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Land der Almen II



Ende Mai, Anfang Juni ist es endlich soweit: Der Almauftrieb kann stattfinden, das Weidevieh wird auf die Bergweiden gebracht. Wenn im Tal schon lang der Frühsommer Einzug gehalten hat, sind auch die Hochweiden endlich ergrünt und das Gras und die Kräuter ersprossen. Dann ist der richtige Zeitpunkt und der Bauer erfüllt seine Sehnsucht nach der Alm, wo er sein Vieh gut versorgt weiß und dieses Kraft und Gesundheit schöpfen kann. Die Almwirtschaft entlastet nicht nur die Nutzflächen im Tal, um diese der Vorratsbe­schaffung für den Winter zuzuführen, sondern fördert auch Gesundheit sowie Widerstandskraft der Tiere und pflegt nicht zuletzt die Almenlandschaft.


Die Sonnschienalm befindet sich am westlichen Ausläufer des Hochschwabs auf 1.523 Seehöhe. Am Hintergrund ist der Vordere Polster zu sehen. Die Schutzhütte auf der Sonnschienalm liegt rund zwei Kilometer südsüdöstlich des Ebensteins und am Nord-Süd-Weitwanderweg 05 sowie am Nordalpenweg 01. Der südliche Talort ist Tragöß und der nördliche Wildalpen. Erreichbar ist sie unter anderem über den Parkplatz beim Grünen See. Sie wurde 1914 fertiggestellt, aber aufgrund des Ersten Weltkriegs erst 1920 eingeweiht.





Almauftrieb

Der Almauftrieb wird auch als Alpaufzug, Alpfahrt oder Alpauffahrt (z.B. in Liechtenstein) bezeichnet. Der normale Zeitpunkt für den Almauftrieb - den jährlichen Beginn der Almbewirtschaftung - fällt je nach Höhenlage der Alm in die Zeit zwischen Anfang Mai und Ende Juni (meist um Pfingsten). Für ein und dieselbe Alm können aber je nach Witterungsverlauf und vorjähriger Nutzungsart Verzögerungen bis zu vier Wochen eintreten. Lange Zeit, bis Mitte/Ende des 20. Jahrhunderts war der Almauftrieb mit manchmal mehrtägigen Fußmärschen für Vieh und Hirten verbunden. Heute werden sie Tiere vielerorts mit Viehtransportern auf die Almen gebracht. Über Forst-, Hohl- und Saumwege erfolgt der zum Teil steile Aufstieg zu den Hochmatten. Dabei werden den Kühen große Glocken und Schellen umgehängt. Im Gegensatz zum Almabtrieb (Alpabfahrt) werden die Tiere aber nicht festlich geschmückt. Dafür ist der Almauftrieb oftmals von einer Reihe religiöser Handlungen begleitet, die das Vieh vor Schaden und Unheil bewahren soll. Dazu zählen beispielsweise das Besprengen mit Weihwasser, das Füttern mit Antlaßeiern, geweihtem Salz, Brot und Kräutern. Der Pfarrer folgt den Sennern und Sennerinnen, um die Alm zu segnen. Im oberen Ennstal gehörte die Milch, die am Tag des Auf- und Abstiegs gemolken wird, den Armen („Fötlmilch“), das brachte der Schwaigerin (Schwoagrin) Glück.



V.l.n.r.: Almauftrieb von Mieming zur Feldereralpe (Salzburg); Almauftrieb © Österreich Werbung / Fotograf: Kai Loeffelbein; Almauftrieb über schmale Steige (meinbezirk.at)




Funktionen der Almwirtschaft

Die Almbewirtschaftung als Wirtschaftsform prägt das Landschaftsbild in den Alpen: So sind ein Fünftel der Gesamtfläche Österreichs Almen. Die landwirtschaftlichen Vorteile in der Alpung liegen vor allem in der Futter- und Arbeitsersparnis während der arbeitsintensiven Sommermonate. Außerdem werden durch die Almwirtschaft hoch gelegene Flächen genutzt, die aus der Sicht der Landwirtschaft keine andere Nutzung als die Beweidung zulassen, da der Ertrag derselben weit unter dem der Talwiesen liegt und eine Mahd einen hohen Arbeitseinsatz fordern würde.


