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Gründonnerstag


Der Gründonnerstag ist der erste der drei Kartage. Mit der Gedächtnisfeier vom Letzten Abendmahl beginnt am Abend des Gründonnerstags das so genannte Triduum Sacrum (oder Triduum Paschale), also die Feier der drei österlichen Tage (Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag). Am Abend wird in allen Kirchen die Messe vom letzten Abendmahl gefeiert. Nach alter Überlieferung wird in den Gemeinden auch der Ritus der Fußwaschung vollzogen.





Das letzte Abendmahl

Der Gründonnerstag erinnert an das Passahmahl, das Jesus als Abschieds- und Hoffnungsmahl vor seiner Gefangennahme mit seinen Jüngern gefeiert hat (Markusevangelium 14, 22 - 25). Am Morgen des Gründonnerstags – oder am Tag davor – wird in katholischen Bischofskirchen vom Bischof zusammen mit dem Diözesanklerus die Chrisammesse, die missa chrismatis zelebriert. In dieser Feier wird für die ganze Diözese das Heilige Chrisam, das bei Tauf- und Firmsalbungen sowie bei Katechumenen- und Krankensalbungen verwendet wird, für das kommende Jahr geweiht.

Im Gottesdienst am Gründonnerstag wird das Abendmahl gefeiert. Erinnert wird auch an die Geschichte, wie Jesus seinen Jüngern die Füße wusch (Johannesevangelium 13, 1 - 20) und so seine Dienstbarkeit deutlich machte: Jesus hat sich erniedrigt – Füße waschen war Sklavenarbeit – so groß war seine Liebe zu den Menschen, deshalb sollen die Christen ihm in solcher Nächstenliebe nachfolgen. Fußwaschungen sind 694 in Spanien belegt, im 12. Jahrhundert sind sie in der Gründonnerstagmesse in Rom bekannt.


Das letzte Abendmahl (italienisch: L’Ultima Cena des italienischen Malers Leonardo da Vinci, im deutschen Sprachraum meist nur verkürzt Das Abendmahl genannt, ist eines der berühmtesten Wandgemälde der Welt. Das in der Seccotechnik ausgeführte Werk wurde in den Jahren 1494 bis 1497 im Auftrag des Mailänder Herzogs Ludovico Sforza geschaffen. Es schmückt die Nordwand des Refektoriums (Speisesaal) des Dominikanerklosters Santa Maria delle Grazie in Mailand und gilt als Höhepunkt in Leonardos malerischem Schaffen.


In der katholischen Kirche wird am Ende der Messe am Gründonnertag der Tabernakel geleert und das Allerheiligste – die Elemente zur Eucharistiefeier – an einen anderen Ort getragen. Auch der Altar wird abgeräumt, der Tabernakel bleibt nun offen und leer, der Altar schmucklos. Der schmucklose Altar weist darauf hin, dass die kommenden zwei Tage der Trauer und der Besinnung gewidmet sind. Auch Orgel, Altarschellen und Kirchenglocken schweigen nun bis zum Gloria in der Osternacht. Die Volksüberlieferung besagt, die Glocken würden in dieser Zeit nach Rom fliegen, um geweiht zu werden, und erst am Karsamstag zurückkehren. In den Anbetungsstunden – auch als Ölbergstunden bezeichnet – bis Mitternacht zum Karfreitag soll Jesus begleitet werden im Gebet zum Ölberg, wo er in größter Not und Bedrängnis seinen Vater um Hilfe anflehte.


Die katholische Kirche gewährt vollkommenen Ablass für das andächtige Beten des Tantum ergo, der beiden letzten Strophen des Hymnus Pange lingua von Thomas von Aquin (GL 541). Die Koptische Kirche feiert den Gründonnerstag als kleineres Fest, die Syrisch-Orthodoxe Kirche als kleines Herrenfest.




Fußwaschung

Um Reinigung geht es in einem der wichtigsten Gründonnerstags-Bräuche – der Fußwaschung. Zwölf ausgewählten Frauen und Männern der Gemeinde werden vor der abendlichen Eucharistiefeier vom Priester die Füße gewaschen, in Rom zwölf Bischöfen vom Papst. Man erinnert sich an das Abendmahl Jesu mit den zwölf Jüngern. Nach orientalischer Sitte reinigte ihnen Jesus die Füße mit Wüstenstaub – sein letzter Liebesdienst vor seiner Festnahme und Hinrichtung.


Giotto di Bondone (1267-1337), Cappella Scrovegni a Padova, Das Leben Christi, Fußwaschung




Wieso Gründonnerstag?

