Am 8. September wird die Geburt der Gottesmutter Maria gefeiert. Dieses Fest wurde im 6. Jahrhundert in der Ostkirche und im 10./11 Jahrhundert in der gesamten katholischen Kirche eingeführt. Je nach Wetterlage lässt sich zu Beginn des Septembers eine unterschiedlich starke Aussage für den restlichen Monat machen. Im Volksmund wird Mariä Geburt auch als "Kleiner Frauentag" bezeichnet, im Gegensatz zum "Großen Frauentag", der das Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August ist.
Carlo Maratta, Mariä Geburt (1685): Das Bild wurde um 1683 von Carlo Maratta für die Sakristei der römischen Kirche Santa Maria dell’Anima geschaffen und stellt Mariä Geburt dar. Im Hintergrund links ist Mutter Anna im Wochenbett zu sehen, bei ihr Vater Joachim, der betend zum Himmel blickt; im Vordergrund eine junge Amme mit der neugeborenen Maria; Helferinnen bringen ihr eine Leinenbinde zum Wickeln oder Reinigen des Kindes; über der Szene eine Vorhangdraperie, vor dieser eine Wolke mit geflügelten Puttenköpfen.
"Mariä Geburt fliegen alle Schwalben furt", diese Bauernregel dürfte noch vielen bekannt sein. Und in der Tat – in der ersten Septemberhälfte sammeln sich die Schwalben und ziehen in großen Schwärmen gen Süden. Unsere Vorfahren, die beobachtet hatten, dass die Schwalben um Mariä Verkündigung (25. März) kommen und um Mariä Geburt (8. September) wieder zurückfliegen, haben die Schwalbe zum Symboltier Mariens gemacht. Die Schwalbe gilt deshalb als Marien- oder Muttergottesvogel.
Das Fest Mariä Geburt, das früher auch als "Kleiner Frauentag" bezeichnet wurde, entstand im 5. Jahrhundert aus dem Weihefest der Kirche in Jerusalem, in der Maria geboren wurde. Diese Kirche ist heute der heiligen Anna gewidmet. Bereits im 7. Jahrhundert wurde Mariä Geburt in der Ost- und und im Westkirche gefeiert, im 10./11 Jahrhundert in der gesamten katholischen Kirche. Später wurde das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria auf den 8. Dezember festgelegt, neun Monate vor dem 8. September, dem Tag des Festes der Geburt Mariens.
Verehrung
Die Besonderheit der Gottesmutter Maria spricht das "Ave Maria" aus, wenn es formuliert: Gegrüßet seist du, Maria. Du bist voll der Gnade. Voller Gnade ist Maria nicht physisch nur in der Zeit ihrer Schwangerschaft und als Gottesgebärerin, sondern – nach dem Glauben der Kirche – als von der Erbschuld Befreite, als erste Christin, mit der ein neuer Abschnitt zwischen Gott und den Menschen beginnt. Wie der Morgenstern ist sie ein Hoffnungszeichen und Orientierungspunkt.
Die Biographie Mariens bildet von ihrer Zeugung über ihre Geburt, Empfängnis Jesu (= Verkündigung des Herrn), Mariä Lichtmess, Besuch bei der mit Johannes dem Täufer schwangeren Elisabeth (= Mariä Heimsuchung), ihr Leid am Sterben Jesu Christi (= Gedächtnis der Schmerzen Mariens) bis nach ihrem Tod (= Mariä Aufnahme in den Himmel) und ihrer mystischen Krönung im Jenseits (= Gedenktag Mariä Königin) ein Netz von Festen, das durch ein Namensfest (12. September) und weitere Marienfeste (Unsere Liebe Frau (U.L.F.) in Lourdes; Unbeflecktes Herz Mariä; U.L.F. auf dem Berge Karmel; U.L.F. vom Rosenkranz; U.L.F. von Jerusalem) zu einem in das Herrenjahr integrierten Marienjahr wird.
Der Kreis der Marienfeste will aufzeigen: Maria ist der erste Mensch, der Gott vorbehaltlos angenommen hat und die durch ihr Leben dem Himmel entgegen reifte. Sie ist deshalb Urbild der Kirche und Beginn der durch Christus erneuerten Schöpfung. Auf diese Menschen hin, die durch Gnade Gottes geprägt sind, schreibt Paulus im Epheserbrief: „Zieht den neuen Menschen an, der nach Gottes Urbild geschaffen ist.“ Maria ist in diesem Sinne Urbild und Vorbild, Patronin und Mutter aller Christen.
