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Die Wilde Jagd


Die Wilde Jagd, auch als das Wilde Heer oder die Wilde Fahrt bekannt, ist eine deutsche Bezeichnung für eine weit verbreitete Volkssage in vielen Teilen Europas. Diese Sage bezieht sich in der Regel auf eine Gruppe übernatürlicher Gestalten, die über den Himmel jagen. Die Sichtung der Jagd konnte in verschiedenen Regionen unterschiedliche Folgen haben. Einerseits wurde sie als Vorzeichen für Katastrophen wie Kriege, Dürren oder Krankheiten betrachtet, andererseits konnte sie auch auf den Tod desjenigen hinweisen, der sie beobachtete. Es gibt auch Versionen, in denen Zeugen Teil der Jagd wurden oder die Seelen von Schlafenden mitgezogen wurden, um an der Jagd teilzunehmen. Der Begriff "Wilde Jagd" wurde aufgrund von Jacob Grimms Deutscher Mythologie (1835) geprägt.


Åsgårdsreien (wörtlich die Reiter von Asgard, auch Die Wilde Jagd) ist ein Gemälde des norwegischen Historienmalers Peter Nicolai Arbo aus dem Jahr 1872


Die Jagd ist seit jeher ein wichtiger Teil unseres Lebens, da sie eine essenzielle Nahrungsquelle darstellt und eng mit der menschlichen Entwicklung verbunden ist. Es ist daher logisch, dass viele Mythen und Legenden die Jagd umgeben. Die Wilde Jagd, wie sie in den Legenden beschrieben wird, kann als eine Art archetypische Jagd betrachtet werden, die die ursprünglichen Aspekte des Jagdinstinkts und die Beziehung des Menschen zur Natur verkörpert.


Die Zeit der Wilden Jagd beginnt mit den Herbst- und Winterstürmen. Wenn die Wilde Jagd herannaht, klingt es, als würden alle Wipfel der Bäume brechen. Eine alte Bäuerin aus Salzburg beschrieb das Nahen der Wilden Jagd als zunächst liebliche Musik aus der Ferne, hell und schwingend, als würde auf gläsernen Instrumenten gespielt. Plötzlich setzte jedoch ein lautes Rasseln ein, ähnlich dem Geräusch, als würden riesige Hunde an Ketten zerren und eiserne Waffen zusammenschlagen. Am Morgen sah man im Wald einen breiten Streifen niedergerissener Bäume, obwohl es die ganze Nacht windstill gewesen war.


Zu den seltsamsten Naturerscheinungen gehören die sogenannten Luftstimmen. Schon in den ältesten Zeiten wurden in verschiedenen Gegenden sonderbare Töne gehört, welche die Luft erfüllten. Dieselben scheinen in verschiedenen Richtungen die Luft zu durchfliegen, oft von der Höhe herabzukommen, zuweilen aber auch von dem Erdboden aufwärts zu steigen. Diese seltsamen Luftstimmen werden gewöhnlich mit dem Namen "die Wilde Jagd" bezeichnet.


Unsere heidnischen Vorfahren verbanden die wilde Jagd mit ihren heerführenden Göttern. Nach dem Volksglauben handelt es sich jedoch um die Geister von früheren, grausamen Jägern, die zu Lebzeiten Menschen und Tiere misshandelt haben. Diese Geister müssen nun lange Zeit zwischen Himmel und Erde umherirren, bevor sie in ihre ewige Heimat eingehen dürfen. Als Strafe für ihre Taten werden sie vom Teufel mit Geschrei und rastloser, stürmischer Unruhe in der Luft getrieben.


Wilde Jagd von Johann Wilhelm Cordes - 1856


Um Gutes zu bewirken, hacken die Leute oft dort, wo die wilde Jagd vorbeizieht, einen Baum um und ritzen drei Kreuze in den Stamm. Auf diese Weise können die wilden Jäger ruhen, und die bösen Geister, die sie treiben, verlieren ihre Macht.


Die Erzählungen und Vorstellungen über die "Wilde Jagd" haben eine lange Geschichte, die bis in vorchristliche Zeiten zurückreicht. Insbesondere während der Raunächte, die zwischen dem 21. Dezember und dem 6. Januar stattfinden, sowie in der Herbstzeit oder bei stürmischen Nächten soll die Wilde Jagd am Himmel erscheinen und alle Menschen und Tiere bedrohen, die sich im Freien aufhalten. Diese Raunächte galten als düstere und unheimliche Zeit, in der man die Rückkehr von Seelen der Ahnen und das Erscheinen von Geistern erwartete. In den Sagen wird beschrieben, wie die Wilde Jagd mit einem Wagen oder Schlitten, begleitet von furchterregendem Lärm sowie Schreien, Johlen, Wimmern, Ächzen und Stöhnen, durch die Luft zieht. Der unheimliche Auftritt wird von Hundegebell, Katzengeschrei und mysteriösen Stimmen begleitet. In der Regel deutet die Erscheinung auf Unheil hin, es sei denn, es erklingt beim Erscheinen der Jagd liebliche Musik, was als gutes Omen interpretiert werden kann.


An der Wilde Jagd nehmen Männer, Frauen und Kinder teil, die durch gewaltsamen oder unglücklichen Tod vorzeitig ihr Leben verloren haben. Auch solche, die an Feiertagen die Kirche versäumt oder aus egoistischen Gründen Treibjagden organisiert haben, werden angeblich in die Wilde Jagd aufgenommen. Wenn Menschen den Zug sehen und sich nicht schützen können, werden sie angeblich darin eingereiht und müssen jahrelang mitziehen. Um sich vor der Wilden Jagd zu schützen, wird empfohlen, sich auf den Boden zu werfen und Arme sowie Beine in Kreuzesform übereinander zu legen, sodass der Zug über einen hinwegbraust.


