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Herbst-Tag-Nacht-Gleiche – 23. September


Heute ist Herbstbeginn! Es ist dieZeit, in der Tag und Nacht gleich lang sind, und wenn sich das Rad des Jahres dreht, bewegen wir uns weiter in die Dunkelheit. Herbstliche Tage voller Morgennebel und fallender Blättern erwarten uns, Spinnweben bedeckt mit Tau, die wie Diamanten in der frühen Morgensonne funkeln...


Blick vom Schöckl Richtung Obersteiermark: Manchmal haben wir in der Steiermark auch ein Meer – ein Nebelmeer.



Die Tage werden allmählich kürzer, die Nächte länter, und langsam, aber sicher rückt die kältere Jahreszeit wieder näher. Der offizielle Herbstanfang ist heute, am 23. September, und seine Bestimmung hängt nicht von den ersten Anzeichen von Blattverfärbungen ab, sondern von der sogenannten Tag-Nacht-Gleiche.


Am 23. September beginnt der Herbst sowohl im Kalender als auch astronomisch. An diesem Tag überquert die Sonne den Himmelsäquator in südlicher Richtung, und Tag und Nacht haben ungefähr die gleiche Länge. Das beeindruckende Phänomen der Tag-Nacht-Gleiche wurde früher gefeiert und besitzt eine hohe kulturelle Bedeutung.


Die herrliche Frabenpracht des Herbstes.


Während einer Tag-Nacht-Gleiche, die auch als Äquinoktium im Lateinischen bezeichnet wird, passiert die Erde den sogenannten "Herbstpunkt". An diesem Punkt sind die Nord- und Südhalbkugel der Erde gleichermaßen von der Sonne beleuchtet, weshalb Tag und Nacht auf beiden Seiten ungefähr gleich lang sind. Auf der Nordhalbkugel beginnt damit der Herbst, während auf der Südhalbkugel der Frühling beginnt. Ab diesem Zeitpunkt haben wir in Österreich wieder mehr dunkle als helle Stunden. Ein halbes Jahr später wiederholt sich dieses Phänomen, und der Frühling kehrt auf der Nordhalbkugel zurück, während der Herbst auf der Südhalbkugel Einzug hält.




Wann genau beginnt der Herbst?

Astronomisch beginnt der Herbst hier mit der Tag-und-Nacht-Gleiche am 22. oder 23. September, dem sogenannten "Herbstpunkt". Heuer ist das auf der Nordhalbkugel am 23. September um 8:50 Uhr MESZ (6:50 Uhr GMT) liegt.


Der heutige Blick von der Rabl-Kreuz-Hütte am Wechsel Richtung Masenberg (links). Der Herbst stellt sich ein. (Bild: Rabl-Kreuz-Hütte, FB)


Eine alternative Methode zur Festlegung der Jahreszeiten ist die meteorologische Methode. Hierbei wird das Jahr gleichmäßig in vier Quartale aufgeteilt, basierend auf dem gregorianischen Kalender. Nach dieser meteorologischen Definition hat der Herbst bereits am 1. September 2023 begonnen.


Zum Zeitpunkt des Herbst-Äquinoktiums, einem der beiden Tage im Jahr, an denen Tag und Nacht exakt gleich lang sind, kann die Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche abhängig vom Kalenderjahr auf den 21., 22. oder 23. September fallen.




Erntemond am Nachthimmel

Während der Herbst-Tag-Nacht-Gleiche sind zwar keine direkten Beobachtungen dieses Phänomens möglich, dennoch treten in diesem Zeitraum einige bemerkenswerte Himmelserscheinungen auf. Ein Beispiel hierfür ist, dass der Vollmond um den Zeitpunkt des Äquinoktiums früher aufgeht als üblich. Dies liegt daran, dass sich der Winkel der Mondbahn und die Neigung der Erdachse in dieser Zeit angleichen.