Rund um die Welt sind viele Kirchen und Klöster der Geburt der Gottesmutter gewidmet, die sogenannten Mariä-Geburt-Kirchen. Mariä-Geburt-Kirchen sind im gesamten deutschen Sprachraum sehr weit verbreitet, insbesonders in Bayern und Österreich aufgrund der stark römisch-katholischen Prägung. In der Steiermark sind besonders die Basiliken von Mariazell und Mariatrost hervozuheben. Entsprechend werden dort am kommenden Sonntag, den 10. September, die Pfarrfeste gefeiert. In Mariatrost wird dieses Fest vom berühmten Mariatroster Chor und der Ortsmusik Mariatrost umrahmt werden.
Mariatrost zählt zu den bedeutendsten Marien-Wallfahrtsorten der Steiermark. Die Wallfahrer, die aus Österreich, Ungarn und Kroatien kamen und kommen, haben ein Ziel: eine wundertätige Marienstatue, die ihren Ursprung im Stift Rein bei Graz hat und ursprünglich in der Hauskapelle des Purbergschlössls stand. Franz Caspar Conduzi, der Eigentümer des Anwesens, übergab es im Jahr 1708 an den Orden der Pauliner.
Prächtig strahlt sie in neuem Glanz auf dem Purberg, meine geliebte Basilika Mariatrost. Als Mariatrostin darf ich das sagen. (Foto: FB Pfarre Mariatrost).
Nach der offiziellen Anerkennung als Wallfahrtsort im Jahr 1714 wurde der Grundstein für die Kirche gelegt. Der Bau begann unter der Leitung von Andreas Stengg und seinem Sohn Johann Georg Stengg. Schon fünf Jahre später wurden die ersten Gottesdienste gefeiert. Kaiser Karl VI. ließ eine Straße von Graz nach Mariatrost bauen, um die Erreichbarkeit des Ortes zu verbessern. Der Rohbau der Kirche wurde im Jahr 1724 abgeschlossen, aber die vollständige Fertigstellung dauerte bis 1779. Kurze Zeit später wurden die Pauliner aufgrund der josephinischen Reformen aus Mariatrost vertrieben.
Die ehemalige Kloster- und Wallfahrtskirche wurde zur Pfarrkirche umgewandelt, und die ehemaligen Klostergebäude wurden an einen Fleischhauer verkauft und zu Stallungen umfunktioniert. Von 1846 bis 1996 betreuten die Franziskaner die Kirche erneut als Wallfahrtsort. Im Oktober 1968 wurde in der Basilika die Mariatroster Erklärung veröffentlicht. Im Jahr 1996 verließ der Orden das Kloster, und seitdem wird die Pfarre von Priestern der Diözese Graz-Seckau betreut. Der Höhepunkt war die Ernennung der Kirche zur Basilica minor durch Papst Johannes Paul II. am 28. Oktober 1999. Die umfassende Renovierung der Anlage wurde in den 1980er Jahren unter der Leitung von Pfarrer Pater Johannes Pfeffel durchgeführt.
Historische Ansichten zeigen, dass der Gebäudekomplex auf dem Purberg bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in weißer Farbe gestaltet war. Im Jahr 1773 war nur die Fassade verputzt, während auf allen anderen Seiten kein Verputz vorhanden war. Im Jahr 1842 fehlten Verputz und Anstrich an drei Seiten des Gebäudes, außer an der Fassade. Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der Komplex für einige Jahrzehnte bis 2021/2022 in gelb-weißer Farbe, auch als "Schönbrunner Gelb" bekannt, gehalten.
Aufgrund schwerwiegender Baumängel und Schäden wird die Basilika zusammen mit den angrenzenden Klostergebäuden seit 2020 einer mehrjährigen, umfassenden Sanierung unter Leitung von Pfarrer Dietmar Grünwald unterzogen, um große Teile des Komplexes wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Rahmen der Renovierung der Außenfassade wurde im Jahr 2020 bei Untersuchungen des Putzes festgestellt, dass neben dem historischen Kalkweiß auch ein rötlicher Ockerton auf den barocken Oberflächen verwendet wurde. Bei der Neugestaltung der Farben ab 2021 wurde diese Farbgebung, die dem Original sehr nahe kommt, wieder aufgenommen.
Die fünf Glocken der Basilika Mariatrost
(1) Mutter Gottes Glocke (1950), 2810 kg, Inschrift: Maria Gottesgebärerin, milde Trösterin, Königin des Friedens, steh uns bei!
