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Karsamstag


Der Karsamstag ist der letzte Tag der Fastenzeit, der Tag der Grabesruhe. Traditionell ist der Karsamstag ein stiller Tag, zumindest bis zum späten Nachmittag. Die Kirchenglocken schweigen bis zum Gloria in der Osternacht. Ganz am Morgen finden auf den Kirchplätzen die Feuerweihen für die Weihfeuerträger statt. Am Vormittag beginnen die Osterspeisesegnungen. Auch an Karsamstag wird noch gefastet, die Fastenzeit endet in der Abenddämmerung mit Beginn der Feier der Osternacht, wenn auch die Osterfeuer entzündet werden.


Beweinung Christi, Cappella degli Scrovegni (Padua) von Giotto di Bondone (zwischen 1304 und 1306)




Der Karsamstag ist von den Morgenstunden bis zum Abend durch ein geschäftiges Treiben gekennzeichnet, und zuhause geht es nicht so ruhig zu. Am Karsamstag werden noch die letzten Vorbereitungen für das Osterfest getroffen: Es wird noch geputzt und die letzten Aufräumarbeiten ums Haus herum getätigt, zumindest ein Familienmitglied geht zur "Fleischweihe"und das Osterfeuer wird vorbereitet – sofern das noch nicht geschehen ist. Alles arbeitet auf die Osternacht und den Ostertag hin! Verwandtschafts- und Krankenbesuche, die am Ostersonntag oder Ostermontag nicht gemacht werden können, werden kurzerhand von den Kindern und Männern des Hauses am Vormittag erledigt, und Friedhofgänge versehen.



Weihfeuertragen

Die ersten in der Früh sind die Kinder, die zur Feuerweihe für das darauffolgende "Weichfeuertragen" gehen. Das Weihfeuer wird am Kirchplatz in den frühen Morgenstunden an die Weihfeuerträger in ihre Blechdosen ausgegeben, durch ein ständiges Schwingen der Dosen hält sich das Glimmen aufrecht. An den Seiten der Blechdosen werden kleine Löcher gemacht, daran befestigt einen langen Draht zum Griff, wodurch das Schwingen der Weihfeuerdose ermöglicht wird. Baumschwämme und getrocknetes Holz („Moderholz“, also leicht vermodertes Obstbaumholz) zum Nähren der Glut tragen die Weihfeuerträger mit sich. Es werden auch große, getrocknete Schwämme, die an einem ca. 1 m langen Draht befestigt sind, im Weihfeuer angezündet.

Die Vorbereitungsarbeit für die Kinder besteht darin, früh genug geeignete Schwämme zu suchen und diese etwas vorzurtrocknen. Die Dose muss ständig in Bewegung bleiben, damit das Feuer nicht ausgeht. Die Träger geben das Feuer nach dem Aufsagen eines Spruches und gegen ein kleines Entgelt an die aufgesuchten Haushalte weiter, damit diese die Öfen mit den glimmenden und gesegneten Holzstücken oder Schwämmen entzünden können. In der Nacht davor, der Karfreitagsnacht, die die einzige Nacht im Jahr ist, in der das Ofenfeuer ausgehen darf, erlöschen alle Ofenfeuer, um am Karsamstag mit dem Weihfeuer wieder entzündet zu werden. Das Herdfeuer wird neu eingeheizt oder der Schwamm zumindest in den brennenden Ofen gehalten, damit das geweihte Feuer quasi von den Flammen übernommen wird und der Segen auf die darüber kochenden Speisen und das gesamte Haus übergeht. Mit dem Feuer aus dem Schwamm und dem alten Palmbesen vom Vorjahr kocht man dann das Geselchte für die Fleischweihe. Auch das Haus wird richtig geräuchert. Das soll die Bewohner vor Unwettern schützen.



Ein früher Beleg für das Weihfeuertragen findet sich bei Peter Roseggers Ostern in Obersteier (1870) – demnach war es Aufgabe der Stallbuben, von der Kirche das Weihfeuer nach Hause zu bringen:


