Wer auf eine Irrwurzel tritt, verliert seinen Weg und kann ihn nicht mehr finden, egal, wie weit er wandert. So manch Wanderer oder manche Magd ist plötzlich vom Weg abgekommen und hat sich verirrt – auch in der vertrauten Umgebung. Auch nach langem Suchen fanden sie ihren Steig nicht mehr, sondern verirrten sich immer tiefer und tiefer im Wald...
IRRWURZ
Die alte Vorstellung und das Motiv der Irrwurzel sind in Europa weit verbreitet und kommen in verschiedenem Erzählgut in mehreren Ländern vor. Besonders häufig wird das Motiv in deutschsprachigen Gebieten aufgegriffen. Hier ist die Irrwurzel auch als Irrwurz oder Irrkraut bekannt.
Eigenschaften
Typisch für die Irrwurzel ist, dass wer sie betritt, sich verirrt und nicht mehr zurückfindet. Es kommt auch vor, dass Wanderer – einzeln oder in Gesellschaft – einen Ort zwar sehen, diesen aber nicht erreichen können. Obwohl ihnen nachts das Licht der Stube entgegenschimmert, kommen sie niemals dort an und gehen den Erzählungen nach oftmals im Kreis, den sie nicht durchbrechen können. Im Winter finden diese Wanderer ihre eigenen Spuren im Schnee wieder. Der Legende nach wächst diese Pflanze oft in Wäldern, weshalb sich Menschen am häufigsten in den Wäldern verirren. Die Irrwurzeln sind mancherorts geheimnisvolle Wurzeln, die in der Erde stecken und die man nicht sieht.
Andere, weniger verbreitete Varianten der Sage sind u.a. das Verirren nachdem Samen des Irrkrauts, genannt Irrsame ("verirrter Samen"), in die Schuhe gefallen sind, oder dass man nach dem Verzehr von Irrwurzeln nicht mehr nach Hause findet.
Die Stelle, an denen das Verführen durch die Irrwurz gern stattfindet, ist oft bei einem „Marterl“ – einem Flurdenkmal, das wegen vollbrachten Mordes oder jähen Todes ererrichtet wurde. Noch unsicherer ist es dort, wo Geister hausen. Vorzugsweise sind dies Galgen und Sümpfe im Wald, so gespensterreich, dass kein Wanderer bei Nacht ungefährdet an ihnen vorüberziehen kann. Hier begegnen uns diese unselige Geister, die boshaft und tückisch ihre Freude daran finden, harmlose Sterbliche vom Wege abzulenken.
Der Galgen des ehemaligen Landgerichts Vorau, Steiermark: Er besteht aus zwei, aus Bruchsteinen gemauerten, rechteckigen, nach oben sich verjüngenden Pfeilern. Zur Zeit sind die Säulen unten verputzt, im oberen Bereich ist der Putz jedoch stark abgefallen. Das Bauwerk stammt aus dem 17./18. Jahrhundert und ist per § 2a des Denkmalschutzgesetzes geschützt. Als Markgraf Ottokar III. das Stift Vorau gegründet hatte, hatte er selbst die Schirmvogtei, also das Recht das Stift in Rechtssachen zu vertreten, übernommen. Die Pröpste von Vorau scheinen jedoch bald die niedere Gerichtsbarkeit selbst ausgeübt zu haben. Am 10. Oktober 1517 trennte Kaiser Maximilian I. Vorau vom Landgericht Hartberg ab, und schuf ein eigenes Landgericht in Vorau. In der Verleihungsurkunde wird der Schritt damit begründet, dass in Vorau viel Handel betrieben und daher viele Fremde, unter ihnen auch viele Kriminelle, nach Vorau kommen und das Gericht in Hartberg zu weit entfernt ist, um effizient für Sicherheit zu sorgen. Aus den Jahren 1600 bis 1773 sind vier Hinrichtungen überliefert: 1734 wurde eine Kindesmörderin geköpft, die letzte Hinrichtung wurde 1773 am Brandstifter Josef Lechner aus Puchegg vollzogen. Lechner wurde geköpft, sein Leichnam verbrannt und die Asche in den Voraubach gestreut. Der Galgen befindet sich auf der Brandleiten, östlich von Vorau und an der östlichen Grenze der seinerzeitigen Landgerichtsgrenze. Man kann ihn erreichen, indem man Vorau in Richtung der Heilig-Kreuz-Kirche bzw. der Flur „Auf der Kring“ verläßt und den schmäler und schlechter werdenden Weg immer geradeaus weiterverfolgt.
Abhilfe
Es sind einige Mittel bekannt, die nach dem Verirren helfen und sich je nach Region unterscheiden. So lässt sich die Magie der Pflanze abwehren, indem man die Schuhe auszieht oder verkehrt anzieht (rechts nach links und links nach rechts) (Thüringen). Frauen könnten auch ihre Schürze ausziehen und sie von innen nach außen wieder anbinden (Thüringen). Beide Methoden können nicht nur verwendet werden, um die Magie zu beenden, sondern auch um zu verhindern, dass sie überhaupt entsteht. In Tirol bleibt man aber verirrt, bis ein anderer auf die Irrwurzel tritt. Es kann auch sein, dass erst wenn der Verirrte geschlafen hat oder wenn er auf eine zweite Irrwurzel tritt, er sich wieder zurechtfindet. Die Macht der Irrwurz kann auch durch das Gebetläuten gebrochen worden.
