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Hl. Thomas — 21. Dezember

Die Wintersonnenwende am 21. Dezember 2024 um 10:21 Uhr MEZ kennzeichnet den kürzesten Tag und die längste Nacht des Jahres auf der Nordhalbkugel. Dieses astronomische Ereignis hat seit Jahrtausenden eine besondere kulturelle und spirituelle Bedeutung. Der Tag der längsten Dunkelheit wurde als Thomastag festgelegt, um an Thomas zu erinnern, der am längsten von Zweifeln geplagt war. In der Thomasnacht beginnen regional die Rauhnächte (Tirol und Bayern), während andernorts der Heilige Abend als die erste Rauhnacht gilt.


 Radierungen von Marcantonio Raimondi in der Albertina, 16. Jahrhundert




Hl. Thomas

Der Apostel Thomas, einer der zwölf Jünger Jesu, war vor seiner Berufung Fischer und stammte vermutlich aus Galiläa in Israel. Als Glaubensbote wirkte er insbesondere in Indien, wo er als Märtyrer den Tod fand. Der Überlieferung nach starb Thomas im Jahr 72 in Kalamina, dem heutigen Mailapur (Mayilapuram), einem Stadtteil von Chennai (früher Madras).


Thomas war jener der Jünger Jesu, der, als die Nachricht von Jesu Auferstehung ihn erreichte, zunächst nicht daran glaubte ("Der ungläubige Thomas"). Erst nachdem Jesus ihn dazu aufforderte, seine Wundmale zu berühren, glaubte er das Unfassbare. In diesem Moment bekannte er: "Mein Herr und mein Gott!" Damit erkannte er als erster der Jünger die göttliche Natur Christi (vgl. Johannesevangelium 20, 24-29).


Michelangelo Merisi da Caravaggio: Thomas berührt Jesu' Wundmale, 1601 - 1602, Bildergalerie im Park Sanssouci in Potsdam



Aufgrund seines anfänglichen Zweifels wurde Thomas in der Volksfrömmigkeit und Legende so eng mit Jesus in Verbindung gebracht, dass er sogar als dessen Zwillingsbruder angesehen wird, der Jesus in Aussehen und Schicksal ähnlich ist. Dies findet erstmals Erwähnung in den Thomas-Akten zu Beginn des 3. Jahrhunderts.


Gemäß der Legende war Thomas auch der einzige Apostel, der bei der Himmelfahrt Marias nicht anwesend war. Sein Zweifel an diesem Ereignis entsprach seinem bereits bestehenden Zweifel an der Auferstehung Jesu. Als Reaktion darauf erschien Maria dem Zweifler und reichte ihm als Beweis für ihre leibliche Aufnahme in den Himmel ihren Gürtel. Im Barock wurde die Darstellung der Gürtelspende oder Maria mit dem Heiligen Gürtel zu einem beliebten Motiv in der christlichen Kunst.


"Mariä Himmelfahrt", Maria reicht Thomas ihren Gürtel. Francesco Granacci zwischen 1517 und 1519



Die Didachè („Zwölfapostellehre“, um 100) berichtet, dass Thomas den Glauben nach Indien brachte und dort die Kirche gründete. Die syrischen Thomasakten fügten etwa hundert Jahre später noch weitere Legenden hinzu, darunter die Geschichte, dass er auf dem Weg nach Indien die Heiligen Drei Könige in Persien taufte und einen Palast für einen indischen König namens Gundisar errichtete. Origenes (gestorben 254) erwähnt ebenfalls Thomas' Missionsarbeit in Persien und Indien, wo er um das Jahr 70 das Martyrium erlitten haben soll.


Der indischen Überlieferung zufolge verbreitete Thomas den Glauben an der Malabarküste und wurde nach seinem Märtyrertod, bei dem er von Lanzen durchbohrt wurde, nahe Madras bestattet. Sein Grab ist heute ein bedeutender Wallfahrtsort.


In Bezug auf Verehrung und Brauchtum wurden die Reliquien von Thomas größtenteils nach Edessa (heute Şanlıurfa, Türkei) und Tiflis (Georgien) überführt. Im Jahr 1258 brachten Kreuzfahrer die Reliquien von Edessa nach Ortona in Italien, wo sie in einem Schrein in der Krypta des Doms ruhen. Der ursprüngliche Gedenktag am 21. Dezember, der längsten Nacht des Jahres, war mit winterlichen Bräuchen und Liebesorakelsprüchen verbunden. Die Liturgiereform von 1970 verlegte seinen Gedenktag auf den 3. Juli, das überlieferte Datum der Übertragung seiner Gebeine von Indien nach Edessa.


