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Berggeister in den steirischen Alpen


In den Alpen mit ihren schroffen Gipfeln und tiefen Tälern offenbart sich eine reiche Welt der Mythologie und Folklore, und die Berggeister der Alpen – von freundlichen Helfern bis zu launischen Gestalten – faszinieren uns seit jeher. Wir wagen uns in diese wilden und geheimnisvollen Gebirge und die Welt der alpinen Berggeister und mythologischen Wesen und erforschen alte Geschichten von fleißigen Zwergen, den "Geistern der Noriker", den geheimnisumwitterten Wildfräulein und vieler anderer.


Die Geister der alten Noriker


Berge galten schon immer als jenseitige Orte, und daher ist es nicht verwunderlich, dass in ihnen Geister hausen... Mythologischen Wesen oder Geister der Berge sind in vielen Kulturen und in der Folklore weltweit präsent und werden in unterschiedlichen Formen und mit verschiedenen Eigenschaften dargestellt. Die Vorstellung von Berggeistern kann je nach Kultur sehr unterschiedlich sein, aber sie haben oft gemeinsame Merkmale. Einige werden als Schutzgeister der Berge und Gebirgsregionen dargestellt, um Wanderer und Bergbewohner zu schützen und Glück und Schutz zu bringen. Dann werden Berggeister als unberechenbare Naturgeister betrachtet, deren Launen die Menschen ausgesetzt sind und die gefährlich angesehen werden. Berggeister können menschenähnliche oder tierähnliche Gestalt haben, Oft erscheinen sie auch als Riesen und übermenschlich stark. Riesen sind oft eng mit der Natur und den Elementen verbunden und können die Kontrolle über Wetterphänomene wie Stürme, Lawinen oder Erdrutsche haben. Auch weibliche Berggeister sind in den Alpen häufig zu finden, etwa in Form von Wildfräulein, Weiße Frau, Feen, die Menschen gern eine Prüfung auferlegen oder als Schatzhüterinnen auftreten. Auch die Alpmutter als Winterankündigerin und Wettermacherin gehört zu den weiblichen Berggeistern.


Berggeister

Die Almgeister der Alpen haben oftmals eine individuelle Ausprägung: Oft sind sie kleine, gesellige und gefällige Gesellen, die verstiegene Kühe retten und aus Dank von den Sennleuten verpflegt werden. Manchmal leihen sie sich auch wohl einmal Almvieh zu Arbeit aus, und diesen Dienst lohnen sie reich durch Geld oder unerschöpfliche Wundergaben. Auch selbst treiben sie Kuh- oder Gämsenzucht. Leicht erregbar und reizbar, wie sie sind, bestrafen sie die Verfolgung ihres Viehs streng und grausam. Sie locken Wanderer an Abgründe und spielen Mensch und Vieh mancherlei Schabernack, doch zeigte ihr Erscheinen ("Tanzen") im Allgemeinen ein fruchtbares Jahr an. Daher stellte man ihnen Korn und Verpflegung beim Abzug von der Alm bereit. Andere wieder wurden durch Geschenke beleidigt und vertrieben. Sie singen gern, aber nicht immer schön! Mitten im Heu können sie Feuer entzünden, ohne Brandschaden zu stiften. Armen Kindern und Bedürftigen , auch Verirrten gegenüber zeigten sie sich oft hilfsbereit, bestraften aber Vorwitzige streng.



Die Zwerge und mit ihnen das Heer der "Bergmänner" (auch bekannt als Bergmandl oder Winzige stehen unter der Herrschaft des Berggeistes. Zwerge halten sich für gewöhnlich in Schatzhöhlen auf, so etwa im "Steinernen Tor" am Grimming, an sie erinnert auch die Zwergenwiese bei Krieglach. Diese kleinen, zwergenhaften Gestalten haben oft lange graue Bärte, dicke Bäuche und krumme Beine. Sie tragen weiße oder dunkle Bergmannsmäntel mit Kapuzen und können je nach ihrer Stimmung freundlich oder mürrisch gegenüber den Menschen sein. In den älteren Bergbaustätten glaubte man weit verbreitet an diese unterirdischen Wesen. Besonders die Bergleute des Erzbergs waren fest davon überzeugt, dass diese Zwerge den Bergbau am Leben erhielten.


