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Land der Almen VI


Im sechsten Beitrag zur Reihe Land der Almen geht unser Blick weg von den Alpenregionen Österreichs, Deutschlands, der Schweiz, Frankreichs und Italiens und wir richten ihn in Richtung anderer Länder, ja Kontinente, in denen Almwirtschaft oder ähnliche Berg- und Hüttenwirtschaft betrieben wird: Unsere Reise führt uns nach Spanien, Andorra, Polen, Slowakei, Rumänien und Slowenien, in Skandinavien nach Norwegen, Schweden, Finnland und zur weit entfernten Insel Island, außerdem nach Schottland, Irland und Wales. Auch in den Osten blicken wir, in den Kaukasus. Zuletzt führt uns die Reise in das Atlasgebirge in Afrika.


Die größte Alm Sloweniens: die Velika Planina. (Foto von I feel Slovenia)




Almwirtschaft versus Transhumanz

Zunächst gilt es, zwei Begriffe zu unterscheiden und zu klären: Almwirtschaft und Transhumanz. Die Almwirtschaft ist eine lokale landwirtschaftliche Praxis, bei der das Vieh im Sommer auf höhergelegenen Almen oder Bergweiden weidet und im Winter ins Tal zurückkehrt, wodurch die Ausdehnung der Wanderung begrenzt ist. Im Prinzip dient sie dazu, die Nutzflächen im Tal zu entlasten, um diese der Vorratsbe­schaffung für den Winter zuzuführen. Außerdem fördert sie die Gesundheit sowie Widerstandskraft der Tiere und pflegt nicht zuletzt die Almenlandschaft.


Die Transhumanz ist eine überregionale Wanderweidewirtschaft, bei der Viehherden unter der Aufsicht halbsesshafter oder halbnomadischer Hirten saisonal zwischen verschiedenen Klimazonen oder Höhenstufen weiden, um optimale Weidebedingungen zu nutzen. Diese Praxis basiert auf natürlichen, nicht eingezäunten Weidelandflächen und wird von Hirtenvölkern und traditionellen Kulturen angewendet. Im Gegensatz zur Almwirtschaft steht die Stallhaltung im Winter nicht aus klimabedingter Notwendigkeit im Vordergrund. Wanderweidewirtschaft ist nicht dasselbe wie Nomadismus, obwohl sie oft von ehemaligen Nomadenvölkern als häufige Form der mobilen Tierhaltung praktiziert wird. Die Entfernungen bei der Transhumanz können viel größer sein als bei der Almwirtschaft.


Ursprüngliche Verbreitung der Transhumanz im Mittelmeergebiet anhand der ungefähren Verläufe der Triftwege (vereinfacht nach J. Schultz) Bild von Ökologix - Eigenes Werk



Obwohl die Alpen für die Almenwirtschaft bekannt sind, gibt es auch hier Formen der Transhumanz: Die Transhumanz in den Ötztaler Alpen ist eine besondere Form des Schafwandertriebs, bei dem jährlich rund 5.000 bis 5.500 Schafe aus Südtirol im Frühsommer in die Ötztaler Weidegebiete getrieben werden und im Herbst wieder zurück. Die Wanderungen verlaufen über das Timmelsjoch, das Hochjoch und das Niederjoch und sind die einzige grenzüberschreitende Transhumanz in den Alpen, die über Gletscher führt. Für die Schaftriebe arbeiten 70 bis 80 meist junge Männer und Frauen als Treiber und Treiberinnen, die traditionell blaue Schürzen und lange Bergstöcke aus Holz tragen. Die Transhumanz hat über viele Generationen hinweg verwandtschaftliche, soziale und kulturelle Beziehungen zwischen den Menschen entwickelt und leistet durch die sachgerechte Beweidung einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts in den Gebieten. Aus der Ur- und Frühgeschichtsforschung ist inzwischen gesichert, dass es die Schaftriebe über die zum Teil vergletscherten Jöcher seit mindestens 6.000 Jahren gibt. Die Ureinwohner der Alpen führten ihre Herden im Sommer von der trockenen und dürren Südseite an die Nordseite der Alpen mit ihren saftigeren Weidegründen. Die Ötztaler Transhumanz ist so bemerkenswert, dass sie seit 2011 im Nationalen UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes Österreichs eingetragen ist.


Rückkehr der Schafe über die Gletscher nach dem ersten Schnee. Die Wanderungen erfolgen in den Ötztaler Alpen über österreichische und italiensiche Landesgrenzen hinweg. © Kulturverein Schnals




Zuordnungen

Obwohl die Almwirtschaft der Alpen und die Seterwirtschaft in den skandinavischen Gebirgen viele Gemeinsamkeiten aufweisen und in der englischen Literatur oft als Transhumanz betrachtet werden, handelt es sich nicht um echte Transhumanz. Im Gegensatz zur Wanderweidewirtschaft nutzen die Bauern die Bergweiden zusätzlich und nicht aus zwingender Notwendigkeit. Eine Stallhaltung im Winter ist hierbei unverzichtbar, und es findet ein regelmäßiger Austausch zwischen den Weidegebieten in den Bergen und den niedriger gelegenen Tälern statt. Ähnlich verhält es sich auch mit der isländischen Hochweidewirtschaft, die trotz "echter" saisonaler Beweidung nicht als Transhumanz gilt, da die Tiere den Sommer ohne ständige Aufsicht auf den Weiden verbringen.


Transhumanisten kommen in vielen Teilen der Welt vor, beispielsweise in den Alpen, den Pyrenäen, den Karpaten, den Britischen Inseln, auf dem Balkan sowie in Nordafrika (Atlasgebirge) und Zentralasien (hauptsächlich am Hindukusch, westlicher Himalaya).




In welchen Ländern gibt es die Almwirtschaft noch?

Neben den Alpenländern Österreich, der Schweiz, Italien, den Alpenrändern Deutschlands wird auch in Frankreich Almwirtschaft betrieben, länderübergreifend mit Spanien und Andorra in den Pyrenäen. In den Kaparpaten gibt es vor allem in den Ländern Polen und der Slowakei, aber auch in Rumänien Almwirtschaft. In unserem Nachbarland Slowenien wird sie ebenso betrieben. In Norwegen, Schweden, Finnland, Island findet man die Almwirtschaft genauso wie im Kaukasus und in Schottland, Irland und Wales. Unerwarteterweise findet man eine Form der Almwirtschaft auch am afrikanischen Kontinent: nämlich bei den Berbern im Atlasgebirge.




Frankreich

Ähnlich wie in den Alpen anderer Länder praktizieren auch französische Landwirte die Almwirtschaft in den Bergregionen, um ihre Viehherden im Sommer auf die Almen oder Bergweiden zu bringen. In Frankreich wird die Almwirtschaft sog. "l'agriculture de montagne" (Berglandwirtschaft) bezeichnet.


Almen gibt es in Frankreich nicht nur in den Alpen, sondern auch im Elsass, die Hütten heißen hier "Ferme Auberge". Hier abgebildet sind Almen im Bereich Goldbach-Altenbach.


In den französischen Alpen, aber auch im Elsass gibt es eine Vielzahl von Almen, auf denen vor allem Schafe, Kühe und manchmal auch Ziegen weiden. Die Tiere grasen während der wärmeren Monate auf den höher gelegenen Almwiesen, da diese eine reichhaltige Vegetation bieten. Im Winter werden die Tiere wieder ins Tal gebracht, wo sie in Ställen gehalten und mit Heu und anderen Futtermitteln versorgt werden.




Spanien

Über das verbindende Gebirge der Pyrenäen über Frankreich und Andorra wird auch in Spanien Almwirtschaft betrieben, die als "ganadería de montaña" oder "pastoreo de montaña" bezeichnet wird. Ähnlich wie in den Alpen praktizieren die Bauern in den Pyrenäen die Almwirtschaft, um ihre Viehherden auf den höher gelegenen Almen oder Bergweiden während der Sommermonate weiden zu lassen. Die Almwirtschaft in den Pyrenäen umfasst hauptsächlich die Haltung von Vieh wie Schafen, Ziegen und Rindern. Die Tiere werden im Frühjahr oder Frühsommer von den niedrigeren Höhenlagen in die höheren Bergregionen getrieben, um dort von der Bergvegetation zu profitieren. Der höchste Berg der Pyrenäen ist mit 3.404 Metern der Pico de Aneto. Außer den Pyrenäen wird auch in den Picos de Europa, der Sierra Nevada und anderen Gebirgszügen in Spanien Almwirtschaft betrieben.


Die Pico de Europa sind ein Nationalpark in Nordspanien, in dem auch Almwirtschaft betrieben wird. Die herrlichen Gipfel sind vom Atlanik aus zu sehen. Pferde und Rinder werden gern auf den pastos alpinos, den Almweiden gehalten.



Die Picos de Europa (spanisch für „Gipfel Europas“) sind ein Kalkstein-Massiv innerhalb des Kantabrischen Gebirges in Spanien. Es erstreckt sich über Teile der autonomen GemeinschaftenAsturien, Kastilien-León und Kantabrien. Auch dort wirt in einigen Bereichen Almwirtschaft betrieben.




Italien

In Italien gibt es abseits der Alpen Formen der Transhumanz im Apennin: Der Begriff "transumanza" - übersetzt "Transhumanz" oder "Wanderweidewirtschaft" - ist für die meisten Italiener nicht mit der im Alpenraum verbreiteten Almwirtschaft verbunden, sondern mit der saisonalen Fernwanderweidewirtschaft, die einst zwischen den Bergen der Regionen Abruzzen und Molise und den Weiden des Tavoliere in Apulien praktiziert wurde. Damals wanderten die Herden des Apennins im Herbst hinunter auf das viele Kilometer entfernte, fruchtbare Weideland der apulischen Ebene und kehrten im Frühling in die frischeren Berge zurück, um die Sommermonate dort zu verbringen. Die Apenninen sind das Gebirge, das sich entlang der gesamten Länge Italiens erstreckt. Es handelt sich um verschiedene Praktiken, die sich von der Almwirtschaft und der Welt der "malga" (Alm, Almhütte) deutlich unterscheiden. Das Fest, das mit der Transhumanz verbunden ist, zielt nicht nur auf die Wanderweidewirtschaft an sich ab, sondern vor allem darauf, dass Tiere und Menschen gesund und munter wieder nach Hause zurückkehren.




Karpaten

Die Karpaten sind ein langgezogener Gebirgszug, der sich über mehrere Länder in Osteuropa erstreckt. Anteil an den Karpaten haben in erster Linie Polen, die Slowakei, die Ukraine und Rumänien sowie in geringen Teilen bzw. über die Ausläufer Österreich (nahe der Grenze zur Slowakei), Tschechien, Ungarn und Serbien. In den Karpaten wird Almwirtschaft vor allem in den südöstlichen Ausläufern praktiziert, aber auch in den Ostkarpaten.


Handelswege kreuzten dank der zahlreichen Pässe die Karpaten seit alters her. Das unwirtliche Gebirge bot jedoch nur wenig Möglichkeiten für eine ständige Besiedlung. Bis Ende des 19. Jh. wurde überwiegend traditionelle Landwirtschaft mit Rinder- und Schafzucht betrieben. Die Wiesen in tieferen Lagen dienten der Heugewinnung; die Almen der Hochlagen wurden in den Sommermonaten von Hirten als Viehweiden genutzt. Vielerorts wurde die Krummholzstufe abgeholzt, um mehr Weideflächen zu erhalten. Hier entstanden meist magere Weiden. Die Almwirtschaft hat dazu beigetragen, die Waldgrenze in den Karpaten zu senken: In den westlichen Karpaten liegt sie bei 1.500-1.600 m, in den Waldkarpaten und den östlichen Karpaten bei 1.700 m und in den südlichen Karpaten bei 1.900 m. Die Karpaten sind insgesamt ein waldreiches und stark gegliedertes Gebirgsland mit vielen endemischen Arten.


Polonina ist die Bezeichnung für die baumlosen Gipfellagen der Waldkarpaten (Ostkarpaten), die in Polen, der Slowakei und der Ukraine/Russland als Bergweiden genutzt werden. Im Slowakischen wird der Name in der Mehrzahl (Poloniny) auch für die gesamten Waldkarpaten verwendet. Archäologische Forschungen haben eine neolithische Almwirtschaft in den Bieszczady-Wysokie (Polen) von 2200 bis 1700 v. Chr. nachgewiesen. Der Name Polonina leitet sich vom altslawischen Wort "plonina" ab, was "Einöde" oder "Wildnis" bedeutet. In den Südslawischen Sprachen bezeichnet das Wort "planina" allgemein ein Gebirge.



Almgegenden in den Karpaten: Von Taliakova Jezer nach Rázcesti im Traurigen Tal nahe der Tatliakova chata auf 1.393 m in der nördlichen Slowakei an der Grenze zu Polen; Mitte: PTTK-Herberge im Tal der fünf polnischen Teiche auf 1.669 m (Polen); rechts: Panorama von der Alm Polana Głodówka (Anwesen Bukowina Tatrzańska) auf die Gipfel des 76 km langen Hauptkamms der Tatra, von der Bielsker Tatra, Hohen Tatra zur Westtatra.



In der Geschichte der Hohen Tatra in Polen spielte die Almwirtschaft eine bedeutende Rolle. Während des Mittelalters kamen Hirten und Viehzüchter aus der Walachei in den Süden Polens und nutzten die Gebiete der Beskiden für ihre Almwirtschaft. Im Laufe der Zeit wurden auch die Täler der Westlichen Tatra und der Hohen Tatra für die Almwirtschaft genutzt. Die Almen wurden oft nach den Dörfern oder den reichen Hirtenfamilien benannt, die Eigentumsrechte an ihnen erwarben.


Die ersten Bauten in der Hohen Tatra waren Almhütten, die für Schäfer und Hirten auf den Almen errichtet wurden. Im 19. Jahrhundert begann der Tatraverein, die Almen aufzukaufen und unter Schutz zu stellen. Im Laufe der Zeit wurden einige dieser Hütten vom Tatraverein zu Berghütten für Bergsteiger umgebaut. Zudem entstanden religiöse Gebäude wie Wegkreuze, Kapellen und andere Bauten, die bis heute Teil der Kulturlandschaft der Hohen Tatra sind.


Hala Gąsienicowa ("Raupenhalle"?), Alm im Tatra-Nationalpark , Koscielec und Świnica im Hintergrund. Die Alm wurde im 17. Jahrhundert angelegt und war bis zur Gründung des Tatra-Nationalparks im Jahr 1954 in Betrieb. Eigentümer der Alm war bis 1700 und ab 1796 erneut die Familie Gąsienic aus Zakopane. Die Alm wurde später mehrfach geteilt. Als 1961 die letzten Eigentümer enteignet wurden, waren fast 400 Miteigentümer betroffen. (Bild von Aneta Pawska - Eigenes Werk)



Die Almwirtschaft in der Hohen Tatra endete in den 1960er Jahren, und viele Almen wurden inzwischen von der ursprünglichen Vegetation überwachsen. Dennoch sind immer noch Spuren der Almwirtschaft in der Hohen Tatra zu finden, wie alte Almhütten und die Namen der Bergwiesen.


Bilder: links: Dolina Pięciu Stawów Polskich ("Das Tal der fünf polnischen Teiche") Die Hala Pięć Stawów ("Fünf-Teiche-Alm"), früher eine ehemalige Hirtenalm in der polnischen Hohen Tatra, umfasste das Tal der fünf polnischen Teiche und das Roztoki-Tal. Die Gesamtfläche der Almbetrug etwa 1.628 Hektar, davon 370 ha Wiesen, 975 ha Ödland, 250 ha Bergkiefern und 33 ha Wälder. Im Jahr 1960 belief sich die Weidefläche (bezogen auf Schafe) auf 195 Tiere. Es handelt sich größtenteils um Hochgebirgsgebiete, die auf einer Höhe von 1. 625 bis 1.900 m über dem Meeresspiegel liegen. Das Roztoka-Tal wurde nur als Übergangsweide behandelt, wo die Herden im Frühjahr weiden ließen, als die Herde in das Tal der fünf polnischen Teiche getrieben wurde, und im Herbst, als die Herde die Weide verließ. Manchmal auch im Sommer, wenn Schnee fiel (was in dieser Höhe keineswegs ungewöhnlich ist), wurden die Herden zwangsläufig in dieses Tal gebracht; Mitte: Hütte auf der Lichtung Nowa Roztoka: Auf der Lichtung Nowa Roztoka gab es einen Hirtenstall, der bereits im 19. Jahrhundert erwähnt wurde und 1986 renoviert wurde. An einem großen Felsbrocken namens Bacową Wantą ("Hirtenwand") sollen die Hirten mit den Bauern die Rechnungen für die Weidezahlung abgerechnet haben; rechts: Wyżnie Solnisko ein Fluss im Tal der fünf polnischen Teiche in der Hohen Tatra. Der Name „Salzfässchen“ (solniczka) wurde verwendet, um Orte zu beschreiben, an denen Salz für die Weidehaltung von Rindern und Schafen in der Halle ausgelegt wurde.