Relief auf Thomas' Sarkophag in der Kathedrale in Ortona



Thomastag

Der Thomastag als Tag der Wintersonnenwende ist voll von alten Bräuchen.

Im Römischen Generalkalender wird der Gedenktag des heiligen Thomas am 3. Juli gefeiert, an dem die Übertragung der Reliquien des Apostels nach Edessa stattfand. Dieser Termin wurde gewählt, da der liturgische Rang des Advents die feierliche Begehung des Gedenktags zwischen dem 17. und 23. Dezember verhindern würde. In der außerordentlichen Form des römischen Ritus wird jedoch weiterhin der ursprüngliche Termin am 21. Dezember beibehalten. Volksmündlich wird der 21. Dezember nach wie vor als Thomastag bezeichnet, und die Nacht vom 20. auf den 21. Dezember gilt als Thomasnacht.



Da die Wintersonnenwende am 21. Dezember stattfindet, markiert der Thomastag den kürzesten Tag des Jahres („Ab dem Thomastag wächst der Tag um einen Hahnenschrei“). Somit ist die Nacht vom 20. auf den 21. Dezember, die Thomasnacht, die längste Nacht des Jahres. An diesem Tag erreicht die Sonne (normalerweise, mitunter fällt der Tag der Wintersonnenwende auf den 22. Dezember) ihren tiefsten Stand über dem Horizont im Jahresverlauf.


Alten Ratsprotokollen ist zu entnehmen, dass bis ins 19. Jahrhundert zumindest in den österreichischen Ländern eine jährliche Tradition am Thomastag gepflegt wurde: Die Amtszeit des Stadtrichters (Bürgermeisters) und des Gemeinderates endete an diesem Tag. Es war daher üblich, dass am Thomastag selbst oder am Sonntag vor dem Thomastag die "Richter und Rat"-Vertreter der selbstverwalteten Städte und Marktgemeinden von den vollberechtigten Bürgern neu gewählt wurden. Bei Bedarf konnten die bisherigen Amtsinhaber auch wiedergewählt werden.




Kletzenbrot

In vielen Bauernfamilien wurde am 21. Dezember von den Frauen das Kletzenbrot gebacken. Mit bemehlten Händen umarmten sie im Garten die Obstbäume, um eine gute Ernte im kommenden Jahr zu erbitten. Manchmal wurde das Kletzenbrot dreimal geräuchert. Diese bäuerlichen Bräuche sollen die Natur im kommenden Jahr mit Gaben und Zuwendungen günstig stimmen.


Das Kletzenbrot ist ein würzig-süßes, saftiges Brot von dunkelbrauner Farbe, das in verschiedenen Formen wie Wecken, Laib oder Kasten in unterschiedlichen Größen hergestellt wird. Traditionell werden dem Brotteig Trockenfrüchte wie Kletzen, Hutzeln und Zwetschken sowie verschiedene Gewürze beigemengt, wobei der Fruchtanteil den Mehlanteil überwiegt. Dieses Gebäck ist ein traditionelles Brauchtumsgebäck, das besonders in der Weihnachtszeit beliebt ist und darüber hinaus als Fruchtbarkeitssymbol gilt. Die Herstellung und Verbreitung des Kletzenbrots erstreckt sich nicht nur auf Österreich, sondern auch auf den bayerischen und schwäbischen Raum.


Geschichte*

Bereits die Kelten mischten getrocknete Früchte unter ihren Brotteig. „Piratura“ war ein im Mittelalter bekanntes Brot, das aus Brotteig mit gedörrten Obst und Nüssen hergestellt wurde.


Das Kletzenbrot war einst ein einfaches Roggenbrot, in das als Trockenfrüchte nur Kletzen (Most- oder Kletzenbirnen), Hutzeln (feinere Dörrbirnen) und Zwetschken eingebacken wurden. Erst viel später kamen durch den wachsenden Wohlstand und den Import von Südfrüchten auch andere Trockenfrüchte wie zum Beispiel Feigen und Rosinen dazu. Seine Süße erhielt das Kletzenbrot allein durch den Zusatz der süßen Früchte. Weder Zucker noch Honig wurden zugesetzt. In Zeiten, in denen kaum Süßes auf den Tisch kam, stellte dieses Früchtebrot sicher schon allein aus diesem Grund eine besondere Gaumenfreude dar.