„Der Todtengräber macht nämlich auf dem Friedhof, der gewöhnlich um die Kirche herum liegt, aus hinfälligen Grabkreuzen und halbverwesten Sargbrettern ein Feuer an, welches der Pfarrer entweder vor oder nach der Auferstehungsfeier weiht. Ist der Gottesdienst zu Ende, so eilt von jedem Hause ein Bub' auf den Friedhof, nimmt ein brennendes oder glühendes Stück Holz vom Weihfeuer in eine Pfanne und läuft damit seinem Hofe zu. Sehr schlimm ist es, wenn ihm unterwegs das Feuer auslischt, dann stirbt im Laufe des Jahres Jemand in seinem Hause. […] Wenn nun der Bube seine Gluthpfanne glücklich nach Hause bringt, so werden die Kohlen zum Herdfeuer geschüttet, und sofort ist es die Sorge der Bäuerin, daß das heilige Feuer im Jahre hindurch nicht mehr ganz auslösche, damit im Hause die Flamme wahrer Frömmigkeit lohe und der Todesengel vorübergehe.“ – Peter Rosegger: Ostern in Obersteier

Der Spruch zum Karsamstag für die "Weihfeuerträger" lautet in Weiz etwa folgendermaßen:


Wir bringen das Feuer, wir bringen das Licht. Christ ist erstanden! Fürchtet euch nicht!

Mit diesen oder ähnlichen Sprüchen und Osterwünschen ziehen die Kinder dann weiter. Zum Dank für ihre Mühen bekommen die Weihfeuerträger Eier, Süßigkeiten und Geld.




Osterspeisensegung, die sogenannte "Fleichweich"

Am Karsamstag werden in den Häusern Selchfleisch und Bratwürste gekocht, feines Weißbrot gebacken, Eier gekocht, bevor das Ganze mit einer Krenwurzel ergänzt in einen Stroh- oder Weidenkorb gelegt und unter einer Weihdecke zur Kirche getragen wird.


Das Feuer zum Kochen des Weihfleisches musste mit dem glühenden Feuerschwamm entzündet werden, der am Karsamstagmorgen vor der Kirche geweiht wurde. Am Karsamstag Abend oder Ostersonntag Morgen wird schon beim Frühstück vom Inhalt der Körbe gegessen und auch Vorübergehende wurden damit immer wieder bewirtet. Die Dienstboten bekamen davon einen größeren Teil als Beikost für die nächsten Tage. Von dem Weihfleisch wird auch am Ostersonntag und Ostermontag Abend gegessen.


Die Segnung der Osterspeisen, landläufig „Fleischweihe“ genannt, kann bis in das 7. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Fleisch wird schon seit dem 7. Jahrhundert, Brot und Eier werden seit dem 12. Jahrhundert gesegnet. Osterbrot, Schinken, Ostereier, Salz, Kren und weitere Speisen werden am Karsamstag in die Pfarrkirche, zu einer Kapelle oder einem Bildstock oder Wegkreuz gebracht, wo sie nach einem Wortgottesdienst gesegnet werden. Damit das mitgebrachte „Weihfleisch“ nicht in der Bank versteckt oder in Plastiksäcken an den Altar gestellt werden muss, werden geflochtene Körben und kunstvoll bestickte oder bedruckte Deckchen verwendet. Diese Weihkorbdeckchen zeigen österliche Symbole in Kreuzstickereien oder mit Stoffdruckmodeln aufgebrachte Musterungen. In früheren Zeiten trugen die Frauen die Osterspeisen noch in Leintüchern eingepackt auf ihren Köpfen zur Fleischweihe.


V.l.n.r.: Osterspeisenweihe, Fotograf unbekannt (Joanneum), Mitte: Steirischer Osterspeisenkorb, traditionell gefüllt mit Osterbrot, Weihfleisch (geselchter Schinken), Krenwurzen, Eiern, Osterkrainer, Selchwürstel, Salz für Mensch und Tier und Käse (die Bestückung variiert natürlich je nach Region); rechts: Osterkörbe bedeckt mit bestickten Deckchen.




Ostergeschenk von den Goden

Die Taufpaten und -patinnen bereiten die Geschenke für ihre Patenkinder vor, besorgen das Osterkipfl und andere Mitbringsel für die Kinder der Verwandtschaft.


Die Gednleit (Godenleute), Gödn, Gedn, Gedel und Ged, wie sie in der Mundart genannt werden, sind die Taufpaten eines Kindes, das von diesen traditionell zu Allerheiligen und zu Ostern beschenkt wird. Bei uns ist es Brauch, dass das Patenkind eine Silber- oder Goldmünze, ein kleines Spielzeug und ein neues Ostergewand bekommt. Fehlen dürfen keinesfalls Ostereier, Naschezeug und zu Ostern das Kipfl.


Beruhigenderweise dürften sich die kleinen Steier und Steirerinnen seit meiner Kindheit nicht besonders verändert haben, sie beißen immer noch gern in ihr Kipfl. Hier Bilder aus Fischbach (links und Mitte) und Rudersdorf im Burgenland , wo die Kinder zu Ostern auch ein Kipfl von den Goden bekommen.



