top of page

Hl. Martin – 11. November

Heute feiern wir das Gedenken an den Heiligen Martin, der einer der bedeutendsten Heiligen im Brauchleben ist. Wenn wir an den Heiligen Martin denken, kommt uns besonders die Mantelteilung in den Sinn. Aber auch das Martinsgans-Essen, das auf der Legende beruht, dass Gänse Martin in seinem Versteck verraten haben, und er doch Bischof wurde. Der 11. November markierte einst das Ende des Bauernjahres mit Gesindewechsel, Markttagen, Almabtrieben und Zins- sowie Pachtzahlungen und den Winterbeginn. Der Martiniwein und die Lichterumzüge haben eine sehr lange Tradition. Daneben existieren aber auch unheimlich anmutende Bräuche, darunter geisterhafte Umzüge und Feuerrituale.






Leben und Wirken

Am 11. November feiern wir das Fest des Hl. Martin, der aus Mildtätigkeit seinen Mantel mit einem armen Bettler teilte. Martin wurde um 316/317 in Savaria im heutigen Ungarn in Szombathely (Steinamanger) in der damaligen römischen Provinz Pannonia prima geboren. Schon in seiner Kindheit zog er mit seinen Eltern nach Pavia (Lombardei), wo sein Vater als Veteran ein Landgut erhalten hatte. Dort wurde Martin christlich erzogen.


Martin trat mit 15 Jahren auf Wunsch seines Vaters in den Militärdienst einer römischen Reiterabteilung in Gallien ein. Im Jahr 356 verließ er das Militär bei Worms, da er überzeugt war, dass sein christlicher Glaube und der Soldatendienst nicht vereinbar seien.

Die weltberühmte Legende ereignete sich um 338: Martin teilte als Soldat hoch zu Ross seinen Mantel mit dem Schwert mit einem frierenden Bettler am Stadttor von Amiens. In der folgenden Nacht erschien ihm Christus im Traum, bekleidet mit dem Mantelstück, das Martin dem Bettler gegeben hatte. Dieses Erlebnis führte dazu, dass Martin Mönch wurde und sich der Mission widmete.


Nach seiner Rückkehr nach Pannonien begann er mit der Missionierung. Seine Mutter war die erste, die von ihm getauft wurde. Aufgrund von Unstimmigkeiten bezüglich des Arianismus wurde er jedoch aus dem Land verwiesen. Nach vielen Abenteuern zog sich Martin als Einsiedler auf die kleine Insel Gallinara im Golf von Genua zurück, wo er überwiegend als Eremit lebte.


Nach Aufhebung seiner Verbannung wurde Martin von Hilarius zurückgerufen. Ab 360 lebte er in Ligugé bei Poitiers, wo das erste gallische Kloster gegründet wurde. Martins asketisches Leben, Fürsorge für die Armen und Wundertaten beeindruckten die Menschen. Trotz Vorbehalten wurde er 371 oder 372 auf Drängen des Volkes zum Bischof von Tours gewählt. Und das soll sich folgendermaßen zugtragen haben:


Nach dem Tod des alten Bischofs von Tours entschieden die anderen französischen Bischöfe, dass Martin die geeignete Person für diese Position sei. Obwohl er lieber Mönch bleiben wollte, zögerte Martin und lehnte die Aufgabe des Bischofs ab. Auf dem Weg zu einem Kranken wurde er jedoch von vielen Menschen erneut gedrängt, ihr neuer Bischof zu werden. In Panik floh Martin und fand Unterschlupf in einem leeren Gänsestall. Als die Gänse am Abend zurückkehrten, verursachten sie Lärm, sodass die Menschen Martin zwischen den Gänsen fanden. Sie überredeten ihn erneut, Bischof zu werden, und schließlich akzeptierte Martin sein Schicksal, wurde der neue Bischof von Tours.


Auf einer seiner Missionsreisen starb Martin 8. November 397 in Candes bei Tours. Da man seinen Leichnam nicht herausgeben wollte, entführten Mönche ihn bei Nacht und brachten ihn auf der Loire nach Tours, wo er drei Tage später beigesetzt wurde. Dies führte zur Tradition, am 11. November, also drei Tage später, das Martinsfest zu feiern. Auf der 40 Kilometer langen Strecke sollen in dieser Nacht die Ufer zu neuem Leben erwacht sein, ein Meer weißer Blüten habe den Fluss gesäumt.


Das Patrozinium des Heiligen Martin breitete sich ab dem Beginn des 6. Jahrhunderts rasch aus und fand von Nord nach Süd in Europa weitreichende Anerkennung. Er ist der erste Heilige, dem die römische Kirche öffentlich Verehrung erwiesen hat. Schon 60 Jahre nach seinem Tod wurde er im Kampf angerufen. Sein Mantel wurde den merowingischen Königen vorgetragen, wenn sie in die Schlacht zogen. Noch von Karl dem Großen erzählte man, dass er St. Martins Chorkappe immer mit sich geführt habe.