Der Grüne Donnerstag (mhd. grûne dunrestag oder grüene donerstac) ist bereits seit dem 13. Jahrhundert belegt. Es ist bekannt, dass die Karwoche seit dem Mittelalter als Grüne Woche bezeichnet wurde. Es wird immer wieder behauptet, dass die Bezeichung Gründonnerstag entweder von dem mittelhochdeutschen grīnen, grīen, was soviel bedeutet wie „greinen“, brüllen, Mund verziehen, lachen, knurren, winseln, wiehern, grunzen, wimmern, weinen" (vgl. ergrīnen = anfangen zu grinsen, zum Grinsen bringen, zum Weinen bringen, zum Greinen bringen, weinen, heulen, wiehern, quietschen), das in keinster Weise mit der Farbe "grün" in Zusammenhang steht und auch nicht die Bedeutung von "ergrünen" hat.


Oder an anderer Stelle ist von der Deutung zu lesen, dass der Gründonnerstag von dem mittelhochdeutschen Wort grannen, granen, greunen für weinen, flennen, bejammern käme. Damit in Zusammenhang steht auch die teilweise behauptete Herleitung von mhd. "gronan", nur dass es dieses Wort im Mittelhochdeutschen gar nicht gibt. Das Wort granōn* ist althochdeutsch und bedeutet grunzen, weinen.


Dies sind allesamt recht unschlüssige Erklärungen insofern, als der Vokal ī, der später zu ei wird, lautsprachlich nicht in einem ü münden kann. Des Weiteren ist auch der Sinnzusammenhang zweifelhaft, da das mittelhochdeutsche Wort grīnen mit dem heutigen grinsen viel näher verwandt ist als mit grün. Mit dem Wort "büßen" (mhd. biezen, ahd. buozen, 9. Jh.) steht "grün" etymologisch schon in gar keinem Zusammenhang. Es geht auf germ. *bat-, *bōt- ‘gut’ zurück und bedeutet ‘Besserung, Ausbesserung, Wiederherstellung, Wiedergutmachung’.

Die nach Weigand versuchte und gewöhnlich angenommene Erklärung des Grünen Donnerstags als Übersetzung von dies viridium 'Tag der Sündlosen, der Büßer' scheitert wohl daran, dass mlat. ein dies viridium nicht nachzuweisen ist, sondern erst eine jüngere Latinisierung darstellt: viridis dies Jovis D. Macer hierolexicon (1677). Insofern ist der Gedanke, die Büßer als die “Grünen” seien namensgebend für den Gründonnerstag, weil sie dank ihrer Buße – seit Aschermittwoch – wieder zu lebenden grünen Zweigen der Kirche wurden und an diesem Tag wieder die Eucharistie, also das Abendmahl, mitfeiern durften, ebenfalls nicht zielführend.


Donnerstag ist der Tag des germanischen Wettergottes Donar, von *þunraz = Donner (von idg. *sten- (1), *ten- (2) = donnern, rauschen, dröhnen, stöhnen. Er findet sich so auch namentlich im gallischen Taranis. Ein Donnergott mit analogem Namen begegnet uns im baltischen Pērkons (lett. Pērkons, lit. Perkūnas, apr. percunis m. „Donner“) sowie in Perun, dem obersten Gott der slawischen Mythologie. Auch er ist der Gott des Gewitters, des Donners und der Blitze. Perun korreliert stark mit dem nahezu identischen Perkūnas/Pērkons aus der baltischen Mythologie , was entweder auf eine gemeinsame Ableitung des proto-indoeuropäischen Donnergottes (dessen ursprünglicher Name als *Perkwunos rekonstruiert wurde ) oder darauf hindeutet, dass eine dieser Kulturen die Gottheit von der anderen entlehnt hat. Die Wurzel *perkwu bedeutete ursprünglich wahrscheinlich Eiche, aber im Urslawischen entwickelte sich daraus *per, was „schlagen, erschlagen“ bedeutet. Perkwunos (Proto-Indo-Europäisch: *perk w unos , „der Stürmer“ oder „der Herr der Eichen“) ist der rekonstruierte Name des Wettergottes in der proto-indo-europäischen Mythologie.


V.l.n.r.: Thor mit seinem Hammer Mjölnir: Bronzestatue (etwa 6,4 cm) im isländischen Nationalmuseum in Reykjavík, etwa 1000 n. Chr. datiert; Mitte: Taranis mit Rad und Donnerkeil, Le Chatelet, Gourzon, Haute Marne; rechts: Perun, zeitgenössiche Handarbeit von Wulflund (https://www.wulflund.de/slawen/perun-slawischen-gott-kunststein.html/)



Nun soll an das Wort "grün" angeknüpft werden, nachfolgende eine etymologische Betrachtung:

Grün kommt von indogermanisch *gʰrē, *gʰrō-, *gʰrə-, *gʰreh₁ und bedeutet wachsen, grünen.