Die Mengen und die Qualität der bei der Herstellung der Kletzenbrote verwendeten Zutaten variierten von Familie zu Familie und richteten sich nach der Vermögenslage sowie Größe der Haushalte aber vor allem danach, ob die Gebäcke für den Tisch des Besitzers oder der Dienstleute bestimmt waren. Oft wurde bei den Zutaten alter Zahlenaberglaube beachtet, wie zum Beispiel in Wimsbach (Wels-Land, Oberösterreich), wo neun Bestandteile (Kletzen, Zwetschken, Rosinen, Nüsse, Feigen, Zitronenschale, Gewürz, Mehl und Schnaps) zu einem Kletzenbrot verarbeitet werden sollten.


Je nachdem, für wen das Gebäck vorgesehen war, unterschied sich die Zutatenliste der beigemengten Früchte, wie aus einem handschriftlichen Rezeptbuch aus dem Jahre 1862 aus dem Besitz der Sensenwerke Retdenbacher in Michldorf ersichtlich ist. So gab es Rezepturunterschiede im Kletzenbrot für den „Herrn“, die „Stüblleut“ (Inwohnerleute), „für die Schmid“, und „für die Mägde“.


Wollten Dienstboten ein hochwertigeres Kletzenbrot so stand es ihnen frei sich zur Verbesserung des Geschmacks zusätzliche Zutaten selbst zu kaufen. Noch bis zum 2. Weltkrieg galt das Kletzenbrot als Zugabe zur Entlohnung der Dienstboten. Wie aus der Gaflenzer (Marktgemeinde im Bezirk Steyr- Land, Oberösterreich) Speiseordnung aus dem Jahre 1684 ersichtlich ist, sieht der ortansässige Pfarrer J. Poscher vor, seinen Dienstboten am Heiligen Abend „ieden ein gutes Stückl“ von dem „klötzen flöcken“ zu geben.

Durch das Abreißen von Backöfen und Dörrhäuseln und durch das Fehlen von dunklem Mehl geriet das selbstgebackene weihnachtliche Kletzenbrot, seit dem Zweiten Weltkrieg immer mehr in Vergessenheit.



Kletzenbrot als Brauchtumsgebäck

Das Kletzenbrot spielt vor allem als Brauchtumsgebäck in der Weihnachtszeit eine große Rolle. Mit dem Backen des Kletzenbrotes wurde generell um den Andreastag (30. November) begonnen. In der Andreasnacht begannen auch die „Klöpfelnnächte“ in denen maskierte Burschen über die Felder sprangen und so Fruchtbarkeit bringen sollten. Mit Versen bettelten sie um Gaben, die in der Regel aus Kletzenbrot bestanden.

Häufig wird aber auch der Thomastag (21. Dezember) bzw. der Vorabend des Thomastags als jener Zeitpunkt genannt, an dem man traditionell mit dem Backen des Kletzenbrotes bzw. mit dessen Vorbereitung zur Materialbeschaffung begann. Eine Ausnahme bildet das Hausruckviertel, wo man am Heiligen Abend bäckt. Sowohl der Andreastag als auch der Thomastag spielen im Orakelbrauch des Volkes eine große Rolle.


Nach dem Kneten des Teiges für diese Weihnachtsbrote liefen die Bäckerinnen auf den nahen Anger und umarmten die Obstbäume mit ihren teigigen Händen. Die fruchtbarkeitsfördernde Kraft des Kletzenbrotes sollte eine reiche Obsternte bewirken.

In manchen Landesteilen war es üblich, aus Teigresten und den Abfällen der Trockenfrüchte kleinere Kletzenbrote extra für die Tiere zu backen und sie ihnen als Maulgabe am Christtag zu verfüttern, um Glück in den Stall zu bringen.


Kletzenbrotabfälle wurden auch den Armen Seelen geopfert. Dafür wurden die Reste mit Salz und Asche in etwas Glut auf der Erde vor dem Backofen verbrannt. In Eferding (Oberösterreich) wurden bis vor wenigen Jahrzehnten noch aus Kletzenbrotresten an Wegkreuzungen Zauberkreise gebildet, in die sich sogenannte „Kreissteher“ bei der geheimnisvollen Zukunftsschau in der Mettennacht zu stellen hatten.


