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Christi Himmelfahrt – 9. Mai



Am Tag der Christi Himmelfahrt, auch bekannt als die "Erhöhung Christi", gedenken wir alljährlich der Rückkehr von Jesus Christus als Sohn Gottes zu seinem Vater im Himmel. Dieses Hochfest wird traditionell 39 Tage nach dem Ostersonntag gefeiert, am Donnerstag nach dem fünften Sonntag nach Ostern bzw. zehn Tage vor dem Pfingstfest, das den Osterfestkreis abschließt. Um den Christi Himmfahrtstag rankte sich früher viel Aberglaube. In Deutschland wird heute der Vatertag gefeiert.


Christi Himmelfahrt - Gemälde von Giotto di Bondone, um 1303/05




Ursprung des Festes

Der Termin von Christi Himmelfahrt richtet sich stets nach dem Osterfest und fällt daher immer auf einen Donnerstag zwischen dem 30. April und dem 3. Juni.

Die Grundlage für diesen Feiertag findet sich direkt in den Schriften des Neuen Testaments. Die Evangelien nach Lukas (Lk 24,50-52) und die Apostelgeschichte (Apg 1,1-11) berichten von der Auferstehung Jesu, seiner Erscheinung vor den Jüngern über einen Zeitraum von vierzig Tagen und seiner anschließenden Himmelfahrt zur Rechten Gottes. Die Himmelfahrt wird als sichtbarer Vorgang erzählt: Der auferstandene Christus ist vor den Augen seiner Jünger entschwunden und in den Himmel erhoben worden.

Die Himmelfahrt Jesu wird auch in anderen biblischen Texten erwähnt, darunter Matthäus 26,64, Johannes 14,1-3, Epheser 4,8-10, 1. Thessalonicher 1,10 und Hebräer 2,9 sowie 4,14.




Entwicklung des Festes

Ursprünglich wurde die Feier der Himmelfahrt Christi in den ersten drei Jahrhunderten nach Christus gemeinsam mit dem Pfingstfest begangen, aufgrund der engen Verbindung von Auferstehung und der Ausgießung des Heiligen Geistes.

Im Verlauf des 4. Jahrhunderts entwickelte sich Christi Himmelfahrt jedoch zu einem eigenständigen Fest, wie aus liturgischen Aufzeichnungen aus Jerusalem seit 383/384 hervorgeht (Bericht der Pilgerin Egeria).




Brauchtum zu Christi Himmelfahrt

In den letzten drei Tagen vor Christi Himmelfahrt werden traditionell die Bitttage begangen. In ländlichen Gebieten führen Bittprozessionen um die Felder oder von einem Ort zum anderen, während in städtischen Gemeinden Prozessionen oft durch die Stadtviertel stattfinden. Diese Prozessionen sind traditionelle Bitten um eine gute Ernte. Die Bitttage wurden im 4. Jahrhundert eingeführt und haben sich dann allmählich verbreitetet. Papst Gregor der Große gestaltete diese Prozessionen um das Jahr 600 weiter aus.


Flurprozession mit Segnung der Weizenfelder in Artois, Ölgemälde von Jules Breton, 1857




Auffahrtsspiele

In einigen ländlichen Gebieten, vor allem in den Alpenregionen, wirddie Himmelfahrt Jesu auf besondere Weise dargestellt, indem eine Statue des auferstandenen Christus am Christi-Himmelfahrt-Tag durch eine Öffnung im Kirchendachboden emporgehoben wird, das sogenannte "Heilliggeistloch". In einigen Pfarren, insbesondere in Kärnten, werden auch das "Heiland-Aufziehen" und der "Engeletanz" praktiziert.


Heiliggeistloch mit schwebender Taube in Söll (Tirol): Ein Heiliggeistloch (auch Heilig-Geist-Loch), Himmelloch oder Pfingstloch ist eine Öffnung in der Decke des Langhauses eines Kirchengebäudes, meist in der Nähe des Chores. Es diente ursprünglich als Lüftungsöffnung für die Kirche. Während des Pfingstgottesdienstes diente die Öffnung dazu, als Symbol für den Heiligen Geist eine weiße Taube freizulassen, eine Holztaube herunterzulassen oder Blumen herabregnen zu lassen. Gelegentlich ließ man durch die Öffnung trotz der Brandgefahr brennendes Werg als Symbol der Flammenzungen des Heiligen Geistes fallen. In anderen Fällen wurden die Zungen bereits als Verzierung rund um das Loch angebracht. In anderen Kirchen wurde an Christi Himmelfahrt ein Licht geschwenkt und für die Jugend wurden Süßigkeiten und Blumenkränze geworfen oder eine Christusfigur stieg durch diese Öffnung an einem Seil in den „Himmel“ auf. Der seit der Gotik bekannte Brauch kam nach der Aufklärung nach und nach außer Gebrauch, wird heute aber in einigen Kirchen wiederbelebt.



