Am 5. Januar ist der so genannte Glöckütåg (Glöcklertag) im Ausserland und Ennstal sowie in weiten Teilen des Salzkammerguts. Das Berigln und Glöckeln sind uralte Bräuche, die in der letzten Rauhnacht von 5. auf 6. Jänner stattfinden und auf ein heidnisches Ritual zurückgehen, das Missernte, Krankheit und Unglück vertreiben soll. Mit dem bunten Treiben in der letzten Rauhnacht sollen böse Wintergeister, und damit Unglück, Krankheit und Missernte vertrieben werden.
Kinder mit Glöcklsack (Quelle: Ausseerland FB)
Lärmende Umzüge mit Masken von dämonischen Weibern, heidnischen Göttinnen und wilden sowie zahmen Tieren wurden bereits um 500 n. Chr. von Caesarius von Arles als Teil der Kalendenfeiern (römisch-germanische Neujahrs- und Weihnachtsfeste) beschrieben. Im 11. Jahrhundert tauchte die Bezeichnung "Giperchtennacht" in den Mondseer Glossen auf. Die Percht wird mit diesen Umzügen und den Gebnächten in Verbindung gebracht.
Die Sagen über die Percht scheinen viel älter zu sein als die erstmals 1582 schriftlich bezeugten Perchtenläufe. In der Anti-Aberglaubensliteratur zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert, die selbst geringfügige Speiseopfer an die Percht als Todsünde verurteilte, werden die Perchtenläufe noch nicht erwähnt. Zu dieser Zeit sind aber vergleichbare Umzüge in zahlreichen Gebieten Europas bekannt, wie etwa die Graubündner Stopfer und die Klöpfler aus dem bayerisch-österreichischen Gebiet. Im Zeitalter der Gegenreformation endete die Toleranz, und die katholische Kirche sowie die weltliche Obrigkeit unterdrückten die Perchtenläufe und Perchtabräuche rigoros.
Glöckler
Glöckler sind Menschen, die Figuren aus den Rauhnachtsbräuchen im Salzkammergut und den umliegenden Regionen verkörpern. Die dargestellten Figuren repräsentieren Schönperchten, positive Lichtgeister, deren Aufgabe es ist, die Rauhnachtsgeister, insbesondere die Wilde Jagd, endgültig zu vertreiben. Der Glöcklerlauf findet daher in der letzten Rauhnacht am 5. Januar, der Nacht vor Dreikönig, statt.
Der Begriff "Glöckler" stammt vom mittelhochdeutschen Wort "klocken" ab, was 'anklopfen' bedeutet. Ursprünglich hat der Name also keine Verbindung zu Glocken im Sinne von Lärmbrauchtum, wie es im Krampus-, Perchten- und Faschingsbrauchtum allgemein üblich ist, sondern bezieht sich auf einen Einkehrbrauch, bei dem von Tür zu Tür gegangen wird, insbesondere in den Anklopfnächten. Dabei erbitten sie Getränke und Krapfen (Schmalzgebäck). Die heutige Form des Glöcklerlaufs in Ebensee entwickelte sich aus dieser Tradition zwischen 1860 und 1873.
Bereits in den frühen Morgenstunden ziehen Kinder mit weißen Leinensäcken, den sogenannten „Glöcklern“, von Haus zu Haus und läuten dabei mit ihren Glocken. Ihr Ruf lautet: "Bitt gar schen um an Glöcklkrapfen." Sobald die Hausleute die Tür öffnen, verstummt das Geläute. Nachdem ihnen die Hausfrau Krapfen, Früchte oder Süßigkeiten geschenkt hat, wünschen die Kinder ein gutes Neues Jahr, verabschieden sich mit einem lauten "Vergelt's Gott!" und setzen ihren Weg fort. Dieser alte Brauch lässt sich Jahrhunderte zurückverfolgen.
