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Vollmond im Wonnemonat Mai


Am Freitag, den 5. Mai, ist um 19:34 Uhr Vollmond im Sternzeichen Skorpion. Aber nicht nur das – auch eine partielle Halbschatten-Mondfinsternis gibt es am Freitag zu sehen. Sonne, Erde und Mond stehen auf einer Linie, so dass die von der Sonne angestrahlte Erde einen Schatten auf ihren Trabanten wirft – und es zu dieser Mondfinsternis kommt.


Vollmond im Salzburger Hinterland



Der Mond geht um etwa 20.15 Uhr, also nach dem Maximum der Finsternis, auf. Der Grad der Verfinsterung reicht gerade noch zur Beobachtung. Um am hellen Abendhimmel wirklich noch etwas sehen zu können, müssen optimale Sichtbedingungen, wie keine Wolken, gute Fernsicht und eine sehr klare Atmosphäre, herrschen. Mondfinsternisse gibt es nur bei Vollmond. Sonne, Erde und Mond stehen dabei auf einer Linie und der Erdtrabant wandert durch den Kern- bzw. Halbschatten der Erde. Dabei kann der Mond vollständig (totale Mondfinsternis) oder nur teilweise (partielle Mondfinsternis) in diesen Schatten eintauchen.


Weil bei einer Halbschattenfinsternis die drei Himmelskörper nur annähernd auf einer geraden Linie liegen, wandert der Mond lediglich durch den äußeren, helleren Teil des Erdschattens, den "Penumbra" genannten Halbschatten. Die Mondoberfläche ist dabei noch direktem Sonnenlicht ausgesetzt.


Deshalb ist die Verdunkelung bei einer Halbschattenfinsternis nicht sehr ausgeprägt und wird leicht übersehen. Zudem geht bei der aktuellen Mondfinsternis die Sonne erst eine Minute vor dem Mondaufgang unter, es ist also noch sehr hell. Um 21.34 Uhr tritt der Mond wieder aus dem Halbschatten aus, zu diesem Zeitpunkt ist die Verdunkelung schon lange nicht mehr wahrnehmbar.


Der Beginn einer Mondfinsternis im Mai 2022: Bereits mittelalterliche Chronisten hielten gewissenhaft fest, wann der Mond dunkler zu sehen war als sonst. (Bild: Peter Hartenfelser)


Die zweite Mondfinsternis des Jahres gibt es am 28. Oktober, und da kann man deutlich mehr sehen: Es handelt sich dabei um eine partielle Mondfinsternis, die im vollen Verlauf zu sehen sein wird. Die maximale Verfinsterung wird um 22.14 Uhr erreicht sein, 13 Prozent der Mondscheibe sind dann im Kernschatten der Erde.




Wenn der Mond die Kälte ankündigt

Eine herkömmliche Mond- oder Sonnenfinsternis ist aber nicht der einzige Grund für eine Abdunkelung der Himmelskörper, und Mond und Sonne können sich auch aus einem anderen Grund verfinstern: Vulkanausbrüche im Mittelalter haben beispielsweise die Kleine Eiszeit mit ausgelöst – und immer wieder den Mond verdunkelt. Mithilfe von Klosterchroniken lassen sich die Eruptionen teilweise genau datieren.


Vulkan (Stromboli), Lyonel Feininger (1918)

Die höhere Macht der Erde Das Erdsystem wird von drei Energiequellen angetrieben: Sonne, Gravitation und Geothermie. Geothermie ist zwar lebensnotwendig, aber nicht ohne Risiken. Als es sich als gewaltiger Lavaausbruch manifestierte, verursachte es vor etwa 251 Millionen Jahren das größte der sechs Massenaussterben der Erde, das „Große Sterben“. Während des Segelzeitalters waren heftige Ausbrüche wie der des Krakatau im Jahr 1883 weltweite Schlagzeilen und inspirierten vielleicht den damals 12-jährigen Künstler. In unserem Luftfahrtzeitalter haben isländische Vulkane den europäischen Handel zum Erliegen gebracht.