Sehr bedeutend ist die Funktion der Alm als Gesundbrunnen für die Tiere: Auf der Alm weidendes Vieh ist gesünder, widerstandsfähiger, langlebiger und fruchtbarer. Diese Faktoren führen in Kombination mit dem hohen Anteil an Kräutern auf der Alm auch für uns zu hochwertigen Lebensmitteln. Erwähnenswert ist auch der Faktor der Landschaftsgestaltung und der Landschaftserhaltung: Ohne die Almwirtschaft würden große Bereiche der alpinen Pflanzenwelt aufgrund von Verwilderung einfach verschwinden. Durch das jährliche Abweiden der Vegetation werden außerdem Flächen offen gehalten, die ein für das menschliche Empfinden bereichenderes Landschaftsbild ergeben.


Zusätzlich weist die Bewirtschaftung der Almen in vielen Fällen eine Schutzfunktion auf, da durch die Beweidung der oft steilen Flächen das Auftreten von Erosionen verhindert wird. In den letzten Jahrzehnten kamen weitere Funktionen hinzu, die weit über den landwirtschaftlichen Bereich hinausgehen. So wurde die Alm von der Allgemeinheit und dem Fremdenverkehr als Kultur- und Erholungslandschaft entdeckt und ist aus der österreichischen Tourismuswirtschaft nicht mehr wegzudenken. Sowohl für den Einheimischen als auch für den Gast bieten die weitläufigen Almflächen einen Erholungsraum, der fast gänzlich unbeeinflusst von störender Lärmeinwirkung ist. Die Almwege werden von Wanderern und Mountainbikern genutzt, und die bewirtschafteten Almhütten stellen attraktive Wanderziele dar.


Ganz am östlichen Rand der Alpen, im Wechselgebiet, werden die Almen Schwaigen genannt. Am Bild ist die auf der steirischen Seite des Hochwechsels gelegene Vorauer Schwaig zu sehen. Die früher sogenannte Hofalpe (= Vorauer Ochsenschwaig, 1.580 m) lag knapp südlich des Hochwechsels, während die Vorauer Kuhschwaig (1.509 m) östlich davon beim Niederwechsel situiert war. Letztere wird heute als Vorauer Schwaig bezeichnet. Sie wurde im Jahre 1779 vom Chorherrenstift Vorau erbaut und ist sommers wie winters ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer und Tourengeher. Die Vorauer Schwaig ist im Besitz des Stiftes Vorau und wird seit dem 19. Jahrhundert verpachtet. Westlich des Irrbühels (1.423 m) schloß das Bauernland um die Festenburg an. Diese war um 1600 mit Friedberg unter den Saurau vereinigt worden und endgültig 1616 an das Stift Vorau übergegangen; von hier führte der direkte Almweg zur „Vorauer Schwaig". Seit im Jahr 1635 das Augustiner-Chorherrenstift Vorau von den Grafen von Saurau das Doppelschloss und die Herrschaft Friedberg erwarb, gehört auch die als Vorauer Schwaig bekannte Alm im Gemeindegebiet St. Lorenzen am Wechsel zum Stift Vorau. Früher gab es auf der Vorauer Schwaig eine voneinander getrennte Ochsen- und Kuhschwaig mit jeweils einer Almhütte und Stallungen. Aufgrund des Rückgangs der Ochsenhaltung, aber auch aufgrund des geringeren Interesses an Almweiden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Ochsenschwaig aufgelassen und die Weidefläche südlich davon aufgeforstet. Eine kleine Hütte steht auch heute noch. Als Ersatz für den Stall bei der Ochsenschwaig errichtete der Stift Vorau im verbleibenden Weidegebiet am Weg zwischen Vorauer Schwaig und Hochwechsel einen neuen Stall. Seit dem 19. Jahrhundert erfolgt die Bewirtschaftung durch Verpachtung. Auch das Stift hat, solange es selbst Viehwirtschaft betrieb, Rinder auftreiben lassen. Der Pächter konnte zudem Zinsvieh von den Bauern der Umgebung aufnehmen. Bereits um 1870 hat der damalige Pächter auf der Vorauer Kuhschwaig Gäste bewirtet. 1855 war in der Hütte noch nichts zu erhalten, wie Dr. F. C. Weidmann in "Alpengegenden Niederösterreichs und Obersteyermarks im Bereiche der Eisenbahn von Wien bis Mürzzuschlag" schreibt. 1888 fand man auf der Vorauer Kuhschwaig eine Gastwirtschaft mit 1 Zimmer mit 3 Betten zum Übernachten vor. Die Wege führten aber schon länger auf die Vorauer Schwaig: 1838 wird in der ‚Steiermärkischen Zeitschrift: Neue Folge‘ von mehreren „ziemlich bequemen Zugängen“ zum Hochwechsel gesprochen, die gerade über Festenburg und die Vorauer Ochsenschwaig hinaufführen.

