top of page

Thomasnacht ‒ 20. Dezember

Die Thomasnacht vom 20. auf den 21. Dezember ist fest im heimischen Brauchtum verankert und ist vielerorts die erste Rauhnacht der Mittwinterzeit. Zahlreiche Bräuche und der damit verbundene Aberglauben sind in dieser Nacht von besonderer Bedeutung. Am Abend der Thomasnacht werden traditionell Haus, Hof oder Wohnung – früher auch Ställe und Felder – mit Kräutern und Weihrauch gründlich ausgeräuchert, um böse Geister zu vertreiben und die bevorstehende "Heilige Zeit" nicht zu stören. Am Thomastag war es üblich, Kletzenbrot zu backen, die Kletzen dafür mussten in der Thomasnacht bereits zum Aufweichen eingelegt werden...



Die Zeit der Wintersonnenwende hält am Abendhimmel oft besonders spektakuläre Farben und Formen bereit, die die Phantasie der Menschen seit Jahrtausenden beflügeln. "Das Christkind backt gerade", sagte man uns als Kinder, wenn das Abendrot vom Himmel schien. (© Der steirische Brauch)




Bräuche und Aberglaube

Die Thomasnacht ist mit zahlreichen Bräuchen und Aberglauben verbunden, da man glaubte, dass in dieser Nacht die Geister besonders lange und intensiv aktiv sein könnten. Vielerorts ähnelt das Brauchtum dem in der Andreasnacht. So wird das Thomasgebet zu Schutz und Segen und zur Abwendung von allerlei Gefahren gebetet. In der Thomasnacht geht auch die Wilde Jagd um. Wenn der Wind heult, macht man drei Kreuze über die Stalltür, sonst stirbt ein Pferd.


Die Wilde Jagd fegt über das Land...


An manchen Orten markiert die Thomasnacht den Beginn der Rauhnächte. Haus und Stall werden ausgeräuchert, dabei erhalten die Rinder vielerorts eine Maulgabe mit geweihtem Brot und Salz. und nach diesem Räuchern darf niemand mehr in den Stall. Nach alter Überlieferung sollten in dieser Nacht auch die Tiere sprechen können, und es wurde geglaubt, dass man die Tiere über die Zukunft sprechen hören konnte. Der Stall sollte in der Thomasnacht verriegelt werden, da denen, die in dieser Nacht das Vieh sprechen hörten, der Tod im kommenden Jahr bevorstand. Dasselbe Prozedere wird an Orten vollzogen, an denen der Heilige Abend die erste Rauhnacht ist, am 24. Dezember.


Indem man sich in der Thomasnacht verkehrt herum ins Bett legte, konnte man angeblich träumen, was im nächsten Jahr geschehen würde. Insbesondere junge Mädchen glaubte man, könnten in dieser Nacht ihren zukünftigen Ehepartner sehen. Mädchen, die heiraten wollten, gingen um Mitternacht nur mit einem Hemd bekleidet in den Garten. Dort schüttelten sie einen Obstbaum oder einen Hollerbusch und lauschten dabei der Nacht, um herauszufinden, aus welcher Richtung das Hundegebell kam, das den zukünftigen Ehepartner ankündigte.


Vor dem Thomastag war es wichtig, dass alles, was verliehen worden war, wieder im Haus war, und Geliehenes sollte rechtzeitig zurückgebracht werden. Nur Menschen, die einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatten, durften Leihgaben über den Jahreswechsel behalten. Alle Werkzeuge mussten bis zum Thomastag aufgeräumt sein, insbesondere durften keine Backutensilien vor dem Ofen liegenbleiben.


In der Thomasnacht wurde als Orakel in Oberösterreich das Hütelheben vollzogen: Man legte neun Hüte auf einen Tisch, unter denen acht Gegenstände mit deutendem Charakter gelegt wurden: Ring (Heirat), Geldbeutel (Reichtum), Schlüssel (großes Anwesen), Puppe (Kind), Kamm (Ungeziefer), Tuch (Trauer), Bündel (Wanderschaft), Rosenkranz (Frömmigkeit). Wer seine Zukunft kennen wollte, musste draußen warten, dann wurde er hereingeführt und lüftete den Hut. Befand sich nichts darunter, bedeutete das den Tod.


Ein Hut gehörte einmal zur üblichen Ausstattung von Männern.



In der Thomasnacht soll man das Licht nicht ausblasen, sondern auf andere Weise löschen; sonst muss man noch im selben Jahr sterben. Liegt am Thomastage mittags der Nebel auf den Gebirgskämmen, so sterben im nächsten Jahr viele Leute aus den höheren Ständen, liegt er im Tal, so sterben viele arme Leute.