Bräuche und Legenden

Der Martinstag, der auf den 11. November fällt, ist mit einer Fülle von Legenden und Bräuchen verbunden. Der Martinstag war ein Segenstag. So wurde er auf vielen Gebieten als Helfer angerufen. Man flehte zu ihm um Reichtum. Er ist vor allem der Schutzpatron des Viehs und der Hirten. Zum Wohl der Haustiere werden ihm Tiere aus Eisen als Opfer dargebracht. Der sogenannte Wiener Hundesegen aus dem 10. Jahrhundert bittet den heiligen Christus und seinen Hirten, den heiligen Martin, die Tiere vor Wolf und Wölfin zu schützen und ihnen eine gesunde Rückkehr von der Weide zu gewähren.


Einst feierte man Martini als Gegenstück zum Faschingsdienstag bzw. Aschermittwoch mit verschiedenen Bräuchen wie Festessen (Heringsschmaus – Martinigans) und Alkoholgenuss (Fastentrunk – Weintaufe). Diese Tage markierten den Übergang zu einer Bußzeit (Fastenzeit – Advent), denn der Advent begann früher nach Martini.


Der 11. November bot vor der 'geschlossenen Zeit' die letzte Gelegenheit, den Herbstfasching zu genießen, wobei die Martinigans als der letzte Festbraten vor Weihnachten galt. Zudem wurde um diese Zeit der Sturm zum Wein und der Heurige zum Alten."




Martini und die Gänse

Einer dieser Bräuche ist das traditionelle "Martinigans-Essen", das auf die erwähnte alte Legende zurückgehen soll.

Tatsächlich hat der "Bauernfesttag" auch einen Ursprung in den traditionellen Schlachtungen, die zu dieser Zeit durchgeführt werden. in der vorchristlichen Zeit fanden Schlachtfesten zur Erntezeit im November statt. Der größte Teil des Viehbestands vor dem Winter wurde bei den Kelten, Germanen und Römern vor dem Winter geschlachtet, sobald es die kühlen Temperaturen zu Haltbarmachung zuließen. Darunter waren auch Gänse geschlachtet, da nicht alle Tiere über den Winter versorgt werden konnten. Dies führt zu reichlich Fleischvorräten und einem erhöhten Konsum von Fleisch

Die Kelten hielten Gänse als Haus- und Kulttiere, und sie galten als ausgezeichnete Wachhunde. Die Römer wiederum hatten heilige Gänse, die das Capitol, das Zentrum ihres Reiches, bewachten. Da nicht alle Gänse über den Winter gehalten werden konnten, wurden viele von ihnen im Herbst geschlachtet. Es wird vermutet, dass dieses Schlachten rituell war.



Die Martinsgans hat sich nicht zu einem unmittelbaren Attribut des Heiligen Martin entwickelt. Das früheste Zeugnis einer Beziehung zwischen dem Heiligen und der Gans findet sich in den Annales Gorbeienses, in denen berichtet wird, dass im Jahr 1171 Othelricus de Swalenberg der Abtei von Corvey an seinem Festtag eine silberne Gans geschenkt hat. Seit dem 14. Jahrhundert beschreiben Martinslieder das Verspeisen der Gans als Festbraten am Martinstag.


In Oberösterreich trieb man am Martinstag keine Gänse aus, da jeder das Recht hatte, sie wegzunehmen.


Die verschiedenen Teile der geopferten Martinsgans wurden traditionell mit Heilkräften in Verbindung gebracht. Schriftsteller des 17. und 18. Jahrhunderts listeten eine Vielzahl von Krankheiten und Gebrechen auf, gegen die verschiedene Teile der Gans angeblich halfen. In Ungarn galt beispielsweise das Gänsefett als wirksam gegen Gicht, während das Blut der Gans bei Fieber helfen sollte. Es wurde sogar empfohlen, eine Feder vom linken Flügel der Gans zu verbrennen und das Pulver in Wein zu mischen, um es Epileptikern zu geben.

Eine weitere kuriose Vorstellung war, den linken Fuß der Gans am Haus zu befestigen, was angeblich vor Feuersbrünsten und anderen Unglücksfällen schützen sollte. In Böhmen war es Brauch, dass der Hausherr den Gänsebraten selbst zerlegte und den Gesellen und der Großmagd ein Bein gab, während der Lehrling oder Knecht und die Magd einen Flügel erhielten. Dies symbolisierte, dass die ersteren schnell laufen und arbeiten sollten, während die anderen "fliegen" sollten, was auf ihre Arbeit hinwies.



