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Hl. Medardus von Noyon



Heute ist nicht nur Fronleichnamstag, sondern auch ein für die Landwirte wichtiger Lostag – der Gedenktag des Hl. Medardus. So wie heute das Wetter ist, soll es vier Wochen lang bleiben.



Heiliger Médard in Saint Médard d'Eyrans, Frankreich (Bildrecht: CC-BY-SA-2.5)



Der Hl. Medardurs, geboren um 475 in Salency in der Nähe von Noyon im Nordosten Frankreichs, ist kein sehr bekannter Heiliger, nur in bäuerlichen Kreisen findet er immer noch große Beachtung. Er war Bischof von Noyon (und Tournai ?). Sein Name bedeutet der mächtig Starke (althochdt. - latein.) Als Sohn eines fränkisch-römischen Adligen geboren, wurde Medardus 505 Priester auf seinem eigenen Besitztum und 535 – oder 546, seine Amtszeit währte 15 Jahre – Bischof von Vermand. Er verlegte den Bischofssitz nach Noyon. Der Überlieferung nach wurde er 532 auch Bischof von Tournai als Nachfolger von Eleutherius und leitete von dort aus die Heidenmission unter den Flamen. Von Medardus empfing Radegundis von Thüringen die Weihe zur Nonne. Seine hingebungsvolle Liebe zu Armen und Notleidenden und seine Gabe, Wunder zu wirken – berichtet wird, dass Medardus Gefangene befreit oder bedrängten Bauern bei der Ernte geholfen habe – ließ ihn schon früh weite Verehrung finden.


Die Legende erzählt, wie Medardus bei einer Wanderung übers Feld von einem Gewitter überrascht wurde und dann ein Adler kam, der ihn mit seinen Schwingen vor dem Nasswerden schützte.

Medardus wurde von Radegundis' Mann, König Chlotar I., in Soissons, der Hauptstadt von Neustrien, bestattet und dort wurde für ihn die nach ihm benannte Basilika erbaut, an der später auch das damalige nach ihm benannte Kloster Saint-Médard entstand.


Die Abtei Saint-Médard wurde im Jahr 557 vom fränkischen König Chlothar I. gegründet. Er ließ die Gebeine des Hl. Medardus nach Soissons übertragen und über dem Grab des Heiligen mit dem Bau einer großen Kirche beginnen, während das Grab selbst zunächst durch ein hölzernes Mausoleum geschützt wurde. Noch vor der Fertigstellung der Kirche verstarb Chlothar, und erst sein Sohn Sigibert konnte die Kirche vollenden und ausschmücken. Beide merowingische Bauherren wurden in dieser Kirche („in basilicam“) vor dem Medardusgrab („ante tumulum“) beigesetzt. Der fränkischsprachige König Chilperich I. verfasste um 575 einen lateinischen Hymnus auf den heiligen Medardus, der sich in einer einzigen Handschrift erhalten hat. Auch unter den Karolingern behielt die Abtei eine herausragende Stellung. 751 wurde hier der letzte Merowinger Childerich III.geschoren. In Saint-Médard fand am 13. November 833 die von Lothar I. befohlene und von Erzbischof Ebo von Reims geleitete Kirchenversammlung statt, die Kaiser Ludwig den Frommen zum zweiten Mal entmachtete. Ludwig wurde gezwungen, ein vorher aufgesetztes Schuldbekenntnis zu verlesen, seine Waffen abzulegen, ein Büßergewand anzuziehen, der Welt zu entsagen und sich des Throns unwürdig zu erklären. Ludwig der Fromme (778–840) trat 814 die Nachfolge seines Vaters Karls des Großen an. Der große Kaiser hatte ihm ein Reich hinterlassen, das von Barcelona bis Hamburg, von der Bretonischen Mark bis zur Ostmark und von Rom bis zur Nordsee reichte. 843, drei Jahre nach Ludwigs Tod, war dieses Reich endgültig zerfallen; im Vertrag von Verdun wurde es zwischen den drei Söhnen aufgeteilt. Von den Normannen und den Magyaren zerstört wurde Saint-Médard im 11. Jahrhundert wiederaufgebaut. Während der Hugenottenkriege wurde die Abtei 1567 zerstört, ab 1630 teilweise erneuert und schließlich 1793 bis auf die Krypta niedergelegt.



