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Mariä Lichtmess


Am 2. Februar ist Mariä Lichtmess (Darstellung des Herrn), auch Mariä Reinigung und Maria Luz genannt!


An Mariä Lichtmess geht nach 40 Tagen die Weihnachtszeit offiziell zu Ende. Die letzten Krippen werden abgebaut, noch verbliebene Christbäume aus Kirchen und Häusern geräumt. Also spätestens heute muss auch der Rest der Weihnachtsdekoration wieder für ein Jahr in den Kasten. In Österreich war der 2. Februar lange Zeit, jedoch nur bis 1912, ein wichtiger Feiertag! Der Lichtmesstag steht ganz im Zeichen des Lichts – Kerzenweihen und Lichterprozession gehören traditionell dazu - und der Tag ist zu Lichtmess auch schon spürbar länger!


Darstellung des Herrn, Wandgemälde im Hochchor des Bonner Münsters (© Norbert Bach)



Die Darstellung des Herrn

Mariä Lichtmess ist in der katholischen Kirche ein großes Marienfest, das an den Besuch Mariens mit dem Jesusknaben im Tempel von Jerusalem erinnert. Nach alttestamentlicher Vorschrift musste eine junge Mutter 40 Tage nach der Geburt eines Kindes dem Priester im Tempel ein Reinigungsopfer übergeben, eine Regel, an die sich auch Joseph und Maria hielten. Eine Erinnerung an die Darbringung Mariens war der früher vor allem auf dem Land verbreitete Brauch, nach dem Wöchnerinnen meist 40 Tage nach der Geburt eine Kirche aufsuchten, um sich segnen und „reinigen“ zu lassen.



Kerzenweihe

Der 2. Februar setzt außerdem den Schlusspunkt der dunklen Zeit, die mit Allerseelen beginnt. Traditionell werden zu Mariä Lichtmess daher auch alle Kerzen für den Haus- und Kirchenjahresbedarf geweiht, von den schwarzen Wetter- bis zu den gelben Rosenkranzkerzen. Die geweihten Kerzen sollen Unheil abwenden und ein Jahr voller Helligkeit und Schutz verheißen. Der Lichtmesskerze wurde immer eine besondere große Weihe- und Segenskraft für Haus und Hof, für Menschen und das Vieh auf einem Bauernhof zuerkannt. Einige Tropfen Wachs auf ein Stück Brot gab man dem Vieh – das sollte es gesund erhalten!


Ein Lichtermeer zu Lichtmess!


Auch ein Wachsstock wurde in der Vorabendmesse vor Maria Lichtmess oder zu Mariä Lichtmess gesegnet, um sie zu verschenken, etwa den Dienstboten als Anerkennung für ihre Arbeit, unter Pärchen als Liebesbeweis und als Patengabe.


Wachsstock für den Alltagsgebrauch, festlich verzierte Wachsstöcke zum Verschenken


Ein Lichtmesstag ohne „Kirznweih“ wäre für meine Großmutter unvorstellbar gewesen, und so bin ich als Kind mit ihr gern in der Früh im Schnee in die Kirche gestapft. Um Lichtmess findet die Frühmesse meist wieder bei Tageslicht statt. Besonders angetan hat es mir der Wachsstock, den fand ich so schön und feierlich!


"Kirchgang" von Professor Paul Hey, Maler, Grafiker und Illustrator (1867, München)



Dienstbotenwechsel (Schlenkltag, auch Truhentag)

Einst galt der 2. Februar auch als wichtigster Zins- und Zahltermin und als Schlenkeltag (teils auch am 3. Februar), an dem die Dienstboten zu einem neuen Arbeitgeber wechselten.

Der Schlenggel-, Schlenkl- oder Truhentag (slingen - mhd. hin- und herziehen) ist eine vor allem noch in Österreich und bis ins 20. Jahrhundert auch in Bayern bekannte Bezeichnung. Der Schlenggeltag ist der Tag, der Mariä Lichtmess nachfolgt. An diesem Tag begann für das Gesinde ein kurzer Zeitraum bis Sankt Agatha (5. Februar) der Gelegenheit für den Arbeitsplatzwechsel bot und eine Art „Jahresurlaub“ für die Knechte und Mägde darstellte.


Mägde beim Truhenräumen


Früher wechselten die Dienstboten ihre Arbeitsplätze und schafften ihr wenig Hab und Gut in Koffern oder Truhen zum neuen Arbeitgeber. Andere Tag waren Petri Stuhlfeier (22.2.), Ostern, Georgi (23.4.), der Michaelitag, 29. September, Martini (11.11.), der Thomastag und Weihnachten, der Stephanitag und Hl. Dreikönig.