1943 war auf den Schwaigen von den Almleuten und vom Forstpersonal am Wechsel zu hören, dass hier oben eine Straße vor urdenklichen Zeiten gegangen sein soll, über deren genauen Verlauf man im Allgemeinen nichts weiß. Bloß der Pächter auf der Vorauer-Kuhschwaig damals wollte wissen, dass die Straße bei Kote 1634 zwischen Hoch- und Niederwechsel den Kamm querte und am Ostabhang des Umschußriegels Spuren einer Kunststraße sein sollen. Weiter südlich finden sich Spuren dieser Kunststraße Richtung Festenburg, die eine auffallende Technik der Pflasterung aufweist: Urgesteinsplatten von mindestens 40X50 cm sind schräg gegen den Hang, etwa zur Hälfte in die Erde versenkt, worauf, der Neigung des Hanges folgend, die nächste Plattenreihe die vorhergehende nur zum Teil überdeckt. Hierdurch entsteht eine Straßendecke, die äußerlich den mit schmalen, gerillten Granitsteinen gepflasterten Steilstraßen in Wien gleichen. Die Benützung dieses Weges über den Wechsel ist für das 14. Jhdt. schriftlich überliefert, zu welcher Zeit die Vorauer Pröpste sich zur Visitation in Sänften von Vorau nach Kirchberg am Wechsel (NÖ) tragen ließen. Diese Beförderungsart schließt aber einen schmalen gewöhnlichen Gebirgspfad aus, so dass hierdurch indirekt das Bestehen des gepflasterten Weges schon im 14. Jhdt. angenommen werden kann. Die Luftlinie zwischen dem Stift Vorau und Kirchberg am Wechsel beträgt etwa 25 km und führt in kürzester Linie über Festenburg und den Niederwechsel (auf der Strecke die Vorauer Schwaig liegend) nach Niederösterreich. Aufgrund des direkten Weges von Vorau auf die Vorauer Schwaig ist ein Bestehen dieser Schwaig im Mittelalter anzunehmen. So waren spätestens ab dem 14. Jahrhundertauch höhergelegene Gebiete der Wechselregion, etwas abseits gelegene Täler sowie auch Schwaigen am Wechsel, bewohnt. Durch die Kriegshandlungen im Zweiten Weltkrieg wurde 1940 das Stift Vorau durch das Naziregime enteignet. Die Rückgabe an das Stift erfolgte 1947 und nach Räumung der Weideflächen von Kriegsmaterial und Granaten wurde die Bewirtschaftung der Alm wieder aufgenommen. Wegen der hohen Lage der Alm und vor allem der Witterung verbringen die Mutterkühe nur einen kurzen Sommer auf der Alm, von Anfang Juni bis Anfang September. Bis zu 160 Stück Rinder werden dazu von mehreren Landwirten aufgetrieben. Auf der Vorauer Schwaig herrscht ein reiner Sommerbetrieb, weshalb sie ebenfalls nur in dieser Zeit geöffnet hat.




