Der Hl. Veit, auch bekannt als Vitus im Lateinischen, soll während der Herrschaft von Diokletian als Märtyrer gestorben sein. Er wird in der römisch-katholischen Kirche als Heiliger verehrt. Der Kult des Heiligen Vitus begann im 5. Jahrhundert und er war von den 13. bis zum 18. Jahrhundert einer der am meisten verehrten ihn. Über 1.300 Orte haben ihn als Kirchenpatron angenommen und es wird berichtet, dass 150 Orte Reliquien von ihm besitzen. Das Heiligengedächtnis wird seit dem 5. Jahrhundert am 15. Juni gefeiert. Der Hl. Vitus wird zu den Vierzehn Nothelfern gezählt. Was sein Gedenktag mit Pilzen, Holzscheiteln und dem Mittsommertag zu tun hat, kann hier gelesen werden.
Hl. Vitus, Schwaben, Ende 15. Jahrhunderts, Unbekannter Künstler, aus Lindenholz (?)
Köln, Museum Schnütgen, Saal 9 (Inventar-Nr. A 213)
Legende
Nach der Legende wurde Veit in Mazara auf Sizilien geboren und starb um 304 in Lukanien, Süditalien. Seine Eltern gaben ihn der Amme Crescentia und ihrem Mann Modestus zur Erziehung, die ihn im christlichen Glauben unterrichteten. Als Veits Vater davon erfuhr, versuchte er, seinen Sohn vom Glauben abzubringen und später sogar zu töten. Doch Veit blieb standhaft und floh mit Crescentia und Modestus nach Lukanien. Dort wurden sie von einem Adler versorgt und Veit vollbrachte verschiedene Wunder.
Kaiser Diokletian erfuhr von dem Jungen und ließ ihn nach Rom bringen, um seinen Sohn, der von einem bösen Geist besessen war, von ihm heilen zu lassen. Obwohl Veit dies erfolgreich tat, sollte er im Gegenzug seinen Glauben aufgeben und den heidnischen Göttern opfern. Da Veit sich weigerte, wurde er vor die Löwen geworfen, doch anstatt ihn anzugreifen, legten sich die Löwen vor ihm nieder, leckten seine Füße und taten ihm nichts. Schließlich wurden Veit, Modestus und Crescentia in siedendes Öl geworfen. Engel retteten sie daraus und brachten sie zurück nach Lukanien, wo sie schließlich starben. Adler bewachten ihre Körper, bis sie von der Witwe Florentia gefunden und begraben wurden.
Verehrung und Reliquien
Im Jahr 756 wurden die Reliquien des Hl. Veit in die Basilika Saint-Denis bei Paris gebracht und im Jahr 836 als Geschenk an das erste Benediktinerkloster Sachsens übergeben, die spätere Reichsabtei Corvey an der Weser, die 822 gegründet wurde und Veit bis heute als Schutzpatron hat. Über Corveyer Benediktinermissionare, wie zum Beispiel den Heiligen Ansgar, verbreitete sich die Verehrung des Heiligen Veit und die Reliquien weiter nach Norden und Osten. Im Jahr 1355 wurde sein Haupt nach Prag gebracht, um im Veitsdom, der zu Ehren von König Karl IV. erbaut wurde, aufbewahrt zu werden. Der Gedenktag "Vitus, Märtyrer in Sizilien" ist im Regionalkalender kein Pflichtgedenken.
St. Veit ist der Schutzpatron von Apothekern, Gastwirten, Bierbrauern, Winzern, Kupferschmieden, Tänzern und Schauspielern sowie der Jugend, von Haustieren, von Sachsen, Böhmen, Prag, Mönchengladbach, Ellwangen, Willebadessen und Sizilien. Er wird angerufen, um Krämpfe, Epilepsie, Tollwut, den Veitstanz, Bettnässen und Schlangenbisse zu heilen.
Bei den Slawen ist der Hl. Veit auch der Schutzpatron der Pilze, und gute Kobolde stehen ihm zur Seite, um das Wachstum der Pilze zu fördern. Er ersetzte den Gott Svantevit während der Christianisierung, der als Beschützer der Felder verehrt wurde und ein weißes Pferd ritt, während aus dem schäumenden Geifer seines Pferdes die Pilze entstanden. Im Corveyer Land wurde der Tag des Hl. Veit als Tag angesehen, an dem es zu einem starken Pilzwachstum kommt:
"Wenn es an Vitus regnet, dann regnet es Pilze"
Das späte Versiegen einer bestimmten Karstquelle in dieser Zeit galt als gutes Zeichen für einen trockenen, aber fruchtbaren Sommer.