Das Osterkipfl, auch Godenkipfl genannt, wird in Oberösterreich und in Teilen der Steiermark verschenkt, zum Beispiel im Joglland vom Wechselgebiet bis Fischbach und im Süden Fürstenfeld, wo dieser Brauch gepflegt wird. Im Burgenland im Bezirk Jennersdorf (an der steirischen Grenze gelegen) kommt er ebenfalls vor. Jedenfalls ist das Osterkipfl ein riesiges Kipfel aus Semmel- oder Briocheteig. Es kann süß oder neutral sein, mit oder ohne Rosinen und hat oft eine vom Doppelmalz verliehene knackige Rinde, in die man herzhaft hineinbeißen kann.


Erinnerung an ein besonderes Kipflerlebnis

Als ich klein war, bestellte meine Mutter für uns drei Kinder und die Patenkinder ihrer drei Schwestern, die fortgeheiratet hatten, die Osterkipfl beim Bäcker, da zu Ostern alle bei uns zusammenkamen. Am Gründonnerstag traf die Lieferung vom Bäcker, der Überland auslieferte, ein.

Dann lag dieses herrlich duftende Gebäck in der Stube am Jogltisch und wartete auf die Verteilung. Je mehr Nachwuchs die Schwestern bekamen, umso mehr Kipfl wurden es jährlich. Schließlich lagen elf Kipfl auf dem Tisch und der Eckbank drumherum. Als die meisten Cousins und Cousinen bereits zum Osterbesuch eingetroffen waren, aber der Zeitpunkt zum Verteilen noch nicht gekommen war, konnten wir eines Tages nicht widerstehen. Ein Kleiner begann und biß in ein Kipflende. Da es nun schon angebissen war, war es klar, dass die anderen auch einmal abbissen. Ein Cousin meinte: "Das macht ja nichts, einer von uns hätte es sowieso bekommen!" So war aber der Eingang zum weichen Inneren bloßgelegt. Da wir aber vermeiden wollten, dass das Kipfl (äußerlichen) Schaden nahm, waren wir so schlau und höhlten es innen aus. Bis es komplett hohl war. Dann legten wir es wieder zu den anderen zurück.

Ja, das schlechte Gewissen drückte, und es tat sich die Frage auf, wer von uns das ausgehöhlte Kipfl bekommen sollte. Aber es war nicht lang Zeit zu überlegen, denn dann entdeckte meine Großmutter das Malheur! Das gab ein Geschimpfe. Jedenfalls kriegten die Kinder, die an dem Massaker nicht beteiligt waren, die schönen, unversehrten Kipfl. Das ausgehöhlte mussten wir uns teilen, und dieses Jahr hatte eben nicht jedes Kind von uns sein eigenes!


Etymologie Goden

Ged, Gedl, God, Godl oder je nach Dialekt Göd, Gödel oder Got leitet sich vom Wortstamm gut ab. Das Wort "Gode" dürfte schon sehr alt sein, jedenfalls älter als das heute übliche Wort (Tauf-)pate, das ein lateinisches Lehnwort ist, verwandt mit dem lateinischen pater, Vater. Germanisch bedeutete *gōda-, *gōdaz gut, passend; vgl. indogermanisch *gʰedʰ-, *gʰodʰ-, umklammern, zusammenhalten, vereinigen, passen, was im Prinzip die heutige Bedeutung der Goden, also Paten, immer noch trifft. *gōda-, *gōdam (germanisch) bedeutet Gut, Eigentum, Habe, und auf Altenglisch heißt gōd Gutes, Nutzen, Wohltat, Gabe, Wohlergehen, Güte, Fähigkeit, Tüchtigkeit, Gut, Eigentum, Reichtum.


Godendosen, auch Paten- oder Krösendosen genannt, waren Taufgeschenke der Patin/des Paten, in denen etwa der Tauftaler oder der Rosenkranz aufbewahrt wurden. Vornehmlich im 18. bis hinein ins 20. Jahrhundert schenkten God oder Gödel ihrem Patenkind eine schön bemalte Holzbüchse mit einer oder mehreren Münzen darin. In dieser Büchse bewahrte die Kindsmutter laut Überlieferungen auch mitunter die vertrocknete Nabelschnur des Kindes sowie sein erstes Haarlöckchen auf. Dies kann als Nachwirkungen alten Aberglaubens verstanden werden, alles vom Körper stammende zu schützen, damit böse Menschen nicht in zauberischer Absicht Macht über den Täufling gewinnen konnten.

