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Die Geheimnisse des Holunders im Aberglauben


Die Holunderblüte verströmt einen betörenden und anziehenden Duft. Der Holunderbusch war schon seit prähistorischer Zeit nicht nur eine wohlduftende Nahrungsquelle und ein Färbemittel, sondern auch ein Schutzstrauch, der viele magische Mythen in sich birgt. Seit jeher wurden aus seinen Ästen Flöten hergestellt. Oft findet man einen Holunderstrauch in der Nähe von alten Bauernhöfen und an Hausmauern, was seine Bedeutung als Kulturpflanze unterstreicht. Gelegentlich findet man ihn auch im Wald, an Waldrändern usw., wo er auf frühere Siedlungen hinweisen kann. Er ist unter vielen Namen bekannt, wie Holler, Ellhorn, Elder, Holder.




Der Holunder, ein treuer Begleiter des Menschen, wächst ohne besondere Pflege in der Nähe seiner Wohnung und liefert in fast allen seinen Teilen Heilstoffe sowie genießbare Früchte. Er ist eine der volkstümlichsten Pflanzen überhaupt. Es besteht der Glaube, dass das Fällen oder Verstümmeln eines Holunders Unglück oder sogar den Tod bringt. Der verdorrte Holunder wird mit einem bevorstehenden Todesfall in der Familie in Verbindung gebracht. In verschiedenen Legenden wird der Holunder als der "Lebensbaum" betrachtet, in dem der Sippenvegetationsgeist wohnt.



Nach alten Überlieferungenleben "Unterirdische" unter dem Holunder. Nach dem Glauben der alten Preußen wohnt unter dem Holunder der Erdengott Puschkattis, dem Opfergaben dargebracht wurden, etwa Brot, Bier. In Schweden wurden Opfergaben für Hausgeister über die Wurzeln des Holunders gegossen. Ein französisches Predigtbuch des 13. Jahrhunderts berichtet von Frauen, die ihre Kinder zum Holunder trugen, um ihm Ehrfurcht zu erweisen und ihm Geschenke zu machen. Beim Beschneiden eines Holunders sprach man laut einer Berichterstattung des nordschleswigschen Pastors Arnkiel (1703) mit gefalteten Händen: "Frau Ellhorn, gib mir etwas von deinem Holz, dann will ich dir von meinem auch etwas geben, wenn es im Wald wächst."


Nach dänischem Volksglauben wohnt die Hyldemoer (Holundermutter) oder Hyldefrau (Holunderfrau) im Holunder, während die Zwerge sich gerne unter den Holunderbäumen aufhalten, da sie den Duft lieben. Die verbreitete Interpretation des Wortes Holunder als "Baum der (Frau) Holla" ist jedoch etymologisch unhaltbar, und somit sind auch die damit verbundenen mythologischen Spekulationen nicht zutreffend. Eine Sage aus dem bayerischen Odenwald erzählt möglicherweise von der heiligen Maria, die an der Stelle der Gnadenkapelle zu Schneeberg einst unter einem Holunder verweilte, womit sie möglicherweise die Nachfolgerin einer im Holunder verehrten germanischen weiblichen Gottheit wäre. Nach einer badischen Sage soll die Muttergottes die Windeln des Jesuskindes an einem Holunder getrocknet haben. Das Verbot, Holunderholz zu verbrennen, hängt wohl mit seiner Heiligkeit zusammen; widrigenfalls könnte dies Unglück, Krankheit, Zahnschmerzen oder sogar den Tod verursachen. In Disentis (Schweiz) wird das Verbot damit begründet, dass die heilige Emerita angeblich mit Holunderholz verbrannt wurde, was jedoch eine sekundäre Begründung ist. Auch in England und Frankreich scheut man sich, Holunder zu verbrennen. Der Holunder soll auch vor Blitzeinschlägen schützen, was möglicherweise auf die Legende zurückzuführen ist, dass die Gottesmutter auf der Flucht nach Ägypten unter einem Holunder Rast machte. An Silvester geschnittene und zu einem Reifen gebogene Holunderzweige, die im Haus aufgehängt werden, sollen vor Feuer schützen.



