Na, wer war heute das „Märzenfadel“ und wer kennt diesen Brauch noch?
Das Märzenfadel (oder -fadl, -fardel) ist derjenige im Haus, der als letzter aufgestanden ist und sich nicht von den warmen Federn trennen konnte.
Ein Fadel ist ein junges Schwein nach steirischem Dialekt.
Nicht immer sind Schweinchen so neugierig und aufgeweckt, besonders die jungen Ferkel brauchen in den ersten Wochen noch viel Schlaf und Wärme.
Das Fadel
Der Begriff „Fadel“ wird schon in MUNDART DER ÖSTERREICHER oder "Kern ächt österreichischer Phrasen und Redensarten. Von A bis Z. Von Joseph Sonnleitner, Wien 1811" mit dem Eintrag
„Fadel: Ferkel, ein junges Schwein; auch ein Dintenfleck auf dem Papier und eine unflätige Person wird Fadl genannt“
angeführt. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Etymologisch kommt das Wort "Fadel" vom selben Wortstamm wie "Ferkel":
Das althochdeutsche "far(a)h" für "Ferkel, Frischling" (belegt seit dem 9. Jahrhundert) kommt vom germanischen farha-, farhaz verwandt. Althochdeutsch hieß es auch Farhilīn* oder farhilī* = Ferkel, Schweinchen. Dies wurde im Mittelhochdeutschen zu verhelīn, verlīn, verhel, verl, verkelīn, verkel, also Ferkel; sowie im Neuhochdeutschen Ferkel, Schweinlein.
Ebenso verwandt ist das altenglische "fearh". Im Bairischen wird auch "Fackel" [fackl] sowie "Fock / Fackö / Fack" verwendet.
In der joglerischen Mundart sagt man nicht genau Fardel (das wäre schon wieder fast schriftsprachlich), sonder Faal (Farl). Die Sau farlt, d.h. sie ferkelt. Den Ferdl (Kosename von Ferdinand) nennt auch kaum Ferdl, sondern Ferl.
Das Märzenfadl eröffnet eine Reihe von Bräuchen, die im Frühjahr mit dem Aufstehen verbunden sind und sich bis in den Juni („Junibummerl“ am 1. Juni) erstrecken. Eine besondere Verdichtung dieser „Aufstehbräuche" ist in der Osterzeit vom Palmsonntag („Palmesel“) über die Karwoche („Ontlasgon“, „Karfreitagratsch“, „Taflappin“) bis zum Ostersonntag („Osterlamm") zu beobachten. Zu Pfingsten gibt es bei uns die „Pfingstlucka“.
Dazu aber mehr in der Karwoche und zu Pfingsten!
März
Der März ist der erste Frühlingsmonat und stellt eine Zeit der Hoffnung, des Aufbruchs, des Wachstums und des aufkeimenden Lebens in der Natur dar. Wer freut sich nicht, wenn der Tag spürbar länger wird und die ersten Frühblüher ihre Köpfchen der Sonne entgegenstrecken? In der Landwirtschaft freut man sich über die Geburt von Jungtieren und das Aufgehen und Gedeihen der Aussaat.
Der Frost hat auch einen Nutzen für den Boden und die Herbstaussaat. Im Idealfall sorgen frostigen Temperaturen für eine bessere Bodenstruktur, und der Schnee schützt die Winterkulturen und Pflanzen auf den Feldern. Im Frühjahr beginnen die Pflänzchen richtig zu sprießen...und die ersten Frühlingsboten strecken ihre Köpfchen der Sonne entgegen.
Der März ist der dritte Monat des Jahres im gregorianischen Kalender und ist nach dem römischen Kriegsgott Mars benannt, nach diesem nannten ihn die Römer Martius. Ursprünglich versammelten sich in diesem Monat, mit dem die Feldzugssaison begann, die waffenfähigen römischen Bürger auf dem so genannten Marsfeld (oder Märzfeld) vor den Toren der Stadt, um gemustert zu werden und ihre Feldherrn zu wählen.