Die Dose sollte somit auch als beschützender Schrein wirken; übergeben wurde sie oft eingewickelt in ein Tuch, dem ein gedruckter oder geschriebener Segensspruch oder ein Gebet zum Namenspatron beigegeben war. Godenbüchsen und deren Inhalt wurden oft über Generationen vererbt und auch unberührt als Andenken an einen Ahnen aufbewahrt. Numismatikern unseres Jahrhunderts gibt dieser unberührte Inhalt wertvolle Aussagen über das wirtschaftliche und geldhistorische Umfeld. Der Ursprung des Patengeldes und seine Bedeutung an sich sind nach wie vor unklar, seine vielfach gewandelte Gestalt aber sehr verbreitet und nachgewiesen. Die Taufkerze mit den Opfermünzen ist seit dem 16. Jahrhundert bezeugt, die Kerze diente dem Gottesdienst, die Münzen dafür erhielten Priester und Mesner. Das Kerzengeld wurde zum Patengeld, einem Geschenk des Patens an den Täufling. Patengeld bekam schließlich auch die Funktion eines Talismans; in Familien sorgfältigst verwahrt und oft erst bei der Hochzeit ausgehändigt. Nur in Zeiten höchster Not wurden sie ausgegeben in vielen Fällen sogar mit einem Öhr versehen und zu festlichen Anlässen getragen. (Foto: © Johannes Plattner)


Die Paten bleiben nach der Taufe oder Firmung bis ins Erwachsenenalter zusätzliche Bezugsperson neben den Eltern und stehen ihrem Patenkind als Berater und Vermittler zur Seite. Im Umkehrschluss können Eltern in diesem Zusammenhang auch einige Erwartungen stellen. Früher war es ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Patin oder der Pate bei Tod oder schwerer Erkrankung der Eltern alle elterlichen Pflichten, das Sorgerecht und den Vormund des Kindes übernahmen. Vor allem in der ländlichen Bevölkerung wurden deshalb Taufpaten gesucht, die über etwas Vermögen verfügten, um ein zusätzliches Kind ernähren zu können. Die Paten werden vor allem mit dem Gedanken gewählt, dass eine erwartbare Erziehung und Fürsorge für das Kind im Sinne dessen und auch im Sinne der Eltern war. Oft werden traditionell als Paten die Geschwister bzw. Schwager oder Schwägerin der jungen Eltern, also Personen aus der eigenen Verwandtschaft gewählt, was ein weiteres gutes verwandtschaftliches Verhältnis fördern sollte. Ob es bereits vor der Christianisierung diese Instituion der Goden gab, bleibt offen.

Im alten Island waren die Goden (isländisch Goði ) 'Priester‘ oder auch 'Könige' bis zur Ablöse des Althings mit Machtübernahme des norwegischen Königs Erik II. 1268 und der Einführung der mittelalterlichen Gesetzessammlung im Jahre 1271.




Weihfleischessen

Am Karsamstag am Abend versammelt sich die Famile um den Tisch und isst gemeinsam die Osterjause. Die geweihten Speisen werden schichtweise in eine große Schüssel oder, wenn diese Schüssel nicht für alle genügt, auf mehere große Teller aufgelegt. Das Geselchte, der Käse, die Eier und Essiggurkerl werden mundgerecht geschnitten und solange aufschichtet, bis ein Turm entstanden ist. Darüber kommt der frisch geriebene, schafte Kren. Je schärfer, umso besser! Wenn es nicht ordentlich brennt, ist es nicht richtig! Jeder am Tisch kann mit seiner Gabel von dem geweihten Essen herunternehmen, so oft er will und so lange es ihm schmeckt. Bei unserem Weihfleischessen sind oft 15 bis 25 Personen anwesend, je nachdem, wer aller zu Besuch kommt. So müssen mehere große Teller gelegt werden, und immer zwei oder drei essen gemeinsam von einem Teller. Das gemeinsame Essen aus einer Schüssel oder dem Teller soll dabei auch die Zusammengehörigkeit der Familien stärken und symbolisieren.




Osterfeuer

Danach wird spätestens bei Eintritt der Abenddämmerung das Osterfeuer entzündet. Oftmals werden große Osterfeuer von Vereinen (Feitlclub oder Landjugend) veranstaltet. Im ländlichen Bereich haben viele Bauernfamilien ihre eigenen Osterfeuer, an denen weggeheiratete Familienangehörige mit ihren Familien dabei sind. Dazu werden einige Kisten Bier und ein paar Kübel Wasser bereitgestellt. Die Jungen springen übers Feuer oder die Glut. Manchmal wird das Feuer bis in die frühen Morgenstunden aufrechterhalten, und ich kenne niemanden, dem am Ostersonntag in der Kirche noch nie übel war und kurz hinausgehen musste...