Das ältesteBeispiel eines Auffahrtsspiels ist aus dem 11. Jahrhundert aus Bayern überliefert. In der Mitte der Kirche stand eine Christusstatue mit ausgebreiteten Armen, die mit Stricken an der Decke befestigt war. In feierlicher Prozession versammelten sich die Priester und das Volk, das die Jünger symbolisierte. Die Gemeinde stimmte das Lied "Christus fuhr gen Himmel" an, und die Figur fuhr im Weihrauchnebel aufwärts. Zwei weiß gekleidete Männer verkündeten den Gläubigen, dass der Auferstandene wiederkehren würde. Währenddessen entstand im Gewölbe ein Getöse, um den Kampf Christi mit dem Teufel darzustellen. In Gestalt eine bunt bemalten, mit Pech und Schwefel beschmierten Puppe fiel dieser unter dem Jubel der Anwesenden in die Kirche hinab. Ein weiteres Himmelfahrtsspiele ist aus Bayern bekannt, das "Moosburger Himmelfahrtsspiel", lateinisch aus dem 14. Jahrhundert.


In Tirol war um 1900 war der Andrang zu den Auffahrtsspielen so groß, dass reiche Bauern bezahlte Beterinnen engagierten, um Sitzplätze zu reservieren. Unter einer Öffnung im Gewölbe standen auf einem weiß gedeckten Tisch eine Christusstatue und Engelsfiguren. Der Priester segnete die Figur des Auferstandenen und hob sie empor, und unter Orgelspiel und Glockenklang wurde sie in Begleitung der Engel hinaufgezogen. Gespannt beobachteten die Erwachsenen, in welche Richtung der Heiland blickte, denn aus dieser erwarteten sie die Unwetter des beginnenden Sommers. Die Kinder bemühten sich, die herabfallenden Blumen, Äpfel, Bilder und Oblaten zu erhaschen, denn diese galten als wunderkräftig.


Eine Beschreibung aus Meran in Südtirol aus dem Jahr 1559 berichtete, dass Feuer und Wasser aus der Öffnung in der Kirchendecke kamen und die Engel auf- und abtanzten.


Die Bewohner von Hall in Tirol verdanken dem Auffahrtsspiel den Spottnamen Haller Kübel. Als in der Pfarrkirche die Jesusstatue nach oben gezogen wurde, riss das Seil und die Figur zerbrach. Einige traditionsbewusste Bewohner sammelten die Bruchstücke auf und gaben sie in einen Kübel. Das mit den Scherben gefüllte Gefäß wurde mit den Worten "Aber auffi muass er!" an Stelle der Statue hinaufgezogen.




Aberglauben zu Christi Himmelfahrt*

  • Zu Christi Himmelfahrt herrschte traditionell ein Arbeitsverbot, da man aufgrund der Gefahr von Gewittern nicht arbeiten sollte. Dieser Brauch gründet sich auf die Vorstellung, dass der Himmel für die Auffahrt Christi geöffnet war und man deshalb aus Respekt vor diesem Ereignis ruhen sollte.


  • Den Hauptteil der kirchlichen Feier dieses Tages bildete bis tief ins Mittelalter hinein eine Prozession, weil der Herr seine Jünger aus der Stadt hinaus auf den Ölberg führte. So sind an vielen Orten kirchliche Prozessionen und insbesondere Flurgänge üblich geblieben. Auch der Volksbrauch schreibt überall Ausflüge ins Freie, in die Wälder und insbesondere auf Berge vor. Man beobachtet dabei die aufgehende Sonne, wie sie drei Freudensprünge macht. Sie geht an diesem Tag überhaupt schöner auf als an anderen Tagen. Am Himmelfahrtsmorgen kann man noch immer sehen, wie der Heiland zum Himmel auffährt. Von der Burg bei Staufenburg aus soll das geschehen sein. Wenn man den Berg hinaufgeht, so geht man das ganze Jahr leicht. Manche Mai- und Pfingstbräuche haben sich an den Himmelfahrtstag geheftet. Bei den Siebenbürger Sachsen ist das Todaustreiben üblich. In Waldeck jagt und fängt man Eichhörnchen.