Vorbeugend wurden Bildsäulen und Wegkreuze errichtet, zu denen sich Menschen, die von der Wilden Jagd bedrängt wurden, flüchten konnten. Holzfäller schlugen in die Stümpfe gefällter Bäume ein Kreuz, das umfasst werden konnte, um sicher zu sein. Einige Menschen berichten, dass man sich mit Erde beschmutzen soll, wenn die Wilde Jagd kommt, um sich vor dem Totenheer zu verbergen und möglicherweise seinem bösen Blick zu entkommen. Grundsätzlich ist die Wilde Jagd jedoch nicht feindlich gesinnt gegenüber den Menschen. In Zeiten der Christianisierung wurde der Teufel zum Anführer der Wilden Jagd erklärt. Mit ihm zogen die Seelen der gefallenen Krieger, derer, die eines gewaltsamen Todes gestorben waren, der Ungetauften, Ketzer, Hexen, Zauberer und Gerichteten.


Für ehrsame Christen repräsentiert die Wilde Jagd tatsächlich eine Jagd, bei der der Teufel die verdammten Seelen vor sich herjagt, um sie in den Zug einzureihen. Alle Tiere, ob Nutzvieh oder Haustiere, die sich während der Raunächte im Freien aufhielten, wurden angeblich von der Wilden Jagd mitgezogen, insbesondere Tiere mit schwarzen Fell. Die Hetzjagd dauerte bis zum Morgengrauen, wenn die Tiere erschöpft und ermattet zurückkehrten. Die Wilde Jagd konnte nur von Neusonntagskindern gesehen werden, während jeder die Geräusche und die Sturmaktivitäten spüren und hören konnte. Der Lärm und Sturm klangen ab, nachdem die Jagd etwa eine Viertelstunde vorbeigezogen war.




Der Geisterzug

Die Wilde Jagd ist eine besondere Gruppe von Geistern, Dämonen und Göttern und Göttinnen, die seit Hunderten von Jahren durch den nächtlichen Himmel Europas reiten. Die Legende der Wilden Jagd hat viele verschiedene Formen und Varianten. Was die meisten dieser Geschichten gemeinsam haben, ist die Vorstellung von einer Gruppe von Reitern, die Lärm und Chaos verursachen.


Das Wilde Heer oder die Wilde Jagd zieht besonders in der Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag (den Rauhnächten) durch die Lüfte. Auch der Herbst, die Fastnachtszeit, die Fronfasten und selbst der Karfreitag erscheinen als besondere Daten.


Die christlichen Daten haben die heidnischen überlagert, die vor allem in den Rauhnächten die Wilde Jagd ziehen sehen. Diese ursprüngliche Zeitspanne vermutet man zwischen der Wintersonnenwende, d.h., dem 21. Dezember und, zwölf Nächte weiter gerechnet, dem 2. Januar. Im europäischen Brauchtum rechnet man jedoch seit der römischen Antike meist vom 25. Dezember (Weihnachten) bis zum 6. Januar (Hochneujahr).


Der Geisterzug zieht mit einem fürchterlichen Gerassel unter Schreien, Johlen, Heulen, Jammern, Ächzen und Stöhnen durch die Lüfte. Manchmal macht er aber auch liebliche Musik, was dann meist als gutes Omen verstanden wird; ansonsten kündigt er Unheil an.

Am Zug nehmen Männer, Frauen und Kinder teil, meist solche, die vorzeitig einen gewaltsamen oder unglücklichen Tod gefunden haben. Der Zug besteht aus den Seelen der Menschen, die „vor ihrer Zeit“ gestorben sind, also durch Umstände, die vor dem natürlichen Tod im Alter eintraten.


Legendarisch ist überliefert, dass Menschen, die den Zug betrachten, mitgezogen werden und dann jahrelang mitziehen müssen, bis sie befreit werden. Auch Tiere, vornehmlich Pferde und Hunde, ziehen mit. Zumeist sind die Tiere missgestaltet, etwa haben sie nur drei Beine oder ein Auge.


Der wilde Jäger von Waldemar Friedrich


Allgemein ist die Wilde Jagd dem Menschen nicht feindlich gesinnt; doch ist es ratsam, sich niederzuwerfen oder sich im Haus einzuschließen und zu beten. Wer das Heer provoziert oder verspottet, wird unweigerlich Schaden davontragen, und wer absichtlich aus dem Fenster sieht, um das Heer zu betrachten, dem schwillt etwa der Kopf an, so dass er ihn nicht zurückziehen kann.




Die Wilden Jagd in Erzählungen und Sagen

In der Steiermark führte früher im Leibnitzerfeld bzw. der Süd- und Weststeiermark das "Lahnwaberl" die Wilde Jagd an. Der Name "Lahnwaberl" setzt sich zusammen aus "Lahn" (aus dem mittelhochdeutschen "lēne" für Gießbach), dem Namen eines örtlichen Bachlaufs, und der Diminutivform "Weib" in der bairischen Variante "waberl". Es suchte, ungetaufte Kinder zu erhaschen und führte diese ins Wasser. Zuweilen erscheint es nachts als bläuliches Licht.


Das Lahnwaberl erscheint den Menschen in weiteren verschiedenen Formen, besonders in sumpfigen Gebieten: Tagsüber kann es als Frau in altertümlicher Tracht mit einem Schlüsselbund oder als kopflose Gestalt auftreten, während es nachts als wandelndes Irrlicht erscheint.


In der Obersteiermark im Eichfeld war das "Wilde Gjoad" unterwegs. Nächtliche "Heidenreiter" liefen in der Rupertinacht, der Nacht vor dem Rupertitag am 24. September, in schauriger Tracht und mit bläuchlich flammenden Lanzen auf schwarzen Rossen durch die Lüfte und machten dabei Jagd auf Christen. Das österreichische Wort "Gjoad" bedeutet Jagd. Es bezeichnet aber auch eine böse Spukgestalt, ein böses Familienoberhaupt oder einen bösen Anführer, der die "Seinigen" als Geist verfolgt und aufsucht. Wilde Geister, besonders auf den Bergen, waren gefürchtet, und daraus entwickelte sich der Begriff speziell im Kontext der Jagd. Dieser Ausdruck zählt zu den ältesten seiner Art.


