Am 15. August, wenn der Sommer in seiner höchsten Blüte steht, feiern wir Marias Aufnahme in den Himmel mit Leib und Seele. Mariä Himmelfahrt oder Assunta (lat.: assumptio) gibt es in dieser Form in der römisch-katholischen Kirche seit dem 8. Jahrhundert. Es ist damit eines der ältesten Marienfeste der Christenheit. In den Pfarren wird dem Hochfest Mariens mit Hochämtern, Wallfahrten und Gottesdiensten auf Bergen rund um den 15. August gedacht. Der Kräutersegen ist ein traditioneller Bestandteil des Festes Mariä Himmelfahrt und Marienlieder, über Generationen weitergegeben, werden vielerorts gesungen.
Geschichte
Der früheste schriftliche Bericht über Marias Aufnahme in den Himmel kommt aus Ägypten. Geschrieben wurde er vermutlich im 4. Jahrhundert. Die orthodoxen Kirchen feiern Maria Himmelfahrt bereits seit dem 5. Jahrhundert als Fest "Dormitio", was soviel bedeutet wie "Entschlafung". In der römisch-katholischen Kirche wird der Tag erst 300 Jahre später als "Mariä Himmelfahrt" in der christlichen Welt anerkannt und zu einem der wichtigsten Feste im liturgischen Kalender der römisch-katholischen Kirche. In Deutschland wird Mariä Himmelfahrt zum ersten Mal im Jahr 813 gefeiert. Der oströmische Kaiser Mauritius legt das Fest schließlich auf den 15. August.
Wandmalereien in der Georgisch-Orthodoxen Gottesmutterkirche in Kutaissi. Maria liegt zu Grabe und wird dann von Jesus erweckt und mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen (Bild: imago images)
Zu Mariä Himmelfahrt wird Maria als Erste gefeiert, die nach ihrem Tod mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde. Über Maria wird in außerbiblischen Evangelien bilderreich berichtet, dass Christus selber mit den Engeln an ihr Grab kam, den Stein wegwälzte und Maria heraus rief. In jedem Fall ist Maria Hoffnungsträgerin, dass allen, die an Christus glauben, dieser Weg offensteht. Das Fest ist auch Ausdruck der Liebe Jesu zu seiner Mutter.
"Marienkrönung" im Münchner Dom, Rottenhammer, 1605 (Foto: EOM / Mülbe)
Der Tag hat den liturgischen Rang eines Hochfestes, der gegenüber einem Sonntag Vorrang hat, so dass die liturgischen Texte des Marienfestes bei der Heiligen Messe und im Stundengebet verwendet werden, wenn das Fest auf einen Sonntag fällt. In Teilen von Bayern und im Saarland, in Österreich und in der Schweiz sowie in anderen katholisch geprägten Ländern ist das Hochfest ein staatlicher Feiertag.
In alten Kalendern findet sich das Fest als Requies Mariae, Pausatio Mariae, unser frawn tag der schidung, unsern Vrowen tag der schidung,unser fraun tag der schidung,unnser Frauen Tag der Schidung,unser lieben frawn tag der schidung,Unser Lieben Fraun tag der Schidung,heiliger tag der schidung durch Gots lieb vnd der junckfrawen Maria, beziehungsweise in Transkriptionen als Unserer Frauen Tag der Scheidung oder unserer lieben Frauen Tag der Scheidung.
In Österreich und Bayern wird Mariä Himmelfahrt als „Großer Frauentag“ bezeichnet (im Unterschied zum „Kleinen Frauentag“ am 8. September, dem Fest Mariä Geburt. In Südtirol feiert man den sogenannten „Hoch-Unser-Frauentag“.
