Das Hundstoa-Ranggeln am Hohen Hundstein im Pinzgau ist vermutlich die älteste im Alpenraum ausgetragene Sportart. Am letzten Sonntag im Juli pilgern Hunderte auf den Hohen Hundstein, um bei diesem Wettkampf als Kämpfer oder Zuschauer teilzunehmen. Es heißt, dass das Ranggeln das ehrlichste Kräftemessen der Männer im Alpenraum sei. Das Hundstoa-Ranggeln wurde 2010 von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe im Bereich Bräuche, Wissen, Handwerkstechniken als gesellschaftliche Praktik in SALZBURG aufgenommen. Die Wurzeln des Ranggelns reichen zumindest bis ins 14. Jahrhundert zurück.Ursprünglich von Almsennern und Knechten ausgeübt, ist Ranggeln mittlerweile zu einer Sportart geworden.
Jakobi Ranggeln am Hundstein, 2022. (Foto: Rosi Hörhager, meinbezirk.at)
Als Hågmoar darf sich der jährliche Sieger des Hundstoa-Ranggelns bezeichnen. Das Wort Hågmoar setzt sich aus Håg, was so viel wie eingehegte Siedlung jenseits der Almgrenze bedeutet, und Moar, was Meister, Anführer (von lat. major = haupt, erster, wichtigster) bedeutet, zusammen. Der Moar war bei Großbauern der erste unter den Knechten, bei Mannschaften (z. B. Stockschießen) ist er der Spielführer. Es handelt sich also beim Hågmoar um einen Meister, der über seine eigene Siedlung hinaus von Bedeutung ist.
Moar war der Hinweis auf den ersten Knecht oder die erste Dirn im bäuerlichen Betrieb (Moar-Dirn und Moar-Knecht). Daher kommen auch die häufigen Hof-, Orts- bzw. Weilerbezeichnungen Moarhof oder ähnlich oder Maierhöfen in allen Variationen wie auch die Familiennamen Mayer oder Maierhofer, ebenfalls in den unterschiedlichsten Schreibweisen.
Vor ca. 2500 Jahren hatten die Kelten bereits weiteTeile Europas besiedelt. Den ältesten Hinweis auf keltische Ringer in Österreich findet man auf einer Schwertscheide aus einem Hallstatt-Grab (400 bis 350 vor Christus), auf der zwei auf dem Boden ringende Männer zu sehen sind. Die keltische Art des Ringens hat sich in ihrer ursprünglichen Form in ganz Westeuropa in verschiedenen Stilrichtungen erhalten. Im Alpenraum ist dies unter anderem das Ranggeln.
Benannte Schwertscheide aus dem Hallstattgrab. Das Detail zu den ringenden Männern findet sich an der Spitze der Scheide (linder Bildrand unten). Auch das Sonnenradsymbol ist sehr emintent vorhanden.(Bild: Naturhistorisches Museum Wien)
Details zur Schwertscheide aus Hallstattgrab 994, Bezirk Gmunden, Österreich
(Bild: Egg et al. 2006, Beil. 1)
Eine verzierte Schwertscheide aus dem Hallstattgrab (400 v. Chr.) gilt als ältester Hinweis auf keltische Ringer in Österreich. Im Naturhistoriscen Museum in Wien geht man davon aus, dass dieser Sport "am ehesten aus Hallstatt oder vom Dürnberg in Hallein" stammt. "Man erkennt zwei auf dem Boden ringende Männer, deren einer von einer dritten Person gezogen wird". Man könnte spekulieren, dass der dritte als Schiedsrichter fungiert. Günther Heim, Buchautor und selbst früher Ranggler, hatte Kontakt zum Präsidenten der schottischen Ringer, William Baxter, dieser schrieb mit Hinweis auf dieses Schwert: "Meiner persönlichen Meinung nach das jährliche Ranggeln am Hundstein der älteste Sportwettbewerb in Europa, wahrscheinlich sogar einer der ältesten regelmäßigen Bewerbe weltweit." Dipl. Ing. Günther Heim ist Ehrenpräsident des Salzburger Rangglerverbands.
