Der 15. September ist der Tag der Verehrung der Schmerzen Mariens. Das Gedenken ist bereits im Mittelalter aufgekommen. Der heute gefeierte Gedächtnistag steht in enger Beziehung zum Fest Kreuzerhöhung, das am Tag davor, 14. September, begangen wird. Die Schmerzen der Gottesmutter sind biblisch belegt. Außerdem schließt der Gedenktag der Schmerzen Mariens die "Frauendreißiger". Gleichzeitig ist heute auch der Gedenktag der Hl. Ludmilla von Böhmen, einer Märtyrerin, die im Jahre 921 ums Leben kam.
Geschichtliches
Vorstufen zum Marienfest Dolores, dem Fest zum Gedächtnis der Sieben Schmerzen Mariens (Mater Dolorosa ist die schmerzensreiche Mutter) gab es schon im 12. Jahrhundert. Wohl der erste Altar der schmerzhaften Gottesmutter wurde um 1221 im Kloster der Zisterzienser in Schönau bei Heidelberg errichtet. Auf einer Synode in Köln 1423 wurde das Fest für die gesamte Kirchenprovinz auf den vierten Freitag nach Ostern festgesetzt. Seit dem 15. Jahrhundert stellte die Kunst die volkstümliche Mater Dolorosa mit den Schwertern in der Brust dar gemäß der Prophezeihung des Simeon bei der Darstellung des Herrn im Tempel (Lukasevangelium 2, 35).
Schmerzensreiche Madonna unterm Kreuz. Gotische Wandmalerei (Lärbro kyrka, Gotland): Das Schwert in der Seele Mariens. Oft wird sie auch mit sieben Schwertern in der Brust dargestellt.
Verschiedene Andachten erinnern an die sieben Schmerzen anhand der liturgischen Texte: die Weissagung Simeons; die Flucht nach Ägypten; das dreitägige Suchen nach Jesus bei der Wallfahrt zum Tempel; der Weg nach Golgota; die Kreuzigung Jesu; die Abnahme Jesu vom Kreuz; die Grablegung Jesu. Die sieben Schmerzen Mariens bilden einen Gegenpol zu ihren sieben Freuden: die Verkündigung, die Heimsuchung, die Geburt Jesu, die Anbetung der Weisen, die Wiederauffindung des zwölfjährigen Jesus im Tempel, die Auferstehung Jesu und die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel. Aber nicht die Freuden, sondern die Schmerzen Mariens haben die Gottesmutter zur Mutter der Kirche gemacht, als Jesus vom Kreuz herab sprach: Frau, siehe, dein Sohn!, und zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! (Vgl. Joh 19,27)
Mater Dolorosa
Mater Dolorosa (lateinisch für „schmerzensreiche Mutter“, lat. dolor = Schmerz), auch Schmerzensmutter, ist eine im Rahmen der Marienverehrung gebrauchte Bezeichnung für Darstellungen der Schmerzen Mariens, der lebenslangen Sorge Marias um ihren Sohn Jesus Christus. Sonderformen sind die Darstellung Unserer lieben Frau von den sieben Schmerzen und die Unserer lieben Frau von der Einsamkeit.
Die Schmerzensreiche Madonna wird in verschiedenen Formen und Szenen dargestellt. Sie kann stehen oder sitzen, in tiefer Sorge und Andacht oder mit Schwertern in der Brust, oft in Verbindung mit der Kreuzigung Christi. Diese Darstellung hat ihre Wurzeln in der mittelalterlichen Marienverehrung und ist inspiriert von biblischen Versen, die auf das Schwert in der Seele Marias verweisen.
Die biblische Grundlage für diese Darstellung findet sich vor allem in den Worten des Sehers Simeon an Maria bei der Darstellung des Herrn im Tempel (Mariä Lichtmess): "Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen" (Lk 2,35 EU). Dies inspirierte die christliche Ikonographie zur Darstellung der Mater Dolorosa mit einem durchbohrenden Schwert in der Brust. Diese Darstellung ist eng mit dem Bild des geöffneten Heiligsten Herzens Jesu verbunden, bei dem auch das Herz Mariens bildlich von einem Schwert durchbohrt ist. Zusätzlich zur Einzeldarstellung mit einem Schwert finden sich auch Darstellungen der Mater Dolorosa mit sieben Schwertern, die von verschiedenen Seiten ihre Brust durchbohren, im Zusammenhang mit dem Kanon der sieben Freuden und sieben Schmerzen (Maria Lätitia, Maria Dolores).
Es ist wichtig, die Darstellung der Schmerzensmutter von der Pietà zu unterscheiden, bei der Maria allein den Leichnam ihres Sohnes nach der Kreuzabnahme beweint. Die Beweinung Christi in der Gruppe ist der sechste der sieben Schmerzen Mariens und findet ebenfalls Einzug in die Ikonographie der Pietà.
Die römische Pietà von Michelangelo, auch als vatikanische Pietà bekannt, ist eine der berühmtesten Darstellungen dieses beliebten Themas in der westlichen Kunstgeschichte. Diese Marmorstatue wurde zwischen 1498 und 1499, laut einigen Quellen bis 1500, in Rom geschaffen, als Michelangelo Mitte zwanzig Jahre alt war. Sie zählt zu den bedeutendsten Werken der westlichen Bildhauerei und ist ein herausragendes Beispiel für die Kunst der Hochrenaissance. Die Statue befindet sich im Petersdom im Vatikan in Rom.