Der Heilige Veit wurde auch bei der im Mittelalter häufig auftretenden Fallsucht und Tanzwut angerufen. Bei dieser "psychischen Epidemie" hatten die Menschen das Bedürfnis, einen Reigen zu bilden und zu tanzen, bis sie völlig erschöpft waren.
Besondere Verehrung erfährt der Hl. Veit im Erzbistum Paderborn, dem Einzugsbereich der Reichsabtei Corvey mit den Reliquien des Heiligen. In Willebadessen findet jedes Jahr am Sonntag nach dem Festtag des Hl. Veit am 15. Juni eine Vitusprozession mit großer Beteiligung statt. Die Pfarrkirche in Willebadessen ist ihm gewidmet, ebenso wie die Kirchen in Alhausen (Stadt Bad Driburg), Bühne (Stadt Borgentreich) und mehrere Kirchen und Kapellen im Sauerland. In Graz bildet seit dem Mittelalter die Pfarrkirche St. Veit (Graz) den kirchlichen Mittelpunkt des Bezirkes Graz-Andritz.
Pfarrkirche mit Torbogen St. Veit in Graz-Andritz
Das Gotteshaus von St. Veit an der Glan in Kärnten wird zwischen 1131 und 1285 wiederholt in Urkunden genannt. Es maß ursprüglich etwa nur die Hälfte seiner heutigen Länge und war mit einer romanischen Flachdecke versehen. Im Osten schloss der Bau mit drei Apsiden ab. Die ehemals gotische Einrichtung musste zur Zeit des Hochbarock großteils dem zeitgenössischen Stilempfinden weichen. Mehrere Brände, zuletzt 1829, machten Umgestaltungen und Renovierungen erforderlich. So kam es durch den Einbau der Emporen zur Erhöhung der Seitenschiffe.
Romanisches Westportal, sog. Trichterportal aus dem 13. Jahrhundert (Bild: Kath. Kirche Kärnten)
Im späten 19. Jhdt. wurde das große Trichterportal aus dem 13. Jhdt., eines der schönsten romanischen Portale Kärntens, weitgehend erneuert und verändert. Die lateinische Inschrift ("Steh, halt ein den Schritt. Wenn Du in dieses Haus dein Opfer bringst, wird sich Dir die Liebe Deines Bruders eröffnen.") am Tympanon, die den Gläubigen zum Eintreten einlädt, zeigt im Zentrum das Lamm Gottes, das von den Attributen (Adler/Löwe) der Evangelisten Johannes und Markus, flankiert wird. Das Portal befand sich bis 1881 sechs Meter weit im Kircheninneren und trennte die Vorhalle vom eigentlichen Kirchenraum.
Ältestes Zeugnis für den Bestand einer Kirche in St. Veit am Vogau (Steiermark) bildet die Nennung eines Geistlichen namens Leutold als plebanus (Pfarrer) zu Vogan (ursprünglich Gegendname des heutigen Kirchorts).
Die Kirche selbst ist erst Jahrzehnte später bezeugt, und zwar 1202 als Sanctus Vitus de Vogan (St. Veit zu Vogan) und 1218 kurz als ecclesia Vogan.
Eine Gründung dieser Veitskirche ist nicht überliefert. Ihr Patrozinium gehört schon dem frühen Mittelalter an (die Verehrung des hl. Veit kam schon im 9. Jahrhundert aus Frankreich nach Mitteleuropa). Der älteste, nicht erhalten gebliebene Kirchenbau erhob sich über Ruinen aus der Römerzeit, das Land um diese Kirche ist ursprünglich Eigentum des Erzbischofs von Salzburg, der zugehörige Seelsorgebereich war ein außerordentlich großer. Alle diese Merkmale kennzeichnen die hiesige Veitskirche als eine sehr alte Mutterkirche und Mittelpunkt einer Urpfarre. Kirche und Pfarre sind somit bereits im Zuge der allgemeinen Christianisierung unseres Landes und der anschließenden Organisation des Pfarrwesens entstanden - also etwa in der Zeit zwischen 950 und 1050,veranlaßt von einem der damaligen Erzbischöfe von Salzburg als den ursprünglichen kirchlichen Oberhirten unseres Landes.