Weitere Wortentwicklung:

germanisch *grōan = grünen, wachsen, gedeihen; (vgl. germ. *grasa-, *grasam = Gras)

altnordisch grōa = wachsen (V.) (1), grünen;

s. germ. *grōan = grünen, wachsen

ahd. gruoen* = grünen, blühen, gedeihen;

mhd. grüejen = grünen, wachsen (auch: grüene, grüen, gruon, gruone, grūn, grūne, grōne, gerōnem = grün, frisch, kräftig, roh, unreif)

nhd. wachsen, grünen


Das bedeutet, dass sich das Adjektiv "grün" im Kompisitum Gründonnerstag eindeutig nachvollziehbar von "grün" ableitet.


Verschiedene Bedeutungen von grün*

Wie aus der Etymologie zu folgern und aus dem Sprachgebrauch zu erschließen, ist das Adjektiv zunächst im Sinne 'sprossend' auf jungen Pflanzenwuchs angewendet worden; doch verband sich damit offenbar sehr früh der Beisinn grüner Farbe; jedenfalls beherrscht die Beziehung auf Pfanzliches, sei es unter dem Gesichtspunkt der Farbe oder unter dem des Sprossenden, Frischen die ältere Sprache bis ins Nhd. hinein vollkommen.


Allgemeinste Verwendung: grün als die Farbe in Saft stehender Pflanzen, im Sinne von beginnen, grün werden, sein mit jungem Pflanzenwuchs sich bekleiden, bekleidet sein: begynnen groen zu werden.


Eine weitere Bedeutung ist an sich der Grundbedeutung näher, aber heute gegenüber dieser zurückgedrängt: eine Gruppe von Verwendungen des Adjektivs, die den Begriff des Treibenden, Frischen, auch des Jungen, Neuen neben oder vor der Farbvorstellung betonen.


Frische Wildkräuter – die Zutaten für die Grüne Soße, die traditionell am Gründonnerstag verspeist wird. Die üblich dafür verwendeten Kräuter sind Pimpinelle, Petersilie, Kresse, Schnittlauch, Borretsch, Sauerampfer, Kerbel. Die Grüne Soße soll Goethes Leibgericht gewesen sein.


Der Tradition nach wird am Gründonnerstag etwas Grünes gegessen, erste frische Frühlingskräuter (in meinem Umfeld insbesondere Brennesseln). Dafür gibt es Belege seit dem 14. Jh. (bei Grotefend 1, 77ᵇ).


Nach Grotefend ist die verbreitete Sitte, am Gründonnerstag grüne Kräuter zu essen (vgl. Bächthold-Stäubli HWB d. dtsch. Aberglaubens/Bd. 9, Sp. 878/3, 1187 f.), noch immer die wahrscheinlichste Erklärung; auf einen alten Brauch dieser Art deutet: ad album panem in cena dominicum herbis [...] (zum Weißbrot am Abendmahl mit Kräutern) [am Gründonnerstag; Anm. d. Verf.]. Seibertz berichtet in Quellen d. westfälischen Geschichte 3, 286 (v. J. 1380) vom "genieszen von groine pankokenam" (Pfannkuchen?). In Westfalen war der Grüne Donnerstage nach Ostern bei den Freckenhorster Nonnen (s. Grotefend); in Westfalen zu älterer Zeit der Donnerstag nach Ostern (Grotefend Zeitrechn.1, 77b aus Urk. v. 1393 und 1542).


Im siebenbürger-sächsischen Wochenblatt 2, 59 (1837) erscheint der Gründonnerstag als Kompositum in erstarrtem Dativ/Akkusativ: wenn sie nicht [...] am grünendonnerstage ein grün kraut [...] fressen (Chr. Weise erznarren126 ndr.); zu den alten nachweisen stellt sich noch an dem heiligen grünen dunrestdage (Taulerpred. 118, 24); Belege seit dem 14. Jahrhundert bei Grotefend 1, 77ᵇ; zu der sitte, am gründonnerstage grüne kräuter zu essen. Weiters noch Erwähnungen: gräunendonnerstag, grüntimmelstag.


Die jungen Brennesseln eigen sich hervorradend zu Speisezubereitung. In meiner Kindheit gab es nie echten Spinat, immer Brennesselspinat. Ein Gründonnerstag ohne diese Speise wäre undenkbar gewesen. Und das ist bis heute so geblieben!


