Hl. Barbara — 4. Dezember
- Christa Berger
- 4. Dez. 2024
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Heute, am 4. Dezember gedenken wir der Heiligen Barbara. Sie ist eine der vierzehn Nothelfer. Als solche wird sie besonders zum Schutz vor plötzlichem Tod und als Beistand der Sterbenden angerufen. Nach altem Volksbrauch werden an ihrem Tag Zweige von Apfel- und Kirschbäumen abgeschnitten und ins Wasser gestellt, damit sie an Weihnachten blühen. In ländlichen Gegenden nahm man am Tage des Viehabtriebs solche Zweige von den Bäumen mit und schloss an Weihnachten aus der Anzahl der Blüten auf die Fruchtbarkeit der Tiere im kommenden Jahr.

Barbara, Jungfrau und Märtyrerin aus Nikomedien, Tochter eines reichen Heiden, wurde wegen ihrer Schönheit in einem Turm verborgen gehalten. Nach der Überlieferung von Origenes wurde sie im christlichen Glauben unterrichtet. Deswegen wurde sie von ihrem eigenen Vater dem Richter überliefert und hingerichtet.
Leben
Die Lebensgeschichte der Heiligen Großmärtyrerin Barbara ist in zahlreichen historischen Quellen überliefert. Sie lebte etwa im 3. Jahrhundert nach Christus in Nikomedia, Kleinasien (heutiges Izmit, Türkei). Ihr Vater Dioskoros sperrte sie aufgrund ihrer außergewöhnlichen Schönheit in einen Turm ein, wo sie zum Christentum konvertierte. Gemäß der Legende ließ sie ein drittes Fenster in den Turm einbauen, als Symbol für die Heilige Dreifaltigkeit. Als ihr Vater dies erfuhr, lieferte er sie aus, foltern und zum Tode verurteilten. Im Turm, in Erwartung ihrer Hinrichtung, empfing sie die Heilige Eucharistie durch einen Engel.

"Heilige Barbara", Meister der Lieferinger Bilder, datiert auf etwa 1460/70, Temperamalerei auf Tannenholz.
Vor ihrer Folter betete die Heilige Barbara für all jene, die sich an das Leiden Christi und ihren Tod erinnern würden. Nach ihrem Tod begab sie sich in die Hände des Herrn und unterwarf sich dem gerechten Gericht Gottes. Später wurde sie heiliggesprochen.
Ikonen zeigen sie oft vor einem Turm als Symbol ihrer Gefangenschaft und ihres Leidens, aber auch ihrer Erlösung. Seit dem Mittelalter wird die Heilige Barbara auf Ikonen häufig mit einem Kelch und dem Agnus Dei abgebildet, da sie als Schutzpatronin in der Stunde des Todes galt und als Zeichen ihrer Vereinigung mit Christus durch die Heilige Eucharistie.
Zusammen mit der Heiligen Dorothea von Cäsarea, der Heiligen Katharina von Alexandrien und der Heiligen Margarete von Antiochia gehört die Heilige Barbara zu den "vier vorzüglichen Jungfrauen" (virgines capitales), die zeitlose Liebe und Verehrung genießen.
Die drei Heiligen Jungfrauen sind die Schutzpatroninnen des Nähr- (Margareta von Antiochien), Lehr- (Katharina von Alexandria) und Wehrstandes (Barbara) entsprechend der Ständeordnung. Im ausgehenden Mittelalter gehörten diese drei zu den beliebtesten Heiligen und seit dem14. und 15. Jahrhundert zu den 14 Nothelfern.

Die drei Heiligen Madl mit ihren Attributen Rad und Schwert (Katharina), Turm (Barbara) und Märtyrerpalme (Margareta) entsprechend der Ständeordnung.
Für die Drei Heiligen Madl gibt es – mit Bezug auf ihre ikonographischen Attribute – einen volkstümlichen Merkspruch:
Margareta mit dem Wurm, Barbara mit dem Turm, Katharina mit dem Radl, das sind die drei Heiligen Madl.
