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Hl. Ägidius – 1. September


Der 1. September ist der Tag des Heiligen Ägidius (*um 640 in Athen/+720 in St. Gilles). Ägidius lebte als Einsiedler in der heutigen Provence, wo er von einer Hirschkuh genährt worden sein soll und deshalb als Patron der Jäger gilt. Im Jahre 680 gründete Ägidius die Benediktiner-Abtei St. Gilles, deren Leitung er bis zu seinem Tod übernahm. Der Heilige mit der Hirschkuh wurde für die Stadt Graz als Schutzpatron erwählt.


Meister des Saint Gilles: Das Wunder des Saint Gilles




Leben

Ägidius wurde vermutlich um das Jahr 640 in Athen als Sohn einer angesehenen Familie geboren. Später verließ er seine Heimatstadt und verbrachte viele Jahre als Einsiedler in einer Höhle an der Mündung der Rhone ins Mittelmeer in der Diözese von Nîmes.


Seine Entwicklung zum Heiligen ist von einer bekannten Legende begleitet:

Laut dieser Legende ernährte ihn eine Hirschkuh auf göttliche Weise mit ihrer Milch. Während einer Jagd, die von König Wamba der Westgoten (regierte von 672 bis 680) durchgeführt wurde, suchte die Hirschkuh Schutz bei Ägidius, der sich schützend vor das Tier stellte und dabei versehentlich von einem Pfeil getroffen wurde. In der Erkenntnis, dass die Tugend in der Schwachheit vervollkommnet wird, bat er Gott, ihm die Gesundheit nicht zurückzugeben, und trug die Wunde bis zu seinem Lebensende. Unter seiner Leitung ließ der König aus Buße für den Jagdunfall ein Kloster errichten, das später als Abtei Saint-Gilles bekannt wurde und nach ihm benannt wurde. Zu Lebzeiten trug der Ort wahrscheinlich den Namen Pons Aerarium, wie im Itinerarium Burdigalense aus dem Jahr 333 erwähnt.


Relief: Jagd auf die Hirschkuh, an der Fassade der Kirche in St-Gilles



Es gibt auch weitere Legenden über Ägidius, darunter die Erweckung des Sohnes eines Fürsten von Nîmes und seine angebliche Rückkehr von Rom in seine Heimatstadt, wo er die ihm vom Papst geschenkten geschnitzten Zypressenholztüren im Hafen fand. Eine andere Legende berichtet von drei weißen Lilien, die auf seine Gebete hin auf trockenem Boden erblühten, um die Jungfräulichkeit Marias zu bekräftigen.


Eine besonders interessante Legende verbindet Ägidius mit Karl dem Großen, obwohl dieser fast 100 Jahre nach Ägidius lebte. Gemäß dieser Legende bat Karl der Große um die Fürbitte von Ägidius, und ein Engel legte einen Zettel mit der bestätigten Vergebung der Sünden auf den Altar, an dem Ägidius seinen Dienst verrichtete. Dies führte dazu, dass Ägidius als Beistand für eine gute Beichte und die Vergebung von Sünden verehrt wurde, und er wurde zu einem der Vierzehn Nothelfer.


Schließlich wird Ägidius' Bestattung von einer Legende begleitet, die besagt, dass die Anwesenden die Chöre der Engel hörten, die seine Seele in den Himmel trugen.

Das Grab des Hl. Ägidius befindet sich in der Krypta der Abteikirche von Saint-Gilles, Gard. Wallfahrten zu seinem Grabe waren bereits im 11. Jahrhundert ebenso beliebt wie solche nach Rom oder Santiago de Compostela. Das Benediktinerkloster wurde in den Hugenottenkriegen des 16. Jahrhunderts fast vollständig zerstört.



Patronate und Ortsnamen

Dem Hl. Ägidius sind europaweit zahlreiche Kirchen und sogenannte Egidiensteine gewidmet. Ortspatronate Den Namen des Heiligen tragen zahlreiche Orte, zumeist weil ihm zu Ehren die erste Kirche dort geweiht war. Im deutschen Sprachraum sind es beispielsweise die sächsische Gemeinde St. Egidien, die niederösterreichische Marktgemeinde St. Aegyd am Neuwalde, Sankt Aegidi in Oberösterreich, die Gemeinde Sankt Gilgen am Wolfgangsee, Orte namens Gilgenberg und Sankt Ilgen, Gillenberg, Gillersheim, Gilden, Gillersdorf, Ilgesheim, Ilgenberg, oder der Bezirk Aegidienberg der Stadt Bad Honnef, der Innsbrucker Stadtteil Igls. Der Name der siebenbürgischen Stadt Aiud leitet sich ebenfalls von Ägidius ab.