Im Mittelpunkt am Gründonnerstag stehen das reich und vielfältig entwickelte Brauchthum, der Genusz heilbringender Kräuter und das Gründonnerstagsei (Antlaszei). Weiters gilt der Gründonnerstag als Termin der Säens und Pflanzens (Bächthold-Stäubli), es läßt wie bei Ostern an einen Nachhall vorchristlicher Übung denken. (Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm)


Als Grüner Sonntag wurde der Palmsonntag bezeichnet, als Grüne Woche die Woche vor Ostern (Grotefend 1, 77ᵇ). Der Mittwoch in der Karwoche war der Grüne Mittwoch (Fischart groszm. 22 ndr.) oder der Krumme Mittwoch (Südtirol).



Aus all diesen Überlegungen heraus erscheint es naheliegend, dass der Begriff "Gründonnerstag" sich tatsächlich auf die Farbe Grün beziehen könnte. Ein Zusammenhang mit der aufblühenden Natur und dem ersten Austrieb von Bäumen und Sträuchern sowie dem Ergrünen der Wiesen ist höchstwahrscheinlich.




Eier färben

In manchen Familien, wie in meiner, ist es Tradition, die Ostereier am Gründonnerstag zu färben. Bunte Eier sind zu Ostern bis heute beliebt. Durch die Einführung der österlichen Eierweihe in der katholischen Kirche im 12. Jahrhundert wurde das Ei zum Symbol der Auferstehung Christi.


Eier sind das klassische Symbol für Ostern. Als Zeichen des Lebens und der Auferstehung braucht man sie nicht lange zu deuten. Sie gelten mit Salz und Mehl zu den drei "weißen Gaben", die Leben bedeuten. Dass sie gerade zu Ostern eine so große Rolle spielen, hat mehrere Gründe. Auf den Tellern ist ein hart gekochtes Ei ein Zeichen der Hoffnung. Die christlichen Gemeinden kannten Ostereier ursprünglich nur rot gefärbt. Zeitweise durften die Eier der Henne in der Fastenzeit nicht gegessen werden, umso mehr waren danach vorhanden. In der katholischen Kirche war der Verzehr von Eiern während der Fastenzeit streng untersagt. Dieses Gebot wurde erst im Spätmittelalter gelockert. Als Naturalabgabe für den Grundherrn, Pfarrer, Mesner oder Lehrer wurden sie nicht ganz freiwillig abgeliefert. Schon im Mittelalter waren Eier eine Art Zahlungsmittel (bspw. für Zinsgaben), d.h. am Zahlungstermin zu Ostern wurden den Grundherren als Sachleistung für das gepachtete Land Eier überreicht. Das Ei galt somit als Berechnungseinheit für Zinsen und Pacht. Andererseits gab es gefärbte und verzierte Schenkeier für Kinder, Paten, als Liebes- und Verehrungsgabe. 1615 verschenkten die Bürger von Straßburg im Elsass, einer Landschaft im Osten Frankreichs an der Grenze zu Deutschland, bemalte, gekratzte, marmorierte und goldene Ostereier. In der Barock- und Biedermeierzeit steckte man in Österreich Spruchbänder, die sich aufrollen ließen, in ausgeblasene Ostereier. Solche Sprüche lauteten etwa "Aus lauter Lieb und Treu schenk ich Dir dies Osterei" (1765). Auch aus Porzellan und anderen edlen Materialien stellt man sie her. Traditionelle Verzierungstechniken sind Batik, Kratzen und Ätzen.


Eier gelten seit jeher als Fruchtbarkeitssymbol und als das Siegeszeichen des Lebens über den Tod. Das Ei ist Symbol des Lebens, der Reinheit, der Fruchtbarkeit und der Erneuerung. In früheren Zeiten wurden die Ostereier der Frühlingsgöttin Ostara zum Opfer gebracht. Im 4. Jahrhundert dienten Eier als Grabbeigabe in germanischen Gräbern. Der Fund eines bemalten Eies aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. kann auf eine alte Tradition des Eiermalens verweisen.


Gefärbte und verzierte Ostereier wurden als Liebesgaben überreicht und sie standen dem Gesinde zu. Bei uns werden sie den Patenkindern neben dem Osterkipfl, einem Spielzeug und einem neuen Gewand geschenkt. Jeder Besuch, der nach dem Eierfärben das Haus betritt, erhält ein rotes Ei als Glücksgabe. So ist es bei uns noch Brauch! Ganz wichtig sind sie natürlich im Osternest... sonst wäre es keines.




