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Mariä Heimsuchung – 2. Juli



Am 2. Juli ist das Marienfest Visitatio – Mariä Heimsuchung. Der 2. Juli war einst ein Bauernfeiertag und wichtiger Lostag. Das Wetter an diesem Tag entscheidet über das Wetter der kommenden Wochen. Die Heimsuchung, dargestellt im Lukasevangelium (1, 39-56), schildert die Begegnung Marias und ihrer Cousine Elisabeth, der Mutter Johannis des Täufers. Die Heimsuchung gilt als wichtiger Lostag für das Wetter im Bauernjahr. In früheren Zeiten wurden an diesem Tag Haselzweige oder Rosenkränze an die Fenster gehängt, um Unwetter und Blitzeinschläge abzuwehren.


Mariä Heimsuchung entstanden um 1460„Als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib.“ Stift Kremsmünster Kunstsammlungen (Foto: Peter Böttcher, Institut für Realienkunde - Universität Salzburg)




Historisches

Maria Heimsuchung, Visitatio b(eatae) M(ariae) V(irginis), „Unserer Lieben Frauen Tag, da sie übers Gebirge ging“, ist ein Fest zur Erinnerung an den Besuch, den Maria nach Lukas 1,39 ihrer Base Elisabeth in deren Heim machte. Die Heimsuchung bezeichnet diese Begegnung Das Gedenken wurde in der alten Kirche im Rahmen des Advents gefeiert. Unter Papst Pius V. wurde der Festtag am 2. Juli in den römischen Generalkalender aufgenommen.

Dieses Fest wurde durch den hl. Bonaventura im Franziskanerorden eingeführt und nachweislich bereits 1263 gefeiert. Papst Urban VI. und dessen Nachfolger Bonifatius IX. ordneten es in den Jahren 1389—90 für die ganze Kirche an, und seit dieser Zeit findet es sich in vielen Festkalendern.


Da der 2. Juli der Tag nach der Oktav des Geburtsfestes Johannes’ des Täufers war, verlegte die Liturgiereform in Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils das Fest im römischen Generalkalender auf den 31. Mai (bis dahin das Fest Maria Königin). Das war Mitte der 1960er Jahre. Auf diese Weise wurde das Fest Mariä Heimsuchung dort zugleich der Abschluss des traditionellen Marienmonats. Im Regionalkalender im deutschen Sprachraum ist mit Rücksicht auf die Volksfrömmigkeit der alte Termin 2. Juli beibehalten worden. Auch in der altkatholischen und der lutherischen Kirche wird das Fest am 2. Juli begangen.


Mariä Heimsuchung, Flämisch, Öl auf Leinwand. (2. Viertel 17. Jh.)




Die Heimsuchung

Eine „Heimsuchung“ ist im allgemeinen Sprachgebrauch heute nichts Gutes. "Heimgesucht" kann man von einer Krankheit, von einfallenden Feinden, einer Plage oder einer Katastrophe jeglicher Form werden, – ja, sogar Alpträume und schlimmen Ahnungen können einen heimsuchen. Diese Heimsuchung tritt unerwartet und überraschend ein und hat oft schicksalshafte, schwerwiegende Folgen. Heimgesucht kann nicht nur ein Mensch werden, sondern "ganze Landstriche" werden etwa von einer schweren Heuschreckenplage heimgesucht.


Heuschreckenplage, Holzschnitt aus der Schedelschen Weltchronik (1493)