Die Armen erhielten am Thomastag Bier und die Kranken in den Spitälern Lebkuchen.

Am Thomastag geschlagenes Holz galt als lange haltbar.


In Kärnten glaubte man, in dieser Nacht in die Zukunft sehen zu können. Ein beliebter Brauch unter Jungbauern war das "Zaunstecken-Zählen", bei dem man eine Zahl nannte und dann rechts von der Zauntür den entsprechenden Zaunstecken abzählte. Das Aussehen des ausgewählten Steckens sollte Aufschluss darüber geben, wie die zukünftige Liebste aussieht: jung und frisch oder alt und morsch.


In Altbayern existierte ein ähnlicher Aberglaube: Wenn sich eine ledige Frau in der Thomasnacht ganz nackt vor ihr Bett stellte, auf einen Schemel stieg und sprach:

"Betschemel i tritt di, heiliger Thomas i bitt di, lass mi sehn den Herzallerliebsten mein, in dieser heiligen Nacht!",

 sollte sie in dieser Nacht im Traum ihren zukünftigen Ehemann sehen.


Weiters pflegte man in Bayern am Thomastag Brauchtümer wie das Säen von Gerstenkörnern in einen Topf mit guter Erde. Dieser Topf wurde in der warmen Stube aufgestellt, und nach Weihnachten wurde das Wetter des kommenden Jahres anhand der aufgelaufenen Gerste orakelt. Jeder Tag nach Weihnachten stand dabei für einen Monat, und man interpretierte Feuchtigkeit, Trockenheit, starkes Wachstum und frühzeitiges Gilben an der Gerste.


Indem man sich in der Thomasnacht verkehrt herum ins Bett legte, konnte man angeblich träumen, was im nächsten Jahr geschehen würde. Insbesondere junge Mädchen glaubte man, könnten in dieser Nacht ihren zukünftigen Ehepartner sehen.


Ein weiterer Brauch beinhaltete das Durchschneiden einer Zwiebel, wobei die Stärke der Zwiebelringe das kommende Winterwetter bestimmte. Eine dünn und fein geschnittene Zwiebelschale versprach einen milden Winter, während eine dick und zäh geschnittene Schale auf einen harten Winter hindeutete.


Der Thomastag und insbesondere die Thomasnacht gelten als Zeiten des Unheimlichen. Im Saterland (Niedersachsen) heißt es, alles, was an diesem Tag geboren wird, sei in alter Zeit einem Gott geopfert worden. Der Tag gilt als Unglückstag, da Luzifer an diesem Tag aus dem Himmel gestoßen wurde. Alles, was an diesem Tag geboren wird, soll kein Gedeihen haben und vor der Zeit untergehen. Man kann sich an diesem Tag dem Teufel verschreiben.


In Nordfriesland verschleppen die jungen Leute alle drehbaren Geräte (das sogenannte Thamsen). Die Ställe und Kühe werden mit dem Heiligen Dreikönigswasser und -salz besprengt.


An manchen Orten ist am Vorabend des Thomastages das Spinnen verboten. Tut man es dennoch, so kommt der Thomas und schmeißt eine Mulde voll Därme in die Stube oder Frau Holle straft den Frevler. Bei den Siebenbürger Sachsen zerbrechen an diesem Abend die Knechte den Mädchen den Spinnrocken und verbrennen ihn.


Anderswo, in Thüringen und Böhmen, wurde die "Lange Nacht" oder "Durchspinnacht" oder auch "Durchsitznacht" begangen. Im Schwarzwald wird auf den möglicherweise damit verbundenen Alkoholkonsum angespielt, und der Morgen danach wird als "Kotzmorgen" bezeichnet.


Im Böhmerwald gibt man dem Hornvieh zur Abwendung böser Seuchen geweihte Lorbeerfrucht, Brot und Salz. In einigen böhmischen Orten fährt Thomas in der Thomasnacht in einem feurigen Wagen. Am Kirchhof warten auf ihn alle Toten, die Thomas heißen; er betet mit ihnen und segnet sie.


Abenddämmerung zur Mittwinterzeit  (© Der steirische Brauch)


In einigen Gemeinden im Osten der Lüneburger Heide ziehen Kinder und Jugendliche im Brauch des "Thomsen" oder "Thomsen gehen" musizierend und singend von Haus zu Haus und erhalten dafür Süßigkeiten. Dieser Brauch ähnelt dem Martinssingen, der in diesen Gemeinden nicht praktiziert wird, und ist jedoch in den letzten Jahren und Jahrzehnten durch Halloween stark verdrängt worden.


Bei den Esten durfte am Thomastage niemand Bier brauen, weil der schwarze Thomas im Kessel säße und das ganze Gebräu zu Schanden machte.