Ostereier natürlich färben

In den letzten Jahren gab es eine Rückbesinnung auf natürlich gefärbte Eier. So ergeben Rotkrautblätter oder Holundersaft etwa ergeben blaue bis lila Töne. Schönes Rot machen Rooibostee oder Rote Rüben. Spinat, Brennnessel oder Petersilie färben grün. Kümmel, Kamille, Schwarztee, Kaffee oder gelbe Zwiebelschalen liefern gelbe bis braune Eier. Für den Farbsud werden 250 g des pflanzlichen Farbgebers (klein gehackt oder gewürfelt) in 500 ml Wasser ausgekocht. Gemüse, Tee oder Kaffee brauchen etwa 45 Minuten. Beeren, Blätter oder Schalen müssen eine Stunde kochen, dann eine weitere Stunde ziehen. Farbpulver aus der Apotheke oder aus dem Reformhaus stellt man ca. 30 Minuten auf.



Je länger die Färbemittel gekocht werden, desto intensiver wird die Farbe. Anschließend können die Eier im Sud hartgekocht werden. Vorher sollten sie noch mit Essig abgerieben werden, dann nehmen sie die Farbe besser an – und der Stempel auf der Schale verschwindet. Kleinere Eier sind vorteilhaft, da diese von jüngeren Hühnern stammen und eine glattere, stabilere Schale haben. Diese Eier nehmen die Farbe besser an und bekommen nicht so schnell Risse beim Kochen. Die Eier sollten eine Stunde vor dem Kochen aus dem Kühlschrank genomen oder für zehn Minuten in lauwarmes Wasser gelegt werden. Das reduziert die Gefahr, dass sie beim Kochen platzen. Sollte doch ein Malheur passieren, einen Schuss Essig ins Wasser geben. Auslaufendes Eiklar gerinnt dann schnell.

Nach dem Färben können die Eier mit ein wenig Butter oder Schmalz poliert werden.




Antlaßei

Die am Gründonnerstag ("Antlaßpfingsta", " Antlaßtag", "Speißpfingsta") gelegten Eier sind die sog. Antlaßeier. Der Tag ist so heilig, dass sogar das Ei in der Henne geweiht ist. Antlaß kommt von Entlassung aus der Kirchenbuße, die am Gründonnerstag erfolgte. Diese Eier galten als segens- und zauberkräftig. Man legte sie als Blitzschutz und Zauberabwehr unter den Dachfirst und sagte ihnen Weissagungs- und Sympathiekraft nach. Teilweise hat sich die Tradition erhalten, Antlaßeier zu färben und bei der Speiseweihe segnen zu lassen. Dem grün bemalten Gründonnerstagsei wurde die Abwehr von Verletzungen, dem roten Karfreitagsei Schutz vor Feuergefahr und dem blauen Karsamstagsei Hilfe bei Hochwasser zugesprochen. Wenn man sie in der Familie gemeinsam verzehrt, soll diese beisammenbleiben. Falls sich jemand verirrt und an die anderen denkt, soll er wieder nach Hause finden. Kinder, die am Gründonnerstag geboren wurden, hatten die Fähigkeit zum “zweiten Gesicht”, also die Gabe, Ereignisse der Zukunft vorauszusehen. Ein Antlaßei oder Benediktusmedaillen und Kreuze wurden unter der Türschwelle oder unter der Dachtraufe zum Schutz vergraben bzw. eingezimmert. Es soll nicht nur vor Blitz-, sondern auch vor Steinschlag sowie Lawinen- und Murenabgängen schützen.


Das Museum Schloss Trautenfels im Ennstal zeigt einen Holzbalken aus dem 17. Jahrhundert, in den ein Antlaßei eingearbeitet ist. Das Ei ist sichtlich unversehrt. Man weiß von verbürgten Fällen zu berichten, wo Häuser bzw. Almhütten mit eingebautem Antlaßei Naturkatastrophen entgangen sind, während benachbarte Gebäude weniger Glück hatten. Weit verbreitet sei heute auch das Mitführen von Antlaßeiern in Autos. Wer sich selbst und seinem Körper besonderen Schutz angedeihen lassen will, der verspeist kurzerhand das Antlaßei. Besonders Holzarbeiter oder jene, die mit Hacken und Sägen tätig waren, aßen traditionellerweise ein Antlaßei, um vor dem "sich Hacken" geschützt zu sein.



