Der Donnerstag vor dem Faschingsdienstag wird in der nördlichen Oststeiermark "Foastpfingsta" genannt und leitet die "Foastwoche" ein, in der man früher meist sehr reichhaltig ("foast") gegessen hat. In dieser Woche gibt es ein besonders heißbegehrtes Objekt – den Schauschädel, nach dem hinterlistige Diebe trachten! Besonders reichhaltige Mahlzeiten werden serviert, und Tanzveranstaltungen, wie Sauschädeltänze, stehen am Programm!

Zwei Prachtexemplare aus Waisenegg
Vor allem in der Oststeiermark kennt man noch das "Sauschädelstehlen" – ein Steich, den man sich im Fasching in der Nachbarschaft gerne spielt. Dem Brauch nach gilt es, heimlich den begehrten Sauschädl zu stehlen. Wenn es gelingt, nach der Hausschlachtung den Schweinskopf unbeobachtet zu entwenden, wird dieser geschmückt und von der verkleideten Dorfjugend von Haus zu Haus getragen, oder die Diebe werden vorher ausgeforscht. Jedenfalls kommt es zu einer Gerichtsverhandlung beim Dorfwirt. Dazu wird der Richter ernannt, Geschworene und Zeugen geladen – allesamt gespielt von den Dorfleuten. Der geschmückte Sauschädel wird dem Gericht als Corpus delicti präsentiert.
Ein Polizist überwacht den ordnungsgemäßen Ablauf, eine Sekretärin protokolliert...
Diese Bilder stammen von Gerichtsverhandlung nach dem Sauschädelstehlen in Waisenegg.
Bei der Verhandlung geht es hart zu, hohe Getränkestrafen sind fällig, auch für Zwischenrufe aus dem Publikum. Keiner kann sich der gerechten Strafe entziehen. Verurteilt werden meist alle, sowohl die Langfinger wegen Diebstahls als auch der Bauer wegen mangelhafter Beaufsichtigung des Sauschädls, der Schlachter und sämtliche Mitwisser. Auf jeden Fall wurde auch zum Bezahlen der Konsumation der Musikanten verurteilt.
Anschließend wird zum Sauschädlschmaus geladen, und mit dem anschließenden gemütlichen Teil – dem Sauschädeltanz – klingt das Fest aus.
Links: Sauschädeltanz im Bgld. Mitte: Maskenball in Apfelberg. Rechts: Können solche Augen lügen?
Mancherorts kennt man hier noch das "Fleisch- oder Specksammeln", beispielsweise in Vorau. In dieser Woche hat es ab dem "Foastpfingsta" neben dem Brauch des "Fleischsammelns" auch den des "Bursch’ngehens" oder "Maschkern" gegeben. Verkleidete bzw. maskierte Personen (nur Burschen und Männer) waren mit Musik und Tanz von Haus zu Haus unterwegs. Mit dabei war auch immer ein verkleidetes Brautpaar. Natürlich gab es dabei auch reichlich Most oder Schnaps. Sie erhielten bei den Häusern dann meist ein Stück Selchfleisch, Eier oder auch anderes, das dann am Abend beim "Burschtanz" in einem Gasthaus gekocht und verspeist wurde. Dort waren dann auch die Mädchen und Frauen dabei und es gab fast immer auch Tanzmusik, zu der fleißig und ausgiebig getanzt wurde.
In Friedberg gibt es wie in den Vorjahren am Foastpfingsta "Gmoahalten", das heißt, die (Faschings-)Gemeinde pflegt mit den Ortsmännern "Besprechungen". In Pinkafeld wurde früher im Fasching eine "Gmoahoazat" (Gemeindehochzeit) gefeiert.
Am Abend des Schlachttages schleichen die vermummten Gestalten um den Hof…
Die Diebe beobachten das Geschehen, von der Tenn‘ herunter blicken sie in den Hof. Durch die Ritzen zieht der kalte Wind herein. Die Kinder betteln den Großvater, der die Sau schlachten wird, an, dass sie zuschauen dürfen, werden aber ins Haus geschickt. (Von dort aus gucken sie heimlich hinter den Vorhängen hervor in den Hof hinunter – erste Reihe fußfrei!)
