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Aschermittwoch und Fastenzeit

Als Aschermittwoch wird seit dem 6. Jahrhundert jener Mittwoch vor dem 6. Sonntag vor Ostern („Invocabit“) bezeichnet. Am Aschermittwoch beginnt in der Westkirche seit dem Pontifikat Gregors des Großen die vierzigtägige Fastenzeit. Die Bezeichnung Aschermittwoch kommt von dem Brauch, an diesem Tag im Gottesdienst die Asche der verbrannten Palmzweige des Vorjahres zu weihen und die Gläubigen mit einem Kreuz aus dieser Asche zu bezeichnen. Die Aschenweihe und der Empfang des Aschenkreuzes (auch Aschekreuzes) gehören zu den heilswirksamen Zeichen, den Sakramentalien.


Pieter Bruegel der Ältere: Kampf zwischen Fasching und Fasten, Kunsthistorisches Museum Wien, Bilddatenbank 1.



Fastenzeit

Die Fastenzeit soll an die 40 Tage erinnern, die Jesus Christus fastend und betend in der Wüste verbrachte (Mt 4,2 EU), und auf Ostern vorbereiten. Die Ostkirche kennt keinen Aschermittwoch, weil ihre Fastenzeit bereits am Sonntagabend der siebten Woche vor Ostern beginnt.


Seit der Spätantike mussten im Christentum Menschen, denen eine Kirchenbuße auferlegt wurde, am Anfang der Fastenzeit ein Bußgewand anziehen, und sie wurden mit Asche bestreut. In der Kirche Galliens wurden sie – in Anlehnung an die Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies (Gen 3 EU) – aus der Kirche vertrieben. Am Gründonnerstag wurden sie wieder zum Empfang der Kommunion zugelassen. Während dieser Brauch um das Ende des 10. Jahrhunderts verlorenging, setzte sich die Aschenbestreuung aller Gläubigen durch, nachdem zunächst einzelne sie aus Solidarität mit den Büßern auf sich genommen hatten. Das erste Gebet zur Aschensegnung stammt aus dem 11. Jahrhundert, die Vorschrift, für die Gewinnung der Asche die Palmzweige des Vorjahres zu verwenden, stammt aus dem 12. Jahrhundert. Auf der Synode von Benevent (1091) empfahl Papst Urban II. den Brauch der Aschenbestreuung für die ganze Kirche.


Aschenkreuz



Verzicht auf Fleisch

Die 40 Tage Fastenzeit sind eher symbolisch als mathematisch zu verstehen, einschließlich der Sonntage (die keine Fastentage waren) dauert sie 46 Tage. Als klassische Fastenspeise gelten Fisch und Brezen. Vor der Entwicklung des Kühltransports waren Kabeljau (Stockfisch) und Hering die einzigen Meeresfische, die in Binnenländer exportiert werden konnten. Man salzte die Heringe ein und verfrachtete sie in Fässern. Süßwasserfische blieben den oberen Ständen vorbehalten, denn Jagd und Fischerei waren Herrenrechte. Klöster hatten ihre eigenen Fischteiche. Auch heute findet traditionell am Aschermittwoch noch der Heringsschmaus statt.


Heringsschmaus von NORDSEE



Da Papst Gregor I. (um 540 in Rom; † 12. März 604 in Rom) im Jahr 590 bestimmte, dass warmblütige Tiere nicht mehr auf den Tisch kommen durften und später noch Butter, Milch, Käse und Eier auf die Verbotsliste kamen, nahm das „Fleischfasten“ in den Klöstern mitunter skurrile Züge an: Seit dem Konstanzer Konzil (1414–1418) stand fest, dass alles, was im Wasser lebt, als Fisch gezählt wird. Und Fische sind ja schließlich erlaubt. Somit kamen in der Fastenzeit neben Fischen auch Biber (wegen ihres geschuppten Schwanzes) und Fischotter auf den Tisch. Diese Tiere galten lange Zeit als Fische und war deshalb als Fastenspeise zugelassen. Das soll angeblich fast zur Ausrottung der Tiere geführt haben. Wer in sehr alten Kochbüchern stöbert, kann darin durchaus auch Rezepte zur Zubereitung von Fischottern und Bibern finden. Die Zubereitung erforderte anscheinend einige Zeit, da der Fischotter mindestens einen Tag – besser noch zwei – gebeizt wurde.