Obwohl die Almwirtschaft in den Karpaten nicht so bekannt ist wie in den Alpen, ist sie dennoch ein wichtiger Bestandteil der Landwirtschaft und trägt zur Erhaltung der alpinen Kulturlandschaft in dieser Region bei. Die malerischen Landschaften und die traditionelle Lebensweise der Almwirtschaft ziehen auch Touristen an, die die Schönheit der Karpaten und die Authentizität des ländlichen Lebens erleben möchten.




Slowenien

Die Almen in Slowenien werden als wichtiges kulturelles Erbe angesehen und sind ein Symbol für Bewirtschaftung, Überleben und Kultur in den Alpen. Sie befinden sich in verschiedenen Regionen Sloweniens, großteils im Berggebiet im nordwestlichen Teil des Landes und im dinarischen Süden, in einer Seehöhe zwischen 750 und 2.000 Metern. Viele Almen werden von Weidegemeinschaften genutzt, wobei die Tiere zuerst auf den Heimweiden und dann auf die Almen getrieben werden.


Die Anzahl der Almen hat in den letzten 20 Jahren abgenommen, und es gibt derzeit 177 Almen mit einer Gesamtfläche von 9.348 Hektar. Die Anzahl der aufgetriebenen Rinder hat sich seit 2007 von 7.839 Großvieheinheiten auf 6.690 GVE reduziert.

Die Almwirtschaft trägt wesentlich zur Erhaltung der typischen traditionellen Landschaft bei und verbessert die Gesundheit des Viehs sowie den Lebensraum für Wildtiere und Pflanzen. Die Herstellung von Almprodukten ist ein wichtiger Beitrag zum Fortbestand der Almen.


Die Hochebene Velika Planina beherbergt eine der wenigen erhalten gebliebenen hochalpinen Hirtensiedlungen Europas, wo man die traditionelle Kultur der Almhirten kennenlernen kann. Die malerische Natur der Steiner Alpen (Kamniško-Savinjske Alpe) ist durchzogen von zahlreichen Wanderwegen, umfangreichen Weideflächen und Merkmalen einer Karstlandschaft wie Dolinen und Erdfällen. Benannt sind sie nach der Stadt Kamnik (dt. Stein in Oberkrain).


Velika Planina


Die Hirtensiedlung auf der Alm Velika Planina (deutsch: Großalm) wird Mitte Juni mit Kühen belebt. Die Hirten leben und sorgen während der wärmeren Monate für die Tiere in traditionellen "Hirtenhütten", die mit typischen Fichtenschindenln bedeckt sind. Die Preskar-Hütte beherbergt eine Museumssammlung (geöffnet von Juni bis September) und gelegentlich sind Milchprodukte, einschließlich des ortstypischen Käses Trnič, bei den Hirten erhältlich. Die Maria-Schnee-Kapelle, im Baustil der Almhütten errichtet, ist eine weitere Sehenswürdigkeit der Siedlung. Auf der Velika Planina sollte man die traditionelle Hirtenmahlzeit aus Sauermilch und Sterz probieren.


Auch in den Julischen Alpen wird Almwirtschaft betrieben. Das Gebiet am oberen Flusstal des Soca-Flusses ist das weiteste Weidegebiet innerhalb des Triglav Nationalparks. Bezüglich die Milchverarbeitung auf der Alm gehört das Land aber zu den bedeutendsten Weidegebieten in Slowenien. Es gibt heute noch 22 aktive Almen und Bergweiden, die sich auf ca.1.280 ha Weideflächen erstrecken. Auf elf Almen wird Milchvieh geweidet, aber nur noch auf neun Almen wird Milch zu Milchprodukten verarbeitet.


Die Kapelle Maria Königin des Friedens in der Uskovnica – am regnerischen Morgen – Südostansicht. Uskovnica ist eine Alm in der Pokljuka-Ebene in der Region Bohinj auf 1.136 Metern, die zum Dorf Srednja vas v Bohinju gehört. Der Großteil der Almhütten wird heute als Ferien- und Tourismusbetrieb genutzt.



Die Alm Za Črno goro (auch Ravharska Alm) nordöstlich von Tolmin gehört zu den mittelgroßen Almen. Sie ist von Entwässerungskanälen umgeben, damit das Wasser beim Regen nicht in den Bohinjer Tunnel fließen und den Bahnverkehr hindern würde. Im Jahr 1885 wurde auf der Alm die Mallnerhütte gebaut. Diese Hütte wurde während des Zweiten Weltkriegs niedergebrannt und leider nie erneuert. Als sie gebaut wurde, stieg der Interesse für den Besuch der Berge von Bohinj, insbesondere von Črna prst und Rodica. Einige alte Sennhütten stehen heute noch auf der Alm Za Črno goro. Bohinj, im Herzen des Nationalparks Triglav, galt jahrhundertelang als Sennerei-Zentrum.


Alm Za Črno goro



Durch die Wälder der Pokljuška Hochebene gelangt man zur über 100 Jahre alten Planina Zajamniki. Das ist eine Ansiedlung von mehreren Almhäusschen, die scheinbar wie am Schnürchen aufgereiht sind.

Die Alm Planina Zajamniki: Manche ältere Talbewohner verbringen etwa 8 Monate auf der Alm. Gegen Ende Oktober, wenn der Winter kommt, gehen sie zurück ins Tal, kommen aber wieder, sobald der Schnee weg ist.

Das Almdorf Planina Zajamniki




Schweden

In Schweden wird – in im überwiegenden Teil Skandinaviens – Almwirtschaft betrieben. Die Sennhütte heißt dort säter oder fäbod (von fä = (Rind-)Vieh und bod = Hütte). Als Säter wird auch die Bergweide, also Alm bezeichnet. Almenwesen ist in Nordschweden, Norwegen (wo es Setring genannt wird), Island und in Finnland bekannt


Unter Fäboddrift ("Almbetrieb") oder Fäbodväsen ("Almwesen") versteht man in Schweden den Betrieb von Milchvieh zur Sommerweide auf eine Alm, der sich entweder in Waldgebieten oder unterhalb eines Berges befindet. Die Rinder werden auf Koppeln oder Weiden gebracht, die weit entfernt oder relativ nahe an der eigentlichen landwirtschaftlichen Fläche liegen, wo sie im Sommer grasen. Stattdessen wurde das Ackerland für den Anbau von Feldfrüchten und Winterfutter genutzt. Ein Almgehöft besteht dabei aus einer Ansammlung von Gebäuden wie Hütten, Wohnhäusern und Kochhäusern und Wirtschaftsgebäuden, die normalerweise den Bauern eines bestimmten Dorfes gehören.


Säls Fäbodar in Dalarna


Charakteristisch für den Hofbetrieb ist die Verarbeitung der Milch vor Ort zu Butter und Käse, die leichter zu transportieren und bis zum Winter haltbar sind. Auch die Herstellung der „Lagermilch“ Langmilch, Tète, und die Herstellung von Hartkäse, Altkäse, ist einzigartig in Skandinavien.


Anhand anhand von Pollendiagrammen lässt sich erkennen, dass fäboddrift in Schweden und in der nordischen Region seit 4.000 Jahren Beweidung und Domestizierung bis zur Bergkette und zum Glösabäcken in Jämtland gab. Schriftlicher Quellen verweisen darauf, dass im Mittelalter eine Hochphase der Amlwirtschaft vorlag.


Die Tradition unterscheidet sich vom Pastoralismus (nomadische Viehhaltung wie Rentierhaltung), da sie zwischen festen Weiden stattfindet. Stattdessen findet die saisonalen Bewegung zwischen festen Sommer- und Winterweiden statt. Der Hauptunterschied besteht darin, dass bei der Stallhaltung das Vieh im Winter im Stall gehalten wird. Ein fäbodvall war ein Sammelplatz für die Weidetiere und ihre Jungen, die während des Sommerhalbjahres frei oder in Herdenhaltung auf dem Gelände und/oder in dessen Umgebung grasen durften. Schwedische Ortsnamen mit den Endungen -vallen und -bodarna beziehen sich häufig auf alte Gehöfte im Zusammenhang mit föboddrift.


Hedbodarna (auch Äðbuðär in Älvdalen genannt) ist eine Alm in Älvdalen (Dalarna). Die Hedbodas waren während ihrer gesamten Existenz Langhäuser. Die Hedbodarna sind historische Hütten in der Gemeinde Älvdalen, Schweden, die erstmals 1663 erwähnt wurden. Sie dienten als Sommerweiden für Bauern aus verschiedenen Dörfern. Der Betrieb wurde in den 1880er und 1890er Jahren modernisiert, aber 1914–1915 aufgegeben. In den 1940er Jahren erfolgte eine Renovierung, und der Betrieb wurde wieder aufgenommen, aber 1948 endgültig aufgegeben. Der Name "Hedbodarna" leitet sich vom Altnordischen "-höd" oder "-häd" und "-heiðr" ab, was "ebener auf dem Gebirgsrücken gelegener Teil der gemeinen Mark, Hochebene, Heide, Feld" bedeutet.


Der Stallbetrieb war in der Vergangenheit eine notwendige Ergänzung zum Betrieb auf dem heimischen Bauernhof, der in der Regel nicht die im Laufe eines Jahres benötigte Heumenge liefern konnte. Vor allem Bergbauern waren in der Regel auf mehrere Weiden angewiesen, um den Weidebedarf zu decken. Das Typische im südlichen Jämtland war zum Beispiel, dass es auf einem Bauernhof einen Buvøall (fäboddyll) und einen Laongbuvøall (långfäboddyll) gab, wobei letzterer weiter entfernt lag und während der zweiten Hälfte der Hütesaison genutzt werden konnte. Das Fahren des Heus vom Gehöft zu den Scheunen wird in Jämtland buføring (Stallfahren) und der Rückweg heimbuføring (Heimfahren) genannt. Die Wortform boom im Ausdruck in boomist nichts anderes als die Pluralform des Dativs von bu (bod), d. h. i boom entspricht auf Schwedisch „in den Schuppen“.


Eine Alm wurde oft von mehreren Höfen desselben Dorfes gemeinsam genutzt, aber jeder Hof hatte seine eigene Gruppe von Häusern und Hütten am Rande der gemeinsamen Weide, den Avradslanden. Nach dem abendlichen Melken wurden die Kühe normalerweise in einem Sommerstall (søammarfeus oder sommarfjøs) untergebracht, wo sie sich nachts vor der Hitze, Mücken und Raubtieren ausruhen konnten. Waren früher die Insekten zu lästig, wurden sogenannte Mottenfeuer angezündet, also kleine Feuer in Dosen mit feuchtem Moos darauf, damit in den Scheunen eine gute Rauchentwicklung herrschte.



Bodeland

Dss Bodeland war eine häufige Ergänzung zum eigene Hof. Ähnlich wie auf der Alm gab es am bodelandgård (Hüttenhof; Nebenhof) Holzhäuser, Wiesen und Felder. In der Regel zog der gesamte Haushalt im Frühjahr und Herbst auf die Hofweide, während im Sommer die Alm genutzt wurde. Manchmal wurde das Gehöft im Zusammenhang mit Erbschaften in einen eigenen Bauernhof umgewandelt. Das Bodland-System existierte in vielen Teilen von Hälsingland, war jedoch in den Gemeinden Bjuråker, Delsbo, Järvsö und Ljusdal am weitesten verbreitet.



Der Hof "Karls i Bondarv" in Järvsö ("Karl in Bondarv"). Die Namensgebung erinnert an alte Hofnamen in der Steiermark, , wie sie in den Pfarrmatriken angeführt sind, wo etwa ein Hof "Hanns in Kronegg" heißen könnte. Der Hof "Karls in Bondarv" ist einer jener großen Höfe. Der Hof ist nach Karl Karlsson aus Hamre benannt, der gegen den Widerstand seiner Familie Märit Hansdotter, die Erbin des Hofs, geheiratet hat. Seit dem 16. Jahrhundert war der Hof im Besitz derselben Familie bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Gebäude des Hofes gruppieren sich um den Innenhof. Das Herrenhaus im Norden stammt vermutlich aus dem 17. Jahrhundert. Die Deckenhöhe wurde später erhöht, wahrscheinlich Ende des 18. Jahrhunderts. Das Alltagsgebäude im Osten wurde um 1800 zweigeschossig erbaut und enthielt einen großen Raum, einen Schlafboden für Mägde und Bedienstete sowie einen Portlider in der Mitte. Die Männerhütte im Norden erhielt später einen Brückengiebel im Järvsö-Stil und wurde 1806 mit neuen Wandgemälden geschmückt. Im Jahr 1833 wurde in einer der Kammern ein traditionell dekoriertes Schrankbett installiert, das im Zusammenhang mit einer Hochzeit auf dem Hof stand. Im Westen gibt es einen Stall mit Gewächshaus und Geräteschuppen, der aus dem späten 18. Jahrhundert stammt, sowie im Süden ein Gebäude mit Tierställen, einer Bäckerei und Räumlichkeiten für Handwerksbetriebe. Außerhalb des Hofes gibt es eine Scheune, ein Lagerhaus und eine Sauna. Karlsgården vermittelt einen Eindruck davon, wie die Höfe gestaltet waren, bevor sie bebaut, ergänzt und rot gestrichen wurden. Als die anderen Höfe wieder aufgebaut wurden, behielt Karls seine alte Tracht.


Unter anderem in der Gemeinde Järvsö in Hälsingland besaßen reiche Bauernhöfe bis einschließlich Anfang des 20. Jahrhunderts Hüttenhöfe. Diese hatten ungefähr die gleiche Funktion wie Gehöfte in Dalarna, mit dem Unterschied, dass solch ein Nebenhof nicht immer mit jemandem geteilt wurde, sondern in Alleinbesitz standen. Ein Nebengehöft konnte nur eine kurze Distanz (halbe Meile = etwa 800 Meter) vom Hauptgehöft entfernt sein.


Die Ursprünge des Bodlands lassen sich auf das Mittelalter und die Erwähnung von Bauern zurückführen, die ihre Tiere zwischen verschiedenen "Bols" bewegten. Wenn auch die ersten eindeutigen Beweise für ihre Existenz erst in den Grundbüchern der 1640er Jahre auftauchen, war das System bereits früher weit verbreitet. Ab dem 18. Jahrhundert gibt es ausführlichere Beschreibungen. In "Delsboa Illustrata" gibt Propst Lenaeus bekannt, dass jeder Bauer in der Gemeinde für jede Kuh, die er besitzt, drei Ställe haben muss: einen auf dem Gehöft selbst, einen auf dem Hüttenhof und einen auf der Alm. Olof Broman beschreibt in "Glysisvallur", was Bodland ist, aber er scheint sowohl Fäbodvallar als auch Bodland gleichermaßen als Fäbodar zu bezeichnen. In einer Abhandlung aus dem Jahr 1772 wird beschrieben, wie einige Gehöfte im südlichen Hälsingland ihre Anbauflächen ausweiteten und zu dauerhafteren Wohnsitzen und manchmal zu eigenen Steuersitzen wurden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der größte Teil des Bodlandlandes abgetrennt und in unabhängige Bauernhöfe umgewandelt worden.


Die Hüttenhöfe waren in der Regel zwischen einer halben und einer Meile vom Gehöft entfernt, während die Entfernung zur Alm noch eine oder mehrere Meilen betragen konnte. Bei Bauernhöfen, die in einer Ansammlung von Dörfern lagen, mussten die Gehöfte und Hüttenhöfe nicht zwangsläufig nebeneinander liegen, sondern es konnten hier neue Konstellationen von Haushalten entstehen. Die Waldbeweidung durch Bodland- und Hofalmen veränderte über lange Zeiträume die Flora und Fauna des Waldes. In der dichten Waldlandschaft wurden Lichtungen angelegt, die Waldpflanzen wurden durch verschiedene Kräuter und Gräser ersetzt. Die Tiere grasten unter anderem Mariendistel, Frühlings-Segge und Wolfsmilch sowie Blätter von Bäumen und Sträuchern. Einige Arten wie der Zitronenfalter, Steinpilz und die Grasmücke wurden häufiger, ebenso wie verschiedene Waldvögel.


"Grejsans fäbodar" in Dalarna ist eine bewirtschaftete Alm, auf der einheimische Ziegen und Schafe gehalten werden. In der Vergangenheit gab es in Schweden etwa 20.000 Almdörfer, in die die Tiere im Sommer gebracht wurden. Dieser Sommeraufenthalt war für die Tiere sehr wichtig und sie wurden von Hirten und Frauen betreut. Die Tiere spielten eine bedeutende Rolle bei der Pflege der Landschaft, indem sie diese vom Unterwuchs befreiten.