(2) Franziskus Glocke, 1684 kg, Inschrift: Hl. Ordensvater Franziskus, treuer Nachfolger Christi, bitte für uns !
(3) Herz Jesu Glocke, 807 kg, Inschrift: Herz Jesu unser Friede und unsere Versöhnung, erbarme dich unser!
(4) Antonius Glocke, 484 kg, Inschrift: Und was ihr fehlt gewähret euch St. Antonius an Wunder reich!
(5) Armen Seelen Glocke, 160 kg, Inschrift: Für die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege!
1723 erhielt die Kirche das erste Geläute – allerdings nicht als Geschenk der Landschaft, sondern, nach den hohen Ausgaben zu schließen, vom Konvent selbst angeschafft. Das ursprüngliche Geläute der Kirche bestand aus sechs Glocken. 1940 verlor die Wallfahrtskirche fünf davon. Als man in einigen Nachbarpfarren 1949 neue Glocken erhielt, kam auch in der Mariatroster Bevölkerung der Wunsch nach neuen Glocken auf. Am 4. April 1950 wurde bei der Glockengießerei in St. Florian bei Linz eine neue große Glocke in Auftrag gegeben. Sie wurde am Dienstag, dem 16. Mai 1950 um 13.30 Uhr gegossen. Am 1. Juli kam sie nach Graz und wurde, geschmückt von der Jugend, durch die Stadt (Sackstraße, Hauptplatz, Herrengasse, Opernring, Stadtpark, Elisabethstraße) in Richtung Mariatrost gebracht, wo sie an der Pfarrgrenze durch ein Festgedicht begrüßt wurde. Am Sonntag, dem 2. Juli, am Marientag Maria Heimsuchung wurde sie feierlich geweiht durch Generalvikar und Domdechant Johann Siener. Der Durchmesser der Glocke beträgt 172 cm. Die Kosten dieser Glocke beliefen sich auf 88.860 ATS. Sie trägt als Marienglocke ein schönes Marienbild und die lateinische Jahreszahlinschrift: MarIa ChrIstI genItrIX + pIa ConsoLatrIX + paCIs regIna + eXsVLIbVs aDesto „Maria, Christi Gebärerin, gütige Trösterin, Friedenskönigin, stehe bei den (= uns) Verbannten.“ Die römischen Ziffernbuchstaben ergeben zusammengezählt eine bekannte Jahreszahl – 1950. Mit 16. Jänner 1953 wurden wiederum bei der Glockengießerei in St. Florian drei Glocken in Auftrag gegeben. Am 13. Mai wurden sie abgeholt, geschmückt und wiederum in feierlichem Zug von der Pfarrgrenze zur Kirche geleitet. Am 14. Mai, zum Hochfest Christi Himmelfahrt nahm Prälat Dr. Puchas nach dem Pontifikalamt die Weihe der drei Glocken vor.
Ikonographie
In der christlichen Kunst wird die Geburt Mariens oft als eigenständiges Motiv dargestellt, aber auch als Teil von Bildzyklen, die das Leben der Heiligen Anna (Marias Mutter), das Leben Marias oder die Kindheits- und Jugendgeschichte Jesu darstellen. Gemälde und Skulpturen, die die Geburt Mariens zeigen, können häufig auch Details zur Geburtshilfe und den Bräuchen rund um die Geburt und das Wochenbett aus der Zeit, in der sie geschaffen wurden, enthalten. Bekannte Darstellungen sind zum Beispiel das Fresko von Ghirlandaio in der Florentiner Kirche Santa Maria Novella oder das Gemälde "Geburt der Jungfrau" von Pietro Lorenzetti in Siena.
Domenico Ghirlandaio: Fresco, 1486 - 90, in der Tornabuoni-Kapelle der Kirche Santa Maria Novella in Florenz
Bräuche
Im volksfrommen Brauchtum von West-, Ost- und Norddeutschland spielt Mariä Geburt kaum noch eine Rolle, wohl aber in den Alpengegenden. In einigen Gemeinden Oberbayerns, Österreichs und vor allem in Südtirol finden Prozessionen statt. Der 8. September gilt darüber hinaus als wichtiger Termin für den Almabtrieb und für Viehmärkte. Auch im Wechselgebiet wurden im 19. Jahrhundert die Herden an Mariä Geburt bzw. am Wochende davor von den Schwaigen am Hochwechsel ins Tal getrieben und so ist es heute noch.
