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Gründonnerstag


Der Gründonnerstag ist der erste der drei Kartage. Mit der Gedächtnisfeier vom Letzten Abendmahl beginnt am Abend des Gründonnerstags das so genannte Triduum Sacrum (oder Triduum Paschale), also die Feier der drei österlichen Tage (Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag). Am Abend wird in allen Kirchen die Messe vom letzten Abendmahl gefeiert. Nach alter Überlieferung wird in den Gemeinden auch der Ritus der Fußwaschung vollzogen. Zum Gründonnerstag ranken sich viel Aberglaube und alte Bräuche.





Das letzte Abendmahl

Der Gründonnerstag erinnert an das Passahmahl, das Jesus als Abschieds- und Hoffnungsmahl vor seiner Gefangennahme mit seinen Jüngern gefeiert hat (Markusevangelium 14, 22 - 25). Am Morgen des Gründonnerstags – oder am Tag davor – wird in katholischen Bischofskirchen vom Bischof zusammen mit dem Diözesanklerus die Chrisammesse, die missa chrismatis zelebriert. In dieser Feier wird für die ganze Diözese das Heilige Chrisam, das bei Tauf- und Firmsalbungen sowie bei Katechumenen- und Krankensalbungen verwendet wird, für das kommende Jahr geweiht.

Im Gottesdienst am Gründonnerstag wird das Abendmahl gefeiert. Erinnert wird auch an die Geschichte, wie Jesus seinen Jüngern die Füße wusch (Johannesevangelium 13, 1 - 20) und so seine Dienstbarkeit deutlich machte: Jesus hat sich erniedrigt – Füße waschen war Sklavenarbeit – so groß war seine Liebe zu den Menschen, deshalb sollen die Christen ihm in solcher Nächstenliebe nachfolgen. Fußwaschungen sind 694 in Spanien belegt, im 12. Jahrhundert sind sie in der Gründonnerstagmesse in Rom bekannt.


Das letzte Abendmahl (italienisch: L’Ultima Cena des italienischen Malers Leonardo da Vinci, im deutschen Sprachraum meist nur verkürzt Das Abendmahl genannt, ist eines der berühmtesten Wandgemälde der Welt. Das in der Seccotechnik ausgeführte Werk wurde in den Jahren 1494 bis 1497 im Auftrag des Mailänder Herzogs Ludovico Sforza geschaffen. Es schmückt die Nordwand des Refektoriums (Speisesaal) des Dominikanerklosters Santa Maria delle Grazie in Mailand und gilt als Höhepunkt in Leonardos malerischem Schaffen.


In der katholischen Kirche wird am Ende der Messe am Gründonnertag der Tabernakel geleert und das Allerheiligste – die Elemente zur Eucharistiefeier – an einen anderen Ort getragen. Auch der Altar wird abgeräumt, der Tabernakel bleibt nun offen und leer, der Altar schmucklos. Der schmucklose Altar weist darauf hin, dass die kommenden zwei Tage der Trauer und der Besinnung gewidmet sind. Auch Orgel, Altarschellen und Kirchenglocken schweigen nun bis zum Gloria in der Osternacht. Die Volksüberlieferung besagt, die Glocken würden in dieser Zeit nach Rom fliegen, um geweiht zu werden, und erst am Karsamstag zurückkehren. In den Anbetungsstunden – auch als Ölbergstunden bezeichnet – bis Mitternacht zum Karfreitag soll Jesus begleitet werden im Gebet zum Ölberg, wo er in größter Not und Bedrängnis seinen Vater um Hilfe anflehte.


Die katholische Kirche gewährt vollkommenen Ablass für das andächtige Beten des Tantum ergo, der beiden letzten Strophen des Hymnus Pange lingua von Thomas von Aquin (GL 541). Die Koptische Kirche feiert den Gründonnerstag als kleineres Fest, die Syrisch-Orthodoxe Kirche als kleines Herrenfest.




Fußwaschung

Um Reinigung geht es in einem der wichtigsten Gründonnerstags-Bräuche – der Fußwaschung. Zwölf ausgewählten Frauen und Männern der Gemeinde werden vor der abendlichen Eucharistiefeier vom Priester die Füße gewaschen, in Rom zwölf Bischöfen vom Papst. Man erinnert sich an das Abendmahl Jesu mit den zwölf Jüngern. Nach orientalischer Sitte reinigte ihnen Jesus die Füße mit Wüstenstaub – sein letzter Liebesdienst vor seiner Festnahme und Hinrichtung.


Giotto di Bondone (1267-1337), Cappella Scrovegni a Padova, Das Leben Christi, Fußwaschung





Grüne Speise am Gründonnerstag

Einer der bekanntesten Gründonnerstagsbräuche ist die Zubereitung einer grünen Fastenspeise. Beliebt sind Spinat, auch Brennnesselspinat, zu gekochten oder gebratenen Eiern, Erdäpfelpüree oder Bratkartoffeln und gebratener Leberkäse, ein Kräutersüppchen aus Kerbel oder Sauerampfer oder grüne Soße zu Rindfleisch. Je nach Geschmack enthält sie mehr oder weniger gehacktes Ei, Öl, Essig, Schlagobers, immer jedoch mindestens sieben der Kräuter Kerbel, Petersilie, Schnittlauch, Borretsch, Estragon, Pimpinelle, Sauerampfer, Zitronenmelisse, Liebstöckel und Basilikum.


Frische Wildkräuter – die Zutaten für die Grüne Soße, die traditionell am Gründonnerstag verspeist wird. Die üblich dafür verwendeten Kräuter sind Pimpinelle, Petersilie, Kresse, Schnittlauch, Borretsch, Sauerampfer, Kerbel. Die Grüne Soße soll Goethes Leibgericht gewesen sein.


Der Tradition nach wird am Gründonnerstag etwas Grünes gegessen, erste frische Frühlingskräuter (in meinem Umfeld insbesondere Brennesseln). Dafür gibt es Belege seit dem 14. Jh. (bei Grotefend 1, 77ᵇ).