Oft schauen die Nachbarn einen Sprung vorbei und man wünscht sich Frohe Ostern!




Weit in die Gegend sind ab der Dämmerung ringsum die Osterfeuer in der Ferne zu sehen. Das ist jedes Jahr ein Erlebnis, besonders für die Kleinen, besonders wenn der Onkel die alte Geschichte von den "Blutigen Knien" erzählt. Die Osterfeuer in der Ferne seien nämlich die aufgeschürften, blutigen Knie, die in der Osternacht herumgehen und verlorenen Geistern gehören. Erwischen dürfen sie einen nicht, dann ist es um einen geschehen!


Die blutigen Knie werden auch von Peter Rosegger erwähnt:

Es war einmal ein großer, großer Wald gewesen. Und in dem Wald war es allweg finster gewesen. Keine Vöglein haben gesungen: nur der Totenvogel hat geschrien. Wenn aber doch die anderen Vögel auch gesungen, da haben auf den Bäumen alle Äste und alle Blätter vieltausend Tränen geweint. Mitten in diesem Wald ist eine Heide, wie der Totenacker so still, und wer über dieselbe hingeht und nicht umkehrt, der kommt nicht mehr zurück. Über diese Heide sind einmal zwei blutige Knie gegangen.

Aus Wenigzell, wo sie herkommen sollen, schrieb Hanns Koren 1951:

Eine halbe Stunde von Wenigzell ist eine Leiten, das ist ein steiles Feld, auf welcher in finsterer Nacht nackte Männer um hergehen sollen, mit blutenden Knieen. Geht jemand über die Leiten dem Dorf zu, so zeigen sie die roten, leuchtenden Knie und wenn der Fußgeher über die Brücke geht, so gibt ihm ein solcher Geist eine Ohrfeige und verschwindet. Sonntagskindern sollen sie alles sagen, wer die Verbrecher seien, wenn etwas geschieht. Durch die Sonntagskinder, unter denen auch alte Weiber sind, entsteht dann ein Gerede, weil sie glauben, es sei ihnen eingegeben worden.

Wie lange es Osterfeuer schon gibt, ist nicht bekannt. Im "Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens" liest man dazu Folgendes:

Osterfeuer werden noch heute auf Feldern und Höhen am Abend des Karsamstages oder des Ostertages, hier und da auch des dritten Ostertages, angezündet. Ein Zeugnis für sie über das 16. Jahrhundert hinaus ist Grimm nicht bekannt. Sie reichen jedoch in die heidnische Zeit hinein, und das kirchliche Osterfeuer, das schon um die Mitte des 8. Jahrhunderts im Frankenreich in Übung war, hat sie ersetzen sollen. Das Osterfeuer soll früher in gewissen Gegenden, besonders des Harzes, Bockshorn genannt worden sein, nach Mannhardt, weil man Bockshörner (als Vertretung des Komdämons) in die Flamme warf. In Wehnde (Kreis Worbis) wurde ein Pferdeschädel hineingeworfen, im Oberharz Eichhörnchen, in Frankreich Füchse. Das Feuer selbst wird durch Reiben entfacht, mit Stahl und Stein, durch das geweihte Kirchenlicht durch einen Pistolenschuss; im westfälischen Sauerland müssen die jungen Ehemänner, die während des letzten Jahres geheiratet haben, den Holzstoß aufbauen. Das Feuer hat umso größere Kraft, wenn alle Gegenstände dazu gestohlen sind. Auch das bereits angesammelte Holz suchen andere zu entwenden, und in Althenneberg mussten zwei Burschen die ganze Nacht hindurch streng die Glut behüten. Der Zweck der Osterfeuer ist derselbe wie der der Fastnachtsfeuer. In Holstein werden brennende Strohbündel am Vorabend des Osterfestes auf die Viehweiden gesteckt (Ostermaanlüchten). Wo kein Osterfeuer brennt, da zündet Gott in dem Jahr durch Brand ein Feuer an. An einigen Orten waren Frauen und Mädchen von der Teilnahme am Osterfeuer ausgeschlossen. Anderswo wieder nehmen die Jungen beim Sprung über das Osterfeuer ein Mädchen zwischen sich, und in Westfalen kommt schon ein „Maipaar'' vor; es wurde um das Osterfeuer getragen. Auch thront wohl oben auf der Spitze des Holzstapels ein mit Bändern und leeren Eiern geschmückter Tannenbaum. Manchmal wird eine Strohpuppe mitverbrannt. Auch mit Scheibentreiben ist das Osterfeuer stellenweise verbunden. In Winterberg zieht man vor Abbrennung des Feuers mit Birkenfackeln feierlich um den Ort, in Grund (Harz) nach der Entzündung. Vor oder nach der Anzündung wird Plumpsack gespielt; auch Ball.

