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Karfreitag


Der Karfreitag ist im Christentum der erste Tag des sogenannten "Triduum Sacrum", der Dreitagefeier zu Ostern. Am Karfreitag wird speziell der Kreuzigung Jesu Christi gedacht, einem zentralen Ereignis im christlichen Glauben. Die Bezeichnung des Feiertags leitet sich ab vom althochdeutschen Begriff "kara", der so viel bedeutet wie "Trauer" oder "Klage". Das Datum des Tages kann zwischen dem 20. März und dem 23. April eines jeweiligen Jahres liegen. An kaum einem anderen Tag des Jahres hängt so viel Aberglauben wie am Karfreitag.




Die Feierlichkeiten anlässlich des Karfreitags sind seit ungefähr dem 2. Jahrhundert belegt, doch es wird angenommen, dass bereits kurz nach der Kreuzigung Jesu Christi dieser Tag als Trauertag begangen wurde.


Am Karfreitag gedenken Christen dem Leiden und Sterben Jesu am Kreuz. An diesem Tag wird Jesus von den Hohepriestern gefangen genommen, verhört und schließlich von dem römischen Statthalter Pilatus zum Tod am Kreuz verurteilt. Jesus trägt selbst das schwere Kreuz zum Hinrichtungsort, wo er gekreuzigt wird. Während seines Leidens verspotten ihn seine Peiniger und setzen ihm eine Dornenkrone auf. Nach seinem Tod wird sein Leichnam in ein Felsengrab gelegt, das mit einem großen Stein verschlossen wird.



Als Ausdruck der Trauer werden keine Kirchenglocken geläutet, die liturgische Farbe ist schwarz, und der Altar ist frei von Blumenschmuck und Kerzen. Um 15 Uhr, zur Todesstunde Jesu, versammeln sich viele Gläubige in der Kirche zum gemeinsamen Gebet, häufig zum Kreuzweg. Im katholischen Christentum wird der Karfreitag als ein Tag strengen Fastens betrachtet, an dem der Verzehr von Fleisch vermieden wird. Zusätzlich ist es in vielen katholischen Kirchen Brauch, dass Orgel und Kirchenglocken am Karfreitag schweigen. Dies geht auf die volkstümliche Überlieferung zurück, wonach die Kirchenglocken während dieser Zeit nach Rom fliegen, um dort gesegnet zu werden.




Bräuche

Am Karfreitag, wenn das Geläut der Kirchenglocken zum Schweigen kam, waren die Ratschenbuben unterwegs. Sie zogen morgens, mittags und abends von Haus zu Haus, und an einigen Orten gaben sie die vollen Stunden bekannt. Ab neun Uhr vormittags ruhte die Feldarbeit, während die Menschen ihre Häuser und Höfe sorgfältig fegten und auf Hochglanz brachten. In vielen katholischen Kirchen erlosch für zwei Tage das Ewige Licht. Kreuzwegandachten wurden häufig um 15.00 Uhr abgehalten, da diese Uhrzeit als die Todesstunde Jesu Christi überliefert ist. Die liturgische Farbe Rot symbolisiert das vergossene Blut von Jesus Christus.


In Österreich, der Schweiz, Deutschland und Frankreich gibt es vielerorts das Brauchtum des Karfreitagseis. Ein Karfreitagsei ist ein Hühnerei, das am Gründonnerstag oder am Karfreitag gelegt wurde. Diesem Ei werden magische Kräfte zugeschrieben, beispielsweise den Schutz des Eigentums des Besitzers. Karfreitagseier, die auf Feldern abgelegt wurden, sollen dem Brauchtum nach zu einer reichen Ernte beitragen. Tiere, die mit einem solchen Ei gefüttert werden, sollen vor Krankheiten geschützt sein. In vielen Regionen Vorarlbergs wird das Karfreitagsei auch als Antlassei bezeichnet und gilt unter anderem als Glücksbringer. (siehe Gründonnerstag).



Am Karfreitag werden Kreuze aus Palmzweigen an die Stalltüren genagelt, die alten werden nicht abgenommen.




