Der Heilige Leopold ist der Schutzpatron von Österreich, Niederösterreich, Oberösterreich und Wien. Er wird auch als der Winzer von Österreich bezeichnet. Der Leopoldi-Tag wird seit seiner Heiligsprechung im Jahr 1485 immer am 15. November begangen, als Anlehnung an sein Todesdatum, den 15. November 1136. Das Zentrum der Leopoldi-Festlichkeiten ist Klosterneuburg. Ursprünglich gab es dort große Bankette mit Tänzen und Turnieren, die heute noch im Rahmen alter Bräuche nachgestellt und gefeiert werden. Im Laufe der Zeit hat sich aus dem traditionellen Fest ein Jahrmarkt entwickelt. Als Höhepunkt des Festes können Besucher im Stift Klosterneuburg beim Fasslrutschen das berühmte Tausendeimerfass hinabgleiten.
Darstellung Leopold III. am Babenberger Stammbaum: Vor dem Tag der Heiligsprechung von St. Leopold sind keine bildlichen Darstellungen von ihm festzustellen. Die einzigen Ausnahmen sind auf den Stammbäumen der Babenberger oder beispielsweise in den Glasgemälden im Kreuzgang zu Klosterneuburg zu finden, wo St. Leopold als Klostergründer dargestellt ist.
Leopold III., auch als der Heilige, der Milde oder der Fromme bekannt, wurde 1073 als Sohn von Markgraf Leopold II. und Ida in Gars am Kamp oder Melk geboren und entstammte dem Geschlecht der Babenberger.
Die Babenberger waren ein österreichisches Markgrafen- und Herzogsgeschlecht fränkisch-bayerischer Herkunft. Der Name bezieht sich auf Bamberg im heutigen Oberfranken. Sie herrschten von 976 bis zu ihrem Aussterben 1246 – vor dem Aufstieg des Hauses Habsburg – als Markgrafen und Herzöge in Österreich.
Er wurde von Bischof Altmann von Passau erzogen und übernahm später die Regentschaft über Österreich, als er im Jahr 1095 Markgraf von Österreich wurde. Während des Investiturstreits verhielt er sich zunächst neutral, schloss sich jedoch im Oktober 1105 dem rebellierenden Kaisersohn Heinrich V. an und heiratete dessen Schwester Agnes im Jahr 1106. Später spielte er eine wichtige Rolle bei der Beendigung des Konflikts zwischen Kaiser und Papst im Jahr 1122 (Wormser Konkordat).
Durch die Hochzeit mit Agnes wurde Leopold mit den Salier- und Staufer-Dynastien verwandt und erhielt Königsgut und Reichsrechte in der Mark Österreich. Unter seiner Regierung wurden einige Donauorte zu Städten erhoben. Leopold III. wird vor allem für die Erschließung des Landes und seine Tätigkeit als Klostergründer in Erinnerung behalten. Seine bedeutendste Gründung war das im Jahr 1108 entstandene Klosterneuburg, das sich in den folgenden Jahren zur Residenz entwickelte. Weitere von ihm gegründete Klöster waren Stift Heiligenkreuz und Klein-Mariazell, die der Evangelisierung, Bildung und Erschließung des stark bewaldeten Gebiets dienten.
Auch die Förderung von Städten, darunter Klosterneuburg, Wien und Krems, prägte seine Herrschaft. Krems erlangte durch die dortige Münzprägestätte Bedeutung, insbesondere durch den geprägten Kremser Pfennig. In Leopolds Zeit entstanden die ersten deutschsprachigen literarischen Zeugnisse aus dem österreichischen Raum.
Leopold nannte sich "Princeps Terrae", was auf sein Bewusstsein einer selbständigen Landesherrschaft hinweist. Er wurde als Kandidat für die Königswahl 1125 erwogen, verzichtete jedoch möglicherweise aufgrund seines fortgeschrittenen Alters und der Nachfolgeprobleme aufgrund seiner zahlreichen Söhne.
Leopold starb am 15. November 1136 an den Folgen eines Jagdunfalls und wurde im Stift Klosterneuburg begraben.
Stift Klosterneuburg im Winter (Foto: Niki Trat)
Nach seinem Tod wurde Leopold III. als "der Fromme" verehrt, und sein Grab in Klosterneuburg wurde zu einer Wallfahrtsstätte. Am Dreikönigstag des Jahres 1485 wurde er von Papst Innozenz VIII. heiliggesprochen, was im Interesse der Habsburger lag. 1663 wurde er zum Landespatron von Österreich ob und unter der Enns ernannt und verdrängte damit den Heiligen Koloman. Der Heilige Leopold III. ist der Schutzpatron von Österreich, Wien und Niederösterreich. Gemeinsam mit dem Heiligen Florian teilt er auch die Rolle des Landespatrons von Oberösterreich
Die Feierlichkeiten des Hl. Leopold, unter anderem Leopoldimarkt oder Leopoldifest, beinhalten Traditionen wie das Fasslrutschen im Stift Klosterneuburg. In Belgien ist der 15. November seit 1866 der Festtag des Königs, insbesondere in der Deutschsprachigen Gemeinschaft, die diesen Tag seit 1990 als regionalen Feiertag begeht.