In einigen Regionen verwendete man sogar Schuppen oder Häutchen von den Gänsefüßen, um sich vor Schweißfüßen zu schützen, oder zwischen den Zehen, um Hühneraugen zu vermeiden.


Zusätzlich wurden aus dem Brustbein der Martinsgans Vorhersagen über das Wetter des kommenden Winters abgeleitet. Die Farbe des Brustbeins oder des Rückenknochens wurde als Hinweis auf das Wetter interpretiert. Weiße Flecken wurden als Anzeichen für Schnee und mildes Wetter betrachtet, während rote oder braune Flecken auf Frost hindeuteten. Ein reines weißes Brustbein wurde mit einem schneereichen Winter in Verbindung gebracht, während ein schmutzig graues Brustbein auf einen milderen Winter hinwies.

In einigen Tiroler Sagen wird erzählt, dass in der Martinsnacht hinter der wilden Jagd zwei leere Schuhe und schließlich eine krumme Gans erschienen.




Zins- und Pachttag zu St. Martin: Jahresende im ländlichen Leben

Der Martinstag markierte das wirtschaftliche Bauernjahresende mit Gesindewechseln, Markttagen, Almabtrieben und Zins- sowie Pachtzahlungen, oft in Form von Gänsegeschenken. Die Löhne des Gesindes wurden ausgezahlt, Pachtverträge geschlossen, Steuern abgeführt, und Knechte und Mägde wechselten, wie auch an Lichtmess oder am Stephanietag, ihre Dienstherren. Zu Martini wurde das Vieh geschlachtet, das nicht den ganzen Winter über gefüttert werden konnte, darunter auch die Gänse. So entstand der Brauch, am Martinstag, vor der großen Fastenzeit im Advent, Gänsebraten zu essen. Die Gans wurde auch oft als bevorzugte Zinsbeigabe an den Grundherrn gegeben, Tribute wurden oft in Form von Gänsen entrichtet.



Der Martinstag wurde so zu einer wichtigen Markierung im Jahresverlauf. Redewendungen wie "Auf Martini ist Zinszeit" oder „Eine Gans, die Weihnachten überlebt, taugt nichts" unterstreichen die wirtschaftliche Bedeutung dieses Tages.

Am Martinstag wurden sogenannte Gansschießen veranstaltet, bei denen dem besten Schützen als erster Preis eine prächtig gemästete Gans zuerkannt wurde. Dieses Schießen markierte das letzte Schießereignis vor der Winterzeit und wurde daher überall in fröhlicher Stimmung begangen. An diesem Tag hatten ohnehin viele junge Männer frei, da der Martinstag, ähnlich wie an anderen Orten Lichtmess, als "Hauptschlenggeltag" betrachtet wurde. Das Weidejahr, das bis Martini dauerte, war auch der alte Termin des Dienstbotenwechsels, der später mancherorts durch den Stephanstag ersetzt wurde. Der Martinstag gilt als Abschluss des alten und Beginn des neuen Wirtschaftsjahres und gleichzeitig als Beginn des Winters. Es heißt: "St. Martin macht Feuer im Kamin" oder "Martini, stell das Vieh in den Stall". Wer am Martinstag noch ackert, wird nicht mehr fertig damit, oder er "fährt sein Weib ein".



An diesem Tag zogen die Knechte und Mägde mit ihren Habseligkeiten von einem Haus zum anderen, besonders in Tirol. In den Wirtschaften konnte man oft verliebte Paare an den Tischen sehen, die sich einen fröhlichen Tag gönnten. Kein Verehrer war so unhöflich, seine Liebste ohne Begleitung reisen zu lassen. Stattdessen trug er oder begleitete sie mit einem Wagen, beladen mit dem "Schlenggelpack". Dabei kehrten sie natürlich an den passenden Orten ein, genossen süßen Wein und Braten, und schmiedeten gemeinsam goldene Pläne für die Zukunft.

Die Halter haben zu Martini Weizen, Erdäpfel und Wolle sowie Fett erhalten.




Arbeitsverbote zu St. Martin

Am Martinstag wurde nie ein Rad gedreht, sei es ein Mühlrad, ein Pflugrad oder ein Spinnrad.



Auch einige Handlungen sind am Martinstag verboten, wie das Mahlen, Verkaufen und Nähen. In Nordthüringen darf kein Müller die Mühle im Gange haben, sonst mahlt das Märtenmännchen, das jemanden im Mühlengetriebe verunglücken lässt. Dagegen darf man stehlen, was man kriegen kann.




Martinifeuer

Im Martinsfeuer wird das alte Jahr verbrannt. Im Lütticher Land verbrannte man eine Strohgarbe im Baumgarten und bat den heiligen Martin um eine gute Obsternte.