Ratschen

Der Brauch des Ratschens ist sehr alt. Die Ursprünge des Klapperns und Rasselns gehen auf der Zeit vor der Christianisierung Europas, etwa in das 6. Jahrhundert zurück. 1534 findet in dem in Tübingen veröffentlichten „Weltbuch“ das Klappern auf folio cxxxi (recto) als Osterbrauch Erwähnung. Zur Zeit der Türkenkriege, die für die damalige Bevölkerung schlimme Zeiten bedeuteten, festigte sich der Brauch des Ratschengehens. Motiv war der besondere Schutz während der Kartage. Durch den Lärm der Ratschen sollte der Tod und damit allgemein das Böse vertrieben werden. Hier erkennt man deutlich die durchaus heidnische Vorstellung, mit Lärm das Böse zu vertreiben. Teilweise wird die Meinung vertreten, der Zweck sei es einst gewesen, die Geister des Winters mit Lärm symbolisch zu vertreiben, um den Frühling zu begrüßen.


Regional besteht beim Ratschen der Heischebrauch, dass die Kinder mit einer Sammelbüchse von Haus zu Haus gehen und Ostergrüße überbringen. Während die Menschen die Kinder früher mit Ostereiern, Fleisch oder Gebäck beschenkten, dürfen sich die Ratscher heute meist über ein kleines Taschengeld freuen. Je nach Größe des Dorfes kann da einiges zusammenkommen.


Ratsche aus Tirol, Ausstellung "Klüger als der Osterhase" (2019) im Volkskunstmuseum Tiroler Landesmuseum Innsbruck: Ab Gründonnerstag Abend verstummen die Kirchenglocken und "fliegen nach Rom". Bis zum Gloria der Ostermette, wo sie wieder erklingen dürfen, werden sie durch die Ratschen ersetzt. (Bild: © Johannes Plattner)


Das Ratschen ist ein Brauch, der vornehmlich in Österreich, Baden und Bayern verbreitet ist, wobei Kinder, meist Ministranten, mit Holzratschen durch die Straßen oder von Haus zu Haus gehen. Bekannt ist in Klosterneuburg das Turmratschen. Weiters ist der Brauch ist auch im Saarland und in der Pfalz verbreitet, wird dort allerdings als „Kleppern“ bezeichnet. Auch im Rheinland und in ländlichen Gegenden Osthessens (Bistum Fulda) ziehen Kinder mit Ratschen durch das Dorf. Auch im Westfälischen (z. B. Waltrop und Nottuln) gibt es die sogenannten Räppler, die von Gründonnerstag bis Karsamstag mit ihren Räppeln (Ratschen) durch den Ort und die Bauerschaften ziehen. Der Brauch findet sich weiters in Luxemburg, Gröden (Italien), in der Umgebung Triests (Italien), in Slowenien, der Rhön, im Eichsfeld, an der Mosel, in der Eifel und im Hunsrück.



Während des Ratschens von Gründonnerstag bis Karsamstag übernehmen die Lärmgeräusche der Ratschen die Funktion der Kirchenglocken. Dies hat seine Wurzeln darin, dass Kirchenglocken normalerweise eine festliche Atmosphäre vermitteln, was während der Grabesruhe Jesu nicht angemessen ist. Gemäß der Tradition sollen die Kirchenglocken bis zur Auferstehungsfeier am Ostersonntag stumm bleiben, da sie angeblich nach Rom fliegen, um geweiht zu werden.



In dieser Zeit ziehen die Ratschenkinder, die oft Ministranten sind, mehrmals täglich durch die Dörfer und rufen die Gläubigen zum Gebet auf. In einigen Orten wird dies beispielsweise um 6 Uhr, 12 Uhr und 18 Uhr durch lautes Ratschen symbolisiert, obwohl die Zeiten von Region zu Region variieren können.


Die genauen Worte oder Gebete, die die Kinder während des Ratschens rufen, können je nach Tradition und Region unterschiedlich sein. Es handelt sich jedoch oft um Aufforderungen zum Gebet oder um kurze Andachten, die an die Bedeutung der Karwoche und die bevorstehende Auferstehung erinnern.


Hier gibt es verschiedene Aufsager. Der bekannteste ist wohl der Englische Gruß:


„Wir ratschen, wir ratschen, den englischen Gruaß, den jeder katholische Christ beten muaß. Fållts nieder, fållts nieder auf eure Knie, bet’s drei Vater unser und drei Ave Marie!“



Bräuche und Aberglauben*

I. Allgemeine Trauer.

Die gesamte Natur trauert; die Zweige der Bäume senken sich tiefer; die Tiere neigen im Stall um Mittag müde ihre Köpfe. Die Sonne scheint entweder nicht oder trauert bis nachmittags drei Uhr. Im Ammerland wird sogar das am Gründonnerstag für Ostern glänzend geputzte Geschirr am Karfreitag in Körbe verpackt. Wer mit geputzten Schuhen geht, wird von Ottern und Nattern gebissen. In den Eiern glaubt man Kreuze wahrzunehmen. Sagen berichten von Häusern und Städten, die versunken sind, weil der Trauertag durch Tanzen entweiht wurde. Wer nicht zur Kirche geht, schläft zu Hause den ganzen Tag hindurch. Doch hat sich die lärmende "Rumpelmette" des Gründonnerstags hier und da auch auf den Karfreitag übertragen.


