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Hl. Andreas — 30. November


Am 30. November ist der Gedenktag des Heiligen Andreas. In der sogenannten Andreasnacht zogen einst maskierte Kinder von Haus zu Haus, sangen Verse und wurden dafür als Belohnung beschenkt. Dieser Nacht werden auch magische Kräfte zugeschrieben, und dem Volksglauben nach können in dieser Löselnacht heiratswillige Mädchen in dieser Nacht ihren zukünftigen Ehepartner im Spiegel sehen. Daher wird sie mit der Ehevermittlung, dem Eheglück und dem Kindersegen in Verbindung gebracht. Doch auch die Wilde Jagd soll in dieser Nacht erstmals in der dunkelsten Zeit des Jahres durch die Lüfte brausen! Andreas war einst ein Bauernfeiertag und bringt manchenorts die erste Klöpfelsnacht. Zudem ist der Andreastag ein bedeutender Lostag für Wettervorhersagen. Der Dezember wurde auch Andreasmonat genannt.


Heiliger Andreas in der Freiberg am Neckar-Beihingen — Amanduskirche. Die Amanduskirche aus dem 16. Jahrhundert wurde ursprünglich als Wehrkirche angelegt und liegt auf einer Anhöhe über dem alten Ortskern. Sie ist sehenswert wegen ihrer baulichen Vielgestaltigkeit mit Elementen aus vielen Epochen, ihrer Ausmalungen und ihrer wertvollen Orgel von 1766, deren Prospekt erhalten blieb und deren Klangkörper 1981 nach dem alten Vorbild erneuert wurde.


Der 30. November, der letzte Tag des Nebelungs, ist dem Heiligen Apostel Andreas geweiht. Da dieses Datum auch offiziell das Ende des Kirchenjahres markiert, hatte es in früheren Zeiten eine ähnliche Bedeutung wie der heutige Silvestertag im bürgerlichen Kalender. Der Andreastag leitet zudem die Adventszeit ein, und die Andreasnacht gilt als Vorabend zum Advent. Die liturgische Festfarbe ist rot. Aufgrund seiner Position am Ende des Kirchenjahres und zu Beginn der Adventszeit ist der Andreastag mit zahlreichen Bräuchen, Aberglauben und Traditionen zum Jahresende und -anfang verbunden. Insbesondere die Nacht zuvor, die als Losnacht bekannt ist, wurde von heiratswilligen Mädchen genutzt, um abergläubische und spielerische Liebes- und Heiratsorakel durchzuführen.





Der Wunsch nach der großen Liebe und einer guten Ehe stand im Losgeschehen der Andreasnacht im Mittelpunkt. Soldatenliebe. Ansichtskarte / Postkarte Baluschek, Hans, Volkslieder Nr. 21, Hinter Metz bei Paris in Chalons




Leben des Hl. Andreas

Der Apostel Andreas stammte ursprünglich aus Betsaida in Galiläa am See Genezareth und gehörte zu den ersten vier Jüngern, die von Jesus berufen wurden. Daher ist er im Rang nur dem Petrus und dem Paulus nachstehend. Als Fischer lebte er in Kafarnaum am See Genezareth, missionierte jedoch nach Jesu Tod vorwiegend in Gebieten südlich des Schwarzen Meeres, in Thrakien und Griechenland. Am 30. November des Jahres 60 soll er als Märtyrer in der griechischen Stadt Patras gestorben sein. Andreas wurde angeblich an ein schräges Kreuz gebunden, das aus zwei diagonal aneinandergelegten Holzbalken bestand, und zu seinem Attribut wurde.


Das Fest des Heiligen Andreas am 30. November ist bereits seit dem 4. Jahrhundert belegt und wurde von Kirchenlehrer Gregor von Nazianz (329-390) erwähnt.