In zahlreichen Orten war/ist es üblich, in der Zeit zwischen Thomasabend beziehungsweise dem Heiligen Abend und Dreikönig, den Backofen „rasten“ zu lassen. Die Gründe hierfür sind äußerst mannigfaltig, so glaubte man zum Beispiel dass auf den, während der Rauhnachtszeit gebackenen Brote, kein Segen ruhe und Brot zu Stein werde oder vom Teufel geholt würde.


Angeschnitten wurde das Kletzenbrot vom Hausvater am Heiligen Abend oder am Stefanietag (26. Dezember), der es dann an Kinder, Knechte und Mägde verteilte. Der Heilige Abend wird im Hausruck in Oberösterreich auch als „Kletzenbrotrauhnacht“ bezeichnet.



Noch heute wird das Kletzenbrot manchmal mit der Geburt des Herrn in Verbindung gesetzt, wie eine im Mühlviertler aufgezeichnete Volksmeinung zeigt, nach der „das Kletzenbrot in Erinnerung an das Heilige Paar gegessen wird, das auf der Flucht in der Wüste auch von Früchten gelebt hat.“


Oft ist es Brauch, dass am Stephanitag sich der gesamte Freundeskreis und die Nachbarschaft zu einem gegenseitigen Besuch einfinden. Jeder bringt selbst gebackenes Kletzenbrot mit, wird selbst mit solchen bewirtet und bekommt noch ein Stück desselbigen für die Daheimgebliebenen mit nach Hause, sodass in diesen Tagen die Gesamtheit des Verwandten- und Bekanntenkreises der Heilskräfte dieser Brote teilhaftig wird.

Der Stephanitag, wenn die ganze Verwandtschaft zusammenkommt, war früher auch die passende Gelegenheit um auf Brautschau zu gehen, oder ein Verlöbnis bekanntzumachen. Wenn man seiner Herzensdame auf diesem Besuchsgang Kletzenbrot nachtrug, kam dies einer öffentlichen Bekanntgabe des Versprechens gleich.


Im Innviertel war zu Stephani das sogenannte „Kletzenbrotreiten“ Brauch. Ein aufgeputzter Zug Reiter zog dabei von Hof zu Hof wo sie Kletzenbrot und Schnaps serviert bekamen.

Üblich war auch, dass von Seiten des Gastwirtes am Stephanitag jeder Gast mit einem Stück „Kleznbrot“ beschenkt wurde.


In Kärnten ist es Brauch, Kletzenbrot während der Heiligen Mette, zu Silvester und in der Heiligendreikönigsnacht unter den Herrgottswinkel zu legen, damit die „Saligen“ und Perchten ihre „Abspein“ haben. Die Festbrote müssen dann auf einem Sitz gegessen werden, damit Haus, Mensch und Vieh gesund bleiben. Nur ein kleines Stück wird für das “Leck“ (Salz) der Tiere eingespart.


Bis um 1900 war das Kletzenbrot um Gilgenberg, Handenberg und Schwand im Innviertel das einzige Geschenk, das unter den neu aufgekommenen Christbaum gelegt wurde.

Noch in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts war in der oberösterreichischen Gemeinde Munderfing das „Kletzenbrotfahren“ Brauch. In der Nacht zum Stephanitag fuhren die Burschen des Ortes, deren Gesichter kohlrabenschwarz bemalt waren, um Mitternacht mit Jauchenfässern solange gegen die Tore von Bauernhöfen, bis ihnen die dort lebenden ledigen Mädchen die Tür öffneten und ihnen (als potentielle künftige Ehemänner) ein süßes Kletzenbrot reichten.


Besonders weit verbreitet ist der Brauch des sogenannten „Kletzenbrotanschneiden“. In Oberösterreich zogen Burschen einzeln, im Innviertel auch gruppenweise von Hof zu Hof und baten überall wo Mädchen zu Hause waren ums „Kletzenbrotanschneiden“. Die Burschen waren gern gesehene Gäste, denn einerseits bedeutete ihr Besuch eine Ehre für das Haus und andererseits war es ein gutes Vorzeichen für das Mädchen, denn wenn neun Burschen im Haus zum „Kletzenbrotanschneiden“ kamen, stand schon bald eine Hochzeit ins Haus. Doch die Mädchen machten es den Burschen nicht leicht und buken oft listigerweise Stricknadeln, Holz- oder Betonklötzchen, manchmal sogar ganze Drahtringe oder die Abfälle von der Kletzenbrotbereitung in die Brote. Gelang dem Burschen der Schnitt nicht war dies ein Indiz dafür, dass er zum Fensterln noch nicht die nötige Reife besitze.