Der alte deutsche Name ist Lenz, Lenzing bzw. Lenzmond; eine veraltete Schreibung ist Märzen. Im Althochdeutschen wurde der März Lenzinmānōd und häufiger Lenzenmānōd*, Langezenmānōd*, Lenzimānōd* (Lenzinmānoth um 800 zur Zeit Karl des Großen) bezeichnet. Langezen kommt von *dlongʰos, *longʰos, *dlh₁ongʰo- (idg.) über germ. *langa- (1), *langaz, Adj. in der Bedeutung von lang sowie *langat, *langit, *langattin = Verlängerung, Lenz, Frühjahr (vgl. ae. lėngten, lėncten, lėnten, st. M. (a), Lenz, Frühling, Fastenzeit). Dieses erfährt ebenfalls im Althochdeutschen eine Wortbildung zu lenzin 3, langezen*, lengizin*, st. M. (a?, i?), was Lenz, Frühling; nhd. Lenzen, M., Frühling, Bestellung des Feldes bedeutet. Demnach wurde der März resp. der Lenz der „lange Monat“ oder der„verlängerte Monat" genannt. Diese Bezeichnung kannmit den längeren Tagen zu tun haben oder mit dem langen Monat März nach dem kurzen Februar.
Heute ist auch der Namenstag des Hl. Albinus.
Heiliger Albinus – 1. März
Der Heilige Albinus ( * um 469, † 554 ?) war um 529 Bischof von Angers in Frankreich (heutiges Département Hautes-Alpes in der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur).
Links: Bischof Albin heilt einen blinden Mönch - Vita Sancti Albini, um 1100, anonym; Mitte: Embrun (Hautes-Alpes, France) – Cathédrale de Notre-Dame du Réal; rechts: Statue des Bischofs Albinus in Theißenegg, Stadtgemeinde Wolfsberg, Kärnten.
Albinus war Augustiner-Chorherr. 504 wurde er Abt im Kloster Tincillacense in Westfrankreich – möglicherweise das heutige Guérande bei Nantes oder auch das heutige Théhillac bei Nantes – und um 529 Bischof von Embrum/Angers. Er stellte die religiöse Ordnung in seiner Diözese wieder her und wurde durch Wundertaten bekannt. 538, 541 und 549 nahm er an den Synoden in Orléans teil. Schon Gregor von Tours kannte Albinus' Verehrung in der Basilika in Angers, die ihm 556 geweiht wurde. Im Mittelalter breitete sich die Verehrung in Frankreich, England, Deutschland und in Polen aus. Seine Lebensgeschichte verfasste Venantius Fortunatus.
Der Hl. Albinus ist der Patron der kranken Kinder; bei Blindheit und Keuchhusten.
Lostag
Der 1. März ist ein Lostag, der mit dem Hl. Albinus in Zusammenhang steht.
So wie der erste März, so der Frühling. So wie der 2. März, so der Sommer. So wie der 3. März, so der Herbst.
„Regnet's stark an Albinus, macht's dem Bauern viel Verdruß.“
„Wenn es an St. Albin regnet, gibt es weder Heu noch Stroh.“
„Sankt Albin im Regen, kein Erntesegen.“
Weiters heißt es:
„Am ersten März geschlagenes Holz brennt nicht.“
Zum nichtentflammbaren Mondholz
Holzschlagen
Vielen ist bekannt, dass der Winter im Allgemeinen die beste Zeit zur Holzgewinnung ist. Die Bäume wurden früher nach Möglichkeit hauptsächlich im Winter, und zwar um Weihnachten herum bei abnehmendem Mond kurz vor Neumond, gefällt. Auch der Anfang des März wird als günstiger Zeitpunkt genannt. Die Bäume lagen nach dem Fällen mit den Wipfeln bergab, die Äste blieben mindestens acht Wochen bis zum Frühjahr am Baum. Da der Baum dann versucht, noch Früchte zu bilden, leitet er die letzten Säfte in die Äste, und sein Stamm trocknet. Nach dem Aufschneiden hat man das Holz erst nach einer Lagerzeit von zwei Jahren weiterverarbeitet. Auf diese Art wurde früher in Österreich und Süddeutschland Holz geschlagen.
Mondholz, so heißt es, sei besonders lang haltbar, sehr trocken, schwindarm, rissfrei und witterungsbeständig, außerdem unempfindlich gegen Fäulnis und Insektenbefall. Mondgeschlagen bedeutet, dass das Holz bei abnehmendem Mond während der „Saftruhe“ geschlagen wird. Die Säfte sind abgestiegen, und so „arbeitet” das Holz nach dem Schlagen weniger.