Beim Sammeln der Brennstoffe versprachen die Buben, den Gebern die Flöhe zu verbrennen oder dass deren Korn als erstes reif werden sollte. Dabei wurde auch gesungen und den Kindern wurden Gaben überreicht. So hatte dieses Martinisingen auch ein Heischeelement.


Die Feuer wurden von den Jüngstvermählten entzündet. Während des Abbrennens ließ man auch feurige Räder ins Tal rollen und lief mit brennenden Strohfackeln umher. Die Asche wurde über die Wintersaat gestreut, um die Felder vor Schneckenfraß zu schützen. Dort, wo das Feuer seinen Schein warf oder der Rauch getrieben wurde, galt das Feld im nächsten Jahr als fruchtbar.



Ein sonderlicher Brauch beim Martinsfeuer besteht darin, dass Körbe verbrannt werden, um anzuzeigen, dass die Erntezeit vorbei ist. In einigen Regionen, wie Mersch, wird nach dem Martinsessen ein Feuer in der Küche entzündet, auf das ein Korb gelegt wird. Wenn der Korb in Flammen aufgeht, muss die Hausfrau über das Feuer springen oder hindurchgehen, was als "Sommer verbrennen" bezeichnet wird. In einigen Gegenden sammeln die Kinder Äpfel, Nüsse, Mispeln, Kastanien und Kuchen, legen sie in Körbe und verbrennen sie auf dem Martinsfeuer. Wenn der Inhalt der Körbe in Flammen aufgeht und auf die Erde fällt, stürzen sich alle darauf.

Die heutigen Lichterumzüge haben das Martinsfeuer abgelöst.




Martinslieder

Bei den Schlemmereien des Martinstages fehlte es nicht an ausgelassenen Liedern; der größte Teil der uns seit dem 14. Jh. erhaltenen . Beim Brennholzsammeln für der das Martinsfeuer gesungene Lieder sind zum Teil recht alt. Für die in der Altmark gesungenen lässt sich ein Alter von mindestens 750 Jahren nachweisen. Martin selbst gilt dabei als Empfänger der Gaben. Auch heute noch werden bei den Martinsfeiern und -umzügen Lieder gesungen. Die Martinslieder zeigen aber auch, dass Martin selbst als Spender der Üppigkeit gedacht wird. Die Tradition des Gänseschmauses am Martinstag wird in Martinsliedern seit dem 14. Jahrhundert gerne erwähnt.




Martinsumzug und Lichterprozessionen

Die heutigen Lichterumzüge, die von Kindern durchgeführt werden, haben ihre Wurzeln in vorchristlichen Feuer- und Lichtbräuchen, die dazu dienten, böse Geister zu vertreiben. Auch die Martinslieder sind eng damit verknüpft. Später wurden diese Bräuche mit christlichen Elementen kombiniert. Die Menschen zündeten Feuer an und zogen durch die Felder, um für das kommende Jahr Fruchtbarkeit und Segen zu erbitten. Das Springen über ein solches Feuer mit dem "Herzbuben" oder der "Herzdame" sollte Gesundheit und Wohlstand im nächsten Jahr garantieren.



In ländlichen Regionen wurden früher und werden heute wieder "Martinslampen" für den traditionellen Martinsumzug mit Laternen aus Kürbissen und Herbstrüben angefertigt. In Österreich werden in Kinderkrippen, Kindergärten und Volksschulen Laternen für den Martinsumzug hergestellt, gefolgt von einer abschließenden Feier.




Jungwein und Martiniloben

Wenn gesagt wird, dass das Wasser sich in Wein verwandle, so ist das wohl auch aus der Weihnachts- und Neujahrsnacht übertragen und dadurch noch unterstützt, dass jetzt der erste Wein gekostet wird. Die Weingärtner in Weinsberg trinken den Martinstagwein, um im nächsten Jahr eine gute Ernte zu erzielen.

Der Martinstag bietet beste Gelegenheit zu ausgiebigem Essen und Trinken, wobei der Gedanke an einen günstigen Anfangszauber für das künftige Jahr nicht fern liegt. Wer sich am Martinstag berauscht, heißt es in Ungarn, bleibt das ganze Jahr hindurch von Magenschmerzen und Kopfweh verschont. Vom Rausch an diesem Tage wird der Mensch schön und stark. So trinkt man sich auch anderswo Schönheit und Stärke an. Martinstag wird anwesend gedacht und "hilft" essen. Aus dem Böhmerwald gibt es den früheren Glauben, dass am Martinstag getrunkener Wein Stärke und Schönheit bringt.




Zu Martini wurde der junge Wein getauft. Im österreichischen Burgenland war es Brauch, am 11. November den ersten jungen Wein zu verkosten, was im Volksmund als "Martiniloben" bekannt ist. Auch heute wird um den Martinstag der junge Wein zur Verkostung freigegeben. In Graz findet alljährlich um St. Martin die beliebte Junkerverkostung statt. Weinbauern aus vielen Weinbaugemeinden öffnen ihre Keller und laden Besucher zur Segnung des Weins, Verkostung von Weinen und kulinarischen Köstlichkeiten ein.