Räuchern im Stall


In Schweden geht in der Thomasnacht niemand auf dem Lande in die Schmiede; sie gehört den Nissen. Der Nisse (Plural Nisser), auch als Tomte oder Tonttu in Schweden und Finnland bekannt, ist ein wichtelartiger Hausgeist in der skandinavischen Tradition.


An diesem Abend reiten die Hexen auf Kühen in den Hof, wenn man nicht Zweige vom wilden Rosenstrauch oder ähnlichem dornigen Gezweig über die Hoftüre steckt (Siebenbürger Sachsen).


Auf der Insel Man werden Feuer auf den Höhen angezündet. Überall wird ein Ziegenbock geschlachtet.




Der bluatige Thomerl

In der Thomasnacht herrschte große Furcht vor Dämonen, darunter an bestimmten Orten Thomas' Unglück bringender Gegenspieler, der Blutige Thomerl. Er wird auch Blutiger Dammerl oder Dieses furchteinflößende Wesen, blutverschmiert und mit einem mächtigen Hammer ausgestattet, bedrohte alle, die nach Einbruch der Dunkelheit noch auf der Straße unterwegs waren, und hatte es besonders auf geizige und neidische Menschen abgesehen.

Vor allem in Altbayern, insbesondere in Niederbayern und der Oberpfalz, galt der Bluadige Dammerl, der "blutige Thomas", als eine der grausigsten Gestalten. Auch bekannt als der "Thamma mit 'm Hamma" aufgrund seines nächtlichen Klopfens mit einem Hammer an Fenstern und Türen. In einigen Orten soll er sogar sein blutverschmiertes Bein durch die Stubentür gesteckt haben. In der Umgebung von Landshut streifte er in zerrissener Kleidung mit einem Sack durch die Straßen und bedrohte Kinder, die sich nach Einbruch der Dunkelheit noch draußen aufhielten, damit, ihnen den Kopf abzureißen oder zumindest mit dem Hammer den Schädel einzuschlagen. Ähnlich gab es in Oberösterreich den Thomasnigl und die Thomasgeiß, im Burgenland den Thomaswaschl und in Niederösterreich den Thomaszoll.


Auch in Franken wird Thomas zu den Perchtengestalten gezählt, deren Auftrittsdatum, der 21. Dezember, namensgebend ist. In einigen Regionen Frankens wird er als "Buckelthomas" bezeichnet, in anderen als "blutiger Thomas" oder "haariger Thomas". Die Thomasgestalten kleiden sich üblicherweise mit Mantel, Kapuze, und schweren Stiefeln, und tragen eine Rute und einen Sack bei sich.

In Deggendorf lief eine furchterregende Gestalt in einem mit Blut befleckten Metzgerkittel herum. In einigen anderen Orten zogen in der Thomasnacht verkleidete junge Männer mit blutigen Kleidungsstücken als "Blutige Dämmerung" durch die Straßen.


In der Art wäre der Daumawaschl vorstellbar. (© Der steirische Brauch)



Daumawaschl im Burgenland

Vorausgeschickt sei, dass ein "Waschl" im österreichischen Dialekt ein "grosser, stämmiger Mann" ist. Es wird erzählt, dass der "Thomawaschl" mit einem "blutigen Sack" kommt, oder in Wolfau mit dem "blutigen Knie". Die blutrünstigen Geschichten des Thomawaschl lassen sich wahrscheinlich auf die Schlachtgepflogenheiten zurückführen, da an diesem Tag traditionell das Weihnachtsschwein geschlachtet wurde. Der Thomastag war in älteren Zeiten oft ein Schlachttag, an dem das Weihnachtsschwein geschlachtet wurde. Daher könnten verschiedene "blutige" Gestalten in verschiedenen Regionen nach dem Tagesheiligen benannt worden sein. Es wird gesagt, dass in dieser Nacht nicht gesponnen werden sollte, da sonst das Thomawaschl kommt und einen Schubkarren voller Gedärme in das Zimmer kippt. Die Figur des "Thomawaschl" im Burgenland bisher nur einmal nachgewiesen wurde. Diese spezielle Darstellung dieser Gestalt mit diesem Namen wurde bisher nirgendwo anders gefunden. Der zweigliedrige Name könnte jedoch eine Mischung aus zwei anderen Gestalten sein, nämlich einer Thomas- und einer Waschl-Gestalt. Angesichts der Darstellung als blutiger Mann mit einem blutigen Sack liegt es nahe, an verwandte Thomasgestalten zu denken, insbesondere an den "blutigen Thomerl" oder "Thomaszoll", wie er in Niederbayern und im Innviertel bekannt ist.