Ein Antlaßei im Dachstuhl eingebaut und die Lawine, der Bergsturz verschont das Haus und die Almhütte, während Nachbargebäude zerstört werden. In bestimmten Regionen werden sie rot gefärbt als Hinweis auf das Blut Christi, das von Schuld freispricht. Die Sünden werden getilgt. Antlaßeier werden mit einem D (für Donnerstag) gekennzeichnet. Die Kennzeichnung ist von Ortschaft zu Ortschaft unterschiedlich. Diese am Gründonnerstag gelegten Eier wurden und werden aufgehoben für die Fleischweihe (Osterspeisensegnung).


Die am Gründonnerstag gelegten Eier, die Antlaßeier, deren Genuß stark macht, gehören den Männern, dagegen die am Ostersonntag gelegten Eier den Frauen. Eier, am Gründonnerstag gelegt und gefärbt und am Ostertag geweiht, helfen gegen viele Krankheiten bei Vieh und Leuten. Man gibt sie daher unters Futter, hängt auch eines in den Stall. Zusammengestoßen und in Schmalz gebraten, wird ein solches Ei kalbenden Kühen gegeben, sie kalben dann leicht und sind das ganze Jahr sicher vor Hexerei. Antlaßeier bleiben immer gut. Ein am Ostersonntag geweihtes Antlaßei wehrt, in Papier gewickelt und in ein Feuer geworfen, dessen Umsichgreifen. So auf den Dachfirst gelegt, dass es auf der Spitze steht, verhindert es das Einschlagen; es darf aber nicht gefärbt sein. Ein Ei, das an diesem Tage in die Sonne gelegt wird, ist gut gegen den Blitz, das "wilde Feuer“.




Baumbeten

Am Gründonnerstag schüttelten die Bauern ihre Obstbäume, damit sie reiche Frucht trugen. Die Südtiroler schlugen ihre Obstbäume am Mittwoch vor Gründonnerstag mit einem Knüppel, um eine gute Ernte zu erlangen. In Tirol und der Steiermark war das Baumbeten üblich, um Schäden durch Gewitter abzuwehren. Beim "Grünwasengang" am Abend des Gründonnerstags zur Stunde der Todesangst Christi begaben sich die Bauern barfuß auf den Dorfanger oder auf ihren Grund, knieten unter einem Baum nieder und verrichteten mit ausgebreiteten Armen ihr Gebet. Bei den Gottscheern hieß es, daß man vor keinem Wetter Angst zu haben braucht, wenn man draußen gekniet und gebetet hat.

Der heilige Franziskus betet unter einem Baum. Rembrandt (Rembrandt van Rijn) Niederlande,1657.



In einem ungarischen Text aus dem 19. Jahrhundert Volksleben, Bräuche und Sagen der Deutschen von János Krainz – ist über das Baumgebet in der Steiermark Folgendes zu Lesen:

Am "Grünen Donnerstag" (Antlasspfingstag) wird die ganze Natur geweiht. An diesem Tag praktizieren alte Menschen das „Baumgebet“ und den „Rasengang“, d.h. sie knien unter einem Baum und verrichten ihre Andacht, und abends gehen sie barfuß auf die grüne Wiese vor dem Haus und beten dort.


V.l.n.r.: Das Hietzinger Bezirkswappen (XIII. Bezirk Wiens): In der Mitte Hietzing findet man in der Baumkrone die Gottesmutter mit dem Jesuskind im goldenen Strahlenkreuz, flankiert von zwei Engeln. Unter dem Baum beten vier Bauern. Mitte: ein Mann betet unter einem Obstbaum. Rechts: Ein Mann verrichtet sein Gebet unter einem Baum.




Erdküssen in der Gottschee**

In in der ganzen Gottschee galt die Regel, dass man vom Morgen des Gründonnerstags an, wenn die Glocken nach Rom fliegen, bis zu ihrer Rückkehr am Karsamstag nicht in der Erde arbeiten darf.


„Wenn die Glocken fort sind, die Erde ganz in Ruhe lassen, keinen Kren ausgraben und nichts“ (Obergras).

Andere Arbeiten konnte man in einem gewissen Ausmaß schon vornehmen, z. B. das Haus putzen und Mehlspeisen machen, Bäume putzen oder das alte Holz aus den Weingärten entfernen. In Göttenitz war auch das Wäschewaschen und Bodenreiben untersagt, am Karfreitag durfte man sogar kein Rind austreiben. Am Gründonnerstag sind Grünbräuche und Grünspeisen sehr allgemein. Häufig ist es das erste Gemüse des Jahres, das da aufgetischt wird. Beim Aufträgen der Erstfrucht, die zumeist Salat ist, herrschte in der Gottschee ein eigenartiger Brauch. Man rief "Haier shaliges" und griff nach dem Kopfe der auftragenden Person. Dazu gibt es in Kärnten überraschende Gegenstücke: In Bleiburg und Völkermarkt werden an diesem Tage (Gründonnerstag) die ersten Frühlingsblumen auf dem Markt feilgeboten und "Heuerseligs", das Erstlingsgemüse des Jahres, verkauft. Vielfach wurden zum Mittagsmahl nur grüne Speisen, aber auch Ölkrapfen verzehrt. Um 1880 war es in Klagenfurt noch üblich, daß sich die Tischnachbarn beim Aufträgen des ersten Gemüses gegenseitig an den Ohren zupften mit dem Ruf: "Heuerseligs, Heuerseligs!"