Botanische Identität
Die genaue botanische Identität der Irrwurz variiert. Manchmal wird er mit Farn identifiziert, allerdings nicht in Tirol , wo Farn und Irrwurzel völlig verschiedene Pflanzen sein sollen. Die Irrwurzel soll auch eine besondere Baumwurzel sein, nämlich eine quer wachsende, eine wie ein Andreaskreuz wachsende oder eine, die zu einem vom Blitz getroffenen Baum gehört. Darüber hinaus wird sie auch mit einer anderen Pflanzenart mit besonderen Eigenschaften, dem Springkraut, identifiziert oder verwechselt.
Aussterben
Im Zillertal in Tirol soll die letzte Irrwurz 1803 von einem Ölhändler, dem sie gehörte, verbrannt worden sein. Er tat dies, nachdem der Geistliche, der zu ihm kam, als er auf dem Sterbebett lag, dies gesagt hatte.
In Österreich
Steiermark
Der Maurer Hiasl ist einmal Erdbeeren sammeln gegangen. Als er seine Schüssel vollgebrockt hat, will er wieder heimgehen, aber er hat sich nicht mehr ausgekannt. Den ganzen Nachmittag ist er herumgewandert und die ganze Nacht dazu. Am nächsten Tag in der Früh hat er sich unter einen Baum gelegt und ein paar Stunden geschlafen. Als er aufgewacht ist, ist er wieder weiter gegangen, aber die Gegend ist ihm noch unbekannt vorgekommen. Erst als er die Leonhard-Kirche in Strassen gesehen hat (Anm.: Strassen ist ein Ortsteil von Bad Aussee, aus Richtung Hinterberg nach dem Radlingpass), hat er sich wieder ausgekannt. Der Maurer Hiasl ist halt auf eine Irrwurzel gestiegen, die hat ihm den Sinn verwirrt. Freilich war der Hiasl auch ein wenig dumm im Kopf, aber dass er vom Singer-Schlag aus, wo er die Erdbeeren gesucht hat, bis nach Aussee hinein gekommen ist, das hätte er trotz seiner Dummheit nicht geschafft, wenn ihn nicht eine Wurzel so herumgeführt hätte!
Oberösterreich*
In früheren Zeiten gab es Wurzeln, welche den Menschen, der auf sie trat, irre führten. Vor vielen Jahren ging ein Bäckermädchen täglich auf dem Solenweg, der damals noch ein schmaler Wurzelpfad war, von Lauffen nach Ischl. Sie trat auf eine Irrwurzel, verlor den Weg und konnte ihn nicht mehr finden, sondern verirrte sich immer tiefer. Plötzlich kam ihr ein geharnischter Reiter entgegen. Sie fragte ihn nach dem Weg. Er gab ihr keine Antwort, öffnete aber das Visier, ein Totenkopf grinste ihr entgegen. Sie lief, was sie konnte, und fiel erschöpft vor der Tür eines Wirtshauses nieder. Bald darauf starb sie.
Am Pyhrgaß führt ein mannigfach gewundener Gehsteig nach Admont. Wer aber den Weg nicht genau weiß, verirrt sich gewiß. Der Grund hiefür sind die Irrwurzen, die von den Bergmandln gelegt werden.
Im Gmuihölzl bei Steinerkirchen an der Traun stehen soviel Irrwurzen, daß niemand, der hineingeht, so schnell herausfindet.
Eine Steinhauser Bäuerin ging einst von Wels heim und war nur mehr eine Viertelstunde vom Hause entfernt. Da trat sie auf eine Irrwurzel und ging nun einen halben Tag in der Irre, schließlich rastete sie und kehrte die Kittelsäcke um, sogleich erkannte sie, daß sie ganz nahe bei ihrem Hause war.
Der Richtberg zwischen dem Traunsee und dem Attersee hat ein unübersichtliches Gelände, am verrufensten ist der Zausengraben. Wer sich in ihm verirrt, muß sich, sobald er es merkt, zu Boden werfen und eine Stunde warten, dann schwindet der Zauber.
Ein Försterpaar ging mit der zehnjährigen Tochter von Neukirchen über das Richtbergtaferl nach Weyregg. Im Stangl- oder Scheidgraben ging das Kind zum Taferl voraus. Obwohl die Eltern nur fünf Minuten hinten waren, trafen sie das Kind nicht mehr, es war in den berüchtigten Zausengraben geraten. Wie durch ein Wunder gelang es dem Mädchen, den Rücken des Berges zu ersteigen und dann den Schwarzbach entlang ins Forsthaus zu kommen.