2. Verbote.

Körperlich anstrengende und laute Arbeiten sind verboten, ebenso wie manches andere. Der Schmied darf Hammer und Nägel nicht verwenden, denn es sind Leidenswerkzeuge. Der Jäger geht nicht auf die Schnepfenjagd, denn am Karfreitag schießt man stets fehl. Das Hechtstechen soll man unterlassen, denn man sticht doch nur Schlangen. Den Jungen werden die Taschenmesser weggenommen, denn jedes Spänchen, das durch Schnitzen entsteht, wird den Täter nach seinem Tod quälen, oder er findet das ganze Jahr über kein Vogelnest. Vor allem unterlässt man das Pflügen und Graben, um Christus nicht im Grabe zu stören. Sagen erzählen von Mädchen, die in Felsen verwandelt wurden, weil sie am Karfreitag Holz aus dem Wald geholt haben, und von dem Mann, der in den Mond versetzt wurde, weil er Dornen verbrannt hat oder sein Feld mit Dornen umzäunen wollte. Was man näht, das hält nicht. Wer näht, bekommt einen bösen Finger. Wer eine Nadel in die Hand nimmt, den verfolgt das Gewitter. Wenn man draußen Wäsche aufhängt, muss in Jahresfrist jemand aus dem Haus sterben. Man soll nicht waschen und kein frisches Hemd anziehen. Man soll sich nicht kämmen, sonst kratzen die Hühner im Garten. Die Butter muss vor Sonnenaufgang fertig sein, weil sie sonst nicht gelingt. Man soll am Karfreitag kein Tier töten, nicht einmal eine Fliege, sonst wird man das ganze Jahr über von solchen Tieren belästigt. Der Landmann soll nicht einmal ein Tier schlagen, das würde ihm Unglück bringen. Niemand soll etwas verkaufen oder verschenken (das würde nur den Hexen nützen) und auch sonst nichts aus dem Haus geben oder ausleihen. Von der Straße darf man nichts aufheben, denn die Hexen lassen dort allerlei fallen, und kein Geschenk annehmen. Wer am Karfreitag reist, dem widerfährt Unglück.


3. Fasten. ; Gebotene und verbotene Speisen.

Das Fasten wird vielfach noch streng eingehalten. Alte Leute fasten, bis die Sterne aufgehen. Niemand isst ein Frühstück. Man fastet gegen Augenkrankheiten, Epilepsie usw., und wenn man eine Krankheit nicht loswerden kann. Wer Fleisch isst, bekommt die Hände voll Warzen, oder im Sommer werden die Mücken ihn sehr stechen. Wer einen Rausch hat, muss ihn dreimal beichten. Das Trinken wird (wohl weil Jesus am Kreuze dürstete) überhaupt untersagt. Wer es tut, wird das ganze Jahr von Schnaken gestochen oder hat immer Durst. Wer aber am Karfreitag Durst leidet, dem schadet kein Trunk das Jahr über. Selbst für das Vieh soll Karfreitag ein Fasttag sein, sonst gedeiht es nicht. Doch werden auch bestimmten Speisen besondere Wirkungen zugeschrieben: Wer morgens nüchtern einen Apfel isst, bekommt das ganze Jahr über kein Magenweh.


Am Karfreitag ist es gut zu backen. Das dann gebackene Brot ist heilig; wer davon isst, wird selig. Drei am Karfreitag gebackene Brote, in einen Getreidehaufen gelegt, hindern Mäuse und Ratten davon zu fressen. Wer am Karfreitag oder Gründonnerstag Bretzeln isst, bleibt das ganze Jahr von Fieber frei. Die Mädchen müssen nüchtern von den Bretzeln essen, die ihnen die Burschen nachts um 12 Uhr ins Fenster reichen, dann bekommen sie das Fieber nicht. Solange die Karfreitagsbretzel nicht schimmelt, bleibt der Geber treu. In englischen Dörfern wird die Karfreitagssemmel als Heilmittel genossen und auch dem Vieh verabreicht, wenn eine Seuche im Stall ausbricht. Das Abendmahlsbrot des Karfreitags soll vor allem Unheil abwenden und Feuersbrünste löschen, in die es geworfen wird. Auch dem Hofhund muss man ein Butterbrot geben, in das ein Kreuz eingeschnitten ist. Wer Karfreitagslinsen isst, dem geht das Jahr über sein Geld nicht aus. Anderswo dagegen soll man keine Hülsenfrüchte essen, vor allem keine Erbsen und Linsen. In Liegnitz erhielt im Karthäuserklosterhof jährlich am Karfreitag jeder, arm oder reich, ein Almosen von Brot, Hering und Münze. Die empfangenen neuen Gröschel waren gut zu allerlei Zauberwirkungen. Wenn nicht ausgeteilt wurde, glaubte man, die Stadt würde ein großes Unglück treffen.