Der Festtag Mariä Lichtmess selbst war ein wichtiger Feiertag, der den Beginn des neuen Bauernjahrs markierte. Mägde, Knechte und Hausangestellte wechselten am „Schlenkeltag“, wie er auch genannt wurde, entweder den Dienstort oder baten um Verlängerung der Anstellung um ein weiteres Jahr.

Wenn das neue bäuerliche Wirtschaftsjahr anbrach, und ein Knecht die „Herrschaft“ wechseln wollte oder er noch keinen neuen Platz gefunden hatte, stellte er sich am Sonntag auf den Kirchplatz mit einem Löffel am Hut. Am Lichtmesstag war es dann so weit: Es war Zahltag für die Dienstboten und der Wechsel zum neuen Arbeitsplatz ging vonstatten. Dann hieß es Abschied nehmen für diejenigen, die den Bauern wechselten. Aber nicht nur der Bauer musste seine Geldbörse öffnen. Auch der Knecht zahlte der Dirn fürs Aufbetten und Reinigen der Kammer. Dann beschenkte er sie mit dem Wachsstock und im Gasthaus wurde die Fleißige „zechfrei“ gehalten. Schon während der Weihnachtsfeiertage floss Bier in den Wirtshäusern, während die neuen Kräfte für Haus und Hof gemustert wurden. Eine Jause wurde der Magd und dem Knecht noch vorgesetzt. Drei Paar Schuhe, die „rupfene Pfoad“, „rupfene“, „harbene“ Wollstrümpfe, gestrickte Fäustlinge und einen Lodenanzug gab es und zu dieser Ausstattung noch ein wenig Geld. Wenn es Schnee gab, ging mit einem Schlitten und Sack und Pack zum neuen Hof.


Schlenkltag im Schnee


Manchmal schenkten die Frauen den „Bingglschnaps“ aus. Das Auspacken und Beladen von Truhen und Kästen ging dann leichter vor sich. Ein freundliches „Grüß Gott“ und ein Platz zum "fest" Niedersetzen wurde schon bei der Ankunft angeboten, damit der Knecht oder die Magd möglichst lange blieb.


Der selbstgebrannte Schnaps wurde bei uns in größeren Glasflaschen aufbewahrt und bei Bedarf daraus entnommen. Das Schnapsbrennen war eine aufwendige Prozedur, die viel Vorbereitung und Aufmerksamkeit benötigte.



Am Abend des bewegten Tages gab es ein gutes „Bratl“ zum Einstand. Die Bauersleute saßen mit den Knechten und Mägden in der Stub'n, zündeten die neu geweihten Kerzen an und verteilten sie im Haus. Manch anderes Lichtmess-Brauchtum hat sich ebenfalls gehalten – etwa mit geweihten Kerzen das Herdfeuer zu entzünden. Es wurde auch der Verstorbenen gedacht, und danach gab es die Lichtmesskrapfen.


A guat's Bratl!


Und danach hieß es wieder anpacken. Die Futterer und Stall-Leut’ mussten gleich an die Arbeit. Für die anderen wartete der Morgen nach Maria Lichtmess als Arbeitsbeginn, und dies ein ganzes Jahr lang bis nächstes Lichtmess.



Lichtmesskrapfen

Wie früher die Lichtmesskrapfen zum Dienstbotenwechsel aufgetischt wurden, ist es auch heute noch eine alte Tradition, dass die ersten Krapfen am 2. Februar, zu Maria Lichtmess, aufgetischt werden. Die Lichtmesskrapfen gelten vielerorts als Glücksbringer, die das Hausdach vor Sturmschäden bewahren sollen. Daher beschenkt man gern Freunde und Familie damit.


Wie alle Krapfen werden auch die Lichtmesskrapfen in Schweineschmalz herausgebacken. Die Krapfen müssen schön im Fett schwimmen. Beim Backen muss man darauf achten, dass sie nicht zu dunkel werden, vor allem soll das Fett nicht zu heiß werden. Vor dem Servieren darf etwas Staubzucker nicht fehlen, und traditionell werden Krapfen bei uns mit Marillenmarmelade gefüllt. Sie sind über die ganze Faschingszeit von jedem gern gesehen – und werden noch lieber gegessen!