Der Großvater bereitet im Hof alles vor: Er stellt den Sautrog und den Hackstock auf, holt das Werkzeug (die Fleischhacken und frisch geschliffene Fleischmesser, die Schabglocke und eine Kette zum Entborsten und einen Speckring). Der Vater richtet das Bolzenschussgerät her. Die Großmutter holt den großen Weitling zum Blutauffangen. Die Mutter hat schon lang vorher mit dem Kesselheizen für das heiße Wasser zum Sauabbrühen begonnen. Bis das Wasser heiß ist, dauert es eine Zeit, und die Diebe müssen sich in Geduld üben. Aber dann nimmt das Geschehen seinen Lauf...
Am Abend nach der Schlachtung und der verrichteten Stallarbeit geht der Vater aber noch ein paarmal nachschauen, ob die Türen fest verschlossen und verriegelt sind. Zu rechnen war ja immer damit, dass einer wusste, wann wo abgestochen wurde…
Der Vater meint dann, sicherheitshalber tragen wir die Sau ins Haus, und er und der Großvater packen die erste Hälfte und hängen sie im kühlen, nordseitig gelegenen Vorhaus auf. Aber in der Zwischenzeit sind auch die Diebe nicht untätig geblieben, denn als der Großvater und Vater bei der zweiten Hälfte eintreffen, ist die Sau um ein schönes Stück kürzer und ihr Schädel weg! Das Messer liegt noch da, es muss fast noch warm sein…
V.l.n.r.: Schweineschlachten – Holzschnitt aus dem Jahre 1604 (Archiv H. Falkenberg); Schweineschlachtung im Mittelalter (Künstler unbekannt); Sauschädelstehlen in H. Prasch (Bäuerliche Volkskunde Kärnten)
Die Diebe aber sind schon über alle Berge? Nein, sie sind noch da draußen, haben aber ein gutes Versteck. Hätte der Bauer einen Hund, würde es ihnen jetzt schlecht ergehen.
Wenn die Sauhälften im Haus, etwa im Fleischkammerl, untergebraucht sind, kann es natürlich vorkommen, dass ein "unvorhergesehener“ Besuch in die Stube tritt und die Bauersleute in ein Gespräch verwickelt, derweil die Diebe ihres Amtes walten und den Sauschädel frech aus der Kammer holen. Werden sie dabei ertappt, erwarten sie Spott und Hohn und die Nachrede. Sie meiden dann besser eine Zeitlang das Wirtshaus und den Kirchplatz. Am besten ist die Schande durch einen erfolgreichen Diebstahl abzuwaschen!
Es kann auch vorkommen, dass der Dieb bekannt ist und der Schädel heimlich wieder zurückgestohlen wird. Das ist der größte Spaß! Manchmal wird der Sauschädel beim Wirt, wo er serviert werden soll, in der Kühltruhe verwahrt, aber dort ist er vor dem Zurückstehlen schon gar nicht sicher!
Sauschädelstehlen vor Weihnachten
Während in der Nordoststeiermark das Sauschädelstehlen zumeist in der Faschingszeit Brauch ist, wird aus dem Raum Schladming über diesen früheren Brauch berichtet, dass er in der Vorweihnachtszeit ausgeübt wurde. Nach dem Schlachten des Schweines wurde der Körper des Tieres gespalten, der Kopf jedoch ganz gelassen. Zum Aushängen kamen die Teile ins Vorhaus des Hofes. Trotz nächtlichen Versperrens der Haustür und der Schlachtkammertür wurden Wege gesucht und auch immer wieder gefunden, diesen Saukopf doch zu stehlen.
Auf dem Hof oder in dem Haus, wo der Saukopf "hingestohlen" wurde, fand kurze Zeit später ein Essen statt, bei dem dieser nur gekochte Sauschädel nach dem Verlesen eines spöttischen Gedichtes gemeinsam verspeist wurde. Der Bestohlene musste als Strafe noch dazu eine Auslöse in Form von Getränken bezahlen und hatte zum Schaden auch noch den Spott zu tragen.
Der Thomastag in der Vorweihnachtszeit, an dem die Mettensau geschlachtet wird, ist wie die Faschingszeit ein traditioneller Schlachttag. Aus Töging am Inn (Bayern) ist zu hören, dass man auch dort versuchte, die Mettensau zu stehlen, tot oder lebendig, so dass sich mancher Bauer vorsichtshalber zu seiner Mettensau ins Stroh legte. Früher wurde selbst in Notzeiten vor Weihnachten eine Sau herangefüttert, das Futter sparte man sich vom Munde ab. Wenn eine solche Mettensau aus dem Stall gestohlen wurde, war dies vergleichbar mit dem Diebstahl eines prall gefüllten Tresors in heutiger Zeit. Wie weit verbreitet dieser Brauch heute noch ist, davon können vielleicht die bayrischen Leser und Leserinnen berichten?