Der Holunder hat als Schutzbaum des Hauses apotropaistische Eigenschaften. Er wird oft vor die Stalltür gepflanzt, um das Vieh vor Zauberei zu bewahren, und Türriegel aus Holunderholz sollen diesem Zweck dienen. In Ostdeutschland werden an Walpurgis Holunderzweige oder -kreuze auf die Felder, Fenster oder Düngerhaufen gesteckt, um Hexen fernzuhalten. Der Brauch, gegen Maulwürfe Holunderzweige in die Felder zu stecken, hat wohl auch einen abergläubischen Hintergrund, obwohl oft behauptet wird, dass der Geruch des Holunders diese Tiere vertreibt. Am "stillen Freitag" wird empfohlen, mittags um 12 Uhr unter dem Holunder Sand wegzunehmen und ihn gegen Sperlinge in die Saat zu streuen. Ein Haselstöckchen mit einem Holunderzweig zu einem Kreuz geformt, schützt vor dem Einfluss des wütenden Heeres. Die Nachgeburt einer Kuh, die zum ersten Mal ein Kalb hat, sollte unter einem Holunder vergraben werden, um sie vor Verzauberung zu schützen. Der Holunder dient auch als hexenabwehrende Pflanze und kann verwendet werden, um Hexen zu erkennen. In Frankreich und England wird der Holunder ebenfalls im Gegenzauber eingesetzt.


Der Holunder, der zur Sonnwendzeit in voller Blüte steht, spielt auch in der Volkserotik eine Rolle. Unkeuschen Mädchen steckt man zu Pfingsten Holunderzweige vor das Fenster, ähnlich wie bei der Kirsche. Im Thüringer Wald sagt man: "Auf Johannistag blüht der Holler — da wird die Liebe noch toller". "Holderstock" ist ein Kosename für die Geliebte oder den Geliebten, und in erotischen Liedern wird der Holunder oft erwähnt. Im Innviertel heißt es, wenn Mädchen am Thomastag während des Ave-Läutens eine Holunderstaude schütteln, kommt der Bräutigam aus der Richtung, aus der ein Hund bellt.



Der Holunder hat auch eine Rolle im landwirtschaftlichen Orakel. Seine Blüte und Fruchtbildung dienen als Indikatoren für verschiedene landwirtschaftliche Ereignisse. Zum Beispiel gilt: Je früher der Holunder vor Johanni blüht, desto früher kann man vor Jakobi das Getreide ernten. Eine lange und ungleiche Blüte des Holunders kann auf eine verzögerte und ungleichmäßige Ernte hinweisen. Wenn der Holunder gleichzeitig blüht und Früchte trägt, deutet dies oft auf einen strengen Nachwinter hin. Ein früher Frühling wird erwartet, wenn man in der Christnacht um 12 Uhr am Holunder frische Triebe findet. Ein Sprichwort besagt, dass kein Kuhfutter zu erwarten ist, wenn es hinter der nackten Hollerstaud'n donnert. Der Befall des Holunders mit Blattläusen kann auch den Hopfen betreffen. In der Walpurgisnacht steckt man Holunderzweige an den Rand der Flachsfelder und springt darüber, um das Wachstum des Flachses zu fördern. Oder man steckt lange Holunderzweige in den Flachs, um dessen Wachstum zu steigern. Es wird gesagt, dass die Hühner aufhören zu legen, wenn der Holunder blüht.


Zwischen 11-12 Uhr geborene Sonntagskinder können Geister sehen, wenn sie sonntags zur gleichen Zeit in einer Fliederlaube sind (Harz). Holunder deutet auf einen Schatz hin, heißt es in der Pfalz. In Kriegszeiten vergruben die Leute dort Geld und Wertgegenstände unter Holunderbäumen, weil sie nicht vertrieben werden konnten, was die Schatzsuche erleichterte. Holunder blüht zur Mitternachtsstunde der Christnacht. Ein Röhrchen von einem Holunder, an dem zum ersten Mal ein Bienenstock schwärmte, bringt Glück, wenn es über der Tür hängt. Das Wachsen eines Holunders unter der Mauer bringt Glück oder weist auf eine Leiche im Haus hin. Bei Vollmond sind die Holunderäste mit Mark gefüllt, bei Neumond leer. Wenn eine Gans nicht brüten will, verbrennt man Holunder im Ofen, da die Rinde des Holunders platzt und auch die Schalen der Gänseeier platzen. Das erste Badewasser eines Kindes wird über einen Holunder gegossen, um das Kind kräftig zu machen und gut klettern zu lassen oder um Zahngichtgeister fernzuhalten. Der Holunder erscheint auch als Baum der Weltschlacht.