Kräutersegnung an Mariä Himmelfahrt
Die Kräutersegnung zu Mariä Himmelfahrt (15. August) ist ein Brauch, der um die Jahrtausendwende in Deutschland entstand. Die Kirche verhängte strenge Strafen über die Kräutersammlerinnen, die Pflanzen unter Beschwörungsformeln ausgruben und damit zu heilen und zu zaubern versuchten. So heißt es um das Jahr 1010 im Poenetentiale des Burchard von Worms: "Hast du Heilkräuter unter anderen Gebeten gesammelt als dem Absingen des Glaubensbekenntnisses und des Vaterunsers? Wenn ja, so hast du zehn Tage bei Wasser und Brot zu büßen." Die Kräuter mussten in bestimmter Zahl gesammelt werden, die Umstände, unter denen gesammelt wurde, schätzten die Kirchenoberen nicht. Etwa, dass man die Pflanzen um Mitternacht pflücken, oder den Boden nicht berühren durfte. Ähnliches liest man schon in der "Naturgeschichte", die der römische Gelehrte Plinius im 1. nachchristlichen Jahrhundert verfasste.
Zu Maria Himmelfahrt findet in der katholischen Kirche seit langer Zeit das Ritual der Kräutersegnung oder „Kräuterweihe“ statt. Die Kräuterweihe zum Fest Mariä Himmelfahrt ist ein Brauch, den es seit dem 8. Jahrhundert in Österreich und Deutschland gibt und hat sich bis heute gehalten. Hierzu werden bestimmte Kräuter gesammelt, zu Sträußchen geschnürt, während des Gottesdienstes geweiht. Nach der Weihe wird der Busch daheim in den Herrgottswinkel zum Trocknen aufgehängt. Die geweihten Kräuter werden auch gern im Stall aufgehängt.
Die Sträuße werden auch Würz- oder Weihbüschel genannt und sind das Symbol für die weibliche Fürsorge für die Familie. Die gesegneten Kräuter haben für die Familie und ihr Vieh – so der Volksglaube – das gesamte Jahr über Schutzwirkung vor Krankheiten, Unglück, Unheil und Verzauberung. Der Glauben besagt auch, dass die geweihten Kräuter bei Gewittern verbrannt werden sollen und dadurch Haus und Hof vor gefährlichen Blitzen beschützt werden. Deshalb werfen viele Menschenbei Unwetter einige der getrockneten Blätter ins Herdfeuer oder zerreiben sie zwischen den Fingen. Über den Winter dienen die Kräuter als wohlriechender Schmuck, zum Räuchern, für heilsame Tees oder als Beigabe zum Viehfutter. Im Frühjahr wurden sie unter die Frühlingssaat gemischt.. Nicht zuletzt sollen die gesgenten Weihbüschel das Eheglück fördern oder für Kindersegen sorgen.
Ein weiterer Brauch ist, nach der Kräutersegnung Äpfel und Beeren rücklings hinter sich zu werfen. Das hängt mit der Erntezeit zusammen, die seit jeher unter besonderem Schutz der Gottesmutter stand.
Vielen Menschen war die Heilkraft bestimmter Kräuter bekannt. Diese wurden gesammelt und getrocknet, um dann zu Tee oder anderen Essenzen mit heilender Wirkung verarbeitet zu werden. Die Kräuter wurden als Geschenk und Gabe Gottes erachtet. Für die Germanen und Kelten gehörte das Sammeln von Kräutern zu ihren magischen Ritualen und war verbunden mit der Verehrung ihrer Götter. So ist es denkbar, dass sich diese Tradition aus dem vorchristlichen heidnischen Götterglauben entwickelt hat.
Die Kräutersträuße sind je nach Region verschieden bestückt. Einige Kräuter können Mariendistel, Arnika, Johanniskraut, Salbei, Spitzwegerich, Wermut, Beifuß, Königskerze, Eisenkraut, Wiesenknopf, Kamille, Thymian, Hagebutte, Dill, Lavendel, Baldrian, Pfefferminze, Odermennig, Rainfarn, Schafgarbe, Tausendgüldenkraut, außerdem Wilde Möhre, Frauenmantel, Liebstöckl, Alant und Klee und viele mehr sein. Auch die Anzahl der Kräuter im Strauß ist sehr wichtig. Diese schwanken jedoch je nach Region zwischen 7 und 99.