Sagen von der wilden Jagd sind in weiteren Teilen der Steiermark zu finden. In verschiedenen Regionen, wie um den Hartkogel, den Schöckel, das Seckauertal und das Raabtal, wird von der wilden Jagd berichtet. Dort hört man Jagdhunde bellen, Pferde wiehern, Schweine grunzen und Katzen miauen, während die Jäger ihre Büchsen knallen lassen und die Hunde hetzen. Es entsteht ein ohrenbetäubender Lärm, als ob Bäume im Wald zu Boden stürzen, und der unsichtbare, gespenstische Zug bewegt sich mit rasender Geschwindigkeit von einem Graben zum nächsten. Wer der wilden Jagd begegnet, sollte sich schnell bekreuzigen und sich in die Spur eines Wagenrades legen, um nicht erfasst und von den bösen Geistern zerrissen zu werden.


Wild, hier Schwarzwild, als Sinnbild der ungezähmten Natur. (Bild von H. Jegen)


Gelegentlich führt ein Vorreiter oder Warner den Zug an und warnt vor dem Geisterzug mit Rufen wie „Ho ho ho! Aus dem Weg, ab dem Weg, damit niemand geschändet wird!“. Er trägt Namen wie Hassjäger, Helljäger, Tolljäger, Schimmelreiter oder Türst, in Thüringen wird er auch Elbel genannt, und manchmal hat er einen Namen, wie in Schwaben, wo der von weißen Hunden begleitete, weiß gekleidete Berchtold (Odin) auf einem weißen Pferd dem Wilden Heer voranreitet.


An manchen Orten ist auch eine Frau Teil der Wilden Jagd, in Mitteldeutschland Frau Holle, in Süddeutschland und Österreich Perchta. Dabei nehmen diese teilweise an der Jagd teil, während sie in anderen Varianten selbst gejagt werden. Es gibt auch eine Variante, bei der eine Frau die Anführerin der Wilden Jagd ist und sie auf einem riesigen Uhu anführt.


Im Schwand- und Eibelgraben, auf dem alten Weg zwischen Mürzsteg und Frein sollen alljährlich in der in der Christnacht die unerlösten Seelen der Wildschützen zusammenkommen und auf den beeisten Wänden eine Wilde Jagd halten. Es wären allemal auch etliche Jägerseelen darunter, und solange dies der Fall war, könne die Geisterschar nicht erlöst werden. 1883 führte durch den engen Eibelgraben noch keine Straße sondern lediglich enge hölzerne Stege, auf welchen sich lediglich ein Pferd bewegen konnte.


Wotans wilde Jagd (Gemälde von Friedrich Wilhelm Heine, 1882)


In norddeutschen Sagen spielt Hanns von Hackelberg (auch Hackelnberg) an mehreren Orten eine Rolle und führte u.a. eine Wilde Jagd den Fluss Oker hinauf und hinunter an. Ihm fliegt der Nachtrabe voraus. Der Name Hackelnberg soll sich dabei von Hakul-Berend („Mantelträger“) ableiten und auf Odin verweisen. Die saarländische Sage beschreibt als Führer den „wilden Jäger“ Maltitz, der für den Frevel, am Karfreitag zur Jagd geritten zu sein, für immer verdammt wurde, die Wilde Jagd anzuführen. In der Prignitz jagt während der „Twölven“ Frau Gauden mit ihren 24 hundsgestaltigen Töchtern auf einem Wagen durch die Lüfte. Auch Dietrich von Bern wird zuweilen als Anführer der Wilden Jagd genannt.


Der Wilde Jäger tritt manchmal auch alleine auf. Die Darstellung des Wilden Jägers in den Sagen ist geprägt von einer zutiefst angsteinflößenden und meist schweigsamen Gestalt. Wenn er spricht, geschieht dies entweder durch Verhöhnung derjenigen, denen er Schaden zufügt, wie beispielsweise der boshafte Ausspruch

„Hast mir gholfn jagn, sollst helfn nagn“,

den er äußert, wenn er menschliche oder tierische Extremitäten zurücklässt. Andererseits droht er jenen, die ihm knapp entkommen sind, mit seinen Worten. Dies verleiht dem Charakter des Wilden Jägers eine düstere und bedrohliche Atmosphäre, die stark von Furcht und Unheil geprägt ist.




Überlieferungen der Wilden Jagd in Europa

Alemannische Überlieferung

In den alemannischen und schwäbischen Mundarten wird der Bezug zu Odin im Namen Wüetisheer deutlich; es wird dort auch das "wüetige Heer", das "Wüetisheer" oder das "Wuetes" (nach Wotan) genannt. In der Eifel heißt es "Wudesher". In den Alpen spricht man neben der Wilden Jagd auch von der Wilden Gjoad, vom Wilden Gloat (Wildes Geleit) oder Gratzug ein Totenzug (Schweiz). Auch vom Nachtvolk ist die Rede.


Im Elsass ist das Wietigher ein Gespenst, das nachts mit ausgebreiteten Flügeln durch die Luft fliegt, manchmal auch durch Häuser, und Unglück bringt. In manchen Dörfern macht es auch Musik.


Baden-Württemberg: Nördlich des Bodensees jagt nachts das Wuetes, und am Neckar und in Pforzheim jagt das Modesher besonders in der Zwölften, aber auch während der Fasnacht durch die Lüfte. Es macht schöne Musik und manchmal gibt es eigene Tanzplätze. Manchmal ist es jedoch ein Heulen, Jammern und Stöhnen. Wenn man ihm begegnet, muss man sich auf den Boden werfen. Diesem nächtlichen Geisterzug werden Verbrecher, Menschen, die betrunken gestorben sind, nicht getaufte Kinder oder vernachlässigte Kinder beigefügt. Noch vor hundert Jahren sollen in abgelegenen Gebieten die Leute versprochen haben, sich zurückzuziehen.