In mehreren Städten sind Straßen und Plätze nach der dortigen Ägidienkirche benannt, so die Aegidienstraßen in Bonn und Lübeck, die Egidienstraße in Erlangen, der Aegidientorplatz in Hannover, der Ägidienplatz in Regensburg, der Egidienplatz in Nürnberg und der Ägidienmarkt in Braunschweig. Der Ägidius-Kult war auch im mittelalterlichen Polen sehr verbreitet.


Die evangelisch-lutherische St.-Egidien-Kirche am Egidienplatz ist eine Kirche in der Sebalder Altstadt von Nürnberg. Es handelt sich dabei um den ältesten Kirchenort und die einzige Barockkirche Nürnbergs.



Die erste polnische Chronik von Gallus Anonymus berichtet, dass der einzige Sohn des polnischen Fürsten Władysław I. Herman und seiner Frau Judith – Bolesław III. Schiefmund – dank der Fürbitte des Hl. Ägidius (polnisch Idzi) geboren war. Der Herrscher schickte dem Heiligen nach St. Gilles eine goldene Kind-Statuette und erhielt als „Gegengabe“ den Sohn. Aus der Zeit Władysławs und Bolesławs stammen in Polen mehrere romanische Ägidius-Kirchen (Breslau, Krakau, Inowłódz, Tarczek), höchstwahrscheinlich von diesen zwei Herrschern gestiftet. In späteren Zeiten entstanden z. B. die Ägidius-Kirchen in Breslau, Krobia, und Wyszków.


St. Giles Cathedral in Edinburgh


Auch tragen die Gemeinden Ilija in der Slowakei und Šentilj in der slowenischen, ehemaligen Untersteiermark Ägidius’ Namen. Die Kirche und das Dominikanerkloster in der Prager Altstadt tragen seinen Namen: Kostel Svatý Jiljí (St. Aegidius-Kirche). Der Heilige Ägidius ist Stadtpatron von Graz, Klagenfurt und Edinburgh. Er ist ebenfalls Patron der ehemaligen Gemeinde Pötzleinsdorf in Wien und wird auf dem Wappen dargestellt.


Der Grazer Dom, der auch als Domkirche zum heiligen Ägydius bekannt ist, ist dem heiligen Ägydius gewidmet. Es gab bereits im 12. Jahrhundert eine Kirche an der Stelle des heutigen Doms, die dem heiligen Ägydius geweiht war. Der Dom in Graz gilt als eines der bedeutendsten historischen Gebäude der Stadt und des gesamten Bundeslandes Steiermark in Österreich. Das Bauwerk, das im spätgotischen Stil errichtet wurde, stammt aus dem 15. Jahrhundert. Es diente als Hofkirche der römisch-deutschen Kaiser unter Friedrich III. Später, im Jahr 1786, als Graz zum Bischofssitz wurde, erhielt der Dom den Status einer Domkirche. Ursprünglich war dieser sakrale Bau als Kirchenkastell außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern geplant. Er befindet sich auf einem erhöhten Gelände zwischen den Straßen Bürgergasse und Burggasse. Zusammen mit dem benachbarten kaiserlichen Mausoleum, der Burg und dem Schauspielhaus bildet der Dom das Ensemble der Grazer Stadtkrone. Die älteste schriftliche Erwähnung dieser Kirche stammt aus dem Jahr 1174, und 1181 wurde erstmals ein Pfarrer in Graz genannt. Von dieser ursprünglichen Kirche ist jedoch nichts mehr erhalten. Im Jahr 1438, als Kaiser Friedrich III. mit dem Bau der Grazer Burg begann, begann auch der Neubau der Kirche. Zu dieser Zeit wurde ein zweigeschossiger Verbindungsgang zwischen der Burg und dem Dom errichtet, der heute nicht mehr existiert. Wie bei vielen anderen Gebäuden, die unter Friedrich III. erbaut wurden, findet sich im Grazer Dom der Schriftzug "AEIOU" mit eingravierten oder gemalten Jahreszahlen: 1438 in der ehemaligen Sakristei, 1450 im Chorgewölbe, 1456 am Westportal und 1464 in der Gewölbemalerei. Die Fertigstellung des Gebäudes wird daher auf das Jahr 1464 datiert. Im Jahr 1441 wurde eine Marktverleihungsurkunde von Kaiser Friedrich für den 1. Mai jeden Jahres ausgestellt, die mit dem damaligen Kirchweihfest in Verbindung gebracht wird. Daher wird heute der 1. Mai als Jahrestag der Domweihe gefeiert. (Bild: Harry Schiffer)