Für alle, die noch gern ein Kräutersträußen binden möchten: Hier sind alle oben aufgezählten Kräuter und Blumen abgebildet.
Hier einige Beispiele:
7 (Zahl der Wochen- bzw. Schöpfungstage, sieben Sakramente, sieben Schmerzen Mariens, sieben Gaben des hl. Geistes),
9 (dreimal drei für die Hl. Dreifaltigkeit),
12 (Zahl der Apostel),
14 (Zahl der Nothelfer),
24 (zweimal zwölf: zwölf Stämme Israels aus dem Alten Testament oder zwölf Apostel Christi aus dem Neuen Testament),
72 (sechsmal zwölf, letztere ist die Zahl der Jünger Jesu),
99 (Gleichnis der 100 Schafe, Gleichnis vom verlorenen Sohn im Neuen Testament)
In Mariazell gibt es seit der Gemeindezusammenlegung 2011 ein eigenes "Mariazeller Kräuterbüschl". Im Mittelpunkt steht die Glette als Symbol für den Zusammenhalt.
Mariazeller Kräuterbüschl. (Bilder: Mariazellerland Blog und Mariazell Online)
Nach einer Erzählungen des heiligen Johannes von Damaskus (um 700 in Jerusalem) soll dem Grab Mariens, als man es öffnete, nicht Verwesungsgeruch, sondern der wunderbare Duft von Kräutern entströmt sein. Diese Legende ist der Ursprung für die Tradition der Kräuterweihen.
Erzählt wird auch, dass Maria mit einem Palmzweig, der ein Zeichen des ewigen Lebens ist, von dem Apostel begraben wurde. In der Nacht kam ihr bereits verstorbener Sohn Jesus zum Grab seiner Mutter und trug sie gemeinsam mit einigen Engeln in den Himmel. Marias Leichnam schwebte der Überlieferung nach in strahlender Lichtaura, von Engeln unterstützt, in den Himmel empor. Deswegen sagt man, dass Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde. Am nächsten Tag breitete sich ein Duft über Marias Grab aus. Die Apostel machten daraufhin das Grab auf und stellten fest, dass Maria verschwunden war. An ihrer Stelle fand man Blumen und duftende Kräuter vor.
Am 15. August beginnen die "Frauendreißiger", auch Dreißiger oder Marientage genannt. Kräuter, die in diesem Zeitraum gesammelt werden, gelten als besonders heilkräftig.
Was sind die "Frauendreißiger"?
Die "Frauendreißiger" beginnen zu Mariä Himmelfahrt, am 15. August. Die Zeitspanne endet am 15. September, Schmerzen Mariä. In den 30 Tagen dazwischen liegen mehrere Gedenktage zu Ehren von Maria, der Mutter von Jesus Christus: Maria Königin aller Heiligen (früher 22. August – seit 1954 für den 31. Mai vorgeschrieben), Mariä Geburt am 8. September, Mariä Namen am 12. September.
Also verweist der Name "Frauendreißiger" auf diese besondere Zeitspanne der Feste für Maria. Im Brauchtum dazu verbinden sich christliche Traditionen und überliefertes Wissen um Heilpflanzen: So sollen Kräuter, die für den Gottesdienst an Mariä Himmelfahrt gesammelt wurden, besondere Wirkung entfalten. Zu Sträußen gebunden, werden sie vor allem in ländlichen Gegenden Süddeutschlands in der Kirche geweiht und danach im Haus aufgehängt.
Diese Wochen galten
"als eine dem Menschen besonders freundliche, gesegnete Zeit. Alle Gifte in Pflanzen und Tieren verlieren da ihre Schärfe, wogegen alle Heilkräfte dreifach gesegnet und gesteigert werden. Deshalb werden in dieser Zeit alle Heilkräuter gesammelt und als Weihbuschen in die Kirche gebracht und dort eingesegnet, deswegen werden die in diesen Tagen gelegten Hühnereier bis in den Winter im Sande aufbewahrt."