Neben der Erweiterung der Futterflächen und der Verbesserung der Tiergesundheit weisen die Almen also zusätzliche Funktionen auf, die weit über den landwirtschaftlichen Bereich hinausgehen. Die Almexperten in Österreich fassen die Funktionen der Almwirtschaft auf ihrer Homepage (www.almwirtschaft.com) wie folgt zusammen:


• Nutzen

◦ Erzeugung hochwertiger Produkte

◦ Positive Beeinflussung des Tierkörpers

◦ Verbesserung der bäuerlichen Existenzgrundlage

◦ Senkung der Aufzuchtkosten

◦ Brechen der Arbeitsspitzen im Sommer

◦ Erhöhung der Futtergrundlage um 20 bis 35 Prozent

◦ Erzeugung wertvollster Lebensmittel

• Schutz durch Abweiden des Pflanzenbestandes

◦ Verhinderung von Erosionen

◦ Verhinderung von Muren

◦ Verhinderung von Rutschungen

◦ Verbesserung der Wasserspeicherung auf Almweiden

• Erholung

◦ Abwechslungsreiche Landschaft

◦ Attraktive Wanderwege

◦ Wanderziel Almhütte

◦ Kontakt mit Haustieren

◦ Nutzung von Almflächen als Schipiste

◦ Nutzung von Almwegen als Rodelwege

• Günstiger Einfluss auf die Umwelt durch

◦ Reinigung und Erneuerung von Luft und Wasser

◦ Nettosauerstoffproduktion je ha Alm 7 t/Jahr

◦ Geringe Immissionsschäden

◦ Geringe Lärmbelästigung

• Ökologie

◦ Bewahrung natürlicher Ressourcen

◦ Erhaltung geschlossener Ökosysteme

◦ Artenreichtum durch Bewirtschaftung

◦ Erhaltung von Grünlandflächen

◦ Bewahrung hochalpiner Wirtschaftsformen




Almbetrieb

Die Almen sollten ursprünglich nur die Heimgüter entlasten und den Viehbestand durch die Ausweitung der Weideplätze im Sommer erhöhen. Daher ist die reine Weideausübung, wie wir sie heute bei den Galtalmen finden, die älteste Form der Almnutzung.


Erst später begann man auf der Alm, Milch, Butter und Käse zu produzieren und damit klarerweise auch Milchvieh zu alpen. Aufgrund der Vielzahl der aufgetriebenen Viehgattungen wird der Almbesatz in der Regel nicht in Stückzahlen, sondern in Großvieheinheiten (GVE) angegeben, wobei eine GVE einem Weidetier mit 500 kg Lebendgewicht entspricht. Es gibt auch die Möglichkeit, den Almbesatz in Normalkuhgräsern (NKG) anzugeben: Ein NKG entspricht dem Futterbedarf einer GVE während eines Zeitraums von 100 Tagen. Die Nutzungsform einer Alm steht in direktem Zusammenhang mit der Alpungsdauer und der Höhenlage. Für die Alpungsperiode spielen außerdem auch die allgemeinen Gepflogenheiten und verschiedene länderspezifische Vorschriften eine Rolle.


Die Butter-, Butterschmalz- und Käseherstellung hat in der Steiermark eine lange Tradition; am Bild der Ennstaler Steierkas: Seit 2021 ist er ein Lebensmittel aus Österreich mit dem höchsten Herkunftsschutz der EU zertifiziert – mit der geschützten Ursprungsbezeichnung (g.U.). Das Wissen um die Herstellung des Ennstaler Steirerkas wird oft seit Generationen innerhalb der Familien weitergegeben. Der Geschmack und die besonderen Merkmale des Ennstaler Steirerkas beruhen auf diesem traditionellen und regionalen Wissen der SennerInnen. Das Erzeugergebiet ist der Bezirk Liezen. Der Ennstaler Steierkas ist ein Sauermilchkäse aus Kuh-Magermilch, roh oder pasteurisiert. Die Milchkühe weiden überwiegend auf den Grünlandwiesen in Berggebieten mit einer Seehöhe zwischen 500 und 1800 m von Anfang Mai bis Ende September/Anfang Oktober. Das artenreiche alpine Futter wirkt sich auf die Qualität des Milchfettes aus. Der Ennstaler Steierkas hat einen säuerlichen, kräftig-pikanten, würzigen bis scharfen Geschmack sowie ein kräftiges bis würziges Aroma, das durch einen erdigen Geruch und leichte Ammoniaknoten begleitet wird. Der Ennstaler Steirerkas ist damit die 16te geschützte Ursprungsbezeichnungen (g.U.) und geschützte geografische Angaben (g.A.) aus Österreich und reiht sich damit in eine namhafte Reihe von besonderen Lebensmitteln ein (Wachauer Marille, Steirisches Kürbiskernöl, Tiroler Speck, Steirische Käferbohne, etc.). (Bild: © https://www.steirische-spezialitaeten.at/)