Doch früher war der Begriff aber nicht nur negativ belegt. Im Mittelhochdeutschen bedeutete heimsuochen neben 'feindlich überfallen' einfach auch nur 'besuchen', hergeleitet aus mittelhochdeutsch heime suochen ‘ = 'in freundlicher oder feindlicher Absicht daheim aufsuchen'. So habe ich den Begriff noch als Kind kennengelernt, etwa wenn jemand krank war, wurde er nicht besucht, sondern 'hoamgsuacht', also zu Hause aufgesucht. Heimgesucht wurden auch ältere Nachbarn und Verwandte, die nicht mehr aktiv am gesellschaftlichen Leben im Dorf teilnehmen konnten. Das Wort "besuchen" kannte ich eher nur aus Büchern und Radio und Fernsehen, in der Mundart wurde es jedenfalls nicht oft verwendet. Generell war es so, dass oft jemand an die Stubentür klopfte (meist drei Mal) – das Haustor stand tagsüber ohnehin jedem offen – und der natürlich unerwartete Besuch stand nach einem lauten "Herein!" in der Stube. Er konnte sich natürlich nicht anmelden, denn damals, als ich noch ganz klein war, hatten wir noch kein Telefon. Der Besuch hielt sich nie lange auf, er fiel jedenfalls kaum durch ewiges "Aufhalten" (= Abhalten von der Arbeit durch seine Anwesenheit) auf. Das gehörte damals zur Höflichkeit, genauso wie den Besuch mit allem, was zur Verfügung stand, wenn auch bescheidenen, zu bewirten. Der Briefträger beispielsweise legte jeden Vormittag um 9 Uhr bei uns seine Jausenpause ein: Er bekam einen großen Krug Most und ein Butterbrot serviert. Als ich dann in die Schule kam, vermisste ich ihn irgendwie...


Historisch, juristisch ist unter Heimsuchung auch eine Form des Hausfriedensbruchs, eine schwere Störung des Hausfriedens zu verstehen gewesen.




Mariä Heimsuchung

Hier aber geht es um eine wirklich heilsame und frohe Begegnung: die schwangere Maria besucht ihre ebenso schwangere Verwandte Elisabeth: es ist die erste Begegnung zwischen dem „Vorläufer“ Johannes dem Täufer und dem Heiland – beide noch im Leib ihrer Mütter. „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ ruft Elisabet aus. Und Maria antwortet mit jenem großen Danklied, dem Magnifikat, das bis heute eines der kostbarsten Gebete im Schatz der Kirche ist: „Meine Seele preist die Größe des Herrn, denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.“



Der Besuch Marias bei Elisabeth: nach Lukas 1,39-56

Nach einigen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabeth vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.
Wer bin ich, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt?
In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, daß sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.
Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn, mein Geist ist voll Jubel über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig.
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten.
Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und läßt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.
Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück.

Aus der Schilderung wird die innige Beziehung, die Maria zu ihrer Cousine Elisabeth hat, deutlich. Sie verbringen drei Monate ihrer Schwangerschaft gemeinsam.





Bräuche und Aberglauben

Aus einer seltsamen Erwägung heraus feierten die Holzschneider das Fest als Patronsfest; an diesem Tag hätten sich Maria und Elisabeth bei der Begrüßung einander zugeneigt, wie zwei Arbeiter, die eine große Säge handhaben.


Wie an anderen Marientagen darf auch an diesem nicht gearbeitet werden: Man darf kein Brot backen, weil dieses sonst zu Stein wird. Weil der Tag in eine gewitterreiche Zeit fällt, steckt man besonders an ihm Haselzweige vor die Fenster, damit der Blitz nicht ins Haus schlägt. Der Legende nach flüchtete Maria während eines Gewitters auf der Flucht nach Ägypten unter einen Haselstrauch.


Während die Zeit von Mariä Himmelfahrt bis Mariä Geburt als bedeutungsvoller Zeitraum beachtet ist, wird vereinzelt auch Maria Heimsuchung als Anfang eines solchen Zeitraums genannt. Bereits ab diesem Tag sparte man Eier zusammen, die sogenannten Fraueneier, und begann Kräuter zu sammeln, mit denen man Behexte räuchern konnte. Der Tag spielt auch eine große Rolle im Wetterglauben, dem zufolge sich nach seiner Witterung das Wetter der folgenden 40 Tage oder sechs Wochen oder bis Mariä Himmelfahrt bestimmt.