Diese Bergmänner wurden mit unerklärlichen Phänomenen im Bergbau in Verbindung gebracht. Es wurde erzählt, dass sie in den silberglänzenden Aragonitspalten des Eisenbergs Landwirtschaft betrieben und in ihrer geheimen Werkstatt Nori-Erz kochten. Wahrscheinlich ist damit das Ferrum Noricum, das norische Eisen oder der norische Stahl, der weithin bekannte kohlenstoff- und titanhaltige, härtbare Stahl aus dem keltischen Königreich Noricum gemeint. Noricum war ein keltisches Königreich, das vom Stamm der Noriker regiert wurde und sich über weite Teile des heutigen Österreichs (Kärnten, Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich und Steiermark), den Südosten Bayerns mit dem Chiemgau und dem Rupertiwinkel und Slowenien erstreckte.


Keltisches Schwert aus norischem Stahl, ca. 60 v. Chr. im Metropolitan Museum of Art. Das Eisenerz wurde im Erzberg bei Hüttenberg, Kärnten abgebaut, in welchem bereits in vorrömischer Zeit Bergbau betrieben wurde. In der älteren Forschung wird auch der Erzberg in Eisenerz, Steiermark, als Abbauort genannt. Ein in Krenovica, Mähren gefundenes Schwert, das auf ca. 300 v. Chr. datiert wird, ist als ein frühes Beispiel norischen Stahls definiert. Die chemische Zusammensetzung belegt die Herkunft des Eisenerzes aus der Mine Erzberg. Ein neueres Schwert aus der Zeit um ca. 100 v. Chr. wurde in Zemplín im Osten der Slowakei gefunden. Es ist 95 cm lang und trägt eine lateinische Inschrift (?V?TILICI?O), die mit „edles Schwert aus norischem Stahl“ übersetzt wird. Von den Römern war das norische Eisen heißbegehrt, und mit dessen Hilfe konnten sie sich als Großmacht etablieren.


Interessanterweise gab es der Steiermark einst die Sagen um die "Geister der alten Noriker": Diese gespenstischen Erscheinungen hausen in den unterirdischen Felsen des "Königreiches" und immer noch halten sie ihre alten Hallstattschwerter bereit... Wenn nämlich dem Land Feindesgefahren drohen, steigen sie als Nebelgestalten zur Oberwelt empor und entzünden unheimliche Kreidfeuer. Die Bewohner mahnen sie, sich zur Gegenwehr zu rüsten!


Im südlichen Teil der Gemeinde Neumarkt gibt es ein Gebiet, das "Das Königreich" genannt wird. Es wird angenommen, dass hier ein norisches Lager existierte, das dazu diente, das Land vor der römischen Invasion zu verteidigen.


Die Noriker leisteten den Römern unerbittlichen Widerstand. Erst nach einer langen Belagerung sollen die Römer das "Königreich" erobert haben, aber nicht eher, als bis der letzte Mann der norischen Besatzung nach tapferer Gegenwehr gefallen war.


Noch heute sind Spuren alter Gebäude sichtbar, und ein abgelegenes Gebäude wird als ein Gerichtshaus aus jener grauen Vorzeit bezeichnet, in dem angeblich die sogenannten "Knozer" (Gefängnisse) zu erkennen sind.


In den unterirdischen Felsenhöhlen und Kammern des "Königreiches" sollen die Geister dieser tapferen Helden ihr ewiges Zuhause gefunden haben. Wenn das Land in Gefahr schwebt, steigen sie aus der Tiefe empor und warnen das Volk. Dieses Phänomen wurde sowohl während der Bedrohung durch die Türken und Ungarn als auch während des ersten Einmarschs der Franzosen in die Steiermark beobachtet. Gespenstische Flammen zuckten auf, nebelgraue Gestalten schienen ihre Arme in der Luft zu bewegen, und als die siegreichen französischen Truppen die österreichischen Streitkräfte nach einem blutigen Gefecht bei Einöd zurückdrängten, stürzten die gespensterhaften Gestalten heulend den Berg hinab.