Im Bezirk Ennstal-Irdning ist das „Schwartling-“ oder „Scherzlanschneiden“ Brauch. Die Mädchen geben ihren Burschen die abgeschnittenen Endstücke („Scherzln“) des Kletzenbrotes, die dann von den Burschen an einer Schnur wie eine Trophäe um die Achsel getragen werden.


Beim gemeinsamen Kletzenbrotanschneiden signalisierte eine glatte Schnittkante dabei Zuneigung, eine raue Schnittkante die Beendung der Beziehung. Weiteres gilt das verschenken des Endstückes von Frauen im heiratsfähigen Alter an ihre Liebhaber als ein alter Verlobungsbrauch.


Nicht nur das Anschneiden der Kletzenbrote, auch deren gemeinsamer Genuss wurde häufig als ein Zeichen der Verlobung angesehen. Im östlichen Mühlviertel und im Salzkammergut war es üblich, dass der Bursch in der Mettennacht sein Mädchen aufsuchte, um mit ihr den Speitelzelten anzuschneiden, davon zu essen und mit ihr gemeinsam Branntwein zu trinken. Ab diesem Zeitpunkt galten sie als verlobt.


Kletzenbrot soll dem Volksmund nach kräftig und stark machen. Die Wirkung der einzelnen Brote verstärkt sich noch, wenn es einem gelingt sieben, neun oder zwölf freiwillig angebotene Kletzenbrote zu kosten. Sie machen besonders stark, halten das ganze Jahr über gesund, bewahren vor Hexenschuss und Kreuzschmerzen bei der nächsten Ernte, verlängern das Leben um weitere neun Jahre oder ermöglichen, dass man 60 Jahre alt wird und im nächsten Jahr vor einem jähen Tod verschont bleibt. Ledige dürfen auf eine Hochzeit hoffen. Der Genuss von neun verschiedenen Kletzenbroten soll Glück und Erfolg bringen. Gelingt es einem jedoch nicht neun solcher Brote zu verzehren, kann es passieren, dass man von einem in der Thomasnacht umgehenden Gespenst oder vom Teufel geholt wird. So hieß es im Ötschergebiet dass, wenn man neunerlei Kletzenbrotstücke aß, so stark wurde, dass man „neun Fuder Heu bergauf rechen“ konnte.


Kletzenbrotlaibe wurden an Oberfläche und Unterseite oft ornamental verziert. Oft wurden auch besondere Kennzeichen der jeweiligen Laibbesitzer (häufig drei Kreise, drei Sterne, drei Kreuze oder drei Herzen) oder religiöse Sinnbilder (Malteserkreuz und ähnliches) aufgebracht.



Regionale Bezeichnungen

Es existieren regional unterschiedliche Bezeichnungen für Kletzenbrot, unter anderem Birnenbrot, Hutzenbrot, Hutzelbrot, Zelten (Speitelzelten), Berewecke oder Moltschero, wobei in den westlichen Bundesländer vor allem Bezeichnungen mit der Endung „–zelten" (zum Beispiel Weihnachtszelten) gebräuchlich sind, während im Osten von Österreich derartige Gebäcke mit „-brot“ bezeichnet werden. Die Bezeichnung „Molterschero“, „Moltschera“, „Multschere“ oder „Mutschera“ für Kletzenbrot ist vor allem im westlichen Vorarlberg, rund um Dornbirn und Lustenau, bekannt und bezieht sich vermutlich auf das Eigenschaftswort „molschet, molzet“ für teigig, klebrig-weich. Es wird jedoch auch ein Zusammenhang mit Muelt, Molte (=Backtrog) angenommen.