Auf dem Berge bei Haslach gab es früher Irrwurzen, wer darauf trat, verirrte sich. Ein Haslacher Handelsmann ging einst nachmittags dem Berge zu, trat auf eine Irrwurzel und fand nimmer heim, bei Einbruch der Nacht kam er zu einer Holzknechthütte auf einer Blöße. Er legte sich hier nieder, wurde aber durch grellen Lichtschein gestört. Auf der Wiese sah er eine ganze Gesellschaft bei einem reichen Mahl. Als es zu Ende war, begann der Tanz. Viele bekannte Gesichter kamen an ihm vorbei und in einer Tänzerin erkannte er seine Frau. Bei der zweiten Runde stürzte er auf sie los und schrie: "Jesus, Maria und Josef!" Im selben Augenblick war es finster, der Mann fühlte einen Schlag im Gesicht und wurde ohnmächtig. Als er am Morgen noch nicht daheim war, zogen die Leute aus, ihn zu suchen und fanden ihn. Er hatte Striemen wie Brandmale im Gesicht. Ein Fetzen Stoff, den er in der Hand hielt, paßte daheim in einen Riß im Kleide seiner Frau. Sie gestand ihm reuig ihre Hexenfahrt, sagte aber, daß sie von einigen Freundinnen dazu verleitet worden war.
Kärnten
Wenn man sich in Kärnten nach dem Tritt auf eine Irrwurzel verirrt, wird dies einem Geist oder Kobold zugeschrieben, der vor dem rechten Weg steht und ihn "verblendet".
Tirol
In Tirol versetzt einen der Tritt auf eine Irrwurzel sofort in einen Abdeckerhof oder in einen Sumpf. Auch im Brixental in Tirol erzählt man sich Sagen über Irrwurzen.**
In Deutschland
In Thüringen glaubt man, dass man sich nur verirrt, wenn man über Irrkraut (hier: Farn) steigt, ohne es zu sehen. Das Farnkraut sei mit dämonischen Kräften ausgestattet, da es sich doch, ohne Blüten und Früchte hervorzubringen, vermehren könne. Das war den Bauern und Jägern nicht geheuer. In Thüringen, wo der Irrkrautfarn auch als Otterkraut oder Atterkreutich bekannt ist , führt er nicht nur Menschen in die Irre, sondern bringt auch Kreuzottern und Vipern dazu, den Träger zu jagen, damit er ihn nicht wirft weg.
In Süddeutschland begegnet uns eine andere Auffassung der Irrwurzel, die weitgehend der österreichischen entspricht. Hier soll sie sich ganz unscheinbar in den Wäldern auf dem Boden finden als eine über's Kreuz gehende, ein sogenanntes Andreaskreuz bildende Baumwurzel. Wer darüber schreitet, wird geistesverwirrt, kennt sich nicht mehr aus, wo er geht und steht. Von einer solchen Irrwurz erzählt folgende Sage:
Hans Wolf Wisbeck von Velburg pirschte einst im Läufelberg wohlgemuth und guter Dinge. Urplötzlich überfiel ihn der Raubritter von Adlburg, dessen der tapfere kräftige Mann sich jedenfalls erwehrt hätte, wäre er nicht über eine Wurzel strauchelnd zu Boden gefallen. Die Todeswunde in der Brust , verwünschte er noch die Wurzel, dass von Stund an, wer über sie gehe, sich nicht mehr zurecht finden sollte. Seitdem gedeiht an der Stelle, mitten im Walde, kein Baum, kein Strauch. Nur langes Gras ragt empor weshalb die sogenannte „ Wiese“ von allen Eingeweihten gemieden wird. Denn dies verzauberte Gras macht alle Leute , welche darüber wandeln, so verwirrt, dass sie niemanden kennen und auf keinem Wege mehr bleiben, sondern von einem auf den andern geraten. Ihnen bleibt dann nur übrig , sich ruhig niederzusetzen und kurze Zeit zu schlafen; erwacht sind sie wieder geisteskräftig und kennen Weg und Steg.
Die erzählte Mordtat blieb nicht ungesühnt. Hans Adam, Wolf Wisbeck's Bruder, lockte schlauerweise den Raubritter auf die Jagd , überfiel ihn und gab ihm den Tod auf derjenigen Stelle , wo später zu Ehren St. Ottmar's sich eine Capelle erhob.
In Bayern sollte man besonders im Breitseemoos zwischen Nußdorf und Neubeuern aufpassen!
Echter Wurmfarn (Aspidium filix-mas), auch Gewöhnlicher bzw. Gemeiner Wurmfarn oder Männerfarn genannt, ist bei uns weitverbreitet. Beim Echten Wurmfarn sind der Wurzelstock, die Blattstiele und besonders die jungen Pflanzen giftig. Der Farn galt als Zauberkraut und Allheilmittel. Er wurde auch als Audernkraut oder Teufelsrippen bezeichnet. Die Benennungen der Farnkräuter nach der Schlange (Natter, Otter) sind in allen germanischen Sprachen anzutreffen, z. B. Schlange(n) - Chrut (Schweiz. Id. HI 910), Adarakraut (Fischer Wb. I 10.5). Nach der rippenartigen Anordnung der Blattfiedern, die auch dem Rippenfarn(Blechnum Spicant) den Namen gegeben hat. Die Zusammensetzungmit „Teufel" weist auf die Rolle der Farnkräuter im Volksaberglauben hin, vgl. Toifelsfeda = Teufelsfeder (Oberösterreich: Baumgarten 1862). Die goldfarbenen "Körnlein" auf der Blattunterseite faszinieren die Menschen schon seit Jahrhunderten. Letztes Bild: Gewöhnlicher Wurmfarn (Dryopteris filix-mas). A Pflanze mit Rhizom in natürl. Grösse; 1 fruktificirende Blattabschnitte zweiter Ordnung, vergrössert; 2 Querschnitt durch eine Fieder mit einem aus Indusium und Sporangien bestehenden Sorus, desgl.; 3 Intercellularraum mit Drüsen. Köhler's Medizinal-Pflanzen, 1887.
