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St. Gallus – 16. Oktober


Der 16. Oktober ist der Tag des heiligen Gallus. Der Einsiedler Gallus war als Missionar im Bodenseeraum tätig. Er wurde um 550 in Irland geboren und starb am 16. Oktober 640 (?) in Arbon in der Schweiz. Der irische Mönches Gallus gründetet 612/613 in einer Einöde die Galluszelle, aus der sich die Abtei St. Gallen und die Stadt St. Gallen entwickeln konnten. Im Bauernkalender galt der Gallus-Tag als Winterbeginn.




Leben und Wirken

Gallus, dessen lateinischer Name "der Kelte" bedeutet und der im Volksmund auch oft als "Hahn" bezeichnet wird, wurde etwa im Jahr 550 entweder in Irland (oder in der Region Vogesen-Elsass) geboren. Das lateinische Wort „gallus“ bedeutet sowohl „Hahn“ als auch „Gallier“. Laut einer irischen Überlieferung war Gallus (oder Gallech) ein irischer Königssohn und verwandt mit der Heiligen Brigida. Er erhielt seine Ausbildung im Kloster Bangor und wurde dort vom Heiligen Kolumban zum Priester geweiht. Er verstarb am 16. Oktober 640, wobei andere Quellen alternative Todesjahre von 620 oder im Zeitraum von 646 bis 650 nennen. Sein Tod ereignete sich in Arbon in der Schweiz.


Das Kloster Bangor in Ulster, Irland, in dem Gallus vom Hl. Columban ausgebildet worden sein soll.


Gallus führte ein Leben als Wandermönch und Missionar, und sein hauptsächlicher Wirkungsbereich lag im Bodenseeraum. Aufgrund seiner religiösen Verdienste und seiner heiligen Mission wird er bis heute in der christlichen Tradition als Heiliger verehrt. Besonders bekannt ist Gallus als Gründer des Klosters St. Gallen, dessen spiritueller Einfluss im Laufe der Jahrhunderte weit über die Region hinausreichte.

Die Hagiographien der Reichenauer Mönche Wetti und Walahfrid aus dem 9. Jahrhundert bestätigen Gallus' Herkunft aus Irland und seine Ankunft auf dem europäischen Kontinent in Begleitung des Wandermönchs Columban von Luxeuil. Ebenfalls stützt eine Genealogie aus dem 9. Jahrhundert die Theorie seiner irischen Wurzeln.


Abt Columban gründete um das Jahr 590 das Kloster Luxeuil in den Vogesen, und Gallus gehörte zu seinen Schülern. Etwa um das Jahr 610 zogen die beiden mit anderen Mönchen von Luxeuil nach Alemannien.

Im Jahr 611 zerstörten die Glaubensboten Statuen einheimischer Gottheiten in Tuggen und warfen sie in den See. Dies führte zu Unmut in der Bevölkerung, die sich bei Herzog Gunzo beschwerte und zwei Mönche in einem Hinterhalt tötete. Die geplante Klostergründung in Bregenz scheiterte, und Columban reiste 612 nach Bobbio in Italien, um dort ein Kloster zu gründen.


Laut der Galluslegende wurde Gallus in Arbon wegen vermeintlicher Krankheit gesundgepflegt und folgte Columban nicht Italien. Daraufhin exkommunizierte Columban ihn wegen Ungehorsams, wodurch Gallus während von Columban verbleibender Lebenszeit nicht mehr an der Messe teilnehmen durfte.


Nach einem längeren Aufenthalt in Arbon entschied sich Gallus im Jahr 612, den Fluss Steinach zu verfolgen, der in den Bodensee mündete. Gemeinsam mit dem Diakon Hiltibod aus Arbon wanderten sie entlang des Flusses in den dichten Arboner Wald, der damals die gesamte Region zwischen dem Bodensee und dem Appenzellerland bedeckte. Sie erreichten den Wasserfall in der Mühleggschlucht. Dort stolperte Gallus und fiel in einen Dornbusch. Dieses Ereignis deutete er als göttliches Zeichen, an diesem Ort zu verweilen. Viele Darstellungen von Gallus sind mit dem lateinischen Bibelvers untertitelt:


“Haec requies mea in saeculum saeculi [hic habitabo quoniam elegi eam]”

„Dies ist die Stätte meiner Ruhe ewiglich; hier will ich wohnen, denn das gefällt mir. (= Psalm 132,14 LUT)“

– Psalm 131,14 in der Vulgata (Psalmi iuxta LXX)


Gallus errichtete hier seine erste Zelle. Da ihm das Lesen der Messe, das zentrale Ritual einer monastischen Gemeinschaft, untersagt war, lebte er zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich als Einsiedler.


