In den abgelegenen Tälern der Alpen treiben einmal im Jahr raue Gesellen mit zotteligem Fell, gruseligen Hörnermasken, Ketten und Ruten ihr wildes Spiel: Krampusse, auch als Kramperl oder Bartl bekannt, sind furchteinflößende und wenig zimperliche Gestalten im Adventsbrauchtum, die oft den Heiligen Nikolaus begleiten. Während der Nikolaus die braven Kinder beschenkt, werden die unartigen Kinder vom Krampus bestraft. Diese Tradition ist im Ostalpenraum, insbesondere in Österreich, im südlichen Bayern und der Oberpfalz, Liechtenstein, Ungarn, Kroatien, Slowenien, der Slowakei, Tschechien, Südtirol und im Trentino verbreitet. Die Ursprünge der Figur des Krampus reichen, wie viele andere dämonische Gestalten im Alpenraum, bis in die vorchristliche Zeit zurück. In vergangenen Zeiten waren Dämonen und Geister fest im Volksglauben verankert.
Krampus beim Krampuslauf in Graz 2018 (Bild: inside-graz.at)
Der Name "Krampus" leitet sich von mittelhochdeutsch "Krampen" (‚Kralle‘, auch das Handwerkszeug) oder bairisch "Krampn" (‚etwas Lebloses, Vertrocknetes, Verblühtes oder Verdorrtes‘) ab. In vielen Regionen ist die Gestalt des Krampus mit dem Perchtenbrauchtum, insbesondere den Schiachperchten, verschmolzen. Der Krampus soll ursprünglich halb Mensch, halb Tier (oft eine Ziege) gewesen sein.
Im bayerischen Alpenvorland und im österreichischen Salzkammergut, der Steiermark sowie in Salzburg ist der Krampus eher unter der Bezeichnung "Kramperl" bekannt. In der Steiermark und in Kärnten wird neben "Kramperl" auch die Bezeichnung "Bartl" verwendet. Aufgrund der langjährigen slowenisch-deutschen Zweisprachigkeit in Kärnten und der Steiermark wird vermutet, dass sich die slowenische Bezeichnung "parkelj" ebenfalls aus "Bartl" ableitet, da der Wechsel von t → k bzw. d → g (zum Beispiel Kittel → kikelj, Kandl → kangla) auch bei anderen Entlehnungen ins Slowenische beobachtet wird. Im Salzkammergut wird auch die Bezeichnung "Miglo" verwendet. Im Tiroler Raum ist häufiger von "Tuifl" die Rede, abgeleitet vom Begriff "Teufel". Auch der Begriff "Ganggerl" wird verwendet.
Eine kurze Geschichte von Nikolaus & Krampus
Der Brauch des Winteraustreibens ist in der Alpenregion uralt und symbolisierte den unendlichen Kampf zwischen Winter und Sommer. Die erste Nennung wird des Öfteren dem großen Kirchenlehrer Augustinus um das Jahr 400 n. Chr. zugeschriebenen. Er erklärte die damals „lärmenden, schreienden und sich in Fell hüllenden“ Menschen zu etwas Ungesetzlichem und Verbotenem“, wie in einer Homilie einer Einsiedler-Handschrift bezeugt ist.
Der Krampusbrauch war im gesamten Habsburgerreich und den angrenzenden Gebieten verbreitet, wurde jedoch während der Inquisitionszeit (Spätmittelalter bis frühe Neuzeit) verboten. Vor dem Ende des 16. Jahrhunderts gibt es keine Quellen dazu. Zu dieser Zeit war es unter Todesstrafe untersagt, sich als teuflische Gestalt zu verkleiden. Dennoch wurde dieser Winterbrauch an einigen schwer zugänglichen Orten weitergeführt.
Bereits seit Ende des 13. Jahrhunderts ist der Heilige Nikolaus, der Schutzpatron der Kinder. Der Brauch des Einkehrens kam seit der Mitte des 17. Jahrhunderts auf, ausgehend von den Klosterschulen, insbesondere dem Kinderbischofsfest als Reaktion auf die Reformation. Nachdem die Reformation das Nikolausfest als Tag der Kinderbescherung überflüssig gemacht hatte, reagierte die Gegenreformation, indem sie dem Fest einen pädagogisch-religiösen Charakter verlieh. Der Heilige Nikolaus und seine Begleiter besuchten jedes Haus mit Kindern. Dabei wurden sie nach ihren Gebeten und dem Befolgen der Anweisungen ihrer Eltern befragt. Dabei wurde der Nikolaus zur zentralen Figur dieses Brauchs. Bei diesem Brauch begleitet von Schreckgestalten, Krampussen und Tiermasken wie der Habergeiß, prüft und beschenkt der Nikolaus die braven Kinder, während die unartigen Kinder vom Krampus bestraft werden.
Spätestens im 16. Jahrhundert, im Zuge der Gegenreformation, nahm der Nikolausbrauch die Form an, wie er heute noch praktiziert wird. Die Bischofsgestalt des Heiligen Nikolaus etablierte sich endgültig als pädagogischer und katechetischer Erzieher.
Auch das Nikolausspiel entwickelte sich aus dem mittelalterlichen Brauch, Familien mit Kindern einen Besuch abzustatten. In diesem Ablauf besuchte ein Bischof oder ein Vertreter des Bischofs die Familien, um die Kinder über eine gute Lebensführung zu belehren und sie möglicherweise zu belohnen, wenn sie sich an die Regeln gehalten hatten.
Ebenfalls in der Gegenreformationszeit entstanden Stubenspiele, die bis heute in Orten wie Bad Mitterndorf, Tauplitz, Pichl-Kainisch (Salzkammergut), im Salzburgerland und in Tirol existieren. Beim Mitterndorfer Nikolospiel spielte beispielsweise das Benediktinerkloster Admont eine führende Rolle.
Protagonisten des Bad Mitterndorfer Nikolausspiels: Das Nikolospiel in Bad Mitterndorf ist eine Form der darstellenden Künste in der Steiermark und wurde im Jahr 2020 in das immaterielle Kulturerbe der UNESCO aufgenommen. Dieses Stuben- und Umzugsspiel wird traditionell am 5. Dezember an verschiedenen Orten aufgeführt. Ursprünglich fand die Aufführung in Bauern- und Wirtshäusern statt, aber seit 1959 wird das Nikolospiel auch auf dem Mitterndorfer Hauptplatz einem breiteren Publikum präsentiert. Das Spiel besteht aus verschiedenen Figuren, die einen Umzug zwischen den Aufführungsorten bilden. Die ersten schriftlichen Quellen des Nikolospiels stammen aus dem 19. Jahrhundert, obwohl die Texte Jahrzehnte lang zuvor mündlich überliefert wurden. Die szenische Abfolge des Spiels hat sich über die Jahrhunderte kaum verändert. (Bild:
Der langjährige Direktor des Österreichischen Museums für Volkskunde, Leopold Schmidt, wies auf die barocke Schwarz-Weiß-Kontrastierung zwischen Nikolo und Krampus hin. Die pelzige Teufelsgestalt, die den Kindern mit Kette, Rute und Butte drohte, trug eine Maske mit Hörnern. Als "gefallener Engel" hatte er oft Flügel und auf jeden Fall eine Kette als abschreckendes Beispiel für die ewige Verdammnis derjenigen, die in der Hölle angekettet sind. Die Rute verwies auf den Schulbrauch, wo sie als Erziehungsmittel eine Rolle spielte.