Bereits in früheren Zeiten wurde von den Winzern das Martiniloben zelebriert. Denn bis etwa zum 11. November dauerte die Reifezeit des jungen Weißweines, der damals in Holzfässern gelagert wurde. Erst dann begaben sich die Bauern in die Keller, um den jungen Wein zu kosten und seine Qualität zu überprüfen.

Die Tradition des Martinilobens könnte nicht allein mit der Jahreszeit, sondern auch mit der Vita des Hl. Martin zusammenhängen: Es wird berichtet, dass Martin den Weinbau an der Loire beeinflusste, indem er auf seinem Esel im Sommer die Blätter von den Weinstöcken fressen ließ. Nach anfänglicher Rüge stellte sich im Herbst heraus, dass die Trauben größer und süßer waren als je zuvor. Dies wurde als ein Wunder angesehen.




Martinsminne

Ich habe schon des Öfteren über das Minnetrinken geschrieben. Auch die Martinsminne steht in der Tradition des Erinnerungstrinkens. Allerdings nimmt die Martinsminne unter den einzelnen Minnekulten insofern eine besondere Stellung ein, als sie in sehr früher Zeit dadurch, dass der Festtag des hl. Martin in die Zeit der alten Erntegelage fiel, eine so enge Verbindung mit diesen einging, dass offenbleibt, ob bei den üppigen Zechgebrauchen die „Minnesitte“ oder ein alter Ernteschmaus den Ursprung darstellt.

Eine Legende besagt, dass Martin im Traum dem norwegischen König Olav I. Tryggvason erschien und ihn dazu aufforderte, nicht länger den heidnischen Gott Odin durch Trankopfer zu ehren, sondern die Martinsminne einzuführen. In vielen Teilen Europas gab es an Martini oft ausgelassene Trinkgelage. Schon im 6. Jahrhundert wandte sich die Synode von Auxerre in Frankreich gegen die feuchtfröhlichen Exzesse der Martinijünger.

Oswald von Wolkenstein sang: "trinck Martein wein und gens iß,"

In einigen mährischen Dörfern war es bis ins späte 19. Jahrhundert üblich, den jungen Wein nach demjenigen zu benennen, der am Martinstag den größten Rausch davongetragen hatte. Diese Weine wurden dann Gustlwein, Sepplwein oder Franzlwein genannt. In Köln wurde am Martinsabend auch der erste neue Wein, die sogenannte "Martinsminne", getrunken.

Später wurden Polizeiordnungen erlassen, um gegen Martinstrünke vorzugehen und sie zu verbieten.




Kampfspiele zu Martini

Das Fest des Heiligen Martin wurde mit Kampfspielen in Verbindung gebracht und fand am Martinstag statt. Der Martinstag war der letzten Termin für Kampfspiele. Die Gemeinden Bramberg, Neukirchen, Krimml und Wald veranstalteten am Vorabend vor Martini auf der Wirtswiese in Wald ein seltsames und geisterhaftes Ritual, bei dem Ranggeln durchgeführt wurde.


Zur Verabredung und zum Sammeln der Burschen für diesen Aufbruch wurden Hornsignale verwendet. Die Burschen erschienen in Hirtenkleidern, mit Schellen behängt und hielten Viehglocken in den Händen. Sie schlugen und klopften mit Zaunlatten und johlten dabei. Dieser lärmende Umzug, der an anderen Orten als "Martinsgestämpfe" bekannt war, führte sie zu dem Kampfplatz, wo am nächsten Tag das Ranggeln stattfand. Dieses Vorspiel wurde "Alperertreiben" genannt. Dieser Umzug wird als Darstellung eines Geisterheeres gesehen, der im Rahmen eines Totenkultes stattfand.

Das „Weiberrangeln“ fand im September in Fieberbrunn statt, am 2. und 12. Oktober in Dux und Niederwölz. In Schlaberstatt geschah es "etliche Tage vor Michaeli" (29. September) und spätestens zu Martini (11. November) in Wald.

Die am Martinstagabend ausgetragenen Kämpfe werden von der älteren Forschung als Streit zwischen Winter und Sommer betrachtet.




Segen und Fruchtbarkeit

Ein Brauch zur Förderung der Fruchtbarkeit ist der Gertenschlag. Zu Ehren des heiligen Martin brachten die Hirten in jedem Haus ein mit Eichen- und Wacholderzweigen umwundenes Birkenreis, die sogenannte Martinigerte. Mit dieser Gerte trieben die Mädchen im nächsten Frühjahr das Vieh zum ersten Mal wieder aus dem Stall. Manchmal wurde die Gerte am Vorabend von Martini von den Hirten hergestellt, am Dreikönigsabend geweiht und am 1. Mai überreicht. In Tirol kaufte man am Martinstag Fleisch und Weißbrot und gab es den Tieren im Namen Gottes.