Dargestellt wird der Heilige Leopold in fürstlicher Kleidung mit Markgrafenhut, Fahnen und einem Kirchenmodell.
Leopold-Altar, Flügelbild: Ausritt des heiligen Leopold . Das kunsthistorisch bedeutende Tafelbild "Ausritt des Heiligen Leopold" vom Leopoldaltar von Rueland Fruehauf d. J. (1505) im Stift Klosterneuburg zeigt Markgraf Leopold III., hoch zu Ross auf einem Schimmel, bei einem Ausritt in Klosterneuburg, begleitet von seiner Gattin Agnes.
Leopolds Ehen
Leopold III. implementierte eine geschickte Familienpolitik, die sowohl zur Erweiterung des Besitzstandes als auch zur sozialen Aufwertung seines Hauses beitrug. In erster Ehe heiratete er Adelheid von Perg/Machland vor 1103/1104, eine Angehörige des hochfreien Geschlechts der Herren von Perg und Machland im oberösterreichischen Machland. Diese Verbindung ermöglichte es Leopold, seinen Einfluss in den Regionen Nieder- und Oberösterreich nördlich der Donau durch gezielten Besitzerwerb und Vogteirechte entscheidend zu stärken. Adelheid, die Tochter von Walchun I. von Perg/Machland, trug dazu bei, die familiären Besitztümer zu festigen.
In zweiter Ehe schloss Leopold 1106 die Ehe mit Agnes von Waiblingen, Tochter des römischen Kaisers Heinrich IV., und Witwe von Friedrich I. von Hohenstaufen, dem Herzog von Schwaben. Durch diese Heirat mit den Saliern gelang es Leopold, einen beachtlichen sozialen Aufstieg zu vollziehen. Nicht nur wurde er Schwager des Kaisers Heinrich V., sondern auch Stiefvater von Friedrich II., dem Herzog von Schwaben, und Konrad III., dem Herzog von Ostfranken, der später als deutscher König regierte. Dieses strategische Bündnis ermöglichte es Leopold, eine herausragende Position in der Reichsaristokratie einzunehmen.
Leopolds geschicktes taktisches Manöver im Investiturstreit, bei dem er sich auf die Seite von Heinrich V. stellte, trug zur Vertretung der papsttreuen Partei in der Schlacht am Regenfluss bei. Dieser Einsatz stärkte nicht nur seine politische Position, sondern führte auch zu einem bedeutenden sozialen Aufstieg für ihn und sein Haus.
Aus Leopolds Ehen gingen 18 Kinder hervor, von denen zwei Söhne Bischöfe wurden: Otto von Freising und Konrad von Salzburg.
Bräuche zu Leopoldi
Leopoldiblasen in Oberösterreich
Am Vorabend des Leopolditages, dem 14. November, findet in Ebensee das traditionelle Leopoldiblasen statt. In der Nähe des Kalvarienberges am Leopoldieck beim Leopoldi-Marterl versammeln sich die "Hoferbuam" seit Jahrzehnten. Sechs Bläser spielen etwa eine halbe Stunde lang alte Weisen zu Ehren des Heiligen Leopold, und die Ebenseer Kinder mit den Namen Leopold und Leopoldine erhalten ein Ständchen. Die Leopoldibläser erhalten dafür ein Abendessen oder einen kleinen Obolus.
Fasslrutschen in Klosterneuburg
Das Fasslrutschen ist ein Brauch in Klosterneuburg, der jährlich um den 15. November, dem Tag des Landesheiligen Leopold, stattfindet. Das Fass, über das gerutscht wird, befindet sich im Binderstadl, einer ehemaligen Fassbinderei aus dem Jahr 1500, gegenüber der Stiftskirche des Stiftes Klosterneuburg. Das Fass, das 1704 erbaut wurde, ist 4 Meter hoch und 5 Meter lang, mit einem Fassungsvermögen von 56.589 Litern oder 1.000 Eimern.
Das Rutschen auf der runden Fassaußenseite findet seit 1813 jeweils am Leopolditag statt. Der Ursprung des Brauchs ist unklar, aber es gibt zahlreiche Legenden, darunter eine, die auf einen Klosterwirt und einen Fassbinder zurückgeht. Nach dieser Legende sollen auch Wünsche während des Rutschens in Erfüllung gehen.
Tausendeimerfass im Keller des Stiftes Klosterneuburg
Die Tradition des Fasslrutschens wird durch ein mehrtägiges Leopoldifest begleitet, das Vergnügungsattraktionen, Punsch, Imbisstände und Weinverkostungen umfasst. Etwa 40.000 Besucher nehmen jährlich daran teil.