Reliquien

Die Reliquien des Apostels Andreas wurden 357 in einem Triumphzug von Patras nach Konstantinopel überführt und fanden ihre Ruhestätte in der Apostelkirche von Konstantinopel. Während des 4. Kreuzzuges 1203/1204 wurden sie zum Schutz vor den Türken nach Amalfi gebracht. Ein kleiner Teil wurde 2007 dem ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel zurückgegeben. Eine Armreliquie gelangte 1257 nach Köln und befindet sich seit 1997 im Apostelschrein in der Kirche St. Andreas. Die vordere Hälfte des Hauptes wurde Papst Pius II. im Jahr 1462 übergeben. Es gibt unterschiedliche Überlieferungen darüber, wie diese Reliquie nach Rom gelangte. Eine Überlieferung berichtet, dass sie bereits im Jahr 356 in Patras entstand und dort verblieb, während eine andere behauptet, sie sei in Amalfi entstanden und später von Papst Pius II. nach Rom gebracht worden.



Andreaskreuz

Andreas' Attribut ist das Andreaskreuz. Es ist ein Kreuz, das aust zwei diagonal verlaufenden sich kreuzenden Balken (X) besteht. Es ist als Symbol an Bahnübergängen zu finden und gehört zudem zur schottischen und britischen Nationalflagge.


Der Legende nach hat Andreas an einem solchen Kreuz den Märtyrertod erlitten.


Das Andreaskreuz wird nicht nur als Schutzmittel gegen Blitze verwendet, sondern auch zum Losen, siehe unten. Schlüssel, deren Bart ein Andreaskreuz aufweist, werden etwa dafür genutzt, um Diebe zu entdecken, wie in einem Ritual aus dem Mittelalter angewiesen wird: Eine Schüssel mit Wasser wird in einen mit einem schrägen Kreuz markierten Kreis gestellt, um den Dieb zu identifizieren:

„deinde scutella cum aqua imponatur circulo, transversa obliquaque mixtim cruce insignito.“

("Dann wird eine Schüssel mit Wasser in einen Kreis gestellt, der mit einem gekreuzten und schrägen Kreuz markiert ist.")



Die Form des Andreaskreuzes wird oft in rituellen Formeln verwendet, um anzuzeigen, dass ein Kreuzzeichen gemacht werden soll. Zudem ziert es häufig Gegenstände, die als Schutz vor Übel oder negativen Einflüssen dienen.



Andreasnacht als Losnacht

Nach altem Volksglauben wird die Andreasnacht, ähnlich wie Weihnachten, Silvester oder der Tag des Heiligen Thomas (21. Dezember), als besonders geeignet angesehen, um den zukünftigen Ehepartner zu binden oder zumindest zu erfahren, wer er ist. Diese Vorstellung beruht darauf, dass der Heilige Andreas nicht nur als Schutzpatron der Fischer, sondern auch der Liebenden und des Ehestandes verehrt wird.

Orakeln in der Andreasnacht, die einst eine wichtige Losnacht war.


Ein besonders beliebtes Hochzeitsorakel ist das sogenannte "Andreseln", bei dem heiratswillige Mädchen und Frauen versuchten herauszufinden, wer ihr zukünftiger Ehemann sein könnte. Ein Beispiel dafür war das Schälen eines Apfels in einer bestimmten Art und Weise, um ein langes Band zu erhalten, das sie dann hinter sich warfen. Die Form der gefallenen Apfelschale wurde dabei interpretiert, um den Anfangsbuchstaben des potenziellen Bräutigams zu enthüllen. Früher hieß es auch, ein Mädchen, das einen Apfel nicht schälen kann, ohne dass die Schale bricht, ist noch nicht heiratsfähig.



Die Losrituale variieren: Man kann in das Feuer schauen und dabei ein Sprüchlein oder Gebet aufsagen (Andreasgebet, siehe unten) oder in einen Spiegel, in der Hoffnung, dass der Zukünftige darin erscheint. Eine andere Tradition beinhaltet das Essen einer Semmel in drei Bissen, und die Person, die einem als Erstes begegnet, gilt als der Auserwählte. Die Brüder Grimm haben in ihren "Deutschen Sagen" eine ähnliche Praxis festgehalten:


„Es ist Glaube, dass ein Mädchen in der Andreas-Nacht, Thomas-Nacht, Christ-Nacht und Neujahrsnacht seinen zukünftigen Liebsten einladen und sehen kann. Es muss einen Tisch für zwei decken, es dürfen aber keine Gabeln dabei sein. Was der Liebhaber beim Weggehen zurücklässt, muss sorgfältig aufgehoben werden, er kommt dann zu derjenigen, die es besitzt und liebt sie heftig. Es darf ihm aber nie wieder zu Gesicht kommen, weil er sonst der Qual gedenkt, die er in jener Nacht von übermenschlicher Gewalt gelitten und er des Zaubers sich bewusst wird, wodurch großes Unglück entsteht.“