Die Heimatforscherin Ilka Peter hat in ihrem Buch „Das Ranggeln im Pinzgau“ nachgewiesen, dass das Ranggeln nicht nur eine Sportart der bäuerlichen Bevölkerung, sondern auch der Ritter war. Sie analysierte Texte und Zeichnungen aus dem „Fecht und Ringbuch“ Albrecht Dürers. Beim heutigen Ranggeln gibt es Griffe und Würfe, die vor mindestens 600 Jahren gleich angewendet wurden.
Szenen vom Hundstoa-Ranggeln. Dass sich hier nichts geschenkt wird, ist klar ersichtlich. Die Fairness steht aber im Vordergrund. Das Hundstoa-Ranggeln gilt als Königsdisziplin. (Bilder Salzburgerland.com, letztes Bild: Neumayr/Hölzl/Archiv)
Das Ranggeln ist somit eine uralte Kampfsportart mit keltischen Wurzeln, die erstmals 1518 anlässlich des Hundstoa-Ranggelns (seit 2010 immaterielles Kulturerbe der UNESCO) im Salzburger Pinzgau urkundlich erwähnt wurde. Im Laufe der Zeit hat es sich zu einem Leistungssport entwickelt, der eng mit Brauchtum und Kultur verbunden ist. Ein guter Ranggler zeichnet sich durch Technik, Mut, Geschicklichkeit und Kraft aus. Nicht umsonst heißt es: Das Ranggeln ist das ehrlichste Kräftemessen der Burschen im Alpenraum. Der Sieger darf den Titel Hagmoar tragen. Dieser Begriff stammt aus früheren Zeiten, wo jeder Ranggelplatz mit einem einfachen Zaun (Hag) umgrenzt war.
Prinzipiell wird auf Rasen gekämpft, bei schlechter Witterung auf Matten in der Halle. Die Bekleidung ist aus weißem, reißfestem Stoff und besteht aus der Rangglerpfoad, einer Hose, die unten zusammengebunden wird und einem Gürtel. Schuhe sind nicht erlaubt.
Von April bis Ende Oktober werden im Alpenraum (Salzburg, Tirol, Südtirol und Bayern) fast an jedem Wochenende Ranggelturniere veranstaltet. Diese werden nach genauen Wettkampfregeln, die von Funktionären aller vier Landesverbände erstellt wurden, abgehalten.
Ähnliche Ringsportarten in Europa gibt es in Island, dort heißt es Glíma, in der Schweiz das Schwingen, in der Bretagne das Gouren.
Statzerhaus am Hundstein, Der Hundstein, auch Hoher Hundstein, ist ein 2117 m ü. A. hoher Berg bei Zell am See im Pinzgau (Bundesland Salzburg). Er ist die höchste Erhebung innerhalb der Salzburger Schieferalpen und gehört zur Untergruppe der Dientener Berge. Das Hundstoa-Ranggeln findet einmal jährlich am Jakobisonntag am Großen Hundstein bei Maria Alm im Salzburger Pinzgau statt. Die Naturarena, auf der geranggelt wird, befindet sich in 2.116 Meter Höhe nahe dem Gipfelbereich. Dort liegt auch die Wiege dieser Brauchtumssportart innerhalb des Bundeslandes Salzburg. Bild 3: Hundsteinsee (Foto 1: Dominik Wartbichler, © Zell am See-Kaprun Tourismus)
Woher kommt das Wort "ranggeln"?
Herkunft: mundartliche Intensivbildung / Iterativbildung zum mittelhochdeutschen Verb rangen →gmh „sich hin und her bewegen, mit Begierde streben“, mittelniederdeutsch wrangen →gml „ringen, kämpfen“; siehe auch Range. Sinnverwandte Wörter: Schweizer Sportart: schwingen.
So sehen Siegerer aus: Hundstoa Ranggeln 2022 – Nach siebzehn Jahren geht der Titel wieder in den Pongau.
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