Das Motiv für den Besitz einer Bodeland-Farm war im Grunde das gleiche wie das Motiv für eine Almhütte. Es war einfacher, das Vieh zu bewegen, als das Futter zum Haupthof zu transportieren, und die größeren Bauernhöfe verfügten über reichlich Wald, der für Holzhäuser genutzt werden konnte, die nur einen Teil des Jahres genutzt wurden. Einige der Gehöftshöfe entwickelten sich nach und nach, beispielsweise durch Erbschaften, zu eigenständigen Höfen.



In Uppland funktionierten das Hüttenwesen etwas anders. Das beste Land war bereits zu Beginn des Mittelalters mit Siedlungen besetzt. Die Hütten hier wurden zu einer Möglichkeit, weiter entfernte Sumpfgebiete als Weideland zu nutzen. An den Hütten wurde gemäht, aber sie entwickelten sich nie zu häuslichen Hütten wie in Dalarna. Das Heu wurde von der Hütte nach Hause zum eigenen Bauernhof gebracht.


So haben die Frauen Kühe und Ziegen gemolken, Käse hergestellt und Butter geschlagen. In vielen Fällen befand sich am Hofrand auch eine Küche, in der Kjesmus, Grynost, Messbutter und dergleichen hergestellt wurden. So bestand ein wichtiger Teil der Arbeit in den Hütten daher darin, die Produktion der Tiere in Waren umzuwandeln, die für den Winter aufbewahrt werden konnten. Ein häufiger Anblick in den Hütten waren deshalb große Töpfe, in denen Milch zusammengekocht wurde, um sie wie oben in verschiedene Milchprodukte umzuwandeln. Die fertigen Milchprodukte wurden im Keller gelagert, bis sie nach Hause ins Dorf transportiert werden konnten. An einigen Almen gab es auch Scheunen zur Lagerung von Salz und Kleidung. Die Hüttenfrauen selbst lebten oft in einfachen Holzhäusern mit Öfen.


Gärdsgården rund um Ruvallens Hütte in Härjedalsfjällen (Bergland)


Fäbodvallar (Almweiden) waren in Dalarna, Hälsingland, Härjedalen, Ångermanland, Jämtland, Medelpad und im übrigen Norrland bis etwa zur Zeit des Zweiten Weltkriegs in großem Umfang im Einsatz. Aus den Hüttensiedlungen sind Ortsnamen entstanden, die die Ortsnamensuffixe „bodarna“/buan“, „sätern“ oder „vallen“ enthalten. Weiter hinten gab es jedoch auch in anderen Teilen, hauptsächlich in Mittelschweden, viele Hütten.


Myrbodarna in Härjedalen. Die Sommerweide wird bis Oktober durchgeführt. Auf der Alm wird die Milch der Kühe und Ziegen zu Butter, Käse und Kondensmilch verarbeitet.



Heutzutage wird die Hüttentradition auf einem Abschnitt vom nördlichen Dalarna über Härjedalen bis nach Jämtland auch für den Tourismus beibehalten. Die meisten dieser fortbestehenden Almen werden von Menschen mit einer tiefen und starken Hüttentradition innerhalb von Familien und auf Gehöften genutzt. Der Hüttenbetrieb hat eine besondere Kultur hervorgebracht, die Hüttenkultur, die alles vom Kochen bis zu Traditionen, Aberglauben und Musik umfasst. Die Fäbodskultur ist ein wichtiger Teil der schwedischen Volksmusik, einschließlich der dort verwendeten Lieder. Die Musik heißt Vallmusik und wurde sowohl zum Nutzen als auch zum Vergnügen verwendet, d. h. sowohl als Gebrauchsmusik als auch als Freizeitmusik.


In Schweden hat die Almenkultur vor allem im nördlichen Dalarna, Härjedalen sowie im westlichen und südlichen Jämtland ihr Kerngebiet. Im weiteren Sinne werden auch Värmland, andere Dalarna, andere Jämtland, Hälsingland, Medelpad, Ångermanland und Västerbotten abgedeckt, Norrbotten und das südlichste Lappland. Manchmal spricht man vom Fäbodgränsen als einer kulturellen Grenze, die Nord- und Südschweden trennt.


Bastbergets Fäbodvall in der Gemeinde Gagnef in Dalarna war im 19. Jahrhundert mit 100 Haushalten und fast 600 Tieren der größte Skandinaviens. Seit über 450 Jahren gibt es hier einen kontinuierlichen Hüttenbetrieb. Heute gibt es rund 150 Bauernhöfe, verteilt auf fünf Hüttendörfer.

Bastberget ist eine der ältesten und größten Fäbods Skandinaviens und betreibt seit 450 Jahren ununterbrochen eine Sommerviehwirtschaft. Die lange Almweide mit rund 150 Gebäuden macht Bastberget zu einem Juwel. Bastberget wurde erstmals 1550 schriftlich erwähnt.


Heute gibt es in Schweden weniger als 200 Hütten mit Viehbesatz.




Norwegen

Auch in Norwegen gibt es nach wie vor ein ausgeprägtes Almenwesen. Dort heißt die Alm seter oder sæter ( veraltete Schreibweise ), vom altnordischen sætr, setr, was „Milchland, Bergweiden; Wohnort, Sitz; Untergang (der Sonne)“ bedeutet und auf den Begriff "Sitz" für die Basiseinheit (den „Hof“) in der norwegischen Form der Almwirtschaft zurückgeht. Das Wort „Seter“ ist mit dem Verb „sitzen“ verbunden. Diesen Ausdruck gibt es auch im Deutschen, wo mittelalterlichen Pfarrmatriken etwa zu entnehmen ist, dass zum Beispiel der "Bauer Hanns, Sohn des Ulrich Geyer, auf dem Hof Nickl auff dem Stein sitzt" (frei erfundenes Beispiel in Anlehnung an die tatsächliche Form). Daher kommt auch der Begriff "Besitzer".


Ein bzw. eine seter ist eine saisonal betriebener Hof zur Viehhaltung in abgelegenen Gebieten entsprechend der Almen; eine Siedlungsart, die entstand, um Weideland in Gebieten zu nutzen, die für eine ganzjährige Besiedlung nicht geeignet waren. Die setra gehört zu einem Hof, der normalerweise in tieferen Lagen liegt, wo die Saison länger ist. Unter setring oder seterdrift versteht man die Nutzung von Bergweiden oder Waldweiden, die so weit vom Hautpthof entfernt sind, dass das Vieh nicht an einem Tag hin- und hergetrieben werden kann. Ziel der Besiedlung ist die Nutzung von Weideland auf einer größeren Fläche und in Gebieten, die keine Möglichkeit einer dauerhaften Besiedlung bieten. Die Milchproduktion und die Verarbeitung zu haltbareren Produkten waren für alle Sennereibetriebe von zentraler Bedeutung.


„En Aften ved Sæteren“ (Ein Abend auf der Alm), Lithographie von Knud Bergslien für Norske Folkelivsbilleder aus dem Jahr 1858. Das Motiv ist eine nationalromantische Darstellung des traditionellen norwegischen Sed-Lebens (Almlebens) im 19. Jahrhundert. Aus der Nationalbibliothek Norwegen.


In Westnorwegen wird "seter" oder "støl" (= Alm oder Almhaus) verwendet, um sich auf das zu beziehen, was in Ostnorwegen und Trøndelag als "setergrend" oder "seterlag" bezeichnet wird, d. h. eine Ansammlung von Hütten und anderen Bauernhäusern, die zu mehreren Höfen und in einigen Fällen auch zu mehreren Katasterhöfen gehören. Dort war es üblich, dass Bauernhöfe mit kargen Almen in der Nähe Plätze in einiger Entfernung führten, oft musste das Vieh auch mit dem Boot weit transportiert werden. „Støl“ ist besonders in Westnorwegen und in den Bergdörfern von Agder im Süden bis Gudbrandsdalen im Norden verbreitet.


Alte Almhütten in Urasætra, Nordangsdalen, More und Romsdal, Norwegen. In Urasætra und Stavbergsætra wurden die Häuser zum Schutz vor Erdrutschen in den Boden und aus Stein gebaut.

Die Alm Urasætra Nordangsdalen ist bewirtschaftet, wie an den Rindern zu erkennen ist.


Die Ortsbezeichnung Urasætra lässt sich vom norwegischen Toponym ur, ura, uri, ebenso wie urd, urda, urdi (= steiniger Hang", "steiniger Abhang", "Geröllfeld") und sætra für Alm herleiten. Ob damit auch der Kanton Uri in der Schweiz sprachlich verwandt ist, ist schwer zu sagen. Das Wort Uri in der Schweiz wird zumeist darauf begründet sein, dass der Kanton Uri einer der drei Urkantone der Schweiz ist, genauso gut ist es möglich, dass Uri ebenfalls toponymisch abgeleitet ist.


Oben, v.l.n.r.: Altes Almhaus in Ringbu, ca. 1730, renoviert; Stølsheimen, Almhaus von Solrenningane; Almdorf in Valdres. Unten: Hütten in Mostien, Trøndelag; Rakssetra in Loen; Baurest einer Almhütte am Byrkjedalsstølen im Rogaland (Südwestnorwegen). Dort sind die Überreste der alten Stølhäuser nach wie vor sichtbar. Auf dem Stølen befanden sich drei Støls-Hütten, und auch in Byrkjedal waren solche Häuser bis etwa in die 1890er Jahre vorhanden. Die Kühe wurden den steilen Hügel bei Ausdalstjødna hinaufgetrieben, und obwohl der Anstieg steil ist, haben die Kühe es geschafft, diesen Ort zu erreichen. Der schnellste Weg zum Byrkjedalsstølen führt über das Urdalen, aber vermutlich ist dieser Pfad für Kühe nicht passierbar.



In Valdres allein gibt es ungefähr 300 bewirtschaftete Almhöfe, mehr als in irgendeiner anderen Region Skandinaviens, und dementsprechend prägen sie die norwegische Fjell- und Kultur­landschaft.


Die meisten Almgebäude in Norwegen sind wie auch am europäischen Festland aus Holz erbaut, oft mit Steinsockel oder Holz, und haben häufig Grassodendächer. Almhütten gibt es im Landesinneren von Jotunheimen bis an die Küsten. Oft kann man einen herrlichen Blick von oben in die Fjorde genießen. Auf auf den Sommerweidehöfen bzw. Almen gab es oft zwei oder drei Sommerweiden, die im Sommer abwechselnd genutzt wurden, so dass das Gras inzwischen wieder nachwachsen konnte.


Diese Art der Landwirtschaft kann durchaus bis in die Wikingerzeit zurückreichen. Ihre Blütezeit erlebten sie im Mittelalter und bis um 1900, als in den Tälern größere Sennereien entstanden. Diese Almen waren für die Gemeinden in den Bergen von größter Bedeutung.


Über Jahrhunderte hinweg waren die Bergweiden im Sommer ein wesentlicher Bestandteil der norwegischen Landwirtschaft. Zu dieser Zeit gab es im ganzen Land über 100.000 Bergbauernhöfe. Dank der Berglandwirtschaft konnten die Bauern das gesamte Grasland nutzen. Oftmals besaßen die Bauern mehr als einen Bergbauernhof.


Während des gesamten Sommers waren Sennerinnen damit beschäftigt, die Bergweiden zu betreuen. Sie molken Kühe und Ziegen, stellten Käse her, schlugen Butter und kümmerten sich um die Tiere im Allgemeinen. Die produzierte Milch wurde in der Region verkauft, um andere Produkte wie Käse, Butter, Sauerrahm und "Prim", einen weichen Käseaufstrich, herzustellen.


V.l.n.r: Herdalssetra in Norddal in Sunnmøre, Fjord Norwegen​: Der schöne Bergbauernhof Herdalssetra ist seit mehr als 300 Jahren durchgängig in Betrieb. Er umfasst 35 große und kleinere Bauernhäuser und beherbergt 400 Tiere. Produziert werden weißer und brauner Käse sowie aus Ziegenmilch hergestellte Karamellen. Im Sommer werden im Café traditionelle Gerichte wie Rømmegrøt (Sauerrahmbrei) und Pökelfleisch serviert; Mitte: Ziegen und Rinder auf einer Alm in Valdres: Auf der Nordseite von Vangsmjøsa in Vang in Valdres liegt die Stølsgrenda Sanddalen mit sechs Hütten. Auf einem davon wurde 1996 der Stallbetrieb mit Kühen und Ziegen wieder aufgenommen. Der Stølen wird auf altmodische Weise mit Handmelken, Rühren in einem Holzfass und Käseherstellung mit Holzfeuerung betrieben. Werkzeuge und Methoden sind größtenteils noch so, wie sie waren, als die letzte Budeia in den 60er Jahren ihren Betrieb schloss. Heute wird der Betrieb von einem persönlichen Interesse an Kultur, Tradition und Natur geleitet. Verkauf von Sauerrahm, Bergbutter, Naturkäse und Tafelkäse.; Schafhaltung bei Stølsheimen. Stølsheimen ist bekannt für seine traditionelle Almwirtschaft, die über Jahrhunderte hinweg eine wichtige Rolle in der norwegischen Landwirtschaft spielte. Auf den Almen wurden Kühe und Ziegen geweidet. Die Geschichte von Stølsheimen reicht bis in alte Zeiten zurück, es lassen sich viele Spuren früher Nutzung durch Menschen finden. Hier gab es einst zahlreiche Støls-Häuser, in denen die Landwirte während der Sommersaison lebten, um ihre Tiere zu hüten und Milchprodukte herzustellen. Das Gebiet von Stølsheimen liegt südlich des Sognefjords. Die weitläufigen Almen haben der Gegend ihren Namen gegeben.



Heutzutage bieten etwa 700 Bergbauernhöfe in Norwegen authentische und unterhaltsame Aufenthalte auf dem Bauernhof sowohl für Kinder als auch für Erwachsene an.




Finnland

In Finnland erstreckt sich das Hüttenwesen über weite Teile des Landes, wobei Lappland sowie die südlichen und südwestlichen Küstengebiete Ausnahmen bilden. Die Kerngebiete der Hüttenkultur entsprechend der Almwirtschaft in Finnland befinden sich an der Westküste sowie in Savolax und Karelien.


Tagsüber durften sich die Kühe frei im Wald bewegen, sie grasten auf Sümpfen und Waldwiesen und gingen abends unter Anleitung der bellenden Kuh selbstständig nach Hause. Und es war die moderne Milchwirtschaft, die den Betrieb wachsen ließ.

– Ein völlig neuer finanzieller Spielraum entstand, als man die Milch an die Molkerei liefern konnte. Sie erwarben mehr Kühe und brauchten größere Flächen.


In Österbotten gab es südlich von Vasa, aber auch in Pedersörenejden eine reiche Hüttenkultur. Beispielsweise gab es im Fagerbacka-Bauernhaus in Purmo im Jahr 1920 acht Hütten und neun Bauernhäuser. In den Hütten gab es normalerweise speziell eingestellte (oft junge) Frauen, die Hüttenmädchen und Mägde oder wie in Jämtland und Härjedalen Butaus („butøuser“) genannt wurden, die sich um die Hausarbeit kümmerten. Dies war teilweise auf das Gesetz zurückzuführen, das erwachsenen Männern das Hüten von Ziegen und Kühen verbot. Eine andere Erklärung war natürlich, dass viele der Arbeiten in einer Hütte die gleichen waren wie die Aufgaben, die Frauen normalerweise auf ihren heimischen Bauernhöfen erledigten, und dass die Männer zu Hause in der Landwirtschaft gebraucht wurden. Die schwedischsprachige Bevölkerung ließ sich ab dem 13. Jahrhundert an der Küste Österbottens nieder.


Doch im Jahr 1925 begann in Finnland, so auch in Purmo, das Zaungesetz in Kraft zu treten, das die Waldbeweidung praktisch unmöglich machte. Die Kühe mussten innerhalb von Zäunen gehalten werden, was zum Untergang der Hüttentradition führte. Die Hüttengebäude wurden entfernt oder verfielen.


Das Hüttendorf Fagerbacka in Finnnland, eine Hütte hat ein neues Dach erhalten.


In Österbotten beispielsweise, einer Region in Finnland, gibt es noch ein letztes verbliebenes Hüttendorf: Fagerbacka. Es liegt etwa fünf Kilometer von Purmo entfernt. Dieses Hüttendorf wurde von einem Verein renoviert und wieder neu aufgebaut

Heute kann Fagerbacka ganzjährig besucht werden.




Schottland, Irland und Wales

In Schottland, Irland und Wales existierte über lange Zeit ein Almwirtschaftssystem, von dem heute nur noch wenig bekannt und übrig ist. Obwohl sich die Regionen im Detail voneinander etwas unterscheiden, liegt ihnen prinzipiell doch eines gemeinsam zugrunde: Wie in den Alpen diente die Weidewirtschaft des Sommers, die darin bestand, die Tiere auf die Hochebenen und Highlands zu treiben, dazu, in den niedrigeren Lagen genügend Winterfutterreserven über den Sommer zu schaffen und den Tieren eine gesunde Weide mit Kräutern zu gewähren.