In Vorarlberg stürmt das Wuetes oder Wuetehee um Mitternacht herum und reißt alles mit, was über kniehoch ist, deshalb muss man sich bücken, wenn man ihm begegnet. Manchmal wird es auch von Musik begleitet. Das Wuetes kann aber auch einen starken Sturm oder einen äußerst wütenden Menschen darstellen.


In der Ostschweiz rasselt nachts das Wuetihee mit einem riesigen Lärm durch die Luft und warnt: "Flieht aus dem Weg und weicht aus, damit niemand geschändet wird!", während die zornige Mützi-Seele ruft: "Dreht euch drei Mal um den Weg, sonst schneidet euch der Baum den Weg ab!" Dort erscheint es bei Neumond mit einem Grusel oder auch mit Musik. Man kann sich davor schützen, indem man die drei höchsten Namen ausspricht. In Aargau glaubt man dagegen, dass das Jahr besonders fruchtbar wird, wenn das Guenisheer besonders schön singt.


Wales

In Wales ist die Wilde Jagd besonders mit deren Anführer Arawn, seinen Hunden (den Cŵn Annwn kymrisch „Jagdhunde Annwns“) und der grausigen Mallt-y-Nos verbunden. In der walisischen Folklore wurde außerdem Gwyn ap Nudd als wilder Jäger dargestellt, der auf einem Dämonenpferd reitet und nachts Seelen jagt, zusammen mit einem Rudel „Höllenhunde“. Diese Hunde der Unterwelt des Königreichs Annwn haben rote Ohren und weiße, gespenstische Körper, ähnlich den übernatürlichen Kühe aus einigen irischen Sagen. Mallt-y-Nos, auch als Matilda der Nacht oder Night Mallt bekannt, reitet mit, um traurige und verlorene Seelen zu jagen.



Die Cŵn Annwn werden in der walisischen Folklore mit dem Berg Cadair Idris in Verbindung gebracht. Das Heulen dieser riesigen Hunde wird angeblich als Todesvorzeichen gedeutet, insbesondere wenn es auf Distanz am lautesten ist und sich leiser wird, wenn sie näher kommen. Die Wild Hunt, zu der die Cŵn Annwn gehören, wird an bestimmten Abenden, darunter der Vorabend von St. Johannes, St. Martin, St. Michael, Allerheiligen, Weihnachten, Neujahr, St. Agnes, St. David und Karfreitag, oder einfach im Herbst und Winter verortet. Einige Überlieferungen besagen, dass Arawn nur von Weihnachten bis zur Zwölften Nacht jagt. Die Cŵn Annwn gelten auch als Begleiter der Seelen auf deren Reise in die Anderswelt.


Skandinavien

Das Phänomen, das regionale Unterschiede aufweist, ist in Skandinavien als "Odins Jagd", Oskorei, Aaskereia oder Åsgårdsrei ("der asgardische Zug", "Fahrt nach Asgard") bekannt und eng mit der Julzeit verbunden. Die norwegische Tradition rund um Åskoreia ist vielschichtig und enthält verschiedene Interpretationen. Ein gemeinsamer Aspekt ist die Vorstellung eines lauten und lärmenden Gefolges gefährlicher Wiedergänger, das vor allem nachts auftritt und besonders während der Weihnachtszeit (Julereia) eine Bedrohung für die Menschen darstellt. Der Name Åskoreia setzt sich aus zwei Teilen zusammen: "rei", was "Reitbegleiter" bedeutet und vom nordischen Wort "reið" für "reiten" abstammt. Die Form "åsgårdsrei" bezieht sich auf Åsgard, die Burg der Æsen in der nordischen Mythologie. "Åsgårdsrei"ist in Teilen von Trøndelag bezeugt. Es ist auch als "Odins jakt" und "Vilda jakten" auf Schwedisch bekannt, was "die Wilde Jagd auf" bedeutet. In Schweden jagt Odin manchmal als Anführer eine mythische „Waldfrau“ (schwedisch Skogsrå, norwegisch Huldra).


Åsgårdsreien (Wilde Jagd), Gemälde von Peter Nicolai Arbo, 1872


Es wird angenommen, dass die Åskoreia Menschen während seiner wilden Reise mit sich zieht. In vielen Legenden wird von Menschen berichtet, die plötzlich weit entfernt von ihrem Zuhause auftauchen, nachdem sie auf einer Luftreise mitgenommen und an einem fremden Ort abgesetzt wurden. Es wird auch erzählt, dass Pferde von Åskoreia entführt und in einer Senke geritten wurden. Am nächsten Tag wurden sie schwitzend und zitternd im Stall gefunden. Als Schutzmaßnahme empfiehlt man, ein Stück scharfen Stahl über die Türen zu legen und ein Kreuz mit Kreide oder Teer zu zeichnen. Das Gefolge übernatürlicher Wesen, die man nachts hört, ist besonders im Spätherbst und zu Weihnachten unterwegs. In Schweden glaubte man, dass es der Asa-Gott Odin war , der sich auf die Suche nach dem Waldhirsch durch Wälder und über den Himmel machte.


England, Italien und Frankreich

In England wird der Zug als the Wild Hunt bezeichnet, in Frankreich als Mesnie Hellequin oder Chasse Sauvage. Im französischsprachigen Teil Kanadas wird der Begriff Chasse-galerie verwendet.


La chasse galerie (Darstellung von Henri Julien, 1906)


Im Italienischen wird das Phänomen als caccia selvaggia oder caccia morta bezeichnet.