Das brennende Osterfeuer wird umtanzt, und das verglimmende wird übersprungen. Der Sprung heilt Krankheiten und schützt vor ihnen. Wer beim Sprung hinfällt, stirbt noch im selben Jahr. Je höher man springt, desto höher wächst der Flachs. In Lügde bei Pyrmont werden mächtige Räder vom Berge herabgerollt, und der Bauer lässt sie gern über sein Grundstück laufen, denn er hofft Segen davon. Wenn alle Räder gut herunterkommen, ist ein gutes Jahr zu erwarten. An hessischen Orten achtete man darauf, wohin der Wind die Flamme blies, und säte dann Flachs in dieser Richtung in der Erwartung, dass er gut wachsen werde. Knaben laufen mit brennenden Strohbündeln oder Holzscheiten über die Kornfelder, um dadurch Fruchtbarkeit für sie zu erwerben. Je besser die Fackel brennt, umso mehr Glück bedeutet es für den, der sie trägt. Sieht man am ersten Ostertag viele Osterfeuer, so bedeutet das ein gutes Erntejahr. Soweit das Osterfeuer leuchtet, sind die Leute vor Krankheit bewahrt, und die Häuser, die von ihm beschienen werden, sind im folgenden Jahr gegen Feuersbrunst geschützt. Jeder lebt noch so viele Jahre, wie er Osterfeuer erblickt. Auch für die Augen ist ihr Anblick gut. In Oberösterreich werden um 1, 2, 3 Uhr früh in der Osternacht auf freiem Felde Feuer angezündet, und die Bäuerin gibt rohes Fleisch mit, das an diesem Feuer gesotten und im Freien verzehrt wird. Fällt Tau auf die Erde und auf das frisch gesottene Fleisch, so zeigt dies eine reiche Ernte, überhaupt ein fruchtbares Jahr an. Auch die Bewohner des Hochgebirges in der Steiermark, die wegen Schnees nicht zur Kirche kommen können, tragen ihr zu weihendes Brot und Fleisch an das Osterfeuer und nehmen es dann als geweiht an. Mit den Bränden des Osterfeuers erneuert man das zuvor ausgelöschte Herdfeuer. Die Asche des Feuers wird gesammelt und sorgfältig aufbewahrt zur Heilung von Viehkrankheiten. Sie wird erst am nächsten Tag vor Sonnenaufgang geholt. Mit Fett oder Schmand vermischt, gibt sie eine heilkräftige Salbe, Wenn man das Vieh vor Krankheit bewahren möchte, so muss man einen angekohlten Pfahl vom Osterfeuer in das Tränkefass stellen (Nordthüringen). Aus Harkebrügge wird berichtet, dass halb verbrannte oder verkohlte Holzstücke aus dem niedergebrannten Osterfeuer mit nach Hause genommen, dort sorgsam aufbewahrt und im folgenden Jahr zum neuen Osterfeuer getragen und in die Glut geworfen werden. Ein frisches Stück wird dann wieder aus den Kohlen gezogen und anstelle des alten im Hause niedergelegt.

Die Geistlichen haben das weltliche Osterfeuer oft für Teufelswerk erklärt. Auf ihren Einfluss sind wohl Erzählungen zurückzuführen, die von unliebsamem Geisterbesuch dabei zu erzählen wissen. Geister tanzen mit und werfen die Menschen mit Feuer. Der Böse selbst kommt in Gestalt eines Schweines aus dem Feuer. Aus dem Flackern der Flammen erkennt man das Herannahen von Hexen. Vielleicht zeigt sich der Gegensatz noch in dem Verfahren im Bezirk Minden, wo überall beim Osterfeuer geistliche Lieder gesungen werden, im Kreis Halle aber Spukgeschichten erzählt werden.