Aufzeichnungen etwa von Mönchen über Mondfinsternisse geben Aufschluss über ungewöhnlich heftige Vulkanausbrüche im Mittelalter. Aus Hunderten von Texten aus Europa und Asien wird gefolgert, dass im 12. und 13. Jahrhundert fünf Eruptionen enorme Mengen an Partikeln bis in die Stratosphäre ausgestoßen haben. Diese Ausbrüche könnten möglicherweise zur damals beginnenden Kleinen Eiszeit beigetragen haben.


Vulkanismus kann gigantische Mengen an Gasen in die Atmosphäre ausstoßen und so das Klima jahrelang abkühlen. Hinweise auf solche Eruptionen während des Mittelalters finden sich zwar in Eisbohrkernen der Arktis und Antarktis. Doch deren Untersuchung erlaubt keine sicheren Rückschlüsse auf die genaue Zeit und Schwere eines Ausbruchs, denn die globale Verteilung der Partikel hängt stark von der Jahreszeit ab, von den vorherrschenden Luftströmungen und auch von der Höhe der ausgestoßenen Aschewolken.

Gerade die Zeit von etwa 1100 bis 1300 gilt als Phase starker vulkanischer Aktivität – und diese wiederum als mögliche Mitursache der Kleinen Eiszeit, einer kühlen Klimaphase von etwa 1300 bis 1800. Um Vulkanausbrüche im Hochmittelalter zu ermitteln und zu datieren, erschloss das Forschungsteam nun eine neue Quelle: Aufzeichnungen damaliger Chronisten aus Europa, Ostasien und dem Nahen Osten zu totalen Mondfinsternissen.


Die Jäger im Schnee, Pieter Bruegel der Ältere (1565): Das Bild zeigt einen Winter, in dem alle Gewässer zugefroren sind, so dass die Bürger sich darauf gefahrenlos bewegen können, eine durchgehende Schneedecke und einen Himmel grau in grau.




In christlichen Schriften galt eine Mondfinsternis häufig als dunkles Omen

Diese Himmelsphänomene, bei denen der Schatten der Erde den Mond bedeckt und in ein rötliches Licht taucht, lassen sich zum einen astronomisch klar datieren. Zum anderen hängt die Sichtbarkeit des Erdtrabanten stark davon ab, ob eine in der Atmosphäre zirkulierende Partikelschicht die Sicht beeinträchtigt oder gar ganz verdeckt. Gerade christliche Quellen maßen solchen Ereignissen Bedeutung als Omen bei – auch wenn der physikalische Zusammenhang bekannt war. So gilt etwa in der Offenbarung des Evangelisten Johannes eine Verdunkelung des Mondes als Hinweis auf die bevorstehende Apokalypse.


Bernard Le Bovier de Fontenelle (1657–1757): Dialogen über die Mehrheit der Welten (Berlin, 1789)


Von den insgesamt 64 totalen Mondfinsternissen, die in Europa von 1100 bis 1300 grundsätzlich beobachtbar waren, waren 51 dokumentiert. Bei fünf Mondfinsternissen weltweit wurde der Mond als besonders dunkel beschrieben. Man geht davon aus, dass alle Vulkanausbrüche dieser Zeit mehr als 10 Teragramm (mehr als 10 Millionen Tonnen) Schwefelteilchen in die Stratosphäre ausstießen – also in jenen Teil der Atmosphäre, der in grob 15 Kilometer Höhe beginnt.

Für die fünf heftigen Eruptionen konnte - nach Abgleichen mit Bohrkernanalysen und Daten aus Baumringen - nicht nur das Jahr, sondern teilweise auch die Jahreszeit ermittelt werden. Mit Abstand am stärksten war der Ausbruch des Vulkans Samalas auf der heute zu Indonesien zählenden Insel Lombok, den die Studie auf Frühjahr oder Sommer 1257 datiert.