Attribute
Ölkessel, Hahn, Adler, Buch
Vitus, kolorierter Holzschnitt, 1493, Hartmann Schedels Nürnberger Weltchronik
Darstellungen
zeigen den jugendlichen Vitus im Ölkessel oder mit einem Kessel in der Hand. Weitere Attribute, wie verschiedene Tiere, nehmen auf die Lebensbeschreibung Bezug. Als Schutzherr der sächsischen Kaiser erscheint Veit mit Hermelin und Reichsapfel, mit Crescencia und Modestus bildet er eine Gruppe (wie auch der Gedenktag zeitweise allen dreien galt).
Patronat
Helfer in Anfällen und Notfällen wie Epilepsie (Veitstanz), Tollwut, Schlangenbiss, bei Blitz und Ungewitter, zur Zeit von Aussaat und Ernte; Patron der Lahmen und Blinden, der Schmiede, Küfer, Gastwirte, Bierbrauer, Schauspieler, Bergleute, Apotheker, der Jugend und der Haustiere (Geflügel); Schutzpatron gegen Krankheiten bei Mensch und Vieh; Schutzherr zahlreicher Zünfte und Bruderschaften, Winzer, für gute Ernte, Keuschheit; gegen Aufregung, Feuer, Unwetter.
Was bedeutet der Name Vitus?
Der männliche Vorname Vitus bedeutet übersetzt „der Lebendige“ und „der Lebensvolle“. Vitus hat eine lateinische Herkunft und wird in Deutschland seit dem Mittelalter in der Form „Veit“ vergeben, welche allerdings auch auf den Namen Wido zurückgeführt werden kann. Vitus gehört in Deutschland derzeit eher zu den seltenen Namen.
Woher kommt der Name Vitus?
Der Name Vitus kommt aus dem Lateinischen, hat aber auch eine althochdeutsche Tradition. Vitus ist die lateinische Form des Namens Veit, welcher schon seit dem Mittelalter in Österreich und Deutschland vergeben wurde. Vitus hat verschiedene Bedeutungen, die wahrscheinlichste ist aber zurückzuführen auf das lateinische Wort „vita“, was „Leben“ heißt, und zu der Interpretation „der Lebendige“ führt.
Die Bräuche um St. Veit haben mit dem Termin zu tun. Mit seinem Tag, der als Mittsommertag galt, ("St. Veit wendet sich die Zeit"), waren Feuerbräuche verknüpft. Die Kinder heischten um Holz:
"Der Hl. Veitl tat bitten um ein Scheitl."
Man opferte ihm Veitspfennige oder Hühner, bis zur Zeit der Aufklärung u.a. in der Wiener Kirche Ober St. Veit. Es war damals gar nicht so selten, dass Hühner und Hennen gespendet wurden. Manche Kirchen hatten dafür hinter dem Altar eigene Käfige, wie die Pfarrkirche Ober St. Veit in Wien (XIII. Bezirk). 1790 vermerkte ein Schriftsteller, dass die Gläubigen früher ihr bestes Federvieh brachten, im Lauf der Zeit jedoch immer schlechteres. So beschloss der Pfarrherr, einige Tage vor dem Fest selbst Geflügel zu kaufen und sich die Naturalgabe ablösen zu lassen. Hühner waren seit dem Mittelalter ein Zins, der dem weltlichen oder geistlichen Grundherren gebührte. Auch Müller, Handwerker und Hauptleute hatten Anspruch auf ein Huhn bzw. dessen Ablöse. Der Historiker Ludolf Kuchenbuch fand dafür 22 Termine im Jahr.
Zinshahn & Zinshenne
Zinshahn und Zinshenne waren der Grundherrschaft als Abgabe zu entrichten: Zinshahn war der gallus censiticus. Auch ist die Rede von einem, der sich mit einer bettelarmen Gemeinde um magere Zinshähne ... streiten musste.
bald kitzelt sie mit eines zinshahns federn des pfarrers nase, wann er schlafend liegt: von einer bessern pfründe träumt ihm dann
Aus Shakespeare 1 (1797) 35.
Die Wendung "rot wie ein Zinshahn" leitet J. Grimm aus der Gepflogenheit her, dass bei Zinshähnen auf die rote farbe der Federn geachtet worden sei. Leibeigene Bauern mußten früher ihren Herren als Bodenzins Hühner und Hähne liefern; darunter durften sich keine alten Tiere befinden. Um die Herren zu betrügen, entwickelten die Bauern Kunstgriffe, um auch ältere Hähne jugendlich-lebhaft erscheinen zu lassen. Daher heißt es von anderer Seite,
"Rot wie ein Zinshahn"
komme daher, dass wenn Bauern früher ihrem Herrn Geflügel als Zins abgeben mussten, der Hahn in Erregung versetzt wurde, damit sein Kamm ganz rot und gesund aussah.