Die Riegersburg bei Vollmond. (Bild: Andreas Fink | www.aundbfotografie.at)


Der Vollmond, der während der Tag-Nacht-Gleiche auftritt, wird als Erntemond bezeichnet. Der Erntemond ist jener Monat, der dem Herbstbeginn am nächsten ist. Eine alter Name für den Monat August ist ebenfalls Erntemond und soll an dieser Stelle nicht verwechselt werden. Alte Bezeichnungen für den Monat September sind Scheiding, Herbstmond, Herbsting, Holzmonat und Engelmonat. Scheiding bedeutet das Scheiden vom Sommer. Einst waren nur drei Jahreszeiten geläufig, der Frühling, der Sommer und der Winter.


In diesem Jahr wird er am 29. September um 11:57 Uhr MESZ besonders hell am Nachthimmel zu sehen sein. Passend zur Jahreszeit und dem Namen des Mondes erscheint er in einem goldenen, orangefarbenen Ton. Die herbstliche Färbung des Vollmonds wird durch die roten Wellenlängen in der Atmosphäre verursacht, die das orange-rötliche Leuchten hervorrufen.




Mondfeste in verschiedenen Kulturen

Die Tag-Nacht-Gleiche und der Erntemond werden in zahlreichen Nationen weltweit gefeiert. In China findet im September das Mittherbstfest oder Mondfest statt und gilt als das zweitwichtigste Fest nach dem Mondneujahr. An diesem besonderen Tag kommen traditionell Familien und Freunde zusammen, um gemeinsam zu essen und das faszinierende Mondspektakel zu bewundern. Ähnliche Bräuche rund um den Vollmond im September finden sich in vielen Kulturen weltweit, darunter auch in Ländern wie Japan, Korea, Vietnam und Indien.



Erntedank

In enger Verbindung mit diesen Festivitäten steht das Erntedankfest (dazu ein Andermal mehr). Erntedankfeste gab es schon in vorchristlicher Zeit. Vergleichbare Riten sind aus Nordeuropa, Israel, Griechenland oder aus dem Römischen Reich bekannt. In der römisch-katholischen Kirche ist ein Erntedankfest seit dem 3. Jahrhundert belegt. Da die Ernte je nach Klimazone zu verschiedenen Zeiten eingebracht wird, gab es nie einen einheitlichen Termin. Oft ist heute am ersten Oktobersonntag das Erntedankfest angesetzt.




Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche und Opferfeste bei den Kelten und Germanen

Historisch betrachtet gibt es keine Überlieferungen von einem keltischen Herbstfest, und es gibt auch keine bekannten keltischen Volksbräuche zu dieser Zeit. In Teilen Irlands ist es jedoch um den 23. September herum üblich, ein Mahl zur Feier des Ernteendes abzuhalten, das als "Blas an Fhomair" bekannt ist. In Schottland entspricht diesem Brauch des St. Michaels Day ("Michaelitag"; dazu bald mehr) am 29. September. Diese Festlichkeiten und Tänze wurden zu Ehren der Cailleach dargebracht, wobei die Tänzerin symbolisch starb und mit einem "Druidenstab" wieder zum Leben erweckt wurde.


Die Cailleacha sind eine Gruppe von gälischen Sagengestalten in der keltischen Mythologie aus Schottland, Irland und der Isle of Man. Die Cailleacha sind hexenartige Riesinnen und werden zumeist mit dem Wetter in Verbindung gebracht.


Cailleacha



In England gibt es einen herbstlichen Hirschtanz, den Abbots Bromley Horn Dance, der möglicherweise auf keltischen oder angelsächsischen Brauchtum zurückgeht, jedoch zwischen dem 6. und 12. September abgehalten wird.


Die modernen Feierlichkeiten des Herbstäquinoktiums orientieren sich eher an germanischen Herbstbräuchen wie dem Fest der Tamfana oder dem altnordischen Disablót sowie dem Wotansfest als Vorläufer zu Michaelis. Keines dieser Feste fällt jedoch genau auf den Termin der Tag-und-Nacht-Gleiche.



Göttin Tamfana

Laut Tacitus (Ann. 1, 50,3) feierten die Marser ein nächtliches, ausgelassenes Fest mit Banketten und Alkohol, das als „festam eam Germanis noctem ac sollemnibus epulis ludicram“ beschrieben wurde. Die Marser (zu den Friesen gehörig) waren ein kleiner germanischer Volksstamm, der ursprünglich am Rhein ansässig war und später zwischen dem Heissiwald (silva Caesia) bei Essen, zwischen der Ems und Lippe bei Münster und der Ruhr siedelte.