Die anderen vier Ausbrüche – bei denen die Vulkane bislang nicht identifiziert sind – entfallen demnach auf die Zeiträume zwischen November 1108 und Februar 1109, Mai und August 1171, Mai und August 1129 sowie September 1275 und Juli 1276. Das Zeitfenster, in dem die ausgestoßenen Partikel den Mond verdunkelten, reichte demnach von 3 bis 20 Monate.


Das Hochmittelalter war also eine Phase mit außergewöhnlich heftigem Vulkanismus. Die Eruptionen verdunkelten nicht nur das Firmament, sondern kühlten auch das Klima deutlich ab. Damit seien sie eine wichtige Ursache gewesen für das Ende der mittelalterliche Klimaanomalie - einer Warmzeit über mehrere Jahrhunderte - und für den Übergang zur Kleinen Eiszeit. Die vulkanisch verursachte Abkühlung könne das Klimasystem damals in einen anderen Zustand überführt haben.




Keltisches Mondkalenderwerk im Schwarzwald

Im Gegensatz zu Stonehenge, das sich am Verlauf der Sonne orientierte, handelt es sich bei dem 100 Meter breiten Grabhügel vom Magdalenenberg um die weltweit älteste keltische Anlage, die auf die Mondzyklen ausgerichtet war. Die Erbauer der Anlage setzten Stangenreihen auf den Hügel, um die Mondwenden zu erfassen. Diese Himmelserscheinungen waren bestimmend für die keltische Zeitrechnung. Durch sie konnten die Kelten Mondfinsternisse voraussagen. Die Grabkammer des Fürsten vom Magdalenenberg ist 2.600 Jahre alt und der größte hallstattzeitliche Holzfund Europas.



Auf dem Magdalenenberg bei Villingen-Schwenningen in Baden-Württemberg wurde diese keltische Mondzyklenanlage entdeckt, und zwar an jener Selle, an der vor 40 Jahren ebenfalls ein keltisches Fürstengrab ausgegraben wurde. Die frühkeltischen Gräber im Schwarzwald waren exakt auf den Mond und den Sternenhimmel der damaligen Zeit ausgerichtet. Die Anordnung der Gräber um das zentrale Fürstengrab stimmt demnach mit den Sternbildern des nördlichen Himmels überein und zeigt eine Sternkonstellation, die von der Wintersonnenwende bis zur Sommersonnenwende zu sehen ist. Die Anlage erfüllte damit die Funktion eines am Mondzyklus ausgerichtetes Kalenderwerks. Damit ist die Mondkultur der Kelten zum erstmals nachweisbar geworden.


Abbildung aus der Pressemitteilung 2011 des Römisch-Germanische-Zentralmuseums (RGZM).*



Schon Caesar berichtete über die Zeitrechnung der keltischen Kultur nach dem Mond. Die ersten Zeugnisse für eine keltische Kultur gehen auf das achte Jahrhundert vor Christus zurück. Ihr Kernsiedlungsgebiet war im heutigen Österreich, Süddeutschland und in Ostfrankreich. Durch die Eroberungen der Römer und die damit einhergehende Vernichtung der keltisch/gallischen Kultur geriet auch ihre Art der Kalenderrechnung in Vergessenheit. Die Forschungsergebnisse über die monumentale Grabanlage Magdalenenberg dokumentiert die Mondkultur der Kelten in beeindruckender Weise.