Die drei Heiligen Mädchen wurde besonders im Rheinland mit Schwerpunkt im ehemaligen Bergkloster in Worms verehrt. Dort und in Süddeutschland waren sie auch als Embede, Wilbede und Warbede bekannt und genossen vom vom 13. bis zum 15. Jahrhundert große Verehrung, auch mit den Namen Ambet, Wilbet und Worbet. Im Alpenraum im Gebiet des früheren Rätien kennt man sie auch als Aubet, Cubet und Quere oder Ainbet, Gwerbet und Wilbet.

Steinskulptur von Warbede, Embede und Wilbede, um 1430, ursprünglich im ehemaligen Bergkloster, heute in der Nikolauskapelle im Dom in Worms. Die drei Jungfrauen Embede, Wilbede und Warbede wurden der Überlieferung nach von den Hunnen erschlagen.
Als Ursprung von zumeist weiblichen Heiligendreiheiten vermutet man vorchristliche Göttinnen. Die Vorliebe für Dreiergruppen scheint auf vorchristliche Bräuche und Vorstellungen, wie die keltischen Matronen oder die drei nordischen Schicksalsfrauen (Nornen) zurückzugehen. Antike keltische Steindenkmäler wurden manchmal später als christliche Heiligendarstellungen interpretiert und in den Kult aufgenommen. Matronen, auch bekannt als Matronae (lateinisch "matrona" für "Familienmutter, vornehme Dame", abgeleitet von "mater", Mutter) oder Matrae, sind Muttergottheiten in der römischen, germanischen und keltischen Religion. Sie treten häufig in der Mehrzahl auf, meistens in Dreizahl, und sind durch Inschriften und bildliche Darstellungen bekannt. Direkte Kontinuität von Figuren oder Namen konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Innerhalb der indogermanischen Religionen und Mythologien zeigen sie Verwandtschaft zu den römischen Parzen und den griechischen Moiren.

Weihestein des Lucius Caldinius Firminius an die Vaccalineischen Matronen aus Mechernich-Weyer: Es handelt sich um einen gallo-römisch-germanischen Matronenstein der Matronae Vacallinehae im Kreis Euskirchen, Eifel, Nordrhein-Westfalen. Die Inschrift lautet: "Matronis Vacallinehis Luc(ius) Caldinius Firmin(ius) L(ibens) M(erito)". Übersetzt bedeutet dies: „Den Vaccalineischen Matronen. Lucius Caldinius Firminius hat sein Gelübde gerne und verdientermaßen erfüllt.“ Auch in der Steiermark in Pieber wurden Reliefsteine mit Matronenabbildungen gefunden. Die höchste Funddichte von Matronensteinen weist aber die ehemalige römische Provinz Niedergermanien auf. Über 800 Matronensteine wurden bisher allein auf diesem Gebiet gefunden. Die Funde sind besonders häufig im südlichen Rheinland zu verzeichnen. Darüber hinaus wurden weitere Weihesteine in Südfrankreich und Süditalien entdeckt.
Die drei Nornen spinnen den Schicksalsfaden und werden mit Namen genannt: Urd (das, was geworden ist - Vergangenheit), Verdandi (das, was gerade wird - Gegenwart) und Skuld (das, was sein soll - Zukunft). Ihre Namen entsprechen also nordischen Vorstellungen der Zeit als Personifikationen der Vergangenheit (Urd), Gegenwart (Verdandi) und Zukunft (Skuld), die auch in mittelalterlichen Vorstellungskonzepten verbreitet waren. Obwohl diese Namen vergleichsweise jung sind, deuten sie auf eine alte germanische Vorstellung einer namenlosen Dreiheit von Schicksalsfrauen hin.

"Die Nornen" (1889) von Johannes Gehrts. Die drei Nornen umgeben ein Kind, denn sie sind nicht nur Schicksalsgöttinnen, sondern auch Geburtshelferinnen. Saxo Grammaticus berichtet, dass der Dänenkönig Fridleif bei der Geburt seines Sohnes Olaf den Nornen ein Opfer darbrachte. Die ersten beiden Nornen schenkten dem Kind herausragende körperliche und seelische Eigenschaften, während die dritte dem Kind das Laster des Geizes zuschrieb. Gemäß der Nornagest-Saga brachten die guten Nornen bei der Geburt von Nornagest dem Kind Glück und Ruhm, während die jüngste bestimmte, dass er nur so lange leben solle, wie die Kerze an seiner Wiege brenne. Daraufhin nahm die älteste Schwester das Licht, löschte es aus, gab es der Mutter zur Verwahrung und verschob so den Ausspruch der bösen Schwester, bis der Held schließlich selbst den Tod herbeiwünschte. Das Motiv der guten Wünsche durch gute Feen und Verwünschung durch eine böse Fee ist aus dem Märchen "Dornröschen" weithin bekannt.