Tamfanas berühmter Tempel wurde um 13./14 n. Chr. zur Zeit des Kaisers Augustus, als auch die Druiden aus Gallien vertrieben wurden, von Germanicus während eines Festes der Marsen niedergebrannt.


Das Grab der Schamanin von Bad Dürrenberg ist eine bemerkenswerte archäologische Entdeckung in Sachsen-Anhalt, Deutschland. Das Grab, das vor etwa 9000 Jahren angelegt wurde, gehört zu den ältesten Bestattungen in Mitteldeutschland. Es wurde im Jahr 1934 bei Kanalarbeiten zufällig entdeckt. Die Frau, die in diesem Grab beigesetzt wurde, war etwa 30 bis 35 Jahre alt. Ihre Erscheinung wurde anhand der Funde rekonstruiert. Besonders faszinierend ist der Kopfschmuck, der aus Rehgeweih und zahlreichen Tierzähnen besteht. Dieser Kopfschmuck wird als Teil einer schamanischen Tracht interpretiert. Er bedeckte den Kopf der Verstorbenen und war mit Tierzähnen sowie den Schädelknochen und dem Geweih eines Rehs geschmückt. Es wird angenommen, dass die Frau, die in diesem Grab bestattet wurde, eine Schamanin war und eine wichtige Rolle als Vermittlerin zwischen den Menschen und den Naturgeistern spielte. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie schamanische Rituale und Zeremonien durchgeführt hat. Das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) hat dieser Schamanin von Bad Dürrenberg eine Dauerausstellung gewidmet, um ihr Erbe und ihre Bedeutung in der Geschichte zu würdigen. Diese Entdeckung bietet einen faszinierenden Einblick in die spirituellen und kulturellen Praktiken der Menschen vor Tausenden von Jahren. (Bild: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt)

Das genaue Datum dieses Festes kann mithilfe der Marschzeiten von Germanicus, den historischen Ereignissen des Jahres 14 (einschließlich des Todes von Augustus und der darauf folgenden Meutereien einiger Legionseinheiten in den Provinzen Illyrien und Germania inferior) sowie astronomischer Hinweise geschätzt werden. Die frühere Forschung, insbesondere von J. de Vries und anderen, datierte dieses Fest auf Ende Oktober, zusammen mit dem Vollmond, und betrachtete es als ein Winterfest. Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass das Fest gegen Ende September stattfand. Es könnte entweder mit dem Datum der Herbst-Tagundnachtgleiche (im Jahr 14 am 24. oder 25. September) oder mit einem Erntedankfest in Verbindung stehen. Rudolf Simek zieht nordgermanische Herbstopfer Disablót als Vergleichsgrundlage heran, die in denselben Zeitraum fielen.


In der Forschung wird angenommen, dass der Name "Tamfana" von der Wortwurzel *temp- abgeleitet ist, die Bedeutungen wie "spannen" umfasst, wie sie beispielsweise in lateinischen Begriffen wie "tempus" für "Zeitspanne" und im altnordischen (altisländischen) "þamb" für "Schwellung, Fülle" sowie "þǫmb" für "Fülle, Gespanntheit" aufweist. In früheren Untersuchungen wurde "Tamfana" oft im Zusammenhang mit der Bedeutung "Fülle" als "Göttin des Erntesegens" interpretiert. "þamb" steht auch in Verbindung mit einem angeblähten Bauch, z.B. vom vielen Trinken.


Weiters wäre eine Herleitung von proto-indoeuropäisch (pie.) *dāp-, *dəp- möglich, was Opfermahl bedeutet und sich sinnhaft in die Erntedank sehr gut einfügen würde. So ist das lateinische Wort 'daps' für Speise, Mahl, Schmaus, Opfermahl über das Germanische Tanfāna, Zanfāna (Gottheit) ins Lateinische gelangt.