Wo wird der Foastpfingsta heute noch gehalten?
Sicher belegt ist, dass der Foastpfingsta nach wie vor in der Nordoststeiermark mit dem Epizentrum im Joglland und im umliegenden Gebiet begangen wird, beispielsweise finden in Rohrbach an der Lafnitz, Friedberg, Pinggau, St. Lorenzen am Wechsel, Mönichwald, Vorau, Wenigzell, Miesenbach, Birkfeld, Waisenegg, Fischbach, St. Kathrein am Offenegg, in der Gasen, Ratten, Krieglach, Passail, Pöllau, Rabenwald, Saifen-Boden, Schönegg und Sonnhofen immer noch Sauschädeltänze mit Schmaus statt. Statt dem Sauschädel werden mancherorts auch Schweinsripperl und Brüstl serviert. Daher wird mancherorts auch zum Ripperlbeißen zu Foastpfingsta geladen (ich nehme an, wenn kein Sauschädel zu stehlen war, da Hausschlachtungen immer seltener werden).
Auch in Feldbach, aber auch in Warth in NÖ und in Bad Tatzmannsdorf im Burgenland gibt es den Brauch heute noch.
Die Gebiete, in denen das Blochziehen üblich ist, und jene des Einzugsgebiets der Budlmutter und der Luz decken sich hier mit den Gebieten größtenteils, in denen auch der Sauschädelbrauch und der Foastpfingsta nach wie vor ausgeübt werden.
Aber auch besonders in den Mürztaler Seitentälern und in kleineren Ortschaften häufen sich derartige "Fälle" des Sauschädeldiebstahls in ihrer urig erhalten gebliebenen Form. Wenn die Metzger im Winter von Gehöft zu Gehöft wandern und dort ihre Pflicht erfüllen, werden sie meist schon von auf der Lauer liegenden Dieben beobachtet. Wenn der Sauschädel abgetrennt und in den kühlen Schnee gelegt wird, ist die Zeit für die Diebe reif. In Sekundenschnelle wird die Beute in einen Sack versenkt, mit dem dann rasch die Flucht ergriffen wird. Wie auch andernorts gibt es dann dort ebenfalls eine Verhandlung mit anschließendem Sauschädelschmaus.
Foastpfingsta – was heißt das eigentlich?
Als ich noch ein Kind war, war bei uns zu Hause der Foastpfingsta immer ein kleiner Feiertag. Zu Mittag gab es Schweinsbraten mit Knödel und Sauerkraut, und am Nachmittag kamen Nachbarn oder Verwandte zu Besuch – meist zum Tarockspielen. Natürlich gab es auch Krapfen in rauen Mengen. Die Jüngeren mussten die Gesellschaft schon früher verlassen – sie mussten natürlich zum Sauschädeltanz!
Das Wort 'Foastpfingsta' ist mir als Kind schon aufgefallen, da wir normalerweise den Donnerstag 'Donnerstag' nannten, Pfingsta nannten manchmal meine Großelten noch den Donnerstag, genauso wie sie den Dienstag oft noch Irta nannten. Die Erklärung meiner Mutter "Pfingsta heißt einfach Donnerstag!" war nicht zufriedenstellend für mich.
Also, woher kommt nun der Foastpfingsta?
Das Wort "foast" bedeutet feist, dick, fett.
Indogermanisch: *pei̯ə-, *pei-, *pī̆- idgV. bedeutet fett sein (V.), strotzen.
Davon kommt Germanisch: faita-, *faitaz, Adj., fett, feist
Weiters:
an. feitr, Adj., feist, fett;
ahd. feizit 29?, Adj., feist, fett, dick;
mhd. veizet, veizt, Adj., fruchtbar, reich, dicht;
nhd. feist, Adj., feist, fett, dick, DW 3, 1467 (feißt);
s. germ. *faitjan, sw. V., mästen;
an. feita, sw. V. (1), fett machen;
nhd. (ält.) feißten, sw. V., fett machen, nach Fett riechen;
In 'feist' steckt also auch die Bedeutung von fruchtbar.
Der Wochenname 'Pfingsta' (mhd. phintztac) bedeutet der 5. Tag, gerechnet ab dem Sonntag und kommt aus dem Griechischen: pémptē hémeéra (Πέμπτη) (= ).
Das Lehnwort gelangte wohl über gotische Vermittlung (gotische Christen) ins Bairische respektive Steirische. Dieser kolportieren Annahme wäre aber noch näher nachzugehen.