Einst gab es dort sehr alte Tradition, wenn die Tiere nach dem langen Winter zum ersten Mal auf die Hochweiden getrieben werden, die den Viehsegnungen und verschiedensten Bräuchen vor dem Auftrieb in den Alpen sehr ähnlich sind. Wölfe, Bären, Wildkatzen, Adlern und nicht wohlgesonnene Nachbarn – sie alle sind ihre Feinde, wenn sie dort oben sind. Sie müssen gemolken werden, um einen Wintervorrat an Käse anzulegen und vor Schaden und Unheil bewahrt bleiben. Daher sind viele Bräuche, wie die Feste von Beltane und Samhain, eng mit dem Auftrieb verbunden. Wenn die Tiere vor dem Auftrieb, wie es früher geschah, durch Feuer getrieben werden, um gefeit zu sein, ist dies eine Form der rituellen Reinigung des Viehs und soll Gesundheit und Segen bringen. Auch in den Alpen gibt es etwa zu Johanni den Brauch des Feuerspringens zum Feien vor dem Bösen, und auch Nutztiere sollten vor Schaden bewahrt werden, ja bekannt, dass im Hochsommer gern Seuchen bei Menschen und Tieren auftreten. Rauch und Feuer wurden als bewährtes Mittel dagegen angewandt.




Schottland

„Shieling“ bezeichnet eine Hütte oder Ansammlung von Hütten, einen Sennenweg (Schottisch -Gälisch : Airigh), auch sheiling, shealing und sheeling genannt, in wilden oder einsamen Orten in den Hügeln und Bergen von Schottland und Nordenglands. Das Wort wird auch für eine Bergweide zum Weiden von Rindern im Sommer verwendet.


Geschichtliches

Der Begriff shieling ist schottisch und bezeichnet ursprünglich eine Sommerwohnung auf einer saisonalen Weide hoch in den Hügeln, insbesondere für Hirten, und bedeutet später ein substanzielleres und dauerhafteres kleines Bauernhaus aus Stein. Die erste aufgezeichnete Verwendung des Begriffs stammt aus dem Jahr 1568. Der Begriff stammt von shiel, aus dem nördlichen Dialekt, mittelenglisch bildete sich schele oder shale, wahrscheinlich ähnlich dem altfriesischen Skul, was Versteck, Unterstand, Stall bedeutet, und dem altnordischen skjōl, was Schutz“, „Obdach, Zufluchtsort, Schuppen“ bedeutet. Damit verwand skāli bedeutet „Scheune“, „Trinkhalle“, „Hütte“. Das deutsch Wort „Schild“, das auch mit „Schale“, „Schutz“, „Schirm“ und „shelter“, „shell" (engl.) vewandt ist, stammt auch davon ab.


Dabei zu beachten ist, dass Teile Schottland, wie etwa die Isle of Lewis, bis zur Schlacht von Largs (1263) zu Norwegen gehörte. Zuvor standen die westschottischen Inseln, zu denen die Isle of Lewis gehört, seit dem 9. Jahrhundert unter norwegischer Oberhoheit. Weitere Teile der Hebriden, insbesondere die Äußeren Hebriden, sowie die Orkney- und Shetland-Inseln waren ebenfalls unter norwegischer Kontrolle. Die Hebriden wurden im 13. Jahrhundert schrittweise von Schottland erobert. Die norwegische Herrschaft über die Orkneys und Shetlands dauerte fast 600 Jahre und endete 1469, als sie an Schottland übertragen wurden. Die Isle of Man in der Irischen See war ebenfalls lange unter norwegischer Herrschaft und wurde im 13. Jahrhundert Teil Schottlands. So gibt es dort immer noch starke skandinavische Verbindungen hinsichtlich Sprache und Kultur, was sich in den oben genannten Herleitungen der Begriffe um sheiling widerspiegelt.


Sheilings aus dem 18. Jahrhundert auf der Insel Jura, aus Thomas Pennants Reise zu den Hebriden von 1776


Vor den Highland-Clearances praktizierten die Menschen in Schottland Almwirtschaft – sie bewegten ihre Herden im Sommer von den Gehöften zu höheren Weiden und brachten sie im Winter wieder in niedrigere Gebiete zurück. Die höheren Weiden waren oft entlang von Treibwegen angelegt und wiesen weniger solide „Hütten“ auf als die dauerhafteren Winterhäuser. Möglicherweise wechselten die Orte sogar jedes Jahr.

Exkurs: Highland Clearances

Die Highland Clearances könnte man als die „Räumung des Hochlandes“, gälisch: Fuadach nan Gàidheal, „Vertreibung der Gälischsprachigen“) bezeichnen. Die Vertreibung der ansässigen Bevölkerung im schottischen Hochland wurde zugunsten der flächendeckenden Einführung der Schafzucht, beginnend im späten 18. Jahrhundert bis zum Ende des 19. Jahrhunderts durchgeführt. Zugezogene englische Gutsherren und schottische Landbesitzer aus den Lowlands ließen ihre Verwalter, oft als „bailiffs“ bezeichnet, Land räumen. Betroffen waren einheimische Kleinbauern und Pächter, die oft seit Generationen dort lebten, als „crofters“ bezeichnet. Ganze Dorfgemeinschaften wurden aufgelöst, Hütten zerstört und einige Vertriebene gewaltsam deportiert. Das Land ging an Schafzüchter über. Die vertriebenen Kleinbauern hatten zwei Möglichkeiten: Entweder wurden sie auf minderwertiges Land umgesiedelt oder erhielten kleinere Bauernhöfe an der Küste. Allerdings reichte die Landwirtschaft in diesen Gebieten nicht aus, um die wachsende Bevölkerung zu ernähren. Daher wurden die Menschen ermutigt, sich dem Fischfang als neue Erwerbsquelle zuzuwenden. Ein Beispiel für die schlechten Bedingungen findet sich im Dorf Badbea in Caithness, wo die Wetterbedingungen so schlecht waren, dass die Frauen gezwungen waren, ihre Kinder und das Vieh während der Arbeit an Felsen oder Pfosten zu binden, um zu verhindern, dass sie von den Klippen geweht wurden. Einige Kleinbauern wurden auch direkt auf Auswandererschiffe verladen, die nach Amerika oder Australien segelten. Die Highland Clearances endeten 1886 mit dem Crofters' Holdings (Scotland) Act. Die Schafzucht wird noch heute oft als die „Geißel Schottlands“ bezeichnet.



Shielings

Bei den Inchnadamph Bone Caves in der dünnbesiedelten Region von Assynt in den Schottischen Highlands gibt es noch „shielings“, Reste sogenannter Weide-, wir würden sagen, Almhütten am Wegesrand. Ein shieling ist eine Hütte oder eine Ansammlung von Hütten auf einer saisonalen Weide hoch in den Hügeln, die einst an wilden oder dünn besiedelten Orten in Schottland üblich war. Die erste liegt kaum 200 Meter den Weg hinauf und wahrscheinlich weniger als 500 Meter von der Siedlung Stronchrubie entfernt. Die Begrenzungsmauer verläuft direkt durch das Tal und trennt Sommer- und Winterweide. Shielings waren auf den Inseln bis wahrscheinlich etwa Anfang des letzten Jahrhunderts alltäglich. In Gälisch sind sie bekannt als Airighean.


Die Shielings waren kleine, rustikale Häuser an den Hängen, in denen die Bauerngemeinschaften aus den Glens während der wenigen Sommerwochen lebten, in denen die Tiere von den üppigen Weiden hoch oben in den Hügeln über dem Ackerland auf dem Boden profitieren konnten. Sie brachten ihre Rinder und Ziegen zwischen Juni und August für mehrere Wochen auf die frische Weide. Durch die Nutzung verschiedener Böden konnte nicht nur das heimische Gras erholen, sondern es wurde auch dazu beigetragen, Krankheiten vorzubeugen, die durch einen Mangel an Spurenelementen in der Nahrung bei den Tieren verursacht wurden. Es besteht auch kaum ein Zweifel daran, dass die Hügel und Berge vor der Einführung großer Schafbestände in den schottischen Highlands ein viel reichhaltigeres Weideland boten als heute. Schafe weiden das Gras bis zu den Wurzeln ab, und durch diese Beweidung wird das Gras häufig zerstört, was zur Erosion des Bodens und zum übermäßigen Wachstum des modernen Fluchs der Bergbauern – des Adlerfarns – führt. Farn wurde in früheren Zeit aber auch als Einstreu für Tiere benützt, daher könnten die Samen des Farns an alten Siedlungsplätzen dort auch zu vermehrtem Wachstum geführt haben.


Das Schottische Hochlandrind in seiner ureigensten Heimat, den Hebriden: Das Schottische Hochlandrind, auch bekannt als Highland Cattle oder Kyloe, ist eine Rinderrasse, die aus dem Nordwesten Schottlands und den Hebriden stammt. Sie gilt als die älteste registrierte Viehrasse (seit 1884) und hat im Laufe der Jahrhunderte durch natürliche Selektion ihre charakteristischen Eigenschaften entwickelt. Diese Rasse zeichnet sich durch ihre Kleinwüchsigkeit, Robustheit und Langlebigkeit aus. Sie ist gut für die ganzjährige Freilandhaltung, selbst auf Böden, die für schwerere Rinder ungeeignet sind, geeignet. Das Schottische Hochlandrind kalbt leicht und benötigt oft keine menschliche Hilfe. Es produziert mittelrahmige Milch und cholesterinarmes Fleisch.


Die noch erhaltenen sheilings waren wahrscheinlich mit Torfmauern und -dächern errichtete Hütten, die an einigen Stellen mit Stein ergänzt wurden. Das alte Torfdach durfte vom Haus bei gutem Wetter entfernt und durch ein neues ersetzt werden. Zum Teil waren die Dächer auch nur aus Heidekraut. Heute sieht man selten mehr als ein Steinrechteck oder auch nur einen kleinen rechteckigen Wall, wo einst eine Gebäude stand. Oft gibt der von Farn bewachsene Boden einen Hinweis darauf, wo früher gearbeitet wurde. Andere Hinweise wie kleine Gehege und Steinhaufen belegen ebenfalls, dass Menschen hier einst gearbeitet haben.


Shieling, Zeit und Ort unbekannt


Die von den ursprünglichen Hochlandbewohnern gehaltenen Rinder und Ziegen grasten weniger zerstörerisch. Durch die gute Fütterung auf den hoch gelegenen Weiden wurden die Rinder schnell in einen erstklassigen Zustand gebracht, der für die Kühe, die zu den Herbstmärkten gebracht werden sollten, unerlässlich war. Im größten Teil des Loch-Lomond-and-Trossachs-Nationalparks scheint die übliche Zeitspanne, die man bei den Shielings verbracht hat, etwa 6 bis 8 Wochen gewesen zu sein. Die Bewohner der Sommerhütten waren fast ausschließlich Frauen und Kinder, denn nachdem der Umzug auf die Anhöhe vollzogen war, kehrten die meisten Männer zu den Gehöften zurück, um ihre Felder zu bestellen. In den Äußeren Hebriden waren es nur die Frauen und Kinder, die auf die sheilings gingen, während die Männer als Fischer auf dem Meer unterwegs waren. Hier gibt es noch viele sheilings, und die Leute benutzen sie manchmal als Wochenendhütten, oder zum Angeln etc. Für diejenigen, die bei den Shielings verblieben waren, signalisierten die bevorstehende Erntezeit und der bevorstehende Viehverkauf im Herbst die Rückkehr nach Hause.


Die spärlichen Ruinen eines shielings in Catlodge, in der Nähe von Laggan , markiert durch eine Grünfläche rund um das Gebäude, wo das Land gerodet wurde, das im Kontrast zum Heidemoor steht


Dem Aufenthalt der Frauen und Kinder im Hochsommer bei den Shielings ging ein Besuch der Männer voraus, um sicherzustellen, dass die Hütten in gutem Zustand waren, und um einen Stapel Torfrasen als Brennstoff anzulegen. Die für die Schutzhütten gewählten Standorte befanden sich ausnahmslos in der Nähe einer zuverlässigen fließenden Wasserquelle, jedoch an einem Ort, der hoch genug war, um keinen Sturzfluten nach starkem Regen ausgesetzt zu sein. Ob rund oder rechteckig, das dauerhafte Mauerwerk jeder Hütte (gelegentlich auch aus Torf) war auf ein paar Reihen freistehender großer Steine ​​beschränkt, meist auf einem gut durchlässigen natürlichen Hügel. Auf den niedrigen Mauern wurden meist nur für vorübergehende Nutzung erhöhte Pfähle aufgestellt, die eine Dacheindeckung aus Torfrasen oder Heidekraut stützen. Ein Loch im Dach an der höchsten Stelle diente dazu, den Rauch aus einer zentralen Feuerstelle abzuführen. Einige Hütten hatten an einer Seite ein Lagerfach, das dazu diente, den in den Hütten hergestellten Käse und die Butter vor der Hitze des offenen Feuers fernzuhalten. In anderen Fällen waren die Lagergebäude völlig getrennt und unterschieden sich nur durch ihre geringere Größe von den Wohnräumen.


Shieling Gruppe, Airigh a'Sguir: Airigh A’ Sguir auf der Hebrideninsel Lewis in Schottland ist eine Gruppe „Beehive Shielings“ (schottisch-gälisch Àirigh; auch spelt sheiling, shealing oder sheeling – dt. Bienenkorbhütten). Shielings sind im Sprachgebrauch der Inseln kleine Hütten aus Stein, bedeckt mit Grassoden oder Torf, die von Hirten saisonal genutzt wurden, die Tiere auf Hochlandweiden hüteten.

Die igluartigen Kraggewölbebauten aus Trockenmauerwerk am Loch a’Sguair sind möglicherweise sehr alt, obwohl sie bis zum Ende des 19. Jahrhunderts verwendet und repariert wurden.



Umgekehrt sind die Überreste eines Rinder- oder Ziegengeheges meist daran zu erkennen, dass sie größer als die Hütten sind. Am vereinbarten Umzugstag nahmen die Frauen ihre Kleidung, Decken, Spinnrocken (Spindeln) und Spinnräder zusammen mit Flachs und Wolle sowie einen Wochenvorrat an Haferflocken und Salz mit den notwendigen Kochtöpfen zu den Shielings mit. Außerdem benötigte man Melkhocker und Holzutensilien für die Herstellung von Käse und Butter – die einzig praktikable Möglichkeit, die Milch der Kühe und Ziegen zunächst aufzubewahren und dann nach Hause zu transportieren. Ein Aufenthalt bei den Shielings war auch eine Gelegenheit, Wildpflanzen zu sammeln, die in der Kräuterheilkunde verwendet wurden, und Flechten zum Färben von Wolle zu sammeln.


Inchnadamph Bone Caves in Assynt im Nordwesten Schottlands: Hier gibt es nahe der Höhlen einige Reste von shielings. Die Höhlen könnten als natürlicher Unterstand für Mensch und Tier gedient haben. Ihren Namen erhielten sie, nachdem bei geologischen Untersuchungen Ende des 19. Jahrhunderts Knochen von eiszeitlichen Tieren entdeckt worden waren. In den Wänden liegen vier größere und diverse kleinere Höhlen.Die durch Gänge miteinander verbundenen Höhlen bilden eines der größten Höhlensysteme Schottlands, dessen schmale Gänge und Spalten bis zu einen Kilometer in den Berg hineinreichen. In den Höhlen wurden etwa Rentierknochen im Alter von 47.000 bis 8.300 Jahren, der Schädel eines Eurasischen Luchses (der einzige Fund seiner Art in Schottland), sowie Knochenreste von Lemmingen, Polarfüchsen, Wölfen und Braunbären gefunden. Es gibt auch einige Bärenknochen, bei denen die Zuordnung zu Eisbären jedoch nicht sicher ist. Zusätzlich zu den Tierknochen wurden menschliche Überreste entdeckt, darunter ein Schädel, der offensichtlich beigesetzt wurde. Insgesamt wurden die Überreste von vier Menschen gefunden und mit der Radiokarbonmethode auf ein Alter von 4.515 bis 4.720 Jahren datiert. Es wird angenommen, dass die Höhlen temporär genutzt wurden, möglicherweise für die Jagd. Die jüngeren Tierfunde in der Höhle sind etwa 4.500 Jahre alt und deuten darauf hin, dass die Region in diesem Bereich früher bewaldet war.



Der Bothan war eine grobe Art von Bothy, um Kälber zu halten, bevor sie sich verirrten und irgendwo feststeckten. Als Bothy werden einfache Berghütten ohne Bewirtschaftung bezeichnet. Besonders weit verbreitet sind sie in den schottischen Highlands und Southern Uplands. Sie sind aber auch in den dünn besiedelten Bergregionen von Wales und Nordengland zu finden. Der Name stammt wahrscheinlich von dem gälischen Wort bothan oder dem Walisischenbwthyn ab, beides bedeutet etwa „kleine Hütte“An jedem Schieling befand sich ein langer Plattenstein, der aufrecht und fest im Boden stand, er wurde "clach tachas nam bo" (der Kratzstein der Kuh) genannt. Die Kühe kratzten sich nach dem Melken daran Nase und Hals.