Es stammt von protoindogermanisch *déh₂ps („Portion, Opfermahl“) und ist verwandt mit dem Altgriechischen δαπάνη ( dapánē , „Ausgabe“ ) , δάπτω ( dáptō , „Ich verschlinge“ ) , dem Altarmenischen ււֶ ( tawn , „Fest“ ) und dem Altnordischen tafn („Opfer“).


Dazu existiert eine alte Sage aus dem Ruhrgebiet:


Die Tanfanastätte auf dem Stoppenberg

"Im nordöstlichen Gebiet der Stadt Essen liegt der Stoppenberg, der steil aus der Ebene ansteigt. Dort stand in alter Zeit ein heidnisches Heiligtum. Auf dem Gipfel des Berges erhob sich der kräftige Unterbau aus Balken und Gestein, von dem aus eine riesengroße Säule bis ins Gewölk vorstieß. Das war der Tempel der Tanfana. Die Marsen hatten ihn erbaut. Sie waren ein germanisches Volk, das mit und nach dem Stamme der Sigambrer unsere Gegend hier bewohnte und wegen seiner Tapferkeit gefürchtet und berühmt war. Besonders mit den Römern lagen sie allzeit in Krieg und Fehde. Darum griffen sie auch freudig zu den Waffen, als Hermann zur Befreiung rief. Im Dunkel des Teutoburger Waldes erprobten sie am Römerheere ihre Kraft und kehrten als ehrenvolle Sieger heim. Sie brachten reiche Beute mit, darunter einen Adler, den die Römer ihrem Zug voranzutragen pflegten. Mit Stolz und Jubel legten ihn vor Tanfana nieder und vergruben ihn später dann in einem Haine ihres Gaues.

Stiftskirche Essen-Stoppenberg

Die Römer aber konnten ihre Schmach und Niederlage nicht vergessen und sannen auf Rache. Zu Xanten am Niederrhein hatten sie ihr festes Lager, und schon nach wenigen Jahren brach ein Heer von hier aus auf, von Germanicus geführt. Um ungesehen zu bleiben, vermied er die große gut gebaut Römerstraße, die vom Rheine aus durch unser Gebiet zur Weser führte. Statt dessen wählte er sich einen weiten unwirtlichen Weg durch dichte, unbewohnte Wälder. Eilboten wurden vorausgeschickt, jedes Hindernis hinwegzuräumen und das Verhalten des Feindes zu erforschen. Sie brachten gute Kunde, denn die Marsen ahnten keine Gefahr. Sorglos lagerten sie die ganze Nacht hindurch im großen Kreise um den Stoppenberg und feierten hier zu Ehren ihrer Götter bei Met, Gesang und Spiel ein fröhliches Fest. Damit rechneten die Römer und beschleunigten ihren Marsch. Das Wetter war günstig und der Himmel sternenhell. Schon bei Tagesanbruch standen sie am Ziel und fanden ihre Feinde schlafend und ohne Waffen. Mit Feuer und Schwert fielen sie über die wehrlosen Opfer her. Niemand fand Erbarmen, nicht Mann noch Weib, nicht Greis und Kind. Die Erde ward gerötet von ihrem Blute und der Himmel von dem Feuerschein, der auf ihren Dächern stand. Auch der Tempel der Tanfana mußte fallen und wurde von Feindeshand der Erde gleich gemacht. Sterbenden Auges sahen es die Marsen, und dieser Anblick war ihnen als der Tod.
Lange blieb die Tanfanastätte verlassen und verwaist. Dann kam das Christentum und brachte sie zu Ehren. Im Jahre 1073 erbaute Schwanehild, Äbtissin von Essen, an dieser Stelle eine kleine Kirche, deren graues Gemäuer noch jetzt den Hügel krönt."