So schrieb Viktor Geramb (1884–1958). Der steirische Volkskundler nannte diese Wochen die 'Zeit der Wurzelgraber und Kräuterweiblein'.
Kräuterbüsche aus verschiedenen Orten, der Reihe nach oben v.l.n.r.: Pitten in Niederösterreich, Sulzberg in Vorarlberg, St. Agatha-St. Magnus in Deutschland nahe Münster; unten: Feldkirchen in Kärnten, Linz in Oberösterreich, Traunstein in Bayern.
Symbolträchtige Zahl an Heilpflanzen
In die Mitte eines Kräuterstraußes wird etwa eine Königskerze, auch Muttergotteskerze genannt, platziert. Andernorts steckt in der Mitte eine Rose, die für Maria steht. Die gelb blühende Heilpflanze erinnert an ein Zepter. Salbei, Lavendel, Schafgarbe, Rosmarin, Wermut und Johanniskraut ergänzen beispielsweise den Strauß. Dabei ist wichtig, dass die Kräuter eine symbolträchtige Zahl ergeben: sieben verschiedene Pflanzen zum Beispiel für die sieben Sakramente. Es könnten aber auch zwölf Kräuter sein, die für die zwölf Apostel stehen.
Der botanische Hintergrund
Über den Sommer haben sich in vielen Gewürz- und Heilpflanzen ätherische Öle und andere Wirkstoffe angereichert. Der August ist daher eine günstige Zeit, um die Kräuter zu sammeln und zu trocknen. Später stecken die Pflanzen zu viel Energie in die Samenbildung oder in die Kräftigung der Wurzeln, um den Winter zu überstehen. Im Herbst können daher am besten Früchte und Wurzeln gesammelt werden. Die duftende Kräuter tragen zum Wohlbefinden und zur Gesundheit bei. Echter Salbei zum Beispiel kann auch zum Zähneputzen verwendet werden: Die durch das Zerkauen der Blätter austretenden Öle wirken antibakteriell.
Bräuche in und um Österreich
Das Hochfest Mariä Himmelfahrt steht in Österreich, Deutschland und der Schweiz im Zeichen von Festgottesdiensten, Wallfahrten und Prozessionen. Der Tiroler Landtag hat Maria Himmelfahrt 1959 zum Landesfeiertag ernannt. Damit ist der 15. August einer der höchsten und glanzvollsten Feiertage der Tiroler.
Eine Besonderheit sind in Österreich die traditionellen Schiffsprozessionen auf dem Wörther- und Bodensee. Die nächtliche Schiffsprozession auf dem Wörthersee beginnt am Abend es 15. August um 20.30 Uhr. Der Höhepunkt der Prozession in Maria Wörth ist die Erneuerung der Weihe an die Gottesmutter und ein abschließendes Feuerwerk. Die Rückkehr nach Klagenfurt ist etwa um 24 Uhr. Die Tradition der Schiffsprozession auf dem Wörthersee reicht zurück bis in das Jahr 1954. Damals kam aus dem portugiesischen Wallfahrtsort Fatima eine Marienstatue für die Pfarrkirche St. Josef-Siebenhügel nach Klagenfurt. Um die Statue festlich in die Stadt zu geleiten, kam man auf die Idee, sie per Schiff von Velden zum Klagenfurter Ufer zu bringen. Im Laufe der Jahre haben sich die größeren Orte rund um den See an dieser Prozession beteiligt.
Die Prozesson am Wörthersee in Kärnten findet heuer zum 69. Mal statt.