4. Allerlei Verrichtungen.

Karfreitag ist ein wichtiger Jahresabschnitt und gilt als Frühlingsanfang, daher ist er wie alle Zeitpunkte für die Ausführung bestimmter Handlungen von Bedeutung, die dem Haus und seinen Bewohnern Nutzen bringen. Die Entwöhnung der Kinder geschieht am besten an oder nach Karfreitag. Am Nachmittag müssen sie zuerst zur Kirche gehen, damit sie klug werden. Wenn man mit einem Lindenreis, der am Karfreitag beim Zwölfuhrschlag geschnitten wurde, den ersten Kindsbrei anrührt, bekommt das Kind nie Zahnweh. Man soll sich die Nägel schneiden, dann bekommt man das ganze Jahr über keine Zahnschmerzen. Das Schneiden der Haare fördert den Haarwuchs. Man schützt Kinder vor bösen Leuten, wenn man ihnen die Nägel an Händen und Füßen sowie drei Haarschnipfel abschneidet, sie verbrennt oder in die Dunggrube wirft. Doch heißt es auch, dass am Karfreitag abgeschnittene Haare nicht wieder wachsen oder dass das Abschneiden viel Kopfschmerzen verursachen kann. Wer an Kopfschmerzen leidet, soll sich am Karfreitag das Haar auskämmen, an allen übrigen Freitagen des Jahres jedoch ungekämmt lassen (Oberwölz). Wenn man am Karfreitag strehlt, bekommt man das ganze Jahr keine Läuse. Wenn man die Kleider an die Sonne hängt, kommen weder Motten noch Schädlinge hinein. Putzt man sich die Schuhe, wird man von keiner Schlange oder einem anderen Tier gestochen (Neumark). In das Holz, das am Karfreitag gehauen wird, kommt nie ein Wurm, auch "schwint" es nicht. Am Karfreitag vor Sonnenaufgang werden viele Stecken vom Holz der Elsebeer-, Eschen- und Haselbäume geschnitten sowie Wurzeln gegraben; all diesen wird eine große Kraft zugeschrieben. Wer am Karfreitag Essig reinigt, erhält ihn das ganze Jahr rein und klar. Kehrt man vor Sonnenaufgang den Staub aus allen Ecken der Stube, bekommt man keine Flöhe, Wanzen oder sonstiges Ungeziefer. Wanzen können auch dadurch vertrieben werden, dass man vor Sonnenaufgang mit einem Hammer an alle vier Ecken der Bettstatt schlägt. Durch Kehren vertreibt man Kröten und Holzwürmer. Im Schwarzwald kehrt man in der Karfreitagsnacht um 12 Uhr mit einem ganz neuen Besen die Stube und legt ihn dann auf einen Kreuzweg. Die Mädchen tragen früh vor Sonnenaufgang das Stroh aus ihren Betten über die Grenze, weil sie glauben, dass sie dann das ganze Jahr über von Flöhen befreit sind. In Westfalen misteten früher die Knechte vor Sonnenaufgang die Ställe aus; man glaubte, dass in das Land, das mit diesem Mist gedüngt wurde, keine Würmer kommen. Wenn man Ruß im Schornstein fegt, bleibt das Haus das Jahr über vom Feuer verschont. Weidenruten und Erlenreiser kann man in der Frühe zu einem Band zusammendrehen, ohne dass sie brechen. Erlenkränze, die in den Häusern aufgehängt sind, schützen vor Feuer und Gewitter. Auch wenn man Pflanzen, die am Karfreitag geweiht wurden, während eines Gewitters verbrennt, entfernt man die Gefahr. Das "Maadlgarn" wird vor Sonnenaufgang von einem Mädchen, das noch nicht sieben Jahre alt ist, gesponnen. Es taugt zum Schwundwenden und anderem. Manche Maßnahmen gehen auf Kosten anderer; man wirft eine unangenehme Sache gern an eine Stelle, wo sie von anderen aufgehoben wird. Wenn man eine frische Haselgerte abhaut, einen Rock über den Stuhl hängt und kräftig darauf losschlägt, spürt es der Feind, den man im Sinn hat. Ebenso, wenn man eine Elsebeerute schneidet und diese unter Anrufung der heiligen Dreifaltigkeit gegen Sonnenaufgang hält. Oder der Geprügelte wird todmüde. Wer am Karfreitag unerkannt stiehlt, kann das ganze Jahr hindurch mit gleicher Sicherheit stehlen. Zur Beschaffung wirksamer Zaubermittel ist der Karfreitag besonders geeignet: ein Hagedornstrauch, am Karfreitag geschnitten, dient zum Austreiben der bösen Geister; die Wünschelrute wird aus einer Haselstaude geschnitten, ein Wechseltaler durch Opfer einer Katze an den Teufel gewonnen, ein Zauberschlüssel geschmiedet. Freischütz wird man, indem man auf die Hostie schießt. Wer mit einem Kreuzdomstabe, in der Karfreitagsnacht geschnitten, geht, dem begegnet kein Gespenst. Schläge damit an die vier Ecken des Stalles oder an die Ständer heilen das dazwischen stehende Vieh. Durch Erbsen, die in der Karfreitagsnacht gepflanzt sind, kann