Die Almgebäude, die Hütten und Ställe, sind sowohl für das Wohlbefinden des Personals als auch für das Almvieh sehr wichtig. Oft besteht die Almsiedlung aus einer Wohnhütte und einem oder zwei Ställen. Grundsätzlich hängt aber sowohl die Anzahl als auch die Form und Größe der Gebäude von der Zweckbestimmung der Alm ab. Wichtig für den Almbetrieb sind auch die Anzahl und Kompetenz des Personals sowie die Erreichbarkeit der Alm. Es gibt eine Vielzahl von Bauweisen, selbst innerhalb regionaler Bautypen gibt es zahlreiche Unterschiede. Somit kann man großteiles davon sprechen, dass jede Almhütte ihre ganz spezifische Bauweise hat. Zuerst hausten Mensch und Tier innerhalb eines Gebäudes, danach wurden Wohnbereich und Stall getrennt




Almtypen

Almen werden nach verschiedenen Kriterien typisiert und gegliedert. Man kann sie nach Lage, Nutzung und Besitzverhältnissen unterteilen.


Nieder-, Mittel- oder Hochalm

Je nach Höhenlage wird eine Alm als Nieder-, Mittel- oder Hochalm bezeichnet. Außerdem gibt es beim mittlerweile seltener gewordenen Staffelbetrieb (Weidewechsel zwischen zwei oder mehreren Almen) das so genannte Maiensäß, auch Voralm genannt. Wo sich Höfe in Tallage befinden, wird die Almwirtschaft zwei- bzw. dreistufig betrieben. Zwei bis drei Wochen vor und nach der eigentlichen Almzeit kommen die Tiere auf das Maiensäß. Die eigentliche Alm liegt im Bereich der Waldgrenze oder darüber. Vielfach wird die Alm aber nur einstufig betrieben, vor allem wenn der Heimbetrieb nicht allzu niedrig und/oder die Alm nicht außergewöhnlich hoch gelegen ist.


Die Hochalm mit Maria Schnee: Maria Schnee ist die höchstgelegene Wahlfahrtskirche der Ostalpen auf 1.822 m Seehöhe in den Seckauer Alpen in der Steiermark. Die Kirche wurde auf Initiative des Seckauer Stiftsdekans Paul Auer für die Almhirten und Senner zum „Seelentrost“ erbaut und am 2. Juli 1660 dem Heiligen Hieronymus (Viehpatron) geweiht; anfangs hieß die Kirche dann S. Hieronymus Kirchlein auf der Alm. Die Marienverehrung begann auf der Hochalm Anfang des 18. Jahrhunderts. In der Kirche befindet sich in den Sommermonaten eine Statue, die Hochalmmuttergottes.


Die Niederalmen liegen im Durchschnitt tiefer als 1.300 Meter und damit auch nicht selten unter der Obergrenze des Getreideanbaues in diesen Gebieten. Oft sind sie aus abgestifteten Bauernhöfen hervorgegangen.

Die Mittelalmen erstrecken sich in Lagen zwischen 1.300 und 1.700 m. Hier handelt es sich um die typisch vom Wald eingeschlossenen Almbereiche, sozusagen im „Zwischenstockwerk" (zwischen dem Tal und den natürlichen Almmatten über der Waldgrenze). Charakteristisch für dieses Gebiet sind das Nebeneinander und die Verzahnung von Wald und Weide.