Die Kinder tragen dabei wunderschöne Leinensäcke, kunstvoll mit klassischem Kreuzstich verziert und oft mit ihrem Namen versehen.. Glöcklkrapfen und Glöcklsack (Quelle: Ausseerland FB)
Glöcklerkappen und Kleidung
Die Glöcklerkappen sind traditionelle Kopfbedeckungen, hergestellt aus einem Holzgerüst, das mit Papier ummantelt wird und eine Kerze als Beleuchtung enthält. Die Grundstruktur besteht aus dünnen Holzstäben, die die Form der Kappe bilden. Das Motiv sowie umgebende Ornamente und Verzierungen werden aus schwarzem Tonpapier oder bemaltem Karton ausgeschnitten oder gestanzt und dann auf das Gerüst geklebt oder geheftet. Auf der Innenseite wird buntes, halbtransparentes Papier angebracht, um das Motiv zu beleuchten. Eine kleine Tür ermöglicht den Zugang zur Kerze im Inneren. Nach dem Anbringen der Motive wird die Kappe lackiert und mit weißen Papierstreifen, den sogenannten Franserln, verziert. Traditionell werden die Kappe durch Kerzen beleuchtet, doch modernere Versionen nutzen oft Glühbirnen oder LEDs aus Sicherheitsgründen. Allerdings bemängeln Traditionshüter das fehlende Flackern der Kerzen, da es die authentische Atmosphäre beeinträchtigt.
Die weiße Kleidung der Glöckler lässt sich auf verschiedene Weisen erklären. Eine davon besagt, dass Kirche und Polizei früher diesen Brauch, der heidnischen Ursprungs war, ablehnten. Um sich bei einer Verfolgung rasch im Schnee zu verstecken, trugen die Glöckler daher ein weißes Gewand.
Beleuchtete Glöcklerkappen in Salzburg 2013, Bild von User:MatthiasKabel - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23621218
In schneeweißen Gewändern und beeindruckenden Formationen ziehen die Läufer und Glöckler mit bis zu zwei Meter hohen, drei Meter langen, und bis zu 15 kg schweren Papierkappen durch die Szenerie. Diese Kappen, von innen beleuchtet, präsentieren sich in Formen wie einfache Pyramiden, Sonnen, Halbmonden, Kronen oder Sternen und sind farbenfroh mit Symbolen, Bildern und Ornamenten verziert. Jeder Läufer trägt eine Kuhglocke am Gürtel, die bei jedem Schritt erklingt. Die Gruppen, als Passen bezeichnet, bestehen aus etwa 20 bis 30 Mitgliedern und werden oft von örtlichen Vereinen oder Organisationen gestellt. Ein Vorläufer gibt den Kappenträgern während des Umzugs Richtungsanweisungen.
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es an der Südspitze des Traunsees in den meisten Ortschaften wie Ebensee, Ober- und Unterlangbath, Roith, Rindbach, Langwies usw. Glöcklergruppen, die kleinere Kappen als heutzutage trugen. Jeder Glöckler trug beim Laufen einen Stock und Glocken, die zu dieser Jahreszeit nicht für das Almvieh benötigt wurden. Der Brauch breitete sich von der Südspitze des Traunsees aus bald bis in die Regionen des Inneren Salzkammerguts (Raum Bad Ischl, Bad Goisern, Hallstatt) und später in den Norden des Traunsees (Traunkirchen, Altmünster, Gmunden) aus. Schließlich übernahmen viele Gemeinden am Attersee, Wolfgangsee, im salzburgischen Flachgau und auch im steirischen Ennstal (Gröbming/Gesäuse, Trieben) diesen Brauch. Kleineren, aber höheren Kappen findet man beispielsweise noch in Wildalpen am Hochschwab, die den Faschen im Katschtal (Faschingsrennen von St. Peter am Kammersberg/Murau) ähneln.
Glöcklerläufe finden heute in verschiedenen Orten statt, darunter Abersee, Altmünster, Bad Goisern, Bad Ischl, Ebensee, Gmunden, Gröbming, Obertraun, Laakirchen, Kirchham, Lauffen, Ohlsdorf, Pinsdorf, Salzburg, Sankt Gilgen, Sankt Wolfgang, Scharnstein/Almtal, Schörfling am Attersee, Stainach, Steinbach am Attersee, Strobl, Thalgau, Traunkirchen, Trieben, Unterach am Attersee, Vorchdorf und Wildalpen.