Nach Grotefend ist die verbreitete Sitte, am Gründonnerstag grüne Kräuter zu essen (vgl. Bächthold-Stäubli HWB d. dtsch. Aberglaubens/Bd. 9, Sp. 878/3, 1187 f.), noch immer die wahrscheinlichste Erklärung; auf einen alten Brauch dieser Art deutet: ad album panem in cena dominicum herbis [...] (zum Weißbrot am Abendmahl mit Kräutern) [am Gründonnerstag; Anm. d. Verf.]. Seibertz berichtet in Quellen d. westfälischen Geschichte 3, 286 (v. J. 1380) vom "genieszen von groine pankokenam" (Pfannkuchen?). In Westfalen war der Grüne Donnerstage nach Ostern bei den Freckenhorster Nonnen (s. Grotefend); in Westfalen zu älterer Zeit der Donnerstag nach Ostern (Grotefend Zeitrechn.1, 77b aus Urk. v. 1393 und 1542).


Im siebenbürger-sächsischen Wochenblatt 2, 59 (1837) erscheint der Gründonnerstag als Kompositum in erstarrtem Dativ/Akkusativ: wenn sie nicht [...] am grünendonnerstage ein grün kraut [...] fressen (Chr. Weise erznarren126 ndr.); zu den alten nachweisen stellt sich noch an dem heiligen grünen dunrestdage (Taulerpred. 118, 24); Belege seit dem 14. Jahrhundert bei Grotefend 1, 77ᵇ; zu der sitte, am gründonnerstage grüne kräuter zu essen. Weiters noch Erwähnungen: gräunendonnerstag, grüntimmelstag.


Die jungen Brennesseln eigen sich hervorradend zu Speisezubereitung. In meiner Kindheit gab es nie echten Spinat, immer Brennesselspinat. Ein Gründonnerstag ohne diese Speise wäre undenkbar gewesen. Und das ist bis heute so geblieben!


Im Mittelpunkt am Gründonnerstag stehen das reich und vielfältig entwickelte Brauchthum, der Genusz heilbringender Kräuter und das Gründonnerstagsei (Antlaszei). Weiters gilt der Gründonnerstag als Termin der Säens und Pflanzens (Bächthold-Stäubli), es läßt wie bei Ostern an einen Nachhall vorchristlicher Übung denken. (Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm)


Als Grüner Sonntag wurde der Palmsonntag bezeichnet, als Grüne Woche die Woche vor Ostern (Grotefend 1, 77ᵇ). Der Mittwoch in der Karwoche war der Grüne Mittwoch (Fischart groszm. 22 ndr.) oder der Krumme Mittwoch (Südtirol).



Aus all diesen Überlegungen heraus erscheint es naheliegend, dass der Begriff "Gründonnerstag" sich tatsächlich auf die Farbe Grün beziehen könnte. Ein Zusammenhang mit der aufblühenden Natur und dem ersten Austrieb von Bäumen und Sträuchern sowie dem Ergrünen der Wiesen ist höchstwahrscheinlich.




Etymologie von "grün"

Grün kommt von indogermanisch *gʰrē, *gʰrō-, *gʰrə-, *gʰreh₁ und bedeutet wachsen, grünen.

Weitere Wortentwicklung:

germanisch *grōan = grünen, wachsen, gedeihen; (vgl. germ. *grasa-, *grasam = Gras)

altnordisch grōa = wachsen (V.) (1), grünen;

s. germ. *grōan = grünen, wachsen

ahd. gruoen* = grünen, blühen, gedeihen;

mhd. grüejen = grünen, wachsen (auch: grüene, grüen, gruon, gruone, grūn, grūne, grōne, gerōnem = grün, frisch, kräftig, roh, unreif)

nhd. wachsen, grünen



Eier färben

In manchen Familien, wie in meiner, ist es Tradition, die Ostereier am Gründonnerstag zu färben. Bunte Eier sind zu Ostern bis heute beliebt. Durch die Einführung der österlichen Eierweihe in der katholischen Kirche im 12. Jahrhundert wurde das Ei zum Symbol der Auferstehung Christi.


Eier sind das klassische Symbol für Ostern. Als Zeichen des Lebens und der Auferstehung braucht man sie nicht lange zu deuten. Sie gelten mit Salz und Mehl zu den drei "weißen Gaben", die Leben bedeuten. Dass sie gerade zu Ostern eine so große Rolle spielen, hat mehrere Gründe. Auf den Tellern ist ein hart gekochtes Ei ein Zeichen der Hoffnung. Die christlichen Gemeinden kannten Ostereier ursprünglich nur rot gefärbt. Zeitweise durften die Eier der Henne in der Fastenzeit nicht gegessen werden, umso mehr waren danach vorhanden. In der katholischen Kirche war der Verzehr von Eiern während der Fastenzeit streng untersagt. Dieses Gebot wurde erst im Spätmittelalter gelockert. Als Naturalabgabe für den Grundherrn, Pfarrer, Mesner oder Lehrer wurden sie nicht ganz freiwillig abgeliefert. Schon im Mittelalter waren Eier eine Art Zahlungsmittel (bspw. für Zinsgaben), d.h. am Zahlungstermin zu Ostern wurden den Grundherren als Sachleistung für das gepachtete Land Eier überreicht. Das Ei galt somit als Berechnungseinheit für Zinsen und Pacht. Gleichzeitig gab es gefärbte und verzierte Schenkeier für Kinder, Paten, als Liebes- und Verehrungsgabe. 1615 verschenkten die Bürger von Straßburg im Elsass, einer Landschaft im Osten Frankreichs an der Grenze zu Deutschland, bemalte, gekratzte, marmorierte und goldene Ostereier. In der Barock- und Biedermeierzeit steckte man in Österreich Spruchbänder, die sich aufrollen ließen, in ausgeblasene Ostereier. Solche Sprüche lauteten etwa "Aus lauter Lieb und Treu schenk ich Dir dies Osterei" (1765). Auch aus Porzellan und anderen edlen Materialien stellt man sie her. Traditionelle Verzierungstechniken sind Batik, Kratzen und Ätzen.


