Am 26. Dezember erinnern wir uns an den Heiligen Stephanus, den ersten christlichen Märtyrer. Er zeichnete sich als beeindruckender Redner und Prediger aus. Während einer seiner Predigten wurde er der Gotteslästerung beschuldigt und vor Gericht zum Tode durch Steinigung verurteilt. Stephanus wird unter anderem als Schutzpatron der Pferde verehrt, und es ist immer noch üblich, an diesem Tag Pferde zu segnen. Das Stephanus-Brauchtum ist eng mit den winterlichen Traditionen verbunden und ist seit der Zeit Karls des Großen bezeugt. Dazu gehören Bräuche wie das Stephanus-Minne, die Stephanus-Wasser-Zeremonie und die Segnung von Stephanus-Hafer.
Die Steinigung des heiligen Stephanus (Rembrandt van Rijn, 1625)
Leben und Wirken
Der Archidiakon und Erzmärtyrer wurde um das Jahr 1 in Jerusalem, Israel, geboren und verstarb etwa im Jahr 35 bei Jerusalem, ebenfalls in Israel.
Stephanus, ein Diakon der Jerusalemer Urgemeinde im Neuen Testament, wird als der erste Märtyrer des Christentums betrachtet und oft als Erzmärtyrer oder Protomärtyrer bezeichnet. Sein Name deutet auf eine hellenistische Herkunft hin. Seit dem Jahr 560 befinden sich Reliquien, die Stephanus zugeschrieben werden, in der Krypta von Sankt Laurentius vor den Mauern in Rom, neben denen des römischen Archidiakons Laurentius. Stephanus wird in der katholischen Kirche, der altkatholischen Kirche, den orthodoxen Kirchen und der anglikanischen Kirche als Heiliger verehrt. In den lutherischen Kirchen wird er als Märtyrer geehrt.
In der frühen christlichen Gemeinde in Jerusalem entstand die Notwendigkeit, sich um zunehmend mehr Bedürftige zu kümmern, insbesondere um Witwen und Waisen. Dabei kam es zu Spannungen zwischen den Judenchristen aramäischer und griechischer Sprache. Die Apostel befürchteten, dass diese Angelegenheiten ihre Lehrtätigkeiten beeinträchtigen könnten. Um dem abzuhelfen, wählte die Gemeinde sieben Diakone, Männer "von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit". Ihre Aufgabe war es, sich um die sozialen Belange zu kümmern, einschließlich der bisher übersehenen Witwen der griechisch sprechenden Judenchristen.
Einer dieser Diakone war Stephanus, der als "voll Kraft und Gnade" beschrieben wird. Aufgrund seines griechischen Namens wird vermutet, dass er selbst zu den Juden gehörte, deren Familien lange außerhalb des Heiligen Landes, im Bereich der griechischen Sprache und Kultur, gelebt hatten. Stephanus diente als Diakon in Jerusalem, wo er sich um die Armen kümmerte und als Evangelist wirkte.
Der Gedenktag des heiligen Stephanus entstand im 3./4. Jahrhundert im Zusammenhang mit dem liturgischen Märtyrergedenken. Ende des 4. Jahrhunderts wurde sein Gedenktag am 26./27. Dezember in Jerusalem eingeführt. Die Verehrung des Stephanus breitete sich von dort über die armenische Kirche bis in den Mittelmeerraum und nach Gallien aus, wodurch er im 7. Jahrhundert zum Universalheiligen wurde.
Am 26. Dezember wird der heilige Stephanus in der römisch-katholischen Kirche, altkatholischen Kirche, lutherischen Kirchen und anglikanischen Kirche als Gedenktag gefeiert. In vielen europäischen Ländern, darunter 21 Kantone der Schweiz, Österreich, Deutschland, ist der Stephanstag ein gesetzlicher Feiertag. Die evangelische Agende sieht ebenfalls die Feier des Stephanitages vor, wird jedoch oft als Zweiter Weihnachtsfeiertag begangen. In der Evangelischen Landeskirche in Württemberg wird seit 2007 am Stephanustag der "Gebetstag für verfolgte Christen" gefeiert.
Die griechisch-orthodoxe Kirche begeht den Stephanustag am 27. Dezember, während die serbisch-orthodoxe Kirche, die den julianischen Kalender verwendet, den Stephanustag bis zum Jahr 2100 am 9. Januar feiert.
Bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden auch der 7. Mai als Gedenktag der Überführung der Gebeine des hl. Stephanus nach Rom und der 3. August als Gedenktag der Auffindung der Gebeine des hl. Stephanus in Jerusalem begangen, obwohl sie nicht mehr im Martyrologium erscheinen.
Bräuche
Mit dem Stephanitag werden zahlreiche Bräuche verbunden. Während man am Christtag zu Hause blieb, war der Stephanitag der erste Tag für Verwandtschaftsbesuche, zum "Christbaum anschauen". Die Kinder durften sich etwas vom Christbaum nehmen. Oft wurde am 26. Dezember das Kletzenbrot angeschnitten und gemeinschaftlich verzehrt.
Früher war es am zweiten Weihnachtsfeiertag auch üblich, das sogenannte „Störianschneiden“ zu praktizieren, wenn verheiratete Kinder ihre Eltern besuchten und dabei den traditionellen Störilaib anschnitten (auch als „Störibrotkosten“ bekannt). Störibrot ist ein Brot aus einer Mischung aus Weizen- und hellem Roggenmehl, oft mit Anis gewürzt, das speziell im Advent, zu Weihnachten und in der Faschingszeit gebacken wurde.