(übernommen von: Sagenhaftes Ruhrgebiet*)


Eine andere Sage aus den Niederlanden "Die heilige Fahne und die stählerne Krone" berichtet, dass der Tempel der Göttin Tamfana in Friesland stand. Dort wurden der Sage zufolge lange zwei wertvolle Schätze aufbewahrt, die Friso, der Stammvater der Friesen, aus fernen Landen mitgebracht hatte. Dabei handelte es sich um eine stählerne Krone und eine kostbare rote Fahne. Ein dänischer König raubte die stählerne Krone den Friesen und sie mit sich nahm in sein Land. Die Fahne aber bekam er nicht, denn diese hatten die Friesen klugerweise tief in die Erde vergraben, und nachdem der Dänenkönig wieder weg war, blieb sie dort auch liegen viel hundert Jahre lang.



Die funktionelle Einordnung der Göttin variiert in der Forschung, und sie wird mit dem Matronenkult des Rheinlandes sowie den Disenkulten des wikingerzeitlichen Skandinaviens in Verbindung gebracht. Es wird speziell angenommen, dass sie im Zusammenhang mit dem Agrarkult stand oder als Göttin bzw. Herrin der Zeit in Verbindung mit dem Etymon des Namens und der Datierung des Festes zur Tag-und-Nacht-Gleiche betrachtet wird.



Die Disen und das Disablót

Das Dísablót ("Disenopfer") war ein nächtliches Opferfest, das von prähistorischer Zeit bis zur Christianisierung Skandinaviens zu Ehren der weiblichen Geister oder Gottheiten namens Dísir (und der Walküren) gefeiert wurde. Es fand im Herbst oder zu Winteranfang mit Gastmahl und Biergelage statt. Manche Quellen legen das Datum auf den 29. September (Michaeli).


Sicher bekannt ist, dass es in Norwegen gefeiert wurde. Im schwedischen Uppsala, einem Zentrum der Ynglingen, befand sich ein Disentempel (an. dísarsalr:). Das Ynglingatal berichtet, wie der Ynglingenkönig Adils bei einem festlichen Umritt dieses Heiligtums im Zuge eines Disablóts zu Tode stürzte. Erwähnungen des Dísablóts finden sich in der Hervarar-Saga, der Víga-Glúms-Saga, der Egils-Saga und der Heimskringla.


Damit ist belegt, dass das Disablót auch in Schweden gefeiert wurde.


Im Gegensatz dazu steht das Disting, das eine zentrale politische und gesellschaftliche Bedeutung hatte. Die Feierlichkeiten fanden im Februar (ev. Mariä Lichtmess) in Gamla Uppsala (Alt-Uppsala) statt. Das Disting war eine große Messe und die bedeutendstee Volksversammlung, der alle Schweden beiwohnen sollten, das "Thing aller Schweden".


Disablót von August Malmström (spätes 19. Jahrhundert)



Der Zweck des Dísablóts lag in mehrerlei Aspekten:

Ernte-Dank

Es wurde abgehalten, um Dank für eine erfolgreiche Ernte zu sagen und die Dísir um Schutz und Segen für zukünftige Ernten zu bitten. Die Dísir wurden als Hüterinnen der Fruchtbarkeit und des Wohlstands angesehen.

Schutz und Wohlstand

Die Dísir wurden auch als Schutzgeister für Familien und Sippen betrachtet. Das Fest diente dazu, ihre Gunst zu gewinnen und um Schutz vor Gefahren und Wohlstand für die Gemeinschaft zu bitten.

Ahnenverehrung

Das Dísablót hatte auch eine Ahnenkomponente, die in ihrer Funktion als Familienbeschützerinnen begründet liegt. Es war eine Zeit, um die verstorbenen Vorfahren zu ehren und ihre Unterstützung und Weisheit zu erbitten. Die gibt einen Hinweis auf das heutige Allerheiligen- und Allerseelenfest.

Verbindung zur spirituellen Welt

Mit Allerheiligen und Allerseelen in Zusammenhang steht eine Verbindung, die zur spirituellen Welt hergestellt wird. Es diente auch der Bitte um Führung und Inspiration von den Dísir.

Gemeinschaft und soziale Bindung

Das Dísablót war oft eine Gelegenheit für die Gemeinschaft, zusammenzukommen, zu feiern und soziale Bindungen zu stärken.