Zinshahn (Wörterbuch der deutschen Umgangssprache)
Zinshahn ist ein
1. aufgeregter (nervöser) Mensch, der andere nervös macht; ruheloser Mensch. Seit dem 19. Jh.
\
2. wie ein Zinshahn krähen (schimpfen, springen) = aufgeregt schreien o. ä. Seit dem 19. Jh.
\
3. zornig (rot) werden wie ein Zinshahn = hochrot vor Wut werden; heftig erröten. Bei den früher den Lehnsherren abzuliefernden Hähnen mußte der Kamm hochrot durchblutet sein. Seit dem 19. Jh.
Ein Zinshuhn war ebenfalls eine Abgabe der Untertanen an ihre Gerichtsherrschaft, in der überwiegenden Zahl der Fälle das Rauchhuhn, das zu festen Terminen darzubringen war. Geschichtlich findet es, wie der Zinshahn, schon seit dem Mittelalter (13. Jahrhundert) Erwähnung. Das Zinshuhn war eine Abgabe Leibeigener an Adlige oder geistliche Leibherren; Zinshühner oder -hennen sind mit den Zinshahnen nicht einerlei (1767); Korn und Haber und Geldzins und alte Zinshüener soll man geben auf St. Andres Tag (1460). Zinsshönr von ainer wyss ... item 8 zinsshönr gyt die gemeind von ackern (1460) bei H. Fischer schwäb. 6, 1226; (Salzburg 15. Jh.) österr. weist. 6, 511; diese dienste machte er endlich zur pflicht und legte ihnen zinshüner auf (1810) ; von den zinshühnern der bauern (haben die mönche) sich gemästet (1854); vermöchte er es nicht, so müsse er dem kloster noch drei andere zinshühner überbringen (1918).
"Sie sind wie ein paar Zinshühner."
So sagt man von zwei Personen, von denen eine fett, die andere mager ist.
König Drosselbart
Auch im Grimm-Märchen König Drosselbart kommt der Zinshahn vor:
"Ein König hatte eine Tochter, die war über alle Maßen schön, aber dabei so stolz und übermütig, daß ihr kein Freier gut genug war.Sie wies einen nach dem andern ab, und trieb noch dazu Spott mit ihnen.Einmal ließ der König ein großes Fest anstellen, und ladete dazu aus der Nähe und Ferne die heiratslustigen Männer ein.Sie wurden alle in eine Reihe nach Rang und Stand geordnet; erst kamen die Könige, dann die Herzöge, die Fürsten, Grafen und Freiherrn, zuletzt die Edelleute.Nun ward die Königstochter durch die Reihen geführt, aber an jedem hatte sie etwas auszusetzen.Der eine war ihr zu dick, »das Weinfaß!« sprach sie.Der andere zu lang, »lang und schwank hat keinen Gang.« Der dritte zu kurz, »kurz und dick hat kein Geschick.« Der vierte zu blaß, »der bleiche Tod!« der fünfte zu rot, »der Zinshahn!« der sechste war nicht gerad genug, »grünes Holz, hinterm Ofen getrocknet!« Und so hatte sie an einem jeden etwas auszusetzen, besonders aber machte sie sich über einen guten König lustig, der ganz oben stand und dem das Kinn ein wenig krumm gewachsen war.»Ei,« rief sie und lachte, »der hat ein Kinn, wie die Drossel einen Schnabel;« und seit der Zeit bekam er den Namen Drosselbart."
Aus König Drosselbart: Wanderer und Prinzessin, Rudolf Schiestl, Lithographie 14 x 12 cm, spätestens 1931.
"Es gefällt mir gar nicht", sprach der Spielmann, "dass du dir immer einen andern zum Mann wünschest: bin ich dir nicht gut genug?" König Drosselbart hat seine liebe Not mit der stolzen Königstochter... (Illustration von Arthur Rackham, 1909)
In Österreich endete die Zinsabgabe an den Grundherrn offiziell im Jahr 1848 mit der Aufhebung der grundherrlichen Rechte im Zuge der Bauernbefreiung. Durch diese Reform wurden viele feudale Strukturen abgeschafft und den Bauern wurde die persönliche Freiheit und das Eigentum an ihrem Land gewährt.