Tauseneimerfass im Binderstadl
Leopolditanz
In Niederösterreich ist der Leopolditanz eines der größten Volkstanzfeste. Leopolditänze finden in den Städten Klosterneuburg und Wiener Neudorf und früher in Mödling statt.
Der Leopolditanz reiht sich ein die Herbsttänze und -kränzchen bis zum Kathreintanz.
Stift Klosterneuburg
Das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg, seit über 900 Jahren ein Ordenssitz, diente als Residenz der Babenberger und Habsburger und spielte eine bedeutende Rolle in der Entstehungsgeschichte Österreichs. Es ist nicht nur ein Ort gelebten Glaubens, sondern auch ein Bewahrungsort für einzigartige Kulturschätze wie den berühmten Verduner Altar und den österreichischen Erzherzogshut. Das Stift kann zudem auf eine über 900-jährige Weintradition zurückblicken und gilt als das älteste Weingut Österreichs, das auch heute noch hochwertige Weine produziert.
Bild: Stift Klosterneuburg
Der Legende nach soll das Kloster von Leopold III. aufgrund folgender Begebenheit gestiftet worden sein:
EIN SCHLEIER FÜR KLOSTERNEUBURG
Als Markgraf Leopold und seine Gemahlin im Schloß auf dem Kahlenberg sich an einem offenen Fenster besprachen und in christlichem Eifer verlangten, der Himmel möge ihnen den tauglichsten und gottgefälligsten Ort zur Gründung einer Kirche und eines Klosters durch ein Zeichen weisen, siehe, da ist urplötzlich bei schönem, stillem und heiterem Himmel aus göttlicher Anordnung der Hauptschleier der tugendsamen Gemahlin Agnes durch einen unverhofften Windstoß erfaßt und in den nahe an der Donau liegenden finsteren Wald getragen worden - vor beider Augen und im ersten Jahr ihrer Vermählung Anno 1106.
Dieser Schleier, der noch bis auf den heutigen Tag zu Klosterneuburg als ein Los- oder Kennzeichen des gestifteten Gotteshauses gebührendermaßen unter anderen Reliquien aufbehalten und gezeigt wird, ist in Wind, Regen und Schnee, vor Menschen und unvernünftigen Tieren sicher, unverletzt und unversehrt im Wald hängengeblieben und endlich im neunten Jahr vom heiligen Markgrafen Leopold, als er in dieser Gegend des Waldes jagte, unter Gesträuch und Hecken auf einem Hollerbaum (dessen Stamm auch noch vorhanden ist) ausgebreitet durch die bellenden Jagdhunde gefunden worden. Weil nun Leopold der Heilige durch das Auffinden des Schleiers erkannte, daß ihm dieser Ort für die Erbauung des von ihm vorgesehenen Gotteshauses von Gott auf wunderbare Weise gezeigt wurde, hat er alsbald den Schleier (welcher so viele Jahre unversehrt auf der Hollerstaude hängengeblieben war) voll Freude seiner Gemahlin nach Hause gebracht, die wundersame Auffindung mit allen Umständen erklärt, worauf sie höchst erfreut war und Leopold ungefähr mit den Worten angeredet haben soll:
"Geliebter Ehegemahl, dies ist der Ort, von welchem Gott will, daß er ihm geweiht werde."
Leopold ließ deshalb den Wald ohne Verzug aushauen, Stock und Stauden ausrotten, den Ort zubereiten, den Platz abräumen und alle möglichen Anstalten für den Bau treffen. Weil aber Leopold diesen Ort nicht als sein eigenes und freies Gut erkannte, hat er zur besseren Sicherheit in allen Städten und Märkten fünf Jahre hintereinander sich öffentlich als rechtmäßiger Herr dieses Grundes ausrufen lassen und denen, die rechtmäßigen Anspruch darauf ordentlich nachweisen konnten, ihr Grundstück doppelt bezahlt. Auf solche Weise wurde am 12. Juli 1114, weil die notwendigen Materialien dafür schon beschafft waren, an dem Ort, wo die Hollerstaude mit dem Schleier gestanden war, der Grundstein gelegt und angefangen zu bauen.
Originales Gewebe von Agnes' Schleier im Reliquienschaukasten im Stift Klosterneuburg (Bild: Klosterneuburg.net)
Namensbedeutung
Die Namensbedeutung von Leopold ist: "Der im Volk Kühne" (althochdeutsch). Der Name setzt sich aus den althochdeutschen Elementen "luit" für "Volk" oder "Leute" und "bald" für "kühn" oder "mutig" zusammen. Das erste Element wurde möglicherweise in Anlehnung an das lateinische Wort "leo" für "Löwe" geändert.
Attribute
Herzogshut, Hermelinmantel, Banner mit dem österreichischen Wappen, Kirchenmodell
Patron
von Österreich, Nieder- und Oberösterreich, von Wien; der Winzer
Bauernregel
Der Heilige Leopold / ist dem Altweibersommer hold.
Quellen
Adam Scharrer, Oesterreichische Marg-Graffen ... - Wien 1670
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