Weitere Bräuche und Aberglaube

Der Bauer machte sich wenig Sorgen, wenn der Novembersturm heulte und um Martini geisterhafte Wesen wie der "wilde Ochsner", der Alber und die Hexen ihr nächtliches Unwesen trieben. Diese Gestalten tauchten oft um Martini auf. Auch Perchtgestalten erscheinen oftmals erstmals zu Martini.


Ein Aspekt des Martinifestes war der "Jäger- und Vogelfänger-Dinseltag" bei Innsbruck. 1857 bestiegen die Teilnehmer den Abhang unter "Frau-Hitt" und entzündeten ein Feuer bei einer Felsenhöhle. Wild wurde gebraten und genossen, bei schlechtem Wetter fand der Dinseltag in einem Gasthaus statt.


Der Alber, auch als St. Martinsvogel bekannt, galt in Tirol als feuerspeiender Drache, der Brandspuren auf den Wiesen verursachte. Das verbrannte Gras wächst aber nach sieben Jahren umso üppiger. Wenn der Alber in die Nähe eines Dorfes kommt, bedeutet dies großes Unglück.


Sein Erscheinen galt als Unglück, die Menschen schützten sich mit Rosenkränzen. Im Südtiroler Sarntal repräsentieren feurige Strahlen die Seelen verstorbener "Pfaffenköchinnen", die als Hexen reiten.


Die Erscheinungen wurden durch Sternschnuppen erklärt, Bauern sahen höllische Wesen. Der Name "Alber" stammt von Elfen. Hexenringe in Deutschland zeigen, wo gute Lichtelben tanzten. Die Bezeichnung "Alberer" wird auch dem "wilden Ochsner" zugeschrieben, einem Mann, der nach dem Almviehtrieb in Sennerhütten unheimliche Bergwirtschaft betreibt. In der Nacht vor Martini verlässt er die Alm mit ohrenbetäubendem Lärm. Ein mutiger junger Mann überlebte die Begegnung mit ihm, indem er einen Hahn, eine Katze und einen Hund mitnahm. Die Bauern können jedoch nicht klar sagen, wer der Alberer oder der wilde Ochsner ist, manche glauben, es sei die Seele eines früheren Senners. Ähnliches sagt man vom "Kasamandl", einem kleinen grauen Wesen, das um Martini von der Alm hinabzieht.

Das Kasmandlfahren im Lungau war ein Brauch, der in vielen Teilen des Lungaus am Vorabend des Martinstags (10. November) zelebriert wurde. Die jungen Männer zogen in der Dunkelheit durch die Dörfer, begleitet von Schellenklang, Peitschenknallen und lauten Rufen. Einige trugen Masken, während andere eine ausgehöhlte Kürbis- oder Rübenlaterne auf einer Stange mit sich führten, die den Kasmandl oder Totenkopf darstellte. Dieser Brauch verkörperte die Vorstellung einer Geisterfahrt auf die Alm, wo die Geister während des Winters in den von den Menschen verlassenen Hütten lebten.



Das Kasmandl, der Lungauer Almgeist, wurde zu Martini durch die Burschen in einer Art Prozession verkörpert, die seine "Albfahrt" darstellte und den Beginn des Winters markierte. An einem anderen wichtigen Datum, dem Georgitag (23. April), wurde das Kasmandl symbolisch aus der Alm "ausgeklöckt", um das Ende des Winters und den Beginn des Frühjahrs zu signalisieren.


Nach dem Volksglauben in vielen alpinen Regionen, einschließlich der Schweiz und Frankreichs, bezogen Almgeister die leerstehenden Hütten, sobald die Sennen die Almen verlassen hatten. Dieser Glaube spiegelte die Vorstellung von Unheimlichkeit in der winterlichen Bergstille wider, wenn die Regionen zu einem "Unland" wurden. Diese Geister waren unter verschiedenen Namen bekannt, darunter Hüttlabutz, Alperer, Wilder Ochsner, Kasermandln, Kasmandln und Wintersennin. Es gab zahlreiche Sagen über die Abenteuer, die Menschen erlebten, wenn sie diesen Geistern begegneten.