Historischer Exkurs: Farn als Zauberkraut und Allheilmittel
An die Zauberkräfte der Farne glaubten fast alle Völker Europas. Viele Sagen und Legenden beschäftigen sich mit der mystischen Pflanze, die als Standort den dunklen Wald bevorzugt, den geheimnisvollen Lebensraum von Kobolden und Wichteln.
Farne sind älter als die Menschheit, haben Eiszeiten und Hitzeperioden überstanden, tolerieren sowohl Nässe als auch Trockenheit. Sie gehören zu den Gefäßsporenpflanzen und unterscheiden sich botanisch grundlegend von allen anderen Pflanzen. Da sie nicht blühen, bilden sie auch keine Samen, sondern vermehren sich durch Sporangien. Diese Sporenhäufchen halten Laien häufig für die „Farnsamen“. Auch wegen ihrer besonderen Gestalt haben die Farne immer schon die Fantasie der Menschen angeregt. Stattliche Pflanzen ohne Blüten und Früchte mit goldfarbenen „Körnlein“ an der Blattunterseite müssen doch wohl das Werk geheimer Kräfte sein. Diese wollten sich die Menschen in früheren Zeiten nutzbar machen.
Da die Menschen sich eine blütenlose Pflanze nicht vorstellen konnten, war die Meinung weit verbreitet, der Farn „blühe“ nur in der Johannisnacht. Und nur in der Nacht zur Sommersonnenwende am 24. Juni begaben sie sich in den dunklen Wald, um die zauberkräftigen Farnsamen zu gewinnen.
Sogar der große Arzt und Naturforscher Paracelsus (1493 bis 1541) soll Himmelbrandblätter (Blätter der Königskerze) unter die Farne gelegt haben, um ihre Sporen zu ernten. Das Volk hingegen sammelte die begehrten Samen nach festen Vorschriften, um nicht in die Klauen des Teufels zu geraten: So gingen die Mutigsten am Abend der Sommersonnenwende schweigend in den Wald zum Standort der Farne und steckten sieben Kreuze aus grünen Holunderzweigen kreisförmig in die Erde. Dann legten sie ihre Kleider ab und betteten ihr Hemd unter die Farnwedel. Anschließend verbargen sie sich hinter Sträuchern und verbrachten wachend die Johannisnacht. Am anderen Morgen fanden sie mit ein wenig Glück als Belohnung den kostbaren Samen auf dem weißen Linnen. Ihr Mut wurde belohnt: Wer den geheimnisvollen Farnsamen besaß, brauchte Tod und Teufel nicht zu fürchten, so der Aberglaube. Der Zaubersamen sollte seinem Besitzer verborgene Schätze anzeigen, ihn unverwundbar und blitzschnell unsichtbar machen. Unter Soldaten war die Auffassung weit verbreitet, dass der Farnsamen nicht nur hieb- und stichfest, sondern sogar kugelfest mache, wenn sie in Rock oder Weste »blühendes«, eingenähtes Farnkraut trugen. Darüber hinaus sollte das Farnkraut jedes Schloss aufsprengen können – eine Zauberkraft, die vermutlich Einbrechern sehr gelegen kam.
Sagen und Geschichten
Die begehrteste Zauberwirkung des Farnsamens bestand jedoch darin, seinen Träger unsichtbar zu machen, was heute als Analogiezauber bezeichnet wird, weil die Farnsporen wegen ihrer geringen Größe selbst so gut wie unsichtbar sind. Von dieser Eigenschaft berichten zahlreiche Legenden. So suchte einst ein Mann in der Johannisnacht sein Fohlen. Um es wiederzufinden, eilte er über Wiesen und durch Wälder. Dabei geriet ihm unbemerkt Farnsamen in die Schuhe. Als er ins Dorf zurückkehrte, wunderte sich der Bauer, dass ihn niemand ansprach. Deshalb rief er laut: »Ich habe das Fohlen nicht gefunden!« Das verursachte einen großen Schrecken bei den Dorfbewohnern, denn sie hörten seine Stimme, konnten ihn aber nicht sehen. Vergeblich versuchte der Bauer, sich von diesem Zauber zu befreien. Erst als er seine Schuhe auszog, wurde er wieder sichtbar.
Eine weitere Geschichte berichtet von einer ganz anderen Zauberkraft des Farnsamens: Im Spreewald hütete ein junger Bursche Gänse. Als Farnsamen in seine Schuhe geriet, verstand er plötzlich Wort für Wort, was sein Federvieh schnatterte. Voller Stolz wollte er seinem Herrn sein ungewöhnliches Können vorführen. Doch er war ein Prahlhans und zog vorher neue Schuhe an. Da war der Zauber vorbei, und der Bursche stand hilflos als Angeber vor seinem Herrn.
