Am 11. Juni, dem Gedenktag des Apostels Barnabas, tritt gern die Schafskälte auf. Die Schafskälte hat nichts mit Aberglauben zu tun, sondern ist ein belegbares Wetterphänomen um den 11. Juni. Der mit einem plötzlichen Temperatureinsturz einhergehende Kälteeinbruch war zur Zeit der Entstehung des Begriffs besonders lebensbedrohlich für die geschorenen Schafe. Speziell im Alpenraum tritt die Schafskälte sehr genau ein.
Datum: 4. bis 20. Juni
Namensherkunft: Durch Kälte bedrohte Schafe
Grund für Auftreten: Kalte Polarluft
Eintrittswahrscheinlichkeit: 89 %
Besonderheit: 2 Kälteeinbrüche in Österreich
Woher kommt der Name?
Den Namen erhielt das Wetterphänomen dadurch, dass bis zu diesem Zeitpunkt traditionell die Schafe bereits geschoren wurden und für die der Kälteeinbruch – zumal bei Alpsömmerung – durchaus bedrohlich werden kann. Der Kälteeinbruch war damals besonders lebensbedrohlich für die Schafe – besonders für Muttertiere und Lämmer. Muttertiere werden daher oft erst nach Mitte Juni geschoren.
Wann ist die Schafskälte?
Der Zeitraum wird im Volksmund oft mit „um den 11. Juni“ betitelt. Das tatsächliche Zeitfenster erstreckt sich zwischen dem 4. und 20. Juni. Die Schaftkälte dauert etwa zwei Wochen im Juni. Das Maximum der Häufigkeit liegt um den 11. Juni. Die Schafskälte ist ein Witterungsregelfall, der sich über Mitteleuropa erstreckt und bei dem Deutschland und Österreich am stärksten betroffen sind. Während tiefer gelegene Gebiete allerdings weniger von ihr spüren, macht sich ihr Kälteeinbruch vor allem in den Alpenregionen und Hochlagen bemerkbar. Speziell im Alpenraum ist die Schafskälte ein regionales Phänomen und tritt zumeist sehr genau ein. Meist liegen die beiden Kälteeinbrüche zwischen dem 3. und 5. Juni, sowie dem 15. und 21. Juni. Dabei kann es durchaus auch zu über einem halben Meter Neuschnee kommen. Im Jahr 2010 beispielsweise kam der erste Kältevorstoß Anfang Juni, gefolgt von der zwischenzeitlichen Erwärmung mit subtropischen Hitzetagen (8. bis 11. Juni) und einem zweiten Kälteeinbruch am 20. Juni mit Neuschnee bis auf 1400 m. Im Jahr 2018 erfolgte ein Kaltlufteinbruch erst am 21. Juni. Charakteristisch für die Schafskälte sind dabei, neben den kalten Temperaturen, das wechselhafte Wetter und der häufige Regen.
Meteorologische Begründung
Meteorologisch betrachtet tritt die Schafskälte aufgrund unerwarteter Kälteeinbrüche auf, die von kalter Polarluft aus dem Norden verursacht werden. Die Temperatur sinkt innerhalb weniger Stunden um etwa fünf bis zehn Grad, da kühle und feuchte Luft aus Nordwesten einströmt. Das Wetterphänomen entsteht aufgrund der unterschiedlichen Erwärmung von Landmassen und Meereswasser, ähnlich wie bei den Eisheiligen. Im Juni ist das Land bereits stark aufgeheizt, während das Meer aufgrund seiner hohen Wärmekapazität und Konvektion noch vergleichsweise kühl ist. Ein Tiefdruckgebiet über Europa bringt dann kalte Polarluft aus dem Nordwesten mit sich. Die Schafskälte geht daher auch mit einer Änderung der vorherrschenden Windrichtung von Südwest auf Nordwest einher. Aufgrund ähnlicher Luftdruckverteilungsänderungen über dem Indischen Subkontinent wird die Schafskälte auch als europäischer Sommermonsun bezeichnet. Die Schafskälte tritt jedoch nicht jedes Jahr auf.
Gibt es eine Statistik zur Schafskälte?
Flohn und Hess werteten die Jahre 1881 bis 1947 aus und errechneten eine Wahrscheinlichkeit für den Eintritt der Schafskälte von 89 % (nachzulesen in ihrem Buch: Meteorologische Rundschau. 2., Stuttgart 1949).
Weitere außergewöhnliche Witterungsregelfälle
Neben der Schafskälte gibt es noch einige andere besondere Wetterphänomene, die ähnlich sind. Dazu zählen der Märzwinter, der einen späten Wintereinbruch in Mitteleuropa bezeichnet, die Hundstage, die auf die heiße Periode in Europa zwischen dem 23.07. und 23.08. verweisen, der Altweibersommer, der spätsommerliche Temperaturen im September bringt.