Es heißt, dass vor allem in Klöstern das „Leben unter Wasser“ weit ausgedehnt wurde: Schweine wurden ertränkt und somit zu den „Wassertieren“ gezählt. Diese Praxis führte der Legende nach dazu, dass es in einem barocken Benediktinerkloster dem Abt und Konvent untersagt war, ein „Spanferkel in den Klosterbrunnen zu schmeißen und es wieder herauszuziehen und als Fisch, als Wassertier auch in der Fastenzeit zu essen“.


Es gab aber noch weitere Tricks, das Fasten zu umgehen, etwa die Fischtaufe: Der Legende nach soll sich ein Abt über einem Spanferkelbraten bekreuzigt und die Worte: „Baptisto te carpem (Ich taufe dich Karpfen)“ gesagt haben. Ein weiterer Trick war es, Verstecke von Fleisch vor den Mitbrüdern und besonders vor dem lieben Herrgott zu finden: etwa in Teigtaschen (Maultasche), Brot oder Strudeln.



Fastenbier

Weiters wird mit dem Konsum von „Flüssigem“ das Fasten nicht gebrochen: Was wären die Mönche ohne ihr Bier? Das diente bei der schweren körperlichen Arbeit der Mönche früher vor allem zur Stärkung. Es schien unmöglich, 40 Tage lang darauf zu verzichten. Eine Lösung musste her! Warum also nicht den Papst persönlich fragen, ob Bier unter die Regel „Liquida non frangunt ieunum – Flüssiges bricht das Fasten nicht“ falle. Dieser soll sie daraufhin um eine Probe des Getränks gebeten haben. Auf dem weiten Weg nach Rom soll das eigens gebraute „Fastenbier“ natürlich verdorben sein. Bei der Verköstigung habe der Papst das „abscheuliche Gesöff eines Fastengetränkes würdig“ erklärt. Seitdem ist das Bier in der Fastenzeit erlaubt. Das erste Starkbier bzw. Fastenbier brauten Mönche im frühen Mittelalter in Bayern.

Drei Brüder beim Biergenuss, wohl bekomm's!



Die Geschichte des Fastenbiers ist also jahrhundertealt. Paulanermönche forschten im Kloster an Bier-Rezepturen, um die Zeit des Verzichtens zu überstehen. Das sogenannte „Dünnbier“, das sie tranken, konnte den Hunger aber nicht stillen. Deswegen verwendeten sie mehr Hopfen und Malz, um ein nährstoffhaltigeres Bier zu brauen, das „flüssige Brot“. Fünf Liter Bier durfte ein Mönch angeblich in der Fastenzeit trinken – pro Tag. Bis heute gibt es in der Fastenzeit die Starkbieranstiche. Dort hat der heutige Starkbieranstich am Nockherberg seine Ursprünge. In Bayern – und insbesondere München – wird Starkbier während der Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostern ausgeschenkt. Während dieser Starkbierzeit trifft sich das Volk dann zu zünftigen Starkbierfesten in den Brauhäusern. Dabei hat sich auch die Tradition des öffentlichen „Derbleckens“ etabliert. Heute wird der Begriff häufig im Zusammenhang mit dem jährlichen Starkbieranstich auf dem Münchner Nockherberg gebraucht. Er bedeutet, jemanden spöttisch aufs Korn nehmen. Der älteste historische Nachweis über klösterliche Braukunst ist aus dem Jahr 820 im Benediktinerkloster in Sankt Gallen überliefert. Zur damaligen Zeit – wir befinden uns vor der Einführung des Reinheitsgebotes – war es üblich, aus allen möglichen Getreidesorten Bier zu brauen.