Auch die Percht steht mit dem Holunder in Verbindung und ist unter vielen Namen bekannt. Andere Namen für die Percht im Alpenraum sind Berta, Berchta, Sampa, Zamperin, Stampa (Niederösterreich), Rauweib, Pudelfrau und Pudelmutter (Oststeiermark, Burgenland, Niederösterreich), Lutzl (von Lucia, Burgenland), Hexen (Inneres Salzkammergut), Bechtrababa, Baba („Hexe Percht“, Unterkärnten, Slowenien).


Laut Legende wohnt sie im Holunderstrauch, der seinen Namen vom altdeutschen "holuntar" hat, was "Baum der Frau Holle" bedeutet. Auf Althochdeutsch hieß der Wacholder "wahholuntar" (Wachsholunder), was den Holunder und Wacholder auch begrifflich in die Nähe bringt. Der Spruch "Vor dem Holunder sollst du den Hut abnehmen, vor dem Wacholder aber musst du in die Knie gehen!" weist auf diesen Zusammenhang hin.

Orts- und Straßennamen wie Perchtoldsdorf, Berchtesgarden (der 'Garten der Percht'), Hollabrunn (Brunnen der Holle), die Prechtlgasse und der Schwarzenbergplatz (Platz der schwarzen Percht) in Wien tragen ihre Spuren. Das Wappen der oberösterreichischen Stadt Perg zeigt sogar die alten Farben der dreifaltigen Göttin (weiß, rot, schwarz).


Als Wintergöttin Percht erscheint sie im Gegensatz zur Hulda in den Herbst- und Wintermonaten, besonders in den Raunächten zwischen 24. Dezember und 6. Jänner und sorgt für Gerechtigkeit und Ordnung im Tal. Ihr Wildes Heer fegt durchs Land und bestraft freche und wüste Männer, reißt Zäune und Kamine nieder oder erschreckt Betrunkene und Gottlose.


Frauen und Kinder beschützt sie. Ihre Attribute sind die Spindel und der Rocken, was sie als alte und mächtige Göttin kennzeichnet. Märchen wie "Dornröschen" oder "Pechmarie und Goldmarie" erwähnen sie oft. Früher war sie die "Spinnstubenfrau" und ein Wegweiser in den Raunächten, wo nicht gewaschen, gesponnen oder geputzt werden durfte.

In Sagen wird sie oft im Zusammenhang mit toten Seelen oder Sterbenden erwähnt. Als Seelenmutter Frau Percht zieht sie am Unschuldigenkindertag (28. Dezember) mit einem Zug verstorbener, ungetaufter oder ermordeter Kinder im Schutze der Dunkelheit durch die Dörfer. Die Kleinsten nimmt sie unter den Schutz ihres Mantels.


Die stärkste Rauhnacht ist jedoch die letzte Rauhnacht, jene vom 5. auf den 6. Dezember. Zumeist in dieser Nacht, der Dreikönigsnacht, wird die Berchtmilch oft als Stosuppe mit Brot, Brotsuppe, Milchsuppe oder einfach als Milch mit Einbrock (Brotstücken) zubereitet und der Percht als Opfer unter einen Hollerbusch gestellt. In vielen Familien wird dieses Gericht auch als "Sampamilch" bezeichnet. Es wurde als gutes Omen gedeutet, wenn die Milch am nächsten Morgen verschwunden war.

Und wie auch die Percht hat der Holunderstrauch zwei Gesichter, ein helles im Frühling (die weißen Blüten) und ein dunkles im Herbst (die dunklen Beeren). So gilt es in Mittelschlesiesn als Todesvorzeichen, wenn an einem Holunder zur gleichen Zeit Blüten und Beeren sind. wenn der Holunder im Herbst wieder blüht.