Im Donnerstag steckt der germanische Donnergott Donar bzw. der nordische Gott Thor (z.B. Torsdag (norwegisch, schwedisch) = Donnerstag), wohinggegen Donnerstag auf isländisch fimmtudag heißt, was wieder 5. Tag bedeutet.
Ursprung des Brauchs
Der Ursprung liegt darin, dass die kalten Wintermonate bis hinein in die Faschingszeit die Zeit der Hausschlachtungen von Schweinen und deren Aufarbeitung war. Nach alter Tradition finden neben der Vorweihnachtszeit besonders in der Faschingszeit die Hausschlachtungen von Schweinen statt. Wie man weiß, eignen sich die kalten Wintermonate ja bestens für die Verwahrung und Aufarbeitung von Fleisch.
Der Metzger achtet besonders in dieser Jahreszeit darauf, dass der Sauschädl im Ganzen abgetrennt wird. Dieser sollte eigentlich zur Herstellung der berühmten "Sauschädlwurst“ dienen. Allerdings ist diese Wurst wirklich oft ein Wunschdenken...
Im gesamten deutschen Sprachraum verbanden sich besondere Sitten und Bräuchen mit dem Schlachttag. Die Hausschlachtung ist so alt wie die Haustierhaltung. Laut Hans Falkenberg, der 1980 eine Untersuchung zu dem Brauch machte, führen uns die Schlachtbräuche zu Verhalten aus der Frühzeit der menschlichen Kultur zurück. Bestandteile des Sauschädelbrauchs könnten ihm nach Opferbräuche, Sühnevorstellungen gegenüber dem geschlachteten Tier, abergläubische Abwehrhandlungen und Heischebräuche sein. Es ist selbstverständlich, dass Nachbarn, Dorfkinder, Arme und Hirten auch etwas bekommen, wenn der Nachbar ein Schwein schlachtet, und auch Freunde und Verwandte nehmen am Schlachtfest teil.
Das zeigt, wie tief das Stehlrecht im bäuerlichen Leben verankert ist. Stehlbräuche sind also in Österreich fester Bestandteil des bäuerlichen Lebens. Im Österreichischen Volkskundeatlas (1968) gibt es eine Bestandsaufnahme, was alles vom Schwein gestohlen wird: Sauschädel, Schweinsleber, Schweinsniere, Schweinsrippen, Schweineschwanz. Mit dem Schweinsschwanzl haben wir als Kinder auch gern gespielt: Einer hat es sich mit einer Schnur umgebunden, so dass es hinten runterhing, und die anderen mussten denjenigen fangen!
Die nachfolgende Karte aus dem Volkskundeatlas zeigt die Verbreitung von Stehlbrauchtum beim winterlichen Schweineschlachten in Österreich:

Dabei liegen die Schwerpunkte eindeutig in Oberösterreich, Teilen Kärntens und in der Steiermark. Im Westen Österreich finden sich dazu kaum Einträge.
Alter des Brauchs*
Aus einer alten Erhebung weiß man lt. Falkenstein, dass sich ältere Leute bis 1870 daran zurückerinnern konnten. Aus dieser Erhebung geht auch hervor, dass zur Zeit der Erhebung der Brauch auch in angrenzenden Gegenden Deutschlands absolut unbekannt war. Es ist wahrscheinlich, dass sich der Brauch von den östlichen Bundesländern in die westlichen ausbreitete. Es kann aber nicht davon ausgegangen werden, dass der Brauch schlagartig weitergegeben wurde, es muss in der Vergangenheit von mindestens 100 Jahren ausgegangen werden. Hinzu kommt, dass es früher keine entsprechenden Medien gab, die die Inhalte transportierten, Nachrichten- und Wissensübermittler waren Lehrer, Pfarrer und ev. der Bürgermeister, von denen nicht anzunehmen ist, dass sie sich für die Verbreitung dieses Brauches einsetzten. Daher muss man annehmen, dass der Brauch seit mindestens 300 Jahren besteht.