Besonders merkwürdig ist in der Gottschee das Küssen der Erde oder des Grases in den Augenblicken, wo die Glocken fortfliegen (Gründonnerstag) und wo sie wiederkommen. Die Glocken erklingen erst in der Osternacht am Karsamstag wieder. Beim „Baumbeten“ in Niederösterreich fand H. F i e l h a u e r z. B. das Küssen der Erde erst in den letzten Jahren noch in der "Buckligen Welt". In Hohenegg mußte man z. B. dreimal die Erde küssen. In Grafenfeld kniete man im Garten nieder, betete und küsste die Erde oder — in Tschermoschnitz — das Gras. Mitterdorf sprach sogar ausdrücklich vom "Grashlan bushn". In Lienfeld mussten alle hinaus und die Erde küssen. Niemand durfte im Hause bleiben. Aus Seele wurde berichtete: "Der Vater hat sich der Länge nach ins Gras niedergelegt im Garten und die Erde geküßt." Allem Anschein nach ging es um die grünende Erde. In Mosel sagte man auch ausdrücklich: "Wenn die Glocken zu läuten begannen, da hat jeder geschaut, dass er auf einem grünen Fleck niedergekniet ist und hat gebetet, damit er frisch bleibt, und ein Eisen angefaßt, das schützt vor Krankheiten."




Weiters zum Gründonnerstag

Am Gründonnerstag wurde gepflanzt und ausgesät, was grünen sollte. Die an diesem Tag gesäten Kräuter und Pflanzen gelten als widerstandfähig; die Heilkräuter, die an diesem Tag gesetzt oder gesät werden, sollen eine starke Heilkraft haben. In vielen Regionen fanden und finden Umzüge mit Ratschen und Klappern statt, deren Lärm die in der Karwoche schweigenden – nach Rom geflogenen – Kirchenglocken ersetzt, aber wohl auch Dämonen und böse Geister vertreiben sollte. Der Gründonnerstag war früher Zahltag für Zinsen und Schulden; die Gläubiger beglichen ihre Schulden oft mit Hasen und Eiern. In Verges bei Girona finden auf der Plaça Major die Passionsspiele statt: Männer tanzen als Skelette verkleidet, dann bewegt sich der Totentanz als Prozession durch die Gassen. In Schweden ziehen Mädchen und Jungen mit Kopftüchern und mit langen Röcken als Påskäring, Osterweiber, verkleidet von Haus zu Haus, hinterlassen Osterbriefe und erhoffen sich Süßigkeiten oder Geld.


Wer am Gründonnerstag zuletzt aus den Federn kommt, ist der „Ontlasgon“ (in Salzburg).




Bauernregeln am Gründonnerstag


Am Gründonnerstag und Karfreitag Regen, gibt selten Erntesegen.
Ist der Gründonnerstag weiß, wird der Sommer sicher heiß.



Grüne Speise am Gründonnerstag

Einer der bekanntesten Gründonnerstagsbräuche ist jedoch die Zubereitung einer grünen Fastenspeise. Beliebt sind Spinat, auch Brennnesselspinat, zu gekochten oder gebratenen Eiern, Erdäpfelpüree oder Bratkartoffeln und gebratener Leberkäse, ein Kräutersüppchen aus Kerbel oder Sauerampfer oder grüne Soße zu Rindfleisch. Je nach Geschmack enthält sie mehr oder weniger gehacktes Ei, Öl, Essig, Sahne, immer jedoch mindestens sieben der Kräuter Kerbel, Petersilie, Schnittlauch, Borretsch, Estragon, Pimpinelle, Sauerampfer, Zitronenmelisse, Liebstöckel und Basilikum.



Rezept Brennesselspinat

Gerade im Frühjahr, wenn zarte Brennnesselblätter aus der Erde kommen, aber frisches, saisonales Gartengemüse noch eine Rarität ist, kann man die Brennnessel als Zutat für gesunde und köstliche Rezepte verwenden. Auf den Brennesselspinat am Gründonnerstag freut sich die ganze Familie!