Die Dreiländer-Wallfahrt auf dem Bodensee ist mit rund 4.000 Wallfahrern eine der größten Schiffswallfahrten Europas. Am 15. August stechen die Pilger in Lindau (Deutschland), Bregenz (Österreich) und Rorschach (Schweiz) in See und treffen mitten auf dem Bodensee aufeinander, um gemeinsam für den Frieden zu beten. Jedes Schiff wird von einem Priester begleitet. Die Wallfahrt über den Bodensee steht ganz im Zeichen der Fatima-Wallfahrten. 1917 war im portugiesischen Ort Fatima Maria den drei Hirtenkindern Lucia dos Santos und den Geschwistern Jacinta und Francisco Marto erschienen. Fatima zählt heute zu den größten Marienwallfahrtsorten weltweit.
Am Ende der Prozession findet ein Fuerwerk statt.
Tausende Pilger werden am Marienfeiertag auch im österreichischen Nationalheiligtum Mariazell in der Steiermark erwartet. Bereits am Vorabend, dem 14. August, wird in Mariazell traditionell eine große Lichterprozession durch die Stadt abgehalten.
Die römisch-katholische Basilika Mariazell ist der bedeutendste Wallfahrtsort Österreichs, einer der wichtigsten Europas und der einzige mit dem Titel eines Nationalheiligtums im deutschsprachigen Raum. In dem im 12. Jahrhundert gegründeten Gnadenort wird ein hölzernes Mariengnadenbild verehrt. Bilder von der Lichterprozession, die jährlich und traditionell am 14. August abends stattfindet. Die Postkarte zur Großen Lichterprozession wurde 1957 zum 800-jährigen Bestehen der Basilia 1157–1957 herausgegeben.
In Südtirol werden tradionell an diesem Tag Prozessionen mit Kräuteweihen abgehalten. Der Bozner Dom ist der Maria Himmelfahrt geweiht.
Der Dom Maria Himmelfahrt, auch Marienpfarrkirche, Dompfarrkirche, Bozner Dom oder Propsteikirche Maria Himmelfahrt, ist die Stadtpfarrkirche der Südtiroler Landeshauptstadt Bozen. Die erste Pfarrkirche Maria Himmelfahrt von Bozen wurde nach den Angaben der sog. „Bozner Chronik“, einer annalistischen Aufzeichnung des 14. Jahrhunderts, im Jahr 1180 geweiht und war im romanischen Stil errichtet. Der Legende nach hat ein Bozner Fuhrmann an dieser Stelle ein wundersames Gnadenbild der Muttergottes aufgefunden. Diese Liebe Frau vom Moos soll im Sumpfland des Eisacks gelegen haben, dessen Flussbett sich damals wesentlich näher am heutigen Dom befand. Die Statue, die aus dem 12. Jahrhundert stammt, befindet sich heute in der geosteten barocken Gnadenkapelle hinter dem Hochaltar der Kirche.
Mariä Himmefahrt im Stift Vorau
Der Hochaltar der Stiftskirche im Chorherrenstift Vorau stellt die Himmelfahrt von Maria, der Mutter Jesu dar. Ab 1700 wurde sie durch den kaiserlichen Ingenieur Matthias Steinl im Stile des Wiener Hochbarock umgestaltet. Steinl entwarf die Kanzel und den Hochaltar, die überlebensgroßen Plastiken des Hochaltares gestaltete hauptsächlich der aus Würzburg zugewanderte Bildhauer Franz Caspar, wie auch Jakob Seer. Seit 1783 ist die Stiftskirche die Pfarrkirche der Pfarre Vorau. In Vorau gibt es noch vier weitere Kirchen, die Johanneskirche am Friedhof, die Marktkirche (Hl. Ägydius), die Kreuzkirche (Heilig Kreuz) und die Spitalskapelle der Kongregation der Schwestern von der unbefleckten Empfängnis im Marienkrankenhaus Vorau.