Die Kirche der Frankenheiligen St. Radegund, um die sich eine Kirchensiedlung anwuchs, wurde ab 1185 gebaut; Ende Dezemder 1185 ist von einem Platz die Rede, der für die Erbauung der Kirche dienen soll. So entstand die Pfarrkirche von St. Radgund bei Graz. Im Jahre 1186 scheint in der Chronik zwar ein „Kirchlein“ auf, und wenige Jahrzehnte später erfolgte auch die Errichtung der Pfarre St. Radegund. In den Urbaren wird die Pfarrgründung aber erst hundert Jahre später zur Kenntnis genommen und auch die Schutzheilige der Kirche wird erst im Jahre 1295 als diese genannt. In einer Urkunde des Jahres 1403 scheint erstmals auch der Name „Radigundtstarff“ auf.


Pfarrkirche St. Radegund bei Graz. Bauherr und Erbauer war ohne Zweifel Otto von Graz, das Kirchlein vielleicht noch klein und nur aus Holz. Ob es schon an der Stelle der jetzigen Kirche stand oder am Fuße des Kalvarienberges, wo eine sagenhafte Kapelle von frommen Waldbrüdern erbaut worden sein soll, beantwortet die Chronik nicht. Aus der Unregelmäßigkeit des Grundrisses der Kirche könnte vermutet werden, dass hier wohl die alte Kirche endete und sie im Jahre 1490 nur verlängert und eingewölbt worden war. Die Jahreszahlen dieses Umbaus nennen mit 1490 dessen Beginn, mit 1513 seine Vollendung.


Seitenalter der Pfarrkirche St. Radegund bei Graz, Fresken nach gotischem Muster von Ludwig von Kurz zum Thurn und Goldenstein von 1895 (Bild: Nxr-at - Eigenes Werk)


Niketius von Trier berichtet um 565 über Wunder am Grab von Medardus. Gregor von Tours berichtete aufgrund eines schon bald verfassten Liber de mirabilibus, Buch der Wunder, Venantius Fortunatus verfasste darüber einen Hymnus, auch König Chilperich schrieb einen solchen. Medardus wurde populärer Reichsheiliger des Frankenreiches. Gestorben ist der in seiner Heimat 550 oder 561 in Noyon in Frankreich.


Seine Reliquien wurdenin die Jesuitenkirche São Roque nach Lissabon übertragen (25. Jänner). Medardus' Gebeine sollen am 9. September in Dijon aufgefunden worden sein. Medardus' Lebensgeschichte wurde kurz nach 602 verfasst, Ende des 9. Jahrhunderts und um 1076 erfuhr sie Ergänzungen. Die Verehrung Medardus' breitete sich schnell erst in Flandern, dann auch in Köln und Umgebung aus. Als Patron und Kriegsheiliger wurde er auch von Sigibert I. und Theudebert II. betrachtet. In Frankreich tragen 70 Gemeinden und Pfarreien seinen Namen. In Lüdenscheid ist ihm die 1882 bis 1885 erbaute katholische Kirche geweiht. In Südtirol im Vinschgau in Tarsch steht die Filialkirche St. Medardus


Filialkirche St. Medardus. Kirche mit der Altarnische hart an einen Bergsturz angebaut, weil man sie über einer Quelle mit großer Heilkraft (gegen Fieber) errichten wollte. Die Kirche St. Medardus, von den Einheimischen auch „Sommadorn“ genannt, wurde über einem prähistorischen Quellheiligtum erbaut. Diese Quelle, welche sich ursprünglich unterirdisch vom Altar durch das Kirchenschiff zog, wurde beim Stollenbau für den Zufritt-Stausee im Martelltal beschädigt, was das Versiegen der Quelle zur Folge hatte. Bemerkenswert ist die mit Steinplatten gedeckte Apsis, der romanische Turm mit Rundbogenfries und Rundbogenfenster. Über dem Seitenportal sind Reste einer romanischen Kreuzigungsgruppe aus dem 13. Jahrhundert. Angeblich aus dem 12. Jahrhundert und den "Templern" zugeschrieben, jedoch 1218 den Johannitern (Maltesern) geschenkt. Von der Pilgerherherge aus, die längst zerstört ist, wurde nach einer Stiftung jedem Pilger ein Becher Wein gereicht. Die Statue des Hl. Medardus (um 1500) war im Wiener Stubenringmuseum, scheint jetzt aber wieder an Ort und Stelle zu sein. Früher war der große Prozession am 8. Juni von Marling.Legende: "Unter dem Hochaltar der St. Medarduskirche zu Tarsch im Vinschgau quillt ein köstliches Brünnlein, das jetzt unter dem Kirchenboden in einem Kanal hinausgeleitet ist." Einst sollen Hirtenkinder auch einen Goldschatz bei St. Medardus gefunden haben.