Das "Martinsgestämpfe" in Tiroler bezeichnet gleichzeitig sagenhafte Geisterumzüge wie auch wirkliches Unterinntaler Brauchtum. Es ist ein nächtlicher Spuk, der dem Kasamandlfahren im Lungau recht ähnlich ist. Das Almerafahren war am Vorabend oder zu Martini selbst. Beim Martinsgestämpfe knallen Burschen und junge Männer mit ihren Peitschen, binden sich abends Schellen und Glocken ihrer Kühe um die Leibesmitte und stürmen schließlich lärmend und johlend durch die Gassen des Dorfes. Da ist es angebracht, sich nicht auf dem Weg zu zeigen; denn sonst erlebt man was! Früher wurde man mit Wasser bespritzt, an der Viehtränke „getränkt“ oder mit stinkenden Ölen und Pech beschmiert, später wurde nur noch mit Wasser bespritzt. Alte Tiroler Bauern und Bauer aus dem Lungau berichteten, dass früher die Almabfahrt erst zu Martini war.


Die Stampa, eine Form der Percht, steht wohl mit dem „Gestampfe“ in Zusammenhang.

Die Stampa schaut wie ein gespenstisches Weib aus, hat jedoch einen Pferdekopf, den sie nicht selten zum Fenster hineinsteckt. Sie ist vor allem in der Weihnachtszeit unterwegs.

Eines Abends befand sich in einer Bauernstube zu Nassereith ein Mädchen allein zu Hause. Da schaute Stampa zum Fenster hinein, nahm das Mädchen und trug es fort. Sie musste es aber unter einem Baum liegen lassen, unter dem das Wasser, in dem man das Mädchen nach der Taufe gebadet hatte, ausgeschüttet war. Die Stampa kann Taufwasser überhaupt nicht leiden und Orte, wo auch nur ein Tropfen davon haftet, meidet sie.


Manchmal erscheint sie mit einer langen Nase. Wie sie wieder einmal umging, fand sie einen Schuster noch spät abends arbeiten. Sie schaute nun in die Stube hinein und fragte: "Schuster, wie gefällt dir meine lange Nase?"
Der Schuster nahm den Leisten, hielt ihn der Stampa vor und tat die Gegenfrage: "Stampa, wie gefällt dir mein Leisten?"
Da eilte Stampa lachend davon.

Die Stampa steht synonym jene Perchtgestalt der Mittwinterzeit in verschiedenen Regionen in Erscheinung tritt. Weitere Bezeichnungen für sind Frau Bercht, Berigl, Bechtra, Berchtlmuada, Bechtrababa, Lutzl, Sampa, Zamperin, Zampermuatta, Pudelfrau, Budelmutter und Rauweib.



In Wörgl im Unterinntal wurde am Martinitag der "Albererzug" aufgeführt. Es handelt sich dabei um einen Aufzug, der dem Perchten- und Schemenlaufen im Fasching ähnelt. Dabei werden Tiere und die "Alberer" die Treiber der Tiere, selbst, dargestellt. Diese Alberer sind auf möglichst furchterregende Weise kostümiert, haben lange Hälse, Hörner auf dem Kopf, sind mit Schellen behängt und mit Ruß geschwärzt. Wenn sie jemanden erwischen, bemalen sie ihn ebenfalls mit Ruß. Optisch ähneln sie der Habergoaß.


Zu Martini machen sich Geister besonders bemerkbar. Der Wilde Jäger zieht um, und es gibt die Wilde Fahrt. In der Nähe von Bodenstadt reitet in der Nacht der Jäger Naz, ein Wildschütz, vorbei. Wer die Hufe der Pferde trappeln hört, soll in diesem Jahr sterben

Die weit verbreitete Mythologie des Umzugs des wilden Heeres soll der Forschung nach auf das Brausen der Herbststürme zurückzuführen sein.




Der burgenländische Landespatron Martin

Auf Initiative der damaligen Landesregierung wurde Martin nämlich 1924 vom Vatikan zum Landespatron des Burgenlandes ernannt.

Ist es Zufall, dass der heilige Martin, in unmittelbarer Nähe seiner ehemaligen Heimat Pannonien, zum Landespatron des Burgenlandes wurde? Es ist unwahrscheinlich, dass dies ein reiner Zufall war. Solche Entscheidungen werden oft aufgrund historischer, religiöser oder kultureller Bezüge getroffen. Der heilige Martin hatte eine starke Verbindung zu dieser Region aufgrund seiner Herkunft und seiner missionarischen Tätigkeit. Daher war es naheliegend, ihn als Schutzpatron für das Burgenland zu wählen, insbesondere wenn seine Verehrung in der Region bereits fest verwurzelt war.



Am 11.11. um 11:11 Uhr beginnt für uns der Herbstfasching, und es stehen wieder Krapfen auf dem Tisch.