In verschiedenen Reimen und Redensarten lebt dieser Volksglaube fort. Es heißt z. B. im Elmsteiner Wald: "Wie an diesem Tage die Muttergottes aufs Gebirge geht, so kehrt sie zu Mariä Himmelfahrt wieder zurück," d. h., das Wetter bleibt bis Mitte August gleich oder es ist an Mariä Himmelfahrt genauso. In Tirol sagt man: "Wenn's regnet, da die Muttergottes übers Gebirge geht, regnet es, bis sie wiederkehrt." Eine andere Fassung dort lautet: "Geht Maria übers Gebirg bei Sonnenschein, so wird der Juli trocken sein. Tritt aber an diesem Tage Regenwetter ein, drauf wird es unbeständig noch vier Wochen sein." In Schlesien sagt der Bauer: "Wenn Mariä beschlumpert sich's Klädla (auf dem Gang übers Gebirge zu Elisabeth), do kimmt se ei sechs Wucha (Mariä Himmelfahrt, 15. August) mit beschlumpert em Klädla wieder härn." Am Niederrhein sagten und sagen die Bauern: "Wenn et Marien Eendrop rännt (regnet), dann rännt et em Bäu (Bau, Ernte) alle Dag." Bezeichnung: Eendroppendaach. Hingegen war (ist?) in Schwaben die Volksmeinung: "Geht Maria bei Sonnenschein übers Gebirg, so regnet’s sechs Wochen." Für Maria Heimsuchung gibt es am Mittel- und Niederrhein auch die noch heute im Volke lebendige Bezeichnung "Maria Sift": Wie es an diesem Tage "sift", d. h. unaufhaltsam regnet, so noch sechs Wochen danach. Die an den hier (früher?) üblichen Spruch "Marien Sift regiert dat Wif" angeknüpften mythologischen Erörterungen sind zu romantisch, als dass sie überzeugen könnten; der Spruch, der ziemlich jung zu sein scheint, ist eine der üblichen Reimspielereien. Mit dem Siebenschläfertag (27. Juni) verbindet sich eine ähnliche Meinung. Ob am 2. Juli an einer Stelle oder an einigen Orten Regen fällt, ist für die weitere Gestaltung der Witterung gleichgültig. Für diese ist die Großwetterlage um die und nach der Sonnenwende von Bedeutung.


Man muss verfolgen, ob sich Ende Juni oder Anfang Juli über ganz Mitteleuropa eine Regenwetterlage einstellt oder nicht. Geschieht das Erste, so ist die Befürchtung berechtigt, dass es nunmehr einige Wochen durchweg regnerisch sein wird.


In Gleisdorf (Steiermark) fand früher am Montag nach Mariä Heimsuchung der Jahr- und Viehmarkt statt.


Das Fest "Maria Heimsuchung" wird immer am 2. Juli gefeiert und ist der größte Festtag des Fehringer Ortsteiles Weinberg (ebenfalls Steiermark).


In Schwarzau im Gebirge in Niederösterreich nannte man Mariä Heimsuchung den Sensenzwickfrauentag. Im Gebirge begann um diese Zeit die Heumahd.


Am 2. Juli schneidet man im Gedenken an Mariä Heimsuchung Haselzweige gleich in der Früh vom Strauch. In mehreren Orten gibt es den Brauch, am 2. Juli – vor Sonnenaufgang – am Fenster, an der Haustür, vor dem Stall und Stadel einen Haselnusszweig aufzustecken. Außerdem werden sie an die Tür gehängt und in die Schlüssellöcher der Türen gesteckt. Dies soll Haus und Hof vor Blitzschlag, Unwetter und jegliche Naturgewalt schützen. Der Legende nach sei die schwangere Maria auf dem Weg zu ihrer Base Elisabeth von einem Gewitter überrascht worden und habe daraufhin unter einem Haselstrauch Schutz gesucht. Seither ist man der Meinung, in Haselnusssträuchern schlägt kein Blitz ein.


Daher kommt auch der Zusammenhang des Wetters mit Mariä Heimsuchung. Zu Anfang Juli entscheidet sich das Sommerwetter. Regnet es zu Maria Heimsuchung, regnet es 40 Tage nacheinander fort, es wird bis Maria Himmelfahrt (15. 8.) nicht schön, denn wie unsere liebe Frau übers Gebirge geht, so geht sie auch wieder zurück.