In England wird manchmal Herne der Jäger mit der Wilden Jagd in Verbindung gebracht.




Geschichte

Einer der ältesten Berichte stammt von einem normannischen Priester namens Gauchelin aus dem Jahr 1091. Dieser hörte ein Lärmen wie von einem gewaltigen Heer und erblickte daraufhin einen riesigen Mann mit einer Keule, dem Krieger, Priester, Frauen und Zwerge folgten, darunter auch bereits gestorbene Bekannte. Er bezeichnete die Erscheinung als „Harlechins Familie“ (familia Harlechini).


Die ältesten sicheren Zeugnisse der Wilden Jagd im deutschen Sprachgebiet stammen aus dem 13. Jahrhundert. Im Roman "Reinfried von Braunschweig" (um 1300) heißt es von einer Ritterschar, sie rausche daher wie „daz Wuotez her“.


Deutlicher ist der Münchner Nachtsegen (14. Jahrhundert), der etliche Geister und Gespenster auflistet, darunter auch „Wûtanes her und alle sîne man“. Ältere Texte verwenden zwar auch den Ausdruck „wütendes Heer“, doch muss nicht mit Bestimmtheit die Sage Vorbild gewesen sein, wenn zum Beispiel im "Rolandslied" (um 1100) das Heer des Pharaos mit „wôtigez her“ bezeichnet wird.


Ab dem 15. Jahrhundert häufen sich die Berichte. Der Luzerner Stadtschreiber Renward Cysat (1545–1614) gibt einen längeren Bericht über die damaligen Vorstellungen vom Guotisheer oder Wuotinshör. Im Jahre 1519 wurde eine Frau aus dem Emmental vertrieben, weil sie aussagte, mit Frau Selden und dem Wúetisher einherzufahren. In der Zimmerischen Chronik werden mehrere Erscheinungen des „Wuteshere“ sehr detailliert dargestellt.




Motive der Wilden Jagd in österreichischen Sagen

Das H a c k l m o t i v ist eines der häufigsten Motive in Sagen, das das Zusammentreffen eines Menschen mit der Wilden Jagd beschreibt. Ein exemplarisches Beispiel für solche Begegnungen wird in der folgenden Sage veranschaulicht:


An einem Winterabend wanderte ein junger Mann durch die Innere Wimitz, lange nach dem Abendläuten. Er war sich bewusst, dass es ihm schlecht ergehen könnte, wenn er auf den Wilden Mann träfe. Nach dem Betläuten hatte das "Wilde Gloat" nämlich die Macht über alles, was nicht sicher hinter Schloss und Riegel war. Plötzlich hörte er es heranbrausen – eine endlose Horde kläffender Hunde, von denen alle dreibeinig waren. Der überraschte junge Mann hatte nur eine Möglichkeit: sich so schnell wie möglich ins rechte Wagengeleise des Weges zu werfen und sich nicht mehr zu rühren. Das tat er dann auch nach besten Kräften. Die wilde Meute zog über ihn hinweg, und in ihrer Mitte der Wilde Mann! Er sah den jungen Mann dort liegen, rief: "Da ist ein fauler Mahder!" und versetzte ihm einen Hieb mit einem Hackl in den Rücken. Das "Wilde Gloat" war bald vorüber, und der junge Mann stand auf, um das Hackl zu entfernen. Allerdings war er nicht in der Lage, es herauszuziehen, und auch zu Hause konnte ihm niemand helfen. Ein sehr altes Weib gab ihm den Rat, sich genau am Jahrestag zur selben Zeit wieder an derselben Stelle in das Wagengeleise zu legen und auf das "Wilde Gloat" zu warten. Der junge Mann folgte dem Rat, und im gleichen Augenblick nach einem Jahr befreite ihn der Wilde Mann von seinem Hackl.

Das für das Motiv namensgebende "Hackl" – eine kleine Axt – tötet den Menschen zwar nicht, verursacht aber oft starke Rückenschmerzen.


Das S c h e n k e l w u r f m o t i v ist ein weiteres häufig auftretendes Element in den Sagen zur Wilden Jagd. Als Beispiel sei hier die Sage "Die Wilde Jagd in Tultschnig" in gekürzter Form wiedergegeben:


Bei einem Haus verspottete ein boshafter Knecht den Wilden Mann während seiner nächtlichen Jagd. Als das Geschrei näher kam, überkam den Knecht die Angst. Schnell lief er ins Haus und legte sich ins Bett. Der Wilde Mann erschien bald darauf und warf ihm einen Menschenfuß zu mit den Worten: "Hast gholfn jagn, Sollst helfn nagn." Der Knecht erschrak vor diesem Lohn und wusste nicht, was er tun sollte. Am nächsten Morgen suchte er den Pfarrer auf. Der Pfarrer riet ihm, den Menschenfuß in ein reines Leintuch zu wickeln und in Pferdedünger zu vergraben. Im nächsten Jahr solle er ihn am gleichen Tag wieder ausgraben und in sein Bett legen. Der Knecht folgte den Anweisungen, und tatsächlich kam der Wilde Mann am Jahrestag zurück. Er fragte den Knecht, wo er den Fuß habe, den er ihm vor einem Jahr gegeben hatte. Der Knecht antwortete: "Da liegt er, wo du ihn hingeworfen hast. Ich habe ihn nicht gebraucht." Der Wilde Mann zog daraufhin den Fuß aus dem Bett und drohte: "Hättest du den Fuß nicht so rein aufbewahrt, so wäre der deine mit mir gegangen. Ich hätte dich zerfleischt, dass dich die Vögel in der Luft gefressen hätten."

In dieser Erzählung ist eine markante sarkastische Aussage des Wilden Jägers zu finden, die das charakteristische Reimpaar "jagn nagn" des Schenkelwurfmotivs aufweist. Im Gegensatz zum Hacklmotiv trägt der Mensch hier selbst die Schuld an dem Schaden, den der Wilde Jäger bei ihm verursacht. Interessant ist auch die Einbeziehung eines Priesters, der jedoch keine christlichen Rituale vorschlägt, sondern zu einer heidnischen Praxis des Volksbrauchtums rät, indem er den Menschenfuß im Pferdemist vergraben lässt.


