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Aufräummontag


Am ersten Montag nach dem Dreikönigstag war früher der Aufräum-und Kehrtag, auch Pflugmontag (in Brabant, Belgien), Frauenmontag oder "verlorene Montag" (in den Niederlanden) genannt und wurde zur Instandsetzung der Ackergeräte genutzt. Vor allem in England war es üblich, einen Pflug durch das Dorf zu tragen, um auf den Beginn des bäuerlichen Arbeitsjahres aufmerksam zu machen. Beim abschließenden Dorffest eröffneten der Bohnenkönig und die Bohnenkönigin den Tanz. Am Montag nach dem Dreikönigstag isst man in Tournai (Wallonien) das berühmte Kaninchengericht „Lundi perdu“. Die älteste Erwähnung des verlorenen Montags stammt aus dem Jahr 1281.


Plough Monday in England, schwere Pflugarbeit ohne Ochsen



Nach den Feiertagen wieder zum Alltag zurückkehren...

Außerdem war zu Mariä Lichtmess (2. Februar) ein wichtiger Termin für den Dienstbotenwechsel, und die angelernten Knechte und Mägde, die den Hausbrauch kannten, konnten in dieser Zeit noch wertvolle Dienste leisten.

Bäuerinnen und Mägde kümmerten sich um die Wäsche und Kleidung, flickten und besserten diese aus. Man kehrte also wieder nach der ruhigen Weihnachtszeit in den arbeitsreichen Alltag zurück.




Es ist kaum verwunderlich, dass nach den Feiertagen das Bedürfnis und die Notwendigkeit zum Aufräumen bestehen. Wenn man es mit dem Aberglauben im deutschsprachigen Raum genau nimmt, darf über die Rauhnächte keine Wäsche gewaschen und schon gar nicht draußen aufgehängt werden - besonders nicht Bettwäsche - und keine Spindel und Nadel verwendet werden. Man darf nicht arbeiten, sonst kommt Unglück über Heim und Hof. Es ist verboten, Flachs anzurühren und zu bearbeiten, sonst ist Frau Holle erzürnt und Ratten und Mäuse fallen über das Haus her... 🐭🐭🐭




Auch wenn man sich nicht an diese Regeln hält, so bleibt über Weihnachten ganz schön viel Arbeit liegen, und eigentlich freue ich mich schon wieder auf den Alltag nach den Feiertagen, auch wenn es noch so schön war mit der Familie und allen Freunden und Verwandten.




Früher banden die Menschen in den Rauhnächte neue Besen, weil sie besonders gut sein und besonders lang halten sollten. Die sind dann auch gut zu verwenden am Aufräummontag! 🧹Die alten Besen verbrannten sie.



Der Christbaum muss heute raus...

Auch wenn es einen weiter in der Ferne liegenden Termin für die Christbaumräumung gibt - den Lichtmesstag - bei uns zu Hause wird er heute verräumt. Traurig bin ich schon, dass der Christbaum🎄wieder raus muss, aber der Platz wird einfach zum Arbeiten benötigt, und er nadelt diesmal schon richtig ab. Unser Kater liebt den Christbaum ebenfalls sehr! Er denkt wahrscheinlich, wir haben ihn für ihn hingestellt... 😊


Unser Kater liebt den Christbaum einfach, manchmal schläft er den ganzen Tag darunter.



Unsere Christbäume, einer steht vor dem Haus und der andere in der Stube, werden aber nicht gleich kaltherzig zur Sammelstelle gebracht. Nun stehen sie gemeinsam vor dem Haus und erfreuen uns noch ein paar Wochen bis Mariä Lichtmess. Dann werden sie zum Trocknen verräumt.


Früher hat mein Großvater aus den Zweigen des Christbaums Quirl gemacht. Meine Großmutter hat mit ihm ganz genau den Christbaum "beschaut", wie viele "rausgegehen" müssen. Manchmal sind sie dann ganz schön klein und dünn ausgefallen, denn mein Großvater wollte meine Großmutter nicht enttäuschen und zu wenige Quirl "liefern".



Wie macht man Tannenquirl?

Die Äste der Baumspitzen werden auf die richtige Länge geschnitten. Dickere Äste können auch verwendet werden. Danach die Nadeln und die Rinde entfernen. Die Rinde kann mit einem Messer ‚abgeschält‘ werden. Dann der ‚Quirl‘ (wir sagten 'das' Quirl) ungefähr 10 Minuten auskochen. Dabei tritt Harz aus. Die Rindenreste werden sehr weich und können nun leicht abgezogen werden. Das war eine Arbeit, die oft wir Kinder gemacht haben und großen Spaß gemacht hat!



Wenn der Quirl nach wenigen Minuten abgetrocknet ist, mit Schleifpapier etwas abschleifen. Für eine längere Haltbarkeit mit Leinöl (oder einem anderen natürlichen Öl, ich verwende dazu abgelaufenes, bitteres Olivenöl) einreiben und mit einem Tuch nachtrocknen.

Zuvor muss der Baum aber ordentlich abtrocknen, bei uns ist er meist ein paar Wochen im Freien gestanden, bevor mein Großvater die Quirl gemacht hat.



Wie Christbäume entsorgen?

Natürlich kann der Christbaum zu einer öffentlichen Sammelstelle gebracht werden. Christbäume können noch auf viele andere Arten weiterverwertet werden, zum Beispiel werden sie Ziegen zum Abknabbern gegeben, die Nadeln können für Badesalze, Tees verwendet werden, die Zweige als Frostschutz. Die Tiere in Tiergärten, wie Elefanten, freuen sich ebenfalls sehr über entsorgte Christbäume.


Elefanten im Tiergarten Schönbrunn in Wien (www.weihnachtsmarkt.co.at/FOTOFALLY)



Wir zersägen unseren Christbaum im Frühjahr und befeuern damit das Osterfeuer. An nassen und schmutzigen Weg- und Geländestellen kann man die trockenen Reisigäste zum Drauftreten auflegen.


Der Kreislauf der Natur...



Übrigens: Im Pfahlbautenmuseum von Fiavé (UNESCO-Welterbe) am Carera-See bei Trient sind 3.500 Jahre alte Quirl aus Tannenholz zu bewundern.


3.500 Jahre alte Holzquirl (Bronzezeit) aus dem Pfahlbautenmuseum von Fiavé,Trient

[foto O. Michelon]


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