Anrufung

Ägidius ist der einzige der vierzehn Nothelfer, der nicht das Martyrium erlitt. Er ist Schutzpatron der stillenden Mütter, Jäger und der Hirten. Als Beschützer der Bettler und Krüppel wird seine Fürbitte angerufen bei Pest, Aussatz und Krebs, bei Dürre, Sturm und Feuersbrunst, in geistiger Not und Verlassenheit, gegen Fallsucht, Geisteskrankheiten und Unfruchtbarkeit von Mensch und Tier.


Meister Thomas von Coloswar: Ägidius' Verletzung, 1427, Christliches Museum in Esztergom in Ungarn




Ikonographie

In Abbildungen wird Ägidius zumeist als Einsiedler oder Benediktinermönch dargestellt, mit Krummstab und vom Pfeil getroffen und in Begleitung einer Hirschkuh. Gedenktag




Bräuche

Der St. Gilgentag, auch Ägidiustag, ist vielerorts ein Tag der Volksfeste. Auf eine Wallfahrt zum Hl. Ägidius geht auch das drittgrößte bayerische Volksfest (eigentlich Jahrmarkt) zurück, der Gillamoos in Abensberg. Der Name leitet sich verschliffen ab von „St. Gilg am Moos“.


Volles Kuchlbauerfestzelt am Gillamoos. Der Gillamoos, umgangssprachlich „das Fest der Hallertau“, ist ein großer Jahrmarkt in Abensberg im Landkreis Kelheim. Er ist der älteste in Bayern.




In Bleiburg, einer der ältesten Städte in Kärtnen an der slowenischen Grenze, findet der Bleiburger Wiesenmarkt statt.

Von 1. bis 4. September 2023 findet der Bleiburger Wiesenmarkt statt. Der Bleiburger Wiesenmarkt ist das größte und älteste Volksfest im Kärntner Unterland und wird bereits seit dem Jahr 1393 abgehalten.




Wetter

Zu Beginn des Septembers lässt sich, je nach Wetterlage, eine unterschiedlich starke Aussage für den restlichen Monat machen. Einem kühlen Monatswechsel folgt nach Auswertung langjähriger Aufzeichnungen in zwei von drei Jahren ein kühler Gesamtmonat. Ist der Monatswechsel zu warm, fällt der gesamte Monat in drei von fünf Jahren, also in nur noch 60 Prozent der Fälle zu warm aus. Bei Regen folgt mit 63-prozentiger Wahrscheinlichkeit ein zu nasser September. Die deutlichste Aussage erlaubt ein zu trockener Monatsbeginn: Dann bleibt der Gesamtmonat sogar mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit zu trocken.




Bauernregeln

Ist Ägidius ein heller Tag, so folgt ein guter Herbst.
Wie der Hirsch an Ägidi in die Brunft tritt, so tritt er an ‚Michaelis‘ wieder heraus.
Gib auf Ägidius wohl Acht, er sagt dir, was September macht.
Wenn St. Ägidius bläst ins Horn, heißt es: Bauer sä' Dein Korn.
Ägidius Regen – kommt ungelegen.
Schönes Wetter hat auf Wochen, des Ägidius Sonnenschein dir versprochen.
Ist Ägidi ein heller Tag, ich dir einen schönen Herbst ansag.
Ist´s an Ägidius rein, wird´s so bis Michaeli (29. 9.) sein.
An Ägidius man säen muss.
Willst du Korn im Überfluss, sä es an Ägidius. Wenn du´s säst ins freie Land, vor und nach des Neumonds Stand, wächst kein Unkraut und kein Brand.
Wie das Wetter an Ägidius so es vier Wochen bleiben muss.
Wer Korn schon um Ägidi sät, nächstes Jahr viel Frucht abmäht.




Quellen


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