Die folgenden Aussagen entstammen einem alten Regelwerk, hier einer Abschrift des Werkes ZEICHEN ZUM HOLZSCHLAGEN UND SCHWENDEN von Ludwig Weinhold
von Michael Ober, Wagnermeister In St. Johann, Tyrol aufgeschrieben – abgeschrieben von Josef Schmutzer am 25. Dezember 1912:
„Holzschlagen, daß es nicht brennt, ist nur ein Tag, der im Monat März, noch besser nach Sonnenuntergang, der 1. März.“
Nichtentflammbares Holz*
Dieses Holz widersteht dem Feuer unabhängig vom Mondstand und vom Zeichen,
das der Mond gerade durchwandert. Viele Geräte, Hofgebäude, Stadel, Blockhäuser und Almhütten wurden früher aus diesem Holz gebaut, um sie feuersicher zu machen. Als alternativer Tag zum Schlagen von feuersicherem Holz kommen Tag bei Neumond in Frage, jedoch nur, wenn dieser gerade auf das Sternzeichen Waage fällt (nur ein- oder zweimal im Jahr): Dieses Holz schwindet nicht und kann grün, ohne Trocknen, verarbeitet werden. Fast gleich gut geeignet sind der letzte Tag vor dem Dezember Neumond und die letzten 48 Stunden vor dem März Neumond.
Was ist Mondholz**
Unter „Mondholz“ bzw. „Mondphasenholz“ ist jenes Holz zu verstehen, das in einer bestimmten, als „günstig“ angesehenen Mondphase geschlagen wird und dadurch eine Reihe außergewöhnlicher Holzeigenschaften besitzen soll. Die durch Beachtung des richtigen Zeitpunktes für den Holzeinschlag zu erreichenden Effekte auf die Holzeigenschaften sind äußerst vielfältig. Alle Regelwerke, die sich mit Fällzeitregelungen beschäftigen, sprechen eine klare und eindeutige Sprache, wenn Qualitätsaussagen für das Mondholz gemacht werden: Es brennt nicht, es fault/wurmt nicht, es arbeitet nicht! Neben diesen drei Grundaussagen findet man gelegentlich noch weitergehende Qualitätsmerkmale für Mondholz, etwa dass Mondholz besonders trocken und hart ist.
Heute wird mehrheitlich dem abnehmenden Mond ein positiver Einfluss auf die Holzeigenschaften nachgesagt. Dies gilt auch für die meisten Natur- und Bauernregeln aus dem deutschsprachigen Raum. Neben dem abnehmenden Mond als richtigen Zeitpunkt für die Holzernte soll auch an anderen bestimmten Tagen geerntetes Holz besondere Eigenschaften besitzen. Als besonders häufig genanntes Beispiel hierfür gilt der 1. März. An diesem Tag geschlagenes Holz soll nach uralten Quellen nicht brennen.
Diese nach dem Datum starre und von der Bedeutung für die Holzqualität bedeutungsvolle Regel ist im forstlichen Schrifttum sehr früh dokumentiert. Sie findet sich in der Hausväterliteratur des JOHANNES COLERUS (1680) ebenso wie bei Ober (1912; in PAUNGGER und POPPE 1995).
Links: Neumond über einem Bergsee; Mitte: alte Holzhütte in den steirischen Bergen; rechts: die Stabkirche von Borgund (Südwestnorwegen) ist eines der ältesten Holzgebäude Europas und stammt aus der Zeit um 1150.
Viele uralte Holzbauten beweisen, dass Holz ein dauerhafter Baustoff ist. Beeindruckende Beispiele hierzu liefern die Stabkirchen in Skandinavien, die rustikalen Holzhäuser der Bergbauern in den Alpen oder die kunstvoll verzierten Pagoden und Paläste in Japan und China. Von Kaminen in alten Bauernhäusern wird berichtet, die innen mit Mondholz ausgeschlagen waren, von völlig ausgebrannten Häusern, deren Mondholz nur angekohlt war, von japanischen Bauwerken, die 1600 Jahre alt sind und aus Mondholz bestehen.
Quellen
* ZEICHEN ZUM HOLZSCHLAGEN UND SCHWENDEN von Ludwig Weinhold
Von Michael Ober, Wagnermeister In St. Johann, Tyrol aufgeschrieben – abgeschrieben von Josef Schmutzer am 25. Dezember 1912
** Technische Universität Dresden, Professur für Forstnutzung: Mondholz: https://tu-dresden.de/bu/umwelt/forst/institut-fuer-forstnutzung-und-forsttechnik/fn/forschung/forschungsprojekte/mondholz#:~:text=Als%20besonders%20h%C3%A4ufig%20genanntes%20Beispiel,forstlichen%20Schrifttum%20sehr%20fr%C3%BCh%20dokumentiert.
Für weitere Tipps zur Holzschlägerung: Wann sollte ich Holz schlagen?
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