Die Entwicklung des Vorauer Klosters und seiner Kirche
Nach dem Tod von Ekbert III. bei der Erstürmung von Mailand im Jahr 1158 fiel sein gesamter Besitz an seinen Erben, Markgraf Otakar III. von Steier. Als Otakar III. im Jahr 1163 das Chorherrenstift Vorau gründete, widmete er zur Ausstattung das ihm von Graf Ekbert III. von Formbach-Pitten vererbte Gut Vorau (quoddam predium nostrum Vorowe) innerhalb der angegebenen Grenzen. Errichtet wurde das Stift von Markgraf Ottokar III. als Zeichen der Dankbarkeit für die Geburt seines Sohnes und Erben. Das Kloster wurde von Erzbischof Eberhard I. von Salzburg erbaut. Er hatte auch die ersten Mönche seines Klosters St. Rupert nach Vorau geschickt.
Die Stiftungsurkunde bezeichnet das gesamte Landgebiet, das Vorau als Schenkung erhielt, als "predium", diese Bezeichnung ist normalerweise eher für selbstbewirtschaftete Gutsbetriebe gebräuchlich. Dass es in Vorau damals bereits einen solchen Betrieb gegeben haben dürfte, lässt sich wiederum aus der im Jahr 1149 von Bischof Roman von Gurk geweihten Kirche St . Thomas im Walde schließen. Daraus lässt sich ableiten, dass es zu dieser Zeit bereits einen solchen Betrieb in Vorau gab, was aus eben dieser geweihten Thomas-Kapelle von 1149 hervorgeht.
Die Erbauung der Kirche St. Thomas lässt darauf schließen, dass diese erste Kirche nicht isoliert im Wald stand, sondern eher als Eigenkirche eines Formbacher Urmeierhofes oder eher einer Formbacher Burg, also eines Herrschaftszentrums, anzusehen ist, wie dies damals allgemein üblich war. Diese Einordnung entsprach den damaligen Gepflogenheiten. So wird auch die Bezeichnung des Vorauer Ausstattungsgutes als "predium" verständlicher. Als das Stift Vorau im Jahr 1163 gegründet wurde, war bereits die wirtschaftliche Basis vorhanden und vermutlich gab es auch Wohnmöglichkeiten für die ersten Chorherren in der Formbacher "Burg" Vorau.
Das Patrozinium der Vorauer Stiftskirche – Heiliger Thomas
Die erste Klosterkirche in Vorau wurde also nicht in einem unbesiedelten Gebiet errichtet, sondern hatte ihre Wurzeln in der im Jahr 1149 dem Apostel Thomas geweihten Eigenkirche der Formbacher Burg. Wer für die Wahl des Heiligen Thomas als Patron der Kapelle in Vorau verantwortlich war, ist nicht bekannt. Vermutungen dazu wurden bereits von Fachleuten wie Helmut Mezler-Andelberg geäußert. Es wurde vermutet, dass Bischof Roman von Gurk als Vertreter des Erzbischofs von Salzburg 1149 eine Kapelle dem heiligen Thomas geweiht hat, als das Gut noch im Besitz von Graf Ekbert III. von Formbach-Pitten war.
Die Wahl des Patroziniums von Vorau geht also weder auf die Chorherren noch auf die Traungauer Markgrafen zurück, die beide die Thomaskapelle bereits vorfanden. Wahrscheinlich stammt die Wahl des Patroziniums vom Grafen Ekbert selbst, dessen Beweggründe jedoch unbekannt bleiben. Kirchen, die dem Apostel Thomas gewidmet sind, sind in Österreich eher selten. Das Patrozinium von Vorau könnte das älteste in der Steiermark sein, da die Thomaskirchen in Kleinlobming und Scheifling erst etwas später erwähnt werden.
Zwischen dem Wechselmassiv und seinen Abhängen im Norden und dem Masenberg im Süden liegt das Stift Vorau, das einzige verbliebene Augustiner-Chorherrenstift der Steiermark. Nach dem Überqueren der Lindenallee öffnet sich der Blick über den einladenden, ein Hektar großen Klosterhof auf die mehr als 1.000 m² große Klosteranlage mit einer ca. 100 Meter breiten Fassade. Das Stift Vorau kann als einheitliches Barockkloster bezeichnet werden, in dem sich die über 800-jährige Tradition klösterlichen Lebens mit den Bedürfnissen der Gegenwart in Kirche und Welt zu verbinden versucht.
