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Agathentag — 2. Februar


Und weiter geht es im Reigen der Brauchtage Anfang Februar! Am 5. Februar ist der Agathentag – auch Aitentag genannt –, und nach dem Lichtmess- und dem Blasiustag spielt auch am Agathentag Licht eine große Rolle! Der Name Agathe bedeutet „die Gute“.



Hl. Agatha mit ausbrechendem Ätna im Hintergrund


Das Leben der Heiligen Agatha

Die Hl. Agatha (Agathe, Ágata, Agda, 225 bis um 250 n. Chr.), Jungfrau und Märtyrin zu Catania (Sizilien), war ein christliches Mädchen aus einer vornehmen Familie, das wegen seiner Schönheit von Statthalter Quintian umworben wurde. Sie aber wies ihn mit der Begründung zurück, sie sei eine Braut Christi. Der gekränkte Brautwerber ließ sie daraufhin in ein Freudenhaus, wo man ihr die Brüste abschnitt, bringen. Der Hl. Petrus brachte ihr heilsamen Balsam. Als man sie am nächsten Tag auf einem Haufen mit glühenden Scherben foltern wollte, erschütterte ein Erdbeben die Stadt. Sie erlag im Kerker ihren Verletzungen.

Sie gehört zu den Märtyrern vom unzerstörbaren Leben, das sind frühchristliche Glaubenszeugen, die mehrere tödliche Martern überlebten.


V.l.n.r.: Francisco de Zurbarán: (1) Hl. Agatha (1630–1633, Detail); (2) Hl. Agatha von Catania (St. Agatha of Sicily) von Francesco Guarino 1612 im Museo e Gallerie Nazionali di Capodimonte, Napoli; (3) Alter und Künstler unbekannt.


Darstellungen zeigen sie oft mit Palmzweig, Fackel oder Kerze, gekrönt und am häufigsten auf einer Platte die Brüste tragend, zu Füßen eine Tafel mit Inschrift. In Wiener katholischen Kirchen befinden sich Darstellungen im Stephansdom, in der Kirche Am Hof und in der Paulanerkirche.


In der Steiermark ist die Schlosskapelle der Propstei Zeiring (1160) der Hl. Agatha geweiht. Weiters haben die Filialkirche in Bad Goisern am Hallstättersee, die Pfarrkirche St. Agatha im Bezirk Grieskirchen ( beide Oberösterreich) sowie in Niederösterreich Kirchen in Amstetten und im Weinviertel ein Patrozinium der Hl. Agatha.


Probstei Zeiring mit Schlosskapelle, St. Agatha in Bad Goisern, St. Agatha bei Amstetten



Die Legende berichtet, ein Jahr nach dem Tod der Märtyrin hätten die Lavamassen des Vulkans Ätna die Stadt Catania bedroht. Verzweifelte Einwohner hätten den Schleier der Agatha dem Lavastrom entgegen getragen, und dieser sei daraufhin zum Stillstand gekommen. Der Schleier wird seither in Catania als kostbare Reliquie aufbewahrt. Den Tod hat sie um 250 erlitten.


Procopio Serpotta: Statue, um 1740, im Oratorium Santa Caterina d'Alessandria all'Olivella in Palermo


Die Verehrung von Agatha ging schon bald über Sizilien hinaus: Ambrosius erwähnte sie, Papst Gregor I. berichtete von der Wirkung ihrer Reliquien, bereits um 500 wurde ihr eine Kirche in Rom errichtet. Ihre Gebeine liegen ebenso wie der Schleier im Dom in Catania. Die Bewohner von Catania und Malta verehren sie als Schutzheilige, Malta soll sie 1551 vor der türkischen Invasion bewahrt haben. Agatha gehört zu den 14 Nothelfern.

Agatha ist die Schutzpatronin der Feuerwehr (neben dem Hl. Florian), des Malteserordens, der Ammen, Bergleute, Glockengießer, Goldschmiede, Hirtinnen, Weber und ist Schutzheilige gegen Erdbeben, Feuersgefahr, Vulkanausbrüche, Unwetter, gegen Brustkrankheiten und Entzündungen, Hungersnot und Viehseuchen.




Agathenbrot

Das Agathenbrot wird im Alpenraum am 5. Februar oder dessen Vorabend gesegnet. Es schützt vor Fieber und Krankheiten der Brust und hilft gegen Heimweh, das ja oft „wie Feuer brennt.“ Direkt nach der Geburt eines Kindes eingenommen, sollte es bei Frauen den Milchfluss sichern.


Das geweihte Agathenbrot galt auch als Mittel gegen Brände und Feuer. So sollten in Ecken gestreute Brotkrumen das Haus vor Feuer bewahren. Gelegentlich wurden in den ersten Laib Brot, der beim Backen in den Ofen kam, die fünf Finger der rechten Hand gedrückt. Dazu wurde ein Segensspruch gesprochen. Wenn es im Ort brannte, wurde dieser sogenannte „Grifflaib“ ins Feuer geworfen.


Agathenbrot aus Vorarlberg und Kärnten. Agathenbrot hat, wie anderes Brauchgebäck, keine feste Form, sondern unterscheidet sich regional sehr stark.