Das Motiv der u n g e t a u f t e n K i n d e r, die als Teilnehmer an der Wilden Jagd beobachtet werden, ist ein häufiges Element in den Sagen "(Tränenkrügleinmotiv"). In diesen Erzählungen werden ungetaufte Kinder, die vor ihrer Taufe gestorben sind, als Teil der Wilden Jagd beschrieben. Die Sagen erklären, dass diese Kinder gemeinsam mit Frau Perchta umherziehen müssen, bis jemand sie anspricht. Die Begegnung mit der Wilden Jagd wird oft durch fern erklingendes Glockengeläut oder markerschütterndes Gejohle angekündigt, weshalb sie auch als die "Klage" bezeichnet wird.


Das Anreden der ungetauften Kinder, indem man sie mit einem Namen anspricht, führt dazu, dass die gruselige Sippe verschwindet. Die Geschichten betonen die Bedeutung der Taufe, um eine Teilnahme an der Wilden Jagd zu verhindern. Es gibt Varianten, in denen Eltern ihre Kinder in der Wilden Jagd erkennen oder in denen rechtzeitig verstorbene Kinder getauft werden, um ihre Teilnahme an der Jagd zu verhindern.




Die Wilde Jagd vom Untersberg vor 1900

Alte Salzburger Sagenbücher berichten gelegentlich von Geschichten über den Wilden Jäger und die Wilde Jagd vom Untersberg. Die damalige Vorstellung der Wilden Jagd durchzog die nächtlichen, winterlichen Wiesen und Wälder, besonders das Sumpfgebiet in der Gegend zwischen Wals, Leopoldskroner Moos und Grödig. Es wurde gesagt, dass sie aus gefallenen Kriegern bestand, die immer wieder zum Leben erweckt wurden, um weiter zu kämpfen. Auch spielten ungetaufte verstorbene Kinder eine Rolle in der damaligen Vorstellung der "Wilden Gjoad".


In einer Definition der Wilden Jagd vom Untersberg von Nikolaus Huber († 1887) heißt es:


"Gleich einem Sturmwind braust der Geisterzug heran, verworrenes Geheul schallt durch die Lüfte, man hört Pferde wiehern, Hunde bellen, Peitschenknall und Jagdrufe. Wehe dem nächtlichen Wanderer, er ist unrettbar verloren, wirft er sich nicht sogleich mit dem Gesicht auf die Erde und lässt den Geisterzug vorbeirasen."


Aberglaube um die wilde Jagd

Das Wilde Heer und sein Anführer haben eine Beziehung zur Fruchtbarkeit. In Schweden glaubte der einfache Landmann, dass er mit einer schlechten Heuernte bestraft würde, wenn er Odins Pferden keine Grasbüschel opfern würde. Im Aargau wurde gesagt, dass das Jahr besonders fruchtbar werde, wenn das Guenisheer schön singe. In Beilngries wurden an der Waudlsmähe, einem Erntefest, dem Waude und seinen Begleitern, dem Waudlgaul und den Waudlhunden, Milch, Brot, Bier und Ährenbüschel dargereicht.


Die Wilde Jagd trinkt in Thüringen einem Mann das Bier aus, das niemals leer wird, und die Frauen aus Frau Holles Gefolge lassen die Bierkanne nie versiegen. Entsprechend dem kosmischen Braugeschäft der Riesen brauen auch die Vegetationsdämonen Bier.


Die Wilde Jagd wird im Gebiet von Grödig-Untersberg im Salzburger Land nachgespielt. Mit dumpfen Trommelschlägen und Flöten erscheinen verkleidete Menschen am Donnerstag zwischen dem zweiten und dem dritten Adventsonntag an einem möglichst geheimen Ort und ziehen von Haus zu Haus, rufend: „Glück herein, Unglück heraus, es zieht die Wilde Gjoad ums Haus!“ Zu den wichtigsten Figuren gehören Vorpercht, Hexe, Habergeiß, Moosweiberl, Rabe, Riese Abfalter, Saurüssel, Baumpercht, Bär, Bärentreiber und Hahnengickerl. Angeführt werden sie vom Tod.


Otto von Reinsberg-Düringsfeld "Aberglaube, Sitten, Feste Germanischer Völker. Das festliche Jahr"


Teilweise bis heute hat sich die Ansicht gehalten, dass es unratsam sei, zwischen Weihnachten und Neujahr Wäsche zu waschen bzw. aufzuhängen, da dies den Tod nach sich ziehen könne. Dahinter steckt der Glaube, die Wilde Jagd könnte sich in der Wäsche verfangen oder die Wäsche rauben und später zum Leichentuch werden lassen.


Gegen die Wilde Jagd schützt es auch, sich auf einen Pflug zu setzen und den Kopf durch Radspeichen zu stecken, den Mittelweg einzuhalten sowie Kreuz und Kreuzweg. Gegen Frau Gode schützt es, sich unter einen Kessel zu kriechen. Das älteste Abwehrmittel ist wohl der Herd.


Die wilde Jagd raubt manchmal Teig; gelegentlich leihen sie den Backtrog und hinterlassen dafür kostbare Brote, oder die Unterirdischen lassen den Brotschieber bei den Bauern reparieren und geben dafür Kuchen. Sie nutzen auch gerne die Backöfen der Menschen und geben im Gegenzug Brot und Bier.


Die Wilde Jagd dankt für Brot, indem sie dafür sorgt, dass das Brot nicht mehr ausgeht.


