Die gefürchteten Eisheiligen, denen alljährlich die Landwirte und all jene mit großem Respekt entgegentreten, die ihren Garten bereits bestellt haben, werden in diesem Jahr ihrem Namen wieder gerecht. Zu ihren Tagen kommt es zu einer empfindlichen Abkühlung, glückerweise aber ohne Bodenfrost und Schneefall. Ihr Name kommt daher, dass es im Zeitraum der Eisheiligen häufig zu unerwarteten Kälteeinbrüchen kommt, die durch von Norden einströmende Polarluft verursacht werden. Von 11. bis 15. Mai sind ihre Gedenktage.
In Österreich heißen sie Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia und sind Bischöfe und Märtyrer, auch Sophie war eine Märtyrerin. Häufig ist auch die Rede von den "gestrengen Herren" und der "kalten Sophie". In Deutschland gesellt sich noch Mamertus hinzu.
Die Tage der „Eisheiligen“ finden jedes Jahr regional unterschiedlich an drei bis fünf Tagen Mitte Mai statt. Die Bezeichnung „Eisheilige“ geht auf auf Erfahrungen und Wetterbeobachtungen von hunderten Jahren zurück.
Gedenktage der Eisheiligen
Die meisten Bauernregeln oder Wetterregeln entstanden im Mittelalter, als der Julianische Kalender galt. Die jahrhundertelangen Beobachtungen des Wetters und der Witterung durch die Landwirte sind der Ursprung für die Eisheiligen. In Norddeutschland ist Mamertus der erste Eisheilige, in Süddeutschland und Österreich wird in vielen Gegenden Pankratius als erster Eisheiliger verehrt. Das liegt daran, dass sich die arktischen Wetterströmungen von Norden nach Süden ausbreiten.
Mamertus (5. Jhd.), Erzbischof von Vienne – 11. Mai
Mamertus war ein katholischer Bischof, der um 400 nach Christus in Lyon geboren wurde und am 11. 05. 477 in Gallien starb. Er galt als umfassend gebildet. Um 461 wurde er Erzbischof von Vienne, das nahe Lyon liegt. Nach erheblichen Zerstörungen in seinem Erzbistum führte Mamertus die drei Bittgänge ein, die auch heute noch vor dem Fest Christi Himmelfahrt durchgeführt werden. Der Überlieferung nach soll der Erzbischof auch öfters Wunder vollbracht haben, wie zum Beispiel eine Feuerbrunst zu stoppen. Er wird bei Fiebererkrankungen, großen Dürren und Erkrankungen der Brust um Beistand angerufen. Seine Attribute sind die Mitra, der Bischofsstab und eine brennende Kerze.
Pankratius (3./4. Jhd.), Märtyrer – 12. Mai
Der Heilige Pankratius wurde um 290 in Phrygien geboren, was in der heutigen Türkei liegt. Er starb um 304 als junger römischer Märtyrer der frühen Kirche in Rom. Sein Name bedeutet „der alles Besiegende“. Auf Darstellungen ist er des Öfteren in feinen Kleidern oder auch in einer Ritterrüstung zu sehen. Des Weiteren trägt er ein Schwert, eine Märtyrerkrone und einen Palmwedel.
Servatius (4. Jhd.), Bischof von Tongeren – 13. Mai
Den Legenden nach war Servatius Bischof des in dem heutigen Belgien gelegenen Bistums Tongern. Seine Attribute sind der Holzschuh, ein Schlüssel, ein Drache und ein Adler. Servatius lebte laut Überlieferung von 340 bis 384 nach Christus. Er soll den Hunneneinfall in Europa vorhergesagt haben, der tatsächlich um das Jahr 450 stattfand. Überlieferungen zufolge wurde er mit einem Holzschuh erschlagen. Er wurde schließlich in Maastricht begraben. Üblicherweise wird bei Fußkrankheiten, Frostschäden und Rattenplagen um seinen Beistand gebeten.
Bonifatius (3./4. Jhd.), Märtyrer – 14. Mai
Überlieferungen nach wurde Bonifatius in Rom in Italien geboren und starb wohl um 306 in der heutigen Türkei. Auf Darstellungen sieht man ihn meist als Jüngling oder Greis, der in siedendem Pech gemartert wird. Angeblich war er anfangs kein Christ, sollte aber christliche Reliquien aus Tarsus in der heutigen Türkei nach Rom überbringen. Dort erlebte er mit, wie Christen verfolgt werden und ließ sich aus Empathie ebenfalls taufen. Er stand zu seinem Glauben und wurde schließlich dafür durch siedendes Pech hingerichtet. Nach seinem Tod wurde sein Leichnam nach Rom zurückgebracht. Sein Name bedeutet so viel wie „der gutes Geschick verheißende“.
Sophia (3./4. Jhd.), Märtyrerin – 15. Mai
Als „kalte Sophie“ bekannt, ist Sophia von Rom die letzte der fünf Eisheiligen, und wohl auch die mit dem größten Bekannheitsgrad. Sie ist oftmals mit Trog und Schwert, aber auch mit einem Palmwedel und einem Buch auf Darstellungen zu sehen. Sie starb um 304 nach Christus als frühchristliche jungfräuliche Märtyrerin. Teile ihrer Reliquien wurde nach Straßburg gebracht. Andere liegen unter der Kirche Santi Silvestro e Martino ai Monti in Rom vergraben. Die heilige Sophia von Rom wird oftmals gegen Spätfröste angerufen und um eine gute Ernte zu erbitten.