Barbarazweige
Das Schneiden und Einwässern der Barbarazweige hat eine besondere Tradition. Wenn sie bis Weihnachten blühten, sollte ein Wunsch in Erfüllung gehen und Glück und Segen für das kommende Jahr anzeigen. Ursprünglich sollen es Schlehdornzweige gewesen sein, die geschnitten wurden, später wechselte man zu Zweigen von Kirsch- und Apfelbäumen.
Die Schlehe galt früher als eine Pflanze, die dazu genutzt wurde, Ernte und Wetter vorherzusagen. Man zählte die Tage zwischen dem Erblühen der Schlehe und dem 23. April, dem Georgitag, um den genauen Zeitpunkt für die Getreideernte um den Jakobitag (25. Juli) festzulegen. Ein vermehrtes Vorkommen von blühenden Schlehen galt im Volksglauben als Anzeichen für einen besonders strengen Winter.

Der Schlehdorn (Prunus spinosa) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Prunus, die zur Tribus der Steinobstgewächse (Amygdaleae) innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) gehört.

Fruchtende Schlehen (Anfang August): Der Name der Schlehe (von mittelhochdeutsch slēhe) leitet sich wahrscheinlich von der Farbe ihrer Frucht ab und stammt vom indogermanischen Wort (s)li ab, was "bläulich" bedeutet. Im Althochdeutschen wurde die Schlehe als sleha bezeichnet. Die schwarzblauen Schlehen wurden besonders im Fränkischen mit schönen Augen verglichen. Schon früh wurden sie, ähnlich wie Pflaumen, getrocknet und fanden in Küche, Keller und Apotheke vielfältige Verwendung: Man aß sie, wenn sie zuvor durch die Kälte mild geworden sind. Aus Schlehen wurden Getränke hergestellt: So wurde Bier aus Schlehen und sauren Beeren gebraut, oder es konnte auch wohlschmeckender Wein hergestellt werden, indem die Kerne gut mit der Frucht zerstoßen wurden, sog. Schlehenwein. Frucht und Blüte des Schlehdorns wurden zur Herstellung von Heilmitteln verwendet (Quelle aus 1406), weiters Schlehenblütenwasser, -branntwein, -compost, -confect, -conserve, -most, -musz, -saft, -trank, -wasser, -wein.
Der dornenreichen Schlehe wurde auch eine starke schützende Wirkung gegen Hexen zugeschrieben, weshalb Weiden und Höfe oft mit Schlehen umgeben wurden.
Es gibt zahlreiche Legenden, die sich mit dem frühblühenden, auffällig reinweißen Blütenschmuck der Schlehe befassen. In einer Legende aus Posen wird erzählt, dass der Kreuzdorn, dem die Schlehe zugeordnet ist, ihre Zweige für die Dornenkrone Jesu bereitgestellt haben soll. Um die Unschuld der Schlehe zu zeigen, habe Gott nachts unzählige weiße Blüten über dem Strauch ausgeschüttet.
Der Ursprung des Brauchs der Barbarazweige geht auf eine Überlieferung von der Heiligen Barbara zurück. Nach dieser Überlieferung blieb sie auf dem Weg in das Gefängnis mit ihrem Gewand an einem Zweig hängen. Um diesen abgebrochenen Zweig zu bewahren, stellte sie ihn in ein Gefäß mit Wasser. Überraschenderweise begann der abgebrochene Zweig genau an dem Tag zu blühen, an dem sie das Martyrium erlitt.
In vielen Gegenden wurde und wird noch der Brauch, am Barbaratag Zweige von Obstbäumen, vorzugsweise von Kirsch- und Apfelbäumen, aber auch Birken oder anderen Bäumen zu schneiden, in eine Vase zu stellen und an den warmen Ofen zu stellen, gepflegt.