Krampus und Nikolaus in erzieherischer Funktion im 19. Jahrhundert
Krampuspassen
Seit dieser Zeit entwickelten sich die Krampuspassen parallel zu den Perchtenläufen. Bei letzteren dürfen nur wehrfähige, unverheiratete Männer des Dorfes teilnehmen, und seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden diese Veranstaltungen wieder öffentlich abgehalten.
In bairischen Dialekten wird die Gruppe aus Nikolaus, Krampus und anderen Begleitern als Pass bezeichnet. Früher waren es meist nur einzelne oder wenige auf abgelegenen Bauernhöfen, die im Winter die Tradition von Nikolaus und Krampus pflegten. Im Laufe der Zeit bildeten sich jedoch Gruppen, die als Krampuspassen bekannt wurden. Eine Krampuspass besteht aus einer Gruppe von bis zu etwa zehn Männern, die gemeinsam an der Vorbereitung für die jährliche Durchführung des Brauchs arbeiten. Heutzutage sind Krampuspassen oft formell als Vereine organisiert, besonders wenn sie regelmäßig öffentlich auftreten. Diese Gruppen organisieren sich oft um talentierte Handwerker oder Kostümdesigner. Viele Männer schnitzen ihre Masken, auch Larven genannt, selbst und verleihen ihnen ein einzigartiges Aussehen und persönlichen Ausdruck. Eine echte Krampuslarve sollte natürliche, große Hörner haben. Der Schnitzer verwendet dafür oft die Hörner vom Ziegenbock, Steinbock oder Gämse.
Krampuslauf
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts begannen die Darsteller des Krampus, inspiriert durch die Tradition der Perchtenläufe, sich vermehrt zu präsentieren und durchstreiften auch die Straßen. Der Brauch Perchtenläufe hat seine Wurzeln vor allem im österreichischen Ostalpenraum. Die Ursprünge dieser Läufe reichen jedoch über das Mittelalter bis ins Heidentum zurück. Zu dieser Zeit bediente man sich Masken, im Glauben, damit die bösen Geister des Winters vertreiben zu können. Siehe Abschnitt Masken und Larven.
Leopold Schmidt vermerkt, dass Missbräuche dieser Praktiken etwa in den Retzer „Provinzialnachrichten“ von 1786 verurteilt wurden. Diese Darstellungen entwickelten sich um 1900 zu den heute bekannten Krampusläufen. In diesen Läufen sind oft verschiedene Figuren aus dem Volksglauben miteinander vermischt. Neben dem Krampus treten auch die (vor-)alpine, mystische Sagengestalt „Frau Percht“, die Habergoaß und die „Schiachperchten“ und viele andere in Erscheinung. Krampusläufe sind in vielen Dörfern und Städten im Ostalpenraum, im südlichen Bayern und der Oberpfalz, in Österreich, Teilen des Fürstentums Liechtenstein, in Ungarn, Slowenien, der Slowakei, in Tschechien, in Italien (beschränkt auf Südtirol, Welschtirol (Trentino) und vor allem im Vinschgau sowie im Pustertal) und Teilen Kroatiens eine Tradition. Bei diesen Umzügen ziehen als Krampus verkleidete Personen unter lautem Lärm mit ihren Glocken durch die Straßen, um Passanten zu erschrecken. Dabei setzen sie auch ihre langen Ruten ein.
Das sogenannte Tuifltratzen (Tirol) oder Kramperltratzn (bairisch "tratzen" bedeutet ‚frotzeln, höhnen, sich kabbeln, spotten‘, in Teilen Österreichs: Kramperlstauben, wobei "stauben" ‚ver-, wegjagen‘ bedeutet) ist an einigen Orten eine Mutprobe für die Kinder der Gegend, die versuchen, die Krampusse zu reizen, ohne erwischt oder geschlagen zu werden.
Wir sagten dazu "Kramperl-Roazn" oder "Bartl-Roazn".
Knecht Ruprecht
Der Krampus teilt seine Funktion mit dem "Knecht Rupprecht", wobei zwischen den beiden Figuren einige Unterschiede bestehen. Krampusse treten häufig in größeren Gruppen auf, insbesondere in Regionen wie dem Tiroler Unterland, dem Salzburger Land und dem österreichischen Salzkammergut.
Außerhalb der Gebiete, die von der Gegenreformation geprägt waren, wurden die Krampusse von der norddeutsch-protestantisch geprägten Figur des Knecht Ruprecht verdrängt. Er wird oft als bärtiger Mann mit dunklen, schmutzigen Kleidern und einer Rute dargestellt. Im alemannisch-protestantischen Raum hingegen vermischen sich die beiden Formen. Auch Knecht Ruprecht ist ein Gehilfe des Heiligen Nikolaus, der im Brauchtum des nördlichen und mittleren deutschen Sprachraums vorkommt. Die Bezeichnung "Knecht Ruprecht" soll auf Figuren aus dem Alpenvorland oder auch aus Thüringen zurückgehen. Diese Figur wird auch in anderen Regionen unter verschiedenen Namen wie Hans Trapp oder Pelzmärtel bekannt. In vielen Darstellungen ist Knecht Ruprecht ein gehörnter, furchterregender Begleiter des Nikolaus, der unartige Kinder bestraft oder erschreckt.
Die Herleitung von "Knecht Ruprecht" aus "rûhperht" (rauhe Percht) weist auf eine Verbindung zu winterlichen Umzugsgestalten hin, die in den Rauhnächten auftreten. "Frau Perchta" ist eine solche Figur und steht in Verbindung mit alten winterlichen und heidnischen Bräuchen.
Percht vs. Krampus
Perchten sind Figuren im alpenländischen Brauchtum, insbesondere in Bayern und Österreich. Die beiden finsteren Gestalten unterscheiden sich bereits in der Zeit ihres Auftretens. Während der Krampus nur in der Adventszeit zu sehen ist, trifft man den Percht erst in den Rauhnächten. Das ist kurz vor Weihnachten, bei der Wintersonnenwende am 21. Dezember, bis zum 6. Jänner, um den Winter und das alte Jahr auszutreiben. Eine weitere Unterscheidung betrifft ihre Partner beim Auftritt. Der Krampus erscheint in der Regel gemeinsam mit dem Heiligen Nikolaus, während bei den Perchten oft die Schiach- und die Schönperchten auftreten.