Über 1.700 Meter erstrecken sich schließlich im allgemeinen die Hochalmen, die aber eigentlich nur in Ausnahmefällen über die ehemalige alte Waldgrenze hinausreichen. Nach oben gehen sie dann in das Ödland über.


Der Oberflächengestaltung der Bundesländer entsprechend, befinden sich die meisten Niederalmen in Niederösterreich, Oberösterreich, in der Steiermark und in Vorarlberg. Kärnten hingegen hat den größten Anteil an Mittelalmen, gefolgt von Vorarlberg, Salzburg und der Steiermark. Tirol hat mit über 40 % den größten Anteil an Hochalmen, gefolgt von Salzburg und Kärnten.

Die Waldgrenze liegt an der Ostabdachung der Alpen und in den Kalkvoralpen im Durchschnitt bei 1.500 bis 1.700 m. Sie steigt gegen die Kalkhochalpen auf 1.900 Meter an, und in den Zentralalpen reicht sie bis 2.200 Meter empor.

Auf vielen Niederalmen kann die Weidezeit bis zu 150 Tage betragen, während sie auf den Hochalmen häufig nur von Ende Juni bis Anfang oder Mitte September dauert, also oft nur 60 Tage beträgt.

Im allgemeinen kann man sagen, dass je 100 Höhenmeter die Weidedauer um durchschnittlich zwei Tage verkürzt wird.

Der Bauer misst die Leistung seiner Alm am Zuwachs des Lebendgewichts der auf getriebenen Jungtiere: Gibt es in hundert Weidetagen beim Jungrind einen Lebendgewichtszuwachs von ca. 85 kg, dann war dieser Almsommer ein sehr guter Erfolg, 50 kg ein guter Erfolg und 35 kg ein schlechter Erfolg. Eine Kalbin sollte auf der Alm im Tag durchschnittlich 650 Gramm an Gewicht zunehmen.




Almnutzung und Besatz

Typisiert man die Almen nach Nutzung bzw. Besatz, so kann man Kuhalmen, Galtalmen, Ochsen- und Stieralmen, Pferdealmen, Schafalmen, Ziegenalmen und gemischte Almen unterscheiden. Im Folgenden werden die wichtigsten Almen kurz erläutert:


Kuhalmen

Das Wirtschaftsziel der Kuhalpung ist die Gewinnung der Milch und deren Verarbeitung zu Butter und Käse. Da die Milchviehalpung besonders arbeitsintensiv ist, stellt die Kuhalm die teuerste Form der Almwirtschaft dar. Wichtig sind das Vorhandensein von Stallungen und eine gute Erreichbarkeit der Almen.


Mutterkuh mit Kalb auf der Marienseer Schwaig auf dem Hochwechsel. Mutterkühe zählen nicht zum Galtvieh, da sie laktieren, also das Kalb säugen.



Rossalmen

Die Sommerweiden der Lipizzaner-Junghengste liegen auf der Stubalm in Maria Lankowitz in der Steiermark. Jeder Lipizzaner genießt insgesamt drei Mal während seines Heranwachsens den Sommer auf der Alm. Die Jungstuten auf der Brendlalm und die Junghengste auf der Stubalm. Die Alpung dient als Vorbereitung für ihre zukünftige Ausbildung, vor allem für jene Hengste, welche dann in die Spanische Hofreitschule nach Wien kommen. Auf den Almwiesen erlangen die Jungpferde die notwendige Trittsicherheit und trainieren ihre Sehnen und Gelenke. Der feste Untergrund, die frischen Kräuter auf den Weiden und das raue Klima auf 1.600 Meter Seehöhe machen die Pferde stark und robust. Wenn die Herde am Abend in den Stall zurück kommt, ist das im wahrsten Sinne ein erhebendes Gefühl, denn die Erde bebt unter den Huftritten der Lipizzaner. Die Lipizzaner-Jungstuten verbringen den Sommer auf der Brendlalm.