Ein anderer Brauch ist das Pantoffelwerfen, bei dem ein unverheiratetes Mädchen seinen linken Pantoffel über die Schulter zur Tür wirft. Wenn der Pantoffel mit der Spitze zur Tür fällt, bedeutet das, dass es noch im selben Jahr heiraten wird. In Polen gibt es in der Andrzejki genannten Andreasnacht einen ähnlichen Brauch, wobei aus den Schuhen aller anwesenden Mädchen eine Schlange bis zur Tür gebildet wird, indem man jeweils den letzten Schuh an die Spitze setzt. Das Mädchen, dessen Schuh die Tür berührt, wird als erstes heiraten.


"St. Andreasnacht". Kreidelithographie, 1851, von Wilhelm Camphausen (1818–1885).

Die Bedeutung des Heiligen Andreas für Ehe, Liebe und weibliche Fruchtbarkeit wird auf verschiedene Gründe zurückgeführt. Einerseits wird eine Beziehung zum Gott Frey angeführt, andererseits wird auf das Gleichnis von den zehn Jungfrauen am letzten Sonntag vor dem Advent verwiesen. Zudem spielt die Antiphon

"concede nobis hominem justum" — "Schenke uns den rechten Mann"

im Festes-Offizium am Andreastag eine Rolle.


Henryk Siemiradzki (1843–1902), ein polnischer Künstler, schuf das Gemälde mit dem Titel "St. Andreasnacht" im Jahr 1867.



Andreasgebet

Die Bedeutung des Heiligen Andreas für Ehe, Liebe und weibliche Fruchtbarkeit wird auf verschiedene Ursprünge und Verbindungen zurückgeführt. Eine Theorie besagt, dass seine Rolle in diesen Bereichen auf einer alten Beziehung zum Gott Frey basiert. Frey, eine zentrale Gestalt der nordischen Mythologie, war ein Gott der Fruchtbarkeit, des Wohlstands und der Liebe. In der Christianisierung könnten einige seiner Eigenschaften symbolisch auf den Heiligen Andreas übertragen worden sein, wodurch dieser im Volksglauben zum Schutzpatron der Liebenden und der Ehe wurde.


Das Andreasgebet ist ein vor allem in Österreich verbreiteter Brauch, der als eine Art Heiratsorakel dient. Es wird in der Andreasnacht gesprochen. Ähnliche Bräuche finden sich auch in der Thomasnacht (21. Dezember).


In manchen Orten hoffen in der Nacht vor dem Andreastag Mädchen von ihrem zukünftigen Mann zu träumen, jedoch ohne zu fasten, wie vor dem Agnestag, sondern, indem sie zuvor Wein trinken und Gebete in völliger Nacktheit verrichten und dabei einen Strohsack (als Symbol für das Hochzeitslager) treten oder mit einem neuen Besen ihre Kammer kehren und dabei zum Beispiel folgenden Text aufsagen:


Heiliger Andreas, ich bitt’ dich,

Bettstatt, ich tritt dich,

lass mir erscheinen

den Herzallerliebsten mein!


Eine etwas längere Version ist folgende:


Andreas, heiliger Schutzpatron,gib mir doch nur einen Mann,

und lass mich im Bild ihn sehn,ob er hässlich oder schön,

ob er geistlich oder weltlich,ob er jung ist oder ältlich,

ob’s ein Junker, stolz und frei,ob er arm, doch fromm dabei.

St. Andreas zeig’ mir’s an,ob und was ich hoffen kann.

St. Andreas, ich bitte Dich!Denk doch dieses Jahr an mich!


Der Text des Andreasgebets hat aber oft auch einen leicht zotenhaften Unterton, wie in diesem Beispiel:


Andresgen, Mann, Bescherer,

Du treuer Jungfern Lehrer,

hier steh ich splitternackt!

Wann wird die Stunde kommen,

daß einer mich genommen,

und mein Brautbett knackt?