Jacob Grimm erwähnte außerdem zu Ostern entzündete Freudenfeuer:


„Zu Ostern wurden Freudenfeuer angezündet und am Ostermorgen gezapftes Wasser ist wie zu Weihnachten heilig und heilsam – auch hier scheinen sich heidnische Vorstellungen auf große christliche Feste eingepfropft zu haben. Weiß gekleidete Mädchen, die sich zu Ostern, zur Jahreszeit des wiederkehrenden Frühlings, in Felsspalten und auf Bergen zeigen, erinnern an die alte Göttin.“

Früher als Grimm berichten andere Quellen von der Verehrung einer ähnlich lautenden Göttin, so erwähnt das Wernigeröder Intelligenzblatt 1797 eine „Ostra“, der zu Ehren Höhenfeuer entzündet werden.


Ein brennendes Rad (oder Baumscheibe), das sog. "Feuerrad" oder "Osterrad" gilt als Symbol für den Kreislauf der wiederkehrenden Sonne. Dieser Brauch wird heute noch in manchen Gegenden, etwa in Norddeutschland, im Harz und im österreichischen Alpengebiet zur Osterzeit gepflegt. Im 4. Jahrhundert wird in Frankreich wird über den Märtyrertod des Heiligen Vinzenz von Agen berichtet, wo ein brennendes Feuerrad einen Berg hinunterlief. Im Jahr 784 feierte Karl der Große in der kurz vorher erbauten kleinen Hallenkirche (Vorgängerbau der heutigen um 1150 errichteten Kilianskirche), das Weihnachtsfest. Der Überlieferung nach wollte er den damals heidnischen Brauch der Feuerräder ursprünglich verbieten. Aber auf Bitten der Bevölkerung ordnete er an, dass nun die Räder zur Auferstehung Christi laufen sollen. Nun sprach man vom „Osterräderlauf“.


Im 18. Jahrhundert berichten die Gebrüder Grimm von ca. 15 Orten in Mitteleuropa, in denen Feuerräderläufe stattfinden. Feuerräder werden seit Jahrhunderten Berge hinunter gerollt. Dieser recht alte Brauch ist v.a. dadurch gut dokumentiert, da es immer wieder zu grösseren Bränden kam, von Scheunen, über Kirchen bis zu halben Dörfern. In manchen Orten war vorgeschrieben, dass die Räder vierspeichig sein mussten.



Oftmals werden auch große Kreuze aus Holz aufgestellt und in der Osternacht entzündet, die sog. Feuerkreuze. In der Süd- und Oststeiermark war und ist es zu Ostern Brauch, weithin sichtbare Feuer anzuzünden. Sie sind Ausdruck der Freude über die Auferstehung Jesu Christi, deshalb nennt man diese Feuer Freudenfeuer. Die Idee, Kreuze, aber auch andere christliche Symbole, für die Feuer darzustellen, kam erst später auf. Dazu wurden eigens dafür hergestellte Gerüste verwendet. Die Osterkreuze werden am Karsamstag, Ostersonntag, Ostermontag und am darauffolgenden Wochenende entzündet und sind weithin sichtbar.




Osternacht

Die Osternachtsfeier ist der liturgische Höhepunkt des Kirchenjahres. Vor vielen Kirchen wird zu Beginn des Gottesdienstes ein Osterfeuer entfacht. Die Osterkerze wird geweiht und entzündet. Sie ist Symbol dafür, dass Christus durch seine Auferstehung den Tod besiegt hat. Nach der Weihe des Taufwassers erneuern die Gläubigen ihr Taufversprechen.

Im ersten Teil der Osternacht (Lichtfeier) wird das Osterfeuer entfacht und durch den Priester gesegnet. Am Feuer wiederum wird dann die Osterkerze (diese brennt die gesamte Osterzeit über) entzündet und die eigentliche Liturgie der Osternacht beginnt nun mit dem Einzug in die dunkle Kirche unter dem dreimaligen Ruf "Lumen Christi" ("Christus das Licht"). Dabei entzünden die Gläubigen ihre Kerzen an der Osterkerze.



Die Lichtfeier endet mit dem Osterlob ("Exsultet"), das traditionell vom Diakon gesungen wird. Die Trauer um Jesu hat ein Ende und die Hoffnung auf seine Wiederkehr wird gefeiert. Der Feier findet zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang statt – entsprechend dunkel ist es zu Beginn des Gottesdienstes.



Wenn das Osterlicht unter dreimaligem Rufen „Christus, Licht der Welt – Gott sei ewig Dank“ (Lumen Christi) in die dunkle Kirche einzieht und sich von der Osterkerze aus in die ganze Kirche verbreitet, dann ist Ostern.