Im Dezember gibt es das Weihnachtstauwetter, einen milden und feuchten Zeitraum in Mitteleuropa vom 24.12. bis 29.12. Ebenfalls bekannt ist der Martini-Sommer, eine letzte Phase mit schönem Wetter in der ersten Novemberhälfte. Und schließlich gibt es das wohl bekannteste Wetterphänomen - die Eisheiligen, deren Gedenktage den Wetterheiligen gewidmet sind
Eisnächte in anderen Ländern
In Italien gibt es die "Santi di ghiaccio" und in Schweden kennt man die Järnnatt ("Eisennächte"), die beide mit den Eisheiligen in Zusammenhang stehen. Auch in Frankreich und den Niederlanden gibt es ähnliche Wetterphänomene, die sich aber ebenfalls eher auf die Eisheiligen im Mai beziehen. "Eiserne Nächte" finden in verschiedenen Teilen von Schweden zu unterschiedlichen Zeiten statt. Ein in Mittelschweden weit verbreiteter Glaube ist, dass die Eisennächte in der ersten Juniwoche stattfinden, insbesondere in der Nacht vom 2. Juni und in den Nächten zwischen dem 13. und 18. Juni. In Norrland gelten auch die Nächte vom 28. bis 31. Juli und vom 11. bis 19. August als besonders gefährdete Nächte. Dies ist jedoch größtenteils eine weit verbreitete Meinung, da es nicht möglich ist, statistische Belege dafür zu finden, dass bestimmte Tage stärker dem Frost ausgesetzt sind. In der Küstenregion von Norrbotten herrscht eindeutig die Meinung vor, dass die Eisennächte am 8. Juni enden, so dass man nach diesem Datum die Mandelkartoffeln pflanzen kann. Im modernen schwedischen Sprachgebrauch wird das Wort Eisennacht für Mittsommernächte mit plötzlicher Kälte, Frost oder plötzlichem Schneefall verwendet. In Norwegen beziehen sich die Jernnettene ebenfalls auf plötzlich eintretene Kälte und die Gefahr, dass das Getreide gefrieren könnte. Dort liegen die Tage je nach Lokalität allesamt im August. Das Getreide wurde in Norwegen in Norrland als "Gotteslehen" (Gudslån) bezeichnet. Es ist ein gebräuchlicher Ausdruck für etwas sehr Wertvolles. Hier kommt die alte Ansicht der Frömmigkeit zum Vorschein, dass alles eine Leihgabe Gottes ist und nichts mitgenommen werden kann, wenn wir diese Erde verlassen.
Hl. Barnabas
Barnabas war ein Apostel des Urchristentums, der jedoch nicht zum innersten Kreis der „Zwölf“ gehörte, den Jesus von Nazaret zu Lebzeiten um sich gebildet hatte, sondern zum Kreis der 72 Jünger des Herrn, sicher aber schon frühzeitig zur Urgemeinde in Jerusalem. Er war aus dem israelitischen Stamm Levi, stammte aber aus Zypern. Nach dem gesicherten Text von Apg 4,36 EU hieß er auch Josef (in einigen Handschriften Joses). Barnabas (griechisch Βαρνάβας) wird in der Bibel mehrfach erwähnt (Apostelgeschichte, 1. Korintherbrief, Galaterbrief) und nach späten Traditionen zu den Jüngern Jesu. Barnabas begleitete Paulus auf der ersten Missionsreise und verteidigte um 37 auf dem so genannten Apostelkonzil die Freiheit der Heidenchristen von den jüdischen Gesetzesvorschriften. Später ging er mit seinem Vetter Markus nach Zypern. Sichere Nachrichten über sein weiters Leben fehlen.
Die spätere Überlieferung lässt Barnabas in Griechenland, Rom und Mailand tätig gewesen sein. Der ihm zugeschriebene Barnabasbrief ist zwischen 95 und 130 wohl in Alexandrien geschrieben worden. In der 2. Hälfte des 1. Jh.s (Jahr 61) soll er in Salamis bei Famagusta durch Steinigung den Martertod gefunden haben. Seine Grabstätte auf Zypern wurde angeblich um 485/486 wieder entdeckt, wo er als Nationalheiliger gilt.
Ikone des Barnabas (Apostel), Ikonen-Museum St. Barnabas (1921), Salamis (Zypern).
(Bild: Gerhard Haubold – Eigenes Werk)
Patronat
der Küfer, Weber; gegen Betrübnis, Hagel
Attribute
dargestellt als Apostel mit Buch, Stein, Ölzweig.
Bauernregeln
Regnet es an Barnabas, schwimmen die Trauben bis ins Fass.
Barnabas macht Bäum` und Dächer nass.
Mit der Sens´ der Barnabas - schneidet ab das längste Gras.
St. Barnabas macht, wenn er günstig ist, wieder gut, was verdorben ist.
Wenn Barnabas bringt Regen, so gibt es auch viel Traubensegen.
St. Barnabas hat den längsten Tag und das längste Gras.
Auf Barnabe die Sonne weicht, auf Lucia sie wieder zu uns schleicht.
Nach Barnabas die Sonne weicht, auf Luzia (13. Dezember) sie wieder zu uns schleicht.
St. Barnabas niemals die Sichel vergaß, er hat den längsten Tag und das längste Gras.
Mit seiner Sens‘ der Barnabas, kommt her und schneidet ab das Gras.
Wenn St. Barnabas bringt Regen, gibt’s reichen Traubensegen.
Regnet es an Barnabas, schwimmen die Trauben bis ins Fass.
Der Barnabas macht, wenn er günstig ist, wieder gut, was vielleicht schon verdorben ist.
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