Disen sind in der nordischen Mythologie weibliche mythische Wesen, deren Charakter nicht genau bestimmt werden kann. Die moderne Wissenschaft vermutet in ihnen Vegetationsgottheiten. Zuweilen wird auch ein Zusammenhang mit dem altgermanischen Matronenkult und dem angelsächsischen Fest modraniht "Mütternacht" (s.u.) vermutet, das im Winter gefeiert wurde. Die altnordischen Quellen beschreiben die Disen als vielseitige Wesen. Sie wurden als Geburtshelferinnen, persönliche Schutzgeister einzelner Personen oder ganzer Sippen angesehen. Zudem wurden sie als Schlachthelferinnen betrachtet und galten als Verkünderinnen des nahenden Todes oder sogar als todbringende Frauen. In dieser Hinsicht ähnelten die Disen den Nornen, Fylgjen und Walküren. Darüber hinaus konnte das Wort "dís" auch einfach "Frau" bedeuten. Im spätmittelalterlichen Island war es üblich, in den Disen die Seelen verstorbener Frauen zu sehen. Dies war ein wesentlicher Bestandteil des isländischen Volksglaubens. Die Disen genossen in Skandinavien kultische Verehrung. Viele norwegische und schwedische Ortsnamen gehen auf den Disenglauben zurück, so etwa Disin ("Disenwiese"), Diseberg, Disevid ("Disenwald"), Disasen.


"Idise" ist ein Werk von Emil Doepler aus dem Jahr 1905. Emil Doepler war ein deutscher Künstler und Illustrator, der für seine Darstellungen der germanischen Mythologie und Kultur bekannt ist. Das Bild "Idise" zeigt Szenen, in denen "Idisen" (weibliche Geister oder Göttinnen) eine Armee behindern, während sie Krieger fesseln und andere befreien. Dies ist eine Darstellung, die mit der Merseburger Beschwörungsformel "Befreiung der Gefangenen" in Verbindung steht.


In einer Version der Hervarar-Saga gibt es eine Beschreibung, wie das Opferfest durchgeführt wurde.


Alfhildr, die Tochter des Königs Alfr von Alfheim, wurde von Starkad Aludreng entführt, als sie einen Horgr (Opferaltar) mit Blut rötete. Dies legt nahe, dass der Ritus von Frauen durchgeführt wurde, insbesondere wenn man die weit verbreitete Annahme berücksichtigt, dass Frauen in der heidnischen germanischen Religion eine fast ausschließliche Rolle als Priesterinnen hatten. Laut der Ynglinga-Saga, einem Teil der Heimskringla, führte jedoch der König von Schweden die Riten durch, was seiner Rolle als Hohepriester des Tempels in Uppsala entsprach.


In Schweden hatte das Dísablót eine zentrale politische und gesellschaftliche Bedeutung. Die Feierlichkeiten fanden Ende Februar oder Anfang März in Gamla Uppsala (Alt-Uppsala) statt. Dieses Fest stand in Verbindung mit der großen Messe Disting und der bedeutenden Volksversammlung namens "Thing aller Schweden".


Tempel von Uppsala, wie in der TV-Serie "Vikings"des History Channel dargestellt .

(Bild: 2013 History Channel): Der Tempel von Uppsala im Svealand war ein Tempelgebäude in Alt-Uppsala, welches das Zentrum des nordgermanischen Glaubens der Svear darstellte. Die wichtigste Quelle für die Existenz des Tempels ist Adam von Bremen, der 1070 in seiner Chronik Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum darüber schrieb. In einer Übersetzung heißt es: „Dieses Volk hat einen sehr berühmten Tempel, der Ubsola heißt und nicht weit von der Stadt Sictona liegt.“ (Anm.: Sictona = Sigtuna)