Almabtrieb vom Hochwechsel zum Viehscheidplatz auf der Almwiese Ehrenhöfer in Mönichwald
In den Tiroler Orten Nassereith und Obsteig wird am Sonntag nach Marias Geburt ein besonderes Hochamt gefeiert, gefolgt von einer Prozession. Im rheinland-pfälzischen Neuleiningen findet am Samstag nach Marias Geburt in der Wallfahrtskirche St. Nikolaus eine Feier zu Ehren der Maria statt, gefolgt von einer Lichterprozession durch das mit Kerzen beleuchtete Burgdorf. Am darauffolgenden Sonntag wird der große Wallfahrtstag mit zahlreichen Pilgern gefeiert, wobei der Wallfahrtsgottesdienst den Höhepunkt bildet.
In Südtirol in Oberlana findet die Maria-Geburt-Prozession am ersten Sonntag im September statt, begleitet von Böllerschüssen und Fahnen. Auch der Kirchtag von Oberlana ist an diesm Tag. Die Lananer Maria-Geburts-Prozession wurde bereits in alten Tirolensien erwähnt und hat vermutlich ihren Ursprung in der im Jahr 1687 gegründeten Bruderschaft namens "Marianische Liebesversammlung". Die Mitglieder dieser Bruderschaft waren verpflichtet, am Hauptfest der Bruderschaft zu Mariä Geburt (am 8. September) teilzunehmen. Wenige Jahrzehnte nach ihrer Gründung wurden bereits 26.000 Mitglieder in der "Marianischen Liebesversammlung" gezählt. Um den Großteil von ihnen überhaupt erst die Teilnahme an den Feierlichkeiten zu ermöglichen, dürfte diese "Prozession" eingeführt worden sein. Sie überdauerte die Einschränkungen durch Josef II. und die bayerische Besatzung und wird heute immer noch als Zeugnis alten Brauchtums und des Vertrauens der Landbevölkerung in Maria angesehen.
Maria-Geburt-Prozession in Lana in Südtirol
Die Maria-Geburt-Prozession wird jeweils am ersten Sonntag im September abgehalten und wird mit dem Festgottesdienst in der Kapuzinerkirche eröffnet. Anschließend wird die Prozession über den Gries zur Falschauerbrücke geführt und von dort zur Ultner Kreuzung und wieder zurück zur Kapuzinerkirche. Daneben gibt es in Lana die sogenannten "Marianischen Prozessionen", die ebenfalls auf eine lange Tradition zurückblicken können. Seit fast 300 Jahren wird auf diese Weise immer wieder der Schutz und Segen der Gottesmutter für unsere gesamte Pfarrei erbeten.
In Telgte (Westfalen) findet nach dem Feiertag an einem Dienstag der traditionelle Mariä-Geburts-Markt statt. Auch in Lebach im Saarland gibt es Anfang September einen jährlichen Mariä-Geburts-Markt.
Lebkuchenherzen in Telgte am Mariä-Geburts-Markt
Wetter und Lostag
In Bauernregeln wird das Fest Mariä Geburt mit dem Herbstanfang in Verbindung gebracht. Mehl- und Rauchschwalben, Langstreckenzieher mit dem Ziel Afrika, machen sich ab Mitte August auf den Weg, wobei der Höhepunkt des Durchzuges im September stattfindet. Letzte Schwalben können sogar noch bis Ende Oktober bei uns beobachtet werden. Schwalben können 1.000 Kilometer und mehr am Tag zurücklegen.
Mehlschwalben sammeln sich auf der Stromleitung. Das Sammeln der Schwalben wurde bei uns zu Hause immer mit Wehmut beobachtet – ihr Einzug in den Stall im Frühjahr hingegen mit großer Freude. (Foto: Christoph Roland)
Beobachtungen und Messungen besagen: Ist der Monatswechsel zu warm, fällt der gesamte Monat in drei von fünf Jahren zu warm aus. Deutlicher sieht es bei einem trockenem Monatsbeginn aus: Dann bleibt der gesamte Monat mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit zu trocken.
An Mariä Geburt fliegen die Schwalben furt.
Wie sich´s Wetter um Maria Geburt tut halten, so wird es noch vier Wochen sich gestalten.
Um Mariä Geburt fliegen die Schwalben furt. Bleiben sie noch da, ist der Winter nicht nah.
Marie Geburt sin die Nüsse guat.
Maria gebor'n: Bauer, säh' dein Korn.
Quellen
Lippitsch, Max. (2011). Basilika Mariatrost – 225 Jahre Pfarre. 10.13140/RG.2.1.3608.3683.
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