5. Vorkehrungen für Vieh und Geflügel.

Für das Vieh müssen am Karfreitag verschiedene Vorkehrungen getroffen werden. Die Ställe werden ausgeräuchert. Man darf den Stall nicht öffnen, damit Hexen nicht eindringen können. Tiere, die am Karfreitag gezeichnet werden, gehen nicht verloren. Durch einen Schnitt ins rechte Ohr wird das Vieh vor Krankheit und Gefahr geschützt. Den Lämmern schneidet man zur besseren Entwicklung die Schwänze ab. Vor Sonnenaufgang peitscht man das Vieh stillschweigend mit Kreuzdomruten; die Schmerzen haben die Hexen, die auf dem Vieh sitzen. Wenn man mit einer Palme vom Palmsonntag die Kühe im Stall streichelt, plagt sie das Ungeziefer nicht mehr. Unglück wendet es ab, wenn man das Vieh mit Asche bestreut. Im Traunviertel stach man früher während der Passion ein schwarzes Lamm, bespritzte mit dem Blut die Rinder und schmierte das Brot, das ihnen am Ostersonntag verabreicht wurde. Es schützte gegen den Wolf. Hafer, mit diesem Blut bespritzt und den Hühnern gegeben, hielt den Fuchs ab. Wird für das Vieh vor Sonnenaufgang Erde aus dem Garten geholt, so schadet ihm den Sommer über kein Futter. Junge Saat, vor Sonnenaufgang geholt und dem Vieh zu fressen gegeben, verhindert, dass Krankheiten auftreten. Drei Gabeln Mist werden vor Sonnenaufgang aus dem Stall gegen Blutgang des Viehs geworfen. Wenn man vor Tagesanbruch ein Stück Schweinefleisch am Grenzrain so eingräbt, dass die Speckseite nach dem eigenen Feld und die magere Seite nach dem des Nachbarn liegt, zieht man allen Milchnutzen vom Nachbarn auf das eigene Vieh. Hausfrauen streichen mit einem Ring aus Holz über das Kruzifix, das auf den Stufen des Altars liegt. Durch diesen Ring treiben sie dann das junge Vieh und das Geflügel, damit ihnen weder Hexen noch Fuchs und Geier schaden können. Zu gleichem Zwecke backt man "Marterbrote" und gibt davon dem Vieh zu fressen. Vor Sonnenaufgang reitet man seine Pferde in die Wette, dann werden sie von den Bremsen nicht geplagt. Pferde müssen vor Sonnenaufgang ausgetrieben werden, wenn sie im folgenden Jahr von der Gelbsucht frei sein sollen. Besondere Sorge wird auch dem Geflügel gewidmet. Man soll die Hühner möglichst früh aus dem Stall lassen, damit sie die Herrschaft in der Nachbarschaft behalten. Hat das Federvieh Läuse, so reinigt man den Stall vor Sonnenaufgang. Lässt man seine Hühner ihr Morgenfutter aus dem Schmelztiegel fressen, so vertragen sie kein Ei; auch die Hemmkette hilft. Am Karfreitag muss man ein "brütiges" Huhn haben, sonst bekommt man das ganze Jahr keine solchen. Manche Maßregeln sichern das Geflügel gegen Raubzeug. Am Karfreitag ausgebrütete Hühner schützen vor Krankheiten und sind heilkräftig.