Die Hasel

Nach alter Überlieferung dienen Haselnusszweige auch als Blitzableiter. Die Haselnuss gehört zu den Birkengewächsen und ist ein Strauch. Die geradwüchsigen Gerten sind ein gutes Flecht-Material für Körbe und Zäune. Auch Seife wurden daraus hergestellt. Eine Haselrute wurde in das Flachsfeld gesteclt, damit der Flachs ebenso groß werde wie die Rute lang war. Beim Hanf war die Rute noch etwas länger als die für den Flachs. Gegen den Hagel wurden die üblichen zwei schräg gekreuzten Palmruten in den Acker gesteckt und dazwischen hinein aufrecht noch eine Haselrute. Das gab man in die Mitte jeden Ackers. Lange Haselruten wurden auch zum Überspannen eine großen Heufuhr verwendet: Die Ränder standen auf beiden Seiten ab und wurden mit "Wiesbäumen" beschwert. Das Heu wurde auch auf großen Hasel- oder Buchenästen an den Bestimmungsort gezogen. In der Sonnwendnacht wurden Haselzweige auch zu magischen Zwecken benützt, etwa um die Tiere reden zu hören. Aus stärkeren Ästen kann man Bögen spannen, Fass-Reifen und Spazierstöcke fertigen.



Zu Ostern werden junge Haselnusszweige in die Vase gesteckt. Bei den Germanen galt die Hasel als Symbol für Erotik, Fruchtbarkeit, Zeugungskraft und Regenerationskraft. Gibt es viele Haselnüsse, gibt es auch viele Kinder, so der überlieferte Aberglaube. Die Nüsse sollen aphrodisierend wirken und die Potenz steigern. Die alten Römer verwendeten die Zweige als Friedenssymbole. Und auch bei den Kelten gehörte das Gehölz zu den Heiligen Pflanzen. Sie legten die Zweige sogar als Beigabe ins Grab – als Sinnbild für Unsterblichkeit, Erneuerung und Jugendlichkeit. Für die Germanen war sie ein Symbol für Zeugungskraft. Darum und weil sie bei Unwetter beschützt, durfte sie auch bei keinem Hof fehlen. Generell wird der Hasel viel Gutes zugeschrieben. Alle Wünschelrutengeher, die nach Wasseradern oder Erstrahlen suchen bedienen sich der Hasel.


In der Antike spielte die Haselnuss auch schon eine wichtige Rolle als Lebensmittel in Europa. Haselnüsse waren eine bedeutende Quelle für Nahrung und lieferten essentielle Nährstoffe wie Proteine, Fette und Ballaststoffe. Sie wurden roh gegessen oder zu Mehl gemahlen, um Brot und andere Backwaren herzustellen.


Aus den Haselnüssen wurde auch Öl gewonnen, das zum Kochen und Braten verwendet wurde. Haselnussöl war eine geschätzte Zutat in der antiken Küche und wurde sowohl für herzhafte Gerichte als auch für Dressings und Saucen verwendet.


In der antiken Medizin wurden Haselnüsse für ihre vermeintlichen gesundheitlichen Vorteile genutzt. Sie galten als stärkend und wurden zur Behandlung verschiedener Beschwerden eingesetzt.


In einigen antiken Kulturen wurden Haselnüsse als Opfergaben in religiösen Riten verwendet. Sie wurden den Göttern dargebracht, um Wohlstand, Fruchtbarkeit oder Schutz zu erbitten.


Die Haselnuss hatte auch symbolische Bedeutung in der antiken Kultur. Sie wurde mit Fruchtbarkeit, Wachstum und Glück assoziiert und oft Gegenstand mythologischer Erzählungen und Märchen, etwa im Märchen "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel".




Bauernregeln zum Lostag Mariä Heimsuchung


Geht Maria übers Gebirge nass, bleiben leer Scheune und Fass.
Mariä Heimsuch wird’s bestellt, wie’s Wetter sich 40 Tage hält.
Regnet's am Heimsuchungstag, gibt's vierzig Tage Regen.
Wie das Wetter an Mariä Heimsuchung, so wird es 40 Tage sein.
Regnet´s am Tag unserer lieben Frauen, da sie das Gebirg tät beschauen, so wird sich das Regenwetter mehren und 40 Tage nacheinander währen.
Regnet's am Marientage, gibt's zwei Wochen Regenplage!
Mariä Heimsuch wird's bestellt, wie's Wetter vierzig Tag`sich hält.
Wie die heilige Jungfrau fortgegangen, wird Magdalena gern empfangen.




Quellen:


Jutta Tappeiner und Hans Grießmair (2019): Lebendige Bräuche in Südtirol, Athesia Verlag.

Bächtold Stäubli Hanns Hoffmann Krayer Eduard (1987): Handwörterbuch Des Deutschen Aberglaubens. Vollständig Band 01 Bis 10. Berlin.

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