Eier gelten seit jeher als Fruchtbarkeitssymbol und als das Siegeszeichen des Lebens über den Tod. Das Ei ist Symbol des Lebens, der Reinheit, der Fruchtbarkeit und der Erneuerung. In früheren Zeiten wurden die Ostereier der Frühlingsgöttin Ostara zum Opfer gebracht. Im 4. Jahrhundert dienten Eier als Grabbeigabe in germanischen Gräbern. Der Fund eines bemalten Eies aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. weist auf die alte Tradition des Eierbemalens hin.


Gefärbte und verzierte Ostereier wurden als Liebesgaben überreicht und sie standen dem Gesinde zu. Bei uns werden sie den Patenkindern neben dem Osterkipfl, einem Spielzeug und einem neuen Gewand geschenkt. Jeder Besuch, der nach dem Eierfärben das Haus betritt, erhält ein rotes Ei als Glücksgabe. So ist es bei uns noch Brauch! Ganz wichtig sind sie natürlich im Osternest... sonst wäre es keines.




Ostereier natürlich färben

In den letzten Jahren gab es eine Rückbesinnung auf natürlich gefärbte Eier. So ergeben Rotkrautblätter oder Holundersaft etwa ergeben blaue bis lila Töne. Schönes Rot machen Rooibostee oder Rote Rüben. Spinat, Brennnessel oder Petersilie färben grün. Kümmel, Kamille, Schwarztee, Kaffee oder gelbe Zwiebelschalen liefern gelbe bis braune Eier. Für den Farbsud werden 250 g des pflanzlichen Farbgebers (klein gehackt oder gewürfelt) in 500 ml Wasser ausgekocht. Gemüse, Tee oder Kaffee brauchen etwa 45 Minuten. Beeren, Blätter oder Schalen müssen eine Stunde kochen, dann eine weitere Stunde ziehen. Farbpulver aus der Apotheke oder aus dem Reformhaus stellt man ca. 30 Minuten auf.



Je länger die Färbemittel gekocht werden, desto intensiver wird die Farbe. Anschließend können die Eier im Sud hartgekocht werden. Vorher sollten sie noch mit Essig abgerieben werden, dann nehmen sie die Farbe besser an – und der Stempel auf der Schale verschwindet. Kleinere Eier sind vorteilhaft, da diese von jüngeren Hühnern stammen und eine glattere, stabilere Schale haben. Diese Eier nehmen die Farbe besser an und bekommen nicht so schnell Risse beim Kochen. Die Eier sollten eine Stunde vor dem Kochen aus dem Kühlschrank genomen oder für zehn Minuten in lauwarmes Wasser gelegt werden. Das reduziert die Gefahr, dass sie beim Kochen platzen. Sollte doch ein Malheur passieren, einen Schuss Essig ins Wasser geben. Auslaufendes Eiklar gerinnt dann schnell.

Nach dem Färben können die Eier mit ein wenig Butter oder Schmalz poliert werden.




Antlaßei

Die am Gründonnerstag ("Antlaßpfingsta", " Antlaßtag", "Speißpfingsta") gelegten Eier sind die sog. Antlaßeier. Der Tag ist so heilig, dass sogar das Ei in der Henne geweiht ist. Antlaß kommt von Entlassung aus der Kirchenbuße, die am Gründonnerstag erfolgte. Diese Eier galten als segens- und zauberkräftig. Man legte sie als Blitzschutz und Zauberabwehr unter den Dachfirst und sagte ihnen Weissagungs- und Sympathiekraft nach. Teilweise hat sich die Tradition erhalten, Antlaßeier zu färben und mit den Ostenspeisen segnen zu lassen. Dem grün bemalten Gründonnerstagsei wurde die Abwehr von Verletzungen, dem roten Karfreitagsei Schutz vor Feuergefahr und dem blauen Karsamstagsei Hilfe bei Hochwasser zugesprochen. Wenn man sie in der Familie gemeinsam verzehrt, soll diese beisammenbleiben. Falls sich jemand verirrt und an die anderen denkt, soll er wieder nach Hause finden. Kinder, die am Gründonnerstag geboren wurden, hatten die Fähigkeit zum “zweiten Gesicht”, also die Gabe, Ereignisse der Zukunft vorauszusehen. Ein Antlaßei oder Benediktusmedaillen und Kreuze wurden unter der Türschwelle oder unter der Dachtraufe zum Schutz vergraben bzw. eingezimmert. Es soll nicht nur vor Blitz-, sondern auch vor Steinschlag sowie Lawinen- und Murenabgängen schützen.


Das Museum Schloss Trautenfels im Ennstal zeigt einen Holzbalken aus dem 17. Jahrhundert, in den ein Antlaßei eingearbeitet ist. Das Ei ist sichtlich unversehrt. Man weiß von verbürgten Fällen zu berichten, wo Häuser bzw. Almhütten mit eingebautem Antlaßei Naturkatastrophen entgangen sind, während benachbarte Gebäude weniger Glück hatten. Weit verbreitet sei heute auch das Mitführen von Antlaßeiern in Autos. Wer sich selbst und seinem Körper besonderen Schutz angedeihen lassen will, der verspeist kurzerhand das Antlaßei. Besonders Holzarbeiter oder jene, die mit Hacken und Sägen tätig waren, aßen traditionellerweise ein Antlaßei, um vor dem "sich Hacken" geschützt zu sein.