Die mit Glocken umgehängten Schiachperchten sollen laut einer Sage den Winter oder die bösen Geister des Winters vertreiben, auch bekannt als Winteraustreiben oder Austreiben des alten Jahres.
Nach dem Glauben der Menschen in den Bergen lebt die alte Göttin Perchta, die Prächtige, Glänzende, heute noch als Frau Percht weiter. Sie erscheint jedes Jahr in der Zeit von der Thomasnacht am 21. Dezember bis zum Dreikönigstag in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar, auch bekannt als Rauh- oder Rauchnächte.
Der Ursprung des Perchtenbrauches lässt sich wahrscheinlich im germanischen Bereich finden. Nach den Vorstellungen unserer Vorfahren war Frau Perchta ein dämonisches Wesen, halb Göttin, halb Mensch, das in zwei verschiedenen Formen erschien. Einmal wurde von einer freundlichen Lichtgestalt gesprochen, die segnend durch das Land ging und Menschen sowie Tiere segnete. Andererseits erkannte man in ihr einen hässlichen Dämon, der Unheil und Unglück über die Menschen brachte, das Vieh krank machte und die Ernte zerstörte. Aufgrund dieser Ambivalenz ist ihre Ausprägung in zwei Hauptgruppen auch nicht verwunderlich: die "guten" Schönperchten und die "bösen" Schiachperchten.
Verbreitung von Bartl, Wubartl, Klaubauf und Krampus etc.
Interessanterweise spielten vor etwa hundert Jahren die Glaubens- und Brauchgestalten des 5. und 6. Dezembers im Burgenland noch keine bedeutende Rolle. Insbesondere in seinen mittleren Teilen hielt das Land an der Tradition des 13. Dezembers fest, der die „Lutzlfrau“ und die „Budlmutter“ einschloss. Es scheint, dass es sich bei diesen Gestalten ursprünglich um "Jahresalte" handelte, Maskenfiguren, die das Ende des Jahres repräsentieren. Daher gab es eine Woche vorher keinen festen Platz für die nah verwandten männlichen Gestalten. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts kam es zu einer allmählichen Anpassung an die Bräuche in den benachbarten österreichischen Ländern. Von Wien und Niederösterreich im Nordwesten her begann das hell-dunkle Paar Nikolaus und Krampus einzudringen. Im Süden setzten sich hingegen Nikolaus und Bartl durch, möglicherweise auch nur der Bartl allein, beeinflusst von der benachbarten Steiermark.
Im mittleren Burgenland war in den 1960er Jahren noch bekannt, dass die Bezeichnung „Bartl“ für den Krampus in der Steiermark üblich ist. Auch im südlichen Landesteil wird gelegentlich darauf hingewiesen, dass „Bartl“ in der angrenzenden Steiermark üblich ist. Die zwiespältige Feier des 5. und 6. Dezembers nahm in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts im gesamten Land zu, wobei die Gestalt des dunklen, rauen Nikolausbegleiters offensichtlich die lokal älteren Luzlfrau-Masken des späteren Termins verdrängten. Diese Bewegung drang offenbar von Wien aus in den Südosten vor, seit das Burgenlandes um die Jahreswende 1921/22 ein Teil von Österreich wurde. Die gleiche, aber innerlich schwächere Welle ist vermutlich gleichzeitig von der Steiermark aus in den Süden des Burgenlandes vorgedrungen und hat den steirischen Krampusnamen „Bartl“ mit sich geführt. Der Name „Bartel“ kann auch als „Wubartl“ oder „Spitzbartl“ auftreten. Wubartl sagt man auch heute noch in der Gegend der steirisch-burgenländischen Grenze bei Loipersdorf bei Füstenfeld. In Oberdrosen (Bezirk Jennersdorf, Burgenland) wurde früher auch der Krampus als „Nikolo“ bezeichnet, und der Heilige Nikolaus wurde lange als „Bischof“ bezeichnet. Ein anderer Name für den Krampus ist „Wubartl“. Im Burgenland sind die männlichen Masken des Nikolaustermines im Norden den niederösterreichischen Krampussen verwandt, im Süden den steirischen Barteln.
Die genaue Abgrenzung der "Bartel"-Landschaft gestaltet sich bei der Verfolgung der Grenzen der drei genannten Großgebiete als herausfordernd. Es scheint, als habe sich der Begriff "Bartel" im 18. Jahrhundert in der Steiermark und im östlichen Kärnten verbreitet. Die Herkunft des Namens ist umstritten, obwohl bereits eine plausible Ableitung vorgeschlagen wurde. Nach Karl Weinhold und Matthias Lexer ist "Bartel" eine Nebenform von "Perchtl". In altbayerischen Gebieten trägt die Maskengestalt mehrfach direkt den alten Perchtennamen, was eine Ableitung durchaus plausibel macht. Diese Spezialisierung könnte in den erhalten gebliebenen, altmodischen Randgebieten des Perchtenbrauchs stattgefunden haben, von denen der Brauch auch zu den Slowenen weitergegeben wurde. Graz war ein bedeutendes Zentrum für die Verbreitung des Namens „Bartl“. In jedem Fall wurde Graz, insbesondere die Steiermark, zur Drehscheibe für die Verbreitung des Namens nach Osten, wo ihn auch das südlichste Burgenland übernommen hat.
"Parkelj", Bartel, in Slowenien in Goričane (Foto: Tone Stamcar)
Das lebendige steirische Bartel-Brauchtum hat anscheinend in verschiedene Richtungen gewirkt und die Namensgebung der Maskengestalten beeinflusst. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts scheint der Name Bartl sogar noch an der oberösterreichisch-steirischen Grenze bekannt gewesen zu sein. Zumindest hat Matthias Höfer 1815 für Oberösterreich einen „Strohbartel“ benannt. Dabei handelte es sich wahrscheinlich um Maskengestalten des Nikolaustages in der Art der „Strohschab“ im steirischen Salzkammergut. Auch die Bezeichnung „Rauhen“ lässt sich auf die früher üblichen Fellmasken zurückführen. „Gangerl“ ist ebenfalls ein gebräuchlicher Name für Krampusse, insbesondere im Ausseerland.