Auch am Faschingssamstag werden noch einmal Krapfen gebacken – dann sind sie richtige Faschingskrapfen! Früher wurden die Krapfen, die nach der Faschingszeit übrig blieben, auf einen Weidenzweig aufgefädelt und während der Fastenzeit aufgehängt. Bis Ostern wurde nämlich nichts gegessen, was aus Schweinefett herausgebacken wurde.



Die Ursprünge von Mariä Lichtmess

Wie bei vielen kirchlichen Festen ist auch hier die Platzierung im Jahreszyklus kein Zufall, denn schon in vorchristlicher Zeit wurde in dieser Nacht das wachsende Tageslicht gefeiert. Die Kelten huldigten der Lichtgöttin Brighid oder Brigha (Brigitte, Birgit), der vom „Strahlenkranz umgebenen Lichtjungfrau“ und hofften, dass die Herrin über die Sonnenstrahlen die Welt bald aus der Kältestarre holen würde. Sie beendet die Herrschaft der dunklen Percht und somit den tiefen Winter.

Hl. Brighid von Kildare, hier in Brigids Well


Imbolg, auch Imbolc oder Oimelc kommt vom altirischen< imb-folc („Rundum-Waschung“) und kennzeichnet es damit als Reinigungsfest. Oimelc ist die Bezeichnung für das erste Milchgeben der Schafe im Frühjahr, weil zu dieser Zeit die ersten Lämmer geboren werden. Aus Imbolc wurde im Jahr 542 Mariä Lichtmess. Imbolc steht genau zwischen der Wintersonnenwende und der Frühjahrs-Tag- und Nachtgleiche!


Der Vorfrühling ist auf einem Bauernhof eine besondere Zeit: Man rüstet ich für das Frühjahr und schafft Ordnung, sobald alles wieder langsam zum Leben erwacht. Man ist erfüllt von einem besonderen Geist des Neubeginns, der Erwartung und der Vorfreude!



Man betrachtete es obendrein als Fest der Reinigung: Mit Birkenbesen – die Birke ist der Baum der Lichtgöttin – wurden die Räume gekehrt. Altes musste raus, damit Neues entstehen konnte. Dies ist auch der Hintergrund des Monatsnamens: Februarius bedeutet nämlich „Reinigungsmonat“.


Man sagt der keltischen Gottheit nach, dass sie den Saftfluss der Bäume, aber auch den der Menschen anregte. Interessant dabei ist, dass der Name Brighid ganz nah mit der "Birke", die in dieser Zeit bald Saft gibt, verwandt. Birkensaft soll im Vorfrühling bzw. je nach Witterung im Erstfrühling geerntet werden. Der Wortstamm von Birke ist „bher“ = glänzend, leuchtend, hell; im Englischen „bright“ = strahlend, leuchtend; althochdeutsch „berath“ und mittelhochdeutsch „berth“ = glänzend und steht somit auch mit der Percht in Zusammenhang. Die Birke ist ja der heilige Baum der Göttin Brighid , deren Bedeutung ebenfalls wie der der Birke „die Lichtvolle“, „die Strahlende“ bedeutet.

Ihre Zeit hatte etwas Leichtsinniges, etwas Närrisches. Es gab lärmende Umzüge, „um das Korn aufzuweichen“, aber auch viele Späße, wie wir sie bis heute im Fasching treiben.


Birken im Winter – mit der ohne Schneekleid – strahlen stets Erhabenheit, Zuversicht und Würde aus


Brighid wird als Schutzfrau der Kinder und Haustiere verehrt. Sie ist die große segensvolle Göttin der Liebe, der Weisheit, der Heilung und der Künste im keltischen ebenso wie im germanischen Lebensraum, wo sie „Frigg“, „Friga“ oder „Freya“ genannt wird. Vermutlich wurde das heidnische Fest christianisiert, indem alte Lichtrituale auf Christus und die ihm dienende Äbtissin, die Hl. Brigida von Kildare, übertragen wurden. Ihr Namenstag der 1. Februar.


Verschiedene Darstellungen der Lichtgöttin Brighid


Es darf einen nicht verwundern, wenn wir uns besonders in der Steiermark zu keltisch-irischen Bräuchen hingezogen fühlen. Die Steiermark ist keltisches Stammgebiet (Noricum). Die Christianisierung Mitteleuropas fand durch Mönche der iro-schottischen Kirche („Iro-Schottische Mission“) statt; sie lief in zwei Phasen ab, zunächst zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert und dann im 11. Jahrhundert. Auch später, im Mittelalter, blieb der Kontakt nach Irland aufrecht – durch Gebetsverbrüderungen zwischen steirischen Stiften und irischen Klöstern! Daher ist der Name des irischen Schutz- und Nationalheiligen St. Patrick („Patritz“) in manchen Gegenden der Steiermark (etwa in der Region Vorau) auch heute noch sehr beliebt. Dazu werde ich einen eigenen Artikel verfassen.