Es waren dies die Geister der alten Noriker, die sich nun wieder und für immer in ihre unterirdischen Gräber flüchteten, um nicht die Schmach und Bedrückung durch die Feinde mitansehen zu müssen, unter denen das Land so furchtbar litt.


"Die Geister der alten Noriker" aus: Johann Krainz, 1880.



Im Allgemeinen sind die Bergmänner tief in der Bergwelt verborgen und spielen eine wichtige Rolle für das Gelingen der Bergarbeit. Es gibt auch Geschichten von einem "grauen Bergmann", der eine Mistgabel in seinen langen Krallen hält.


Am Zirbitzkogel am 23. November 2023. Der Zirbitzkogel mit 2.396 m Höhe ist eine eminte Erhebung in den Norischen Alpen, ein Begriff, der bis ins 19. Jahrhundert geläufig war und heute weitgehend abgekommen ist.


Die Berggeister machen auch das Wetter: Wenn sie backen, brauen oder rauchen, nebelt es, und erhalten sie von den Almleuten nicht die gewohnten Opfergaben (Käse, Brot, Schnaps), so stopfen sie sich ihre Tabakspfeifen, und es gibt ein Unwetter. Die Gämsen sind ihre Viehherde; wer sie jagt, wird verwarnt oder streng bestraft. Sie sind die Obersten aller Geister und Bergschätze.



"Berggeist" ist letzlich der Oberbegriff für verschiedene Wesen, die in Bergwerken oder im Gebirge zu finden sind. Bekannte Beispiele sind neben den oben genannten der Bergmönch, der Bergteufel oder Trolle. Später wurde der Begriff auch auf Wald- und Gebirgsgeister wie Rübezahl (im Riesengebirge) ausgedehnt. Weitere geläufige Bezeichnungen für Berggeister sind Knappenmandl, Grubenmännlein oder Lötterl (Slowenien). Einige Namen für einzelne Berggeister sind Nickel, Skarbnik (Schatzhüter, Oberschlesien), Gübich (Harz) und Gangerl (Gegend um Budweis). Einige Metalle und Minerale wurden sogar nach ihnen benannt, wie das Element Nickel und das Mineral Nickelin.


Die beiden Zwerge Brokkr und Sindri (aus der nordischen Mythologie) weisen ebenfalls Namensverwandtschaft mit Begriffen des Bergbaus auf: Der altnordische Name Bokkr ist vermutlich ein Synonym für Schmied, insofern ihm die Bedeutung beikommt „[der mit] Metallbrocken“ oder mit „metallischen Brocken arbeitet“. Der Name seines Bruders Sindri ist abgeleitet vom althochdeutschen Wort "sintar," was so viel wie "Schlacke", also Sinter bedeutet.

Die Zwerge Brokkr und Sindri sind Figuren der nordischen Mythologie. Gemeinsam erschufen sie den goldenen Eber Gullinborsti, den goldenen Ring Draupnir und den Hammer Mjölnir. Brokkr überreichte den goldenen Eber an Freyr, den Ring an Odin und den Hammer an Thor (siehe auch Lokis Wette mit den Zwergen im Skáldskaparmál, Kapitel 23 der Snorra-Edda).


Die Einteilung von Berggeistern in freundliche und feindliche Wesen, ähnlich der dualistischen Trennung von Engeln und Teufeln, wurde bereits von Agricolas Zeitgenossen teilweise wieder verwischt. Martin Luther und andere Autoren diabolisierten Berggeister im religiös aufgeheizten Klima von Reformation und Gegenreformation. Sie beschrieben den Bergmönch als Werk Satans, der Bergleute durch Lug und Trug ins Verderben stürzt. Es wurden auch gefährliche Unter-Tage-Dämonen beschrieben.