Strohschab: In Bad Mitterndorf (Steiermark) tritt am 5. Dezember eine Nikolausgruppe in verschiedenen Lokalen mit einem Umzugsspiel auf. Vorboten sind die Strohschab, die mit Peitschen den Weg frei machen. Obwohl die Strohschab mit ihren langen Hörnern besonders archaisch wirken, haben sie lediglich die Funktion, mit ihrem Peitschenknallen im Sechser- und Achtertakt den Weg für die anderen Mitspieler zu bereiten. Ähnliche Figuren sind auch bei Nikolausumzügen in Krungl, Kainisch, Tauplitz und Obersdorf zu finden. Die Kostüme der Strohschab bestehen aus handgedroschenem Roggenstroh und setzen sich aus Kittel, Oberteil und einem Kopfteil zusammen, das das Gesicht vollständig verhüllt und von langen Stangen bekrönt wird. Die Strohschab besuchen auch Häuser, schnalzen dort und werden von den Bewohnern bewirtet. Das Wort "Schab" bedeutet eigentlich Bündel, und auch beim Dachdecken verwendete man früher den Begriff Strohschaben. Ein Kindervers sagt: "Sei so glücklich, sei so froh wie die Maus im Schaberl Stroh". (Foto: JOKIST)
In Österreich lassen sich drei große Verbreitungsgebiete für winterliche Maskengestalten identifizieren, die mittlerweile stark ineinander überfließen: das des „Krampus“ in den Donauländern, das des „Bartl“ in Steiermark und Kärnten, sowie das des „Klaubauf“ in Salzburg und Tirol.
Schiachperchten aus dem Großarltal im Pongau (Salzburg)
Die Bezeichnung "Klaubauf" für die Begleiter des Nikolaus war bis ins 19. Jahrhundert in weiten Teilen Süddeutschlands und Österreichs gebräuchlich. Heutzutage findet man diese Bezeichnung für die teuflischen Begleiter (Krampusse) nur noch in Salzburg, Osttirol sowie teilweise in Oberkärnten und im Vinschgau.
Gasteiner Klaubauf (Foto: Gasteiner Perchten)
In Matrei in Osttirol, Tirol, gibt es eine besondere Tradition namens "Klaubaufgehen". Der Begriff "Klaubauf" soll sich vom gotischen "hlaupan" ableiten, was so viel wie springen, tanzen oder davonlaufen bedeutet. Das Suffix "auf" steht für eine plötzliche Aktivität. Der Ursprung des Brauchs ist nicht ganz klar, aber es gibt Gemeinsamkeiten sowohl mit der Krampus- als auch mit der Perchtengestalt.
Obwohl der Brauchtermin (4. - 6. Dezember) eng mit dem Heiligen Nikolaus verbunden ist, spielt das Auftreten des Nikolaus in Matrei eine untergeordnete Rolle. Stattdessen treten andere Brauchgestalten wie der Klaubauf, Spielmann und Bettelleute in den Vordergrund. Die Ausstattung eines Klaubaufs umfasst einen zotteligen Schafspelz, ein Geläut mit ein bis sechs Glocken, das zwischen 6 und 18 kg wiegt und auf dem Rücken getragen wird, sowie eine traditionelle Holzmaske. In Matrei hat sich ein spezieller Maskentyp entwickelt, der sich durch asymmetrische und verzerrende Formen sowie eine große Variationsbreite auszeichnet. Im Gegensatz zu anderen Regionen fehlen in Matrei die üblichen Hörner auf den Masken, da sie bei den ritualisierten Raufereien stören würden.
In Vorarlberg gibt es den "Klos" und den "Kremperler" (Nikolo und Krampus).
Muntafuner Klos und Kremperler Verein (FB): Klos mit zwei Begleitern: der rechte weist unübersehbare Züge des Knecht Ruprecht auf, wie im alemannischen Raum üblich. Der linke Krampus hat Ähnlichkeit mit der Darstellung eines Klaubauf.
Jede Region hat ihre eigenen Bezeichnungen und lokale Variationen für die schaurigen Begleiter des Nikolaus. In Kärnten gibt es zum Beispiel die „Spitzbartln“, insbesondere in der Gegend um Arnoldstein. Der Name „Bartl“ ohne „Spitz“ ist ebenfalls als Bezeichnung für die Teufelsfigur bekannt. Weiters wird in Kärnten die dunkle Gestalt, die den Hl. Nikolaus begleitet, als "Parti" bezeichnet, was ein Schreckwort für Kinder ist. Parti ist teuflisch vermummt, trägt einen Rückenkorb, eine Rute und eine Kette, um Kinder zu bestrafen oder mitzunehmen, die bei der Prüfung des Nikolaus nicht bestehen. Gräber gibt eine knappe Definition dieses Begriffs:
„Sein (des hl. Nikolaus) Begleiter ist meist der Bartl, auch Spitzbartl oder Freßbartl genannt, der oft in größerer Zahl in des Bischofs Aufzug vertreten ist. Immer sind es in Pelz gehüllte dunkle Gestalten mit geschwärztem Gesicht, ehemals im Möll- und Gailtal mit hölzernen Larven ausgestattet, aus welchen die rote lange Zunge heraushing. Mit Ketten wird fürchterlich gerasselt, mitunter mit Kuhglocken geläutet.“
In Kärnten gibt es auch andere Bezeichnungen für diese Gestalt, wie Klaubauf und Wauwau im Möll-, Lesach- und Drautal, sowie "Toifl" oder "Krampus" unter städtischem Einfluss. Der Ausdruck „Bartel“ scheint hauptsächlich im steirisch beeinflussten Teil von Unterkärnten Verwendung zu finden.
In Osttirol, genauer gesagt in Matrei, sind die Figuren als „Klaibauf“ oder „Klaibaif“ bekannt, und am 5. Dezember ziehen sie durch die Gegend. Eine weitere Bezeichnung, „Hiedlbua“, ist aufgrund der Hörner am Kopf leicht zu verstehen. Ähnlich verhält es sich mit dem Begriff „Pelzteufel“, der im Ausseerland verwendet wird und sich auf die Kostümierung der Figur mit einem Schafspelz oder Ziegenfell bezieht.
Weinhold, ein Schüler der Gebrüder Grimm, versuchte, den Namen "Bartel" über die Ableitung von "Percht" noch weiter ins germanische Altertum zurückzuverfolgen. Für ihn leitete sich "Bartel" eigentlich von "Berchtold" ab, der als süddeutscher Nebenname für Wodan galt. Der Name klang jedenfalls dämonisch und wurde gelegentlich auch als Teufelsname verwendet. In einem Luzerner Heiligenspiel von 1549 wird ein Teufel beispielsweise als "Bärtli" bezeichnet. Auch in jüngeren Volkssagen aus verschiedenen süddeutschen Regionen wird der Teufel gelegentlich als "Spitzbartel" bezeichnet, und genau dieser Name tritt in Kärnten neben dem üblichen "Bartl" gelegentlich als Bezeichnung der Maskengestalt auf.