Ein Antlaßei im Dachstuhl eingebaut und die Lawine, der Bergsturz verschont das Haus und die Almhütte, während Nachbargebäude zerstört werden. In bestimmten Regionen werden sie rot gefärbt als Hinweis auf das Blut Christi, das von Schuld freispricht. Die Sünden werden getilgt. Antlaßeier werden mit einem D (für Donnerstag) gekennzeichnet. Die Kennzeichnung ist von Ortschaft zu Ortschaft unterschiedlich. Diese am Gründonnerstag gelegten Eier wurden und werden aufgehoben für die Fleischweihe (Osterspeisensegnung).


Die am Gründonnerstag gelegten Eier, die Antlaßeier, deren Genuß stark macht, gehören den Männern, dagegen die am Ostersonntag gelegten Eier den Frauen. Eier, am Gründonnerstag gelegt und gefärbt und am Ostertag geweiht, helfen gegen viele Krankheiten bei Vieh und Leuten. Man gibt sie daher unters Futter, hängt auch eines in den Stall. Zusammengestoßen und in Schmalz gebraten, wird ein solches Ei kalbenden Kühen gegeben, sie kalben dann leicht und sind das ganze Jahr sicher vor Hexerei. Antlaßeier bleiben immer gut. Ein am Ostersonntag geweihtes Antlaßei wehrt, in Papier gewickelt und in ein Feuer geworfen, dessen Umsichgreifen. So auf den Dachfirst gelegt, dass es auf der Spitze steht, verhindert es das Einschlagen; es darf aber nicht gefärbt sein. Ein Ei, das an diesem Tage in die Sonne gelegt wird, ist gut gegen den Blitz, das "wilde Feuer“.




Baumbeten

Am Gründonnerstag schüttelten die Bauern ihre Obstbäume, damit sie reiche Frucht trugen. Die Südtiroler schlugen ihre Obstbäume am Mittwoch vor Gründonnerstag mit einem Knüppel, um eine gute Ernte zu erlangen. In Tirol und der Steiermark war das Baumbeten üblich, um Schäden durch Gewitter abzuwehren. Beim "Grünwasengang" am Abend des Gründonnerstags zur Stunde der Todesangst Christi begaben sich die Bauern barfuß auf den Dorfanger oder auf ihren Grund, knieten unter einem Baum nieder und verrichteten mit ausgebreiteten Armen ihr Gebet. Bei den Gottscheern hieß es, dass man vor keinem Wetter Angst zu haben braucht, wenn man draußen gekniet und gebetet hat.

Der heilige Franziskus betet unter einem Baum. Rembrandt (Rembrandt van Rijn) Niederlande,1657.



In einem ungarischen Text aus dem 19. Jahrhundert Volksleben, Bräuche und Sagen der Deutschen von János Krainz – ist über das Baumgebet in der Steiermark Folgendes zu Lesen:

Am "Grünen Donnerstag" (Antlasspfingstag) wird die ganze Natur geweiht. An diesem Tag praktizieren alte Menschen das „Baumgebet“ und den „Rasengang“, d.h. sie knien unter einem Baum und verrichten ihre Andacht, und abends gehen sie barfuß auf die grüne Wiese vor dem Haus und beten dort.


V.l.n.r.: Das Hietzinger Bezirkswappen (XIII. Bezirk Wiens): In der Mitte Hietzing findet man in der Baumkrone die Gottesmutter mit dem Jesuskind im goldenen Strahlenkreuz, flankiert von zwei Engeln. Unter dem Baum beten vier Bauern. Mitte: ein Mann betet unter einem Obstbaum. Rechts: Ein Mann verrichtet sein Gebet unter einem Baum.




Erdküssen (in der Gottschee)**

In in der ganzen Gottschee galt die Regel, dass man vom Morgen des Gründonnerstags an, wenn die Glocken nach Rom fliegen, bis zu ihrer Rückkehr am Karsamstag nicht in der Erde arbeiten darf.


„Wenn die Glocken fort sind, die Erde ganz in Ruhe lassen, keinen Kren ausgraben und nichts“ (Obergras).

Andere Arbeiten konnte man in einem gewissen Ausmaß schon vornehmen, z. B. das Haus putzen und Mehlspeisen machen, Bäume putzen oder das alte Holz aus den Weingärten entfernen. In Göttenitz war auch das Wäschewaschen und Bodenreiben untersagt, am Karfreitag durfte man sogar kein Rind austreiben. Am Gründonnerstag sind Grünbräuche und Grünspeisen sehr allgemein. Häufig ist es das erste Gemüse des Jahres, das da aufgetischt wird. Beim Aufträgen der Erstfrucht, die zumeist Salat ist, herrschte in der Gottschee ein eigenartiger Brauch. Man rief "Haier shaliges" und griff nach dem Kopfe der auftragenden Person. Dazu gibt es in Kärnten überraschende Gegenstücke: In Bleiburg und Völkermarkt werden an diesem Tage (Gründonnerstag) die ersten Frühlingsblumen auf dem Markt feilgeboten und "Heuerseligs", das Erstlingsgemüse des Jahres, verkauft. Vielfach wurden zum Mittagsmahl nur grüne Speisen, aber auch Ölkrapfen verzehrt. Um 1880 war es in Klagenfurt noch üblich, daß sich die Tischnachbarn beim Aufträgen des ersten Gemüses gegenseitig an den Ohren zupften mit dem Ruf: "Heuerseligs, Heuerseligs!"

Besonders interessant war in der Gottschee das Küssen der Erde oder des Grases in den Augenblicken, wo die Glocken fortfliegen (Gründonnerstag) und wo sie wiederkommen. Die Glocken erklingen erst in der Osternacht am Karsamstag wieder.

