Heute, am Freitag vor dem Palmsonntag, ist der "Schmerzhafte Freitag". Seit 1423 wird das Fest als sogenanntes Kompassionsfest, das Fest der "Betrübnis und Schmerzen Mariens unter dem Kreuz", in der katholischen Kirche gefeiert. Dieser Tag fällt auf den 6. Freitag in der Fastenzeit nach Aschermittwoch und ist traditionell jener Tag, an dem dem Brauch nach der Osterbuschen gebunden wird. Am Palmsonntag werden sie dann zur Palmweihe in die Kirche getragen.
Die Ursprünge dieses alten volkskirchlichen Tages liegen in der mittelalterlichen Verehrung der "Schmerzhaften Muttergottes", wie sie in vielen Kreuzesdarstellungen zu finden ist.
Als Maria und Josef im Tempel sind, hören sie erstaunt die Worte über ihren Sohn Jesus. Der greise Simeon segnet sie und sagt zu Maria:
"In Israel werden viele durch Jesus zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden. Jesus wird ein Zeichen sein, das Widerspruch erntet. Dir aber wird ein Schwert durch die Seele dringen."
Die Kirche betrachtet dabei die sieben Schmerzen Mariens: die Weissagung des Simeon, die Flucht nach Ägypten, den Verlust des 12-jährigen Jesus im Tempel, die Begegnung mit Jesus am Kreuzweg, das Ausharren unter dem Kreuz, die Kreuzabnahme Jesu und seine Grablegung.
Ursprünglich wurde das Fest des "Schmerzhaften Freitags", auch bekannt als Gedenktag der Schmerzen Mariä, am dritten Freitag nach Ostern in Köln im Jahr 1423 eingeführt. Im Jahr 1721 wurde es auf die ganze Kirche ausgedehnt und auf den Freitag vor dem Palmsonntag, also heute, verlegt, um den Zusammenhang mit den Leiden Jesu zu verdeutlichen. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil 1913 wurde der Gedenktag jedoch erneut verlegt, mit einem Fest des Servitenordens zusammengelegt und wird nun offiziell am 15. September, dem Oktavtag von Mariae Geburt und dem Tag nach der Kreuzerhöhung gefeiert.
Dennoch bleibt der "Schmerzhafte Freitag" in vielen Gegenden Bayerns und Österreichs ein wichtiger Tag der Volksfrömmigkeit und des Brauchtums.
Palmbuschenbinden
So ist es am "Schmerzhaften Freitag" üblich, dass zu Hause liebevoll die eigenen Palmbuschen gebunden werden. Die Gestaltung und Form sind von Region zu Region recht unterschiedlich, und vor allem in der Steiermark variieren die Palmbuschen je nach Region in ihrer Größe, Höhe und Herstellung. Doch das wesentlichste Element, die Palmkatzerl, die Zweige der Weide, ist überall vorhanden.
Die Palmbuschen werden gern mit sieben- oder neunerlei Pflanzen gebunden, die früher alle eine starke Beziehung zum Volksglauben und zur Volksmedizin hatten. So sind auch Buchsbaum, Tannen, Thujen und Forsythien häufig im Palmbuschen enthalten ebenso wie Wacholder, Stechpalme, Eibe, Heidekraut, Birke, Eiche, Kirsche, Sadebaum, Haselnuss und/oder Kopfweide.
Im Ausseerland werden die Palmbuschen mit "Riatln" (gespaltenen Weidenzweigen) gebunden und mit Seidenmaschen sowie "Beigln" (ringförmiges Fastengebäck) geschmückt.
In Gaishorn im Paltental werden die Palmbuschen an meterhohen Stangen befestigt, die mit bunten Seidenbändern umwickelt sind und sich in verschiedenen Höhen befinden. Jede Stange endet mit einem größeren Palmbusch.
In Haus in Ennstal können Palmbuschen bis zu fünfzehn Meter hoch sein, wobei die längsten jedes Jahr prämiert werden. Die Tradition sieht vor, dass Großväter die Palmbuschen binden, während ihre Söhne und Enkel nach der Weihe und Prozession in die Kirche die hohen Stangen geschickt umlegen und einfädeln.
Die Palmbuschen im Mariazellerland sind handlich und messen ein bis zwei Meter in der Höhe. Sie werden aus Palmkätzchen und Thujenzweigen gebunden und mit Buchskränzen, Seidenblumen und bunten Bändern geschmückt.
Im Vulkanland, wo der Palmsonntagsschmuck besonders kunstvoll ist, haben interessierte Besucher die Möglichkeit, am Freitag vor dem Palmsonntag die Kunst des Palmbuschenbindens von den Stainzer Korbflechtern zu erlernen, sowohl Erwachsene als auch Kinder.
Es gibt aber auch die ganz einfache und bescheidene Form des Bindens, bei der einige Palmzweige mit etwas Buchsbaum mit einem Band zu einem Buschen gebunden werden.
Die Vielfalt österreichischer Palmbuschen.
Sie werden mit Bändern geschmückt, deren Farben eine Bedeutung haben. Die Bedeutung der Bänderfarben gerät allerdings zunehmend in Vergessenheit, und es werden verschiedene bunte Bänder verwendet.
Oft werden sie mit bunten Bändern verziert, aber auch mit Eiern, Äpfeln oder Brezeln geschmückt. Grüne Bänder stehen symbolisch für die Freude über die Auferstehung, rote Bänder für den Bluttod Christi und weiße Bänder für die Unschuld Christi.
Früher wurde die Kunst des Palmbuschenbindens jeweils von den Vätern an die Söhne weitergegeben. Wie auch das Besenbinden war das Binden des Palmbuschens reine Männersache. Auch das Tragen war traditionell Sache der Burschen. Wenn jemand keine Kinder oder Jugendlichen in der Familie hatte, wurden meist Patenkinder gebeten, die Palmbuschen in die Kirche zu tragen.
Comments