Bei den Bewohnern des Thüringer Waldes galt das Farnkraut als „Irrwurz“. Wehe dem, der abends darüber lief. Dieses Schicksal soll einen Wanderer ereilt haben. Er kam vom Wege ab und irrte stundenlang bis in die Dunkelheit umher. So entfernte er sich immer weiter von seinem Reiseziel. Erst als er erschöpft seine Schuhe auszog, fand er auf den richtigen Weg zurück.
Blühende Geschäfte
Es ist nicht verwunderlich, dass in Zeiten des finsteren Aberglaubens Landstreicher, fahrende Händler und Theriakkrämer ein lohnendes Geschäft witterten. Unter dem Siegel der totalen Verschwiegenheit boten sie für gutes Geld Farnsamen an, „welcher, um unsichtbar sich zu machen, als Mittel sehr geschätzt ist“, wie es in einer alten Stadtchronik heißt.
Der Aberglaube und der Handel mit Farnsamen nahmen solche Auswüchse an, dass die Obrigkeit beschloss, dagegen einzuschreiten. Seit 1596 wurde im Aargau bestraft, wer laut äußerte, mit Farnsamen könne man sogar über den Teufel herrschen. Bei seiner Hinrichtung mit dem Schwert soll im Jahr 1601 in Erfurt der Verurteilte unter seinem Arm eine „gedorrte Farnblüte“ getragen haben, „um sich fest“ (unverwundbar) zu machen.
Im Jahr 1611 kündigte Herzog Maximilian von Bayern in seinem „Landgebot wider Aberglauben“ demjenigen empfindliche Strafe an, „der den fahrnsamen hole“. Und 1612 erließen die Kirchenväter während der Synode von Ferrara das Verbot, in der Johannisnacht Farn oder seinen Samen zu sammeln. Nach den Prozessakten der Inquisition aus dem Jahr 1648 gab ein Angeklagter im oberösterreichischen Schornstein zu, Farnsamen geerntet und für Reichstaler verkauft zu haben. Sein Farnsamen habe die Kraft gehabt, Reisenden jeglichen Beistand zu gewährleisten, sodass „alle Hantierungen glücklich fortgingen“.
Schutz vor dem Teufel
Schon der Arzt Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) beschrieb das Farnkraut als blütenlose Pflanze und bezeichnete ihn als Bandwurmmittel (Anthelminthikum), was nahelegt, dass er den in Europa weit verbreiteten Wurmfarn (Dryopteris filix-mas oder Aspidium filix-mas) meinte. Aber auch andere Autoren der damaligen Zeit, zum Beispiel Plinius (23/24 bis 79 n. Chr.), kannten die Bandwurm tötende Eigenschaft der Wurmfarn-Wurzel. Im Mittelalter war die Anwendung als Bandwurmmittel hingegen kaum mehr bekannt.
Auch Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) ging in ihrer „Physica“ ausschließlich auf den Aberglauben ein: „Der Farn habe so große Kraft in sich, dass ihn sogar der Teufel fliehe. Dort, wo der Farn wachse, übe der Teufel seine höllischen Künste nur selten aus, und das Haus, wo er aufbewahrt wird, sei vor dem Blitzschlag sicher. Auch in das Bett der Wöchnerin solle man Farn legen und in die Wiege des Neugeborenen, damit sie von den Ränken des Teufels verschont blieben.“
In der Volksmedizin galten Farne als wichtiges Heilmittel. Die Landbevölkerung war mit der Behandlung ihrer Krankheiten und Beschwerden auf sich selbst gestellt, weil die wenigen studierten Ärzte der damaligen Zeit in den Städten oder an den Höfen des Adels lebten. Nur selten verirrte sich ein wandernder Wundarzt oder Chirurg in die Dörfer. So entwickelten die Bauern ihre eigene Medizin, die sie von Generation zu Generation weitergaben. Als Allheilmittel wandten sie Farne äußerlich als getrocknetes Kraut oder innerlich als Tee gegen Rheuma, Gicht, Gliederschmerzen, offene Beine, entzündete Krampfadern und Hämorrhoiden an. Bei Ohrenschmerzen schliefen sie auf einem mit Farnkraut gefüllten Kissen. Gegen Zahnschmerzen zerquetschten sie frisches Farnkraut zwischen den Fingern und rieben mit dem Saft Zähne und Zahnfleisch ein. Es gibt sogar Hinweise auf die Verwendung von Farnen als Abortivum.
Geheimnis des Apothekers
Die Bedeutung des Gemeinen Wurmfarns als Bandwurmmittel entdeckte erst der Apotheker Daniel Matthieu in der Mitte des 18. Jahrhunderts wieder. Er mischte getrocknetes Farnkraut mit anderen kräftig abführenden Mitteln und hütete die Zusammensetzung als Geheimnis. Mit dieser Rezeptur hatte er so große Erfolge, dass Friedrich der Große ihm diese für eine Jahresrente von 200 Talern abkaufte und ihm zusätzlich den Titel eines Hofrates verlieh.