Der Legende nach träumte Gallus am Todestag von Columban von dessen Tod im Jahr 615 und las wieder die Messe. Er schickte den Diakon Maginald nach Bobbio um sich davon zu überzeugen und Maginald überbrachte ihm bei seiner Rückkehr den Krummstab des Columban als Zeichen der Versöhnung und als Zeichen dafür, dass er jetzt als Abt wirken darf


Stiftskirche St. Gallen

Gallus und einige Gefährten errichteten eine Klause, die sie der Jungfrau Maria sowie den burgundischen Heiligen Desiderius und Mauritius weihten. Während Gallus als Eremit lebte, zog er Schüler an und kämpfte gegen heidnische Bräuche. Die Zahl seiner Anhänger wuchs, besonders nachdem er wieder die Messe lesen durfte. Seine Einsiedelei entwickelte sich möglicherweise bereits zu seinen Lebzeiten zu einer Siedlung, in der auch Frauen, Kinder und Bedienstete lebten.


Am 16. Oktober 640 (nach anderen Quellen: 620 oder 646–650) verstarb Gallus nach seiner letzten Predigt in Arbon. Dieser Tag, der als Gallustag bekannt ist, wird noch heute gefeiert. Sein Grab wurde zu einem Wallfahrtsort, und er wurde insbesondere in Süddeutschland, im Elsass und in der deutschsprachigen Schweiz verehrt, den Hauptwirkungsbereichen seines Lebens und Wirkens.




Die Legende von Gallus und dem Bären

Die Gründung des Klosters St. Gallen ist mit einer bekannten Legende über den heiligen Gallus verbunden. Eines Nachts erschien ein Bär, während Hiltibod schlief und Gallus noch wach war. Gallus zeigte keine Furcht, selbst als der Bär sich aufrichtete. Stattdessen befahl Gallus dem Bären im Namen des Herrn, Holz für das Feuer zu holen und für sein Essen zu arbeiten. Der Bär gehorchte und brachte das Holz zum Feuer. Als Belohnung erhielt er von Gallus ein Brot, unter der Bedingung, dass er nie wieder auftauchen würde.


Cuonrad Sailer (?): Buchmalerei aus St. Galler Hausheilige: Gallus und der holztragende Bär, um 1455, in der Stiftsbibliothek im Kloster in St. Gallen.


Hiltibod, der Zeuge dieser Szene wurde, erkannte darin ein Zeichen von Gottes Gunst und sagte zu Gallus: "Jetzt weiß ich, dass der Herr mit dir ist, wenn selbst die Tiere des Waldes deinem Wort gehorchen." Der Bär kam nie wieder und wurde später zum Wappentier der Stadt St. Gallen. Aus diesem Grund wird Gallus in Darstellungen oft an der Seite eines Bären gezeigt, und das Tier wurde zu seinem wichtigsten Symbol.




Nachleben

Das Nachleben des heiligen Gallus ist von großer Bedeutung. Hundert Jahre nach seinem Tod, im Jahr 719, gründete der alemannische Priester und spätere Heilige Othmar am Wallfahrtsort eine Abtei und nannte sie St. Gallen, zu Ehren des heiligen Gallus.

St. Gallen wurde im Laufe der Zeit eine bedeutende Zufluchtsstätte für irische Gelehrte und Künstler, die in ihrer Heimat von Wikingern und Dänen verfolgt wurden.


Darüber hinaus wurden auch weitere Orte und Kirchen nach Gallus benannt, was seine anhaltende Bedeutung und Verehrung in der christlichen Tradition und der Kulturgeschichte unterstreicht.




Der Heilige Gallus in Österreich

Die Gallusverehrung ist in Österreich hauptsächlich auf den Westen des Landes beschränkt, etwa Vorarlberg und dort vornehmlich in Bodenseenähe. Die Pfarrkirchen von Bregenz, Sulzberg und St. Gallenkirch sind ihm geweiht. Die römisch-katholische Pfarrkirche Schleißheim im Bezirk Wels-Land in Oberösterreich ist ebenfalls dem Heiligen Gallus geweiht. Der östlichste dem Heiligen geweihte, mir bekannte Pfarrkirche ist St. Gallen in der Obersteiermark. Dort steht auch die Burgruine Gallenstein. Sie ist die jüngste Burgruine der Steiermark, bis 1831 war die Burg noch bewohnt. Die Festung war Mittelpunkt der Herrschaft Gallenstein. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war sie Fluchtburg und Verwaltungssitz des 1074 gegründeten Stiftes Admont. Die Burg hat drei – für die Alpenländer typische – gotische Türme mit quadratischem Grundriss, den „roten“, „grauen“ und „weißen Turm“. Die Wehrgänge sind überdacht, um Schutz gegen Pfeilbeschuss zu bieten.


Auch zwei Notarzthubschrauber der Bergrettung Vorarlberg an den Stützpunkten Lech/Zürs und Ludesch sind nach dem Heiligen benannt: Gallus 1 und Gallus 2.