Fruahberigl
Die "Fruahberigl" sind Jugendliche, die bereits zu alt für das "Glöckeln" sind, aber noch zu jung, um in der Nacht als "Berigl" zu gehen. Der Name leitet sich von "in der Früh" ab, was sich jedoch nur auf die Gössler bezieht, da sich die Jugendlichen bereits in aller Frühe bei Dunkelheit treffen. In Obertressen findet die Zusammenkunft erst gegen Mittag statt.
Die Aufgabe dieser Berigln besteht darin, die teils noch sehr jungen Glöckükina (Glöckelkinder) zu leiten und vor allem sicherzustellen, dass alle gesund nach Hause kommen. Bei Schneelage in manchen Jahren ist dies durchaus eine wichtige und sinnvolle Aufgabe. Der Oberberigl, meist der Älteste, hat zusätzlich die Verantwortung, kein relevantes Haus auszulassen, da dies als Schande betrachtet wird und zu Spott und Hohn führen würde.
Glöckükina und Fruahberigl (Quelle: ausseerlond.com)
Nach Beendigung des „Glöckütogs“ wird „zommglait“, also zusammengeläutet. Alle treffen sich an einem zuvor vereinbarten Ort. An manchen Orten findet die Verbindung der Glöckler und Fruahberigl mit den Berigln etwa um 13 Uhr statt. Ein solches Treffen wäre eigentlich aufgrund der Tag-(Abend)-Nachttrennung der beiden Bräuche nicht erlaubt. Die Kinder und Jugendlichen sind höchstens bis zur Abenddämmerung unterwegs, während die Berigln ab Mittag und spätestens ab der Abenddämmerung agieren. Dennoch kann es zu einem Zusammentreffen kommen.
Vereinigte Gruppen im Schneetreiben (Quelle: ausseerlond.com)
Berigl
Die Berigl selbst ziehen am Abend durch die Straßen. Dabei gibt ein paar feine Unterschiede, je nach Ortschaft.
Berigln unterwegs (Quelle: MONDI Resort am Grundlsee)
Gemein ist allen Berigln ihre Verkleidung: ein Dirndl oder dirndlähnlicher Kittel mit *Vichta (oder Veichta = Vortuch, Dirndlschürze; auch Virta, Fürta, Furta: kommt von Vortuch, Schurz), Handschuhe und Hospassa (Filzschuhe) zwecks Verhinderung der Identifikation, eine Gesichtshudel (Stoffstück) mit Sehschlitzen (manche haben auch eine Mundöffnung für den Strohhalm) sowie eine lustige Kopfbedeckung – entweder ein Hut mit Federn oder allerlei Zierrat oder anderes. Die Hinterberiger Perchtln tragen flachshaarige Perücken, und in Altaussee gibt es die Altausseer Föüberigln (Fellberigln).
Weiters haben sie Kreide zum C + M + B Schreiben auf den Türstock dabei und einen Besen oder Bartwisch sowie eine weiße Hudel zum Nachputzen, falls die Stube nicht so rein wie gewünscht ist.
Hinterberiger Perchtln (Quelle: ausseerland.com)
Altausseer Föüberigln (Quelle: ausseerlond.com)
Altausseer Pelzpercht (Quelle: Wikipedia)
Berigln in Grundlsee
Die Teilnehmer haben Kuhglocken bei sich und tragen traditionelle Dirndl. Ihre Schuhwahl fällt auf abgetragene Bergschuhe oder Filzschuhe. Um ihre Identität zu verschleiern, spielen Handschuhe eine zentrale Rolle. Zudem ist ein Strohhalm durch den Hudl, den Fetzen vor dem Gesicht, für jeden Berigl unverzichtbar.