Beim „Baumbeten“ in Niederösterreich fand H. F i e l h a u e r z. B. das Küssen der Erde erst in den letzten Jahren noch in der "Buckligen Welt". In Hohenegg mußte man z. B. dreimal die Erde küssen. In Grafenfeld kniete man im Garten nieder, betete und küsste die Erde oder — in Tschermoschnitz — das Gras. Mitterdorf sprach sogar ausdrücklich vom "Grashlan bushn". In Lienfeld mussten alle hinaus und die Erde küssen. Niemand durfte im Hause bleiben. Aus Seele wurde berichtete: "Der Vater hat sich der Länge nach ins Gras niedergelegt im Garten und die Erde geküßt." Allem Anschein nach ging es um die grünende Erde. In Mosel sagte man auch ausdrücklich: "Wenn die Glocken zu läuten begannen, da hat jeder geschaut, dass er auf einem grünen Fleck niedergekniet ist und hat gebetet, damit er frisch bleibt, und ein Eisen angefaßt, das schützt vor Krankheiten."




Weiters zum Gründonnerstag

Am Gründonnerstag wurde gepflanzt und ausgesät, was grünen sollte. Die an diesem Tag gesäten Kräuter und Pflanzen gelten als widerstandfähig; die Heilkräuter, die an diesem Tag gesetzt oder gesät werden, sollen eine starke Heilkraft haben. In vielen Regionen fanden und finden Umzüge mit Ratschen und Klappern statt, deren Lärm die in der Karwoche schweigenden – nach Rom geflogenen – Kirchenglocken ersetzt, aber wohl auch Dämonen und böse Geister vertreiben sollte. Der Gründonnerstag war früher Zahltag für Zinsen und Schulden; die Gläubiger beglichen ihre Schulden oft mit Hasen und Eiern. In Verges bei Girona finden auf der Plaça Major die Passionsspiele statt: Männer tanzen als Skelette verkleidet, dann bewegt sich der Totentanz als Prozession durch die Gassen. In Schweden zogen Mädchen und Jungen mit Kopftüchern und mit langen Röcken als Påskkäring, Osterweiber, verkleidet von Haus zu Haus, hinterlassen Osterbriefe und erhoffen sich Süßigkeiten oder Geld. In der alten schwedischen Folklore gibt es die Vorstellung einer Hexe, die am Gründonnerstag oder in der Nacht zwischen Gründonnerstag und Ostern auf einem Besen nach Blåkulla fliegt und dann am Ostertag zurückkehrt. Blåkulla ist dabei ein mythologischer Ort, der als Treffpunkt für Hexen und Teufel angesehen wird.  Dort werden sie daher von den Bauern durch Schießen vertrieben.


Verborge Schätze werden am Gründonnerstag sichtbar. In Russland lädt man die Geister der Ahnen an den häuslichen Herd ein.


Wer am Gründonnerstag zuletzt aus den Federn kommt, ist der „Ontlasgon“ (in Salzburg).



Gründonnerstag als Feiertag***

Wenn man am Gründonnerstag feiert, so hat man das ganze Jahr kein Fieber. Ebenso wenn man fastet. Auch vor Zahnweh schützt das Fasten und vor Krankheiten überhaupt. Man soll auch kein Brot backen, sonst bleibt der Regen das ganze Jahr aus, oder die Frösche fressen den Flachs ab, oder die Leute des Hauses haben im Sommer Last mit dem schimmligen Brot. Regen verhindert man auch, wenn man am Gründonnerstag achtet und wäscht. Hängt man die Wäsche zum Trocknen hinaus, so stirbt jemand aus der Familie; wird aber die Wäsche auf den Boden gehängt, so schadet es nichts. In den Mond versetzt ist ein Mann, der am Gründonnerstag Besen gebunden hat, eine Frau, die gebuttert hat. In der Gegend von Viersen werden keine Betten gemacht, weil der Heiland in der Nacht nicht geschlafen hat.



Bestimmte Speisen am Gründonnerstag***

Heilsam und vorgeschrieben ist der Genuss bestimmter Speisen. Besonders muss grünes Gemüse verzehrt und in ihm die frische Kraft des Frühlings aufgenommen werden: Salat, Kohl, Nesseln und junge Triebe von allerlei Pflanzen. In Bayern sagt man, das Geld gehe einem dann nie aus. Oft nimmt man sieben-, neun-, oder zwölferlei Kräuter. Wer nicht neunerlei Kräuter isst, bekommt das Fieber. Ungesalzene Gemüsebrühe heilt alle Wunden. Auch Honig soll man essen; es ist das beste Mittel gegen den Biss giftiger Tiere und toller Hunde. Wer es unterlässt, wird zum Esel oder bekommt Eselsohren. Außer dem Honig genießt man auch Hirse und Linsen, damit das Geld nicht ausgeht. Man soll auch einen Apfel mit Stiel und "Butzen" verzehren (Bopfingen-Neresheim). Wenn man Äpfel, die man bis Gründonnerstag aufbewahrt hat, isst, bleibt man das ganze Jahr gesund (Kellinghusen, Holstein). Auch Brezeln soll man (nüchtern) essen, das ist gegen das Fieber gut. Nach Prätorius werden sie gegen Krankheiten und Plagen im Haus aufgehängt. Im Gegensatz zu dem oben erwähnten Verbot des Brotbackens backt man im Badischen am Gründonnerstag Küchle, dann hat man das ganze Jahr hindurch immer Butter. Das Gründonnerstagsbrot soll nicht schimmeln. In Ungarn kochen die Mädchen Speckknödel. Jede erhält einen. Am Samstag stellen sie sie der Reihe nach auf und rufen die Katze herbei. Die Maid, deren Knödel sie zuerst frisst, heiratet vor allen anderen. In Frankreich aß man im 17. Jahrhundert einen Hahn zum Gedächtnis dessen, der bei Petri Verleugnung dreimal krähte.