Attribute

als römischer Reiter, Bettler, Mantel, Gans




Patron

von Frankreich und von Ungarn (2. Patron), des Eichsfelds in Thüringen, des Kantons Schwyz, des Burgenlandes, der Stadt Salzburg, der Stadt Erfurt, (2. Patron) der Stadt Düsseldorf; der Bistümer Mainz, Rottenburg und der Stadt Eisenstadt


der Soldaten, Kavalleristen und Reiter, Polizisten, Huf- und Waffenschmiede, Weber, Gerber, Schneider, Gürtel-, Handschuh- und Hutmacher, Tuchhändler, Ausrufer, Hoteliers und Gastwirte, Kaufleute, Bettler, Bürstenbinder, Hirten, Böttcher, Winzer, Müller; der Reisenden, Armen, Flüchtlinge, Gefangenen und der Abstinenzler; der Gänse; gegen Ausschlag, Schlangenbiss und Rotlauf; für Gedeihen der Feldfrüchte;


Sankt Martin ist weiters der Schutzpatron u. a. der Alpenhirten, Bauern, Winzer und Müller. Da der Heilige seinen Mantel mit einem Bettler teilte, gilt er volkstümlich auch als Heiliger der Nächstenliebe.




Bauernregeln

Der Martinstag ist als Wettervorhersage von Bedeutung. Wenn das Wetter vor dem Martinstag schlecht ist, scheint die Sonne am Martinstag, da der heilige Martin Heu für seinen Schimmel holen muss. Der sogenannte Nachsommer, in England als "Martin's summer" bezeichnet, ist damit gemeint. Wenn am Martinstag Nebel aufzieht, wird der Winter mild, aber wenn noch Laub an den Bäumen ist, wird ein strenger Winter erwartet. Regen am Martinstag kündigt unbeständiges Winterwetter an, während Sonnenschein auf eine Kälteperiode hindeutet.

Es gibt zwar keinen nachgewiesenen Zusammenhang zwischen sonnigem Wetter am Martinstag und einem kalten Winter, aber es wird vermutet, dass die Redewendung "klar und rein" sich auf eine kalte Hochdrucklage vor dem Winter bezieht. Während einer solchen Wetterlage kühlt sich die Luft allmählich ab, und es wird von Tag zu Tag etwas kälter. Nachts kann leichter Frost auftreten.



Sankt Martin ist ein harter Mann / für den, der nicht bezahlen kann.
Wenn die Martinigänse auf dem Eise geh'n, / muss das Christkind im Schmutze steh'n.
Sankt Martin kommt nach alten Sitten / gern auf dem Schlitten angeritten.
Ist es um Martin trüb', / wird der Winter gar nicht lieb.
Martinstag trüb, macht den Winter lind und lieb; / ist er hell, macht er das Wetter zur Schell!
Ist St. Martin trüb, wird der Winter lieb. / Ist St. Martin hell, wird er kalt für Äll'.
Wie St. Martin führt sich ein, / soll zumeist der Winter sein.
Ist um Martini der Baum schon kahl, / macht der Winter keine Qual.
Wenn's Laub nicht vor Martini fällt, / kommt eine große Winterkält'.
Hat Martini weißen Bart, / wird der Winter lang und hart.
St. Martin weiß, / Winter lang und kalt.
Schneit es auf Martini ein, / wird ein' weiße Weihnacht sein.
Wenn um St. Martin Regen fällt, / ist`s um den Weizen schlecht bestellt.
Auf Martini Sonnenschein, / tritt ein kalter Winter ein.
St. Martins Sommer währt nicht lange.
St. Martin setzt sich schon mit Dank, / zum warmen Ofen an die Bank.
Der heilige Martin / will Feuer im Kamin.
Ist die Martinsgans am Brustbein braun, / wird man mehr Schnee als Kälte schaun. / Ist sie aber weiß, / kommt weniger Schnee und Eis.
Ist Martini klar und rein, / bricht der Winter bald herein.
Wenn an/nach Martini Nebel sind, / wird der Winter meist gelind.
Wolken am Martinitag, / der Winter stürmisch werden mag.
St. Martin trüb macht den Winter lind und lieb. Ist er aber hell, macht er Eis gar schnell.
Schneit es über Martin ein, wird eine weiße Weihnacht sein.
St. Martin kommt nach alten Sitten, /gerne auf dem Schimmel angeritten.
Bei fetter Gans und Saft der Reben / lass den heiligen Martin leben.
Verschläft die Sonne an St. Martin den Tag, / ein milder Winter sich einstellen mag.
Ist um Martini der Baum schon kahl, / macht der Winter keine Qual.
Versteckt sich Martin hinter Nebelschwaden, / sind die Januarwolken meist mit Regen beladen.
Ist es an Martini trüb, / wird der Winter gar nicht lieb.





Quellen

https://www.grossarltal.info/blog/2022/12/21/perchtenverein-grossarl/

https://www.sn.at/wiki/Habergei%C3%9F



Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


Schreib mir, ich freue mich auf deine Nachricht!

Danke für deine Nachricht!

© 2023 Der steirische Brauch.

bottom of page