Andreasreiser

Vor der Verbreitung des Brauchs, Barbarazweige zu schneiden, existierten die sogenannten "Andreasreiser". Diese sollten Glück bringen, wenn sie am Andreasabend um sechs oder neun Uhr abends geschnitten wurden. Dabei mussten die Reiser von sieben verschiedenen Bäumen und Sträuchen stammen: Apfelbaum, Birnbaum, Kirschbaum, Pflaumenbaum, Holunderbaum sowie von einem Johannisbeerstrauch und einem Stachelbeerstrauch. Das stille Sammeln von Kastanien-, Birken-, Weiden-, Flieder- und Obstbaumzweigen am Andreasabend sollte im Winter den Frühling ins Haus holen und gehört ebenfalls dazu.


Von der Bedeutung des Andreastages als Feiertag zeugen noch Sagen, die von seiner Entweihung durch Arbeit am Vorabend und von der Strafe dafür erzählen. Am Tage zuvor soll niemand spinnen.

Auch liefen Kinder maskiert und lustige Verse aufsagend von Haus zu Haus und wurden dafür beschenkt. Diese Form des Heischebrauches kam in verschiedenen Variationen über die Wintermonate von Allerheiligen bis zumindest 5. Jänner in der Dreikönignacht oftmals vor.


Kletzenbrot war früher ein typisches Weihnachtsgeschenk. Noch im 20. Jahrhundert war es eine Zugabe beim Dienstbotenwechsel als Zusatz zur Entlohnung. Man buk es am Tag des Heiligen Andreas oder am alten Tag des Heiligen Thomas und schnitt es am Heiligen Abend oder am Stephanitag an. Dies besorgte der Hausvater, der es an Kinder, Knechte und Mägde verteilte.



Anklopfnächte

Die Andreasnacht ist die erste Anklopfnacht, auch bekannt als Klopfnacht oder Klöpfelnacht. Diese Nächte, die auch unter verschiedenen regionalen Namen wie Kloplinsnächte, Klöpfleinsnächte, Kräflsnächte, Bosselnächte, Anglöckelnächte oder Heilige Nächte bekannt sind, finden in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz statt. Sie erstrecken sich über die drei letzten Donnerstage vor Weihnachten und stehen symbolisch für die Herbergssuche von Josef und Maria vor der Geburt Jesu in Bethlehem. Ein verbreiteter Brauch in dieser Zeit ist das Klöcklsingen. Der Anklöpfelbrauch wurde erstmals 1520 von Johannes Boemus als Kinderheischebrauch beschrieben. In der Geschichte kam es aufgrund von Verstößen gegen den "öffentlichen Anstand" oder der als unchristlich empfundenen Natur des Brauchs zu wiederholten Verboten oder Einschränkungen. Im Zuge der Gegenreformation setzte eine bewusst christliche Ausformung des Anklöpfelns ein, wobei regionale Unterschiede bis in die Gegenwart bestehen.


Bis heute haben sich im Anklöpfelbrauchtum im Wesentlichen vier Elemente erhalten: Glück- und Segenswünsche, das Heischen oder Bitten um Beschenkung und Bewirtung, die Anlehnung an das Weihnachtsgeschehen sowie das Aufsagen von Versen und Gegenversen zwischen Anklöpflern und Hausbewohnern. Diese Elemente prägen jedoch das Erscheinungsbild des Anklöpfelns je nach Region unterschiedlich, entweder als Heische- oder als Einkehrbrauch, bei dem man in die Stube eines Gastgebers eingeladen wird.


Anklöpfeln im Tiroler Unterinntal (Bild: unesco.at)


Es gibt auch Variationen des Brauchs, wie beispielsweise das Klöcklsingen im oberbayerischen Berchtesgadener Land oder das Anklöpfln im Tiroler Unterland (Leukental, Brixental). Hier gehen nach wie vor als Hirten verkleidete Kinder und Jugendliche von Haus zu Haus, um Lieder und Gedichte mit Bezug zum nahenden Heiligen Abend im regionalen Dialekt vorzutragen. Die Motivation zur Pflege des Brauchs kann dabei die Aufbesserung des Taschengeldes oder das Sammeln für einen guten Zweck sein.


Das Anklöpfeln im Tiroler Unterland wurde 2011 als immaterielles Kulturerbe in die Liste der UNESCO aufgenommen.