Nach L. Schmidt bezeichnet der Name "Bartel" im Gegensatz zu "Berchtel" eine männliche Gestalt, die jedoch denselben Namen in einer späteren Form trägt. Die "Berchtel" ist im bayerischen Sprachgebiet als die Bezeichnung für die Schicksalsgestalt in Anlehnung an die Perchta verbreitet, während sie im Burgenland noch in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts kaum vertreten war.
Hier kreuzen sich also verschiedene historische Beziehungen. Möglicherweise könnte auch die Tatsache, dass "Bartl" einfach "der Bärtige" bedeuten kann, eine gewisse, wenn auch vielleicht sekundäre Grundlage dafür sein. Dies würde gut zu der Bezeichnung des namenlosen Jahresalten passen, der unter anderem auch als Bartmaske auftreten konnte. Es ist auch zu beachten, dass Bezeichnungen mit "Bart" für Maskierungen seit dem Spätmittelalter nicht ungewöhnlich sind. In der Steiermark kommt der Bartel in Pelz gehüllt, Gesicht und Hände sind geschwärzt; aus dem Mund hängt ihm eine lange rote Zunge, und am Kopf hat er Hörner.
1968 gab es nur eine einzige Aufzeichnung aus Wörtherberg (burgenländisch-steirische Grenze), die "Frau Perchtel" im Zusammenhang mit einer Weihnachtssage nennt. In dieser Überlieferung zieht "Frau Perchtel" am Heiligen Abend mit den ungetauften verstorbenen Kindern heimlich zur Mitternachtsmesse. Die Kinder müssen kleine Krüge tragen, in die die Tränen gesammelt werden, die für sie vergossen werden. In Wörtherberg gibt es auch den Badei", eine männliche Gestalt, die am Vorabend des 13. Dezember die Luzeln begleitet. Der Badei wäscht die Kinder mit einem schmutzigen nassen Fetzen.
Die Verbreitung des Bartel zeigt, dass es sich um eine Begleitgestalt handelt, die sich örtlich bedeutenderen Figuren anschließt. In Wörtherberg, wo er die Luciengestalten begleitet und einen Reinigungsritus vollzieht, erscheint er besonders altmodisch.
Leopold Schmidt vertrat auch die Ansicht, dass die steirischen "Bartel" in ähnlicher Weise zu "Berchtel" stehen wie das salzburgische "Bachtl".
Woher kommt der Krampus?
Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, zumindest nicht für die meisten...
Wenn man aber einen Mürztaler oder einen aus dem angegrenzenden Joglland fragt, ist die Antwort aber klar: aus der Rotsuhl (Rotsohl Alm). Deshalb wird er im Mürztal auch der "Rotzula" genannt - mit einem Rosshaxen und drei Meter groß!
Der Rotzula lebt im Hochgebirge der Hohen Veitsch, wo er hinter einer Almhütte angekettet ist. In den Sommermonaten braucht man vor ihm keine Angst zu haben, denn die Sennerin kümmert sich um ihn. Jedes Mal, wenn er versucht, sich von der Kette zu befreien, gibt ihm die Sennerin eine Schüssel Milch, und er beruhigt sich wieder. Doch im Spätherbst verlässt die Sennerin die Alm, und der Rotzula hat dann die Gelegenheit, so lange an der Kette zu zerren, bis er sich befreien kann. Anschließend stürmt er gemeinsam mit dem Nordwind aus dem Gebirge ins Tal und sucht nach den unartigen Kindern.
So wird das Heim des Krampus je nach Gegend woanders zu verorten sein.
Masken und Larven ('Loav'n")
Die Larve, abgeleitet vom lateinischen Wort "larva" für "Gespenst", oder auch Scheme (aus althochdeutsch "scema", was "hölzerne Maske" bedeutet), bezeichnet in Österreich, der deutschsprachigen Schweiz, im süddeutschen Raum und in der Oberlausitz oft eine aus Holz oder Papier gefertigte Maske.
Die Ton-Masken von Mautern (bei Krems, NÖ) weisen Groteskfratzen auf, wobei die menschengestaltige Maske genau einer heutigen Krampus-Larve ähnelt, komplett mit Tierohren, Hörnern und einer weit herausragenden Zunge. Die Gesichtsränder der Masken haben Löcher, um Pelz- oder Sackteile als Hinterhaupt zu befestigen. Dieser mediterrane Tonwerkstoff stimmt genau mit dem formähnlichen und funktionsgleichen Maskentypus überein, der sich innerhalb der Alpenländer bis heute als „Larven" aus Holz erhalten hat. Erst zu Beginn des 20. Jhs. wurden in der Nähe von Mautern an der Donau Tonmasken und Maskenfragmente gefunden, die aus dem 2. Jh. n. Chr. stammen.
Die erste Abbildung zeigt eine vollständig erhaltene, kalbskopfartig geformte Maske. Die zweite Abbildung stellt eine "Teufelsfratze" mit Tierohren und Hörnern, aber ansonsten menschlichen Gesichtszügen dar. Das Maskenfragment in der dritten Abbildung ähnelt einem Schweinskopf, und das in der vierten Abbildung weist menschliche Züge auf. (Bilder: © Magistrat der Stadt Krems/Donau MA V)
Der Verwendungszweck dieser Masken könnte aus einer kirchlichen Verordnung hervorgehen, die heidnische Maskeraden zu Jahresbeginn oder in der Fastenzeit, das sogenannte "Kälbchen- und Hirschlein-Darstellen" und die "Monstra" (Teufelsmaske), unter Strafandrohung verbietet.
Vielleicht hat der Fund von 1936 in Favianis-Mautern an der Donau Einblicke in das keltisch-romanisierte Binnennorikum und die Bevölkerung in den späteren Regionen Steiermark und Kärnten geliefert.
Österreichische Perchtenmaske, 1920 Foto: Claus Ableiter
In der Mitte des 13. Jahrhunderts, etwa zwischen 1250 und 1270, lebte ein Mönch in der oberen Steiermark, der als "St. Lambrechter Bauernprediger" bekannt war. Dieser Prediger aus dem späten 13. Jahrhundert zeigt in seinen zahlreichen Notizen zur damaligen Volkskultur eine bemerkenswerte Nähe zu den Lebensumständen der Menschen seiner Zeit. Leider sind die genauen Worte seiner Ansprachen nicht überliefert, aber anhand einer Predigt (Hs. 841, pag. 16v) lässt sich erkennen, dass er sich kritisch zu den damals populären Schminkfarben, auch "colores" genannt, äußerte. Die Erwähnung des Begriffs "Larve" in diesem Zusammenhang zeigt, dass die traditionelle Verwendung von Masken oder Verkleidungen, ähnlich wie beim heutigen Krampus, bereits damals existierte und sogar als Grund für die Furcht von Kindern genannt wurde.
