Die Heilige Brigitta, geboren in Schottland oder Irland (Ulster), war die erste Nonne in Irland. Sie soll um 524 gestorben sein. Ihr Gedenktag ist der 1. Februar, der Tag vor Maria Lichtmess. Dies, sowie der Klang ihrer englischen Namensform Bride (Bridget), der an "bright" = Glanz erinnert, hat wahrscheinlich ihre Beziehung zum Feuer und zum Licht unterstützt.
St. Brigid of Kildare ist ein Gemälde von Andrea Bowes (2019)
St. Brigid, eine der drei traditionellen Heiligen Irlands, wurde als Tochter eines heidnischen Königs und einer christlichen Mutter geboren. Es gibt viele Legenden über die heilige Brigid, aber eine der beliebtesten Geschichten erzählt von einer jungen Brigid, die als Zeichen der Gastfreundschaft für besuchende Mönche Wasser in Bier verwandelte.
Traditionell ist sie auch für ein mystisches Feuer bekannt, das jahrhundertelang in ihrem Kloster aus unbekannter Quelle brannte. Brigid wurde nach einer keltischen Göttin benannt, folgt jedoch einem christlichen Weg. Über ihrem Wohnhaus soll oft eine Flamme erschienen sein, und beim Kloster Kildare soll ihr ewiges Feuer unterhalten worden sein. Ihre Kirche befand sich unter einem Eichenbaum, und es wird angenommen, dass sie an die Stelle einer früheren Göttin getreten ist. Es werden zahlreiche Wunder von ihr berichtet. In Frankreich zeigt man Spuren ihrer Füße, Knie und Hände. Auf den westlichen britischen Inseln gilt sie als Frühlingsbotin.
Am 1. Februar legt die Hausfrau eine Puppe aus Hafer in einen Korb und einen Knüppel daneben, und alle heißen Bride willkommen. Am nächsten Morgen schaut man nach der Herdasche, und wenn man den Abdruck von Brides Knüppel darin sieht, gilt das als Vorzeichen für eine gute Ernte und ein gesegnetes Jahr.
In der Erzdiözese Köln und im Bistum Trier, wo Brigitta seit dem 10. Jahrhundert Kirchen und Kapellen hat, vertraut man ihr besonders die Kühe an, und in den Legenden über sie spielen Haustiere eine große Rolle. Die Bauern bei Lüttich holen von ihren Kapellen geweihte Erde für sich und ihr Vieh, um die Ställe vor bösem Zauber zu schützen. Im 15. Jahrhundert verhinderte ein Gebet zu Sainte Bride allzu gewaltsame Bewegungen der Kühe beim Melken. Auch in Tirol hilft ein Gebet zu ihr (und Kirchhofserde) gegen die "Vermeinung" des Viehs.
Das Anrufen ihres Stammbaums schützt in England gegen Verwundungen und bösen Blick. Das Beten der "Brigittenkrone" schützt vor allen Teufeln. Sie füllt leere Scheunen mit Getreide und ist eine Nothelferin für gebärende Frauen.
Brigida, helle Göttin und Hüterin des Feuers
Bevor die Christen Brigid als die Heilige Brigida von Kildare verehrten, war sie als die Tochter der Muttergöttin der Kelten bekannt. Ihr Name stammt vom Keltischen "Breo-Saighit", was frei übersetzt "flammender oder glänzender Pfeil" bedeutet. Brigid ist eine faszinierende Figur in der keltischen Mythologie: Sie herrscht über das Feuer und bewahrt es vor dem Erlöschen, wird als Schutzpatronin der Schmiedekunst, der Heilkunst, der Dichtkunst und als Göttin der Weisheit verehrt. Sie ist Beschützerin von Familien, Frauen und Säuglingen.
Gemäß der keltischen Mythologie ist Brigid die Tochter von Daghda, dem mächtigsten Hochkönig der Tuatha Dé Danann, dem mythischen Volk, das die Grüne Insel noch vor den Kelten bewohnte.
Die Kelten verehrten die Göttin Brigid an Imbolc, einem keltischen Mondfest, das in der Nacht vom ersten auf den zweiten Februar gefeiert wurde. Im keltischen Kalender gilt dieser Tag als Frühlingsbeginn, da die Göttin Brigid den Winter und den Frost vertreibt. Tatsächlich werden Anfang Februar die Tage merklich länger, die Sonne geht früher auf, und die Pflanzenwelt erwacht langsam aus dem Winterschlaf.