Bibliothek des Chorherrenstifts Vorau
Diese stammt aus dem Jahr 1731 und beherbergt 20.000 Bücher, zwei Globen aus dem Jahr 1688 von Vincenzo Coronelli, eine Doppelwendeltreppe und eine Flüsterschale mit zwei Muscheln, über die man sich flüsternd verständigen kann. 415 Handschriften, 179 gebundene Inkunabeln und 82 Frühdrucke machen den Bücherbestand für die Fachwelt und die Besucher zu einem bedeutsamen Kulturgut.
Die Stiftsbibliothek im Stift Vorau; links und rechts die zwei Globen: Himmels- und Erdglobus aus dem Jahr 1688 von Vicenzo Coronelli. Das Schmuckstück des Stifts ist der im Nordtrakt des Prälaturhofes untergebrachte, 27 m lange und zwei Stockwerke hohe Bibliothekssaal, der zu den attraktivsten und schönsten Sehenswürdigkeiten seiner Art in ganz Österreich gehört. An seiner Decke befindet sich ein Freskenzyklus von Ignaz G. Kröll aus dem Jahr 1731, der in biblischen Szenen die drei großen Wissenszweige darstellt, die in der stiftischen Büchersammlung am stärksten vertreten sind: Philosophie, Theologie und Rechtswissenschaften.
Besonders das Vorauer Evangeliar, die Vorauer Handschrift mit frühmittelhochdeutschen Dichtungen und der Kaiserchronik, beide aus dem 12. Jahrhundert, sowie die Vorauer Volksbibel, eine Historienbibel aus dem 15. Jahrhundert, die 2018 in das Österreichische Nationale Memory of the World Register der UNESCO aufgenommen wurde zählen zu den Besonderheiten des Chorherrenstift Vorau.
Die Vorauer Volksbibel aus dem Jahr 1467 gehört zur Literaturgattung der deutschsprachigen Historienbibeln des Spätmittelalters. Sie enthält die Texte der christlichen Bibel in bayerisch-österreichischer Mundart, veranschaulicht mit 559 kolorierten Federzeichnungen und ergänzt durch die Schilderung geschichtlicher Ereignisse. Historienbibeln dienten im Spätmittelalter dazu, die spirituellen Grundlagen des Christentums zu vermitteln und dem Volk näher zu bringen. Dabei wurden die Bibeltexte in der Sprache des Volkes frei bearbeitet und durch zeitgeschichtliche Ereignisse ergänzt. Die Vorauer Volksbibel wurde 2018 ins UNESCO Kulturerbe aufgenommen.
Das Stift als Verteidungsanlage
Aufgrund seiner Lage zwischen dem Wechsel im Norden, dem Masenberg im Süden und der Nähe zur Ostgrenze der Steiermark war Vorau schon immer ein sehr turbulentes Gebiet. Das Kloster und sein Gelände waren fast ständig durch die ungarischen, kuruzzischen und türkischen Invasionen bedroht.
Das Falltor beim Haupteingang ins Stift
Aufgrund dieser ständigen Bedrohung wurde das Kloster durch viele Wehrtürme, einen Wassergraben und die heute noch sichtbaren Eisengitter am Eingangstor geschützt. Vor allem im 15. Jahrhundert fanden die Menschen der Umgebung innerhalb der Klostermauern Schutz. Weitere Zufluchtsorte für die Bevölkerung ware die Festenburg am Fuße des Wechselmassivs und die Burg Thalberg. Außerdem wurden in dieser Zeit viele Pfarrhöfe zu Wehrhöfen ausgebaut.