Gürtelblech vom Magdalenenberg: Zu den Objektgruppen, die als Träger früheisenzeitlicher Kunst und Symbolsprache dienten, können auch die teilweise recht auffällig gestalteten Gürtelbleche sowie die kleineren, etwas schlichter gehaltenen Gürtelhaken gezählt werden. Besonders die großen, langrechteckigen Gürtelbleche gehören zu den typischen Bestandteilen der Tracht des Westhallstattkreises. Gürtelhaken wie Gürtelbleche kommen sowohl in Frauen- wie auch in Männergräbern vor. Die insgesamt 52 Gürtelbleche und -haken aus den Bestattungen im Magdalenenberg wurden innerhalb weniger Jahrzehnte in den Gräbern niedergelegt. Es darf angenommen werden, dass die Gestaltung und Auswahl des Gürtels und der Gürtelschließe mit bestimmten Regeln verbunden waren und auch individuell sehr bedacht erfolgten (sozialer Status und Geschlecht). Als älteste Belege von Blechgürteln nördlich des Alpenkammes können zwei Exemplare vom Typ Reichenegg und Typ Amstetten aus den Ha-C-zeitlichen Gräbern 504 und 507 von Hallstatt selbst genannt werden. Die Punkt-Buckel-Verzierung dieser Bleche spricht dafür, dass sie im Südostalpengebiet hergestellt wurden.**


Mithilfe moderner astronomischer Software konnten die Wissenschaftler nun auch das genaue Alter der Anlage bestimmen: Sie stammt aus dem Jahr 618 v. Chr. Die etwa 100 Meter breite Grabanlage ist damit der größte Grabhügel der frühkeltischen Epoche in Mitteleuropa. Die Untersuchungen waren erst möglich geworden, nachdem mit Hilfe einer speziellen Software der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA die Lage der Sternbilder zur Keltenzeit rekonstruiert werden konnte. Bei den Untersuchungen ergab sich, dass die Gräber genau nach den damaligen Sternbildern ausgerichtet wurden. Da sich die Lage der Sternbilder bis heute verändert hat, musste die Hilfe von Astronomen in Anspruch genommen werden.


Holzboden des Fürstengrabes vom Magdalenenberg


Bereits nach dem Fund des Fürstengrabes hatten die Archäologen das Jahr seines Todes mit den damaligen Methoden auf etwa 616 v. Chr. geschätzt. Den Erkenntnissen aus 2011 zufolge ist der Keltenfürst mit großer Wahrscheinlichkeit im Sommer 618 v. Chr. bestattet worden. Im Gegensatz zu dem weltbekannten Stonehenge, das sich am Verlauf der Sonne orientierte, richtet sich die Anlage auf dem Magdalenenberg nach dem Mond. Den Wissenschaftlern zufolge setzten die Erbauer der Anlage Stangenreihen auf den Hügel, um die Mondwenden zu erfassen. Diese Himmelserscheinungen waren entscheidend für die keltische Zeitrechnung.


Das vor über 4000 Jahren in der Jungsteinzeit errichtete Stonehenge ist nach der Sonne ausgerichtet.




Nordische Mythologie: Wolf Hati jagt Mondgott Mani

In der nordischen Mythologie ist eine Mondfinsternis ebenfalls ein Anzeichen dafür, dass Übles bevorsteht. Zwei Wölfe spielen dabei eine wesentliche Rolle. Die beiden Zwillingsgeschwister, die Wölfin Skalli (auch Sköll) "Spott" oder "Täuschung") und ihr Bruder Hati ("Hass") sind riesige Wölfe, die von Fenrir (dem Fenriswolf) und der Riesin Gyge (der "Alten vom Eisenwald") abstammen und die sie im Jarnwid-Wald zur Welt brachte.


Nordische Mythologie: Die Riesenwölfe Hati und Skalli sind Zwillingsbrüder, die von Fenrir – dem Fenriswolf – und der Riesin Gyge – der „Alten vom Eisenwald“ – abstammen, welche sie im Jarnwid-Wald zur Welt brachte. Hati verfolgt den Mondgott Mani, während Skalli die Sonnengöttin Sól nachstellt. Hier beisst der Fenrir Tyr aus Rache die rechte Hand ab. (Gemälde von John Bauer, 1911).


Hati verfolgt den Mondgott Mani, während Skalli der Sonnengöttin Sól nachstellt. Die Göttin Sól rast mit einem Sonnenwagen übers Himmelzelt. Gezogen wird er von den Pferden Arvakr (Frühwache) und Alsvidr (Allgeschwinde). Der Schutzschild Swalin schützt den Wagen vor der Hitze des Gestirns.


