, sehen, mit tiefer Trauer in den Mienen ihres unbeschreiblich schönen Antlitzes.


Weitere Seen in welchen Nixen, Seemandln oder Wassermänner wohnten, befanden sich im Seekar auf der Koralm, in der Soboth, auf dem Hadernigg, der Brendlalm und der Freiländeralm. Im Schröffelsee auf der Hebalm, von welchem nur noch ein Moorauge verblieb, wohnte eine Nixe, die von den Leuten verscheucht worden ist. Im See unterhalb der Leonhardikirche in der Soboth, wo sich auch der Eingang in ein unterirdisches Reich befunden haben soll, lebte ein Seemandl. Als man es zu stören begann, richtete es den Leuten viel Schaden an und behinderte zudem den Kirchenbau. Der Bau wurde dennoch vollendet, als erstmals mit der Glocke geläutet wurde, übersiedelte das vergrämte Mandl schließlich auf den nahen Bachern hinüber.


Im Hansbauernsee in Nähe der Schwanberger Brendl lebte ein weiteres Seemandl. Bei Trockenheit schüttete ein „Regenmacher“ dort angeblich herbeigebrachtes Wasser aus Bächen hinein und rührte um, worauf Nebel aufstieg und Regen kam.


Im Koralpengebiet oberhalb von Deutschlandsberg befand sich ein Wetterloch; bei großer Dürre gingen die Bauern aus dem Laßnitztal prozessionsweise dorthin, um Wasser herbei zu bitten. Dabei war es nötig aus den jeweiligen Dörfern vollgefüllte Krüge mit Wasser mitzubringen und unter bestimmten Zeremonien in das Wetterloch zu schütten, worauf nach drei Tagen der Regen kam. Wurden die Regel nicht eingehalten, so stieg Rauch aus dem Loch auf und es kam ein Kobold heraus, der die Leute verscheuchte. Warf man Steine hinein, so stiegen im Nu dichte Nebel auf und brachen fürchterliche Gewitter los, die das Laßnitztal ganz verheerten.


Aus kleineren Gewässern, wie dem „Gottsnamtumpf“ beim Schloss Waldschach, stiegen die Nebel mitunter von selbst auf und bildeten sich zu Gewitter. Die Teiche der Südweststeiermark galten überhaupt als Gewitterherde, darunter besonders auch die Schlossteiche von Rohrbach im Teipltal. In der Gleinz bei Lassenberg gab es den „Grabenspultumpf“, er galt als Wetterloch, von wo, wenn die Bauern Rübensamen hineinstreuten und mit einer Stange umrührten, Regen kam. Das „hoslane Bründl“, bei einem Haßelnußgebüsch beim Stindlweber bei Eibiswald spendete hingegen am Johannestag Wein. Fast alle Bründl, von denen noch berichtet wurde, sind inzwischen verschwunden.


Von den übrigen Gewässern waren besonders die im gesamten Koralmgebiet vorkommenden Sümpfe von Geheimnissen umgeben. Hinter den wallenden Nebelschaden der Moore verbargen sich Gespenster auch häufiger als sonst wo. Indem im aufsteigenden „Moorrauch“ gefährliche Gewitterherde gesehen wurden, vermutete man darinnen die Aufenthaltsorte von Dämonen, die man gelegentlich durch Opfer zu besänftigen versuchte.


Auch an den Heilquellen zeigen sich bisweilen weibliche Wesen, welche aber schon mehr in ihrem Äußeren den Waldfrauen oder Wildfräulein gleichen. Es sind dies die Brunnenjungfern, welche im Schoße der Erde an den Urquellen der Heilwässer wohnen und zuweilen den Menschen erscheinen, um ihnen zu helfen, wenn ihre Gesundheit Schaden gelitten.


Eine solche Brunnennymphe zeigte sich auch einst einem edlen Römer, welcher in die Gegend des heutigen berühmten Badeortes Gleichenberg gekommen war. Sie ließ ihn, da er brustleidend war, von dem Wasser ihres Brunnens trinken, und er gesundete in der Folge wieder. Lange Zeit danach machte diese wohltätige Nymphe eine junge Zigeunerin auf die Heilkraft ihrer Quelle aufmerksam, auf daß diese davon Gebrauch mache zum Wohle der leidenden Menschheit. Das Mädchen entsprach dem Willen der Brunnennymphe und ließ von dem Heilwasser den einzigen Sprossen des Schloßherrn von Gleichenberg trinken, der auch davon in der Tat wieder gesund wurde. Seitdem die Menschen die Gleichenberger Heilquellen zu verwerten wissen, zeigte sich die Brunnennymphe nicht mehr.


Der Ulrichsbrunn bei Semriach soll heilkräftiges Wasser spenden, das bei vielen Leiden, besonders bei Augenleiden helfen soll. Seit der Römerzeit soll er dafür bekannt sein, dass sein Wasser eine besondere Güte besäße, so dass es auch über Wochen und Monate nicht brackig werden soll. Deshalb kamen die Römer angeblich hierher, um ihre Wasserreserven für lange Feldzüge aufzufüllen. Auch ein kleines Kirchlein steht dort. Ursprünglich gab es am Ulrichsbrunn ein Wetterkreuz. Erst 1710 bauten die Bauern der Umgebung eine Kirche auf dem Kultplatz, genau über einer Quelle, die dem heiligen Ulrich geweiht ist. Überall, wo eine Kapellen- oder Kirchengründung auf den Hl. Ulrich zurückgeht, gibt es Wasser oder hat es zum Zeitpunkt der Entstehung Wasser gegeben.