Aus derselben Perspektive haben wir dem steirischen Prediger des 13. Jahrhunderts eine recht detaillierte Beschreibung von Masken zu verdanken, die die früheste ist, die wir in der Steiermark kennen. Der Sittenprediger bezieht sich auf Gesichtsbemalungen beiderlei Geschlechts.
Krampus und Nikolo in Pernegg an der Mur (Steiermark): Dieser Krampus hat noch eine bemalte Maske, wie sie etwa hier geschildert wird).
Er spricht von bemalten Larven im Narrenspiel, die vom Teufel benutzt werden. Die Larve, die im Spiel etwas anderes repräsentiert als sie ist, wird der Teufel mit Zähnen, Kinnbacken, Lippen und verschiedenen Farben gestalten. Dabei betont der Prediger den Kontrast zwischen der geringen Wertigkeit der Farben, mit denen die Larven bemalt werden, und der teuflischen Täuschung, die durch die Masken im Spiel entsteht. Insbesondere weist er darauf hin, dass die Kinder, die unschuldig und keusch sind, vor diesen Larven fliehen, während diejenigen, die die Tugend der Enthaltsamkeit lieben, sich vor der diabolischen Larve scheuen.
Diese Form der Schreckvermummung, die der Sittenprediger mit der Putz- und Schminksucht der Frauen vergleicht, dürfte kaum wesentlich anders gewesen sein als die, in der die Vermummten heute noch auftreten, wenn sie Schrecklarven bei steirischen Nikolausspielen oder bei der Darstellung von „Schimmel“, „Pudelmutter“ und „Lutzefrau“ tragen, also bei den Darstellungen der Perchten, die sich in lange Tücher oder Mäntel hüllen, ganz zu schweigen von den Faschingsmasken. Es bleibt festzuhalten, dass schon damals die Kinder vor den Larven fürchteten und vor ihnen flohen.
Kleidung und Ausstattung
Ein Krampus erscheint beängstigend und ist typischerweise mit zottigem Fell, einer langen Zunge, spitzen Reißzähnen, Hörnern und einer grimmigen Fratze ausgestattet. Zudem trägt er oft Ketten und Glocken, um viel Lärm zu erzeugen. In seiner Hand hält diese teuflische Figur eine Rute, und auf dem Rücken trägt er eine sogenannte Butte – ein Gefäß, in das er die unartigen Kinder steckt. Die Ausstattung von Krampusfiguren variiert je nach Region, kann aber folgende Elemente umfassen:
Kleidung:
Mantel oder Hosenanzug aus Schaf- oder Ziegenfell. In einigen Teilen Niederbayerns ist es üblich, dass sich der Krampus in Kartoffelsäcke kleidet. Es gibt auch Fellkrampusse, die keine Maske, sondern nur Fell und Hörner tragen.
1928 wurde in einem Kürschnerfachbuch die Herstellung von Krampusfiguren als wesentliche Verwendung für schwarze Hasenfellreste erwähnt.
Maske (Larve):
Holzmaske aus Zirben- oder Lindenholz geschnitzt, oft mit (echten) Ziegenbock-, Steinbock- oder Widderhörnern.
Heutzutage tragen einige Krampusse auch Aluminium-, Kunststoff- oder Gummimasken.
Glocken:
Kuhglocken oder Balkenglocken (bzw. „Rollen“), die an einem Gürtel oder Gurt am Rücken angebracht sind. Dies können eine große Balkenglocke bis zu den Kniekehlen oder mehrere kleinere bis mittelgroße Kuhglocken sein. Rasseln oder Schellen werden hingegen nur von Schirchperchten verwendet.
Manchmal ist auch eine Kette zum Rasseln vorhanden.
Schwanz:
Rossschweif oder Kuhschwanz.
Rute: Seine Rute wird nicht als ursprüngliches Instrument der christlichen Bestrafung betrachtet, sondern eher als eine Art "Lebensrute"
Birkenrute.
Transportbehälter:
Butte (auch „Kraxn“), ein auf dem Rücken befestigter Behälter, in dem – der Sage nach – böse Kinder mitgenommen werden.
Weitere Brauchvariationen
Es gibt verschiedene regionale Besonderheiten und Variationen im Krampusbrauchtum:
Die dunkle Maskengestalt agiert eher eigenständig; in vielen Regionen zieht sie allein, ohne bischöfliche Begleitung, bei ihren vorweihnachtlichen Umzügen umher. Besonders im deutschen Brauchtum ist sie als "Knecht Ruprecht" bekannt, obwohl die Namen und Masken im innerdeutschen Brauch stark variieren. In einigen alten bayerischen Gebieten wird die Figur einfach als "Bercht" bezeichnet, im Schwäbischen ist gelegentlich "Butz" gebräuchlich. Beide Namen sind sehr alte Bezeichnungen für den Maskierten dieser Zeit. Es ist wahrscheinlich, dass "Ruprecht" davon nicht zu trennen ist, ein Berchtenname, der auf das Rauhe, insbesondere die Pelzverkleidung, hinweist. Dies wird auch im mecklenburgischen "Rauhklas" betont oder im rheinischen "Pelznickel" und "Pelzbock", Bezeichnungen, die jedoch deutlich vom Nikolausnamen einerseits und vom Teufelsnamen Beelzebub andererseits beeinflusst sind.
Osttirol: Hier findet nicht nur ein Krampusumzug statt, sondern auch ein traditioneller Krampuswurf, bei dem Krampusse und "Raufbolde" in einer Art Wettstreit teilnehmen. Es handelt sich dabei um eine freiwillige Mutprobe, bei der eigene Zonen für das Brauchtum eingerichtet werden.
Osttiroler Tischziehen: Eine besondere Eigenheit in Osttirol ist das Tischziehen (Osttiroler Dialekte: "tischziagn" oder "tischzoichn"). Dabei setzen sich freiwillige Männer hinter einen großen, massiven Holztisch und versuchen, diesen aus eigener Kraft gegen die anstürmenden Krampusse zu verteidigen. Ziel der Krampusse ist es, entweder den Tisch umzukippen oder ihn weit genug vom Startpunkt wegzuziehen. Dieser Wettbewerb wird pro Runde separat entschieden.
Berchtesgadener Land: Hier gibt es zwei Arten von Krampusfiguren - die "Kramperl", die komplett mit Fell bekleidet sind, und die wendigeren "Gankerl" oder "Ganggerl", die mit (Strumpf-)Hosen ohne Fell und kleineren Glocken ausgestattet sind. Diese begleiten die Buttnmandl, die wiederum die Glöckler der Perchten schützen.
Gasteinertal: Im Gasteinertal in Österreich ziehen jährlich 80 bis über 100 Passen, bestehend aus Krampus, "Engerl", "Buttnmandl" und Nikolaus, von Haus zu Haus. Die Passen unterscheiden sich durch die Farben ihrer Gewänder. Es gibt ein spektakuläres Begrüßungsritual, wenn sich zwei Passen treffen, einschließlich Bischofsstäben, Vorteufelrempeln und weiteren Bräuchen.