In diesem Zusammenhang kann auf die Vorliebe der elbischen Wesen und Hexen für den Backofen hingewiesen werden: Sie werden im Gargantua als ,,Backofentrescherlein" bezeichnet, und es wurde einmal beobachtet, wie die Strazeln zu sechst im Backhaus dreschten. Die Vegetationsgeister und Totendämonen der Rauchnächte halten sich ebenfalls im Backofen auf.


Der Backofen wurde als Aufenthaltsort mythischer Wesen betrachtet. Totengeister wie die steirisch-kärntnerische Seelenführerin "Bercht" oder die Gestalten des Seelenheeres, der wilden Jagd, spuken besonders in den Zwölften im Backofen. Vielleicht spielt hier neben dem Ahnen-Geisterglauben und der beim Backen besonders wichtigen Rolle des Windes auch ein letzter Rest der Sitte hinein, Leichen anzubrennen oder zu dörren, wie es aus dem altheidnischen Bestattungswesen bekannt ist . Dafür spricht die bis ins 19. Jahrhundert in einem engeren mittelalterlichen Kreis bezeugte Sitte, Leichen bis zur Einsargung in den Backofen zu legen. Aus all dem ergibt sich auch, dass der Backofen der Sitz anderer elbischer Wesen ist.


Wenn man in Niederösterreich der Wilden Jagd (dem Helljäger) begegnet, sollte man sich schnell mit dem Gesicht zu Boden werfen und Hände sowie Füße kreuzen.


Noch heute wird hin und wieder dem „Helljäger“ eine Kuh herausgelassen zur Zeit der Wilden Jagd und man erzählt davon, dass „das nachtfahrende Volk“, das heißt Wodans Wilde Jagd, die schönste Kuh aus den Ställen des Ortes holt und bis auf die Knochen verzehrt.


Das wilde Heer schenkt einen Pferdeschinken.


Die wilde Jagd brät und verzehrt einen Ochsen. Anschließend legen sie die Knochen zusammen in die Haut, peitschen sie mit Ruten und führen das wiedererstandene Tier in den Stall zurück.



Im Getöse der Wilden Jagd zuckt todbringend das blaue Flämmchen empor, und den Hunden schlägt bläuliche Glut aus dem Rachen.


Der Brocken ist als höchste Erhebung des Harzes weithin sichtbar und durch besondere Wolkenbildungen am Gipfel auffallend. Auf dem baumlosen Gipfel ragen hohe Felsen empor, zwischen denen ein angeblich nie versiegender Quell hervorsprudelt. Hier soll die Wilde Jagd ihr Spiel treiben.


In Böhmen geht vor der Wilden Jagd ein Greis her und warnt die Leute vor Gefahr.


Die Hunde der Wilden Jagd fressen, wenn sie in die Menschenwohnung gelaufen kommen, ein ganzes Jahr lang nur Asche.


Es wird angenommen, dass der Dachs in nord- und mitteldeutschen Regionen als Seelentier der Elben gilt. Er begleitet die Frau Harke (Holda) in deren Gefolge, insbesondere während der wilden Jagd. Das elbische Wesen des Dachses wird durch Einäugigkeit oder Dreibeinigkeit sofort erkennbar gemacht.



Es wird gesagt, dass man die wilde Jagd beobachten kann, indem man durch die Speichen eines Wagenrades schaut.


Die wilde Jagd zieht durch die Luft wie eine Herde Eber.


Hirsch und Wildschweine sind Tiere der mystischen Vorstellungen der alten Europäer. In den mystischen Vorstellungen der alten Europäer spielten Hirsche und Wildschweine eine bedeutende Rolle. Diese Tiere waren nicht nur Bestandteil der realen Fauna, sondern wurden auch in verschiedenen mythologischen und spirituellen Kontexten verehrt oder als Symbole verwendet. Der Hirsch wurde oft mit Fruchtbarkeit, Wiedergeburt und spiritueller Erleuchtung in Verbindung gebracht. In einigen Kulturen galt der Hirsch als Botenwesen zwischen der diesseitigen und jenseitigen Welt. Darüber hinaus wurde der Hirsch in Verbindung mit Göttinnen der Natur und Fruchtbarkeit gebracht, wie zum Beispiel im keltischen Glauben. Das Wildschwein wurde oft mit Stärke, Mut und Wildheit assoziiert. In einigen Kulturen wurde das Wildschwein als heiliges Tier verehrt und mit Kriegs- oder Fruchtbarkeitsgottheiten in Verbindung gebracht. Die Germanen beispielsweise hatten den Eber als Symbol für den Kriegsgott Freyr. Beide Tiere hatten eine tiefe symbolische Bedeutung in den Überlieferungen und Glaubenssystemen der alten Europäer, und ihre Erscheinungen in Mythen, Legenden und religiösen Riten spiegeln die enge Verbindung zwischen der natürlichen Welt und der spirituellen Sphäre wider.


Der Fährmann steuert auf ein Brausen und Winseln hin ans jenseitige Ufer, wo die wilde Jagd einsteigt. Der Fährlohn variiert und ist anfangs spärlich, oft eine geringfügige Gabe, die der Fährmann aus Empörung ganz oder teilweise ablehnt oder weg wirft. In Randersacker am Main wirft die wilde Jagd Feuer in die Fähre, sodass die Kohlen am Boden rollen, in Wippfeld am Main wird ein Knochen an den Strand gelegt.


Das Kinderheer der Perchta wird in der Dreikönigsnacht in Presnitz zwischen der Hohewest- und der Altermühle vom Fährmann nach anfänglichem Sträuben übergesetzt. Dreimal muss er fahren; der Lohn sind einige Späne vom Pflug des Fährmanns, den Perchta ausgebessert hat, und diese verwandeln sich in Gold. Dasselbe geschieht in Kausdorf an der Saale und auch in Köstriz an der Elster.