Weiters zum Antlaßei***

Ganz besondere Vorzüge und Kräfte haben die am Gründonnerstag gelegten Eier, die sogenannten Antlaßeier (mhd. antlazs - Entlassung, Erlaß, Ablaß). Am Gründonnerstag wurden die öffentlichen Büßer wieder in die Kirche aufgenommen und losgesprochen. Er heißt daher in Süddeutschland auch Antlaßtag, Antlaßpfinztag. Die Eier bleiben das ganze Jahr frisch. Sie werden sorgfältig gesammelt und am Ostertage in der Kirche geweiht. Dann erhält jeder Hausgenosse eines; wenn die Zahl nicht reicht, bekommen die Knechte ein ganzes, die Mädchen ein halbes. Das Antlaßei wird fast immer samt der Schale gegessen, wenigstens ein Stück davon; der Rest der Schale wird ins Feuer geworfen. Die Männer schützt es vor Bruchschaden (der als Geschlechtsleiden gilt!), macht fest gegen Beil und Messer und sichert gegen Schlangen. Wer Eier isst, die am Gründonnerstag oder Karfreitag gelegt wurden, darf sich in demselben Jahr nicht erbrechen. Ein Antlaßei, mitsamt der Schale verzehrt, verschafft Erleichterung bei Sand und Grieß und bewahrt vor Kreuzschmerzen. Wenn zwei Personen zusammen ein solches Ei gegessen haben und eine davon sich irgendwo verirrt, so braucht sie sich nur zu erinnern, mit wem sie das Ei gegessen hat, und schon findet sie den rechten Weg. "Olasoia" dürfen nur am Ostersonntag und zwar stehend im Freien gegessen werden. Doch isst man sie auch schon am Gründonnerstag selbst wie am Karfreitag. Im Unterinntal kennzeichnet man ein am Gründonnerstag gelegtes Ei und bewahrt es bis zum Ostersonntag des nächsten Jahres, wo es dann mittags verzehrt wird. In der Oberpfalz gilt das Gründonnerstagsei schon in der Henne als geweiht. Nur vereinzelt wurden die Eier als Unglückseier betrachtet und mit drei Kreuzen versehen beiseitegelegt.


Auch ohne verspeist zu werden, dient das Antlaßei zum Schutz- und Abwehrzauber und verleiht besondere Eigenschaften. In die Höhlung des Balkens eingeschlossen, schützt es das Haus. Man hängt es, in Leinwand gewickelt, an das außen am Hause angebrachte Kreuz. Im Salzburgischen vergräbt der Bauer es im Stalle und Obstgarten und am Rande seines Ackers; wo Überschwemmung zu befürchten ist, wird es am Bachrand vergraben oder an der von der Lawine am meisten gefährdeten Stelle. An manchen Orten wird es in die Herdgrube eingemauert, denn es ist gut gegen alle Wetter im ganzen Jahr. Unter der Hausschwelle vergraben, schützt es die Einwohner vor Unkeuschheit (Solothurn). In Niederbayern teilt man ein Antlaßei, wickelt jede Hälfte in Leinwand und legt die eine in den Pferdestall, die andere in den Kuhstall, denn es bringt dem Stall Segen. Es hat die Kraft, alle Geister und bösen Tiere und jedes Ungeziefer zu vertreiben. Es verhindert auch das Zopfflechten der Pferde und das Blutmelken der Kühe. Es sichert ferner gegen Feuersbrunst und löscht Schadenfeuer aus. Um das Haus gegen Blitz zu schützen, trägt man es auf den Boden oder wirft es über das Haus und vergräbt es an der Stelle, wo es hinfällt. In der Steiermark schützt ein Antlaßei, das während des Ausklingens der fortziehenden Glocken über das Hausdach geworfen wird, vor Feuersgefahr. Es muss jedoch mit einem Tuch vom Nest genommen werden. Auf den Dachfirst gelegt und zwar so, dass es auf der Spitze steht, verhindert es das Einschlagen; es darf jedoch nicht gefärbt sein. Ein Ei, das am Gründonnerstag in die Sonne gelegt wird, ist ebenfalls gut gegen den Blitz. Eier behüten auch die Äcker vor Schaden. Ihre Schalen werden mit Weihwasser gefüllt und mit einer geweihten Palme auf die Ecken des Roggenfeldes gesetzt. Ein Ei, das am Gründonnerstag um 9 Uhr vormittags (d. i. in der Stunde, wo die Glocken zum letzten Mal vor Ostersonntag geläutet werden) gelegt und am Ostersonntag geweiht ist, wird in der Steiermark auf dem Felde vergraben, dann können die Hexen nicht durch Hagel schaden. Ein Antlaßei wird in den größten Weizenacker eingegraben und links und rechts ein geweihtes Brandkreuz gesteckt, sonst verdirbt Hagelschlag und Brand die Frucht. Ein rotes Ei wird in die erste Garbe gelegt und, wenn abgedroschen ist, ins Ofenfeuer geworfen. Verborgenes kann man sehen, wenn man ein Ei bei sich trägt. Wenn man eines am Karfreitag oder am ersten Ostertag mit in die Kirche nimmt, kann man die Hexen erkennen (auch wenn man einem über die rechte Schulter sieht, der eines in der Tasche hat), oder sogar tanzen sehen. Man erkennt sie daran, dass sie Kübel auf dem Kopf tragen oder dem Altar den Rücken zuwenden oder umgekehrt auf den Stühlen sitzen. Man muss sich jedoch hüten, dass die Hexe das Ei nicht zerdrückt, da sonst der Besitzer stirbt. Man kann sich auch mit dem Ei auf einen Kreuzweg stellen oder damit am Karfreitag in die Kirche gehen; dann muss man jedoch vor dem Segen wieder hinausgehen. Wenn man am Ostermorgen durch ein Ei in die aufgehende Sonne blickt, sieht man das Osterlamm darin tanzen.


Die am Gründonnerstag gelegten Eier werden besonders zum Ausbrüten aufgehoben, dann schlüpfen die Küken hübsch heraus oder es kommen lauter Hähne heraus. Die Eier, die man am Gründonnerstag den Hennen oder Gänsen unterlegt, werden alle ausgebrütet (Isergebirge). Hühner, die am Gründonnerstag oder aus Gründonnerstagseiern schlüpfen, haben ein schönes, buntes Gefieder und ändern im Laufe des Jahres oder jedes Jahr die Farbe, weil Judas beim Abendmahl die Farbe des Gesichts beim Anblick des Heilands wechselte. Wenn aber eine Henne am Gründonnerstag ein Ei legt und sich jemand darauf setzt, der sich neun Tage lang nicht gewaschen hat, so brütet er den Teufel aus. In Italien und Frankreich misst man übrigens solche besonderen Kräften mehr den Karfreitagseiern bei.