Es gab auch bestimmte Vorschriften, wann man die Zweige holen sollte, etwa beim Vesperlauten oder wenn die Sonne aufging und diese voll darauf schien. Man erwartete, dass diese Barbarazweige am Christtag grünen und blühen würden.
Bauer und Bäuerin orakelten aus dem Blühen das Gedeihen des kommenden Jahres, hofften auf eine gute Obst- und besonders Kirschenernte oder im Allgemeinen auf ein fruchtbares Jahr. In manchen Familien wurde für jedes Mitglied ein besonderer Zweig aufgestellt. Wessen Zweig zuerst oder am schönsten blühte, hatte Glück zu erwarten. Mädchen schrieben den Namen ihres Geliebten auf den Zweig, um aus dem Grünen und Blühen auf die Erfüllung ihrer Hoffnungen und Sehnsüchte zu schließen.
Man maß ihm auch sonst magische Kraft zu und glaubte, man könne verborgene Dinge sehen, wenn man ihn zur Christmette mit in die Kirche nahm. Vereinzelt wurde er auch als Weihnachtsbaum aufgestellt. Mehr noch, ähnlich wie Zweige bei anderen Gelegenheiten, wurde er als Lebensrute benutzt. In ihr wurde die Triebkraft der Natur in den kommenden Frühling hineingetragen und die weiblichen Mitglieder der Familie, das weibliche Gesinde und die Mädchen im Dorf wurden an den Weihnachtstagen oder am Neujahrstag damit "gepeitscht" oder "gefitzelt".
Barbarabaum
Eine besondere Variante des Barbarazweigs ist das Brauchtum des Barbarabaums, der regional auch als Weihnachtsmaien bekannt ist und als Vorläufer unseres heute gebräuchlichen Christbaums ist. Bei einem Barbarabaum werden ganze Äste oder gröbere Zweige von Obstgehölzen verwendet, darunter auch Kastanie, Birke und Vogelbeere. Diese Äste wurden mit Äpfeln behängt. Die Bezeichnung Barbarabaum stammt von der Tradition, diese Äste einige Tage vor dem Gedenktag der Heiligen Barbara – einige Quellen erwähnen den Andreastag – zu schneiden und am Barbaratag in die warme Stube zu stellen. Auf diese Weise erblühten die Zweige rechtzeitig zum Weihnachtsfest. Ein solcher Barbarabaum konnte die gesamte Wand eines Zimmers oder einen ganzen Winkel der Stube einnehmen. Im 18. Jahrhundert wurde aufgrund der zunehmenden Plünderung von Obstbäumen das Aufstellen von Barbarabäumen vom Bayreuther Markgrafen untersagt.
Im Mittelalter wurden je nach Region Eibe, Stechpalme, Wacholder, Mistel, Buchs, Tanne oder Fichte im Haus aufgestellt oder aufgehängt. Die Tradition "Weihnachtsmaien", darunter auch grüne Tannenzweige, ins Haus zu stellen, ist bereits 1494 im "Narrenschiff" von Sebastian Brant dokumentiert. Ab 1535 gibt es Berichte, dass in Straßburg kleine Eiben, Stechpalmen und Buchsbäumchen verkauft wurden, die noch ohne Kerzen in den Stuben aufgestellt wurden. Die frühen Weihnachtsmaien waren mit Äpfeln geschmückt, die als Symbole des Paradiesbaums dienten. Die Tradition, Weihnachtsmaien mit Kerzen zu schmücken, entwickelte sich im Norden. An der Nordseeküste wurden sogenannte Weihnachtsgestelle aufgestellt, die aus Laubsägearbeiten bestanden, und als Kerzenhalter dienten.
Barbarakraut
Barbarea vulgaris, auch als Winterkresse bekannt, ist der Heiligen Barbara gewidmet. Der Name geht wahrscheinlich auch auf die Nutzung der Blätter als Wildgemüse bis in den Dezember hinein zurück, was mit dem Barbaratag am 4. Dezember zusammenfällt. Winterkresse eignet sich als Salat oder Gemüse und wird in der Naturheilkunde aufgrund ihrer blutreinigenden Wirkung geschätzt. Die frischen Blätter stehen bis in den Winter hinein als vitaminreiche Salatpflanze zur Verfügung. Zudem verleiht Winterkresse Fischgerichten eine scharfe und würzige Note.

