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April, April – der macht, was er will...


Heute ist der 1. April. Es ist der Tag, an dem man nicht alle Dinge ernst nehmen und jederzeit mit einem Scherz oder Schabernack rechnen sollte. Der April ist auch für sein wechselhaftes und unbeständiges Wetter berüchtigt. Früher hieß der April ōstermānōt, also Ostermonat. Die heutige Bezeichnung für vierten Monat im Kalenderjahr, althochdeutsch abrello (12. Jahrhundert) setzte sich nur allmählich, endgültig erst im 18./19. Jh. durch.




In den April schicken seit 1618

Ein Aprilscherz ist ein Schabernack, den Erwachsene und auch Kinder mit ihren Freunden und ihrer Familie am 1. April treiben. Man nennt diesen Brauch auch „in den April schicken“. Meist wird beim Aprilscherz eine Geschichte oder eine spektakuläre Nachricht erfunden, die natürlich nicht stimmt, oder es werden andere Streiche gespielt.


Vor etwa 400 Jahren, im Jahre 1618, wurde die Redewendung „jemanden in den April schicken“ erstmals in Bayern aufgeschrieben. Den Aprilscherz als Begriff gibt es allerdings erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im "Grimms Deutschen Wörterbuch" wird zwar der Aprilscherz noch nicht angeführt, allerdings hat der Aprilnarr dort bereits einen Eintrag (1854):


APRILLSNARR, m. poisson d'avril, engl. april's fool, aprilfool: selbst die übrigen, die man hier als lächerlich hintergangne aprilsnarren (dupes) bezeichnet. Göthe4 6, 161. im nördlichen England sagt man aprilgouk,aprilsgauch, kukuk. Brandpopular antiquities ed. Halliwell. Lond.1848. 1, 139.

Einmal haben meine Freundin und ich am 1. April beim Schulbusfahren den Buben vor uns mit seinen Jackenbändern am Bussitz festgebunden. Als er aussteigen wollte, konnte er nur nicht... Aber die nächste Haltestelle war die Endstation und er musste nur ein paar Meter weiter nach Hause gehen als sonst... Wir halfen ihm auch beim Losbinden!


Aprilscherze kommen auch bei in Astrid Lindgrens Buch "Die Kinder aus Bullerbü" (1947) vor und zwar gleich mehrfach:


Zunächst wird die Lehrerin in den April geschickt, indem ihr Wecker heimlich verstellt wird und die Kinder so tun, als hätte sie eine Stunde verschlafen. Ihre Reaktion fällt sehr milde aus. Bei uns in der Klasse haben die Buben am 1. April die Tafelkreide versteckt oder Knisterpulver, das es damals als Naschzeug gab, dick auf dem Lehrerstuhl oder vor der Tafel, wo der Lehrer hin und her ging, ausgestreut. Das gab ein Lachen...!


Für Kinder ist der 1. April ein Tag, auf den sie schon warten– endlich ist Streiche spielen erlaubt!



Als meine Mutter noch in die Schule ging (Mitte 1950er Jahre), sind vor der Stunde die Kinder alle aus dem Fenster verschwunden und der Lehrer trat in die leere Klasse. Als er das offene Fenster sah, kletterte er den Kindern nach und wollte sie in die Klasse verweisen. Diese gingen durch die Tür in das Klassenzimmer, verließen es aber der Reihe nach wieder durch das Fenster... Und der Lehrer hinterher – so verbissen wollte er die Kinder zusammentreiben! Das ging eine zeitlang so, bis der Direktor einschritt... Dann war der Spass aber vorbei!


In den Kindern von Bullerbü wird der Magd Agda ein Zettel mit der Aufschrift "O, wie sehr ich Oskar liebe!" auf den Rücken geklebt. Oskar, der Knecht, sieht sich das natürlich so lang wie möglich genüsslich an, während alle am Tisch auf das Essen warten und Agda sich während des Kochens immer wieder von hinten präsentiert... Alle am Tisch kichern schon. Selbstverständlich ist es Agda schrecklich peinlich, als sie den Zettel auf ihrem Rücken bemerkt, aber Oskars Reaktion ist sehr schmeichelhaft: "Ich hoffe, dass es so ist", sagt er.