Der Extrakt aus dem Wurzelstock des Gemeinen Wurmfarns (Extractum Filicis siccum) fand auch als Monographie Eingang in die Arzneibücher, zum Beispiel in das DAB 6. Der Wirkstoff dieses Farns ist ein Stoffgemisch, Rohfilicin genannt. Es lähmt die Muskulatur und das Nervensystem des Bandwurmes, der dann mithilfe eines Abführmittels aus dem Darm
getrieben wird. Aufgrund der geringen therapeutischen Breite des Wurmfarnes kam es zu vielen Vergiftungen und sogar Todesfällen nach Anwendung des Extraktes, weshalb er heute nicht mehr in den Arzneibüchern enthalten ist.
Biogärtnern leisten die Farn-wedel, vor allem von Wurm- und Adlerfarn, gute Dienste. Als Mulchdecke sollen sie Schnecken vom Gemüsebeet fernhalten. Äpfel bleiben länger haltbar, wenn sie direkt nach der Ernte auf Farnkraut lagern. Aus den Farnwedeln hergestellte Brühen und Jauchen kann der Hobbygärtner mit Erfolg gegen Blattläuse, Blutläuse und andere Schädlinge einsetzen. Und wer seinem Hund oder seiner Katze die Plage mit Flöhen und anderem Ungeziefer ersparen will, stopft getrocknetes Farnkraut in das Liegekissen des Tieres.
Farn wurde Ende September als Einstreu und in den ersten Oktobertagen geschnitten und als Streu eingebracht. Der Farn war an abgelegenen Stellen mitunter so hoch, dass beim Mähen ein Mäher den anderen nicht sah. Er galt als einer der besten Dünger. Als Streu hat man ihn besonders für Schweine verwendet. Auch gegen Rheuma als ein Heilmittel, ums Knie herum, wurde er verwendet.
In den USA
Die deutschen Vorfahren der Pennsylvania-Deutschen brachten die mythologische Idee des Irrkrauts mit in die Neue Welt und nannten es in ihrem Dialekt Verirrgraut ("verirrtes Kraut") Sie identifizierten es mit dem Klapperschlangenwegerich (rattlesnake plantain). Wenn man nachts darauf tritt, soll der Betroffene ziellos umherirren, bis der Morgen kommt. Wenn man tagsüber darauf tritt, muss der Verirrte wieder zur Vernunft gebracht werden, sonst hört er nicht auf, ziellos umherzuirren. Den Pennsylvania-Deustchen nach hilft gegen das Umherirren das Barfußgehen oder die Schuhe zu vertauschen.
Bei den deutschsprachigen Siedlern in Pennsylvania ist der Klapperschlangenwegerich (rattlesnake plantain) die Ursache für den Verlust der Orientierung im Gelände.
In Frankreich
Unterschiedliche Bezeichnungen
Das Herbe d'égarement ("Kraut der Verwirrung") ist in ganz Frankreich unter unzähligen Namen bekannt. In der Normandie und in Meudon bei Paris wird es herbe qui égare ("Kraut, das in die Irre führt") genannt. In Besançon heißt es herbe à la recule ("Kraut, um sich rückwärts zu bewegen"). Im 18. Jahrhundert wurde es auch herbe de fourvoiement ("Kraut der Verirrung") genannt . In der Normandie heißt es egaire, in Saintogne herbe maudite ("Kraut der verdammten Seele") oder herbe des tournes ("Kraut der Windungen"), in Anjou herbe à adirer ("Kraut zum Verirren"). In der oberen Bretagne und in Lothringen ist es als herbe d'oubli ("Kraut des Vergessens") bekannt. In der unteren Bretagne ist es einfach als l'herbe oder ar Iotan auf Bretonisch (beide "das Kraut") bekannt.
Eigenschaften und Heilmittel
Das Herbe d'égarement ist eine Pflanze von unbekanntem Aussehen, die dazu führt, dass diejenigen, die darauf treten, die Orientierung verlieren oder ihre eigenen Schritte zurückverfolgen. In der Franche-Comté sagt man auch, dass der Spitzwegerich die Menschen in die Irre führt. Wer in Burgund auf den im Wald wachsenden sogenannten Tourmentin tritt , wird hundertmal denselben Weg gehen, ohne ihn wiederzuerkennen, damit er nicht das Kraut findet, dessen Samen fallen, wo der Weg weitergeht. Der Breton ar Iotanist von einem Geist bewohnt, der die Menschen vom Weg abkommen lässt. Nachts verbreitet er ein phosphoreszierendes Licht wie das von Glühwürmchen. Sein Bann kann jedoch gebrochen werden, indem man die Kleidung auf links wendet. In Léon in der Bretagne, wo es als herbe qui trouble la vue ("Kraut, das die Sicht stört") bekannt ist, wechselt man als Heilmittel die Holzschuhe. In der Umgebung von Moncontour in der Bretagne hat das herbe d'oubli außerdem die Kraft, den Menschen die Sprache der Tiere verständlich zu machen, aber nur, solange derjenige, der es berührt oder genommen hat, sich nicht bewusst ist, dass es sich um das herbe d'oubli handelt.
In Liechtenstein
Die Irrwurzel ist auch in Liechtenstein eine geheimnisvolle, dem Wanderer unsichtbare Wurzel, und wer auf sie tritt, kommt vom Weg ab und findet nicht mehr zurück. Bemerkenswert ist an der Erzählung, dass sich das Verirren oft bei einem Galgen abspielt, wo es ohnehin unheimlich ist und das dazu gerade um zwei Uhr nachts, zu einem Zeitpunkt, in der Geisterwelt offen ist.