6. Für Acker und Garten.

Auch für Acker und Garten ist der Karfreitag wichtig. Man vertreibt Mäuse und Maulwürfe, indem man ihre Haufen auseinanderreißt. Zu Fastnacht geschnittene Pflöcke werden am Karfreitag vor Sonnenaufgang mit der Hacke in die Grenzen der Felder eingeschlagen; so weit der Hall reicht, so weit können Maus und Maulwurf nicht zu. Um Mittag herum soll man unter dem Fliederbaum Sand wegnehmen und gegen die Sperlinge in die Saat streuen. Man soll die Stube mit einem frischen Besen kehren, damit die Raupen nichts zu leiden haben. Damit der Klee gut gedeiht, streut man Asche darauf. Um ihre Fruchtbarkeit zu stärken, werden die Obstbäume geschlagen, mit der Axt bedroht, geschüttelt, geputzt und mit Stroh umwunden, und sie werden mit geweihtem Wasser begossen. Um Böhmisch-Brod läuft man wohl auch mit einem Säckchen Erbsen im Garten herum und schlägt damit an die Bäume; dann tragen diese so viele Früchte, wie Erbsen im Säckchen sind. Kocht man am Karfreitag Obst, so werden die Bäume durch reichen Ertrag belohnt. In Menzenschwand beschneidet man die Obstbäume meist am Karfreitag. Man klopft mit Hämmern an sie und will aus dem Klang schließen, ob es viel Obst gibt oder nicht. Vorzüglich geeignet ist der Karfreitag zum Pflanzen und Säen. Alles, was an diesem Tag in die Erde gesetzt wird, gedeiht. Die Kartoffeln können an keinem günstigeren Tag gelegt werden. Doch heißt es auch wieder, dass an Karfreitag gelegte Erdäpfel räudig werden. In Schluchsee versetzt man die Zimmerpflanzen und pflanzt die Ableger. Im katholischen Südwestfalen säet man den Frühlingsflachs, was eine besonders gute Ernte sichern soll. Am Karfreitag gesätes Kraut wird groß und fett. In die Erbsen kommen keine Würmer. Auch Bohnen soll man setzen. Klee gedeiht, wenn man vormittags Asche auf die Erde streut. Zwiebeln, die am Karfreitag gesät werden, werden gut; das kommt von den Tränen her, die an diesem Tag um Christus geweint werden, weil auch beim Zubereiten der Zwiebel die Augen tränen. Blumen säet man besonders gern am Karfreitag. Balsaminensamen, am Karfreitag gepflanzt, bringt die verschiedensten bunten Blüten hervor. Wer zu verschiedenen Stunden Blumensamen sät oder stupft, kann damit Blumen von verschiedenen Farben erzielen. Die am Karfreitag mittags 12 Uhr beschnittenen Nelken werden recht dicht und groß. Doch der am Karfreitag beschnittene Gartensalbei blüht nicht. In manchen Tiroler Kirchen schütten Leute über das zur Verehrung ausgestellte Kreuz Mais oder anderes Getreide. Es gehört dem Küster. Man legt davon einige Hände voll in den Getreidekasten; auch schüttet man verschiedene Getreidearten über das Kreuz, und die Art, von der am meisten auf dem Christusbild liegen bleibt, gedeiht in diesem Jahr am besten. Jeder eilt am frühen Morgen in den Garten, kniet ins Gras und betet, weil da die Leiden Christi beginnen, zu den fünf Wunden des Herrn, wogegen es in Stendal wieder heißt, man dürfe nicht in den Garten gehen, sonst gäbe es Raupen.


7. Für Heilung von Krankheiten.

Für Heilungen ist der Karfreitag besonders günstig. Eine ärztliche Untersuchung an diesem Tag ist besser als zu jeder anderen Zeit. Die Heilkraft vieler Wurzeln wird gesteigert, wenn sie am Karfreitag aus­gegraben werden. Besprechungen werden gerne am Karfreitag vorgenommen, oder dieser Tag wird doch in der Formel als maßgebend hervorgehoben. In Erfurt gab man ein über dem Kruzifix gereichtes Brot als Fiebermittel. Ein vorzügliches Mittel gegen Augenleiden ist, sich am Karfreitag, während die Scheidung geläutet wird, im Namen Jesu die Augen zu waschen. Die Hände soll man mit Froschlaich waschen, das verhindert ihr Aufspringen.