Wer in Böhmen am 24. Dezember früh zur Beichte und zum Abendmahl geht, den ganzen Tag fastet und mitternachts auf einem Kreuzweg die wilde Jagd sieht, erhält einen Taler. Dieser kehrt immer zu ihm zurück, egal wie oft er ausgegeben wird.


In Südböhmen entführt die wilde Jagd einen Bauern, der bis zum Einbruch der Dunkelheit pflügt, und setzt ihn schließlich, schrecklich zerzaust, wieder bei seinem Ochsengespann ab. In Tirol erschreckt der Satan, der ähnlich wie der wilde Jäger auftritt, eine Wäscherin, die den Feiertag nicht einhält, so dass sie bald darauf stirbt.


Der wilde Jäger


Häufiger handelt es sich um einen rasenden Sturm oder die wilde Jagd, die Menschen mit sich nimmt.


In allen Naturgewalten, von denen der Mensch abhängig ist, sowohl im positiven als auch im negativen Sinn, sehen ursprüngliche religiöse Vorstellungen aller Völker und Zeiten übermenschliche Mächte, Riesen, Dämonen und Götter am Werk. Der Wind und der Sturm werden als gestalt- und personifizierte Wesen betrachtet. Wind und Sturm heulen, sausen und brauchen, und bringen dabei unheimliche Geräusche hervor.



Sagen und Volksglaube berichten auch von gespenstischen fliegenden Tieren aller Art. Beispielsweise führen gespenstische Ziegenböcke diejenigen, die versuchen, sie zu fangen, durch die Luft und setzen sie fern von ihrer Heimat ab, zum Beispiel in Welschland (= wilde Jagd).


Man schützt sich gegen die wilde Jagd, indem man den Kopf zwischen ein Wagenrad steckt.


Während der Zwölften muss man das Haus schließen, sonst läuft Hackelbergs Hund hinein, sonst zieht die wilde Jagd durchs Haus und nimmt die ungetauften Kinder mit. Häuser mit zwei Eingängen in entgegengesetzter Richtung sind dem Durchzug des wütenden Heeres besonders ausgesetzt. Einmal soll die wilde Jagd in ein Haus verschwunden sein, seitdem war dort immer Unglück. In Häusern mit drei Türen muss geratscht werden, um die Stampa zu vertreiben.


Wenn die wilde Jagd kommt, wird empfohlen, sich mit Erde zu beschmutzen oder sich auf die Erde zu legen.


Eine Kärntner Sage berichtet von der Schlacht gegen die Heiden. Hier wird das heidnische Heer von der Erde verschlungen. Diese versunkenen Heiden hört man unter der Erde; nachts stürmen sie als wilde Jagd durch die Lüfte. Sie heißen die wilden Heidenreiter und machen Jagd auf Christen. Einst werden sie auferstehen zu blutigem Kampf, dann ist der jüngste Tag nahe.


Am Kreuzweg, dem Aufenthaltsort der Seelen, ziehen um Mitternacht, besonders in der Weihnachtszeit und den Zwölfnächten, das Wütende (Wuotes-) Heer oder die Wilde Jagd (siehe oben) vorüber. In diesen Überlieferungen hat sich die Erinnerung an den Totenführer Wodan und seine Geisterschar bis auf den heutigen Tag erhalten. Wenn man sich auf einen Kreuzweg stellt, kann man sie ungefährdet sehen oder hören, denn sie meiden ihn. Dies geschieht jedoch nicht, weil – wie E. H. Meyer meint – „sich hier verschiedene Winde begegnen und aufhalten (Wodan ist auch ein Windgott) oder weil das Kreuz selbst in dieser Form (Hammerzeichen Donars) alles Dämonische, insbesondere auch Unwetter, beherrscht“, sondern weil der Kreuzweg selbst, ähnlich wie die von Burchard erwähnte Tierhaut und der oben genannte magische Kreis, die Kraft besitzt, die feindlichen Geister fernzuhalten.


Früher glaubte man, dass die Gottheit persönlich beim Kampf anwesend war; die Verstorbenen schlossen sich ihren Heerscharen an, wobei die eine Hälfte Odin-Wotan und die andere Hälfte Freya zugeordnet wurde. Diese Seelen genießen nun die ewige Wonne eines täglich erneuten Kampfspiels. Aus dieser Vorstellung entwickelte sich die (präanimistisch gefärbte) Idee von der lebendigen Weiterexistenz der Toten als wildes Heer oder wilde Jagd. Ebenso entstand die Vorstellung von einem im hohlen Berg schlafenden Kriegsheer und von einzelnen Heeresgruppen, die sich allmählich oder nur zu bestimmten Zeiten immer wieder zum Kampf erheben.


Die "Nachtjagd" und der "Nachtjäger" werden nach dem Zeitpunkt benannt, zu dem der Dämon mit seiner Horde erscheint, was auf die "wilde Jagd" und den "wilden Jäger" hinweist.


Herne, der Jäger


Wenn die wilde Jagd zieht, legt man geweihte Palmhölzchen auf den Tisch, um sicherzustellen, dass keiner, der von der wilden Jagd zurückgeblieben ist, sich in das Haus verirrt.


Geweihte Pflöcke, längs eines Baches eingeschlagen, sollen die wilde Jagd abwenden.


Unter dem Getöse, mit dem die wilde Jagd einhertobt, lassen sich auch Pfeifen vernehmen.

Die wilde Jagd zieht als Rabenschar, und ihre Rufe werden als Rabengeschrei gedeutet.






Quellen


Berghammer, B. (2015). „Teuflisches Sagenland“ Teufelsdarstellungen und regionaler (Aber)Glaube aus dem oberösterreichischen Innviertel. Diplomarbeit Universität Wien.


Erzherzog Rudolf (1890). Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild, Steiermark, Band 7, k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien: Alfred von Hölder.


Bächtold-Stäubli, Hanns, Hoffmann-Krayer, Eduard. "Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens", Vollständig, Band 01 bis 10. Berlin, 1987.














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