Paracelsus brachte neue Impulse, indem er Berggeister den Elementargeistern zuordnete und sie als "Pygmäen" oder "Gnome" bezeichnete. Diese Wesen waren nach seiner Vorstellung äußerst subtil und nahezu körperlos, da sie sich durch das dichteste Element, Erde, bewegen können. Sie konnten auch mit Menschen in Kontakt treten, erschienen als Irrlichter, Gespenster oder hilfreiche Männchen. Gnomen wurde keine Seele zugesprochen, sie konnten aber durch Heirat mit einem Menschen eine erlangen, und ihre Nachkommen wurden als Zwerge bezeichnet.


"Der Berggeist" war das Werk von Josef Madlener (16. April 1881–27. Dezember 1967), einem deutschen Dichter und Künstler, der für seine folkloristischen Kunstwerke bekannt war. Tolkien gefiel diese Figur offenbar, er kaufte eine Postkarte mit diesem Bild und schrieb „Origin of Gandalf“ auf den Umschlag.



Im Laufe der Zeit kehrten Vorstellungen aus humanistischen Renaissance-Schriften in volkstümliche Erzählungen zurück. Berggeister wurden vielfältig neu kombiniert und gelangten in Sagensammlungen des 18. und 19. Jahrhunderts. Der einzelgängerische Berggeist hat im Laufe der Zeit immer mehr Züge der geselligen Bergmännchen angenommen. Ähnlich wie diese erscheint er nun oft in der Gestalt eines alten Männleins in Bergmannskleidung. Er zeigt sich den Bergleuten und kann sie zu neuen Fundstätten führen. Gelegentlich hilft er ihnen sogar höchstpersönlich beim Abbau der Erze. Als Zeichen ihrer Verehrung bringen die Bergleute dem Berggeist Opfer dar, darunter tägliche Speisen und Geleucht sowie ein rotes Röcklein im Jahr. Die Zwerge erscheinen auch oftmals in Märchen, von denen das bekannteste wohl "Schneewittchen und die sieben Zwerge" ist.


Auch die koboldartigen Bergmännchen erscheinen immer mehr wie feenartige Wesen: Ihre Kleidung ist (für Bergleute) entweder auffällig „farblos“ (weiß, grau, silber), oder auffällig bunt (rot, grün). Ihre Feste und Tänze führen sie nicht nur in unterirdischen Höhlen und Palästen durch, sondern auch auf Wiesen im Mondlicht. In Erzählungen über einen Krieg zwischen verschiedenen Zwergenvölkern schimmert aber zuweilen noch der Dualismus zwischen „Bergteufelein“ und „Bergmännlein“ durch. Daneben erscheinen die Berggeister auch als kleine Tiere, z.B. als Ratten (die aus Gebirgsspalten herauslaufen), oder als schwarze Vögel, Fliegen und Hornissen etc.


Eine bedeutende Funktion des Berggeistes ist die des Schatzhüters. In unterirdischen Höhlen und Palästen bewacht er unermessliche Schätze an Edelmetallen und Edelsteinen. Häufig handelt es sich bei diesen Wächtern auch um dämonische Wesen wie schwarze Hunde, Schlangen, Basilisken, Drachen oder die Gespenster frevelhafter und verdammter Bergleute. Der Schatzhüter kann auch als Scharfrichter auftreten, gekleidet in einen roten Mantel und mit einem bloßen Schwert, der jedoch nur die Feiglinge tötet, während er die Mutigen passieren lässt.


Manchmal wird sogar der leibhaftige Teufel als Schatzhüter dargestellt. Ein bekanntes Beispiel für einen Schatzhüter ist der oberschlesische Skarbnik, der Ähnlichkeiten mit dem Bergmönch und Rübezahl aufweist, jedoch tendenziell noch bösartiger erscheint. Er tritt meist in Gestalt eines Bergmannes auf, dessen Augen pechschwarz oder rotglühend sind. Allein durch seinen Blick kann er einen Eindringling unheilbar krank machen.