St. Andreas und die Wilde Jagd

Der Heilige Andreas steht an der Schwelle zum Advent, jener Zeit der Erwartung und der Sehnsucht, in der die Dunkelheit der langen Nächte noch gnadenlos um sich greift. Es ist eine Zeit, die schon unsere Ahnen fürchteten: eine Zeit, in der die Totenschar der Wilden Jagd durch die Lüfte brauste und besonders in den zwölf Rauhnächten ihre Zauberkräfte entfesselte. Die Menschen suchten Schutz vor den unheimlichen Mächten der Finsternis, und inmitten dieser düsteren Nächte wuchs die Sehnsucht nach Befreiung und nach dem Licht, das die Dunkelheit durchbricht und neue Hoffnung schenkt.


Die Andreasnacht fällt in die Zeit der dunklen Herbst- und ersten Winterstürme, die oft mit der Wilden Jagd in Verbindung gebracht wurden – einem Geisterzug übernatürlicher Gestalten, die über den Winterhimmel jagen. Im Volksglauben galt diese Zeit als besonders gefährlich, da man glaubte, dass böse Geister und Dämonen, aber auch alte Götter und Göttinnen und die Percht durch die nächtlichen Himmel Europas zogen.


Auch die Zeit der Percht beginnt, wenn die Ernte eingebracht ist und die Tage spürbar kürzer werden. Regen, Wind und Herbststürme fegen über das Land, und der Geruch von verwelktem Laub erfüllt die Luft – Vorboten ihrer düsteren Herrschaft. In den Nebelschleiern, die über Felder und Wälder ziehen, glaubt man, Geisterpferde oder die unheimliche Schar der Wilden Jagd zu erkennen. Alles in dieser Zeit scheint dem Tod näher als dem Leben zu stehen, eine Phase des Übergangs, in der die Grenzen zwischen den Welten durchlässig werden. Die Percht wird häufig als Begleiterin oder gar als Anführerin der Wilden Jagd beschrieben. In dieser Rolle durchstreift sie die winterlichen Nächte, umgeben von ihrer Schar aus Geistern, Dämonen und Seelen der Verstorbenen. Als mythische Gestalt vereint sie Züge einer Göttin, einer Todesbotin und einer Richterin, die über Ordnung und Sühne wacht. Ihre Verbindung zur Wilden Jagd unterstreicht ihre Macht über die Grenzen von Leben und Tod und macht sie zu einer zentralen Figur der dunklen Jahreszeit.


Der Seelenzug der Frau Percht. Man glaubte, dass alle verstorbenen ungetauften oder ermordeten Kinder im Schutz der Dunkelheit angeführt von der Seelenmutter Percht herumgehen würden.


Die Wilde Jagd wurde als Vorzeichen für Katastrophen wie Kriege, Dürren oder Krankheiten gedeutet, ihr Erscheinen konnte auch den Tod desjenigen ankündigen, der sie beobachtete. In manchen Überlieferungen heißt es, dass Zeugen der Jagd selbst ein Teil des Geisterzuges werden konnten, oder dass die Seelen Schlafender mitgerissen wurden, um an der Jagd teilzunehmen. Der Vorstellung nach zieht der Geisterzug mit einem fürchterlichen Gerassel unter Schreien, Johlen, Heulen, Jammern, Ächzen und Stöhnen durch die Lüfte. Manchmal ertönt aber auch liebliche Musik, was dann meist als gutes Zeichen verstanden wird; ansonsten kündigt er Unheil an. Am Zug nehmen Männer, Frauen und Kinder teil, meist solche, die vorzeitig einen gewaltsamen oder unglücklichen Tod gefunden haben. Somit besteht der Zug aus den Seelen jener Menschen, die „vor ihrer Zeit“ gestorben sind  also durch Umstände, die vor dem natürlichen Tod im Alter eintraten.

Wilde Jagd von Johann Wilhelm Cordes, 1856


Um die bösen Geister, Zauberei und Krankheiten abzuwehren, schnitten die Menschen früher „Andreaszweige“, die sie als Talisman in Kreuzform (X) vor die Haustüre legten.