Aussaat und Fruchtbarkeit***

Der Gründonnerstag hat für die Bestellung von Acker und Garten besondere Bedeutung. Er gilt als der günstigste Tag zum Beginn des Säens. Die Saat wird schön grün. Im Odenwald sät und pflanzt man so viel wie möglich, und in der Wetterau heißt es, dass dem am Gründonnerstag Gesäten das Ungeziefer nicht schaden könne und dass die an diesem Tag gesteckten Bohnen nicht erfrieren. Man soll Topfgewächse und Bäume pflanzen, dann wachsen sie gut, die Blumen am Fenster schneiden oder auspflanzen, dann blühen sie schöner und farbenprächtiger (badisches Frankenland). Kohl, am Gründonnerstag gepflanzt, gerät am besten, besonders wenn er auch noch unter dem Kirchläuten gesät wurde. In Thillot (Vogesen) schüttelt man in dem Augenblick, wo die Glocken nach Rom reisen, die Obstbäume, um eine reiche Ernte zu erzielen. Auch Lein wird gerne gesät. Dem Sämann steckt man zwei Eier in die Tasche, die er auf dem Feld essen muss, dann gerät der Flachs wohl. Um eine reiche Ernte zu erhalten, wird im Kanton Bern empfohlen, mit verschiedenen Samen in der Tasche zur Kirche zu gehen. Ein Antlaßkreuz steckt man in die Mitte des Ackers. Im Oberamt Heilbronn vertreibt man Ungeziefer aus dem Garten, indem man am Karfreitag Gründonnerstag-Asche ausstreut. Ist es am Gründonnerstag schönes Wetter, so gerät die Gerste wohl, weil Christus beim heiligen Abendmahl Schwarzbrot aß. In Mecklenburg muss man wenigstens etwas auf seinem Feld arbeiten, sonst hat man keinen Segen in dem Jahr. So gilt, wie auch aus dem folgenden Abschnitt hervorgeht, der Gründonnerstag in manchen Beziehungen als Anfangstermin.



Kräutersammeln***

Am Gründonnerstag eingesammelte Kräuter gelten als besonders heilkräftig. Hartenau und Eisenhart werden gepflückt und als Gewitterschutz aufgehängt, auch Nesseln. Das Antlaßkränzchen wird aus vielen Blumen gemacht, die auf dem Rain wachsen und am Gründonnerstag geweiht werden; es wird samt einem Antlaßei in die erste Garbe gebunden. Vierblättriger Klee, vor der Sonne gefunden, bannt Zauber.



Frühlingsfrische und Neubeginn***

Wenn man am Gründonnerstag die Kleider an die Luft bringt, kommen keine Motten und Flöhe hinein. Das Kehren des Hauses mit einem neuen Besen, bei dem nichts abgehandelt werden darf, schützt gegen Einschlagen und bringt Glück. Die erste Windel des Kindes bereitet man am Vorabend des Gründonnerstags, wenn er in die Zeit der Schwangerschaft fällt. Die Entwöhnung des Kindes geschieht am besten am Gründonnerstag, beim Kirchengeläut. Dann bekommt es die Zähne leicht und hat auch später keine Zahnschmerzen. Erst der Weihenpfingsttagsegen erweckt die schlafende Natur zu neuem Leben. In Rotterswil (Luzern) lässt man Lichter schwimmen, ein Zeichen, dass man nun nicht mehr bei Licht zu arbeiten habe. Auch die Sammelgänge der Kinder, die hier und da stattfinden, kennzeichnen den Gründonnerstag als einen Frühlingstermin. In Brorobach an der Nahe wurde ein Eichhörnchen gefangen und herumgetragen. Die Tschechen gehen vor Sonnenaufgang ins Freie, baden und steigen auf einen Berg oder Kreuzweg, um die Sonne aufgehen zu sehen, die, wie anderswo zu Ostern, drei Freudensprünge macht. Das Osterwasser beginnt schon jetzt seine Kraft zu zeigen; es hilft gegen Sommersprossen und Hautkrankheiten, auch gegen Schlangen, wie überhaupt am Gründonnerstag Ungeziefer sicher vertrieben werden kann. Vereinzelt besteht wohl der Glaube, dass in der Nacht vom Gründonnerstag sich alles Wasser in Blut verwandle.



Vieh am Gründonnerstag***

Dem Vieh und den Haustieren wird neben den Wirkungen des Antlaßeis noch weitere Fürsorge zuteil. Man soll Palmkätzchen dörren, zerreiben und ihnen eingeben. Der Gemeindehirt verschneidet Tiere und feilt den Kühen die Hörner. Besonders bei den Russen sind am Gründonnerstag zahlreiche Riten mit dem Vieh verbunden. Bei den Tschechen werden die Tauben durch besondere Fütterung gesichert. In Oldenburg mischt man durch den Maulwurf aufgeworfene Erde in das Bienenfutter.



Aberglaube an Kirchliches geknüpft***

Mancher am Gründonnerstag haftende Volksglaube knüpft sich an kirchliche Bräuche, Vorgänge und Erzählungen an. Weil die Glocken ihr Geläut einstellen, behauptet man, sie seien nach Rom gegangen oder ähnliches. Das Klappern und Rätschen, das an die Stelle des Läutens tritt, erinnert an die Lärmittel zur Vertreibung böser Geister. Auch in der sogenannten "Rumpelmette" zeigen sich Züge der Dämonenabwehr. Im "Baumbeten" malt sich das Angstgebet Jesu unter den Ölbäumen aus. In Tirol wird die Zahl von zwölf Tischgenossen vermieden. Bei Innsbruck glaubt man, wenn einer aus dem Kreise von Zwölfen das Salzfaß umschüttet, werde er vom Teufel geholt. Man soll, wenn es mittags 12 Uhr schlägt, wo man gerade ist, niederknien, den englischen Gruß beten und dreimal das Kreuz machen; denn da gibt der heilige Vater für den ganzen Erdkreis den Segen. Ein Kind, das am Gründonnerstag zum ersten Mal in die Kirche geht, wird verständig.