Wer sein Heu trocken in den Stadel bringt, kann sich glücklich schätzen.




Für Bauern war Medardus' Gedenktag ein Lostag zur Bestimmung des Wetters während der beginnenden Heuernte.




Attribute

Bischofsstab, manchmal Herz in der linken Hand, Adler, oft lachend


Patron

von Lüdenscheid;

der Bauern, Winzer, Bierbrauer und Schirmemacher;

für trockenes Heuwetter und eine gute Ernte,

für Befreiung von Gefangegen;

gegen Regen, Zahnschmerzen, Fieber und Geisteskrankheiten



Bauernregeln

Wer auf Medardus baut / erhält viel Flachs und Kraut.

Was St. Medardus für Wetter hält, / solch Wetter auch in die Ernte fällt.

St. Medard bringt keinen Frost mehr, / der dem Weinstock gefährlich wär.

Medardus ist ein nasser, / hält so schlecht das Wasser.

Macht Medardus feucht und nass, / regnet's ohne Unterlass.

Regnet's am Medardustag, / so regnet's 21 Tag'.

St. Medard keinen Regen trag, / es regnet sonst wohl 40 Tag.

Regen am Medardustag / verdirbt den ganzen Heuentag.

Wie's Wetter auf Medardi fällt, / meist bis Monatsende hält.

Wie's wittert auf Medardustag, / so bleibts sechs Wochen dann danach.

An St. Medardus wird ausgemacht, / ob 40 Tage die Sonne lacht.

Wie jetzt der Medardus wettert, / solch Wetter 30 Tage zittert.

Wie’s Wetter auf St. Medardi fällt, / es bis zu Mondes Schlusses anhält.

Ein sonniger Medardustag, / der stillt aller Bauern Klag‘.


Bleibt das Wetter so, wie es heute war, sollte man sich in diesem Frühsommer auf wechselhaftes und gewittriges Wetter einstellen.



Im Burgenland gibt es bei Mannersdorf heute noch eine Medarduskapelle. Das Flurdenkmal steht in den Feldern, und scheint wie einst sein Schirmherr, der Hl. Medardus, der einst den Bauern bei der Ernte behilflich war, diese zu beschützen. Medard heißt auch eine kleine Ortsgemeinde in Deutschland in Rheinland-Pfalz. Diese Gemeinde liegt zweifelsohne im unmittelbaren Einflussbereich des ehemaligen Fränkischen Reiches, daher ist es auch nicht verwunderlich, dass der Name des wichtigen Reichsheiligen Medard als Ortsname aufscheint. Dass es im Burgenland eine Medarduskapelle gibt, ist schon etwas verwunderlicher. Die erste fränkisch-bajuwarische Besiedelung der Oststeiermark und des Burgenlandes im 8. Jahrhundert könnte hierbei Spuren hinterlassen haben, denn nach dem Sieg Karls des Großen über die Awaren am Ende des 8. Jahrhunderts wurde das Frankenreich tief in den pannonischen Raum, bis über den Plattensee hinaus, erweitert und eine karantanische und eine pannonische Provinz eingerichtet. Zur letztgenannten gehörten auch Teile des Burgenlands und die Oststeiermark.






Quellen:

Johann Adolf Heyl, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 809.

Fritz Posch: Siedlungsgeschichte der Oststeiermark. MITTEILUNGEN DES ÖSTERREICHISCHEN INSTITUTS FÜR GESCHICHTSFORSCHUNG Ergänzungs-Band XIII, 4. (Schluß-) Heft, 1941.




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