Vielerorts werden in Österreich die Flurumgänge erst zu Fronleichnam durchgeführt, wie hier diese Fronleichnamsprozession über die Felder rund um den Kärntner Ort Wachsenberg.


  • Christi Himmelfahrt ist der 40. Tag nach Ostern und fällt daher immer auf einen Donnerstag. An diesem Tag wird oft eine Verbindung zum Gewitter hergestellt (Verbindung zum für den Donnerstag namensgebenden Gott Thor). An diesem Tag wird immer ein Gewitter erwartet. Viele Schutzmaßnahmen werden empfohlen. Es wird empfohlen, dass mindestens ein Familienmitglied am Abendmahl teilnimmt, sonst könnte der Blitz einschlagen. Ein Begräbnis am Himmelfahrtstag hält schwere Gewitter vom Ort fern. In Schwaben werden zwei Blumenkränze aus weißen und roten Mausöhrchen hergestellt und über dem Vieh in den Ställen aufgehängt, um Blitzschläge zu verhindern. Einige bringen auch Kränze in die Kirche, die dann zu Hause aufgehängt werden, um vor Blitzeinschlägen zu schützen. In der Schweiz werden für diese Kränze ausschließlich Feld- und Wiesenblumen verwendet, keine Gartenblumen. Die Reste der alten Kränze müssen verbrannt werden. Man schnitt einige Halme Getreide ab und brachte sie zur Segnung gegen Unwetter um den Altar. Käse, der am Himmelfahrtstag hergestellt wurde, wurde in den toskanischen Apenninen auf die Haustür gestrichen, wenn ein Unwetter aufzog; außerdem wurden Eier, die an diesem Tag ausgebrütet wurden, an den Dächern befestigt. Ein an Himmelfahrt gelegtes Ei verdirbt nicht leicht und schützt nach thurgauischem Glauben Land und Haus vor Unwetter und Hagel; daher wird an diesem Tag manchmal auch das Spiel des Eierlesens veranstaltet.


Albert Bierstadt: Aufziehendes Gewitter im Tal, 1891


  • Wohin das Christusbild, das beim Gottesdienst zur Veranschaulichung der Himmelfahrt zur Kirchendecke emporgezogen wird, hinsieht, bevor es im "Heiligen Geist Loch" verschwindet, von dort kommen in diesem Sommer die Gewitter. Es ist ein segensreicher Blick, dem daher die größte Aufmerksamkeit gewidmet wird. Man stellte auch oft einen Gewittervorgang anschaulich dar, indem man Feuer von oben herabwarf und Wasser nachgoss. In Münster in Westfalen glaubte man, dass jedes Mal, wenn das beim Apostelgang im Dom emporgezogene Kreuz knackte, das ganze Jahr über so viele Taler kosten würde wie das Knacken erfolgte. Im Bergischen Land herrschte der Glaube, dass in der Nacht vor Christi Himmelfahrt am Kölner Dom eine seidene Fahne herausgehängt werde; wenn diese steif würde, so würde es teures Brot geben. In Roßhaupten musste man in den Häusern, in denen der aufgezogene Christus zuletzt blickte, Kuchen backen. In Bayern steckte man die Fetzen der Puppe, die nach dem Aufzug des Heilandbildes als Symbol des seiner Macht beraubten Teufels vom Kirchenboden herabgestürzt wurde, zur Abwehr gegen Hagel auf die Felder.


  • Um sich vor Gewittern zu schützen, sollte man am Himmelfahrtstag bestimmte Tätigkeiten meiden. Wer arbeitet oder strickt, dem ziehen die Gewitter nach. Woran gearbeitet wird, danach trachtet das Gewitter. Besonders trifft das auf das Nähen zu. Weder Nähen noch Flicken sollte man, sonst ziehen die Gewitter demjenigen nach, der das betreffende Kleidungsstück trägt, oder seine Mutter stirbt. Wer etwas näht oder flickt, wird vom Blitz erschlagen. Man sollte nicht einmal eine Nadel anrühren oder einfädeln. Wenn ein Hausbewohner näht, sind alle Schutzmittel gegen Gewitter umsonst. Auch sollte man nicht mit dem Bleuel klopfen, sonst schlägt der Hagel ein, und zwar so weit im Feld, wie der Schall des Bleuels gehört wurde.