Das Altsteierer Huhn
Die Altsteirer Hühner haben eine lange Geschichte und wurden bereits im 13., 14., 17. und 18. Jahrhundert in der Steiermark urkundlich erwähnt. Gewiss dienten Hahn und Henne in der Vergangenheit auch als Zinsgeflügel. Sie ähneln den ehemaligen Deutschen Landhühnern und den heutigen Rheinländern, haben jedoch helleres Gefieder, eine vollere Brust und feineres Fleisch. Sie sind perfekt an das Klima in der Steiermark angepasst.
Kapaunen aus der Steiermark, auch als "Backhendle" bezeichnet, wurden bereits 1694 erwähnt. Das Altsteirer Huhn war im 17. und 18. Jahrhundert als Kaiserhuhn bekannt. Die Hennen legen würzige Eier, während die Hähne zartes Fleisch mit feinen Fasern liefern. Kapaunen eignen sich besonders gut als Tafelhühner und wurden häufig gehalten. Sogar für die Krönung von Napoleon im Jahr 1804 wurden 150 Kapaunen und 50 Hühner aus der Steiermark bestellt.
Die Altsteirer-Hühner werden seit langer Zeit in der Steiermark gezüchtet wird. Die alte Kulturrasse versorgt den Halter gleichermaßen mit Eiern wie mit Fleisch. Altsteirer sind kräftige Landhühner. Die Küken sind sehr frohwüchsig, sie befiedern sehr schnell. Die Altsteirer sind vor allem in Mitteleuropa verbreitet und stellen keine besonderen Haltungsanforderungen und sind bei unbegrenztem Auslauf als emsige Futtersucher bekannt. Altsteirer Hühner reagieren auf Schatten, die von Raubvögeln stammen können, mit einer extrem schnellen Flucht in die nächste Deckung. Außerdem bilden die Hennen in ungewohnten Situationen einen Pulk und der Hahn stellt sich schützend davor. Wer einige Altsteirer mustern möchte, der wird sie in dieser Schutzformation vorfinden. Auch dem Halter gegenüber werden die Tiere nie richtig zahm. Diese Eigenschaften sind für die extensive Freilandhaltung ein enormer Vorteil. Es wird vereinzelt von Hähnen berichtet, die sich gegenüber Fressfeinde wie den Habicht als besonders wehrhaft erweisen und ihre Hennen aktiv im Kampf verteidigen. Einige Halter berichten, dass sie selbst mit den auffälligeren weißen Altsteirern kaum Verluste haben, solange es genug Fluchtmöglichkeiten gibt. Ein vitaler Hahn kann bis zu 15 Hennen befruchten kann. Es sollten dennoch nicht ganz so viele Hennen pro Hahn werden.
Im Februar beginnt die Legesaison für Althennen. Während der Mauserperiode fällt die Eiablage häufig komplett aus, und im Winter ist die Legeleistung bei Althennen gering. Wenn jedoch bereits im frühen Frühjahr zwischen März und April Küken geschlüpft sind, können diese die nächste Generation von Legehennen werden, die im ersten Winter (ab Oktober) eine sehr gute Legeleistung zeigen. Im ersten vollen Legejahr produzieren Altsteirer Hennen etwa 180 bis 200 Eier. Diese Leistung nimmt jedes Jahr ab. Dennoch legen ältere Hennen deutlich besser als gleichaltrige Legehybriden. Selbst wenn junge Altsteirer und Legehybriden gemeinsam weiden und nur zugefüttert werden, zeichnen sich die Altsteirer in der extensiven Haltung durch eine deutlich bessere Futterverwertung aus und überleben auch die Freilandhaltung. Die zuverlässigen Hennen ziehen sich einige Tage lang mit ihren durchschnittlich 5 bis 15 frisch geschlüpften Küken zurück. Die Glucke lehrt die Küken, nach Futter zu suchen, und ab dem dritten Tag werden feinkörniger Kükenstarter und Kükenfutter angeboten. Manchmal werden auch hart gekochte, gehackte Eier mit Hirse abwechselnd gefüttert. Die Küken entwickeln schnell ein Federkleid, wachsen schnell, sind robust und lassen sich gut von der Glucke führen. Selbst die Schwanzfedern wachsen bei reinrassigen Küken bereits nach wenigen Tagen.