Brezen und Schnecken

Fastenbrezen, salzige Laugenbrezen waren lange haltbar, ihre Form soll an verschränkte Arme als Gebetshaltung erinnern. Die Kinder, die an den Kartagen mit den Ratschen gingen, erhielten solche Brezen als Lohn. In Salzburg vertrieb ein Wanderhändler die Fastenbrezeln, bei der Fastendult, dem vorösterlichen Jahrmarkt, konnte man sie an vielen Ständen kaufen. Man erwarb sie nach der Osterbeichte und brachte sie mit heim. Zuhause gebacken wurden sie zwischen Aschermittwoch und dem Samstag vor Palmsonntag. Sie dienten auch als Einlage in die Fastensuppe (Brezensuppe) und als Behang von Palmbuschen. Im Land Salzburg war der Kundigundentag (3. März) der Tag der Brezenspende. Schnecken zählen ebenfalls zu den Fastenspeisen, besonders Weinbergschnecken waren sehr beliebt. In Schwaben und im Allgäu aß man sie gemeinsam beim „Schneggenball“ am Aschermittwoch.

Rezepte für die Zubereitung von Weinbergschnecken finden sich in vielen älteren Kochbüchern aus ganz Österreich.




In Pottendorf in Niederösterreich zogen am fünften Fastensonntag die Ortsburschen in weißer Fleischhauerbekleidung eine große Schneckenfigur durch den Ort, hängten sie an einen Baum und zerschlugen sie mit einem Fleischerbeil. Im Oberinntal begann man den Josefitag, den Tiroler Landesfeiertag, auf besondere Weise: Hausleute und Gesinde versammelten sich frühmorgens im Sonntagsstaat um den Tisch. Die dampfende Suppenschüssel wurde aufgetragen und das Tischgebet gesprochen. Doch in dem Moment, in dem das Essen beginnen sollte, nahm die Bäuerin die Schüssel wieder weg. Erst am Abend kam sie wieder auf den Tisch, denn bis zum Sonnenuntergang musste gefastet werden.



Fastenvelum

Der Schmachtfetzen (Schmacht = Hunger) ist das Hungertuch, das von Aschermittwoch bis Karsamstag Altäre und Kruzifixe verdeckte, den auch die Augen sollten fasten. Seit dem 11. Jahrhundert war es üblich, diese mit einem schwarzen oder violetten Fastenvelum zu verhüllen. Im Spätmittelalter und im 16./17. Jahrhundert erhielten die Fastentücher Darstellungen der Leidensgeschichte in Art der Armenbibel (Biblia pauperum) für die des Lesens unkundigen Gläubigen. Berühmt ist das 88 m2 große, gotische Gurker Fastentuch aus dem Jahr 1458.


Das 88 m2 große, gotisch Gurker Fastentuch (1458) ist ein kulturhistorisches Juwel mit 99 szenischen Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament, die das heilsgeschichtliche Handeln Gottes am Menschen von der Schöpfung bis zum Jüngsten Tag nachzeichnen. Eine Besonderheit des Gurker Fastentuches ist die Darstellung von Menschen aus der Profangeschichte – zum Beispiel von Alexander dem Großen, Julius Cäsar oder Kaiser Augustus. Das Tuch wurde in den vergangenen zwei Jahren vom Bundesdenkmalamt in Wien untersucht und konserviert. 2019 kam bereits die rechte Tuchhälfte mit Szenen aus dem neuen Testament fertig restauriert nach Gurk zurück; 2020 wurde auch die Restaurierung des linken Tuchhälfte mit Abbildungen aus dem Alten Testament abgeschlossen. Am Bild ganz rechts ist im Detail ein Dämonenaustreibung zu sehen.




Zur Etymologie des Wortes „fasten“

Fraglich ist, ob „fasten“ bereits auf das im Indogermanischen bestehende Wort *pasto- zurückzuführen ist, von dem sich in weiterer Folge das germanische *fasta- abgeleitet haben soll. Spätestens jedoch in der Zeit, bevor sich die germansichen Sprachen aufspalteten, bestand das Wort „fasta“ in der Bedeutung fest, hart, stark und es existierte auch *fastēn, *fastǣn germ V.sw. für festhalten und auch fasten in der heutigen Bedeutung.


Daraus lässt sich ableiten, dass das Fasten bereits praktiziert wurde, als die Kirche selbst noch nicht existierte, da die Germanen bereits vor 2.500 Jahren ihre Sprache entwickelten.