Barbarakraut (Ersteller: jojoo64 | Credit: Getty Images/iStockphoto Urheberrecht: jojoo64)
Bräuche und Aberglauben
nach dem Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens
Es wurde geglaubt, dass man am Barbara-Tag nicht nähen sollte, da sonst die Hühner das ganze Jahr hindurch keine Eier legen würden. Wer an diesem Tag fastet und abends vor dem Schlafen einen Weiberrock unter das Kissen legt, kann im Traum seine zukünftige Lebensgefährtin sehen, zumindest nach dem Glauben oder der Überlieferung der Südslawen. Bei den Magyaren gilt dieser Tag als einer, an dem man versuchen sollte, Schätze zu graben. Bei den Südslawen ist er vorzugsweise der Tag der Zauberei. Die altgläubige Bäuerin kocht an diesem Tag "varicc" (Feldfrucht) zu Brei und prophezeit aus diesem vielerlei.
Der Barbara-Tag, bereits in den ältesten Kölner Festkalendern aufgeführt, gilt als besonderer Festtag, vorzüglich gefeiert von Bergleuten, Grubenarbeitern, Artilleristen und anderen. In Hassel (Luxemburg), wo sie z.B. zu den besonderen Heiligen der Diözese gehört, lassen (oder ließen) die Frauen eine Messe lesen, legen beim Opfergang um den Altar ein Gebund feinsten Flachses oder Werges auf den Muttergottesaltar als Opfer bzw. Geschenk für den Geistlichen, der die Messe liest. Der Tag ist am Rhein, ähnlich dem unmittelbar folgenden Nikolaustag, ein Geschenktag für die Kinderwelt. Bei den Christen in Aleppo erhalten die Kinder einen Teller mit gekochten Weizenkörnern und Zuckerwerk, worin ein Kranz von kleinen Kerzen steckt. In Kroatien gehen die Knaben im Dorf Gaben heischen.
Als Schutzheilige der Sterbenden, vorzüglich Schwerverwundeter, wird sie in der Todesstunde angerufen. Wer die Heilige Barbara verehrt, wird vor einem jähen und unbußfertigen Tod, das ist Tod ohne Sterbesakramente, bewahrt. Sie soll Schildwache halten, wenn das letzte (!) Sterbestündlein nachts zwischen fünf und sechs fällt. Auf ihre Hilfe in Todesnöten weisen bereits ältere Sprüche hin, und noch in jüngerer Zeit lebendige Gebete. Nach der "Legenda Aurea" wurde sie auch von gebärenden Frauen in unmittelbarer Lebensgefahr angerufen.
Von den Artilleristen wird die Heilige zur Abwehr gegen feindliche Geschosse angerufen, und ihr Tag wird außerordentlich gefeiert. Auf Arsenalen bringt oder brachte man ihr Bild an, und auf französischen und spanischen Kriegsschiffen heißt die Pulverkammer nach ihr „Ste Barbe“. Auch tragen Kanoniere ihr Bild wie ein Amulett, versehen mit einem Spruch, etwa mit der Bitte: „Heilige Barbara, hilf in der Not, schenk uns den Sieg, den Feinden den Tod“. Der Turm, den sie auf Abbildungen in der Hand, in den Armen oder neben sich hat, mag Anlass zu diesem Patronat gegeben haben. Sie wurde außerdem Schutzheilige aller, die mit Pulver arbeiten oder Feuer bekämpfen müssen.