Da man hier keine weiteren Schlüsse ziehen kann, muss der Blick auf den Hauptprotagonisten, das Schwein, gerichtet werden. Tierkult und Fruchtbarkeitszauber gab es bereits in der Eiszeit. Leopold Schmidt sucht in seiner "Volkskunde von Niederösterreich" für diesen Brauch eine Verbindung zum germanischen Juleber. Tatsächlich steht der Juleber in Verbindung mit dem germanischen Fruchtbarkeitsgott Freyr. Freyr bedeutet Herr oder Fürst und wurde vorwiegend in der Weihnachtszeit (Julzeit) verehrt. Sein Begleit- und Reittier war der Eber Gullinborsti (Goldborste), der von unendlicher Ausdauer war und Borsten besass, die in der Nacht so hell leuchteten, dass man meinte, es sei Tag – ein Symbol für die allmächtige Sonne! Geopfert wurde Freyr der 'heilige Eber'. Auch Freyrs Schwester Freyja besaß einen Eber namens "Hildiswin", der ein Kampfeber war. Sie selbst hatte den Beinamen "Syr", die Sau, und verkörperte die Fruchtbarkeit und die Liebeserfüllung.
In der vorchristlichen Zeit waren Tieropfer üblich, und das Opfermahl wurden dann gemeinsam von den Bewohnern eines Ortes oder einer Landschaft eingenommen, lediglich der Kopf des Tieres blieb den Göttern vorbehalten. Die Speisen mussten reichhaltig, ja übermäßig sein, das Gelage festigte die Freundschaft unter den Gästen und verband sie mit den Göttern.
Links: Gullinborsti; Mitte: Der Hartberger Karner (1176) stammt aus der ersten Epoche der fränkisch-bajuwarischen Besiedlung und zeigt den strengen Charakter des romanischen Stils. Rechts: Ein im Hartberger Karner enthaltenes Fresko: Es zeigt einen Jüngling auf einem Eber mit goldenen Borsten. Die die Deutung der Fresken-Ausstattung ist interessant und Rätsel aufgebend: Auf urtümlichen Fabeltieren reiten Fürsten, welche angeblich die sieben Todsünden darstellen sollen: Hoffart, Geiz, Unkeuschheit, Neid, Unmäßigkeit, Zorn und Trägheit. Der Jüngling als königlicher Reiter auf einem Löwen soll angeblich die Hoffart darstellen, der Drache als Schatzhüter sei ein Sinnbild des Neides, das Schwein als Reittier Sinnbild der Unkeuschheit; die Pfauenfedern auf seinem Rücken sind Symbol der Prunksucht.
Betrachtet man die Reiter (von denen außerdem nicht sieben, sondern nur vier direkt dargestellt sind) aber näher und sieht, dass sie keine verwerflichen, sondern durchwegs königliche Züge tragen, so ist die andere mögliche Deutung eher wahrscheinlicher. Sie könnten die vier Weltreiche versinnbildlichen: Der erste Herrscher sei Ninus auf dem Löwen, der zweite Alexander der Große auf dem Leoparden, der dritte Ptolomäus mit dem ägyptischen Reich auf dem Stier, und der vierte sei durch einen Eber als Sinnbild des römischen Weltreiches dargestellt.** Dieser Meinung schließe ich mich weitgehend an, halte es aber auch für möglich, dass die Abbildungen zeitgenössische Herrscher aus vier Reichen oder vier Himmelsrichtungen darstellen könnten. Besonders die goldenen Borsten am Kopf des Ebers deuten in die Richtung, die Falkenberg angesprochen hat. Für eine genauere Bestimmung bedürfte es einer weiteren Auseinandersetzung mit dem historischen Kontext.
Es lässt sich in Sagas oder Berichten zu dieser Zeit bis ins Mittelalter kaum ein abwertendes Wort über das Schwein finden, es war ein hochgeschätztes Tier, das Sinnbild für Angriffslust und Tapferkeit.
Aus eiszeitlichen Quellen* können nur Vermutungen angestellt werden, ob der Brauch des Sauschädelstehlens noch damit zusammenhängt – bei den germanischen Tieropfer- und Fruchtbarkeitsriten sieht Falkenberg sehr wohl einige ähnliche Merkmale.
Schwein haben bedeutet "Glück haben"!
Kulinarisches
Der Fasching war im Bäuerlichen immer mit gutem und üppigem Essen verbunden, weil man durch die Schlachtungen tierische Produkte zur Verfügung hatte, die in der folgenden Fastenzeit nicht genossen werden durften. Besonders am „Foastpfingsta“, dem Donnerstag vor dem Faschingssonntag, wurden Schmalzgebäcke, Fleischkrapfen, Braten und andere Köstlichkeiten aufgetischt. Hauptsache "foast"!

Beginnende Verhandlung in der Vulcano Schinkenerlebniswelt:
Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst!
Quellen:
*Hans Falkenberg: Das Saukopfstehlen. Darstellung und Bedeutung eines Stehlbrauchtums. In: Oberösterreichische Heimatblätter, Heft 1/2, 1980.
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