Die Bergleute sind im Allgemeinen auf das Wohlwollen der Schatzhüter angewiesen, wenn sie reiche Funde machen wollen. Jedoch gibt es auch Sagen, in denen die Berggeister Macht über die Schatzhüter besitzen und sie kontrollieren können.


Bei Nichterfüllung der Opfer oder bei Verletzung bestimmter Regeln und Tugenden drohen Konsequenzen. Das Erz versiegt oder der Säumige wird vom Berggeist getötet. In dieser Weise belohnt der Berggeist positive Tugenden, wie Fleiß und Ehrlichkeit, und bestraft negative Charaktereigenschaften, wie Habgier und Wortbruch.


Dem Berggeist wird ähnlich wie den Gnomen zugeschrieben, dass er durch das Gestein gehen kann. Er erscheint häufig sowohl unter Tage als auch über Tage, in der Nähe von Schächten, im Gebirge und im Wald, insbesondere an Orten, an denen noch unentdeckte, reiche Erzadern zu finden sind. Seltener wird der Berggeist als Wassermann, der in einem See, wie in der Gründungssage des Erzbergs lebt, oder als Wilder Mann ("Der Wilde Mann von Wildon"), dargestellt.


Der Buchkogel oder Wildoner Berg ist eine 550 m hohe Erhebung in der südlichen Steiermark, Österreich. Er bildet zusammen mit dem Wildoner Schlossberg (450 m) und dem Bockberg (449 m) einen markanten, langgestreckten Höhenzug. Im Mittelalter war dieser Höhenzug als "Hengist" bekannt, während er heute meist als Wildoner Berg oder nach der höchsten Erhebung als Buchkogel bezeichnet wird. Es dient auch zur Unterscheidung vom Grazer Buchkogel am Plabutsch. Als auffällige Landmarke trennt der Buchkogel das Grazer Feld vom Leibnitzer Feld.



Die Sage vom Wilden Mann am Wildoner Berg

Auf dem Wildonerberge hauste einst ein Riesengeschlecht. Es waren wilde Männer, welche große Bäume entwurzelten, mächtige Felsblöcke umherschleuderten und als Keule Baumstämme führten. Der letzte dieses Geschlechtes, der Wilde Mann genannt, trieb es am ärgsten, so dass die Bewohner der Ortschaft Wildau am Fuße des Berges sich weder zu raten noch zu helfen wussten. Wohl dachten sie daran, den schrecklichen Riesen unschädlich zu machen, aber sie konnten ihm in keiner Weise beikommen. Sobald er nur im Geringsten etwas merkte, dass die Leute gegen ihn Schlimmes im Schilde führten, trieb er es umso ärger und wütete so schrecklich, dass die ganze Gegend verwüstet wurde und die Bewohner immer mehr und mehr verarmten. Einst stieg ein Wirtstöchterlein aus dem Tale zu des Riesen Behausung hinauf. Es wollte Schwämme suchen, nebenbei aber auch auskundschaften, was der Wilde Mann tue. Dieser fand das Mädchen alsbald auf einer kleinen Ebene, redete es an und verlangte, es solle zu ihm ins Schloss kommen und ihm da die Wirtschaft führen. Anfangs entsetzte sich die Wirtstochter über die Zumutung, aber da sie sonst beherzt und schlau war, so dachte sie sich: "Wenn ich es ihm abschlage, so behält er mich mit Gewalt zurück; bleibe ich aber, so kann es mir vielleicht gelingen, den furchtbaren Mann unschädlich zu machen und so uns alle von diesem Schrecklichen befreien." Also sagte das Mädchen zu, jedoch wollte es früher noch die Eltern fragen, ob sie damit einverstanden seien, dass es bei ihm in den Dienst trete. Der Riese hatte nichts dagegen, und so eilte das mutige Mädchen den Abhang hinab, setzte den Eltern alles auseinander und stieg des andern Tages wieder den Wildoner Berg hinan, um fortan in der Nähe des Riesen zu verweilen. Mehrere Tage und Wochen vergingen, ohne dass es dem Mädchen möglich gewesen wäre, sein Vorhaben auszuführen. Aber als dann einmal der wilde Mann sehr ermüdet von einer Jagd zurückkam und sich niederlegte, um zu schlafen, verwundete ihn das Mädchen mit einer Stricknadel an der Schläfe. Anfänglich verspürte der Riese gar nichts, denn sein Schlaf war ein sehr tiefer, aber nach und nach nahm der Schmerz doch so überhand, dass er aufwachte, wie toll nach dem Mädchen herumfahndete und, als er dieses nicht mehr im Schlosse vorfand, in seiner Wut einen großen Steinklotz nach dem anderen vom Berge losriss und in das Tal hinabschleuderte. Doch die Wunde war tödlich, und es konnte der Wilde Mann nicht lange seinem Zorne auf solche Weise Luft machen. Erschöpft sank er zu Boden und hauchte bald darauf seinen Geist aus. Als die Ortschaft Wildau später zu einem Markte erhoben wurde, nahmen die Bewohner desselben zur Erinnerung an das Geschlecht der Riesen, welches hier gehaust hatte, den Wilden Mann in das Marktwappen auf, und aus dem Worte Wildau entstand dann auch der Name Wildon, wie der Ort noch heutzutage heißt.
Zuweilen zeigte sich der Wilde Mann auf dem Wildoner Berg, doch nicht als Plagegeist, sondern als Beschützer der Bergbewohner. So erschien er einmal als ein riesengroßer Greis mit weißem, herabwallendem Barte einem Knaben, der anstatt zur Kirche, den Berg hinangegangen war. Er führte ihn in eine Höhle und zeigte ihm hier einige große, mit Moos bewachsene Fässer, welche voll des besten Weines waren. Der Knabe sollte davon kosten, doch er weigerte sich, und da führte ihn der Geist wieder aus der Höhle und verschwand hierauf plötzlich.