Schweiz und Schwaben: Der Krampus ähnelt in seiner Funktion dem im nord- und westdeutschen Raum bekannten Knecht Ruprecht. In Schwaben begleitet der Pelznickel den Gabenbringer. In der Schweiz wird der Nikolaus vom "Schmutzli" begleitet, der ähnlich wie der Krampus unartige Kinder bestraft, jedoch einen Sack trägt und einen Schellengurt statt Glocken verwendet.
Franken: Der Pelzmärtel, auch Pelzemärtel, Pelzermärtel, Pelzamärdl, Bulzermärtl oder Pelzmartin genannt, ist ein vorweihnachtlicher Gabenbringer, der vor allem in Teilen Frankens (Süddeutschland) bekannt ist. Er tritt regional auch als Pelznickel auf, wobei die Bezeichnung Elemente des Brauchtums von St. Nikolaus ("Nickel") und St. Martin ("Märtel") vereint. Am Martinstag (11. November) oder am Nikolaustag (6. Dezember) trägt der Pelzmärtel in seinem Sack Nüsse und Obst für die braven Kinder und eine Rute für die ungezogenen Kinder.
Frankreich (Elsass und Lothringen): In Teilen Frankreichs, insbesondere im Elsass und Lothringen, tritt Hans Trapp oder Père Fouettard auf. Er wird manchmal als finsterer Charakter dargestellt, der Kinder erschreckt oder bestraft.
Niederlande: In den Niederlanden begleitet Zwarte Piet (Schwarzer Peter) den Sinterklaas. Es handelt sich um eine kontroverse Figur, die historisch als Schwarze Figur dargestellt wurde.
Skandinavien: Im skandinavischen Raum treten ähnliche Gestalten zwischen Weihnachten und Silvester auf, bekannt als "julebukklaufen" in Norwegen. Diese ähneln aber eher der Habergeiß, und auch das zeitliche Erscheinen fällt eher in jenes der Perchten der Mittwinterzeit.
Der Gasteiner Klaubauf ist eine mystische Figur: Aus den Wäldern werden Birkenäste und Zirbenholz sowie Felle von Ziegen und Schafen zusammengetragen, und die Hülle des Krampus spiegelt das Wesen seiner natürlichen Umgebung wider. Dieser Gasteiner Brauch, der aus einer mystischen Vergangenheit erwachsen ist, zählt zu den wenigen, die besonders authentisch überliefert wurden. Am Nikolausabend und -tag, dem 5. und 6. Dezember, durchstreifen die schaurigen Erscheinungen erneut die Ortschaften in Gastein. (Foto: Gasteinertal Tourismus GmbH, Marktl Photography)
Krampuskarten
Es war ein schöner Brauch , gegen Ende November oder Anfang Dezember anonyme Krampuskarten mit teilweise gemeinen oder sehr netten Texten und Sprüchen zu verschicken. Vorzugsweise wurden diese Karten an die "heimlich Verehrte" oder einfach an Freundinnen geschickt, um sie hinters Licht zu führen. Die Tradition war stets aufregend, und viele erinnern sich an die Spannung, die damit verbunden war. Die erste anonyme Krampuskarte zu erhalten, konnte dazu führen, dass man nächtelang darüber grübelte, wer wohl der heimliche "Verehrer" sein könnte.
Die Karten waren typischerweise im traditionellen Krampusdesign gehalten, mit den Farben Rot, Schwarz und Gold. Häufig zeigten sie ein nur leicht bekleidetes Mädchen, das vom langzüngigen, behaarten und gehörnten Krampus entführt oder zumindest bezirzt wurde. Das Verschicken von teuflischen Grüßen mit dem Krampus war ein alter Brauch, der bis ins Jahr 1900 zurückreicht. Heutzutage gerät er leider immer mehr in Vergessenheit.
Die Kommerzialisierung des Krampus nach 1890 zeigt, wie sich der Brauch im Zusammenhang mit Weihnachtskarten verbreitet hat. Die Regierung Österreichs gab die Kontrolle über die Postkartenproduktion auf, was zu einem regelrechten Aufblühen der Industrie führte. Deutsche Firmen verkauften bis zum Ersten Weltkrieg Krampus-Weihnachtskarten mit Sprüchen wie „Gruß vom Krampus“ oder „Brav sein!“ in Deutschland, Österreich und anderen Ländern.
Die Kinderkarten zeigten oft gruselige Darstellungen des Krampus, wie er Kinder erschreckt, schlägt oder entführt, normalerweise in seinem Korb oder Sack. Die Kinder auf den Bildern schreien oder weinen oft. Erwachsenenkarten erschienen etwa ab 1903 oder 1904 und präsentierten den Krampus manchmal als bestrafende Figur, während andere ihn als alberne Gestalt darstellten, die Frauen entführt, oder sogar als romantischen Bewunderer.
Die Karten für Erwachsene stellten den Krampus bereits als kitschig oder ironisch dar
Das Verschicken von Krampuskarten mit anonymen und oft humorvollen Botschaften, vielleicht sogar mit einem Hauch von Frivolität, war eine beliebte und unterhaltsame Gepflogenheit. Das große Rätsel, von wem die Karte war, blieb meistens ungelöst. Allein der Poststempel vermochte manchmal Hinweise zu geben; dieser war meist gut lesbar, da die Karten — frech, wie es sich für den Krampus geziemt — unfrankiert waren.
Zwetschken- und Germkrampus
Zwetschkenkrampus: Ein Süßer Brauch zur Vorweihnachtszeit
Der Zwetschkenkrampus ist eine alte Tradition in der Vorweihnachtszeit, die bis heute die Herzen der Kinder erfreut. Mit unserer Schritt-für-Schritt Anleitung gelingt die Herstellung dieses süßen Gesellen spielend leicht. Der Krampus tadelt gern unartige Kinder mit einem Kohlestück in ihrem Stiefel.
Im Gegensatz dazu erfreuten sich die Kinder am Zwetschkenkrampus, einer süßen Nascherei, die früher etwas Besonderes war. Zusammen mit Äpfeln, Mandarinen und Nüssen bildete der Zwetschkenkrampus das typische Nikolausgeschenk.
Auf Weihnachtsmärkten findet man den köstlichen Zwetschkenkrampus oft, aber er lässt sich auch leicht zu Hause herstellen. In Franken werden ähnliche Figuren als Zwetschgenmännla bezeichnet, in Bayern als Zwetschkenmanndl, und in Österreich sind sie als Zwetschkenkrampus bekannt.
Ein süßer Zwetschkenkrampus aus wird aus Dörrobst (Zwetschken, Feigen, Rosinen, Hagebutten, Marillen usw.), einer Walnuss als Kopf und einer Birkenrute hergestellt.