Wie bei vielen kirchlichen Festen ist auch hier die Platzierung im Jahreszyklus kein Zufall, denn schon in vorchristlicher Zeit wurde das wachsende Tageslicht mit einem Fest der Reinigung gefeiert. Mit Birkenbesen – die Birke ist der Baum der Lichtgöttin – wurden die Räume gekehrt. Altes musste raus, damit Neues entstehen konnte. Dies ist auch der Hintergrund des Monatsnamens: Februarius bedeutet nämlich „Reinigungsmonat“, von lateinisch februare „reinigen“. Im Römischen Reich wurde im Februar ein Sühne- und Reinigungsfest gefeiert, das "Februa" genannt wurde. Es war ein wichtiger Bestandteil des römischen Kalenders und diente dazu, das neue Jahr zu reinigen und von Unreinheiten zu befreien. Während dieses Festes wurden Reinigungsrituale und Opferhandlungen durchgeführt, um die Menschen und ihre Umgebung zu säubern und zu erneuern.
Die Kelten in Irland huldigten also der Lichtgöttin Brighid oder Brigha (Brigitte, Birgit), der vom „Strahlenkranz umgebenen Lichtjungfrau“ und hofften, dass die Herrin über die Sonnenstrahlen die Welt bald aus der Kältestarre holen würde. Sie beendet die Herrschaft des dunklen Winters. Im Jahr 542 wurde aus Imbolc Mariä Lichtmess, das genau zwischen der Wintersonnenwende und der Frühjahrs-Tag- und Nachtgleiche liegt.
Hl. Brighid von Kildare, hier in Brigids Wells
Imbolg, auch Imbolc oder Oimelc, das große keltische Reinigungsfest, kommt vom altirischen imb-folc („Rundum-Waschung“). Oimelc ist die Bezeichnung für das erste Milchgeben der Schafe im Frühjahr, weil zu dieser Zeit die ersten Lämmer geboren werden.
Im Althochdeutschen bedeutete "melc" milchgebend, trächtig und fruchtbar. Das Wort stammt vom germanischen melka-, melkaz, meluka-, melukaz ab, Adjektive, die milchig und milchgebend bedeuten. Diese Wurzeln sind mit dem indoeuropäischen mē̆lg̑-, meləg̑- verbunden, das abstreifen, wischen und melken bedeutet.
Der Vorfrühling ist auf einem Bauernhof eine besondere Zeit: Man rüstet ich für das Frühjahr und schafft Ordnung, sobald alles wieder langsam zum Leben erwacht. Man ist erfüllt von einem besonderen Geist des Neubeginns, der Erwartung und der Vorfreude!
Man sagt der keltischen Gottheit Brighid nach, dass sie den Saftfluss der Bäume, aber auch den der Menschen anregte. Interessant dabei ist, dass der Name Brighid ganz nah mit der "Birke", die in dieser Zeit bald Saft gibt, verwandt. Birkensaft soll im Vorfrühling bzw. je nach Witterung im Erstfrühling geerntet werden.
Birken im Winter – mit der ohne Schneekleid – strahlen stets Erhabenheit, Zuversicht und Würde aus
Der Wortstamm von Birke ist „bher“ = glänzend, leuchtend, hell; im Englischen „bright“ = strahlend, leuchtend; althochdeutsch „berath“ und mittelhochdeutsch „berth“ = glänzend und steht somit auch mit der Percht in Zusammenhang. Die Birke ist ja der heilige Baum der Göttin Brighid , deren Bedeutung ebenfalls wie der der Birke „die Lichtvolle“, „die Strahlende“ bedeutet.
Die Göttin Brighid bringt den Frühling und das Licht.
Brighid wird als Schutzfrau der Kinder und Haustiere verehrt. Sie ist die segensvolle Göttin der Liebe, der Weisheit, der Heilung und der Künste. Brighid war auch die große Bärenmutter, die von frühen Bärenkulten verehrt wurde. Interessanterweise hat das Wort Bär dieselbe Wortherkunft wie Birke, Percht und Brighid. Die rekonstruierte urgermanische Form berhta- oder berhtaz steht für das Adjektiv "licht", "hell" oder "glänzend" (wie oben). Dies entspricht dem altnordischen "bjartr" und dem altenglischen "beorht (1), bierht (1), briht (1), bryht (1)", welche ebenfalls "glänzend" oder "hell" bedeuten. Es bedeutet aber auch "hellbraun" und "braun". Im Germanischen wurde der Bären als 'der Braune' bezeichnet und mit Ableitungen der Wurzel indoeuropäisch bher- (hell)'braun' benannt.