Überall bekannt waren die „Jungbrunnen“, zumeist Quellen, wo durch Trinken oder Waschen wieder Jugend erlangt oder bewahrt werden konnte. Dazu zählten alle Ulrichs- und Frauenbrunnen, sie galten als heilig und Gesundbrunnen. Es gab auch „Liebesbrunnen“, „Teufelsbründl“ und solche anderer Motive, die von den Menschen aufgesucht und benutzt wurden. „Hungerbrunnen“ waren hingegen Orakelorte, sie gaben zeitweise unterschiedliche Wassermengen, versiegten vor guten Jahren und begannen vor schlechten zu fließen. Auch daraus, ob das Quellwasser klar oder trübe war, wurden Schlüsse in Bezug auf das künftige Wetter, dem Ausbruch von Krankheiten bei Menschen und Tieren oder auch auf andere Ereignisse gezogen.


John William Waterhouse: Mermaid, 1900




Wassermischwesen in Europa

In der eurpäischen Sagenwelt sind Mischwesen aus Mensch und Fisch oder Mensch und Robbe ein häufiges Motiv. Meerjungfrauen und Sirenen regen seit jeher die Fantasie der Menschen an - sei es in der Literatur, sei es in der Kunst. Abergläubische Seeleute, einschließlich Christoph Kolumbus und andere berichteten, Meerjungfrauen auf ihren Reisen gesehen zu haben. Hier sieht man Meerjungfrauen an einem Wikingerschiff (um 1200).


Ein dänisches Wikingerschiff, das von Meerjungfrauen angegriffen wird, um 1200. Foto von Library of Congress / Corbis / VCG über Getty Images



Sirenen in der griechischen Mythologie sind meist weibliche, in Darstellungen bisweilen bärtige Fabelwesen (Mischwesen aus ursprünglich Mensch und Vogel, später auch Mensch und Fisch), die durch ihren betörenden Gesang die vorbeifahrenden Schiffer anlocken, um sie zu töten.

Odysseus und die Sirenen - Herbert James Draper, 1909.


Selkies sind Gestaltenwandler und sehen im Meer wie Robben aus und an Land wie Menschen. Die Robbengestalt lässt sich kaum von echten Robben unterscheiden, aber die menschliche Gestalt ist bei den männlichen und weiblichen Wesen von unwiderstehlicher Schönheit. Sie tragen an Land keine Kleidung, da sie überwiegend im Wasser leben. Selkies sind freundliche und aufgeschlossene Wesen. In der Nacht tanzen sie gerne bei Mondlicht an einsamen Stränden (in Menschengestalt natürlich), während sie sich am Tag auf Felsen in der Sonne wärmen. Um sich in einen Menschen zu verwandeln, legen sie sich einfach ins Sonnenlicht. Dann fällt die Robbenhaut innerhalb von zwanzig Minuten wie Backpapier ab.


Selkie-Statue auf den Färöer Inseln. Die Robbenfrau basiert auf einer der berühmtesten Legenden der Färöer. Im Dorf Mikladalur auf Kalsoy steht die Statue der „Selkie“ oder „Robbenfrau“ . Die Statue wurde vom Künstler Hans Pauli Olsen angefertigt und am 1. August 2014 enthüllt.


Die Haut haben sie an Land immer in ihrer Nähe, da sie dort nur für ein paar Tage überleben können. Sollte es einem Menschen dennoch gelingen, die Robbenhaut an sich zu nehmen, muss der zugehörige Selkie ihm bedingungslos folgen. Wenn sie sich zurückverwandeln, ziehen sie einfach die Haut über ihren menschlichen Körper und waten ins Wasser. Sobald sie mit dem Kopf untergetaucht sind, verwandeln sie sich in ihre Tiergestalt. Sie kommen in der Folklore Irlands, Schottlands, Islands und der Färöer Inseln vor.

Eine Selkie-Frau schlüpft in ihr Robbenkleid, Bild: James Brown.



Loreley am Rheinfelsen: Vom Loreleyfels herab tönt oft eine wunderholde Frauenstimme, deren süßer Gesang alle bezaubert, welche ihn vernehmen. Den jungen Schiffern aber wird dieser Gesang nicht selten verderblich, indem sie um seinetwillen vergessen, auf den Strudel zu achten, der am Fuße des Felsens gar tückisch sein Unwesen treibt und alles verschlingt, was in seinen Bereich kommt. Darum wird denn auch die holde süße Stimme von alt und jung gefürchtet, und wundersame Sagen gehen von der Jungfrau, der sie angehört, im Munde der Menschen. Die Loreley ist ein Felsen am Rhein in Deutschland. Er ist 132 Meter hoch und hat seinen Namen zum Teil aus dem Keltischen: „ley“ bedeutet „Felsen“. In seiner Nähe ist der Fluss besonders gefährlich und tief: Wegen der starken Strömungen sind schon viele Schiffeverunglückt.

Loreley in Helen Stratton - A book of myths (1915) New York : G. P. Putnam's sons; London, T. C. & E. C. Jack. Copy at New York Public Library.






Quellen:

Sagen aus der grünen Mark, Hans von der Sann, Graz 1911

Hans von der Sann, Andritz und Umgebung. In: Annemarie Reiter (HG.), Grazer Sagen und Geschichten, Graz 1996, S. 164.

Mitteilungen der Abteilung für Geologie und Paläontologie am Landesmuseum Joanneum, Heft 29

Herbert Kriegl: Mythos und Kult im Bereich der Koralm Ein Beitrag zur frühen Kulturgeschichte der Südweststeiermark aus historischen Aufzeichnungen, Mythen und Sagen sowie noch auffindbaren Zeugnissen in der Natur. 2012.

https://www.welt.de/kultur/article8109163/Nixen-Co-Ewig-lockt-die-Meerjungfrau.html

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