Sie wurde auch Patronin der Berg- und Grubenarbeiter, die an ihrem Tag die Arbeit ruhen lassen, in festtäglicher Tracht und feierlichem Kirchgang ihr Fest begehen und in manchen Gegenden von den Grubenbesitzern bewirtet werden. Das sogenannte Brot der Barbara, ein Gebäck, das die Knappen des Rauriser Goldbergwerks von der Bergwerksköchin aufgrund des Knappenrechts erhalten, ist eine sogenannte Strutz aus Lebzeltenteig. Die Knappen stellen in der Barbara-Nacht Speisen und Getränke für die Bergmännel auf den Tisch der großen Stube des Berghauses, ähnlich wie es am Allerseelentag getan wird, als Seelenopfer am Hausaltar. Die Bergleute empfehlen sich ihrem Schutz vor einem plötzlichen Tod. Ein Bergmann, der ihr zu Ehren an ihrem Tag in der Grube ein Licht brennen lässt, stirbt eines natürlichen Todes. Bei der Einfahrt ins Bergwerk stimmen Bergknappen des Conzenbergwerks im Kanton St. Gallen ein Lied an, in dem am Schluss ihr Beistand erfleht wird: „Und wenn wir aus- und einfahren, St. Barbara, steh' uns bei“.
Auch gegen Blitzgefahr muss und musste sie helfen und wird deshalb in Formeln (Wettersegen) des 15. und 16. Jahrhunderts wiederholt genannt, auch in Gewittersprüchen oder Bannsprüchen, etwa bei den Südslawen ("Heilige Barbara, schiebe die Wolken auseinander") und in Liedern, die Kinder bei einem Gewitter singen, besonders nachts.
Nach ihr und den Heiligen Jungfrauen Margareta und Katharina werden häufig Kirchenglocken benannt, besonders Wetterglocken, die bei schweren Gewittern geläutet werden. Daher wird sie auch von den Glöcknern als Patronin verehrt. An ihrem Tag stattet man in der Schweiz den Glocken der Dorfkirche einen Besuch ab.
Seltsamerweise wurde sie (oder wird sie) in Nennig gegen Blattern angerufen, die selbst Barbara-Blätter heißen. Der Besitz der Barbara-Wurzel (Allium victorialis, Siegwurz, Kraftwurz) verleiht Unverletzbarkeit (Allemannisch).
Attribute
Turm mit drei Fenstern, Kelch und Hostie, Kanonenrohr, Fackel
Patronin
von Paternò bei Catania auf Sizilien, Taverna bei Catanzaro in Kalabrien und Rethymno auf Kreta;
des Bergbaus, der Türme, Festungsbauten und der Artillerie; der Bergleute, Geologen, Architekten, Maurer, Steinhauer, Zimmerleute, Dachdecker, Elektriker, Bauern, Metzger, Köche, Glöckner, Glockengießer, Feuerwehrleute, Totengräber, Hutmacher, Artilleristen, Waffenschmiede, Sprengmeister, Buchhändler, Bürstenbinder, Goldschmiede, Sprengmeister und Salpetersieder; der Mädchen, Gefangenen, Sterbenden; für eine gute Todesstunde; gegen Gewitter, Feuersgefahren, Fieber, Pest und jähen Tod; der Diözese Katowice
Bauernregeln
Nach Barbara geht's frosten an, / kommt's früher, ist nicht wohlgetan.
Geht Barbara im Klee, / kommt's Christkind im Schnee.
Geht St. Barbara in Grün, / kommt's Christkindel in Weiß.
St. Barbara mit Schnee, / im nächsten Jahr viel Klee.
Barbara im weißen Kleid, / verkündet gute Sommerzeit.
Sankt Barbara kalt und mit Schnee / verspricht viel Korn auf jeder Höh'.
Knospen an St. Barbara, / sind zum Christfest Blüten da.
Zweige schneiden zu St. Barbara, / Blüten sind bis Weihnachten da.
Auf Barbara die Sonne weicht, / auf Lucia sie wiederum herschleicht. - So vor der gregorianischen Kalenderreform, als der Luciatag der kürzeste des Jahres war; aktualisiert: Auf Barbara die Sonne weicht, / auf Agatha sie wiederum herschleicht.
Nach Barbara (4. Dezember) geht’s frosten an, kommt’s früher, ist nicht wohlgetan.
Quellen
Bächtold Stäubli Hanns Hoffmann Krayer Eduard (1987): Handwörterbuch Des Deutschen Aberglaubens. Vollständig Band 01 Bis 10. Berlin.
Käthe Zimmermann (1951): Römersteine in Piber bei Köflach Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark Jahrgang 42.
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