Die Eisheiligen wettertechnisch betrachtet
Meteorologisch betrachtet kann dies damit erklärt werden, dass ab Anfang Mai die Temperaturen am europäischen Festland meistens bereits recht hoch sind. Der Kontinent erwärmt sich zu diesem Zeitpunkt sehr schnell. Da sich das Meer allgemein langsamer erwärmt als der Kontinent, kommt es zu Temperaturdifferenzen zwischen Festland und Ozean: Es entstehen Tiefdruckgebiete. Die Luftmassen verschieben sich und die warmen Luftströmungen des Festlands ziehen nach Norden. Dadurch werden wiederum eiskalte Luftströmungen aus den Polargebieten auf das Festland gedrückt. Sind die Nächte sternenklar, kann es auch teils zu Nachtfrost kommen.
Die „Eisheiligen“ sind keine Ausgeburt mittelalterlichen Aberglaubens, sondern sie stellen einen meteorologischen Regelfall dar, bei dem sich Nord-Wetterlagen (Hochs über der englischen Insel oder Skandinavien) mit der Zufuhr arktischer Polarluft nach Mitteleuropa häufen. Statistiken besagen jedoch, dass erst vom 20. Mai nicht mehr mit Frostlagen – Nachtfrost, Schneefall, Reif – zu rechnen ist. Die nächste Periode mit nasskalter Witterung betrifft erst die Schafskälte im Juni.
Geschichte der Eisheiligen
Die Bauernregeln mit den Eisheiligen wurden wahrscheinlich während einer mittelalterlichen Kälteperiode aufgestellt. In der Kleinen Eiszeit von Anfang des 15. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein traten häufig sehr kalte, lang andauernde Winter und niederschlagsreiche kühle Sommer auf. Mitte des 17. Jahrhunderts und noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts drangen in den Alpen zweimal die Gletscher vor und zerstörten Gehöfte und Dörfer. In vielen Landstrichen kam es nicht selten zu Hungersnöten. Die durchschnittliche Vegetationsperiode war kürzer als heute; dies stellte die Bauern gerade in kühlen Landesteilen jedes Jahr vor ein Dilemma: Wenn sie zu spät aussäten, fiel die Ernte gering aus; wenn sie zu früh aussäten, waren die jungen Pflanzen von Frühlingsfrösten bedroht. Laut der mittelalterlichen Bauernregel werde das milde Frühlingswetter erst mit Ablauf der „Kalten Sophie“ (15. Mai) stabil. Diese Bauernregel wurde tradiert, da Bodenfrost eine Saat vernichten kann. Die Aussaat solllte also erst nach der „Kalten Sophie“ erfolgen.
Oft wird angeführt, dass aus meteorologischer Sicht der Kälteeinbruch meist erst um den 23. Mai erfolgen soll. Dies wird durch eine Verschiebung im Kalender erklärt, der sogenannten gregorianischen Kalenderreform aus dem 16. Jahrhundert. Die Eisheiligen sollen sich aber ursprünglich nach dem Julianischen Kalender richten, welcher im 16. Jahrhundert durch den gregorianischen abgelöst wurde. Bei der Einführung des gregorianischen Kalenders im Jahr 1582 folgte auf den 4. Oktober direkt der 15. Oktober – es wurden also elf Tage übersprungen. Deswegen erfolgt das Naturphänomen, das für die Kälte im Mai sorgt, heute nicht mehr rund um den 11., sondern erst rund um den 20. Mai. Dadurch könnte es zu einer Verschiebung des Wirkens der Eisheiligen um einige Tage kommen. Meine persönliche Beobachtung zeigt aber, dass die Eisheiligen sehr oft an den ihnen heute zugewiesenen Tagen in Erscheinung treten.
Eisheilige in anderen Ländern
Eisheilige sind nicht nur ein Phänomen im deutschsprachigen Raum, auch in anderen Ländern in Europa und selbst an der Ostküsten der Vereinigten Staaten und Kanada sind die Tage bekannt:
Welche Pflanzen sind von den Eisheiligen besonders bedroht?
Dass die Eisheiligen zu den bekanntesten Regeln des Bauernkalenders wurde, liegt hauptsächlich daran, dass sich mit ihrer Hilfe Missernten vermeiden ließen. Auch heute sind die Eisheiligen vielen Gartenbesitzern noch ein Begriff. Selbst wenn sie das genaue Datum nicht kennen, haben sie im Hinterkopf behalten: Der Mai ist trügerisch – frostempfindliche Pflanzen sollten nicht zu früh ins Freiland gepflanzt werden. Denn vor allem Exoten wie Gladiolen, die nicht aus unseren Breitengraden stammen, könnten nach einer frostigen Nacht Schaden nehmen.
Wer im Herbst eine gute Ernte möchte, sollte seine Pflänzchen vor den Eisheiligen schützen.
Empfindliche Gemüsesorten, bei denen man lieber ein bisschen warten sollte, sind:
Tomaten
Auberginen
Paprika
Chili und Peperoni
Kürbisse
Gurken
Zucchini
Sellerie
Sie können vorgezogen werden, sollten aber nicht vor der Kalten Sophie ins Freie gepflanzt werden, da sie ursprünglich aus wärmeren Regionen kommen.
Bauernregeln zu den Eisheiligen
Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist.
Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz.
Vor Bonifaz kein Sommer, nach der Sophie kein Frost.
Servaz muss vorüber sein, will man vor Nachtfrost sicher sein.
Pankrazi, Servazi und Bonifazi, sind drei frostige Bazi. Und zum Schluss fehlt nie, die Kalte Sophie.
Pankraz und Servaz sind zwei böse Brüder, was der Frühling gebracht, zerstören sie wieder.
Pflanze nie vor der Kalten Sophie.
Mamerz hat ein kaltes Herz.
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