Der Buchkogel und seine unmittelbare Umgebung sind sowohl archäologisch als auch geologisch von großer Bedeutung. Zahlreiche archäologische Funde weisen darauf hin, dass die Gegend seit etwa 6.000 Jahren durchgehend besiedelt ist, was den Buchkogel zu einem der bedeutendsten archäologischen Fundplätze im Südostalpenraum macht. Das hallstattzeitliche Hügelgräberfeld Unterhaus befindet sich auf dem Buchkogel. Es handelt sich um ein hallstattzeitliches Gräberfeld, auch bekannt als Gräberfeld Gschier, das am Nordwestabhang des Wildoner Buchkogels in einem bewaldeten Gebiet liegt. Das Gräberfeld besteht aus insgesamt 16 Grabhügeln, die strategisch im Hangbereich positioniert wurden, der durch Geländestufen gegliedert ist. Die Hügel stammen aus einem älteren Abschnitt der Hallstattkultur (Ha C) und werden auf etwa 700 v. Chr. datiert. (Bild: Christian Pirkl, CC BY-SA 4.0)




Weibliche Berggeister

Der Berggeist wurde in der Regel als männlich angesehen, es gab jedoch auch Vorstellungen von weiblichen Berggeistern, die als schöne Fee oder Weiße Frau auftraten und sich zuweilen in einen Bergmann verlieben konnten. So tummelten sich in den Sagen zahlreiche weibliche Wesen, die sich als Naturgeister beschreiben ließen, etwa die Bergfräulein („Die Bergfräulein vom Hochschwab“). Die Bergfräulein sind zauberhafte, kleinwüchsige Wesen, und im Vergleich zu den Wildfräulein, die ebenfalls in der Gegend des Hochschwabs leben, sind sie viel kleiner und zarter. Die Bergfräulein sind nicht viel größer als Blumen und können sich auch in solche verwandeln, wenn sie nicht gesehen werden wollen. Die Bergfräulein sind für ihre magischen Kräfte bekannt und gelten als begabte Zauberinnen. Als drei von ihnen vor einem Hirten stehen und ihn um ein Lamm bitten, zeigt sich ihre rätselhafte Natur und ihr geheimnisvolles Wirken. Die drei Bergfräulein nehmen ein Lamm vom Hirten und zeigen ihre magische Meisterschaft, indem sie es auf unerklärliche Weise schlachten, mit Salbei und Rosmarin würzen und braten, ohne sichtbare Werkzeuge oder Feuer zu verwenden. Nach dem Mahl springt das Lamm unversehrt zur Herde zurück.