Im östlichen Nordtirol und im nördlichen Kärnten finden sich die Namen Klowa-, Kluwa-, Kluben,- Klabernbrot oder-zelten. Im selben Raum beginnt aber auch die Verwendung der Bezeichnung Klotzenbrot, die sich einst in geschlossenem Verbreitungsgebiet auch in Salzburg, Steiermark und Kärnten allgemein fand. Heute wird sie stark zurückgedrängt durch den als moderner und vornehmer angesehenen Namen Kletzenbrot, der im ganzen übrigen Bundesgebiet verbreitet ist. Viele lautliche Abwandlungen des Namen Kletzen wie zum Beispiel auch Klazen, Kleazen usw. leiten sich vom Wort klieben= spalten her und bezeichnet damit, ebenso wie die Bezeichnung Speitel, die zum Zweck der Konservierung und Weiterverarbeitung gespaltenen Früchte (Birnen wie Äpfel). Für einen Großteil des Raumes Oberösterreich sind auch Namen gebräuchlich, die das Kletzenbrot mit dem gleichzeitig hergestellten Störibrot (= helles Gewürzbrot, ebenfalls Brauchtumsgebäck zur Weihnachtszeit) in Bezug setzen. So finden sich die Bezeichnungen „Schwarzes Störi“ oder „Kletzenstöri“. Weitere regional beschränkte Bezeichnungen sind „Anglöckler“, „Quatemberbrot“, „Rauwutzl“, „Hidlbua“, „Fochanze“ und vieles mehr.



Varianten

Es existieren mehrere Varianten des Kletzenbrotes. So kennt man zum Beispiel das (Bauern-)Kletzenbrot, bei dem die Früchte (meist nur kleingehackte Kletzen) direkt mit dem Brotteig vermengt werden. Zu diesen gehören die schon seltenen, urtümlichen Fladenbrote mit rauer, rissiger Rinde (deren Teig aus Roggenmehl besteht, dem gehackte Dörrbirnen, in besseren Haushalten auch gedörrte Zwetschken, direkt zugemischt werden). Bei einer andern Art wird eine eigene Teighülle für die separat zubereitete Fülle hergestellt. Das „bessere“ Kletzenbrot dagegen enthält neben Kletzen und/oder Dörrzwetschken auch Nüsse, manchmal auch getrocknete Apfelspalten („Speitel“).

Eine weitere Variante stellt die, durch Bäckereierzeugnisse beeinflusste, heute übliche Form (Früchtebrot) dar, die neben Früchten (vor allem Südfrüchte) auch Nüsse enthält und aus einem kompakten Brotteig hergestellt wird.



Rezept: (aus Klassische Österreichische Küche)

700 Gramm Kletzen (Dörrbirnen)

200 Gramm Dörrpflaumen

50 Gramm Nüsse

Rum

Prise Zimt

gestoßene Gewürznelken

Zitronenschale

20 Gramm Germ

400 Gramm Brotteig


Kletzen und Dörrpflaumen würfelig schneiden, Gewürze beigeben, mit Rum befeuchten und einige Zeit marinieren. In wenig lauwarmen Wasser verrührte Germ beigeben und das Ganze in den Brotteig einkneten. Die Teigmasse in gefettete Wandelform füllen und gehenlassen. Bei 200 Grad Ofentemperatur etwa 50 Minuten backen."




Attribute des Hl. Thomas

dem Auferstanden an die Wundmale fassend; Bart, Schwert, Lanze, Winkelmaß



Patronat

Patron von Ostindien, Portugal, Goa, - Urbino, Parma und Ortona in Italien, von Riga, der Insel Saint Thomas und des Kirchenstaates;

der Architekten, Geometer, Maurer, Zimmerleute, aller Bauarbeiter, der Steinhauer, Feldmesser und - wegen seiner Zweifel - der Theologen; bei Rückenschmerzen und Augenleiden; für gute Heirat






Bauernregeln

Wenn Sankt Thomas dunkel war, gibt’s ein schönes neues Jahr.
Sankt Thomas bringt die längste Nacht, weil er den kürzesten Tag gebracht.
Friert’s am kürzesten Tag, ist’s immer eine Plag. 
Am Thomastag wächst der Tag um einen Hahnenschritt.





Quellen



Leopold Schmidt (1951): Berchtengestalten im Burgenland (Mit einer Verbreitungskarte), Burgenländische Heimatblätter, Wien.

Leopold Schmidt (1952): Zu den Berchtengestalten des Burgenlandes Materialnachlese, Motivbeziehungen, Problemvorschau, Burgenländische Heimatblätter, 1. Teil, Wien.

Leopold Schmidt (1952): Zu den Berchtengestalten des Burgenlandes Materialnachlese,


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