Rezept Hollerstrauben

Diese werden auch als Hollerkücherl oder Gebackene Holunderblüten bezeichnet. Sie können in einfachem Tropfteig, Bierteig – oder wie in diesem Rezept – in Weinteig herausgebacken werden:



Zutaten für 4 Portionen

  • 180 g Mehl

  • 3 EL Staubzucker

  • 1 l Rapsöl

  • 1 Pk Vanillinzucker

  • 1 Prise Zimt

  • 1 Prise Salz

  • 120 ml Weißwein

  • 2 EL Butter (zerlassen)

  • 4 EL Zucker

  • 2 Stk Eier

  • 4 Stk Hollerblütten (groß)


Zubereitung

  1. Eier in Dotter und Eiklar trennen. Butter in der Mikrowelle schmelzen lassen. Mehl in eine Schüssel sieben und mit Wein, Eidotter, Butter, Vanillezucker und Zimt verrühren. Eiklar mit Salz und Zucker zu steifem Schnee schlagen und mit dem Schneebesen unter den Weinteig ziehen.

  2. Fett in der Fritteuse oder im Topf auf 180 °C erhitzen. Blütendolden ausschütteln, in den Teig tauchen und in das heiße Fett geben. Schwimmend etwa 2 Minuten ausbacken, bis sie schön goldbraun sind, dann auf Küchenpapier legen, damit das überschüssige Fett abläuft.

  3. Hollerkücherl mit Staubzucker besieben und sofort heiß servieren.




Rezept Holundersirup

Ganz einfach selbst Hollersirup ansetzten. Holunderblüten sammeln und mit nur wenigen Zutaten einfach selbst ansetzten und haltbar machen.



Zutaten

  • 30 Stk. Holunderblüten

  • 1 kg Kristallzucker

  • 1 l Wasser

  • 20 g Zitronensäure

  • 3 Stk. BIO-Zitrone und BIO-Orange


Zubereitung

1) Als erstes heißt es spazieren gehen! Die Holunderblüten sollten in Vollblüte stehen und abseits von starkem Verkehr und konventioneller Landwirtschaft gebrockt werden.

Tipp: Am besten am Vormittag sammeln, wenn der erste Morgentau getrocknet ist.


2) Das Wasser und der Zucker wird zu sogenanntem Läuterzucker gekocht. Dazu werden beide Zutaten in einem Topf zum Kochen gebracht, bis die Flüssigkeit wieder vollkommen klar ist.

3) Nun wird noch die Zitronensäure eingerührt und der Topf zur Seite gestellt.

4) Die Hollerblüten am besten komplett frisch verwenden. Die Blüten nur leicht ausschütteln, von Insekten befreien und NICHT waschen, da sonst der Blütenstaub und das gute Aroma verlorengehen.


5) Dann in ein Gefäß schlichten. Ich nehme dazu ein Küberl oder einen Weitling. Zitronen und Orangen heiß waschen, die Enden abschneiden. Die Zitronen- und Orangenscheiben zum Holler geben.


6) Nun mit dem überkühltem Zucker übergießen. Der Läuterzucker darf nicht mehr heiß sein, sonst verbrennt der Holler.


7) Mit einem Geschirrtuch zudecken und für einige Tage an einen hellen Ort stellen. Täglich mit einem sterilen Kochlöffel umrühren. Den Sirup nicht luftdicht verschließen, er könnte zu schimmeln beginnen.


8) Flaschen herrichten: Mit kochendem Wasser ausspülen oder im Geschirrspüler waschen.


9) Der Sirup durch ein Passiertuch abseihen, noch einmal auf mindestens 80 °C erhitzen. Heiß abgefüllt hält sich der Sirup nun mindestens 6 Monate, wenn er bis dahin nicht schon weggetrunken ist.



Quellen

Bächtold Stäubli Hanns, Hoffmann Krayer Eduard: Handwörterbuch Des Deutschen Aberglaubens. Vollständig, Band 01 bis 10. Berlin, 1987.



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