Der mitgeführte Besen dient der "Sauberkeitskontrolle", da die Berigln jeden Winkel der Häuser akribisch inspizieren. Früher wurde sogar das Aschenloch im Herd überprüft und gegebenenfalls ausgeräumt, wobei die Asche auf den Boden gekehrt wurde. Doch dafür darf man dem Berigl nicht böse sein; man hätte vor dem Besuch aufräumen müssen. Also hält der Berigl auch Nachschau, ob im Haus alles sauber ist. Mit der „Hudl“ und dem „Bochtwisch“ kontrolliert er die Reinheit der Räumlichkeiten und kann mitunter sehr ungemütlich werden, sobald er eine Verschmutzung vorfindet.
Die Bewirtung der Berigl erfolgt mit Schnaps, den letzten Weihnachtskeksen oder Krapfen, die tagsüber von den Glöcklern abgeholt wurden. Es werden auch Schweinsbraten und Speckbrote angeboten.
Falls die Heiligen Drei Könige noch nicht gekommen sind, übernehmen die Berigl das Schreiben von "20 - C - M - B - .." auf den Türstock, wobei das Minus zwischen den Zeichen das "Augenmerk" ist.
Eine weitere Besonderheit in Gößl ist das "Hexen Ausläuten" um 23:00 Uhr. Dabei wird fünf Minuten lang überall geläutet, um den Winter zu vertreiben.
Die letzte Regel besagt, dass vor Mitternacht die letzte Stube verlassen sein muss. Falls ein Berigl dies nicht beachtet, muss er seinen Hudel abnehmen, und es folgen Kommentare wie "aha", "kenne ich den überhaupt" oder "habe ich richtig geraten".
Oft sind die Berigl „uredad“, das heißt, sie sprechen nicht, sondern deuten nur. Angeblich gab es in früheren Zeiten in Grundlsee nur uredadi Berigln. Dies änderte sich jedoch mittlerweile, und nun sind auch dort teils redadi Berigln unterwegs. In Gössl sprechen Berigln mit verstellter Stimme. Es ist mehr ein Fipsen als ein Sprechen, um nur ja nicht erkannt zu werden. Mit verstellter Stimme sagen sie den Hausbewohnern "schlecht", d.h. sie rügen diese spaßhalber. Je schlechter, desto besser.
Dass die Berigl unerkannt bleiben sollen und möchten, ist ihre Herausforderung. Dazu bleiben sie stumm, verstellen ihre Stimme, verkleiden sich, und ihr Gesicht ist immer bedeckt. Pelzberigln maskieren sich mit einer Fellhaube. Die Perchtln in Hinterberg maskieren sich mit Werch* oder Rosshaar. Wenn in einem Haus musiziert oder Essen angeboten wird, kann – muß aber nicht geblesst werden, d.h. die Hudl (der Fetzen) (vorübergehend) vom Gesicht genommen werden. Zum Trinken haben sie einen Strohhalm dabei, um die Hudl nicht hochheben zu müssen.
Das Blessen wird das vorher mit Zeichen vereinbart. Manche wollen nicht blessen und versuchen umständlich den Speck etc. zu verzehren. Sobald neue Berigln anläuten, wird auf alle Fälle wieder maskiert. Wird jedoch ein maskierter Berigl vorher erkannt und sein Name genannt, besteht die Pflicht, sich sofort zu blessen. Dieser darf sein Gesicht nicht mehr verdecken. Es ist eine Schande, wenn weitere Berigln hinzukommen und man sitzt geblesst in der Runde.
Berigl vor der Einkehr ins Haus, wo Ordnung und Sauberkeit kontrolliert wird (Quelle: salzi.at)
Da sich um Mitternacht das Tor zum Jenseits schließt und Frau Percht und die restliche „Wilde Jagd" die irdische Welt wieder verlassen, müssen sich sowieso alle Berigln blessen. Dann wird es auch Zeit, nach Hause zu gehen.
Selbst kenne ich das Berigln von Schilderungen meiner Studienkollegin aus dem Ausseerland und war gleich neugierig darauf. Im Joglland, woher ich stamme, kommt am selben Abend, der Dreikönigsnacht, die Budelmuada. Auch sie spricht nicht, darf nicht erkannt werden, sieht nach der Ordnung im Haus und treibt die Wintergeister aus.