Zutaten:

500 g Brennnessel

20 g Butter

40 g Mehl glatt

50 g Zwiebel

2 Knoblauchzehen

50 g Schlagobers

Salz, Pfeffer schwarz, Muskatnuss


Zubereitung:

Gerade im Frühjahr sammelt man die kleinen, zarten Spitzen der jungen Brennnesseln, diese schmecken am besten! Da am Stiel wesentlich weniger Brennhaare sind, kann man junge Brennnesseln hier pflücken – es empfiehlt sich aber, Gartenhandschuhe zu verwenden.


Die gesammelten Brennnesseln von grobem Schmutz, Laub oder Gras befreien und im Waschbecken gut waschen.


Einen großen Topf mit reichlich Salzwasser zum Kochen bringen. Die Brennnesseln darin blanchieren.


Die Butter schmelzen und kurz aufschäumen lassen. Den Zwiebel in kleine Würfel schneiden und in der Butter glasig andünsten. Die Knoblauchzehen zerdrücken und kurz, hell mit rösten.


Das Mehl hinzugeben und ebenfalls kurz, ohne Farbe rösten. Beiseite stellen und überkühlen lassen.


Tipp: Eine Einmach ohne Klumpen gelingt dann, wenn eine der Komponenten kalt ist. Heiße Flüssigkeit in die kalte Einmach geben oder eben zur heißen Einmach die kalte Flüssigkeit.




Osterlamm

Am Gründonnerstag werden traditionell auch die Osterlämmchen aus Biskuitteig gebacken, die beim Osterfrühstück den Tisch schmücken. Die dafür erforderliche spezielle Backform bekommt man in Haushaltswarenläden. Das süße gebackene Osterlamm ist ein traditionelles Gebäck zu Ostern und gesellt sich gerne zu den Köstlichkeiten am feierlich gedeckten Ostertisch. Das Osterlamm ist eines der bekanntesten Symbole zum Osterfest und hat eine lange Tradition im christlichen Glauben. Es steht für Unschuld und Jesus selbst, der im Neuen Testament als „Lamm Gottes“ bezeichnet wird. Dabei werden der Tod und die Auferstehung Jesu angesprochen, durch die er die Menschen erlöst hat. Vielerorts entwickelte sich der Brauch zu Ostern, ein Brot in Form eines Lammes zu backen, das gerne zu älteren Menschen gebracht wird, die nicht mehr zur Kirche gehen können. Auch ist es üblich, kleine Geschenke in Form des Osterlammes zu verschenken – wie etwa einen Kuchen, der in einer Lammform gebacken wird.


Zutaten:

3–4 Eier

120 g Zucker

120 g Butter (zimmerwarm)

1 Prise Salz

Schale einer Biozitrone

Mark einer Vanilleschote

140 g Weizenmehl universal (alternativ 100g Mehl + 40g Maisstärke)

½ TL Backpulver

Butter und Mehl für die Backform

Staubzucker zum Bestreuen

optional:

80 g gemahlene Mandeln


Rezept und Bild: https://www.steirische-spezialitaeten.at/rezepte/beliebte-osterrezepte.html


Zubereitung:

Zuerst die Lamm-Backform mit weicher Butter einpinseln und dünn mit Brösel einstreuen.

So klebt der Kuchenteig nicht an und das Lamm lässt sich gut herauslösen.

Den Backofen auf 160° Ober-/ Unterhitze vorheizen.

Für den Rührteig Eier, Zucker, Butter, Salz, Vanille und geriebene Zitronenschale mit dem Mixer schaumig aufschlagen.

Das Mehl mit dem Backpulver (und gegebenenfalls mit gemahlenen Mandeln) gut verrühren und auflockern. Zum Schluss vorsichtig unterheben.

Die Lamm Backform mit der Rührmasse befüllen und auf die Arbeitsfläche klopfen, damit der Teig sich überall gut verteilt und keine Luftlöcher bleiben.

Im vorgeheizten Backofen rund 45 Minuten auf unterster Ebene backen.

Das fertig gebackene Osterlamm kurz in der Form überkühlen. Anschließend aus der Form lösen und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.

Wenn nötig vor dem Servieren die Unterseite mit einem Messer begradigen, damit das gebackene Osterlamm nicht umfällt.


Das süße Osterlamm leicht mit Staubzucker bestreuen und dekorieren.


Gutes Gelingen!





Quellen:

**Richard Wolfram: Brauchtum und Volksglaube in der Gottschee. Veröffentlichungen des Österreichischen Museums für Volkskunde. Gegründet von Leopold Schmidt, herausgegeben von Klaus Beitl, Band XIX, Wien 1980.




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