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Sommersonnenwende

Die Sommersonnenwende auf der Nordhalbkugel findet heute statt, am 20. Juni 2024. In Mitteleuropa ist die genaue Zeit der Sommersonnenwende um 22:50 Uhr Mitteleuropäische Zeit (MEZ). Das bedeutet, dass dies der Zeitpunkt ist, an dem die Sonne auf ihrem nördlichsten Punkt über dem Äquator steht und wir den längsten Tag des Jahres auf der Nordhalbkugel haben.



Der längste Tag des Jahres wird in vielen Kulturen als ein Tag voller Magie und Traditionen gefeiert. Offiziell markiert er den Beginn des Sommers, doch für viele Menschen ist er viel mehr als das. Mit Feuern, Musik und vor allem Tanz wird der 21. Juni in zahlreichen Bräuchen und Ritualen zelebriert. Menschen kommen an besonderen Orten wie Steinkreisen, Hügeln oder Stränden zusammen, um den Sonnenuntergang und -aufgang zu erleben. Das Entzünden von Feuern spielt eine zentrale Rolle und symbolisiert Reinigung, Transformation und den Sieg des Lichts über die Dunkelheit. Zu dieser Zeit blüht die Natur in voller Pracht, und die Sonne steht auf ihrem höchsten Stand.


Die Verehrung der Sonne und des wiederkehrenden Lichts reicht bis in prähistorische Zeiten zurück. Die Sonne ist von entscheidender Bedeutung für das irdische Überleben. Die Sommersonnenwende symbolisierte einen Aspekt von Tod und Vergänglichkeit, während die länger werdenden Tage nach der Wintersonnenwende Leben und Wiedergeburt verkörperten. Diese Wendepunkte spiegelten sich in Riten und Mythen wider.


Interessant ist, dass die Sonne im abendländischen Kulturkreis traditionell dem männlichen Prinzip zugeordnet wird, während im germanischen Sprachraum eine Ausnahme besteht, wo die Sonne als weiblich angesehen wird.


In den nördlichen Teilen Europas, wo die Nächte im Sommer überhaupt nicht dunkel werden (auch als Weiße Nächte bekannt), haben Sonnenwendfeiern – oft als Mittsommerfest bezeichnet – eine größere Bedeutung als beispielsweise in Südeuropa. Diesen Umstand unterstreicht auch, dass um die Wintersonne im Norden fast kein Tageslicht vorhanden ist.


Die Sommersonnenwende markiert in vielen Ländern den Beginn der Sommerzeit. In Irland wird jedoch der Zeitraum vom 1. Mai bis zum 31. Juli als Sommer angesehen, wobei die Sommersonnenwende etwa in der Mitte dieser Jahreszeit liegt. Obwohl in vielen Ländern der kalendarische Sommer am 20./21. Juni beginnt, wird der Tag der Sommersonnenwende dennoch oft als Mittsommer bezeichnet. Dies könnte auf einen alten, gemeinsamen steinzeitlichen Kalender zurückgehen.


Der Sonnenwagen von Trundholm: Beim Pflügen in der Moorlandschaft von Trundholm, Seeland, entdeckte ein dänischer Bauer 1902 dieses Meisterwerk aus der germanischen Bronzezeit (14.-13. Jh. v. Chr.). Der von einem Pferd gezogene Kultwagen, heute ein Nationalheiligtum Dänemarks, befindet sich im Nationalmuseum Kopenhagen. Neben der 1999 gefundenen Himmelsscheibe von Nebra zählt der Sonnenwagen zu den wichtigsten Funden der europäischen Bronzezeit. Das komplizierte Gussverfahren zur Herstellung der filigranen Teile zeugt von hoher Fertigungstechnik. Da ein eigentlicher Wagenaufsatz fehlt, interpretiert Flemming Kaul die Skulptur nicht als Wagen, sondern als abstrahierte Darstellung der mythischen Sonnenfahrt. Die Räder unter Scheibe und Pferd dienen lediglich der Beweglichkeit der Skulptur. Kaul sieht in der vergoldeten Seite der Scheibe die Sonne, die sich von links nach rechts bewegt, ähnlich der Sonnenbahn am Himmel der nördlichen Erdhalbkugel. Die dunkle Seite symbolisiert die Nachtfahrt der Sonne durch die Unterwelt. Die Spiralornamente könnten als Kalender gedeutet werden, ähnlich den Goldhüten, wobei die Farbe des Materials den Eindruck einer Sonne erzeugt.



Die Sonnenwenden im Juni und Dezember weisen darauf hin, dass früher das Jahr in zwei Teile geteilt wurde und diese Teile festlich gefeiert wurden. Dem Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens nach ist es kaum zu bezweifeln, dass diese Feiern mit dem prähistorischen und frühen germanischen Sonnenkultus zusammenhängen, der bis ins 15. Jahrhundert in abgelegenen Gegenden Mitteleuropas gepflegt wurde. Die beiden Tage der Sonnenwende gelten als besonders heilig: Laut Volksglauben steht die Sonne an diesen Tagen still.


Später ersetzten die christlichen Feiertage wie St. Johannis und Weihnachten oft die heidnischen Feiern, ohne dass die alten Bräuche vollständig verdrängt wurden. Reste dieser Bräuche sind zum Beispiel das Entzünden des Sonnwendfeuers, das Herunterrollen von Rädern von den Bergen in die Täler, das Werfen von Scheiben und das Feiern auf den Berggipfeln. Dabei handelt es sich oft um Reinigungs-, Heilungs- und Fruchtbarkeitsriten.



Weitere Bräuche zur Sonnenwende sind das gemeinsame Verbrennen von Holzstößen und das Springen über das Feuer, an das oft Aberglauben geknüpft ist. Es gibt auch Berichte über Ringspiele und Wettläufe. Ein interessanter Brauch war das Tanzen um einen geschmückten Baum zur Sommersonnenwende im Harz, bei dem junge Mädchen den Baum umdrehten und dabei sagten: 'Die Jungfer hat sich umgedreht'. Tanzende Menschen sin


Die Bräuche der Sommersonnenwende verteilein sich heute teilweise auf verschiedene christliche Feiertage zwischen Juni und August, während die Bräuche der Wintersonnenwende auf die Feiertage im Dezember und Januar fallen. Viele dieser Bräuche werden vor allem in den 'Zwölfen' bzw. 'Rauhnächten' ausgeübt.


Dieses Jahr treffen die Sommersonnenwende und der Vollmond am 22. Juni 2024 beinahe am bezaubernden Nachthimmel beinahe zusammen. Nur zwei Tage nach der Sommersonnenwende erhellt der erste Vollmond des Sommers die Nacht.


Die maximale Entfernung zwischen der Sommersonnenwende und dem Vollmond beträgt etwa 15 Tage. Dies bedeutet, dass der Vollmond entweder etwa 15 Tage vor oder nach der Sommersonnenwende auftreten kann. Da der Mondzyklus etwa 29,5 Tage dauert und die Sommersonnenwende immer am 20., 21. oder 22. Juni liegt, variiert der Zeitpunkt des Vollmonds entsprechend innerhalb dieses Zeitrahmens.


Im Juni kennzeichnet die Sommersonnenwende den Beginn des astronomischen Sommers. Am Nachthimmel wird das Sommerdreieck sichtbar sein, bestehend aus den Sternen Deneb im Schwan, Wega in der Leier und Altair im Adler.




Quellen

Bächtold Stäubli Hanns Hoffmann Krayer Eduard (1987): Handwörterbuch Des Deutschen Aberglaubens. Vollständig Band 01 Bis 10. Berlin.

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