Aufstieg Richtung Fölzalm im Hochschwabgebiet im August 2023.


Auf der Südostseite der Fölzmauer befindet sich eine aus Geröll bestehende Felsfläche, die "Jungfernplan" genannt wird und der Eingang zu dem unterirdischen Kristallpalast eines wunderschönen, guttätigen Bergfräuleins sein soll, das man früher hier oft gesehen haben will, angetan mit schneeweißen Gewändern und einer himmelblauen Binde um die Hüften. Gelegentlich erschienen die Berggeister auch in Gestalt barfüßig tanzender Mädchen.


Andere Sagen erzählen von weiblichen Schatzhüterinnen, von der Schlangenkönigin mit dem goldenen Schlüssel im Rachen oder einer goldenen Krone ("Die Schlangenkönigin von Judenburg") und von Wildfeen und dem Kasaweibl.


Am Bosruck in den Ennstaler Alpen berichtet die Sage von drei Wildfrauen, die von der gleichnamigen Höhle aus wohltätig Mensch und Tier beschützten.


Wildfrauenhöhle, 1.700 Meter Seehöhe


Die Wildfrauenhöhle befindet sich in den Ennstaler Alpen im Nordosten des Bezirks Liezen und erstreckt sich entlang der Gemeindegrenze von Ardning, die gleichzeitig die Grenze zwischen den Bundesländern Steiermark und Oberösterreich bildet. Die drei weißen Wildfrauen beschützen das Almvieh der Ardninger, und in der Dämmerung sitzen sie beim Höhleneingang, kämmen ihr langes, goldig schimmerndes Haar und singen wundersame Lieder.

Eines Tages befand sich ein armes Kräuterweibchen in einer ausweglosen Situation, als es sich beim Wurzelsuchen in der Felswand verirrte und nicht mehr vor noch zurück konnte. Die Verzweiflung übermannte sie, als plötzlich ein betörender Gesang ihre Ohren erreichte. Fasziniert lauschte sie diesem wunderschönen Lied, und unerwartet standen drei Wildfrauen vor ihr, ihre Gesichter strahlten Güte aus. Sie ergriffen die Hände des Kräuterweibchens und führten es zu einem sicheren Ort, von dem aus sie sicher ins Tal absteigen konnte. Doch das war nicht alles. Die Wildfrauen schenkten dem Kräuterweibchen einen Laib köstlichen Brotes, der niemals weniger wurde, ganz gleich, wie oft sie davon abgeschnitten hat. Dieses Geschenk bedeutete, dass sie sich nicht mehr mit dem mühsamen Kräutersammeln abmühen musste, da sie nun genug zu essen hatte, solange sie lebte.


Behüter unterirdischer Seen und Schätze

Das Sagenmotiv unterirdischer Seen in Bergen kommt in der Steiermark auch vor, insbesondere bei sog. Tafelbergen mit einer Hochebene als „Gipfel, so etwa in der Sage "Der Berggeist vom Schöckl" oder in der Sage "Nicht bewährt", in der ein junger Hirte von einem alten Berggeist durch eine verborgene Felsenschlucht am Masenberg und in einen langen, dunklen Gang, an dessen Ende ein See war, geführt wurde. Ein schmaler Steg führte über diesen See und endlich kamen sie zu einer Tür, die sich von selbst öffnete. Der Junge sah sich in einem lichten Gewölbe, in dessen Mitte eine große, eiserne Truhe stand, welche mit blinkenden Goldmünzen ganz gefüllt war.