Wortherkünfte
Die Wortherkunft von "Berigl" liegt im Verborgenen. Möglich wäre ein Zusammenhang mit
indogermanisch
*bʰer- (1) idg V. tragen, bringen
weiter über
germanisch
*beriga-, *berigaz, germ.?, Adj.: nhd. fruchtbar (auch im Sinne von tragend); ne. fertile; RB.: ahd.; Hw.: s. *beran; E.: s. idg. *bʰer- (1), V., tragen, bringen, Pokorny 128; W.: ahd. birīg 12, Adj., fruchtbar, befruchtend; mhd. birec, Adj., fruchtbar, AW 1, 1105; nhd. (schweiz.) bērig, Adj., fruchtbar, Schweiz. Id. 4, 1478; L.: Falk/Torp 260, EWAhd 2, 97.
und
mittelhochdeutsch
biric, birec mhd Adj. fruchtbar, geneigt zu wachsen, ergiebig.
Nachdem bei diesem Brauch der Winter und die Dunkelheit vertrieben werden und die Fruchtbarkeit des neuen Jahres begrüßt werden soll, könnte hier ein Zusammenhang bestehen.
Die Bercht/Percht selbst könnte von
berhta-, *berhtaz germ Adj. licht, hell, glänzend light (Adj.) got., an., ae., anfrk., as., ahd.s. -līka-
kommen.
# Lemma Sprachen Wortart Deutsche Bedeutung
2 beraht* ahd Adj. hell, glänzend, klar, strahlend, hervorragend
3 *berht? anfrk Adj. hell, glänzend
4 berht as Adj. glänzend hell, leuchtend, herrlich
5 berhtlīk* as Adj. glänzend, leuchtend
Das "Blessen", also die Hudl zu entfernen und zu offenbaren, wer man ist, ist sehr schwer herzuleiten. Ein verwandtes Wort dürfte die Blesse sein, also der helle Fleck oder Streifen auf der Stirn oder dem Nasenrücken eines Pferdes (auch bei Hunden spricht man von Blesse).
1) Möglich wäre folgende Herleitung:
indogermanisch: *bʰles-? = glänzen
und
germanisch: *blasa-, *blasaz germ Adj. licht, blass, mit weißem Fleck seiend fair (V.), pale (Adj.), being (Adj.) with a white spotae., mnl., as., ahd.s. idg. *bʰles-?, V., glänzen, Pokorny 158; idg. *bʰel- (1), *bʰelə-, Adj., V., glänzend, weiß, glänzen, Pokorny 118
Daher kommt auch das Wort "blass".
2) "Blessen" könnte auch von "Entblößen" hergeleitet werden, vor allem, da entblößen im steirischen Dialekt oft noch "entbleßn" ausgesprochen wird und in einem sehr engen Sinnzusammenhang steht.
Indogermanisch: *bʰosos idg Adj. nackt, bloß, bar (Adj.)
Germanisch: *baza-, *bazaz germ Adj. nackt, bloß, bar (Adj.) naked, bare (Adj.) got., an., ae., afries., anfrk., as., ahd.idg. *bʰosos, Adj., nackt, bloß, bar (Adj.)
Steckt da etwa noch das "Nackabazal" drin?
Weiter geht es mit
Gotisch: *blauts? got Adj. (a) bloß,
in Althochdeutsch heißt es dann *blauz ahd Adj. bloß
und in Mittelhochdeutsch: blōzen mhd V. sw. nackt sein (V.), bloß sein (V.), rein sein (V.), arm sein (V.), arm werden; s. blœzen.
3) Die dritte Herleitung für "blessen", die ich für möglich halte, kommt von
Germanisch: *plata-, *plataz, *platja-, *platjaz germ M. st. (a) Lappen (M.), Fetzen (M.)