Die Kinder von Bullerbü beim Picknick mit der Magd Agda und dem Knecht Oskar, die sich im Geheimen lieben.



Woher kommt der Aprilscherz?

Dazu gibt es mehrere Theorien. Eine davon besagt dem Theologen Manfred Becker-Huberti zufolge, dass es schon im Volksglauben der Antike eine Vielzahl von angeblichen Unglückstagen (vgl. Freitag, der 13.), zu denen auch der 1. April zählte, da an diesem Tag Judas, der Verräter Jesu, geboren worden sei. (Es gibt auch sog. Schwendtage, wie etwa den 1. August = Tag, an dem Luzifer aus dem Paradies in die Hölle verbannt worden sein soll; Anm. d. Verf.). Diese Theorie ist meiner Meinung nach aber nicht schlüssig, da es einem streng gläubigen Menschen nicht einfallen würde, sich Scherze in Verbindung mit Sachverhalten oder Personen zu erlauben, die mit Jesu Leiden und Tod in Zusammenhang stehen.


Es gibt weitere Theorien, die mit dem deutschen Münzwesen, dem französischen König Heinrich IV., dem 80-jährigen Krieg (1568 bis 1648), einer missglückten, in Frankreich eingeführten Kalenderreform oder dem Wetter zu tun haben sollen.

Ob diese Erklärungen den Kern treffen, bleibt ungewiss….


Trotzdem ist Becker-Huberti meiner Meinung nach auf der richtigen Spur. Es gibt neben diesen Unglückstagen auch die sog. Unruhnacht, auch Störnacht (Stiernacht), Freinacht oder Bosheitsnacht genannt, mit der meiner Meinung nach der Aprilscherz am ehesten in Verbindung zu bringen ist. Diese ist eine Nacht vor einem Feiertag oder die Nacht zwischen zwei aufeinanderfolgende Feiertage. Dieser Brauch hat damit zu tun, dass an einem Feiertag kein bewegliches Gut herumstehen darf. Dies galt nicht als schicklich! Deshalb machten sich Burschen im Ort einen Spass daraus, ein wenig zu "helfen" und herumstehende, unaufgeräumte Gegenstände "aufzuräumen". Diese wurden etwa am Dorfplatz aufgeschlichtet. Machmal wurd der Heuwagen aufs Dach gestellt oder ein offenes Hoftor ausgehängt und am Dorfplatz "verwahrt". Außerdem werden in solchen Nächten heimliche Liebeverhältnisse bekanntgemacht. Allgemein ist es eine Zeit des Unfugs und der Rüge, in der zur Ordnung gemahnt wird.


"Pfingststehlen" in Oberösterreich



Besondere Unruhnächte sind jene, in denen noch die alten Götter oder Geister mit im Spiel sind:

  • Die Nacht vom 31. März auf 1. April (Garaus der Wintergeister)

  • Die Nacht vom 30. April auf 1. Mai (Walpurgisnacht (der Tanz der Hexen und Geister feiern die "Frühjahrslust", Maibäume werden gestohlen)

  • Die Nacht vom Ostersonntag auf den Ostermontag (Meist sind Unruhnächte jene, in denen ein Feiertag auf den anderen folgt.)

  • Die Nacht von Pfingstsonntag auf Pfingstmondtag, (Unruhnacht Pfingsten, der Heilige Geist geht um)

  • Die Nacht vor Allerheiligen (Halloween Allerheiligenabend: die toten Ahnen gehen um)

  • Dee Nächte zwischen Weihnacht und Hl. Dreikönig (Rauhnächte: der alte Gott Wodan und sein Gefolge ziehen herum)

  • Die Nacht vom 24. Dezember auf 25. Dezember (oft 1. Rauhnacht)

  • Die Nacht vom 31. Dezember auf 1. Jänner (Silvester: Wintergeister vertreiben und Rauhnacht)

  • Die Nacht vom 5. auf 6. Jänner (Dreikönigsnacht, Gebnacht: letzte und stärkste Rauhnacht)

Die bedeutendste Unruhnacht war jedenfalls die Nacht vom Pfingstsonntag auf Pfingstmontag (Pfingststehlen), zumindest wenn es um das Verräumen und andere Streiche geht. Auch von Ostersonntag auf Ostermontag war dieser Brauch vor allem in Oberösterreich stark ausgeprägt.