Richterstätte Galgenwald (bei Weiz, Steiermark): Das Schloss Thannhausen war bis zum Jahre 1848 Sitz der Bezirksobrigkeit sowie eines Landesgerichtes. In der Nähe vom Schloss Thannhausen in Richtung Ponigl, im Raaswald, befindet sich im ersten Teilstück auf der Höhe Raas der Galgenberg, wo sich Reste einer Hinrichtungsstätte (Galgenturm) befinden. Diese Stätte war früher die Richtstätte der Gerichtsbarkeit Thannhausen. Schloss Thannhausen war seit dem 17. Jahrhundert der Sitz des Landgerichtes, das war jenes Gericht, das für schwere Strafsachen zuständig war. Als sichtbares Symbol der Gerichtsbarkeit galt dieser Richtplatz mit dem im Boden verankerten Galgen. Bei einem Bildstock nördlich von Schloss Thannhausen befindet sich das sogenannte “Köpfangerlkreuz”. An dieser Stelle soll sich eine Richtstätte Thannhausens befunden haben. Ein Stück weiter im Wald der Einöd ragen auf einem talverengendem Hügel drei gedrungene Steinsäulen, Galgen, empor. Dies ist die zweite Richtstätte, an der das Hochgericht des einstigen Landgerichts Thannhausen die gefällten Urteile vollzog. Die Richtstätte in der Einöd ist einer der beiden heute noch erhaltenen und bis zum heutigen Tag sagenumwobenen Plätze trauriger Erinnerung. (Fotos: Alexandra Wagner)
In Böhmen
Dort ist als Abendspuk auch das Irregehen zu benennen, zu war dessen, der in den Abendstunden auf eine Irrwurzel tritt, oder wie in Budweis in Südböhmen zwischen 9 und 10 Uhr über den sog. Irrstein am Ringplatz geht, auf einen Irrfleck tritt oder über eine Irrwiese kommt. Umgekehrt gibt es wieder unheimliche Stellen, von welchen die vorbeigehenden Leute nicht wegkommen.
In der Schweiz
In der Schweiz , wo diese Pflanze als Vexierchrut ("Ärgerkraut") bekannt ist und mit Farn identifiziert wird, geht man in die Irre, wenn man etwas davon in der Tasche trägt.
IRRSTEIN
Gleich der Irrwurz ,,verführen" auch Irrsteine harmlose Wanderer. Sie sind lichte, helle Steine, die eine dunkle Ader durchzieht. Man findet sie oft mitten im Wald, die Form des Steines ist gleichgültig, wenn nur ein Streif durchgeht und das helle Kolorit von dem dunkeln abscheidet.
Wer weiß, wo auf dem Weg ein Irrstein liegt...
Der Volksglaube weiß fast immer Rat für bedenkliche Zustände; so ist es auch in diesem Fall: Verirrten Männern schreibt er vor, die Tasche des Beinkleids umzukehren, Börse und Geldtasche anderswo unterzubringen. Auch wird geraten, mit dem Messer den Absatz des rechten Schuhes abzuschneiden, ferner sich niederzusetzen und in beiden Händen die Daumen einzuziehen oder die Zipfel des Gewandes in die Hand geschlagen vor sich zu nehmen. Wer dies befolgt, muss nach kurzer Frist zur Besinnung kommen.
IRRWISCH
Der Irrwisch oder das Irrlicht, auch Sumpflicht und Ignis fatuus genannt, wird als ein umherirrender Feuerbrand aufgefasst. Jedem "Herr der Ringe"-Liebhaber sind sie bestens bekannt. Oft findet man es in faulem Holz (Bruchwälder, Moore und Moose), denen man nachlaufen muss. Irrlichter werden auch in Morasten oder in besonders dichten, dunklen Wäldern und (seltener) auf Friedhöfen gesichtet. Das Irrlicht dünstet aus der Erde und führt seine Opfer oft in das Wasser. Dann ist es um den Fehlgeleiteten geschehen!
Die Totensümpfe in Herr der Ringe fluteten die Gräber der Menschen und Elben, die in der Schlacht auf der Dagorlad umgekommen waren. In den Sümpfen sieht man noch immer die Leichen der gefallenen Menschen, Elben und auch Orks. Es sind jedoch keine Körper, sondern nur Gestalten, und es heißt, dass ein sonderbares Licht von ihnen ausgeht.