Die Nähe von Aschau zu Zöbern in der Buckligen Welt in Niederösterreich könnte darauf hinweisen, dass es eine Verbindung gibt. Die Erscheinung mit dem blutigen Attribut deutet jedoch deutlich auf die bairische Thomasgestalt hin, die hier in isolierter Form überliefert zu sein scheint.


Ähnlich wie bei der fersenabschneidenden Lucia und der fingerabschneidenden schlesischen Lisse sollte hier nur am Rande darauf hingewiesen werden, dass hinter dem dargestellten Kalenderheiligen möglicherweise ältere Glaubensgestalten stehen können. Diese könnten durch Namensähnlichkeiten und gemeinsame Bräuche mit den wenig heilig dargestellten Tagespatronen identifiziert worden sein. Der "Thomawaschl" und alle seine namensverwandten Figuren sind natürlich untrennbar mit dem Thomastag verbunden. Wenn jedoch eine alte Glaubensgestalt mit einem ähnlichen Namen hier bekannt gewesen sein sollte, könnte ihre Verschmelzung damit die geringste Folge sein, die wir annehmen dürfen. Daher werfe ich ruhig den Namen des skythischen Gottes Thamimasadas in die Debatte, von dem uns Herodot in IV 59 berichtet, dass er der "Poseidon der Skythen" gewesen sei. Dieser Wasser- und möglicherweise auch Pferdegott könnte auf dem "Kimmerischen Weg" hier bekannt und erhalten geblieben sein. Die Verbreitung der "blutigen" Thomasgestalten in den bairisch-slawischen Grenzgebieten könnte dann auf älteren Grundlagen beruhen.


Welche mythologischen Hammergestalten neben Thor mit seinem Hammer Mjölnir dieser vermeintliche Heilige in solchen Kontexten haben könnte, ist von Interesse. Auch der griechische Gott Hephaistos trägt als Attribut einen Hammer. Nicht zu übersehen ist der Hinweis auf die Figur des Hammergottes im Fund von Kazbek im Museum von Tiflis, der der Kobankultur angehört. Damit knüpfen sich weitreichende Verbindungen zu den germanischen, keltischen und etruskischen Hammergottheiten. Ob ein bisher verborgener Zusammenhang auch zu der eigenartigen Dienerin der Lucia bei den Slowenen im untersteirischen Murfeld führt, die als Schreckgestalt ein mit Federflügeln versehenes Beil trägt, liegt im Verborgenen.




Mettensau

Der 21. Dezember war in der bäuerlichen Tradition auch der Tag, an dem die Mettensau (auch Weihnachter genannt) geschlachtet wurde. Dazu wurde traditionell auf jedem Bauernhof ein Schwein für den weihnachtlichen Festbraten nach der Christmette und die darauffolgenden Feiertage gemästet. Die Bauern suchten bereits im Spätsommer die vielversprechendste Sau aus, die mit Essenresten und Getreide gut gefüttert wurde. Neben den Edelteilen wurden auch Innereien und Blut verwendet, um etwa Blut- und Leberwurst sowie Bratwürste herzustellen. Die ganze Familie und das Gesinde versammelten sich für die Zubereitung der Würste und Mettensuppe und die Verabeitung des Fleisches. In einigen Teilen des Bayerischen Waldes redet man immer noch über die Thomaswürste. Der Begriff Mettenwürste ist ebenfalls weit verbreitet.


Traditionelle Salzburger Mettensuppe. Das Rezept findet sich auf Servus.com (Bild: Eisenhut & Mayer)


Der 24. Dezember war seit dem Mittelalter ein strenger Fastentag, zu Mittag durften nur einfache Speisen, wie zum Beispiel Brei, gedünsteter Fisch oder eine Suppe gegessen werden. In vielen europäischen Ländern wird diese alte Tradition noch heute gepflegt, und am Heiligabend wird Fisch serviert. Das Fasten wurde nach der Christmette gebrochen. Dann gab es das erste Fleisch, oft einen Braten von der Mettsau oder die Mettensuppe. Auf dem Land war es üblich, dem Pfarrer ein Stück von der "Mettensau" zukommen zu lassen. Von der Mettensau wurden alle Teile verwertet und bald verzehrt.




Quellen



Leopold Schmidt (1951): Berchtengestalten im Burgenland (Mit einer Verbreitungskarte), Burgenländische Heimatblätter, Wien.

Leopold Schmidt (1952): Zu den Berchtengestalten des Burgenlandes Materialnachlese, Motivbeziehungen, Problemvorschau, Burgenländische Heimatblätter, 1. Teil, Wien.

Leopold Schmidt (1952): Zu den Berchtengestalten des Burgenlandes Materialnachlese,


Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Kommentare


bottom of page