Die ersten Behausungen in Lewis, bekannt als „Bothan“, wurden mit Kragsteindächern gebaut. Dies beschränkte die Größe der Gebäude auf relativ kleine Strukturen. Das spätere „Airigh“ (Mehrzahl: Airidhean) hatte typischerweise ein Fachwerkdach, das den Bau größerer Gebäude ermöglichte.


Die sheilings oder bothans dienten als vorübergehende Unterkunft und wurden nur in den wärmeren Monaten bewohnt. Vielleicht wurden sie auch von Reisenden als Schutz genutzt und könnten Vorläufer der heutigen Bergunterkünfte sein. Denn in Wintermonaten und bei Unwettern boten sie Wanderern und Vorbeiziehenden einen sicheren Unterstand. Am ehesten sind Bothies zu ihren Anfängen in ihrer Funktion und Nutzung mit Biwakschachteln in den Alpen zu vergleichen. Die Urform davon kann man in den Alpen im Ötztal unweit Ötzi, des Eismanns Fundort sehen: der Hohle Stein. Natürlcihe Steinformationen wurden und werden als Unterschlupf genützt, ebenso wie Höhlen.

V.l.n.r.: Der Hohle Stein: Nach dem Fund des "Ötzi" führte Dr. Leitner von der Universität Innsbruck weitere Untersuchungen durch. Er entdeckte, dass es im Ötztal noch andere steinzeitliche Jägerstationen gab, darunter den "Hohlen Stein" im Niedertal bei Vent. Der "Hohle Stein" liegt auf einer Höhe von 2.050 Metern und ist nur 10 Kilometer Luftlinie von der Fundstelle des "Ötzi" entfernt. Beim urzeitlichen Jägerlager ergaben die archäologischen Ausgrabungen, dass die früheste Nutzung dieser Station auf die Zeit um 7.600 v. Chr. zurück geht und belegt damit auch die erste Begehung des Rofentals durch den Menschen; Mitte: Ein alter Unterschlupf unter dem großen Stein, Kals am Großglockner, Österreich; rechts: natürliche Notunterkunft in den Schweizer Alpen, genauer Standort unbekannt.



In diesen höheren Lagen in den Highlands finden sich auch immer wieder Steinwälle und Trockenmauern, wie si auch von Irland bekannt sind. Es gab zwei Hauptgrenzwände – eine eher niedrige Mauer, die am oberen Rand der Crofts verlief, „garradh a' chruidh“, genannt „cachala“. Kühe würden hinter ihnen gehalten, aber gegen Schafe waren sie ziemlich wirkungslos. So gab es einen weiteren Mauerwall, der entlang der Grenze zwischen Land und Moor verlief. Dieser war eine viel umfangreichere Konstruktion und diente dazu, die Schafe im Sommer auf dem Moor zu halten.


Die Identifizierung dieser Sommerhütten ist auch nicht immer eindeutig. Diejenigen, die sich knapp innerhalb der Höhengrenze des Anbaus befanden, wurden manchmal zu permanenten Weiden ausgebaut, wobei die Feldfrüchte auf dem fruchtbarsten Boden angebaut wurden, wo das Vieh regelmäßig über Nacht gehalten wurde.

Gelegentlich findet man auf den Hügeln einzelne Schutzhütten, aber da sie einer Gemeinschaftsaktivität dienten, findet man sie meist in Gruppen. Ein „Sommerdorf“ – Auchengaich oder Field of the Mist – hebt sich von allen anderen durch seine außergewöhnliche Anzahl von mit Farn bedeckten Hüttenresten ab, insgesamt über 40.


Die wenigen Beschreibungen der Teilnahme an den Sommerfesten, die zu Papier gebracht wurden, bevor der Faden der lebendigen Erinnerung zerrissen wurde, scheinen allesamt zu bestätigen, dass es sich um einen mit Spannung erwarteten gesellschaftlichen Anlass handelte. Die Erinnerung der allerletzten Menschen in Schottland, die in ihrer Jugend mit den Tieren auf die oberen Weiden gezogen waren, sprachen in späteren Interviews mit Sozialhistorikern immer mit nostalgischer Wärme von ihren Erlebnissen bei den Shielings.



Shielings in historischen Aufzeichnungen

Es wurden Abhandlungen über die sozialen Aspekte des Lebens in den hochgelegenen Weiden geschrieben und um Bowden und Herring zu zitieren (freie Übersetzung):

„In einigen Fällen konnte die Transhumanz beinahe die ganze Gemeinschaft umfassen, die zu Beginn der Almbetriebszeit zu den Sommerweiden geht, um die notwendigen Strukturen zu reinigen, zu reparieren oder wieder aufzubauen, wobei die Mehrheit dann zur Talsiedlung zurückkehrt und eine kleine Gruppe zurücklässt – oft junge Frauen, aber manchmal auch ältere Frauen und Jungen –, um sich um die Tiere zu kümmern.“


Auf den heutigen Ordnance Survey-Karten von Loch Lomondside beziehen sich nur sehr wenige Ortsnamen speziell auf Shielings. Noch bevor die Feldoffiziere der Ordnance Survey Mitte des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal den Boden betraten, muss die lokale Erinnerung an viele Schutzorte sehr verschwommen gewesen sein, wenn nicht schon verschwunden. Ein positiver Hinweis auf ihre frühere Präsenz ist die Verwendung der beschreibenden Begriffe (in verschiedenen Schreibweisen) „shieling“ oder „shiel“ und des gälischen „airigh“ oder „airidhe“, die ursprünglich für das gesamte Weideland im Hochland und nicht nur für die Behausungen verwendet wurden.


Die wenigen Namen dieser Art in der Gegend von Loch Lomond, die zumindest bis zu den frühesten veröffentlichten Karten erhalten geblieben sind, sind:

· Shieling Burn, Luss Glen · Shiel Burn, Glen Falloch · Tom na h-Airidhe (Knoll of the Shieling), · Glen Fruin Airigh Sheilich (Shieling of the Willow), · Cashel Airigh a' Chaorainn (Shieling of the Rowan)



Ein Mann und eine Frau mit ihrem Korb überqueren den Cuisiadar-Fluss im Ness-Moor. Links im Bild ist eine Ziege zu sehen – ein ungewöhnlicher Anblick im Moor



Namen von Shieling Dörfern: Allt Ruigh Mhath, Strathavon – ‘The Burn of the Good Shieling’ Sròn na h-Airghe Diubhe, Argyll – ‘The Ridge of the Black Shieling’ Airighean Loch Sgarasdail, Lewis – ‘The Shielings of Loch Sgarasdail’ Airigh na Gaoithe, Lewis – ‘Windy Shieling’ Airidh-mhuilinn – ‘The Shieling of the Mill’ Airigh Fhionnlaigh, Skye – ‘Finlay’s Shieling’


Shieling-Hütte, Gearraidh Euscleit, Isle of Lewis Die 1852 vermessene OS-Karte der 1. Auflage zeigt, dass es entlang dieses Abschnitts von Gleann Euscleit fast vierzig Hütten gab. Das OS Name Book von 1848-1852 beschreibt sie als „im Allgemeinen in gutem Zustand“.


Der walisische Naturforscher Thomas Pennant (1726-1798) beschrieb in seiner Reise zu den Hebriden im Jahr 1772 (erstmals veröffentlicht 1776) den frühesten detaillierten Bericht über schottische Shielings (frei übersetzt):

„Ich landete auf einer Bank, die mit Sheelins bedeckt war, den temporären Behausungen einiger Bauern, die ihre Milchkühe hüteten. Diese bildeten eine groteske Gruppe; einige waren länglich, teilweise konisch und so niedrig, dass der Eintritt unmöglich ist, wenn man nicht durch die Öffnung kriecht, die keine andere Tür hat als ein dort platziertes Bündel Birkenzweige. Sie bestanden aus Ästen von Bäumen, die mit Grassoden bedeckt waren. Die Möbel bestanden aus einem Heidebett, auf eine Grassode gelegt, zwei Decken und einem Teppich. Einige Milchgefäße und darüber einige hängende Regale aus Korbgeflecht, auf denen der Käse, das Produkt des Sommers, aufbewahrt werden konnte. In einer der kleinen Kegelhütten habe ich ein schlafendes Kleinkind entdeckt.“

Original: “I landed on a bank covered with sheelins, the temporary habitations of some peasants who tend the herds of milch cows. These formed a grotesque group; some were oblong, some conic, and so low that the entrance is forbidden without creeping through the opening, which has no other door than a faggot of birch twigs placed there occasionally; they are constructed of branches of trees covered with sods; the furniture a bed of heath; placed on a bank of sod, 2 blankets and a rug; some dairy vessels; and above, certain pendent shelves made of basket-work, to hold the cheese, the product of the summer. In one of the little conic huts, I spied a little infant asleep.”

Shieling, historische Aufnahme



Das Ende der Shielings

Ein Grund für die Unklarheit bei der Datierung, wann die Behausung durch die örtlichen Gemeinden aufhörte, liegt darin, dass die Praxis manchmal durch die Besiedlung durch einen angeheuerten Hirten und seine Familie ersetzt wurde, die weitgehend den gleichen Lebensstil wie zuvor führten. James Hogg, der Schriftsteller Ettrick Shepherd, schrieb über einen solchen Fall nach seinem Besuch Ende Mai 1803 auf dem ehemaligen Shieling-Gelände an der Spitze von Glen Sloy; sein Ziel war es, einen Cousin aufzusuchen, der als Viehhüter für das Inveruglas Estate engagiert worden war. In neuerer Zeit wurden Schutzstellen vom Wasser der Stauseen Glen Finlas und Loch Sloy bedeckt, und es gibt mindestens einen Fall, in dem Hüttenwände beim Bau einer Bergstraße zerstört wurden. Es gibt auch Fälle von Verlusten durch Aufforstung, wobei sowohl Gruppen als auch einzelne Hütten durch das Pflügen von Hügeln beschädigt oder mit dicht stehenden Bäumen bedeckt wurden.


Die Praxis des shielings ist spätestens nach dem 2. Weltkrieg ausgestorben.




Irland

„Booleying“ wird in Irland die Almwirtschaft genannt. Bis zum frühen 20. Jahrhundert war es für die Menschen im ländlichen Irland üblich, im Sommer in die Berge zu ziehen.


Die Überreste eines Buaile (Booley) in Annagh auf Achill Island, Mayo, wo die Tradition des Booleying bis in die 1940er Jahre fortgeführt wurde. Foto aus den Ausgrabungsberichten der Achill Field School.


Es ist eine wenig bekannte Tatsache, dass es bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts im ländlichen Irland und Anfang des 20. Jahrhunderts in Teilen des Westens üblich war, dass die Menschen im Sommer in die Berge zogen. Diese Reisen wurden von Familien unternommen, die Rinder, in der Regel Milchkühe, besaßen, und ihr Ziel war es, den saisonalen Graswuchs zu nutzen, der ab Mai in Berggebieten stattfand.


Alte Mauern auf dem Coomkeen-Kamm zeugen von frühen Landteilungen


Es bot noch einen weiteren Vorteil: Durch die mehrmonatige Viehhaltung aus dem Tiefland konnten die Bauern auf ihren heimischen Höfen mehr Land für Ackerbau und Mähwiesen freimachen. Dieses hochentwickelte Landwirtschaftssystem war als „Booleying“ bekannt, das vom irischen Wort „buaile“ abgeleitet ist , was „Viehgehege“ oder „Melkplatz auf der Sommerweide“ bedeutet. Beispiele für irische Namen, die möglicherweise vom booley abgeleitet sind, sind Coill na Buailidh, Kilinaboley, Kilenabooley, Both Théith, Boheagh, Knocknaboley, Buaile h'Anraoi und Cnoc an tSamhraidh (was eigentlich Summerhill bedeutet – ein Ortsname, der ebenfalls mit der Almwirtschaft in Verbindung gebracht wird).


Die irische Form muss mit der schottischen in irgendeiner Form in Verbindung stehen: Wenn man sich die Ortsnamen mit dem Element Booly-(von irischbuaile), was einenOrt des Viehs unddes Melkens bedeutet, ansieht, ist dieser oft in höheren Lagen zu finden. Bothie kommt sicherlich von bothán, was Hütte bedeutet. Die Booley-Behausungen wurden oft botháin buaile oder Booleying-Hütten genannt, also besteht eine klare Verbindung (siehe auch Abschnitt Schottland).

Bothaigh wiederum sind Arbeiterunterkünfte für jene, die für die Bauern in Schottland arbeiteten. Es handelte sich dabei um Gemeinschaftshütten mit Koch- und Schlafplätzen, entsprechend Gesindehäusern.


Zuletzt wurde es in den 1940er Jahren auf Achill Island praktiziert, nachdem es im Laufe des 19. Jahrhunderts im Rest des Landes ausgestorben war.


Verlassenes Territorium: In den Hochmooren von Sheep's Head erzählen die Ruinen eines einfachen Häuschens in einer einsamen Schlucht von vergangenen landwirtschaftlichen Praktiken


Einer der Hauptaspekte des Booleying besteht auch in Irland darin, dass die Menschen für mehrere Monate in Gebiete umziehen mussten, die heute als abgelegene Moore und Gebirgstäler bezeichnet werden würden. Dabei ging es nicht nur darum, einen oder zwei Hirten zu schicken, um „das Vieh zu hüten“. Das Rückgrat dieses Systems war die Milchwirtschaft, so dass eine große Zahl von Menschen auf die Bergweiden ziehen und dort mindestens bis September bleiben musste, um täglich die Kühe zu melken und ihre Milch zu Butter zu verarbeiten. Diese Butter spielte im vormodernen Irland eine wichtige wirtschaftliche Rolle und half den Pächtern im 16. und 17. Jahrhundert, wachsende internationale Märkte zu erschließen.


V.l.n.r.: Eine Irin, die Vieh auf Achill Island, Co. Mayo, treibt (1900 - 1920), Bild: Reproduktion der National Library of Ireland); Mitte: eine kleine Hütte, die an einem Felsbrocken mit Blick auf das Bridia-Tal in Co Kerry errichtet wurde; rechts: eine Booley-Hütte, die bis etwa 1870 in Knocknascrow, den Galtee Mountains, genutzt wurde. (Bilder: Raidió Teilifís Éireann)


Auf vielen Hügeln Irlands kann man heute noch die physischen Überreste dieser außergewöhnlichen Lebensweise sehen. Die Hirten schliefen in Gruppen von zwei bis fünf Personen in kleinen Einraumhütten. Typischerweise hatten diese Bauwerke Steinmauern , auf denen Torfsoden (aus dem Irischen scraitheacha) angebracht waren, und dann wurden weitere Schiefer und/oder Heidekraut als Dacheindeckung verwendet. Einige ältere Hütten wurden wahrscheinlich größtenteils aus Flechtwerk oder Korbgeflecht gebaut, insbesondere vor dem 17. Jahrhundert, als Bäume in unserem Hochland häufiger vorkamen.


Alter "Bienenstockstil" mit Kraggewölbe aus Dingle, County Kerry. Diese Steinhütten wurden auch von kontemplativen Einsiedlern genutzt. Einige Booley-Hütten wurden in ähnlicher Weise gebaut.


Im 19. Jahrhundert waren es vor allem junge Leute und vor allem Mädchen im Jugendalter, die die Aufgabe hatten, sich an diesen saisonalen „Boolies“ um die Kühe zu kümmern. Dies führte zu einer lebendigen, aber heute weitgehend vergessenen Kulturszene im irischen Hochland. Die in den 1930er und 1940er Jahren in Connemara, Mayo, Donegal und den Galtee Mountains gesammelten mündlichen Überlieferungen machen deutlich, dass Booleying die Weitergabe vieler wichtiger kultureller Kenntnisse erleichterte. Ein Mann aus Cloch Cheannaola in Donegal gibt an, dass seine Mutter ihre Lieder von anderen Sennerinnen in den Bergen gelernt habe, während ein anderer Bericht von Iorras Aintheach in Galway beschreibt, wie die Mädchen nicht nur sangen, sondern auch Musikinstrumente spielten und tanzten.


Irische Booley-Hütte und drei Mädchen



Aber es konnte auch Gefahr bestehen. In mehreren irischen Volksgeschichten aus Süd-Connemara und West-Mayo werden Hochland-Booley-Stätten als Orte dargestellt, an denen vor allem nachts eher seltsame Dinge passierten. Häufig tauchen Hexen oder Cailleacha auf, die Menschen verfluchen oder die Gestalt eines Hasen annehmen, um den Kühen Milch zu stehlen.