Gegen Magenleiden trinkt man vor Sonnen­aufgang in den drei höchsten Namen Essig. Ein aus Sargnägeln oder -griffen geschmiedeter Ring vertreibt Gicht und Gliederschmerzen. Nach Grimmelshausen werden die Gichtringe am Karfreitag von nackten Schmieden aus einer Galgenkette geschmiedet. Besonders zahlreich sind die Mittel gegen Zahn­schmerzen. Auch ist der Tag gut zum Aderlassen der Haustiere. Gegen Bruchschaden zieht man Kinder durch den Spalt eines Baumes. Auch das Verbohren und Vernageln von Krankheiten ist häufig. An manchen Orten wird der "Schlag mit der Lebensrute" vollzogen. Wer am Karfreitag mittags um 12 Uhr in der Erde gräbt, findet kleine Kohlen; die sind gut gegen vielerlei, vornehmlich gegen Krämpfe. Wenn eine am Karfreitag drei Messerspitzen voll Mehl, etwas von einem Brot Geschabtes und noch ein "Stücklein" einnimmt, so wird sie ein ganzes Jahr nicht schwanger.


8. Weissagungen. Wetterregeln.

Zu Weissagungen findet der Karfreitag nur geringe Verwendung. Wenn es auf die Uhr zu gleicher Zeit mit dem Vaterunserläuten schlägt, so stirbt bald jemand im Ort. Zerbissenes Gebäck, unters Kopfkissen gelegt, dient in Ungarn zum Liebesorakel. Sieht man zur Zeit des Passionsgottesdienstes ein Geldstück auf den Boden rollen, so greife man schnell mit der Hand an den Kopf; soviel Haare man anfasst, soviel Geldstücke findet man im Jahr; die angefassten Haare aber fallen aus. Doch ist der Karfreitag für die Witterung von entscheidender Bedeutung. Es soll kein Wind wehen. Wenn helles Wetter ist, so gibt es einen guten Sommer, regnet es aber, ein schlechtes Jahr, die jungen Gänse gehen zugrunde, die dritte Pflanze geht vom Acker, das Heu lohnt nicht. Doch heißt es auch: Wenn es am Karfreitag regnet, gibt es ein gutes Jahr. Am häufigsten wohl: Karfreitagsregen bringt große Dürre. Oder: Der noch kommende Regen taugt nichts. Wenn es friert, so gibt es ein gutes Frühjahr, und kein Frost schadet mehr. Am Karfreitag soll es gefroren sein, und wenn es auch nur einen Spatzen trägt. Man sagt aber auch: Wenn Christus im Grabe friert, dann friert es noch 40 Nächte. Frost in der Karfreitags- und Karsamstagsnacht bringt auch Frost in der Buchweizenzeit. Wenn der Karfreitag kalt ist, ist es der kälteste Tag des Jahres.


9. Allerlei Zauber. Geister und Hexen.

Am Karfreitag findet vielfältiger Zauber statt, und Geister sowie Hexen treiben an diesem Tag ihr Wesen. In der Mitternachtsstunde verwandelt sich alles fließende Wasser in Blut. Das Vieh soll sprechen. Alles Verwünschte muss sich regen. Pilatus zeigt sich auf seinem Thron auf der Oberfläche des Pilatussees. Schatzberge öffnen sich, Schätze sonnen sich, und die Schatzjungfrau könnte erlöst werden, aber es misslingt. Versunkene Glocken läuten, aus dem Teich, der ein Gasthaus verschlungen hat, kräht der Hahn. Das wilde Heer zieht durch die Luft, und der ewige Jäger ist verdammt, weil er am Karfreitag gejagt hat. In entlegenen Kirchen findet um Mitternacht eine Geistermesse statt. Gespenster lassen sich zahlreich sehen, denn die Karfreitagsnacht ist die Hauptgeisterzeit. Blaue Flämmchen zeigen sich, ein goldener Arm, irreführende Geister, schöne Frauen, Holzfräulein breiten ihre Wäsche aus, ein Fischer spukt, weil er am Karfreitag gefischt hat. Wenn es nachmittags um 3 Uhr zum Sterben Jesu läutet, geht ein an die Wand eines Hauses in Lungern gemalter großer Mann zum Kirchenbrunnen Wasser trinken. Geht man auf einen Kreuzweg, so kommt mit dem Schlag der Mitternacht der Teufel, und man kann allerlei von ihm erhalten. Mit einer Pfeife, die man nachts um 12 Uhr an einem Kreuzweg aus einem Knochen einer schwarzen Katze gemacht hat, kann man Geister zitieren. Vor Sonnenaufgang soll man auf einen kleinen Berg gehen, dann sieht man alle Engel und alle verstorbenen Leute, die man kannte. Hexen haben am Karfreitag die größte Macht und werden durch Gewaltmaßregeln vertrieben: in der Gegend von Oels unter großem Rumor mit alten Besen, in Kremsmünster mit Stecken, Peitschen und Büchsen. Man kann sie in der Kirche erkennen. In Dietenheim (Illertal) sieht man sie im Grieß Wurzeln graben; um 12 Uhr muss man sich davon machen.