Wissenswertes zum Altsteirer Huhn
Das Steirische Huhn wurde sowohl als Legehuhn als auch als schweres Huhn gezüchtet. Die schwerere Variante wurde später als Sulmtaler abgespalten. Der Begriff "Altsteirer" entstand Ende des 19. Jahrhunderts für die leichtere Linie, um sämtliche Kreuzungen in der Steiermark zu verdrängen und die erhaltenen Zuchtstämme zu stabilisieren. Das Altsteirer Huhn gilt als eine der ältesten Hühnerrassen in Mitteleuropa.
Altsteirer Hühner eignen sich auch für raue Klimalagen und hochgelegene Regionen, benötigen jedoch trockene Bereiche und geschützte Plätze. Aufgrund ihres weißen Gefieders sind sie leicht für Greifvögel sichtbar und benötigen daher gut strukturierte Flächen mit schneller Erreichbarkeit von Unterschlupfmöglichkeiten.
In der Vergangenheit gab es verschiedene Linien des Altsteirer Huhns, darunter das "Stoahendl" als leichte Variante in den höheren Lagen der Obersteiermark, das etwas schwerere Cilje Huhn, das dem heutigen weißen Altsteirer ähnelt, und das schwere Sulmtaler Huhn, das als eigenständige Rasse abgespalten wurde.
Der Bestand der Altsteirer Hühner ist stark gefährdet. In Deutschland gibt es einen unabhängigen Zuchtring, der sich um den Erhalt der weißen Altsteirer Hühner kümmert. Die wildfarbenen Altsteirer gelten als vom Aussterben bedroht. Die Zentrale Dokumentation Tiergenetischer Ressourcen in Deutschland stuft die Altsteirer Hühner als "stark gefährdet" ein.
Die Altsteirer Hühner werden vor allem in Österreich, Slowenien und Deutschland gehalten. Sie sind als historisches Nutztier im Register für "Traditionelle Lebensmittel der Steiermark" aufgeführt. Es gibt auch eine Initiative zur Erhaltung der Altsteirer Hühner in natürlicher Haltung unter kleinbäuerlichen Bedingungen.Zwerg-Altsteirer wurden erst um 1950 in Deutschland erzüchtet, es gibt sie in verschiedenen Farbschlägen (weiß, wildbraun, gesperbert). Die ersten Ausgangstiere waren kleine Altsteirer Hennen und Hähne der Zwerg Welsumer. Hähne kommen auf 900, Hennen auf 800 Gramm. Die Legeleistung liegt bei 160 Eiern um 35 Gramm in elfenbeinweißer Farbe.
Der wildbraune Farbschlag der Altsteirer Hühner ist besonders flugfähig und kann auf ausreichend großer Fläche gut aufsteigen. Es wird berichtet, dass sie über 100 Meter zurücklegen können und sich sogar auf Hausdächern niederlassen. Um sie einzuzäunen, sollte der Zaun mindestens 2,5 Meter hoch sein.
Bauernregeln zu St. Veit
Ist zu Sankt Veit der Himmel klar, dann gibt’s gewiss ein gutes Jahr.
St. Veit, der hat den längsten Tag, die Luzia (13. Dezember) die längste Nacht vermag.
Nach dem St. Veit, da ändert sich bald die Jahreszeit.
Der alte Vit, der bringt nur Regen mit.
Das Wasser an St. Vit, verträgt die späte Gerste nit.
Regen am St. Vitustag, die Gerste nicht vertragen mag.
Regnet’s an St. Veit, Gerste nicht leid’t.
O Heiliger Vitus, regne nicht, damit es uns nicht am Korn gebricht, denn Regen an dem Vitustag, die Gerste nicht vertragen mag.
Ist der Wein abgeblüht auf St. Vit, so bringt er ein schönes Weinjahr mit.
Nach St. Veit, da ändert sich die Zeit; dann fängt das Laub zu stehen an, dann haben die Vögel das Legen getan.
Der Wind, dreht sich um St. Veit, da legt sich’s Laub auf die andere Seit‘.
Nach St. Veit, da legen sich die Blätter auf die andere Seit‘.
Hat St. Vitus starken Regen, bringt er unermeßlich Segen. St. Veit bringt die Fliegen mit.
Die Nachtigall singt nur bis Vitustag.
St. Veit legt das Blatt auf die andere Seit´.
St. Veit hat längsten Tag, die heilige Lucia macht´s mit der Nacht ihm nach.
Quellen:
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1956), Bd. XV (1956), Sp. 1526, Z. 33.
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