Bräuche zum 1. April weltweit

Inzwischen hat sich der Brauch vielerorts in Europa und auch in den USA verbreitet. Allerdings auf unterschiedliche Art und Weise: In Italien und Frankreich etwa veralbern sich die Menschen mit sogenannten April-Fischen. Sie basteln Papiertiere, die sie einander heimlich auf den Rücken kleben – am besten mit einem lustigen Spruch darauf.

Der Brauch des Aprilscherzes ist mit Auswanderern in die USA gekommen. Dort nennt man das Datum „April Fools’ Day“, übersetzt: Tag der Aprilnarren. Menschen aus der Stadt San Diego haben im Internet sogar ein „Streiche-Museum“ eröffnet und eine Liste der 100 besten Aprilscherze der Welt zusammengestellt.



Wer es an die Spitze geschafft hat? Ein britischer Fernsehsender brachte 1957 eine Reportage über Spaghetti-Bäume und zeigte Menschen, die die langen Nudeln von den Ästen pflückten. Natürlich völliger Quatsch! Trotzdem meldeten sich wenig später Zuschauer und fragten, wie man die Bäume anbauen kann. Statt Spaghetti haben sie daraufhin aber bloß ein Lachen geerntet.




Etymologie

April m. Name des vierten Monats im Kalenderjahr, ahd. abrello (Hs. 12. Jh.), mhd. aberelle, abrille, aprille, mnd. Ap(p)ril, mnl. april(le), aprel, nl. April, mengl. averil, engl. April gehen zurück auf lat. Aprīlis (mēnsis), das den 2. Monat des ursprünglich mit dem März beginnenden Jahres bezeichnet.


Die Herkunft des lat. Wortes ist nicht sicher geklärt; am ehesten wohl im Sinne von ‘der zweite, folgende (Monat)’ verwandt mit 'aber' im Sinne einer mehrfachen Wiederholung aus ‘wieder(um), abermals, noch einmal’,und komparativische Bildung zum dort dargestellten ie. *apo- ‘ab, weg’. April, das seit mhd. Zeit in mannigfachen Formvarianten (obd. überwiegt abrelle bis ins 16. Jh.) und zum Teil noch lange als fremdes Wort (mensis Aprilis u. ä.) in dt. Kontext verwendet wird, setzt sich gegen das ältere einheimische ahd. ōstarmānōd (11. Jh.), mhd. ōstermānōt nur allmählich, endgültig erst im 18./19. Jh. durch.




Aprilwetter

Schnee, Sonne, Graupel, Gewitter und Hagel… im April ist das alles innerhalb weniger Stunden möglich. Oft begleiten lebhafte Winde meist aus Nordwest bis Nord den raschen Wechsel. Warme und sonnige Phasen ringen mit kalten und nassen um die Vorherrschaft.

Bereits im Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ist über das Aprilwetter zu lesen:

„Herrengunst und Aprillenwetter sind veränderlich.“

Die Ursache für Aprilwetter ist die labile Schichtung der auf der Rückseite von Tiefdruckgebieten einfließenden maritim-arktischen Kaltluft. Die kalte Luft strömt dabei über bereits erwärmte Landmassen. Ein weiterer Grund liegt in der unterschiedlich schnellen Erwärmung von Wasser- und Landmassen. Landmassen erwärmen sich viel rascher als Meere und Ozeane, dafür können letztere die Wärme deutlich länger speichern. Diese Temperaturunterschiede suchen nach einem Ausgleich, und das Wetter spielt so lange verrückt, bis der Ausgleich hergestellt ist...


Das Wetter im April ist launisch. aber das Licht wunderschön, wie hier im April in Südtirol (Bild Mitte).





Wie eine Redewendung besagt, ist auch so mancher Mitmensch so launisch wie der April!






Quellen:




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