Frisch und frei können die Lipizzaner-Jungtiere aufwachsen. Sie verbringen die ersten drei Sommer ihres Lebens auf der Brendlalm bzw. auf der Stubalm. (Bilder: ORF/Schöttl, AustriaDirect, Outdooractive)


Der Haflinger Pferdezuchtverband Tirol zieht seit 1947 alle seine Hengste in einer großen Herde von rund 50 Junghengsten gemeinsam vom Fohlen bis zum Dreijährigen auf dem Fohlenhof in Ebbs und den dazugehörenden Almen auf. Mit dieser natürlichen Haltung und einer gemeinsamen Alpung von mindestens sechs Monaten jährlich werden die Tiroler Hengste perfekt aufgezogen. Diese Aufzuchtbedingungen sind nicht nur besonders tierfreundlich und artgerecht, dem Pferd als Herdentier entsprechend, sondern auch dazu Grundvoraussetzung, dass die exklusivsten Hengste der Welt ihre Charaktereigenschaften natürlich beibehalten. Für Trittsicherheit, die Ausdauer, Härte und Widerstandskraft sowie ihre starke Gesundheit ist dieser Ausflug in die Tiroler Berge in über 1.200 Meter Seehöhe, mit den Lebensbedingungen der Alpen von früher unentbehrlich.


Für Trittsicherheit, die Ausdauer, Härte und Widerstandskraft sowie ihre starke Gesundheit ist dieser Ausflug in die Tiroler Berge in über 1.200 Meter Seehöhe, mit den Lebensbedingungen der Alpen von früher unentbehrlich. (Fotos von Haflinger Tirol)



Gemischte Almen

Auf den gemischten Almen werden, wie der Name bereits erklärt, verschiedene Viehgattungen gesömmert, die klarerweise auch unterschiedlich betreut werden müssen. Als Wirtschaftsziele gelten ein hoher Milchertrag bei Kühen und der Fleischzuwachs der Jungtiere.



Galtviehalmen

Auf den Galtviehalmen überwiegt das nicht Milch gebende Vieh, also vor allem trockenstehende Kühe und Jungvieh. Als Galtvieh bezeichnet man nicht laktierendes, also keine Milch gebendes, Vieh. Darunter fallen weibliche Rinder, bis sie das erste Mal ein Kalb bekommen, Stiere und Ochsen, sterilisierte weibliche Rinder jeglichen Alters (so genannte Schnitzkalbinnen) und keine Milch gebende Mutterkühe (Trockenstellen: 6-8 Wochen vor dem Kalben). Das Wort „galt“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet so viel wie „trocken“. Galtviehalmen erfordern weniger Personal und finanzielle Aufwendungen und eignen sich daher zur direkten Betreuung vom Heimgut aus. In der Regel liegen die Kuhalmen am niedrigsten, die Galtviehalmen in der Mitte und die Schafalmen am höchsten.


Kälber, Kalbinnen, Stiere und Ochsen zählen zum Galtvieh.



Kleintieralmen

Auf den Kleintieralmen überwiegen Schafe und/oder Ziegen. Sie erfordern den geringsten Arbeitsaufwand, und die Betriebseinrichtungen sind sehr bescheiden oder sogar überhaupt nicht vorhanden. Kleintieralmen liegen in der Regel sehr hoch, nämlich dort, wo Rinder wegen der Steilheit und Felsigkeit des Geländes nicht mehr aufgetrieben werden.


Auch die Schafe fühlen sich im Sommer auf den hoch gelegenen Matten wohl. Die Hitze ist dort erträglicher.




Eigentumsformen

Was die Eigentumsformen betrifft, so unterscheidet man im Wesentlichen Almen in öffentlicher Hand, Almen in Gemeinschaftsbesitz und Almen im Einzelbesitz. Die Eigentumsformen gehen häufig auf unterschiedliche Faktoren zurück, sind aber zu einem großen Teil das Ergebnis einer langen geschichtlichen Entwicklung. In Frankreich und der Schweiz sind die Eigentumsformen sehr unterschiedlich zu Österreich. Almen im Besitz einer Agrargemeinschaft gehören mehreren landwirtschaftlichen Betrieben, die sich zusammengeschlossen haben. Jeder Betrieb hat – je nach so genanntem Heimgut – genau festgelegte Anteile am Alpungsrecht, an Futtermitteln und der Produktion von Lebensmitteln (Käse, Butter). Auch weitere Rechte und Pflichten der Anteilsinhaber sind geregelt. Rechtlich gesehen ist es eine Körperschaft des Öffentlichen Rechts. Servitutsalmen gehören Einzelpersonen, Betrieben, Großgrundbesitzern oder der öffentlichen Hand. Diese erteilen einem Nutzer (Servitutsberechtigter) die Erlaubnis, die Alm zu bewirtschaften. Sie werden auch Berechtigungsalmen genannt.