Albrecht Dürer: Die sieben Schmerzen Mariä, um 1496, in der Alten Pinakothek in München und in der Gemäldegalerie in Dresden
Bräuche
Es gibt viele Kirchen und Kapellen, die den Schmerzen Mariens gewidmet sind, darunter die Wallfahrtskapelle Nüchternbrunn in Warngau, Oberbayern. Jedes Jahr am 15. September findet dort eine Wallfahrt statt, um diese Kapelle zu besuchen und die Schmerzen Mariens zu ehren.
Schon seit mindestens dem 17. Jahrhundert gilt die Quelle als heilkräftig bei Augenleiden. Rund um das Jahr 1700 stand bei der Quelle eine hölzerne Klause, bis 1710 der Propst des Klosters Weyarn einen erhaltenen Brief nach München schrieb und um die Genehmigung zur Errichtung einer Kapelle und einer dauerhaften Klause bat.Die Wallfahrtskapelle Nüchternbrunn befindet sich auf einer Höhe von 802 Metern am Taubenberg in der Gemeinde Warngau im Landkreis Miesbach. Sie ist der Schmerzhaften Muttergottes gewidmet, und alljährlich am 15. September findet dort eine Wallfahrt statt, um das Gedenken der Schmerzen Mariens zu feiern. Die Anlage umfasst die Kapelle selbst, eine Klause und eine heilige Quelle, die heute in einem schlichten Becken gefasst ist. Der Name "Nüchternbrunn" leitet sich von der ursprünglichen Bezeichnung der Quelle ab, die einst als "Niederbrunn" bezeichnet wurde, da sie unterhalb anderer Quellen am Taubenberg liegt. Im Laufe der Zeit hat sich der Name durch mundartliche Veränderungen und phonetische Anpassungen in den heutigen Namen "Nüchternbrunn" entwickelt. Diese Quelle, wie auch andere in der Umgebung, speist den Farnbach, einen Zufluss der Mangfall.
Heilige Ludmilla von Böhmen
Ludmilla, die Ehefrau des ersten christlichen Herzogs von Böhmen, Bořivoj I. aus der Dynastie der Premysliden, wurde vermutlich gemeinsam mit ihrem Mann getauft. Sie spielte eine wichtige Rolle bei der Bewahrung des christlichen Glaubens in der Premysliden-Familie. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 889 diente sie als Regentin für ihre noch minderjährigen Kinder. Ihr Sohn Spytihněv I. übernahm schließlich im Jahr 894 die Herrschaft, gefolgt von seinem Bruder Vratislav I.
Ludmilla auf dem Votivbild des Prager Erzbischofs Johann Očko von Wlaschim, um 1370
Im Jahr 921 wurde Ludmilla mit der Erziehung und Vormundschaft ihres Enkels Wenzeslaus betraut, nachdem ihr Sohn Vratislav I. gestorben war. Sie musste jedoch die Eifersucht und den Hass ihrer heidnischen Schwiegertochter und Regentin Drahomira ertragen. Auf Drahomiras Anordnung wurde Ludmilla von zwei Söldnern auf der Burg in Tetín erdrosselt.
Nach ihrem Tod wurde Ludmilla zunächst an der Mauer ihres Hauses in Tetín beigesetzt. Im Jahr 925 wurden ihre Überreste auf Anweisung von Fürst Wenzeslaus in die Georgskirche auf der Burg in Prag überführt.
In Tetín wurde im 13. Jahrhundert an der Stelle von Ludmillas Grab, wo zuvor eine hölzerne Kirche stand, eine Steinkirche errichtet, die heute der Heiligen Johannes Nepomuk gewidmet ist. Im Hauptaltar dieser Kirche wird der Stein aufbewahrt, auf dem Ludmilla angeblich ermordet wurde; er ähnelt einem Menhir. Im Laufe des Mittelalters entwickelte sich an diesem Ort eine Pilgerstätte. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts wird Ludmilla als Schutzpatronin von Böhmen verehrt.
St. Ludmila-Stein, etwa ein Meter hoher, leicht geschnittener Quarzitmenhir.
Lokalen Gerüchten zufolge stürzte Ludmilla bei ihrer Ermordung auf den Stein, der sich heute unter dem Altar des Heiligen befindet, und starb dort. Als Reliquie sollten sich ein paar Tropfen ihres Blutes auf dem Stein befinden.
Aber der Stein kann ein viel älteres heiliges Artefakt sein, das später christianisiert wurde. Tatsache ist, dass Tetin sowohl in alten heidnischen als auch in christlichen Zeiten ein außergewöhnlich heiliger Ort war und dass das sogenannte „Heidentum“ und das Christentum hier irgendwie miteinander verschmelzen.
Tetín ist eine der ältesten Siedlungen in Böhmen und seit der Altsteinzeit dauerhaft bewohnt. Der Name des Dorfes steht in direktem Zusammenhang mit der mythologischen weiblichen Person Teta (übersetzt als „Die Tante“), der Tochter des mythologischen Herzogs Krok. Eine mittelalterliche Volkssage besagt, dass sie eine mächtige heidnische Zauberin/Priesterin war, die demütig die alten Götter verehrte und mit Geistern sprechen konnte.
Attribute
Tuch mit herabhängenden Enden um den Hals, Seil
Patronin
von Böhmen, der Erzieher und Mütter
Bauernregeln
St. Ludmilla, das fromme Kind, bringt gern Regen und Wind.
Ludmilla will nicht artig sein, bringt viel Wind und Regen rein.
Commentaires