Kirche von Gamla Uppsala (Bild: Kateryna Baiduzha) Alt-Uppsala war schon vor der Christianisierung ein religiöses Zentrum. Der entscheidende Wechsel fand statt, als Alt-Uppsala 1164 zum Erzbischofssitz wurde. Alt-Uppsalaist eine historische Siedlung, die sich durch bedeutende Hügelgräber auszeichnet und heute Teil des schwedischen Uppsala ist. In vorhistorischer Zeit war Alt-Uppsala ein bedeutendes Machtzentrum in Mittelschweden. In der frühen Eisenzeit befand sich die Siedlung nördlich einer Bucht, was Reisen zum Meer und den umliegenden Seen erleichterte. Die Funktionen von Alt-Uppsala können mit dem späteren Stockholm verglichen werden. Es diente sowohl als religiöses Zentrum als auch als Verwaltungssitz mit Verbindungen zur Ostsee. Die Kirche wurde auf die Stelle gebaut, die vorher vermutlich der heidnische Tempel von Uppsala war, welcher 1070 von Adam von Bremen beschrieben wurde. Dieser schrieb, dass der Tempel mit Götzenbildern geschmückt war. Um 1240 fiel die Kirche einem Brand zum Opfer. Etwa 1273 wurde der Sitz des Erzbischofs in das neue Uppsala verlegt. Dort hatte man vorher schon mit dem Bau der Domkirche begonnen. Die neue Kirche in Alt-Uppsala ist ein ganzes Stück kleiner als die ursprüngliche (siehe Bild). Ihr heutiges Aussehen erhielt sie im 15. Jahrhundert.



Der Schrein, in dem die Dísir verehrt wurden, trug den Namen Dísarsalr, und dieses Gebäude wird in der Ynglinga-Saga in Zusammenhang mit dem Tod von König Aðils erwähnt. Es wird auch in der Hervarar-Saga beschrieben, in der eine Frau so wütend über den Tod ihres Vaters durch die Hand ihres Mannes Heiðrekr wird, dass sie sich im Schrein erhängt.


Ein Holzschnitt, der den Tempel von Uppsala darstellt, wie er von Adam von Bremen beschrieben wurde, einschließlich der goldenen Kette um den Tempel, den Brunnen und den Baum, aus Olaus Magnus ‘ Historia de Gentibus Septentrionalibus (1555). Der Tempel in Uppsala war ein bedeutendes religiöses Zentrum der altnordischen Religion. Er befand sich in der heutigen Stadt Gamla Uppsala in Schweden. Die Existenz dieses Tempels wird durch Berichte in Adams von Bremens Werk "Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum" aus dem 11. Jahrhundert und in Snorri Sturlusons "Heimskringla" aus dem 13. Jahrhundert bezeugt. Es wurden verschiedene Theorien darüber aufgestellt, wie die Beschreibungen des Tempels und die Ergebnisse archäologischer Ausgrabungen in der Umgebung zu interpretieren sind. Diese Untersuchungen deuten auf ausgedehnte Holzkonstruktionen und Baumstämme hin, die möglicherweise eine unterstützende Rolle bei den Aktivitäten am Ort, einschließlich religiöser Rituale und Opfergaben, gespielt haben könnten. Der Tempel in Uppsala wurde in den 1080er Jahren von König Inge der Ältere zerstört, was das Ende seiner Nutzung als religiöses Zentrum markierte. Dies war ein bedeutsamer historischer Moment in der Christianisierung Schwedens und des nordischen Raums.



Das skandinavische Dísablót wird oft mit dem angelsächsischen "modranect" („Mutternacht“) in Verbindung gebracht, wie von Gabriel Turville-Petre festgestellt. Im angelsächsischen Kalender entsprach dieser Monat ungefähr dem November und wurde als "Blot-Monat" (Opfermonat) bezeichnet.


Die zahlreichen Hinweise auf die Disir, die von den Merseburger Zaubersprüchen bis zu vielen Stellen in der germanischen Mythologie reichen, deuten darauf hin, dass sie als äußerst wichtige Gottheiten angesehen wurden, die verehrt werden mussten. Sie standen im Zentrum von Gebeten und Zaubersprüchen, die Glück im Krieg und Schutz vor Feinden suchten.






Quellen


*RS (Vos, Weinand, 22f. nach Wormstall, Der Tempel der Tanfana, Münster 1906; J. Schneider, in: Monatsschrift für die Geschichte Westdeutschlands, 1880, 50); in Am. verwendete u. weiterführende Lit. : Schulze, 1990, 83f. ; zur heidnischen Naturreligion heute siehe z. B. www.GGG.de.vu





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