V.l.n.r.: Blick Richtung Norden: im Vordergrund Stift Vorau, im Hintergrund die Festenburg; Festenburg am Fuße des Wechsels; Festeburg, errichtet um 1200 vermutlich von den Herren von Stubenberg als Vöstenburg; Burg Thalberg: Die Höhenburg wurde von 1171 bis 1180 errichtet und ist die besterhaltene romanische Wehranlage des Lande
1453 verlieh Kaiser Friedrich III. dem Stift das heutige Wappen – Apostel Thomas und Greifenfuß – in den Farben Blau und Gold. Er erteilte auch die Erlaubnis, eine Rüstkammer einzurichten, um der drohenden Türkengefahr begegnen zu können. Propst Leonhard von Horn baute in den Folgejahren das Stift zu einer Klosterburg mit Wassergraben, Wehrmauer und Zugbrücke um. 1844 wurden die Festungsmauern abgetragen und der Wassergraben teilweise zugeschüttet, wodurch das Stift seinen Burgcharakter verlor.
Heute verfügt das Kloster Vorau über 15 Türme, mehr als jedes andere Kloster in Österreich.
Stift Vorau in der Neuzeit
Die Kirche in ihrem heutigen Aussehen wurde zwischen 1660 und 1662 von Domenico Sciassia erbaut. Die Innenausstattung der Kirche mit all ihren Fresken und malerischen Dekorationen wurde 1750 fertiggestellt. Die Kirche hat eine Länge von 62 Metern und ist 17 Meter hoch.
Innenansicht der Stiftskirche Vorau
Im April 1940 wurde das Kloster vom NS-Regime beschlagnahmt. Daher mussten die Mönche gehen. Im Jahr 1945, als die russische Armee das Gebiet der Oststeiermark besetzte, wurde das Kloster bombardiert und etwa 50 % des Klosters zerstört. Am stärksten betroffen waren landwirtschaftliche Gebäude. Etwa 5.000 Bücher wurden aus der Bibliothek gestohlen und alle Sammlungen wurden schwer beschädigt. Die Kirche selbst ist intakt geblieben. Im Mai 1945 kehrten die ersten Mönche ins Kloster zurück. Heute wird das Kloster nicht nur von Mönchen, deren Hauptaufgabe die Seelsorge ist, genutzt. Es gibt eine Hauswirtschaftsschule, eine Volkshochschule, eine Taverne und einige private Familienwohnungen. Über der Eingangstür der Kirche befindet sich eine lateinische Inschrift, die bedeutet:
„Dies ist das Haus Gottes, wo der Name des Herrn angerufen wird.“
Bauernregeln
Mit dem Wetter Mitte August entscheidet sich häufig der weitere Verlauf des Spätsommers. Ein besonders guter Zusammenhang ergibt sich bei übernormaler Sonnenscheindauer. Dann bleibt das sonnige Wetter in drei von vier Jahren auch bis zum Ende des Monats erhalten. Ist die Sonnenscheindauer dagegen unternormal, ist es mit 60-prozentiger Wahrscheinlichkeit auch in den nächsten beiden Wochen eher wolkenreich. Das zeigt jedenfalls die Analyse von langjährigen meteorologischen Aufzeichnungen.
Wie das Wetter am Himmelfahrtstag, so es noch zwei Wochen bleiben mag.
Wer Rüben will, recht gut und zart, sä`sie an Maria Himmelfahrt.
Maria Himmelfahrt klar Sonnenschein bringt gerne guten Wein.
An Maria Himmelfahrt, das wisse, gibt es schon die ersten Nüsse.
Leuchten vor Mariä Himmelfahrt die Sterne, dann hält sich das Wetter gerne.
Wie das Wetter am Himmelfahrtstag, so der ganze Herbst sein mag.
Scheint die Sonne hell und zart an Mariä Himmelfahrt, wird es schönen Herbst bedeuten.
Quellen
Hutz, Ferdinand: Das Patrozinium der Vorauer Stiftskirche, Blätter für Heimatkunde 69 (1995).
Posch, Fritz: Die ältesten Siedlungszentren des Vorauer Beckens, Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark, Jahrgang 77 (1986).
Wolf, Helga Maria: Verschwundene Bräuche. Das Buch der untergegangenen Rituale, VerlagBrandstätter, Wien (2015).
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