Auch eine Cailleach: Noel von René Jules Lalique, 1905


Die Cailleacha sind mythologische Gestalten in der keltischen Mythologie, die in Schottland, Irland und der Isle of Man verehrt werden. Sie werden oft als hexenartige Riesinnen dargestellt und sind eng mit dem Wetter verbunden. Einige repräsentieren den Winter, andere sind für Stürme verantwortlich, schützen Tiere oder werden mit der Erschaffung natürlicher Merkmale wie Seen, Flüsse, Berge oder Inseln in Verbindung gebracht. Auch zum Getreide steht weist sie einen Bezug auf. Diese Gestalten haben ihre Wurzeln in älteren keltischen Göttinnen und sind ein Beispiel für die Übertragung von Eigenschaften und Geschichten im Laufe der Zeit.


Cailleach, Illustration by John Duncan in Wonder Tales from Scottish Myth and Legend (1917): Beira, Königin des Winters ist eine Figur aus der schottischen Mythologie. Sie wird als Königin des Winters betrachtet und hat die Fähigkeit, sich selbst zu verjüngen. Ursprünglich alterte Beira schnell und wurde im Winter zu einer alten und grässlichen Hexe. Doch nachdem sie von magischem Wasser gekostet hatte, wurde sie wieder jung und kehrte nach Schottland zurück, wo sie in einem magischen Schlaf verfiel. Als sie erwachte, war sie eine wunderschöne junge Frau. Im Laufe der Jahreszeiten alterte Beira jedoch erneut. Im Sommer war sie in ihrer vollen Jugend, aber mit dem Herbst begann sie zu altern, und im Winter wurde sie wieder zur alten und furchterregenden Königin Beira. Ihre äußere Erscheinung war bemerkenswert. Beira hatte nur ein Auge, aber dieses war scharf und schnell. Ihre Haut war dunkelblau, und sie sang oft über diese ungewöhnliche Erscheinung. Beira wurde oft in Verbindung mit dem Winter gebracht und wanderte in stürmischen Winternächten herum, während sie traurige Lieder sang. Diese Lieder drückten ihre Sehnsucht nach ihrer vergangenen Jugend und Schönheit aus. In der schottischen Mythologie ist Beira eine faszinierende Figur, die die Veränderungen der Jahreszeiten und die Vergänglichkeit des Lebens symbolisiert.


Die Bezeichnung "Cailleach" leitet sich vom lateinischen Wort "pallium" ab, was Schleier oder kirchliches Gewand bedeutet. Im Altirischen bedeutet "caillech" "die Verhüllte". Heutzutage gibt es verschiedene Begriffe im modernen Gälisch, die von "cailleach" abgeleitet sind und verschiedene Facetten dieser Gestalten beschreiben, wie "cailleach dhubh" für Nonne, "cailleach oidhche" für Eule (wörtlich "Nachtfrau"), "cailleach feasa" für Weissagerin und "cailleach phiseogach" für Zauberin. Verwandte Gestalten sind unter anderem die Black Annis oder Gentle Annie, Gwrach y Rhibyn, Banshee, Bronach und Mal.


In den Geschichten kommen auch Wolfsangriffe vor, obwohl dieses Säugetier in Irland seit Mitte des 18. Jahrhunderts ausgestorben ist. Es kam sogar vor, dass fremde Männer auftauchten und versuchten, ein Mädchen zu entführen, was jedoch meist dazu führte, dass die Fremden überlistet und körperlich geschlagen oder getötet wurden. Diese Geschichten spiegeln die Besorgnis der Gemeinden wider, die ihre Kinder mehrere Kilometer von zu Hause wegschicken, und einige von ihnen waren zweifellos als warnende Geschichten gedacht.


Rinder in der rauen Wildnis Irlands


In Wirklichkeit fand auf den Sommerweiden auch ein geselliges Beisammensein statt, wobei junge Männer aus der Umgebung nachts die Plätze aufsuchten, wenn sie nicht bereits selbst als Hirten dort oben waren. Das geringe Maß an Unabhängigkeit, das junge Frauen durch die Teilnahme am Booleying erlangten, wurde später im Leben manchmal vermisst. In Liedern wie „Na Gamhna Geala“ und „Aililiú na Gamhna“ schwingt ein unverkennbares Gefühl des Verlustes mit , in dem sich verheiratete Frauen an ihre Zeit erinnern, als sie in den Bergen Kühe und Kälber hüteten.




Wales

Auch in den entlegenen Bergregionen von Wales lebten Bauernfamilien einst nach einem jahrhundertealten System. Im Sommer zogen sie mit ihren Herden und Familienangehörigen in das Hochland. Dort ließen sie ihr Vieh auf den saftigen Bergweiden grasen und stellten Milchprodukte her. Doch wenn der Winter näher rückte, kehrten sie zurück zu ihren geschützten Graslandgebieten, wo das Vieh in wärmeren Stallungen untergebracht wurde und die Menschen den kälteren Monaten überstanden.



Auch in Wales verweisen viele alte Häuser immer noch auf die Almwirtschaft, normalerweise von Mai bis Oktober betrieben wurde. Diese Häuser werden „Hafod“ oder „Hendre“ genannt. Hafod war der Ort, wohin das Vieh aus dem Tiefland auf die Hochweide gebracht wurde, also die Alm. Hendre war die Haupthofstätte im Tal.


Die Hafod y Llan Farm liegt an den Südhängen von Snowdonia, einer Landschaft mit einer reichen und abwechslungsreichen Geschichte, deren Aufzeichnungen bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen. Hafod y Llan war seit mindestens 200 Jahren eine Bergfarm. Es ist wahrscheinlich, dass Landarbeiter Anfang des 20. Jahrhunderts nach Cwm Llan aufbrachen und beim Heumähen im Hafoty, einer Steinhütte, übernachteten.



Das wichtigste Nutztier im Tiefland blieb bis ins 18. Jahrhundert das Rind. Im Hochland wurden auch Schafe gehalten, und wenn überhaupt Getreide angebaut wurde, dann Hafer.


Highland Steer Bryn Bras Farm Wales


Diese Tradition des "Hafod a Hendre"-Systems war jahrhundertelang fester Bestandteil des Lebens in den walisischen Bergen. Diese Praxis nahm im Laufe des 18. Jahrhunderts ab und brach an ihrem Ende zusammen, als das Land sowohl im Hochland als auch im Tiefland umschlossen wurde. Durch den „Inclosure Act 1845" wurde das Betreten und bestimmte andere Straftaten auf „inclosed lands“ verhindert . Hierbei handelt es sich um Grundstücke, die von Zäunen oder Mauern (einschließlich natürlicher Merkmale) umschlossen oder umgeben sind und die Grenze markieren, sowie um bestimmte vorgeschriebene Räumlichkeiten. Dadurch wurden über 81.000 Hektar walisisches Gemeindeland zwischen 1793 und 1815 rasch eingefriedet und an bestehende Grundstücke angeschlossen. So änderten sich die Zeiten, die Landwirtschaft modernisierte sich, und viele Familien gaben diese Art des Berglebens auf.



Doch erlebt dieses alte System nun eine erstaunliche Wiederbelebung. Die Bergbauern von Wales erkannten, dass die Prinzipien des Hafod a Hendre, angepasst an die Bedingungen des 21. Jahrhunderts, eine Möglichkeit sein könnten, ihre Betriebskosten zu senken und gleichzeitig nachhaltigere landwirtschaftliche Praktiken zu fördern.


Abergynolwyn, Snowdonia, Wales


Die Tiere bewegen sich heute wieder zwischen den Berg- und Talregionen, aber moderne Transportmöglichkeiten ermöglichten es den Viehzüchtern, in ihren eigenen Betten zu schlafen. Dies war ein großer Fortschritt gegenüber den Zeiten, als die Familien den Sommer in einfachen Hütten in den Bergen verbrachten.


Zusätzlich zu den veränderten Lebensbedingungen haben sich auch die landwirtschaftlichen Praktiken weiterentwickelt. Neue Gras- und Kleesorten wurden eingeführt, um die Weidebedingungen für das Vieh zu verbessern. Programme zur Bodenverbesserung und zur Förderung gesunder Viehbestände werden heute umgesetzt, um die Rentabilität der Berglandwirtschaft zu steigern.


Während die Zeiten sich geändert hatten und die traditionelle Lebensweise der Bergbauern in Wales nicht mehr genau so aussah wie früher, lebte der Geist des Hafod a Hendre-Systems in einer modernen Form fort. Die Bergbauern von Wales beweisen, dass sie sich an veränderte Bedingungen anpassen und gleichzeitig ihre landwirtschaftliche Tradition ehren können. Dieses Revival ist ein Zeichen für die Anpassungsfähigkeit und den Wunsch, die einzigartige Berglandschaft von Wales zu erhalten.




Island

Im Frühjahr werden in Island ganze Schafherden im Verbund mehrerer Bauern auf die Hochweiden der Insel getrieben. Die Menschen pflegen seit über tausend Jahren die Tradition, ihre Schafe in die Berge zu treiben und sie im Herbst wieder ins Tal zurückzubringen, ganz ähnlich wie es schon ihre Vorfahren, die Wikinger, getan haben.



Während der Frühlingszeit, insbesondere im Mai, erleben Schafbauern einen intensiven Zeitraum, da die Lämmer geboren werden. In der Regel werden die Schafe zu dieser Zeit noch im Stall gehalten, da es draußen noch recht kalt ist und die Weidemöglichkeiten begrenzt sind. Die Geburten finden daher in geschützter und warmer Umgebung statt. Dies erleichtert die Arbeit für die Bauern erheblich und ermöglicht es ihnen, den Überblick zu behalten. Dies ist besonders wichtig, da die Geburtshilfe rund um die Uhr aufmerksam sein muss.



Wenn die Lämmer etwa zehn Tage alt sind, verlassen die Mutterschafe und ihre Nachkommen den Stall und gehen ins Freie. Zunächst verbringen sie ihre Zeit auf den nahe gelegenen Wiesen in der Nähe des Hofes. Nach dieser Phase geht es weiter in die Hochebenen und in die Berge. Für etwa zwei Monate durchstreifen die Schafe das Hochland. Sie bewegen sich nicht in großen Herden und werden normalerweise nicht von einem Schäfer begleitet, sondern eher in kleinen Gruppen, oft aus einem Mutterschaf und ihren zwei Lämmern. Die erwachsenen Schafe kennen die Umgebung bereits gut. Sie wissen, wo sie Wasser finden können, wo das beste Gras wächst und wo schmackhafte Kräuter zu finden sind. In dieser sicheren Begleitung wachsen die Lämmer schnell heran und entwickeln sich gut.



Im Herbst, September, Anfang Oktober, erfolgt dann der Schafabtrieb, das Zählen und Sortieren der Tiere, wobei Ohrmarken und Farbmarken verwendet werden, um die Schafe zu identifizieren. Nach diesem Prozess treiben die Besitzer ihre Schafe wieder nach Hause.



"Réttir"

Der Schafabtrieb in Island, auch als "Réttir" bekannt, ist ein traditionelles Ereignis, bei dem die isländischen Bauern ihre Schafe von den Sommerweiden zurück in die Heimatweiden treiben. Dieses Ereignis findet normalerweise im Spätsommer oder frühen Herbst statt, wenn die Tage kürzer werden und das Wetter in Island kühler wird. Der Réttir ist nicht nur eine wichtige landwirtschaftliche Aktivität, sondern auch ein soziales Ereignis, das oft von Feierlichkeiten und Gemeinschaftsaktivitäten begleitet wird.



Bauern und Hirten machen sich auf den Weg zu den Sommerweiden, wo die Schafe den Großteil des Sommers verbracht haben. Die Schafe werden in Gruppen zusammengetrieben und auf den Weg zur Heimatweide gebracht. In Island werden Schafe normalerweise nicht eingezäunt, wenn sie auf den Weiden sind. Daher tragen die Schafe unterschiedliche Ohrmarken, um die Zugehörigkeit zu verschiedenen Bauernhöfen anzuzeigen. Während des Réttir werden die Schafe nach den Markierungen sortiert.


Die Schafherden werden von Treibern und Helfern begleitet, die die Schafe in die richtige Richtung lenken und sicherstellen, dass keine verloren gehen. Oft werden die Schafe in große Herden getrieben,

Beim Almabtrieb werden die Schafe von den Bergen wieder ins Tal getrieben und aussortiert (Picture Alliance / dpa / Epa / Birgir Thor Hardarson)


In den Pfrengern werden die Schafe in einem Rundkurs bewegt, damit sie einer geordneten Bewegung nachgehen und je nach Besitzer aus der Masse gezogen werden können. Auf der Heimatweide angekommen, werden die Schafe erneut sortiert und die Besitzer anhand der Ohr- und Farbmarken identifiziert. Dies ist eine sorgfältige und genaue Arbeit sein, da die Schafe oft in großen Herden eintreffen.



Der Réttir ist nicht nur harte Arbeit, sondern auch eine großenes Fest, ählich der Almabtriebfeiern in den Alpen. Es gibt oft traditionelle isländische Speisen, Musik und Tanz.

Der Réttir ist ein bedeutendes Ereignis in Island, das die enge Beziehung zwischen den Menschen und ihren Tieren sowie die Verbundenheit innerhalb der Gemeinschaften betont.




Kaukasus

In Kaukasien war der Bergnomadismus und das Yaylabauerntum traditionell verbreitet. Schafherden ziehen auch heute noch alljährlich über die Georgische Heerstraße nach Norden zu den Weidegebieten in der ciskaspischen Nogaj-Steppe. Darüber hinaus gibt es Hinweise aus einer Untersuchung von V. M. Atniladze (1979), dass in Georgien auch andere Formen nicht-stationärer Tierhaltung, wie die Almwirtschaft, existierten und möglicherweise noch betrieben werden. Es gibt auch kleinere sowjetische Studien über Daghestan.


V.l.n.r.: Uschguli in Swanetien (Georgien); beispielsweise gibt es in Swanetien in Georgien Almwirtschaft; hier weidende Kühe auf der Alm am Fuße des Berges Schchara im oberen Swanetien; Karte der Almwirtschaft in Swanetien nach Stadelbauer (1984).



Im Gebiet Kaukasien gab es traditionell den Bergnomadismus und das Yaylabauerntum. Untersuchungen von V. M. Atniladze (1979) weisen darauf hin, dass es im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert in verschiedenen Regionen Kaukasiens vertikale Stufen in der Tierhaltung gab. Dörfer mit Heimgütern befanden sich in den Vorbergen auf etwa 800 bis 1.200 Metern über dem Meeresspiegel, die Maiensässe in Höhen von etwa 1.200 bis 1.700 Metern, die unteren Almen (für Milchvieh und Jungrinder) in 1.800 bis 2.000 Metern über dem Meeresspiegel, die Galtalpen in 2.200 bis 2.400 Metern und die Schafalpen in 2.400 bis 2.600 Metern über dem Meeresspiegel. Ähnliche vertikale Stufungen wurden auch in anderen Regionen wie Affarien, Imeretien, Tuktien und in den nordkaukasischen Gebieten Ossetiens und Inguktiens gefunden.


Es gibt Hinweise auf Sozialverhältnisse, die durch Verwandtschaftsbindungen geprägt waren und den sozial niedriger stehenden Mitgliedern die Rolle von Hirten in dieser Lebens- und Wirtschaftsgemeinschaft ermöglichten. Die Sippenbindung zeigte sich insbesondere bei den Heuschlägen, die sich entweder im Dorfbesitz oder im Besitz von patrilinearen Gruppen befanden.


Im 19. Jahrhundert entwickelten sich auch Familienbesitz und Pachtverhältnisse, da die begrenzte Futterbasis Weide- und Heuland zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor machte. Es wurden Wiesenbewässerungssysteme angelegt, um die Wuchsbedingungen zu verbessern.

Die meisten Informationen über vergleichbare Almwirtschaftssysteme stammen von benachbarten Völkern im Großen Kaukasus. Es gab Wege über mehrere Pässe, die den Svanen eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Kontakten zwischen den Gebieten nördlich und südlich des Kaukasus gaben.


Die Mtiulen im oberen Terektal und am Südabhang der Kaukasus-Hauptkette hatten Stallungen auf den Sommerweiden, in denen sie Vieh unterbrachten und Milchprodukte herstellten. In anderen Regionen wie Affarien entstanden eigenständige Siedlungen in der Nähe der Herbst- und Frühjahrsweiden sowie auf den Sommerweiden. Insgesamt ist diese Art der Almwirtschaft in Kaukasien dokumentiert, wobei einige Betriebsformen möglicherweise auch am Rand des Kleinen Kaukasus existierten, über die jedoch keine genauen Informationen vorliegen.