Ein Irrwisch ist dem Volksglauben nach ein ruheloses Gespenst, auch als Wiesenhüpferin bekannt, da das Licht dort und da aufflackert. Oft werden das Irrlicht entweder als das arglistige Werk übernatürlicher Wesen oder als die Seelen unglücklich Verstorbener angesehen, die entweder zu Lebzeiten böse waren und nun zur Strafe auf ewig auf der Erde wandeln müssen, oder sie finden nach dem Tode keine Ruhe mehr und suchen nach Erlösung. Ähnliches wird über die Seelen totgeborener Kinder erzählt. Manche Sagen interpretieren sie als die traurigen Seelen im Moor ertrunkener Mord- und Unglücksopfer. Aus altdeutschen Schriften (um 750 bis 1050 gesprochen) werden sie als Spuklicht und Totenlicht überliefert. Meistens aber werden sie als das Werk böser Kobolde, Naturgeister, Gespenster und Dämonen verstanden. Diese sollen Irrlichter heraufbeschwören oder sich in solche verwandeln, um dann dem Menschen gezielt zu schaden. Das Licht soll Reisende, Abenteurer und Neugierige in ihr Verderben führen: Das Opfer, das sich bereits ohnehin gefährlich nahe an den Sumpf oder Wald herangewagt hat, wird von dem Irrlicht noch tiefer hinein gelockt, bis es im Schlamm versinkt oder sich im tiefen Wald verläuft und dort verstirbt.
Ein Schritt zu tief in den Sumpf, und es ist um den Wanderer geschehen...
Irrlichter werden als kleine Flämmchen beschrieben, seltener können sie faust- oder gar kopfgroße Feuerbälle sein. Ihre Farbe ist meist mit bläulich, grünlich oder rötlich. Auch über die Bewegung der Irrlichter liegen unterschiedliche Angaben vor. Sie sollen entweder regungslos an Ort und Stelle verweilen oder wild flackernd aufleuchten und sofort wieder erlöschen. Andere Berichte erzählen von Irrlichtern, die sich vom Betrachter weg bewegen oder ihn hingegen regelrecht verfolgen, so als wären sie fremdgesteuert oder intelligente Wesen mit eigenem Willen.
Aus dem englischen Sprachraum sind die Bezeichnungen Will-o’-the-wisp, Will-o’-wisp und Jack O’Lantern bekannt. Aus der sorbischen Folklore stammen Erzählungen über die Blud, die als Irrlichter erscheinen sollen. Es handelt sich der Überlieferung nach um die Seelen von Kindern, die verstarben, ohne vorher getauft worden zu sein. Nun sollen ihre Seelen weinend in Gestalt von Irrlichtern umherstreifen.
Auch ein unruhiger, junger Mensch oder ein Vagabund wurde als Irrwisch benannt.
Tatsächlich gibt es in der Natur sowohl Lebewesen als auch Gase, die Lichter erzeugen können, die wiederum Irrlichtbeschreibungen recht ähnlich sind.
Als IRRBEERE wurde früher die Tollkirsche, Atropa Belladonna oder Tollbeere, bezeichnet.
Etymolgie
irren
idg. *ers = fließen
germ. *erzjōn = irren
ahd. irrōn = irren, sich verirren, sich irren, verwirrt sein
mhd. irren = stören, hindern, sich entfernen, irren
nhd. irren = stören, irren
irri ahd. = irrend: umherschweifend, wandernd, ruhelos, unstet, irrend, abirrend, unwissend, verirrt
-wisch
idg. *u̯eisk- = drehen, flechten
germ. *wiska-, *wiskaz = Wisch, Bündel
an. visk = Wisch, Stohbündel
mnd. wisch = Wisch, Heubündel, Strohbündel
ahd. wisk* 1, wisc* = Wisch, Bündel, Lappen, Bündel aus Stroh
mhd. wisch = Wisch, Strohwisch
nhd. (ält.) = Wisch, M., N., Wisch, Bündel, Fackel
-wurz
idg. *u̯erād-, *u̯rād-, *u̯ₑrəd-, *u̯rəd- = Zweig, Rute, Wurzel
germ. *wurtwalu-, *wurtwaluz = Wurzel, Wurzelstock, Krautstock
germ. *wrōti-, *wrōtiz = Wurzel
ahd. wurz = Gewürz, Kraut, Wurzel
mhd. wurz = Pflanze, Kraut, Wurzel
nhd. (ält.) = Wurz, Wurze, Kraut, verwertbare Pflanze
Quellen:
*Oberösterreichisches Sagenbuch, Hg von Dr. Albert Depiny, Linz 1932, S. 224 - 225 Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, März 2006. © digitale Version: www.SAGEN.at .
**Irrwurzen im Brixental https://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/tirol/brixental/irrwurzen.html
Europa Chronik der gebildeten Welt für das Jahr 1875. Leipzig, Verlag von Eruft Keil. 1875.
Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1966) (65)
Herausgeber: Jahrbuch des HVFL, Band 65, Erscheinungsjahr 1966.
Heinrich Marzell: Volkstümliche Pflanzennamen aus dem bayrischen Schwaben. Ein Beitrag zur Volkskunde – Berichte des naturwiss. Vereins für Schwaben, 1912.
Franz Eugen Köhler, Köhler's Medizinal-Pflanzen, 1897.
Sagenhaftes Hinterbergertal, Sagen und Legenden aus Bad Mitterndorf, Pichl-Kainisch und Tauplitz vom Ende der Eiszeit bis zum Eisenbahnbau, Matthias Neitsch. Erarbeitet im Rahmen des Leader+ Projektes „KultiNat“ 2005 – 2007. © Matthias Neitsch
J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe: Die zwei Türme (Buch) Viertes Buch, Kapitel "Zwei: Die Durchquerung der Sümpfe", Übersetzer: Wolfgang Krege, 2012
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