In Irland werden Brigids Kreuze ( abgebildet ) traditionell am St. Brigid's Day oder dessen Vorabend hergestellt. Ein Brigidenkreuz besteht normalerweise aus Binsen, die zu einem vierarmigen, gleichseitigen Kreuz verwoben sind. Sie werden traditionell über Türen, Fenstern und Ställen aufgehängt, um Brigid willkommen zu heißen und um Haus und Hof sowie deren Bewohner vor Feuer, Blitz, Krankheit und bösen Geistern zu schützen. Die Kreuze werden im Allgemeinen bis zum nächsten St. Brigid's Day hängengelassen. Die Biddy Boys sind eine Gruppe von Männern, die sich mit Strohhüten und Frauenkleidern verkleiden und mit einer Strohpuppe oder Brideog von Haus zu Haus gehen. Sie fordern Zutritt und unterhalten die Bewohner mit Musik und Gesang und fordern dann eine Belohnung.



Weiteres Brauchtum

Mancherorts gehen die Bauern nach wie vor am Lichtmesstag ihre Obstbäume wachrütteln. Und um zu erfahren, wie lang der Winter noch anhält, beobachtet man jene Tiere, die in Erdhöhlen ihren Winterschlaf halten. Da muss dann der Dachs als Ersatz für den Bären, den tierischen Gefährten der Brighid, herhalten. Es hieß: „Zu Lichtmess schön und Sonnenschein, der Bär muss noch sechs Wochen in der Höhle sein.“


Das kennt man auch von dem Brauch des „Groundhog Day“ am 2. Februar in der Kleinstadt Punxsutawney in Pennsylvania, wo das Murmeltier Punxsutawney-Phil aanzeigt, ob bald der Frühling kommt. Der Legende nach bleibt es in der Region noch mindestens sechs Wochen harter Winter, wenn das Murmeltier namens Phil bei seinem ersten Ausblick aus seinem Bau seinen eigenen Schatten sieht. Sieht es seinen Schatten nicht, beginnt der Frühling.


Heuer sagt Punxsutawney-Phil, so heißt das Murmeltier, weitere sechs Wochen Winter voraus.


Interessanterweise kommt der Brauch des Murmeltiertags in Pennsylvania aus Europa, er wurde nämlich mit den deutschen Siedlern dorthin mitgebracht. Wie gesagt, wurden in Europa Dachse, Bären, Siebenschläfer und auch Igel beobachtet. Da in der neuen Heimat der deutschen Siedler keine Igel anzutreffen waren, wurde kurzerhand auf die dort recht häufig vorkommenden Murmeltiere zurückgegriffen! Das weiß ich aus erster Hand von meinem lieben Nachbarn, der selbst Amerikaner aus Pennsylvania ist, und bereits persönlich den Grounhog Day besuchte. Um vier Uhr Früh geht es los, da ist der Platz bereits voll und es wird schon ordentlich gefeiert!



Lichtmess als Lostag

Mit dem Längerwerden der Tage konnte man wieder andere Arbeiten verrichten. Beispielsweise wurde die winterliche Spinnstube geschlossen:

"Lichtmess – Spinn vergess‘!"

lautet dazu ein Spruch.


Mariä Lichtmess ist auch ein wichtiger Lostag, hier einige Lossprüche:


"Lichtmess im Klee, Ostern im Schnee".

"Wenn es an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit; ist es aber klar und hell, kommt der Lenz wohl nicht so schnell."

"Ist's zu Lichtmess klar und hell, kommt der Frühling nicht so schnell!"

"Sonnt sich der Dachs in der Lichtmess-Woch‘, kriecht er noch sechs Wochen in sein Loch.“

"Scheint zu Lichtmess die Sonne heiß, gibt's noch sehr viel Schnee und Eis!"

"Ist’s an Lichtmess hell und rein, wird ein langer Winter sein. Wenn es aber stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit."

„Zu Weihnacht‘n um an Hahnentritt, zu Neujahr um an Mannerschritt, zu Dreikinig um an Hirschensprung und zu Lichtmess um a ganze Stund!“

Ab dem 2. Februar könne wieder bei Tageslicht zu Abend gegessen werden: „Maria Lichtmess, bei Tag z’Nacht gess“.

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