Für die meisten Völker Nordkaukasiens lässt sich eine Kombination verschiedener Viehhaltungsformen feststellen, die als Bergweidewirtschaft bezeichnet werden kann. Die Bevölkerung war größtenteils sesshaft und sozial stratifiziert, wobei bis ins 20. Jahrhundert hinein vaterrechtliche Beziehungen in den Dorfgemeinschaften fortbestanden. Die Viehwanderungen erstreckten sich über Nah-, Mittel- und Fernbereiche, darunter dorfnahe Weiden, Sommerweiden (Yayla) und Weidegebiete in den Vorbergen sowie Winterweidegebiete in den nordkaukasischen Steppen. Dabei gab es eine Arbeitsteilung innerhalb des Dorfes und der Familie. Mit dem Übergang von der Subsistenz- zur Marktversorgungswirtschaft wurde die Nutzung knapper Flächen problematischer.

Einige Beispiele aus verschiedenen Volksgruppen:


Bei den Adyge (Cerkessen) in Nordwest-Kaukasien passte sich die Wirtschaftsform den natürlichen Gegebenheiten an. Während im nördlichen Kaukasusvorland und an der Schwarzmeerküste Ackerbau vorherrschte, wurde in den Höhengebieten des westlichen Kaukasus ganzjährige Weidewirtschaft betrieben. Pferdezucht spielte eine wichtige Rolle.


Die Zerkessische Gruppe der Abadzechen betrieb Bergweidewirtschaft entlang des Flusses Laba, wobei im Sommer alpine Wiesen am Oberlauf genutzt wurden und im Winter geschützte Weidegebiete im Unterlauf oder am linken Ufer des mittleren Kuban.


In Daghestan, einer Region mit ethnischer Vielfalt, gab es aufgrund von Weidelandknappheit ein spezielles Bodennutzungsrecht. Dorfnahes Land wurde in zwei Teile unterteilt, wovon einer für Ackerbau und der andere für Brachfeldweide genutzt wurde. Das Weideland in den Bergen war größtenteils im Individualeigentum, wurde jedoch kollektiv genutzt. Die Dorfgemeinschaft organisierte den Weidegang


Die alten künstlichen Terrassen in den Bergen von Dagestan sind ein beeindruckendes Beispiel für die Anpassungsfähigkeit und das handwerkliche Geschick der Einheimischen. Über Hunderte von Jahren hinweg haben die Menschen in dieser Region felsige Berglandschaften in fruchtbare Obstgärten und Ackerland verwandelt. Um fruchtbaren Boden zu gewinnen und den Anbau von Gemüse, Obst und Weizen zu ermöglichen, begannen sie, künstliche Terrassen zu schaffen. Dies geschah, indem sie Erde auf die Berghänge verlagerten und diese mit Steinpfeilern stützten. Diese Terrassen hatten nicht nur praktische, sondern auch ökologische Funktionen. Sie halfen dabei, die Pflanzen vor der sengenden Sonne zu schützen und den Boden feucht zu halten. Die Geschichte dieser Terrassen reicht Tausende von Jahren zurück und zeigt, wie die Bauern in dieser anspruchsvollen Bergregion ihre landwirtschaftlichen Fähigkeiten weiterentwickelt haben. Die Bewässerung erfolgte über künstliche Kanäle, die aus örtlichen Flüssen gegraben wurden, oder über ein Netzwerk aus hölzernen Aquädukten, die das Wasser zu den Hängen leiteten. Obwohl viele Menschen aus den Bergdörfern in die Städte gezogen sind und moderne Transportmittel die Versorgung mit Lebensmitteln erleichtern, werden einige der alten Terrassen immer noch genutzt, wenn auch häufig für das Weiden von Kühen und Schafen. Die ältesten Terrassen in Dagestan könnten möglicherweise bis zu 2.000 bis 3.000 Jahre alt sein, da es Anzeichen dafür gibt, dass einige dieser Agrarsysteme bereits in der Antike entwickelt wurden.



Bei den Lesghiern (Lezgen) in Daghestan dominierte die Rinderhaltung im meernahen Gebirgsvorland und der Vorbergzone, während Bergbewohner hauptsächlich Kleinviehhaltung betrieben. Die Sommerweide erstreckte sich über alpine Wiesen in den Bergen, wo saisonale Siedlungen entstanden. Im Herbst und Frühjahr wurde in den dorfnahen Bereichen geweidet, während im Winter Land in den Tiefländern gepachtet werden musste.



Fridtjof Nansen (1930)


'Durch den Kaukasus zur Wolga' über Daghestan:

"Die Kost ist einfach, man lebt von Schwarzbrot aus Buchweizen- und Bohnenmehl, von Käse, Milch, Zwiebeln und einer Art Nudeln aus ungegorenem Teig von Buchweizen-, Hirse-, Mais- oder Bohnenmehl. Im Winter, wenn das Vieh in der Ebene weidet, wird gedörrtes Schaffleisch gegessen, ebenso wie bei uns in Norwegen im Sommer, wenn das Vieh auf den Almen werdet. Bier wird nur wenig getrunken, dagegen wird zu hohen Festen trotz des Verbotes des Propheten reichlich Schnaps, Most und Wein verbraucht."

Die Agluder betrieben hauptsächlich Schaf- und Rinderhaltung mit saisonalen Wanderungen zwischen den Gebirgssommerweiden und geschützten Tal- und Vorberglagen als Winterweide. Eine schichtenspezifische Zuordnung entwickelte sich im Laufe der Zeit.


Die Kumyken im Tiefland schlossen Pachtverträge mit den Bergvölkern Daghestans, um im Sommer ihr Vieh auf Gebirgsweiden zu treiben, während die daghestanischen Viehzüchter im Winter das Tiefland nutzten. Dies führte zu komplexen Verflechtungen zwischen den Gruppen.


Im armenisch besiedelten Zangezur gab es eine Mischform, bei der die Viehwirtschaft, insbesondere die Schafhaltung, als Ergänzung zum Ackerbau diente. Die Sommerweide in den Bergen wurde genutzt, aber auch das dorfnahe Weidepotenzial wurde zur Überwinterung des Viehs herangezogen.



Ossetien (Nord- und Südossetien)

In Ossetien sind im Laufe der Zeit planmäßige Umsiedlungen ganzer Dorf- oder Talgemeinschaften durchgeführt worden, beginnend in den 1920er Jahren und bis in die jüngste Vergangenheit. Ein Beispiel hierfür ist die Umsiedlung von Gemeinschaften aus dem Gebirge in die Steppen des Vorlandes in Nordossetien. Dies geschah im Rahmen siedlungspolitischer Konzeptionen.


In Bezug auf die Almwirtschaft in Nordossetien wurden ähnliche vertikale Stufen festgestellt. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert befanden sich die Dörfer mit den Ileimgütern in den Vorbergen in einer Höhe von etwa 800 bis 1200 Metern über dem Meeresspiegel. Die Maiensässe lagen zwischen 1200 und 1700 Metern. Die unteren Almen, auf denen Milchvieh und Jungrinder geweidet wurden, befanden sich in einer Höhe von 1800 bis 2000 Metern über dem Meeresspiegel und oberhalb der Stufe dichter Wälder. Die Galtalpen lagen zwischen 2200 und 2400 Metern, und die Schafalpen erreichten Höhen von 2400 bis 2600 Metern.


Diese vertikale Staffelung der Weidegebiete zeigt die Anpassung der ossetischen Almwirtschaft an die unterschiedlichen Höhenlagen und ökologischen Bedingungen in der Region.

Die Nekropole nahe Dargaws ist berühmt für Nordossetien: Die Jahrhunderte alte Totenstadt in der Nähe des Dorfes Dargaws in der russischen Republik Nordossetien-Alanien hat verschiedene Erklärungen für ihren Namen. Eine Interpretation kommt von dem ossetischen Wort "дуаргӕс" (etwa "duargaes"), was auf Deutsch "Pförtner/Verteidiger der Schlucht" bedeutet. Eine andere Deutung bezieht sich auf die ossetischen Wörter "даргъ" ("darg", deutsch 'lang') und "фӕз" ("faes", deutsch 'Wiese'). Die Ursprünge dieser Totenstadt reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Die Bewohner von Dargaws begruben ihre Toten in oberirdischen Grüften, einige wurden sogar in improvisierten Holzbooten bestattet, obwohl es in der Umgebung keinen schiffbaren Fluss gibt. Die Toten wurden bekleidet und oft mit Beigaben begraben. Es gibt verschiedene Mythen und Legenden über die Entstehung der Nekropole Dargaws. Eine alte Sage zur Entstehung der Totenstätte berichtet, dass in der Gegend von Dargaws einmal ein wunderschönes Mädchen lebte, das jeder Mann für sich gewinnen wollte. Es entbrannte ein Streit unter den Männern, den auch die Ältesten nicht schlichten konnten, da auch sie dem Mädchen verfallen waren. Man beschloss, dass es das Beste wäre, das Mädchen um des Friedens willen zu töten. Diese Tat erzürnte jedoch die Götter, und die Männer wurden mit einer seltenen Krankheit bestraft. Um dieser Qual zu entkommen, versuchten die Männer sich selbst lebendig zu begraben, doch die Erde spie ihre Körper wieder aus. So sollen der Legende nach die ersten Totenhäuser bei Dargaws errichtet worden sein, um die Verdammten darin einzuschließen und sterben zu lassen. Vor vielen der Totenhäuser gibt es kleine Brunnen, in denen Münzen gefunden wurden. Dies spiegelt einen alten ossetischen Glauben wider, bei dem die Angehörigen Münzen in den Brunnen warfen, um die Seele des Verstorbenen in den Himmel aufsteigen zu lassen. Heutzutage gilt die Nekropole als verflucht, und es kursiert die Legende, dass man die Totenstadt zwar betreten, aber nicht mehr lebendig verlassen könne. Dies trägt zur mystischen Atmosphäre und dem geheimnisvollen Ruf des Ortes bei.



Ein Regionalbeispiel: Die Osseten

Die Osseten (oder Ossen) gehören zu den wenigen Gruppen, die über ausgedehnte Siedlungs- und Wirtschaftsgebiete beiderseits der Ilauptkette des zentralen Großen Kaukasus verfügen. Waren sie in historischer Zeit durch kabardinische Herrschaftsansprüche ins Gebirge abgedrängt worden, so gelangten sie durch spontane und gelenkte Umsiedlung seit dein 19. Jahrhundert wieder in die Vorländer. In Nordkaukasien beschränkt sich das Siedlungsgebiet auf die Nordossetien-Alanien, während es im Süden über Südossetien hinaus auch andere, meist auf einzelne Siedlungen beschränkte Areale der Transkaukasischen Beckenflucht sowie den Oberlauf des Terek umfasst. Die Sprache ordnet die Osseten mit zwei Dialekthauptgruppen (Digor und Iron, dieses untergliedert in Tagaur, Kurtat und Alagir) der ostiranischen Gruppe zu, zu der in Kaukasien außerdem die Kurden, Taten und Talyši gehören. Während den westossetischen Digor der sunnitische Islam aufgezwungen wurde, bekennt sich die Mehrheit der übrigen Stammesgruppen zum orthodoxen Christentum, bewahrt im Brauchtum jedoch auch vorchristliche Elemente („Nart-Mythologie“).



Nach ihrer Wirtschaft verkörpern die Osseten die für weite Teile der kaukasischen Gebirge und Bergländer typische Mischung von Ackerbau (hauptsächlich als Subsistenzbasis) und Fernweidewirtschaft, doch lassen sich in der Entwicklung seit dem 19. Jahrhundert auch charakteristische Wandlungen aufzeigen.


Die Entwicklung der Wanderweidewirtschaft mit Schafhaltung reicht nach sowjetischen Untersuchungen bis in die Mitte des 3. vorchristlichen Jahrtausends zurück und erlebte im zentralen Großen Kaukasus im Mittelalter die höchste Blüte.


Um die Jahrhundertwende hatten sich bei den Osseten unterschiedliche Formen der

Wandelweidewirtschaft herausgebildet:


a) Eine vollständige Pendeltranshumanz kam zustande, wenn Winterweideland von den Kosakenstanicen des Vorlandes angepachtet werden konnten. Herden von Großbesitzern aber auch Sammelherden mehrerer Kleinbesitzer einer Talschaft verbrachten die Sommerweidezeit von Mai bis Ende September auf den Hochweiden und wechselten dann ins Vorland.


b) Zahlreiche Viehzüchter Nordossetiens ließen ihre Schafherden zwar auch während der Sommermonate auf den Gebirgsweiden, zogen dann aber in die Vorberge des Großen Kaukasus für eine von September bis November dauernde Übergangsweide, ehe sie in die Dörfer zurückkehrten und dort die Herden bis März/April mit Heu durchfütterten.


c) Wo auch das Großvieh zur Sömmerung auf individualeigenes Land aufgetrieben wurde, entwickelte sich eine Art Almwirtschaft. Die Wanderungen wurden dorfweise durchgeführt und damit in geschlossenen patrilinearen Gruppen.



Die schlechte Futterbasis der Weiden und die Länge des Winters zwang schon immer zu ergänzender Futterspeicherung. So spielt die Heugewinnung im alten wie im heutigen Ossetien eine große Rolle.


Während das Mähen Aufgabe des Mannes war, half die Frau beim Sammeln und Einbringen in die Heuscheunen. Als Transportmittel des mit Holzrechen aufgenommenen Heus dienten fächerförmig aus gebogenen Birkenruten gefertigte Geflechte, wie sie auch bei benachbarten Bergvölkern verbreitet waren und möglicheiweise noch heute in Gebrauch sind.


Weidende Rinder auf einer Hochebene im Kaukasus


Die Kollektivierung in Ossetien begann mit einer großangelegten Umsiedlungsaktion aus den Bergtälern in die Vorländer und wurde von den Umsiedlerdörfern initiiert. Im Gebirge blieben die Kollektivbetriebe oft klein und existierten meist nur auf dem Papier. Da während es deutschen Militärvorstoßes im Zweiten Weltkrieg die Kollektivierung im westlichen Nordossetien rückgängig gemacht wurde, setzte nach dem Krieg eine zweite Kollektivierung ein, die sehr rasch von den Klein- zu Großkolchozen und teilweise später zu Sovchozen rührte.


Heute spielen Rinder in der Landwirtschaft im Kaukasus eine große Rolle; hier auf saftigen Almmatten.


1941 gab es in Nordossetien 178 Kolchosen und 5 Staatsgüter. Bis 1966 wurden die Kolchosen aufgrund von Zusammenlegungen auf 44 reduziert, während die Zahl der Staatsgüter auf 38 stieg, insbesondere durch die Erschließung neuer Bewässerungsflächen im Vorland.


Die Kollektivierung im Gebirge führte dazu, dass oft ganze Talschaften zu großen Betrieben gehörten, die betriebstechnisch in Abteilungen unterteilt werden mussten. In Südossetien blieben die Bergkolchosen im Allgemeinen klein.


Während der Kollektivierung nahmen die Viehbestände drastisch ab, mit einer Reduzierung des Schafbestands von 132.590 auf 98.292 Schafe zwischen Juni 1931 und Juni 1934 sowie einem Rückgang des Kuhbestands der Kolchosen in Südossetien von 2.367 auf 949 Kühe. Dies führte zu organisatorischen Maßnahmen wie der Inventarisierung der Weideflächen und der Zuteilung von Nutzflächen.



Da die Zentrale an diesem entfernt gelegenen Land forthin nur geringes Interesse zeigte, wurden die Flächen wieder von den Bewohnern von Chidikus als Heuland genutzt. Gamkrelidze (1980) schildert, wie im Juni 1967 unter der Leitung eines 82-Jährigen Älteren das Heuland nach längerer Diskussion unter zehn erst in jüngerer Zeit zugezogene Familien aufgeteilt wurde (die also wohl nicht -- wie die anderen achtzehn Familien im Dorf — bereits über solches Heuland im Privateigentum verfügten). Diese zehn Familien erhielten jeweils so viel Mähwiese, wie die anderen Familien im Durchschnitt bereits besaßen. Die verbleibende Restfläche wurde kollektiv abgemäht und das Heu unter alle Familien aufgeteilt.


Gerade die Schafhaltung ist einer der wichtigsten Zweige privater Landwirtschaft in Nordossetien geblieben. Mit 38 500 Schafen waren am 1.1.1981: 22,2 % des Schafbestandes in privatem Eigentum, knapp 25 % der 1980 produzierten Wolle kamen aus der privaten Schafhaltung. Da die Privatproduzenten aber einen Anteil von 60 % am staatlichen Aufkauf von Wolle haben und damit ihren Produktionsanteil bei weitem übertreffen, dürfte die Wollgewinnung mit der arbeitsintensiven zweimaligen Schur der Tiere eine wichtige Ergänzung in den Geldeinnahmen der ossetischen Bergbevölkerung darstellen. Die Wanderungen der südossetischen Schafzüchter führen über die Kaukasusketten bis in das Kaspische Tiefland.



Die Bewahrung traditioneller Organisationsformen reicht bis in die Arbeits- und Betriebsorganisation. Die Gebirgsdörfer werden selbständig bewirtschaften und umfassen eine oder mehrere kleinere Siedlungen und Höfe. Diese Deszendenzgruppen in einzelnen Bergdörfern existieren bis heute. Traditionelle Geschlechterrollen bestimmen die Arbeitsverteilung: Während die Milchrinderhaltung Frauensache ist, bleiben Hirtentätigkeit und Futterbeschaffung Männerarbeit. In Teilen Nordossetiens hat sich sogar die Sitte erhalten, dass nur Männer die Schafe melken und Schafskäse bereiten.