Während Skalli die Göttin verfolgt, treibt auch Sól ihre Pferde zur Eile an. Hati hetzt dem Wagen Manis über den Himmel nach und treibt den Mond zur Eile an. Und dabei kommt es zur Mondfinsternis. Denn bei einer Mondfinsternis geschieht das, was an diesem Freitag zu bestaunen ist: Hati kommt dem Gefährt Manis gefährlich nahe.


Hati und Skalli jagen Sonne und Mond: The Wolves Pursuing Sól and Máni by J. C. Dollman, 1909, Illustration aus "Myths of the Norsemen - from the Eddas and Sagas"


Bis Skalli in seiner Mission erfolgreich ist, ist er für die extreme Hitze des Sommers verantwortlich ist. Skalli soll stärker und beweglicher als seine Schwester sein und seine Kraft aus den starken Nordwinden beziehen.

Während Hati oft als böses Wesen bezeichnet wird, wird Skalli eher als neutrale und chaotische Figur angesehen.

Am Tag des Weltunterganges – dem sogenannten Ragnarök – werden die Wölfe die Gejagten einholen. Daraufhin sollen Sterne vom Himmel fallen. In der Folge beginnt die Erde zu beben; alle Bäume werden entwurzelt, sämtliche Berge stürzen. Hati wird den Mond stellen, und Managarm ("Mondhund"), durch das Leichenfleisch zum größten und stärksten seiner Brut geworden, wird ihn verschlingen. Das Blut des Mondes wird auf die Sonne spritzen und sie verdüstern. Der Mond wird verschlungen, das verspritzte Blut wird die Sonne verdunkeln. Aus der untergehenden alten Götterwelt der Asen wird eine neue Welt entstehen. Die Ragnarök (das altnordische Wort für "Schicksal der Götter") ist die nordische Sage von Geschichte und Untergang der Asen. Sie ist in der Nordischen Mythologie gleichbedeutend mit dem Weltuntergang.


Die Sonne wird Asen zugerechnet. Asen ist der altnordische Name für „Ural æsir“, nach dem isländischen Schriftsteller Snorri Sturlusourluson (1179–1241) und seiner Prosa Edda ein Göttergeschlecht der nordischen Mythologie. Daneben gibt es noch das kleinere Göttergeschlecht der Wanen.


Der altnordische Name „Sól“ bedeutet „Sonne“. Im Althochdeutschen und Altsächsischen heißt sie „Sunna“. „Sunna“ oder Sól“ sind die personifizierte göttliche Sonne. Die Sonnengöttin Sól ist die Tochter von Mundilfari, Schwester des Mondgottes Máni und Gattin des Glenr. Die Sonne selbst wurde von den Asen aus einem Funken geschlagen. Entgegen anderer Sprachen ist der Mond im Deutschen maskulin und die Sonne weiblich.


Die neue Welt nach der Ragnarök, wie sie in der Völuspá beschrieben wird (Emil Doepler, um 1900)




Mythen zur Mondfinsternis

In früheren Zeiten gab es keine wissenschaftlichen Erklärungen für eine Sonnenfinsternis. In allen Teilen der Welt rankten sich daher Mythen und Aberglaube darum. Der Enthusiasmus, mit dem heute viele Menschen einem solchen Ereignis entgegenfiebern, wurde der Mondfinsternis in früheren Zeiten jedoch nicht entgegengebracht. Im Altertum wertete man die Verdunkelung von Sonne oder Mond meist als schlechtes Zeichen und so wurde einer Mondfinsternis das Auftreten wvor oder während prägender Ereignisse zugesprochen.


Vor über 4.000 Jahren herrschte im alten China der Glaube, ein böser Drache würde die Himmelskörper verschlingen. Um sie zu retten, mussten die Menschen ihn mit Trommeln, Musik und Geschrei vertreiben.