Auch aus Germteig wird gern ein Krampus gebacken: mit einer roter Zunge aus Papier, Rosinenaugen und -kette und einer Birkenrute in der Hand.
Kindheitserinnerungen von Kurt Hildebrand Matzak beziehen sich auf das steirische Arnfels zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Er beschreibt die Backwerkfiguren des Lebzelters Anton Bruckner in Arnfels wie folgt:
„Zum Mariä-Opferung-Markt aber, am 21. November, tauchten noch andere Gestalten beim Anton Bruckner auf. Da wimmelte es nur so von „Glopartln“, wie der Landmann sagte – Krampussen ohne Arme, wie Fatschkinder verschnürt, mit roten und weißen Zuckerstrichen auf dem braunen Lebzeltleib, der etwas herb schmeckte. Zwei schwarzgefärbte Hörner und zwei ebensolche Klumpfüße waren daran und eine rotgemalte Zunge im bärtigen Antlitz. Sie waren in mehreren Größen da und auch ihre himmlischen Begleiter, die Nikolausse, fehlten nicht – reich verziert, mit schön geprägtem Zuckerantlitz. Dann gab es noch die ganz Großen, in wenigen Exemplaren nur, nach denen man sich die Augen aussah. Von diesen waren sogar die Partln schmuck, mit echten Roßhaarbärten, langen roten Stoffzungen und richtigen Birkenruten in den Armen. Da sie einen Buckelkorb trugen, mussten sie auch schwarze Stiefel haben, denn sie hatten einen weiten Weg hinter sich, bis sie endlich, ungesehen von denen in der Stube, hinter dem Vorhang, zwischen den Scheiben des inneren und äußeren Fensters, angelangt waren.“
Nikolausabend in der Kindheit
Als ich klein war, war es in unserem kleinen Bergdorf üblich, vor dem Zubettgehen leere Teller mit Namen versehen auf dem Tisch aufzustellen. Beim Adventkranz beteten wir jeden Abend im Advent ein Gesätzchen Rosenkranz. Danach sangen wir am Nikolausabend "Lasst uns froh und munter sein...!". Draußen waren dann manchmal schon das Rasseln von Ketten und wilde Rufe, wie "Wuhhh, wuhhh..." zu hören. Dann klopfte es dreimal an der Tür, und der Nikolaus trat ein. Hinter ihm waren oft vier, fünf Krampusse, die in die Stube drängten und alles Anwesenden mit ihren Birkenruten schlugen (meist nur auf die Beine). Als ich noch nicht in die Volkschule ging, hatte ich einmal solche Angst vor den Barteln, dass ich mich im Arbeitszimmer unter dem Schreibtisch meines Vaters versteckte. Doch einer fand mich doch und zerrte mich heraus. Vor lauter Panik riss ich ihm die Rute aus der Hand und klopfte ihn fest damit... Dann wurde es plötzlich still — und auf einmal fingen alle an zu lachen. Besonders der Krampus, dem ich die Rute entwendet hatte, wurde ausgelacht und verspottet. Aber er nahm seine Maske ab und klopfte mir auf die Schultern... Trotzdem hatte ich auch in den Jahren danach immer noch ein bisschen Angst vor den Krampussen.
Der Nikolaus fragte meine Geschwister und mich danach, ob wir das Ave Maria beten könnten, und wir beteten es ihm vor. Danach lobte er uns und legte uns Mandarinen, Nüsse und kleine Schokonikoläuse und Krampusse auf den Teller.
Meine Schwester war unverdrossener, wenn es um die Barteln ging: Sie kam erst gar nicht von der Schule nach Hause und blieb danach mit ihren Freundinnen im Dorf — "Bartlroaz'n". Dabei gingen die Kinder im Dorf herum und suchten Krampusse, die sie mit dem Spruch
"Bartl, Bartl, Besenstiel,
beten kaun i eh nit viel.
Wos ich beten kaun,
geht di gor nix aun!"
"reizen" konnten. Gleichzeitig streiften die Krampusse durchs Dorf und suchten Kinder und vor allem junge hübsche Mädchen, die dann in Gefahr waren...! Da ging es oft sehr wenig zimperlich zu, aber es war ein Spaß!
Nicht alle Jahre kam der Nikolaus ins Haus, aber dafür heimlich in der Nacht, und legte uns etwas auf den bereitgestellten Teller ein. Kettenrasseln hörten wir aber an jedem Nikolausabend, möglicherweise war mein Großvater dann gerade nicht beim Beten dabei? Manchmal kamen auch nur ein paar Krampusse ohne den Hl. Nikolaus und warfen ein paar Erdnüsse und Mandarinen auf den Boden... dabei blieben sie aber stets drohend und wild!
40. Vorauer Krampusrummel (2018): Der Armee des Bösen (32 Krampusse) standen 14 Nikoläuse entgegen. Es ging wild zu, aber 150 Niklaussackerl konnten verteilt werden, u.a. auch an Patienten und Patientinnen im Marienkrankenhaus Vorau. Bei all dem wilden Treiben kann schon mal einer in der Butte verschwinden... hoffentlich nicht auf "Nimmerwiedersehen!!! Aber so wild waren die Barteln am Ende gar nicht: Aus den schwarzen Gesichtern blitzen die weißen Zähne hervor und sie lassen sich gern lachende mit den Kindern fotografieren. Die Kostüme sind noch sehr traditionell für die Gegend — umgedrehte Pelzumwürfe und -mäntel, bei denen das Fell außen und das gegerbte Leder innen getragen wird, auch die geschwärzten Gesichter werden in der Literatur beschreiben. Wer schwarze Farbe abgekommt, dem soll es Glück bringen, ähnlich wie bei den Almabfahrten, bei denen den weiblichen Teilnehmerinnen ebenfalls Pech und schwarze Farbe ins Gesicht geschmiert werden. Die Hörner sind aus Naturhorn (Rinderhörner und Widderhörner) und Ruten gebunden. Auch die traditionelle Butte wird noch verwendet.
Quellen
Kretzenbacher, Leopold. "Zur Frühgeschichte der Masken in der Steiermark." Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark, Jahrgang 46 (1955).
Schmidt, Leopold. "Bartl und Krampus." Burgenländische Heimatblätter, Jahrgang 25 (1963), 113-120.
Schmidt, Leopold. "Berchtengestalten im Burgenland." Burgenländische Heimatblätter, Jahrgang 13 (1951), 129-161.
Schmidt, Leopold: "Masken in Mitteleuropa. Volkskundliche Beiträge zur europäischen Maskenforschung." Anlässlich des sechzigjährigen Bestehens des Vereines für Volkskunde in Wien Herausgegeben im Selbstverlag des Vereins für Volkskunde, Wien (1955).
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