Die Almwirtschaft in der Steiermark

Per Definition im Stmk. Almschutzgesetz 1984 sind in der Steiermark 3.147 bewirtschaftete Almen, davon 1.744 Nieder-, 1.047 Mittel- und 356 Hochalmen erhoben worden. Die Steiermark ist das almreichste Bundesland Österreichs mit einem Anteil von 26 % an den bewirtschafteten Almen, sie bedecken etwa 20 % der Landesfläche. Genähert 200 Almen sind nicht zeitgemäß erreichbar, das sind um 6 %, sie liegen fast ausnahmslos in den extremen Kalkgebieten des Toten Gebirges und im Hochalmbereich der Niederen Tauern.


Almen sind in der Steiermark in allen Landesteilen anzutreffen. Entsprechend der allgemeinen agrarstrukturellen Gegebenheiten sind drei regionale Almbereichstypen ableitbar.

  • Das Obere Steirische Enns- und Mürztal mit einem hohen Anteil an Hochalmen in den Niederen Tauern, die meisten Betriebe sind Privatalmen, daneben gibt es größerflächige Agrargemeinschaften und Genossenschaftsalmen; Servitutsalmen sind seltener.

  • Das Mur-Mürztal und das Steirische Randgebirge sind geprägt von kleinen Privatalmen in der Waldstufe, die zum Teil in den Seitengräben aus ehemaligen aufgelassenen bergbäuerlichen Betrieben hervorgegangen sind.

  • Im weststeirischen Randgebirge sind große Pachtalmen (Koralmstock) anzutreffen, deren größte bis zu 400 Rinder je Alm aufnehmen.

  • Im oststeirischen Randgebirge, im Gebiet der Teich- und Sommeralm, Fischbacher Alpen, Wechselgebiet, weiden auf Österreichs größtem Almgebiet derzeit mehr als 3.500 Rinder.

Die auffallende Eigentumsform im Almwirtschaftsbereich des Steirischen Salzkammergutes und der Eisenwurzen ist das Vorherrschen der seit dem Mittelalter den landesfürstlichen Bergwerken (Eisen, Salz) zur Deckung des Holzbedarfs vorbehaltenen, nunmehr im Eigentum des Bundes und des Landes befindlichen Waldweidegebiete. Der Großteil des verfügbaren Almareals (mehr als ¾ aller Almen) entfällt so auf Servitutsalmen. Die Alpung ist hier auf extensive Galtviehhaltung reduziert worden.


Mit der Auswertung der INVEKOS-Daten durch BMNT und AMA, Stand Jänner 2018; AMA-Auswertung L013a. gab es 2018 in der Steiermark 3.707 Beriebe mit Almauftrieb. 2018 gab es in der Steiermark 1.685 Almen davon

  • 635 Niederalmen

  • 783 Mittelalmen

  • 267 Hochalmen

mit 36.747 ha Futterflächen und 34.792 gealpten Tieren (GVE)

  • 866 Pferde

  • 43.625 Rinder davon 910 Milchkühe

  • 6.325 Schafe

  • 278 Ziegen

Die Tiere auf den steirischen Almen werden von 878 Hirten beaufsichtigt.






Quellen:


Hans Krawarik: Als Bauernland Jagd- und Forstgut wurde. Zur Entstehung industriezeitlicher Gutsverwaltungen am Beispiel des Gutes Glashütte am Wechsel. Zeitschrif t des Historischen Vereines für Steiermark Jahrgang 87 (1996).

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