In der Kirche wurden vom Priester Salz, Brot, Getreide und besonders die Stephaniminne gesegnet. Dieser gesegnete Rotwein wird bereits zur Zeit Karls des Großen (747 bis 814) erwähnt. Man erhoffte sich - wie von der Johanniminne - Hilfe in schweren Lebenslagen und einen guten Tod. Das Minnetrinken galt aber auch der Geselligkeit. Mit dem Stephanswasser besprengten die Bauern Haus und Hof, und das Stephanibrot brachte Mensch und Tier Segen. Gesegnetes Saatgut, besonders Hafer, wurde auf die Felder gestreut und den Tieren ins Futter gegeben. Dies sollte die Gesundheit fördern, Segen bringen und den Ertrag sichern.
Im Salzkammergut wird am zweiten Weihnachtsfeiertag traditionell das "Krambamberlbrennen" zelebriert. In einigen Gasthäusern wird an diesem Tag Schnaps mit einem Alkoholgehalt von mindestens 50% auf den Tisch gestellt. Der Schnaps wird entzündet, und die am Tisch versammelten Personen lassen eine beliebige Anzahl von Würfelzuckerstücken auf Gabeln in der Alkoholflamme schmelzen. Der flüssige Zucker tropft langsam in ein Glas, verleiht dem Schnaps eine bräunliche Farbe und einen süßlichen Geschmack. Sobald die Flamme erlischt, wird das Glas in der Runde herumgereicht und Schluck für Schluck genossen.
In Oberösterreich sind mit dem Störibrot zahlreiche Bräuche verbunden. Wenn ein unverheiratetes Mädchen beispielsweise einem Jungen das Scherzerl des Störibrots gibt, symbolisiert dies ihre Bereitschaft zur Heirat.
Besonders gilt der Stephanitag als großer Pferdetag. Pferdesegnungen finden vor vielen Kirchen in Österreich statt, auch Kutschenfahrer und Reiter erhalten den Segen. Als Maulgabe bekommen die Pferde gesegnetes Brot und Salz.
Pferdesegnung am Weizer Hauptplatz (Bild: Helga Reisner, meinbezirk.at)
Traditionelle finden auch vielerorts Stephaniritte statt. Nach altem Glauben sollen die Pferde bereits zum Morgengrauen ausgeritten werden.
In der Buckligen Welt in Niederösterreich gab es den sogenannten Stephansbock: Dies waren ein Trinkgelage in Wirtshäusern, die oft mit dem Stephansrausch endeten.
Der Stephanitag war auch ein wichtiger Tag für den Dienstbotenwechsel, etwa in der Steiermark und in Kärnten. So gab es in Kärnten zum Abschied Rearnudeln (rearen = weinen).
In Tirol im Oberinntal war die Stephaninacht eine Unruhnacht, in der nicht ordnungsgemäß aufgeräumte Gegenstände und Fahrzeuge auch von entfernt gelegenen Höfen davongetragen und im Ortskern aufgehäuft wurden, und am Stephanitag von den Besitzern abgeholt werden mussten.
Stephandom in Wien
Der Stephansdom, offiziell Dom- und Metropolitankirche zu St. Stephan und allen Heiligen, steht am Wiener Stephansplatz im Bezirk Innere Stadt. Seit 1365 ist er die Domkirche mit einem Domkapitel, seit 1469/1479 dient er als Kathedrale mit dem Bischofssitz, und seit 1723 ist er die Metropolitankirche des Erzbischofs von Wien. Er fungiert auch als Pfarrkirche für die Dompfarre St. Stephan in der Wiener Innenstadt. Die Wiener nennen ihn liebevoll "Steffl". Der römisch-katholische Dom ist ein bedeutendes Symbol für Wien und wird manchmal auch als österreichisches Nationalheiligtum bezeichnet. Sein Name leitet sich vom heiligen Stephanus ab, dem ersten christlichen Märtyrer. Das zweite Patrozinium ist Allerheiligen.
Wiener Stephansdom im Advent mit Christkindlmarkt (Bild: Paul Weindl für 365 Austria)
Stephan I. von Ungarn
Stephan I., auch bekannt als Stephan der Heilige, wurde am 20. August 969 bei Esztergom geboren und verstarb am 15. August 1038. Er war ein magyarischer Fürst aus der Dynastie der Árpáden und bekleidete von 1000 bis 1038 den Titel des ersten Königs im von ihm gegründeten Königreich Ungarn. Stephan I. wird als Nationalheiliger von Ungarn verehrt, da er maßgeblich zur Christianisierung der heidnischen Magyaren beitrug. In Ungarn wird sein Gedenktag am 20. August gefeiert, der zugleich als Staatsfeiertag gilt. Die Römisch-katholische Kirche in Ungarn betrachtet ihn als einen Heiligen von apostelgleicher Bedeutung und erinnert an ihn am 16. August (nach dem alten Römischen Kalender am 2. September). Eine Statue von Stephan I. befindet sich auf der Fischerbastei in Budapest.
Statue von Stephan I. auf der Fischerbastei in Budapest
Attribute
als Diakon, Steine
Patron
von Rom, Passau und Beckum im Münsterland; der Pferde, Pferdeknechte, Kutscher, Steinhauer, Maurer, Zimmerleute, Weber, Schneider, Böttcher und Küfer; gegen Besessenheit, Steinleiden, Seitenstechen und Kopfweh; für einen guten Tod; des Bistums Wien
Bauernregeln
Bringt Sankt Stephan Wind, die Winzer nicht erfeut sind.
Scheint am Stephanstag die Sonne, so gerät der Flachs zur Wonne.
Windstill soll Sankt Stephan sein, soll der nächste Wein gedeihn.
Σχόλια