Auch in Oberösterreich gibt es einen Ort, dessen Pfarrpatron der Hl. Gallus ist. Es wird angenommen, dass im 9. Jahrhundert bereits eine eigenständige Pfarre in Gallneukirchen existierte, die sich zu dieser Zeit von der Mutterpfarre Linz abgespalten hatte. Dies macht sie zu einer der ältesten Pfarren im heutigen Mühlviertel. Die Kirche, die dem Heiligen Gallus geweiht ist und der Ort Gallneukirchen selbst, wurden erstmals im Jahr 1180 urkundlich erwähnt.




Bräuche

Im Namen des Hl. Gallus gesegneter Wein soll bei Fieber helfen. St. Galli' Wein bezeichnet Bauernwein. Traditionell am oder um den 16. Oktober, dem St. Gallus-Tag abgehalte Märkte, Dulten und Volksfeste bezeichnet man als Galli-Märkte. Es gibt verschiedene Städte und Gemeinden, die ihren eigenen Gallimarkt oder Gallusmarkt haben, darunter Leer in Ostfriesland, Mainburg in Niederbayern, Grünberg im Landkreis Gießen, St. Gallenkirch in Vorarlberg, Weilheim in Oberbayern, Dorfen in Oberbayern und Burghausen an der Salzach in Oberbayern.


Sonderbriefmarke zu 500 Jahre Gallimarkt 2008: Der Gallimarkt in Leer wird seit 1508 abgehalten und ist das größte Volksfest in Ostfriesland. Er wird jährlich von etwa einer halben Million Menschen besucht.





Das St.Gallener Elf-Uhr-Läuten

Das Elf-Uhr-Läuten von St. Gallen in der Obersteiermark war ein bedeutendes Ereignis in der Geschichte der Region. Während der Napoleonischen Epoche stellten die Einfälle der französischen Armee eine ernsthafte Bedrohung für die ländliche Bevölkerung der Obersteiermark dar. Im Winter 1809 planten die Franzosen, nach St. Gallen vorzurücken, was das steirisch-oberösterreichische Grenzgebiet zu einem besonders umkämpften Gebiet dieses Kriegsjahres machte. Die feindlichen Truppen erreichten bereits den Fuß des Spitzenberges, aber Eis und Schnee machten es ihnen schließlich unmöglich, weiter voranzukommen und schwere Kanonen über den Berg zu transportieren. Die Franzosen beschlossen, noch einen Versuch zu unternehmen, und setzten sich als Frist die Mittagsstunde, die damals durch Kirchenglocken angekündigt wurde.


Sankt Gallen in der Steiermark; die Moarhof-Anlage (Meierhof) mit der Burgruine Gallenstein im Hintergrund


Die Bewohner von St. Gallen hatten das Herannahen der französischen Truppen bemerkt und waren in großer Sorge. Sie versammelten sich in der Kirche und beteten um Schutz vor der drohenden Gefahr. Zu ihrer Überraschung begannen die Kirchenglocken von alleine zu läuten, obwohl es erst elf Uhr war. Die Franzosen jedoch hielten das Glockengeläut bereits für das übliche Mittagsläuten, erinnerten sich an ihren Vorsatz und kehrten um. Auf diese Weise wurde der Ort auf wundersame Weise vor der befürchteten Besatzung durch feindliche Truppen gerettet.


Bis zum Ersten Weltkrieg wurde in St. Gallen die Tradition beibehalten, die Mittagsglocken bereits um elf Uhr zu läuten, um an die Verschonung im Jahr 1809 zu erinnern.




Attribute

als Mönch, als Pilger, Bär




Patron

der Stadt St. Gallen und des Kantons St. Gallen; der Gänse, Hühner und Hähne; der Fieberkranken; des Bistums St. Gallen




Bauernregeln

Betrachtet man die Jahre, an denen es am 16.10. mehr als zehn Liter Regen pro Quadratmeter gegeben hat, folgte in drei von fünf Jahren ein nasser Sommer nach.


Ist Sankt Gallus nicht trocken, folgt ein Sommer mit nassen Socken.
Sankt Hedwig und Sankt Gall‘ machen das Schneewetter all‘.
Gießt Sankt Gallus wie ein Fass, wird der nächste Sommer nass; ist der trocken folgt vom Sommer noch ein Brocken.
Sankt Gallen lässt den Schnee fallen, treibt die Kuh in den Stall und die Äpfel in den Sack.
An Sankt Hedwig und Sankt Gall schweigt der Vögel Schall.
Gallus vorbei, Birnen und Äpfel sind frei.
Auf St. Gall muss die Kuh in'n Stall.
Wenn am Gallus Regen fällt, er bis Weihnachten anhält.
Auf Sankt Gallustag nichts mehr draußen bleiben mag.
Muss Gallus Butenträger sein, so gibt es keinen guten Wein.
Tritt St. Gallus trocken auf, folgt ein nasser Sommer drauf.
Wenn Gallus kommt hau' ab den Kohl, er schmeckt im Winter trefflich wohl.
Die Hedwig und der Galle, die machen das schöne Wetter alle.
Bis St. Gallus müssen alle Früchte, die im Frühjahr Samen bringen sollen, aus dem Garten in den Keller.



Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Gallustag




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