Attribute und Darstellung des Heiligen Andreas

Der Heilige Andreas wird in der Kunst zumeist mit einem langen, dunklen Bart dargestellt. Zu seinen Attributen zählen das Querkreuz (lat. crux decussata), die Schriftrolle und der Fisch, der oft von einem Netz begleitet wird – eine Darstellung, die erst im Mittelalter an Popularität gewann. Zudem erscheint er häufig unbeschuht, mit einem Strick.


Mattia Preti: Altarbild, 1650/1651, in der Kirche Sant'Andrea della Valle in Rom




Patron

von Russland, Rumänien, Schottland, Spanien, Griechenland, Sizilien, Niederösterreich, Burgund und der Achaia in Griechenland; von Ravenna, Brescia, Amalfi, Bordeaux, Brügge und Patras; der Orthodoxen Kirchen; der Fischer und Fischhändler, Bergleute, Seiler, Metzger und Wasserträger; für Ehevermittlung, Eheglück und Kindersegen; gegen Gicht, Halsschmerzen, Krämpfe und Rotlauf (Andreaskrankheit), des Erzbistum Warmia/Ermland, der Diözese Amalfi-Cava de' Tirreni; des Patriarchats von Bukarest




Andreas im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens

Mit dem Andreastag, der fast mit dem Beginn des Kirchenjahres zusammenfällt und daher manche Neujahrsbräuche an sich gezogen hat, beginnt eine aller Art von Weissagung offene Zeit. Was einem in der Andreasnacht träumt, geht in Erfüllung. Der Bursche, der am Andreastage einem Mädchen zuerst begegnet, wird ihr Mann. Die Andreasnacht ist eine der sogenannten Losnächte. Vor allem suchen heiratslustige Mädchen den zukünftigen Liebhaber zu Gesicht zu bekommen, sei es im Traume oder in einer Spukgestalt, oder wenigstens irgendeinen Anhaltspunkt für seine Herkunft und Art zu gewinnen. Die dazu angewendeten Mittel sind fast zahllos, wiederholen sich übrigens zum großen Teil auch zu anderer Zeit und Gelegenheit, namentlich zu Neujahr. Die häufigsten sind folgende:


Das Mädchen kniet am Abend vor ihr Bett und bittet den Hl. Andreas in einem herkömmlichen Spruche, ihr im Traum den künftigen Liebsten zu zeigen. Oder es setzt sich dazu auf den Bettrand oder steigt rückwärts oder mit dem linken Fuß zuerst ins Bett, springt darauf herum, tritt gegen die Bettlade und schüttelt sie. Geschüttelt wird auch der Zipfel der Bettdecke, der Zaun, im Besonderen der Gartenzaun (der erste, der vorbeigeht, ist der Zukünftige), oder ein Erbzaun (ein bellender Hund zeigt dann die Richtung an, woher der Ersehnte kommt); ferner die Wäschestange oder ein Baum. Auch wickeln die Mädchen bunte Bänder um Zaunpfähle, sehen am anderen Morgen zu, wie der Zaun beschaffen ist, und entnehmen daraus die Art ihres Bräutigams. Das Mädchen legt auch ein Silberstück vors Bett, tritt mit dem Fuß darauf und betet, dass ihr der Zukünftige im Traume erscheine. Zu gleichem Zwecke streut es Getreide oder Leinsaat unter das Kopfkissen oder in alle vier Winkel der Kammer. Oder es legt Zettel und Sprüche unter den Kopf oder einen Spiegel; oder es sieht in den Spiegel oder durch ein Astloch. Auch setzt es sich an den Herd und sagt ein Vaterunser rückwärts her, oder sieht nackt in den Schornstein (Nacktheit ist überhaupt bei vielen dieser Handlungen Vorschrift). Verbreiteter Brauch ist, dass das Mädchen (nackt, mit einem neuen Besen) die Stube fegt oder den Tisch deckt und mit Speisen besetzt. Allerlei Schlüsse kann man auch aus dem Bleigießen ziehen, sowie aus dem ins Wasser geschütteten Weißen eines Eies, aus schwimmenden Schälchen und Lichtern oder Papierpfennigen. Im klaren Wasserspiegel, selbst im Wasserglas, kann man den Freier schauen. Das Greifen von Gegenständen aus dem Wasser gibt manchen Hinweis, desgleichen das Scheitergreifen und das Greifen in den Schafstall. Nicht minder bedeutend ist das Horchen auf das Echo, auf die Reden im Nachbarhaus, auf die Stimmen im Hühnerstall nach dem Anklopfen oder auf die Antwort der Kuh. Auch Kreuzwege laden zum Horchengehen ein, und selbst auf das frische Grün legt das Mädchen sein Ohr und lauscht, ob nichts zu hören sei. Das Körnerpicken des Hahnes und der sich der Glücklichen zuwendende Gänsereich verheißen Heirat. Das Mädchen schreibt auch die 24 Buchstaben mit Kreide an die Tür und greift mit verbundenen Augen danach. Der getroffene ist der Anfangsbuchstabe des Namens des künftigen Geliebten. So werden auch auf zwölf Zettel die Namen begehrenswerter Freier geschrieben und unter dem Zwölfuhrläuten zum Fenster hinausgeworfen bis auf einen, den das Mädchen unter das Kopfkissen legt; am anderen Morgen weiß sie ihren Zukünftigen. In verschiedener Art kommt das Werfen zur Anwendung, namentlich das Werfen des Schuhes, eines Strohkranzes oder Holzspanes auf einen Baum, oder einer heil gebliebenen Apfelschale, die den Namensanfang des künftigen Liebhabers ergibt. Das Essen eines Apfels bewirkt dessen Erscheinen; auch das Essen eines Herings. Die Mädchen tun auch Strumpf- oder Kopfbänder in eine Mulde, schwingen sie, und die, deren Band zuerst herausspringt, heiratet zuerst. Aus den in Wasser gestellten Apfel- oder Holunderzweigen, die zu Weihnachten blühen, schließt man auf die Zeit der Hochzeit. Wenn ein Mädchen am Andreasmorgen an einem Gewässer eine Knospe an einem Strauche entdeckt, wird es bald heiraten. Im Emmental backen die Mädchen Brötchen, zu denen sie das Mehl aus drei Häusern zusammengebettelt haben. Im Traum erscheint dann der Zukünftige. Im Sarganserland zwingt das Mädchen den künftigen Freier zu einem Stelldichein, wenn es „G s c h i r r b l ä t z“ siedet und immer darin herumstochert. Alle diese Mittel und noch manche andere gehen untereinander verschiedenartige Verbindungen ein und sind oft noch mit allen möglichen Einzelbestimmungen belastet und in ihrer Ausführung erschwert. Obrigkeit und Kirche verurteilen diese „schädliche superstitiones“, auch wenn sie nicht unter Anrufung des Teufels geschehen, der sich mitunter hineingemischt haben soll. Die Frauen überwiegen in der Anwendung dieser Wahrsagungsmittel. Doch werden sie auch von den Männern nicht verschmäht. So sagt Logau: „Wann St. Andreasabend kümt, pflegt jeder, der sich will beweiben, auch die, die sich bemannen will, ein hitziges Gebet zu treiben.“


Andreas gilt überhaupt als Heiratsvermittler und wird daher von den Mädchen um einen Mann angefleht. Um einen Freier zu bekommen, schneidet das Mädchen sich am Andreasabend von dem „Gesichte“ am Bütenstock ein Spänchen Holz ab und trägt dies immer bei sich. In der ermländischen Kathedrale küsst es zu gleichem Zwecke die am Andreastage ausgestellte Statue des Heiligen. Durch Kranzbinden wird auch die Treue des Schatzes erforscht. Endlich wird Andreas im südlichen Baden auch um Kindersegen angefleht, und das Kloster Arnsburg hatte die Verpflichtung, den Frauen von Münzenberg, die guter Hoffnung waren, jährlich am Andreastage einen mit Weizen gemästeten Eber zu liefern.


Auch der Tod kündet sich an diesem Tage an. Wenn ein Bursche oder ein Mädchen einen Sarg hinter einem Baume sehen, so sterben sie ledig. Wenn beim Horchen am Fenster der Nachbarn von einem Begräbnis die Rede ist, erfolgt ein Todesfall. Das Auseinanderfallen eines Häufleins Salz oder Mehl droht das gleiche an. Aus der Lage des geworfenen Schuhes ergibt sich Auswanderung, Sterben oder Gesundbleiben.