Gleichzeitig liefert die Etymologie einen Hinweis darauf, dass das Verb „fasten“ in einem engen Zusammenhang mit den Adjektiven fest, hart, stark steht. Betrachetet man „fasten“ im Sinne des englischen Begriffs fasten, der soviel wie festmachen, (be-)festigen bedeutet, könnte darauf geschlossen werden, dass den Menschen auch damals schon der kräftigende und festigende Effekt des Fastens bekannt und bewusst war. Auch der germanische Göttervater Odin fastete dem Hávamál (Lieder-Edda) nach, als er sich selbst neun Tage und neun Nächte auf der Weltesche Yggdrasil aufhängte – seine Seite selbst mit einem Speer durchbohrt. Odin spricht:


Ich weiß, dass ich hing am windigen Baum Neun lange Nächte, Vom Speer verwundet, dem Odin geweiht, Mir selber, ich selbst, Am Ast des Baumes, dem man nicht ansehn kann Aus welcher Wurzel er sproß.
Sie boten mir nicht Brot noch Met; Da neigt ich mich nieder Auf Runen sinnend, lernte sie seufzend: Endlich fiel ich zur Erde. (...)

Von den Speisen und Getränken, die Odin gereicht werden, nimmt er selbst keine zu sich, während dieser sich nur von Wein ernährt. Odin verschmäht das Fleisch des Ebers und den Met, die von seinen beiden Wölfen Geri (der Gierige) und Freki (der Gefräßige) verzehrt werden.


Links: Odin opfert sich selbst, indem er sich am Weltenbaum Yggdrasil (der von verschiedenen Kreaturen bewohnt wird) aufhängt, wie in Hávamál bezeugt. Illustration aus Karl Gjellerups Den ældre Eddas Gudesange (1895); Mitte: Junger Odin mit Geri und Freki; Rechts: Bild von Yggdrasil im isländischen Manuskript AM 738 aus dem 17. Jahrhundert, das im Árni-Magnússon-Institut in Island aufbewahrt wird. Die Schlange Níðhöggr ist unter Yggdrasils Stamm und der Hahn Gullinkambi in Richtung seiner Spitze sichtbar.


Auch die Kelten kannten das Fasten als bewusstes Verzichten. Imbolc – der Vollmond um den 01. Februar – war das Fest der Vertreibung des Winters und der Anfang der Fastenzeit sowie eine Zeit des aufkommenden Lichtes und der inneren Reinigung.




Rezept Laugenbrotsuppe

Zutaten:

1 ½ Liter Suppe

½ TL Majoran

200 g trockenes, altbackenes Laugenbrot

2 Zwiebeln

1 EL Schmalz

2 EL Butter

½ TL Kümmel

1 kleine Knoblauchzehe

1 Bund Schnittlauch

Salz

Pfeffer, frisch gemahlen

ev. etwas Sauerrahm oder Schlagobers


Für dieses Rezept kann genauso gut anderes altbackenes Brot, aber kein Vollkornbrot verwendet werden. Die Suppe ist eine kräftigende Speise, die eine Hauptmahlzeit ersetzen kann, wenn man ein bisschen fasten möchte.



Zubereitung:

Das Laugenbrot in ca. 1/2 bis 1 cm große Würfel schneiden, in 1-2 EL Butter leicht anbraten – beiseitestellen.


Die in Ringe geschnittenen Zwiebeln in dem Schmalz-Butter-Gemisch (1 EL Schmalz, 1 EL Butter) bei milder Hitze unter häufigem umrühren schön bräunen, Kümmel und zerdrückte Knoblauchzehe darunter mischen – beiseitestellen.


Schnittlauch in Röllchen schneiden.


Die Suppte mit Majoran aufkochen, mit Salz und Pfeffer abschmecken.


Brotwürfel und Zwiebelmischung in den Teller geben und mit der kochend heißen Brühe auffüllen. Alternativ kann die Suppe auch mit dem Pürierstab zerkleinert, mit etwas Sauerrahm oder Schlagobers abgeschmeckt und einigen übrigen Brotwürfeln garniert werden. Zum Schluss mit Schnittlauch bestreut servieren.

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