Diese Wurzel erscheint in verschiedenen indogermanischen Sprachen mehrfach in Bezeichnungen für braune Tiere (siehe auch 'braun' und 'Biber'). Das germanische beran- führte zu ahd. bero (8. Jh.), mhd. ber, mnd. bāre, bār, bēre, mnl. bere, nl. beer, aengl. bera, engl. bear und wahrscheinlich auch zur Kompositionsform altnoridisch ber- 'Bären-' (Berserker).
Dem Bären, Birgids Begleittier, schreibt man das Wissen ums künftige Wetter zu; wenn zu Lichtmess der Bär seinen Schatten sieht, so kriecht er wieder auf sechs Wochen ins Loch, sagt eine Bauernregel. Regnet oder schneit es, so ist der Frühling nahe, und der Bär reißt seine Hütte ein (Schlesien). Ähnliches weiß man in Ungarn; sieht da der Bär zu Lichtmess seinen Schatten, kriecht er noch tiefer in die Höhle, legt er sich auf die andere Seite. Dasselbe, behaupten die Schweden, geschehe am 24. Februar. In Kärnten heißt es von Lichtmess: Wenn es am Morgen stürmt, so bleibt der Bär außerhalb seiner Höhle; ist es aber klar, so macht er einen Rundsprung und kriecht wieder hinein.
St. Brigid's Cross oder Brigidakreuz
Das St. Brigid's Cross oder Brigidakreuz ist ein bekanntes Symbol, das auch heute noch in Irland weit verbreitet ist. Es besteht aus Gräsern, die auf spezielle Weise miteinander verflochten sind. Am Tag der heiligen Brigida, dem ersten Februar, werden sie im Gottesdienst gesegnet und dann zu Hause aufgehängt, um das Haus vor Feuer zu schützen.
Die Legende des St. Brigid's Cross geht auf eine weitere Geschichte zurück. Ein heidnisches Stammesoberhaupt soll auf seinem Sterbebett nach Brigida verlangt haben, in der Hoffnung, durch ihre weisen Worte Seelenfrieden zu finden. Brigida kam und begann, den Sterbenden mit tröstenden Worten zu beruhigen. Währenddessen hob sie Gräser und Halme vom Boden auf und band sie zu einem Kreuz. Sie erklärte dem Sterbenden die Bedeutung des Kreuzes, woraufhin dieser so berührt war, dass er vor seinem Tod zum Christentum konvertierte.
Auch hier besteht eine enge Verbindung zur keltischen Mythologie, da das Brigidakreuz der heiligen Brigida höchstwahrscheinlich eher auf ein keltisches Symbol als auf christliche Legenden zurückgeht.
In Irland werden Brigids Kreuze ( abgebildet ) traditionell am St. Brigid's Day oder dessen Vorabend hergestellt. Ein Brigidenkreuz besteht normalerweise aus Binsen, die zu einem vierarmigen, gleichseitigen Kreuz verwoben sind. Sie werden traditionell über Türen, Fenstern und Ställen aufgehängt, um Brigid willkommen zu heißen und um Haus und Hof sowie deren Bewohner vor Feuer, Blitz, Krankheit und bösen Geistern zu schützen. Die Kreuze werden im Allgemeinen bis zum nächsten St. Brigid's Day hängengelassen. Die Biddy Boys sind eine Gruppe von Männern, die sich mit Strohhüten und Frauenkleidern verkleiden und mit einer Strohpuppe oder Brideog von Haus zu Haus gehen. Sie fordern Zutritt und unterhalten die Bewohner mit Musik und Gesang und fordern dann eine Belohnung.
Ihre Zeit hatte etwas Leichtsinniges, etwas Närrisches. Es gab lärmende Umzüge, „um das Korn aufzuweichen“, aber auch viele Späße, wie wir sie bis heute im Fasching treiben.
Quellen
Hanns Bächtold-Stäubli, Eduard Hoffmann-Krayer: Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens. 1927–1942, Berlin: De Gruyter.
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