Andreas wird um gutes Wetter angegangen. Sein Tag ist für die Witterung maßgebend. Er bringt den Winter heran. Andreasschnee „tut den Saaten weh“ und bleibt hundert Tage liegen. Aus einem Glase Wasser kann man sehen, ob ein nasses oder ein dürres Jahr folgen werde. Zwiebel- oder Nussschalen, mit Wasser gefüllt, geben Auskunft über die Witterung der nächsten zwölf Monate.


Andreas ist der Gesundheit förderlich. Er wird als Gichtpatron und gegen die Andreaskrankheit (ignis sacer = Milzbrand, Rotlauf) angerufen. Ein am Andreastage von einem Weißdorn geschnittenes „Sprisenhölzli“, in der Tasche getragen, zieht Holzsplitter aus dem Körper. Münzen mit dem Andreassegen gelten als blutstillendes Mittel, helfen auch gegen Schlagfluss. Kinder, die an Husten leiden, müssen die Statue des Heiligen umarmen oder sein angebliches Grab berühren. Vom Andreasbrunnen in einem Seitentale des Idarbaches holte man sich noch um 1680 heilwirkendes Wasser. Mädchen, die am Andreasabend baden, werden davon gesund und heiraten bald. Und wer am Andreastage stirbt, kommt vom Mund auf in den Himmel. Auch die Fruchtbarkeit der Bäume fördert es, wenn man sie am Andreasabend, während die Feierabendglocke läutet, mit Strohseilen umwickelt.


Besonders günstig ist die Andreasnacht, um verborgene Schätze zu heben. In einem über Nacht aufgestellten Wassergefäße hofft man Geld zu finden. Überhaupt treibt allerlei Spuk und Zauber sein Wesen. Wenn man sich in der Andreasnacht auf einen Kreuzweg stellt, so bringt der Teufel Schätze. Die Hexen von Meseritz feiern ihre Zusammenkünfte. Am Andreasabend soll man Zweige abschneiden und ins Wasser stellen; wenn einer dann am Weihnachtsabend blüht, soll man ihn in die Kirche mitnehmen, dann sieht man dort alle Hexen. Milch darf am Andreastage nicht aus dem Hause gegeben werden, sonst wird sie behext. Der Feuermann zeigt sich in der Andreasnacht. Wer mit einem in dieser Nacht geschnittenen Haselstock auf ein Kleid schlägt, kann damit die Person treffen, die er im Sinne hat. Die Fischer von Hartheim sagen: Andrees macht den Lachs böse.


Schon am Andreastage beginnen die der ganzen Adventszeit eigentümlichen Umzüge verkleideter und mehr oder weniger lärmender Gestalten, die der Austreibung böser Mächte und der Fruchtbarkeit der Felder dienen. Die Andreasnacht ist die erste Klöpflesnacht (siehe Klopfnacht). Arme ziehen als Sternsinger umher und gehen um das „Andreas Troad“ (Getreide) betteln. Kinder hängen ihre Strümpfe ans Fenster und kriegen darin beschert.







Bauernregeln


Andreasschnee – tut Korn und Weizen weh! Andreas, hell und klar, verspricht ein gutes Jahr.
Wirft herab Andreas Schnee, tut’s den Korn und Weizen weh.
Wenn kein Schneefall auf Kathrein (25.11) ist, auf Sankt Andreas kommt er g’wiss.
Hält Sankt Andrä den Schnee zurück, so schenkt er reiches Saatenglück.
Schau in der Andreasnacht, was für Gesicht das Wetter macht. So wies ausschaut, glaubts fürwahr, bringts gutes oder schlechtes Jahr.
Wenn es an Andreas schneit, der Schnee hundert Tage liegen bleibt.
Andreasschnee blieb schon 100 Tage liegen.
Andreasschnee tut hundert Tage weh.
Es verrät dir die Andreasnacht / was wohl so das Wetter macht.
St. Andreas macht das Eis. St. Georg bricht das Eis.
St. Andreas macht uns den Winter weiß.
Nach Andris / ist der Winter gewiss.



Quellen


Bächtold Stäubli Hanns Hoffmann Krayer Eduard (1987): Handwörterbuch Des Deutschen Aberglaubens. Vollständig Band 01 Bis 10. Berlin.







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