  • Noch mancherlei anderes ist am Himmelfahrtstag verboten. Man soll nicht baden, denn der Fluss will sein Opfer haben. Wenn Kinder ins Wasser pinkeln, so weint die Mutter Gottes. Heiraten in der Himmelswoche bringt Unglück; das Paar muss bald sterben. Man soll nicht säen und in der Himmelswoche keine Bohnen pflanzen. In Waltersdorf bei Sprottau rührt man am Himmelfahrtstag den Flachs nicht an, damit keine Brechannen hinunterfallen, sonst bekäme das Vieh Läuse. Am Tag nach Himmelfahrt geht in Mittelfranken kein Bauer aufs Feld. Der Mann im Mond hat am Himmelfahrtstag einen Zaun gemacht.


Baden in einem Fluss - Frank Mura (1861-1913): Baden am Christi Himmelfahrtstag sollte tunlichst vermieden werden, da der Fluss seine Opfer verlangte.


  • Dagegen ist der Himmelfahrtstag für andere Tätigkeiten besonders geeignet. Zum Beispiel für das Setzen von Glucken. In Mecklenburg legt man Gurken, Kürbisse und Wurzeln, wenn am Abend vor Himmelfahrt das Fest eingeläutet wird. Am Tag vor und nach Himmelfahrt gedeiht das Kraut, auch wenn man es auf Steinhaufen setzt. Flachs soll am Abend vor Himmelfahrt gesät werden, damit er recht hoch wächst. Das Mädchen in Hildesheim, das von der schwingenden Glocke am höchsten emporgezogen wird, bekommt den längsten Flachs. In Russland werden Leitern aus Teig gebacken und auf dem Feld im Korn aufgestellt, damit es höher wächst.


Flachsblüte: Der Flachs als alte Kulturpflanze spielt in vielen Bereichen des Brauchtums eine bedeutende Rolle.


  • Butter sollte am Morgen des Himmelfahrtstages gemacht werden, weil die Hexen dann nicht buttern können. Man sollte es vor Sonnenaufgang tun, aber die Butter nicht salzen, dann ist sie zu vielen Dingen heilsam. Kräuter, die im Wald gesucht und gesammelt werden, haben besonders heilsame Kräfte. Frauen kommen vom Weichselberg, um die Sprossen des Hexenkrauts zu pflücken, das gut gegen bösen Zauber ist. Ein Zweig vom Himmelfahrtsaltar hilft gegen alle Gichter. Wer die an Himmelfahrt in der Kirche geweihten Kränze das Jahr hindurch nicht in seiner Stube aufhängt, setzt sich und seine Habe mutwillig bösen Mächten aus. Der Maibusch soll zwischen die Garben gelegt werden, um die Mäuse von ihnen fernzuhalten; auch zum Räuchern von krankem Vieh soll er sich eignen. Kreuzdorn wird in drei Stallecken gesteckt. Kranke soll man durch die Öffnung einer Eiche zwängen. Während das Baden im Fluss am Himmelfahrtstag gemieden wird, gilt das Waschen im Himmelsdau vor Sonnenaufgang als gutes Mittel gegen Sommersprossen. Auch sonst glaubt man an kräftige Wirkungen des Wassers in der Himmelsnacht. Wer am Auffahrtstag sein Vieh nicht tränkt, setzt sich bösen Mächten aus. Die Brunnen werden bekränzt, und man trinkt daraus.


  • Im Hinblick auf den Flug Christi zur Höhe isst man an manchen Orten nur "fliegendes Fleisch", das heißt Geflügel. Im Allgäu wird dies durch Brotvögel ersetzt, die man den Kindern schenkt.



Empfehlung des Tages: Steirisches Backhendl, als Beilage Petersilienerdäpfel (Bild: Thorsten Suedfels)


  • Am "Heiligen Donnerstag"  ("Helig Thorsdag") sonnt nach nordischem Volksglauben der auf dem Golde liegende Drache seine Schätze. Schätze werden am Himmelfahrtstag gehoben. Auf dem Bielstein bei Ilfeld geht ein kopfloser Schimmelreiter umher. In Ilsenburg glaubt man, dass die Prinzessin Ilse an einem Himmelfahrtstag gen Himmel fahren werde.


  • Wenn es am Himmelfahrtstag regnet, so wird es 40 Tage oder 10 Sonntage regnen. Das Heu gerät dann nicht. Es gibt ein unfruchtbares Jahr. Verdorren die auf den Weg gestreuten Blätter und Blumen alsbald, so gibt es guten Heuet.




Quellen

Bächtold Stäubli Hanns Hoffmann Krayer Eduard (1987): Handwörterbuch Des Deutschen Aberglaubens. Vollständig Band 01 Bis 10. Berlin.



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