Atlasgebirge

Besonders bei den Berberstämmen im Atlasgebirge Nordafrikas ist die Transhumanz immer noch relativ häufig anzutreffen. Diese Gemeinschaften haben ihre traditionellen Weidewirtschaftspraktiken in den Bergregionen beibehalten, wo die Bedingungen für konventionelle Landwirtschaft weniger geeignet sind. Die Transhumanz spielt hier eine wichtige Rolle bei der Bewirtschaftung von Weideflächen und der Versorgung von Viehherden.


Das Atlasgebirge

Das Atlasgebirge (arabisch جبال الأطلس, DMG Ǧibāl al-Aṭlas, berberisch ⵉⴷⵓⵔⴰⵔ ⵏ ⵡⴰⵟⵍⴰⵚ Idurar n Waṭlaṣ) ist ein Hochgebirge im Nordwesten Afrikas, das sich in einer Länge von etwa 2.300 Kilometer über die Staaten Marokko, Algerien und Tunesien erstreckt. Der höchste Gipfel ist mit 4.167 Metern der Toubkal in der Mitte Marokkos. Der Atlas bildet eine markante Scheidelinie zwischen dem relativ feuchten Klima im äußersten Norden des Maghreb und der extrem trockenen Sahara. Er ist Teil des Alpidischen Gebirgssystems.

Das Grundgebirge Afrikas entstand bereits im Präkambrium (vor ca. 4,5 Mrd. bis etwa 550 Mio. Jahren) und ist damit ungleich älter als das heute ebenfalls in Afrika liegende Atlasgebirge. Dem Atlas fällt daher eine Sonderrolle unter den Gebirgen Afrikas zu, da er entstehungsgeschichtlich nicht zum restlichen Afrika passt.


Das Satellitenbild zeigt einen Ausschnitt des südlichen Atlasgebirges in Marokko. Trotz der Farbenpracht ist das Bild eine Echtfarben Komposition und wurde aus verschiedenen Bändern, basierend auf Sentinel-2A Daten des EU Copernicus Programms erstellt. Die Auflösung beträgt 10 Meter. Die unterschiedlichen Farben des Bildes entstehen durch die verschiedenen Gesteinsschichten, sowie durch mehrere, zum Teil ausgetrockneter Flüsse. Die meisten Flüsse füllen sich erst wenn es stark regnet dann bilden diese die charakteristischen Flussformationen im Sediment bzw. Gestein wie dies beispielsweise in der linken Bildhälfte im grünen Bereich gut zu erkennen ist.




Geschichte

Homer und Herodot, die griechischen Dichter und Historiker aus der Antike, sahen im Atlas die westliche Grenze der damals bekannten Welt. Hier stützte Atlas das Himmelsgewölbe.

Den arabischen Geographen zur Zeit der islamischen Expansion schien der gebirgige Nordwestvorsprung wie eine Insel, da er nördlich vom Meer und südlich durch die karge Wüste abgeschnitten wurde. Diese Insel erhöbe sich nach ihren Vorstellungen gegenüber dem andalusischen Gebirgsland im heutigen Spanien, und auch für sie bildete er den äußersten Westen der Welt. Andererseits haben die damaligen arabischen Geographen den Begriff des Atlasgebirges über seine natürlichen Grenzen nach Osten hinaus erweitert.


Die Berber sind die Altschichtbevölkerung Nordafrikas. Im Königreich Marokko machen sie mehr als zwei Drittel der Bevölkerung aus. Kolonialismus und Arabisierung haben ihnen zwar zugesetzt, aber es gelang ihnen, ihre Traditionen zu bewahren – ebenso wie ihren kämpferischen Stolz.


Zeugnisse über die Berber waren schon im Alten Ägypten (als Lebu, Tehenu, Temehu, Meschwesch) sowie in griechischen und römischen Quellen bekannt. Bereits auf saharanischen Felsmalereien sind frühe Einwohner der Gegend zu finden. Als ihre Vorgänger gelten die Numider, Garamanten und Libyer. Der griechische Geschichtsschreiber Herodot erwähnte sie in seinen Historien.


Berbervölker wurden zuerst in Schriften der Ägypter während der Prädynastik genannt. Während des Neuen Reiches kämpften die Ägypter an der Westgrenze gegen die Meschwesch (Ma) und die Libu. Etwa ab 945 v. Chr. wurden die Ägypter durch das Berbervolk der Meschwesch beherrscht, welche die 22. Dynastie unter Scheschonq I. begründeten. Mit ihr begann eine lange Zeit der Berberherrschaft in Ägypten, in der die Berber die Hauptbevölkerung in der westlichen Wüste stellten.


Viele Jahrhunderte lang bewohnten die Berber die Küste Nordafrikas von Ägypten bis zum Atlantischen Ozean. Währenddessen erlebten diese Küstenregionen eine lange Reihe von Eroberern, Siedlern und Kolonisatoren: der Phönizier, die Karthago gründeten, Griechen (hauptsächlich in Kyrene), Römer, Vandalen, Alanen und Byzantiner.


Wie im Kaukasus wurden auch im Atlasgebirge, hier von den Berbern, Terrassen angelegt. Das Hohe Atlasgebirge ist die Heimat der Berber, deren Vorfahren seit Generationen diese alten Fußwege und Saumpfade bewandern, die üppigen Terrassen bewirtschaften, Apfelplantagen und Walnusshaine pflegen und Schafe gezüchten.


Die Phönizier drangen, gemäß ihrer Seehandelskultur, niemals über die Hafenstädte der Küste hinaus in das Landesinnere vor. Nur in römischer Zeit waren numidische und mauretanische Provinzen vollständig in das Römische Reich eingegliedert, wodurch dort wohnende Berber das römische Bürgerrecht erhielten. Nach 429 eroberten etwa 80.000 germanische Vandalen und Alanen Nordafrika und gründeten ein von Rom unabhängiges Reich mit Karthago als Hauptstadt.


Im Verlauf der Geschichte besiedelten Berberstämme bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. das Gebiet, das heute Marokko ist. Ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. etablierten die Phönizier von Karthago aus Handelsniederlassungen und Seefahrtsstützpunkte entlang der Küste des Mittelmeers. Im Landesinneren entstand vermutlich im 4. Jahrhundert v. Chr. das Königreich Mauretanien durch den Zusammenschluss mehrerer Berberstämme.


Junge Berberfrau um 1900


Nach der Zerstörung von Karthago im Jahr 146 v. Chr. gerieten die Küstenregionen und das Königreich Mauretanien unter römische Herrschaft. Im Jahr 42 n. Chr. wurde das Gebiet zur römischen Provinz Mauretania Tingitana mit der Hauptstadt Tingis (heute Tanger).

Die Berberstämme leisteten jedoch Widerstand gegen die römische Fremdherrschaft. Um das Jahr 700 n. Chr. erreichten die Araber die Region, die heute Marokko ist, und begannen mit der Islamisierung der Berber, die zuvor hauptsächlich Anhänger von Naturreligionen waren. Die Region wurde nach dem arabischen Wort für Westen oder Sonnenuntergang, "al-Maghrib", benannt, was heute auch der offizielle arabische Name für Marokko ist.



Trotz zahlreicher Berberaufstände gegen die arabische Herrschaft wurde Idris ibn Abdellah von den Berbern Nordmarokkos als religiöses Oberhaupt anerkannt und gründete 789 das Königreich der Idrisiden mit Fès als Hauptstadt. Dieses Reich wurde bis Ende des 10. Jahrhunderts zu einem bedeutenden Zentrum des Islam in Nordafrika. Später kamen weitere arabische Dynastien an die Macht, darunter die Almohaden, die Marokko im 11. und 12. Jahrhundert zu einem zentralen Teil ihres ausgedehnten Reiches machten, das von Sizilien über das Atlasgebirge bis nach Spanien reichte.


Ab dem 15. Jahrhundert gerieten die Machthaber Marokkos außerhalb ihres Kernlandes unter den Druck europäischer Mächte, und die Reconquista, die Rückeroberung Spaniens durch die Christen, wurde 1492 mit der Einnahme von Granada abgeschlossen.



Die Überprägung durch fremde Religionen hinderte die Berber nicht daran, an ihrem animistischen Glauben an Naturkräfte festzuhalten. Vor der Islamisierung hatten etwa die Dscharawa und Nefuka den jüdischen und später andere Stämme den christlichen Glauben angenommen, um ihre Abneigung gegen die römische Vorherrschaft zu demonstrieren. Auch nach dem Übertritt zum Islam behielten sie Elemente einer alten ethnischen Religion bei, wie Mythen, Märchen, Feldkult, die Verehrung von Wassergräben und der Geisterglaube zeigen.


Typisch für die Dörfer der von Berbern bewohnten Regionen Nordafrikas sind ihre nahe beim Ort gelegenen und oft von einer Trockenmauer umgebenen Friedhöfe. Die Gräber sind durch kleine senkrechte Steinplatten gekennzeichnet, die weder den Namen des Verstorbenen noch seine Lebensdaten enthalten, sondern lediglich als Markierung für das hier befindliche Grab dienen.


Heutzutage halten die Berber Kühe, Schafe und Ziegen und betreiben erfolgreiche Landwirtschaft. Etwa 8.000 Berber leben hier in 25 Dörfern, und nur selten kommen Touristen bis hierhin. Wir erleben die Vielfalt der Landschaft mit ihren vielen Grün-, Erd- und Rottönen, bewundern die Blumen und die farbenfrohen Kleider der Berberfrauen sowie die mehrstöckigen Lehmhäuser. Die Berber sind unglaublich gastfreundlich und sind bekannt für die berühmten Berber-Teppiche.


Transhumanz und Beweidungssysteme in Marokko im Atlas

Die Almenwirtschaft im Atlasgebirge erstreckt sich über verschiedene Teile Marokkos, Algeriens und Tunesiens. Dieses Hochgebirge bietet ideale Bedingungen für die Weidewirtschaft auf den alpinen Weiden und Hochplateaus.

Die traditionelle Viehzucht im Atlasgebirge konzentriert sich hauptsächlich auf Ziegen und Schafe. Diese Tiere sind gut an die klimatischen Bedingungen und das raue Gelände des Gebirges angepasst. Die Almenwirtschaft im Atlasgebirge umfasst oft die Praxis der Transhumanz. Dies bedeutet, dass die Hirten mit ihren Herden saisonal zwischen verschiedenen Höhenlagen wechseln, um den Tieren optimale Weidegründe und klimatische Bedingungen zu bieten. Während des Sommers könnten sie in höheren Bergregionen weiden, während sie im Winter in niedrigeren, wärmeren Gebieten grasen.



Diese Bewirtschaftungform im Atlasgebirge basiert auf traditionellen Praktiken, die seit Generationen weitergegeben werden. Die Nutzung von gemeinschaftlichen Weideflächen, die Durchführung von Wanderungen und das Teilen von Ressourcen sind wichtige Aspekte dieser Kultur. So wird die Berglandwirtschaft im Atlasgebirge wird oft als nachhaltige Form der Landnutzung angesehen. Die Hirten und Gemeinschaften sind bestrebt, die natürlichen Ressourcen, einschließlich der Weiden und Wälder, zu schützen und zu erhalten. Hierbei spielen traditionelle Institutionen wie Agdals, kollektive Weidegebiete mit festgelegten Öffnungs- und Schließungsdaten, eine wichtige Rolle. Trotz ihrer Nachhaltigkeit stehen die Almenwirtschaft im Atlasgebirge auch vor Herausforderungen. Veränderungen im Klima und in den Niederschlagsmustern können die Verfügbarkeit von Futter und Wasser beeinträchtigen. Zudem sind moderne Entwicklungen und der Druck von Tourismus und Landnutzung eine Herausforderung für die traditionelle Almenwirtschaft.


Refuge du Toubkal. Die älteste der beiden Schutzhütten am Nordhang des Berges Toubkal in Marokko liegt auf einer Höhe von 3.207 Metern. Der Bau dieses ersten Gebäudes geht auf das Jahr 1938 zurück und wurde vom Club Alpin Français (CAF) initiiert. Im Jahr 1999 wurde eine umfassende Umstrukturierung und Renovierung der Hütte durchgeführt, um sie den Bedürfnissen der Bergsteiger und Wanderer besser anzupassen.



Fallbeispiel Marokko*:

Im semiariden Süden Marokkos existieren die beiden Beweidungssysteme, das sesshafte und das transhumante. In der Dissertation von Zakia Akasbi aus dem Jahr 2012 wurden vier Transhumanztypen definiert, um die Länge der Migrationsrouten zu beschreiben: halbsesshaft (weniger als 20 km), Kurzstrecken-Transhumanz (20-40 km), Mittelstrecken-Transhumanz (40-100 km) und Langstrecken-Transhumanz (mehr als 100 km). Es gibt unterschiedliche Arten von Transhumanz in allen Stämmen, und die Art der praktizierten Transhumanz kann zwischen den Jahren innerhalb desselben Stammes und sogar bei demselben Hirten variieren.


Die wichtigsten Faktoren, die die Migrationsrichtung beeinflussen, waren zunächst die Verfügbarkeit von Futter und zweitens das raue Klima, das die Hirten dazu zwingt, im Winter die kalten Hochgebirge und im Sommer die heißen Tiefländer zu verlassen. Andere Faktoren waren die risiko- und kostenbezogene Bewertung spezifisch für die Herde sowie persönliche Beschränkungen der Hirten.



Die wichtigste Form der Landnutzung in der Untersuchungsregion ist die Weidewirtschaft, hauptsächlich von Ziegen, Schafen und Dromedaren, die mehr als 90% der Fläche ausmacht. Sesshafte Hirten teilen sich die gemeinschaftlich genutzten Weideflächen mit transhumanen Hirten und anderen mobilen Nutzern. Die Nutzung dieser Weideflächen wird durch traditionelle und übliche Regeln innerhalb und zwischen den verschiedenen Stämmen und Fraktionen geregelt (Saqalli 2002). Einige der traditionellen Regeln oder Institutionen sind die Agdals, die als kollektive Weiden mit festgelegten Öffnungs- und Schließungsdaten definiert sind (Hart 1981). Die Agdal-Institution ist auch in anderen Teilen des Marokkanischen Hohen Atlas weit verbreitet und wurde von vielen Autoren untersucht. Es wurde gezeigt, dass die Agdals von großer Bedeutung für die nachhaltige Nutzung von Weide- und Waldressourcen sind.


Berberdorf Imlil in einem Tal des Hohen Atlas


Auch das Feuerholzsammeln spielt eine wichtige Rolle bei den Wanderbewegungen. Diese Tätigkeit wird hauptsächlich von Frauen praktiziert, die das Holz und Anzündmaterial aus Sträuchern und Zwergsträuchern in Gebieten sammeln, die zu ihrem Dorfgebiet gehören. Das gesammelte Holz wird verwendet, um den Energiebedarf der örtlichen Bevölkerung zu decken, hauptsächlich zum Kochen (80%), aber auch zum Erwärmen von Wasser und zum Heizen des Hauses. Ein weiterer Landnutzungstyp in der Untersuchungsregion ist die Bewässerungsfeldwirtschaft. Diese Aktivität wird hauptsächlich in Flussoasen und in der Nähe der Dörfer praktiziert.



Die Migrationsentscheidungen der transhumanen Hirten hingen von mehreren Faktoren ab. Die wichtigsten Faktoren, die die Migrationsrichtung beeinflussten, waren die Verfügbarkeit von Futter und das Klima. Das raue Klima in den Bergen den Zugang zu Bergweiden beeinflusst während der Herbst- und Wintermonate, während im Sommer die ariden Tiefebenen für die Hirten und ihre Tiere zu heiß werden. Darüber hinaus erlaubten individuelle Entscheidungen eine flexible Anpassung innerhalb ihres Stammes. Weitere Faktoren waren der Zugang zu sozialen Netzwerken (Nähe zum zentralen Stammessiedlung und zur erweiterten Familie), die Aufteilung der Stammesgebiete und der Zugang zu lokalen Märkten, alles unter Berücksichtigung von Risikokontrolle. Auch die Tageslänge beeinflusst die Wanderbewegungen.


Marrakesch, im Hintergrund das Atlasgebirge








Quellen:



JÖRG STADELBAUER: Bergnomaden und Yaylabauern in Kaukasien. Zur demographischen Entwicklung und zum sozioökonomischen Wandel bei ethnischen Gruppen mit nicht-stationärer Tierhaltung, Paideuma 30 (1984), S. 201–229.

ZAKIA AKASBI: Pastoral systems and their interaction with spatiotemporal vegetation dynamics in the Atlas Mountains, Southern Morocco. Dissertation, Hamburg (2012).







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