Aberglaube zum Karsamstag*

Am Karsamstag sind die Fasten zu Ende, und beim Gloria der Messe erklingen wieder die seit Gründonnerstag verstummten Glocken. Diesen Augenblick soll man für die verschiedensten glücksbringenden Handlungen benutzen. Man holt das Osterwasser. Das Hausdach, die Bienenstöcke und das Vieh werden begossen. Die Mädchen laufen zum Wasser und waschen sich, um schön zu werden. Wasser, aus drei laufenden Brunnen gesammelt, schützt diejenigen, die sich damit das Gesicht waschen, vor Sommersprossen, Hautausschlägen und Augenkrankheiten; sie müssen aber mit dem Waschen fertig sein, ehe das Geläute zu Ende ist. Auch vor Kopfschmerz und Sonnenstich bewahrt das. Händewaschen schützt gegen Warzen. Der Hausherr geht mit einem Schlüsselbund klimpernd in Wohnhaus und Hof herum, um von Kröten verschont zu bleiben. Die Schwaben (?) werden mit einem Besen ausgekehrt. In Traunstein (Oberbayern) eilt jeder Bauer, die bereitgehaltenen Pferde an den Pflug zu spannen, um zu ackern. Die Obstbäume werden geschüttelt oder mit Wasser begossen, auch bedroht. In Eschbach löst man die in der Christnacht um die Obstbäume gebundenen Strohseile während des Karsamstagsläutens ab. In Böhmen läutet man auch mit den zusammengebundenen Schlüsseln des Hauses; so weit der Schall reicht, so weit tragen die Bäume.

Vor der Kirchentür wird bereits vor der Messe das Osterfeuer in Brand gesetzt. An manchen Orten wird es als Judasverbrennen bezeichnet. Derselbe Ausdruck wird auch für das weltliche Osterfeuer gebraucht, das gleichfalls schon oft am Karsamstagabend abgebrannt wird.

Auch Wasser wird am Karsamstag kirchlich geweiht. Vielfach bringen die Leute auch Eier, Brot, Salz, Hafer, kurz alles, was im Haushalt gebraucht wird, in die Kirche, um es segnen zu lassen; davon wird am Ostertage den Speisen etwas beigefügt, und auch dem Vieh gibt man davon.

Das ganze Haus wird gereinigt. Man kehrt alle Winkel mit einem neuen Besen. In Köln nannte man das "den Judas ausfegen". Beim Glorialäuten beeilen sich die Mägde, den Kehricht unbemerkt in des Nachbars Hof zu werfen; dadurch wird das eigene Haus von allem Ungeziefer frei, und der Nachbar bekommt es.

Nach der abendlichen Auferstehungsfeier in der Kirche gehen die Kinder auf die Saatfelder und rupfen die junge Kornsaat aus, um sie daheim ins Bettstroh zu legen (gegen Ungeziefer) oder dem Vieh ins Futter zu streuen. Doch darf in Ostpreußen das Vieh am Abend nicht abgefüttert werden; es kriegt von Sonnenuntergang bis zum Ostermorgen kein Futter. Findet man am Karsamstag Zecken in den Schafen, so geben die Kühe im Jahr reichlich Milch. Wenn es am Karsamstag regnet, so "batet" das Futter nicht. Vieh, das am Karsamstag zur Welt kommt, gedeiht besser, steht auch höher im Preis.

Auch am Karsamstag haften gewisse Verbote: Man soll nicht auf dem Feld arbeiten und nicht säen, weil man den Boden, in dem Christus lag, in Ruhe lassen soll. Doch muss man in Neuenkirchen am Karfreitag und Karsamstag mit aller Macht säen und in Oldenburg an diesen Tagen Erbsen pflanzen. Man soll nicht waschen. Doch soll man recht schwere Gegenstände heben, wodurch man an Kraft zunimmt. Eier, an diesem Tag gelegt, sind besonders gesund, und man trinkt sie roh, weil man davon stark wird.

Alle bösen Geister weilen am Karsamstag in der Hölle, um die Predigt Christi zu hören; darum ist jetzt die beste Zeit, das schmiedeeiserne Hufeisen an die Tür zu nageln. Doch sind auch wieder in der Nacht auf Ostern alle Wiedergänger sichtbar, und in der Steiermark geht am Karsamstag die Wilde Jagd um.




Quellen



*Bächtold-Stäubli, Hanns, Hoffmann-Krayer, Eduard. "Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens", Vollständig, Band 01 bis 10. Berlin, 1987.

Peter Rosegger: Waldheimat. Band 1: Das Waldbauernbübel, Gesammelte Werke von Peter Rosegger, Band 11, Leipzig 1914, S. 220-227.

Leopold Schmidt: Berchtengestalten im Burgenland, Burgenländische Heimatblätter, 1951, S. 129-161.

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