und wird später zu blez, also Fetzen, (Leinen-)Lappen (Hudl?):
got. plat* 3, plats*?, st. N. (a)?, st. M. (a)?, Flicken (M.), Lappen (M.) (, Lehmann P12); ae. plot, Sb., Stück Land; mnd. plet, Sb., Leinenlappen, Lappen (M.); ahd. blez 10, st. M. (a?, i?), Stück, Flicken (M.), Stücklein, Stückchen; mhd. blez, st. M., Lappen (M.), Flicken (M.), Fetzen (M.), Streifen Land, Beet; nhd. (ält.) Bletz, M., Lappen (M.), Stückchen, Streifen Land, DW 2, 109
Die Hudl könnte folgendermaßen hergeleitet werden:
hūd* 1 anfrk F.st. (i)„Haut“, Fell; skin (N.), coat lat. pellis LWvgl. as. hūd*, ahd. hūt LW (1100) germ. *hūdi-, *hūdiz, st. F. (i), Haut; s. idg. *skeut-, *keut-, V., Sb., bedecken, umhüllen, Haut, Pokorny 952; vgl. idg. *skeu- (2), *keu- (4), *skeu̯ə-, *keu̯ə-, *skū-, *kū-, *skeuH-, *keuH-, V., bedecken, umhüllen, Pokorny 951;
siehe auch Altnordisch:
hūða F. st. (i) Haut des Großviehs s. huð fat; vgl. ae. hȳd, as. hūd, ahd. hūt, afries. hēd
Das "l" hintendran ist ja nur eine Verkleinerungsform, also eine kleine Bedeckung/Umhüllung.
Ja, wie gesagt, die Herleitungen sind nicht einfach!
Wer – so wie ich – noch nie beim Berigln dabei war, kann sich mit diesem kurzen Video hineinversetzen:
Und wer Lust auf Glöcklkrapfen bekommen hat, hier wäre ein Rezept:
Glöcklkrapfen
Glöcklkrapfen (Quelle: Servus TV)
Rezept**:
MENGE: 15 Stück
ZUBEREITUNGSZEIT: 1:10 Stunden
GESAMTZEIT: 1:30 Stunden
Zutaten 20 g Germ
3 Dotter
50 g Zucker
1 TL Vanillezucker
Salz
270 ml lauwarme Milch
500 g griffiges Mehl
80 g zerlassene Butter
Butterschmalz zum Backen
1 kleines Glas Marillenmarmelade
Zubereitung
Zerbröselte Germ, Dotter, Zucker, Vanillezucker und Salz in einer Schüssel mit der Hälfte der lauwarmen Milch verrühren.
Nach und nach Mehl, die restliche Milch und die zerlassene Butter zugeben und zu einem glatten, glänzenden Teig verkneten. Zugedeckt etwa 30 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen.
Teig herausnehmen und auf einem bemehlten Brett esslöffelgroße Kugeln abstechen. Flach drücken und zugedeckt nochmals gehen lassen.
Das Butterschmalz in einem hohen Topf erhitzen.
Die Krapfen von der Mitte rund ausziehen, sodass im Zentrum eine dünne Delle und außen ein Wulst entstehen. Im heißen Butterschmalz beidseitig goldgelb backen. Mit einem Schaumlöffel herausnehmen und auf Küchenpapier abtropfen lassen.
In die Vertiefung einen Klecks Marmelade geben und ausgekühlt servieren.
* Werch: Das Werg, als Arbeitsstoff auch Werch, Abwerch, Werrig, Hede oder der Kauder genannt, ist eine niedere Faserqualität, die beim Schwingen, Ribben und Hecheln (Reinigen) von Bastfasern wie Leinen, Hanf oder Jute als Abfall bei der Arbeit (beim „Werk“) anfällt. Das Material wird zum Abdichten von Heizungs- und Wasserleitungsrohren verwendet. Früher wurde es auch zum Abdichten von Holzschiffen gebraucht. In der Steiermark wurde aus dem Flachs vor allem Leinen hergestellt.
** Rezept von Servus TV https://www.servus.com/r/ebenseer-gloecklerkrapfen
Quellen
https://www.servus.com/r/ebenseer-gloecklerkrapfenhttps://www.facebook.com/photo/?fbid=3602631346490016&set=a.361785977241252)
Marianne Rumpf: Luxuria, Frau Welt und Domina Perchta
Archiv für Religionswissenschaft nach Albrecht Dieterich und Richard Wünsch, Band 20, B. G. Teubner Verlag, Berlin, 1920
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