Agathenbrot fütterte man Ochsen vor dem ersten Anspannen vor einem Pflug und Kühen vor dem Kalben. Vor dem Almauftrieb wurde es dem Vieh verfüttert. Dies sollte Unheil fernhalten und sicherstellen, dass sich die Kühe vertragen. Auch in den Ställen wurde zum Schutz der Tiere ein Stück deponiert. Und natürlich wurde es von den Bauern auch mit auf die Alphütten genommen, wo es ebenfalls zum Schutz für das Vieh neben dem Kreuz platziert wurde.


Es sollte immer ein Stück Agathabrot zuhause aufbewahrt werden. Angeblich konnte dieses Stück Brot nicht schimmeln. So wurde sichergestellt, dass immer genügend Brot für die Familie vorrätig war. Agathabrot wurde auch Dienstboten gereicht, die eine neue Stelle antraten. Mit Kerzen bestücktes Agathenbrot sollte im Wasser sichtbar machen, wo jemand ertrunken war.


Aus Dankbarkeit für die Rettung verschütteter Bergleute aus dem eingestürzten Stollen des Silberbergwerks, wurde Anfang des 16. Jahrhunderts im Silbertal (Vorarlberg) eine der heiligen Agatha geweihte Kirche errichtet. Am Gedenktag wird hier und in anderen Regionen des Landes das Agathabrot auch heute noch in einem feierlichen Gottesdienst gesegnet.


St. Agatha Bergknappenkirche am Kristberg



In Bad Pirawarth, Niederösterreich, wo Agatha zweite Kirchenpatronin ist, werden an ihrem Gedenktag kleine Brote gesegnet und an die Messbesucher verteilt. Agathenbrote bzw. Striezel aus Roggenmehl galten als heilkräftig.


Aufgrund einer jahrhundertealten Stiftung werden sie in Stein im Jauntal (Kärnten) auch heute noch am ersten Februarsonntag von der Burg in die Menge geworfen.


Striezelwerfen in Stein im Jauntal



Die Brote werden von den Bauernfamilien aus der Umgebung gespendet und während der Messe, die vor der Verteilung gefeiert wird, vom Pfarrer gesegnet. Die geweihten Striezel sollen das Haus und deren Bewohner vor Unwetter, Feuer, Krankheit Diebstahl und Hunger bewahren. Sie werden auch auch notleidenden Menschen gereicht.




Agathenzettel

Agathenzettel sind am Agathentag (5. Februar) gesegnete Zettel mit einer Heilsformel, gelegentlich auch mit einer Darstellung der Heiligen Agatha.


Die Inschrift der Agathazettel lautete

„Mentem sanctam, spontaneam, honorem Deo et patriae liberationem“,

das bedeutet

„Sie hatte eine heilige freiwillige Gesinnung, sie gab Gott die Ehre und ihrer Heimat Befreiung.“

Dies stand der Überlieferung nach auf einer Marmortafel, die von einem Engel auf das Grab Agathas gelegt wurde. Gelegentlich wurde der Agathazettel um den Zusatz „Ignis a laesura protege nos, o Agatha pia“ („Heilige Agatha, bewahre uns vor Verletzung durch Feuer“) ergänzt. Manchmal waren die Agathazettel in deutscher Sprache beschrieben, etwa mit:

„Dies Haus soll sein dir anvertraut! Schütz es vor Feuer und Brand, und das ganze Vaterland. Gib uns auch einen heil’gen Sinn, froh für Gott bis zum Tode hin!“


Agathenzettel



Neben ihrer Funktion als Feuerbanner konnten Agathazettel auch als Helfer in Anliegen der Mütter dienen. Agathenzettel wurden bei Bränden ins Feuer geworfen, um es zu bekämpfen, und an Wohn- und Stallbauten zum Schutz vor Feuer angebracht.



Agathenkerzen –„Aitenkerzen“

Nach den Lichterfesten am 2. und 3. weiht man auch am 5. Februar Kerzen (Aitenkerzen). Besonders im oberdeutschen Raum überdauerten Bräuche seit dem späten Mittelalter, und so wurden im Haus Aitenkerzen verwahrt. In St. Oswald in der Steiermark opferte man zwischen 1515 und 1518 Aitenkerzen. Diese sollen vor Feuer schützen.


Aitenkerzen



Agathenverehrung

In Sizilien wird das Fest der Hl. Agatha (Festa di Sant'Agata) groß gefeiert. Die Bewohner von Catania verehren Agatha als ihre Schutzheilige; ab 3. Februar wird das große dreitägige Straßenfest Santuzza gefeiert, eröffnet mit einer Prozession der städtischen Würdenträger und des Klerus zum Dom.


Festa di Sant'Agata in Catania (Sizilien, auf dem rechten Bild im Hintergrund der Ätna)



Dazu gehören auch die Cassatella di sant'Agata, auch bekannt als Cassatina Siciliana, ein traditionelles sizilianisches Gebäck aus Catania, das während des Festes der Heiligen Agatha hergestellt wird. Die Ähnlichkeit zu Brüsten ist bei dieser Süßspeise kaum zu übersehen.


V.l.n.r. oben: Minne di Sant’Agata aus Sizilien oder auch Cassatina Siciliana genannt; ganz rechts: französiches Agathenbrot; v.l.n.r unten: verschiedene Agathabrötli aus der Schweiz



Auch auf Malta findet die Hl. Agatha große Verehrung. Sie ist die Schutzpatronin des Landes.



Bauernregel:

St. Agatha, die Gottesbraut, macht, dass Schnee und Eis gern taut.
An Agatha Sonnenschein bringt viel Korn und Wein.




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