Wie der Schöckl (1.445 m) ist auch der Masenberg (1.261 m) eine Erhebung mit langgezogenem, abgeflachten Bergrücken, ein Tafelberg. Der Masenberg ist einer der letzten höheren Ausläufer der Zentralalpen Richtung Osten und trennt mit seinem langgezogenen Bergrücken das Vorauer Becken im Norden, das Lafnitztal im Osten und das Pöllauer Tal im Süden ab. Die Region um den Rabenwald, den Masenberg und den Wechsel, den drei prominenten Hochwarten entlang der Grenze zwischen Noricum und Pannonien, war von historischer Bedeutung als Teil und Verkehrsknoten der Altstraßen und Verbindung zur Keltensiedlung auf dem Ringkogel, die eine befestigte keltische Höhensiedlung aus der Hallstatt- und Latènezeit bei Hartberg darstellte.

Blick vom Wechsel auf den Masenberg




Der Berggeist vom Schöckl

Die Sage erzählt von einem bescheidenen Bauern, der alles dafür tat, dass er seine Familie ernähren konnte. Eines Tages folgte er zwei fremden Männern zu einem Höhleneingang am Schöckl. Diese beachteten ihn anfangs nicht, warfen ihn aber dann in ein tiefes Loch. Nach kurzer Bewusstlosigkeit wachte der Bauer auf und war froh, dass er noch am Leben war. Doch der Gedanke, hier zu sterben und seine Familie nie wieder zu sehen, machte ihm Angst. Plötzlich erschien ihm ein seltsames Licht. Diesem folgte er und kam in eine Höhle, voll mit Gold, Edelsteinen und Diamanten. Nach einiger Zeit kam über einen See ein Boot gefahren, in dem ein Jüngling saß.

Unterirdische Seen und Gänge kommen häufig als Motiv in Sagen vor. Oft führen sie tief in den Berg, wo große Schätze lagern, die von Berggeistern bewacht werden. (Symbolbild)


Sofort wusste der Bauer, dass es sich um einen Berggeist handeln musste. Dieser war anfangs relativ unwirsch und konnte nicht glauben, dass der einzige Wunsch des Bauern war, seine Familie wieder zu sehen. Doch der brave Bauer wollte kein Gold, keine Edelsteine und keine anderen Reichtümer, er wollte nur zu seiner Frau und seiner Tochter.

Unter dem Schöckl im Grazer Bergland in der Steiermark soll sich laut unterschiedlichen Sagen ein unterirdischer See befinden; Schöckl von der Nordseite, 1.445 m Seehöhe (Bild: Zeitblick commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)


Kurz darauf fiel er wieder in tiefe Bewusstlosigkeit, und als er aufwachte, lag er am Boden vor der Höhle. Zu Hause erzählte er die Geschichte seiner Familie, und als sein Gewand wieder trocken war, war es voll mit Reichtümern aus der Höhle. Die Familie des Bauern führte ein sehr schönes und langes Leben. Nie wieder wurde der Berggeist vom Schöckl gesehen, obwohl es mehrere Versuche gab, ihn aufzuspüren.




Quellen




FRIEDL, K. (2013): „Die Höll ist nicht so heiß, als sie die Pfaffen heizen“. Nachrichten aus der Geschichte des Hochschwabs. In: Alpenvereinsjahrbuch Berg 2014, 138, S. 72–77.

HOFFMANN-KRAYER, E. & BÄCHTOLD-STÄUBLI, H. (1927): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Band 1 (10 Bände), in der Reihe Handwörterbücher zur deutschen Volkskunde, De Gruyter.

KRAINZ, J. (Hg.) (1880). Mythen und Sagen aus dem steirischen Hochlande. Gesammelt und herausgegeben von Johann Krainz. Mit einem Geleitschreiben von Dr. Richard Peinlich, k. k. Regierungsrath etc. Bruck a. d. Mur 1880

VERNALEKEN, Theodor (1859): Mythen und Bräuche des Volkes in Österreich. Wien, S. 268 ff.

VON DER SANN, Hans (1911): Sagen aus der grünen Mark, Graz.

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