Bauernregeln am Gründonnerstag


Am Gründonnerstag und Karfreitag Regen, gibt selten Erntesegen.
Ist der Gründonnerstag weiß, wird der Sommer sicher heiß.






Rezept Brennesselspinat

Gerade im Frühjahr, wenn zarte Brennnesselblätter aus der Erde kommen, aber frisches, saisonales Gartengemüse noch eine Rarität ist, kann man die Brennnessel als Zutat für gesunde und köstliche Rezepte verwenden. Auf den Brennesselspinat am Gründonnerstag freut sich die ganze Familie!


Zutaten:

500 g Brennnessel

20 g Butter

40 g Mehl glatt

50 g Zwiebel

2 Knoblauchzehen

50 g Schlagobers

Salz, Pfeffer schwarz, Muskatnuss


Zubereitung:

Gerade im Frühjahr sammelt man die kleinen, zarten Spitzen der jungen Brennnesseln, diese schmecken am besten! Da am Stiel wesentlich weniger Brennhaare sind, kann man junge Brennnesseln hier pflücken – es empfiehlt sich aber, Gartenhandschuhe zu verwenden.


Die gesammelten Brennnesseln von grobem Schmutz, Laub oder Gras befreien und im Waschbecken gut waschen.


Einen großen Topf mit reichlich Salzwasser zum Kochen bringen. Die Brennnesseln darin blanchieren.


Die Butter schmelzen und kurz aufschäumen lassen. Den Zwiebel in kleine Würfel schneiden und in der Butter glasig andünsten. Die Knoblauchzehen zerdrücken und kurz, hell mit rösten.


Das Mehl hinzugeben und ebenfalls kurz, ohne Farbe rösten. Beiseite stellen und überkühlen lassen.


Tipp: Eine Einmach ohne Klumpen gelingt dann, wenn eine der Komponenten kalt ist. Heiße Flüssigkeit in die kalte Einmach geben oder eben zur heißen Einmach die kalte Flüssigkeit.




Osterlamm

Am Gründonnerstag werden traditionell auch die Osterlämmchen aus Biskuitteig gebacken, die beim Osterfrühstück den Tisch schmücken. Die dafür erforderliche spezielle Backform bekommt man in Haushaltswarenläden. Das süße gebackene Osterlamm ist ein traditionelles Gebäck zu Ostern und gesellt sich gerne zu den Köstlichkeiten am feierlich gedeckten Ostertisch. Das Osterlamm ist eines der bekanntesten Symbole zum Osterfest und hat eine lange Tradition im christlichen Glauben. Es steht für Unschuld und Jesus selbst, der im Neuen Testament als „Lamm Gottes“ bezeichnet wird. Dabei werden der Tod und die Auferstehung Jesu angesprochen, durch die er die Menschen erlöst hat. Vielerorts entwickelte sich der Brauch zu Ostern, ein Brot in Form eines Lammes zu backen, das gerne zu älteren Menschen gebracht wird, die nicht mehr zur Kirche gehen können. Auch ist es üblich, kleine Geschenke in Form des Osterlammes zu verschenken – wie etwa einen Kuchen, der in einer Lammform gebacken wird.


Zutaten:

3–4 Eier

120 g Zucker

120 g Butter (zimmerwarm)

1 Prise Salz

Schale einer Biozitrone

Mark einer Vanilleschote

140 g Weizenmehl universal (alternativ 100g Mehl + 40g Maisstärke)

½ TL Backpulver

Butter und Mehl für die Backform

Staubzucker zum Bestreuen

optional:

80 g gemahlene Mandeln


Rezept und Bild: https://www.steirische-spezialitaeten.at/rezepte/beliebte-osterrezepte.html


Zubereitung:

Zuerst die Lamm-Backform mit weicher Butter einpinseln und dünn mit Brösel einstreuen.

So klebt der Kuchenteig nicht an und das Lamm lässt sich gut herauslösen.

Den Backofen auf 160° Ober-/ Unterhitze vorheizen.

Für den Rührteig Eier, Zucker, Butter, Salz, Vanille und geriebene Zitronenschale mit dem Mixer schaumig aufschlagen.

Das Mehl mit dem Backpulver (und gegebenenfalls mit gemahlenen Mandeln) gut verrühren und auflockern. Zum Schluss vorsichtig unterheben.

Die Lamm Backform mit der Rührmasse befüllen und auf die Arbeitsfläche klopfen, damit der Teig sich überall gut verteilt und keine Luftlöcher bleiben.

Im vorgeheizten Backofen rund 45 Minuten auf unterster Ebene backen.

Das fertig gebackene Osterlamm kurz in der Form überkühlen. Anschließend aus der Form lösen und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.

Wenn nötig vor dem Servieren die Unterseite mit einem Messer begradigen, damit das gebackene Osterlamm nicht umfällt.


Das süße Osterlamm leicht mit Staubzucker bestreuen und dekorieren.


Gutes Gelingen!





Quellen:

**Richard Wolfram: Brauchtum und Volksglaube in der Gottschee. Veröffentlichungen des Österreichischen Museums für Volkskunde. Gegründet von Leopold Schmidt, herausgegeben von Klaus Beitl, Band XIX, Wien 1980.

***Hanns Bächtold-Stäubli, Eduard Hoffmann-Krayer: Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens. 1927–1942, Berlin: De Gruyter.





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