10. Geburt und Tod.

Die von drei am selben Karfreitag geborenen Priestern gleichzeitig gelesene Messe gilt als besonders heilkräftig. Doch im Allgemeinen betrachtet man eine Geburt am Karfreitag als bedenklich. Kinder, die an diesem Tag zur Welt kommen, sollen sich später erhängen oder eines gewaltsamen Todes sterben. Andererseits glaubt man, dass jemand, der am Karfreitag stirbt, selig wird und dass seine Knochen nie verwesen werden. Wenn eine Leiche am Karfreitag im Haus aufgebahrt ist, soll es im selben Jahr nicht einschlagen. Ein Begräbnis am Karfreitag hält schwere Gewitter vom Dorf fern. Jedoch kann das Vorhandensein einer Leiche im Ort an diesem Tag zu einem Schadenfeuer im Laufe des Jahres führen, meist durch Blitz. Der Besuch von Friedhöfen am Karfreitag dient auch mancherorts abergläubischen Zwecken. In Siebenbürgen holt man vom Friedhof Attich, ein Mittel gegen jede Krankheit. Mädchen schenken ihren Liebsten ein auf dem Friedhof rot gekochtes Ei, um ihre Liebe zu entfachen.





Bauernregeln

Am Gründonnerstag und Karfreitag Regen gibt selten Erntesegen
Wie der Wind ist am Karfreitag, wird er sein das ganze Jahr.
Wenn es an Karfreitag regnet, gibt es den ganzen Sommer über große Trockenheit.
Am Karfreitag trauert die Sonne bis drei Uhr nachmittags.
Karfreitag Sonnenschein bringt uns reiche Ernte ein.
Wenn ein Karfreitag Regen war, folgt trocknes, aber fruchtbares Jahr.



Typische Gerichte

Am Karfreitag dreht sich alles um Fisch, und dieser Brauch hat seinen Ursprung in der christlichen Tradition, am Tag von Jesu Kreuzigung auf luxuriöses Essen zu verzichten. In vergangenen Zeiten war Fisch deutlich preiswerter als Fleisch, weshalb er eine optimale Wahl für den Karfreitag darstellte. Bis heute gilt der Karfreitag in der katholischen Kirche als ein strenger Fasten- und Enthaltungstag.

Weit verbreitet im österreichischen Raum an strengen Fasttagen ist auch die Stosuppe (auch "Stohsuppe", "Stoßsuppe", "Stosssuppe"), aber auch Mehlspeisen wie Germknödel landen gerne am Teller.


Bei uns gibt es in alter Familientradition am Karfreitag meistens kein warmes Essen – zum Frühstück ein Butterbrot, zu Mittag einen Bohnensalat mit Zwiebel und Eiern und am Abend wieder ein Butterbrot. Nur wenn es sehr kalt ist, gibt es eine Stosuppe.




Rezept

Zutaten

1 l Wasser

1 EL Kümmel

150 g Sauerrahm

2 EL Mehl (glatt)

Einlage

150 g Schwarzbrot

Schnittlauch

Salz


Zubereitung

Wasser mit Kümmel aufkochen und ca. 15 Minuten köcheln. Sauerrahm mit Mehl glatt rühren, in das Kümmelwasser rühren und ca. 3 Minuten köcheln. Suppe mit Salz würzen.

Für die Einlage Brot in ca. 2 cm große Stücke schneiden und in einer Pfanne ohne Zugabe von Fett knusprig bähen. Schnittlauch fein schneiden.

Suppe anrichten, mit Brotstücken und Schnittlauch bestreut servieren.

Dieser Suppenklassiker trägt seinen Namen nach der „gestoßenen“, sprich: sauer gewordenen Milch, die eine Hauptzutat dieser einfachen bäuerlichen Mahlzeit ist. Stosuppen wurden in früheren Zeiten schon zum Frühstück als „Kraftnahrung“ für hart arbeitende Landwirte zubereitet.


Stosuppe (Bild und Rezept: Gusto.at)






Quellen





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