„Chang’e steigt zum Mond auf“ (嫦娥奔月): Der Legende nach sind Chang’e und ihr Ehemann Houyi, der Bogenschütze, Unsterbliche (Xian), die im Himmel lebten. Chang’eist eine chinesische Göttin des Mondes. Im Unterschied zu Mondgottheiten anderer Kulturen personifiziert sie den Mond nicht, sondern lebt mit dem Jadehasen, auch als Jadekaninchen bekannt,in einem Palast namens Guanghan Gong (广寒宫, Guǎnghán Gōng – „Palast der Weiten und Kälte“) ⁠auf ihm. Demnach wird in China auch von der "Frau im Mond" gesprochen.


In Japan wurden Brunnen abgedeckt. Man glaubte, bei einer Sonnenfinsternis werde das Wasser vergiftet.


Eine ähnliche Erzählung ist auch in der indischen Mythologie zu finden: Hier verfolgt der rachsüchtige Dämon Rahu Sonne und Mond bei ihrem Lauf über das Firmament, um sie zu verschlingen – was ihm im Fall einer Sonnen- oder Mondfinsternis dann auch tatsächlich kurz gelingt.


Bei den mongolischen Burjaten ist es ein böses Untier namens Alkha, das den Erdtrabanten frisst und vertrieben werden muss, indem man den Mond mit Steinen bewirft.


Die nordamerikanischen Arapaho-Indianer dachten, Sonne und Mond wechseln das Geschlecht, weshalb der Tag zur Nacht wird.


In Brasilien glauben verschiedene Völker, dass ein großer Vogel die Sonne mit seinen Flügeln verdeckt. Die Chippewa-Indianer fürchteten, die Sonne würde erlöschen und schossen brennende Pfeile gegen den Himmel um sie wieder anzuzünden.


Die Inka wiederum versuchten, den mutmaßlichen Jaguar, der den Mond angreift, mit Rufen zu vertreiben, schüttelten ihre Speere gen Himmel und ließen ihre Hunde bellen und heulen.


Die Athener, die im August des Jahres 413 v. Chr. nach der erfolglosen Belagerung der Stadt Syrakus Segel Richtung Heimat setzen wollten, führte eine Mondfinsternis direkt ins Verderben: Kurz vor der Abfahrt verdunkelte sich der Mond und so beschloss der Heerführer Nikias, die Fahrt zu verschieben und den Göttern erst noch Opfer zu bringen, um sie zu besänftigen. Ein Fehler, denn in dieser Zeit kamen die Spartaner den Syrakusanern über See zu Hilfe. Tausende Athener starben in der anschließenden Schlacht und die gesamte Schiffsflotte ging verloren.


Auch die Bewohner Konstantinopels deuteten eine Mondfinsternis als schlechtes Omen – und behielten damit Recht. Als sich am 22. Mai 1453 der Mond verfinsterte, war das für die Menschen der Stadt ein sicheres Zeichen, dass diese nach wochenlanger Belagerung durch osmanische Truppen in Kürze fallen würde. Sieben Tage später war es soweit.


Der Mond verdunkelte sich auch in den letzten Lebensstunden des römischen Herrschers Herodes, der im Jahre 4 vor Christus in Jericho starb. Und selbst am 3. April 33, dem wahrscheinlichen Todestag von Jesus Christus, hat sich der Mond über Jerusalem laut den Daten der Nasa im Schatten der Erde versteckt.

Eclipsis passionalis aus der "Kupfer-​Bibel" (Vierdte Abtheilung, Augsburg und Ulm, 1735) von Johann Jacob Scheuchzer (1672–1733)






Quellen:

** Julia Koch: Einheimisch – fremd – kommunikativ: Die Gürtelschließen vom Magdalenenbergle bei Villingen, Schwarzwald-Baar-Kreis, Fundberichte aus Baden-Württemberg, 2021.





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